Kitabı oku: «Julius Caesar», sayfa 2
Yazı tipi:
Dritte Szene
Eine Straße. Ungewitter Casca, mit gezognem Schwert, und Cicero kommen von verschiednen Seiten
Cicero
Guten Abend, Casca! Kommt Ihr her von Cäsar?
Warum so atemlos und so verstört?
Casca
Bewegt's Euch nicht, wenn dieses Erdballs Feste
Wankt wie ein schwaches Rohr? O Cicero!
Ich sah wohl Stürme, wo der Winde Schelten
Den knotgen Stamm gespaltet, und ich sah
Das stolze Meer anschwellen, wüten, schäumen,
Als wollt es an die drohnden Wolken reichen;
Doch nie bis heute nacht, noch nie bis jetzt
Ging ich durch einen Feuerregen hin.
Entweder ist im Himmel innrer Krieg,
Wo nicht, so reizt die Welt durch Übermut
Die Götter, uns Zerstörung herzusenden.
Cicero
Ja, saht Ihr jemals wundervollre Dinge?
Casca
Ein Sklave, den Ihr wohl von Ansehn kennt,
Hob seine linke Hand empor; sie flammte
Wie zwanzig Fackeln auf einmal, und doch,
Die Glut nicht fühlend, blieb sie unversengt.
Auch kam (seitdem steckt ich mein Schwert nicht ein)
Beim Kapitol ein Löwe mir entgegen;
Er gaffte stark mich an, ging mürrisch weiter
Und tat mir nichts. Auf einen Haufen hatten
Wohl hundert bleiche Weiber sich gedrängt,
Entstellt von Furcht; die schwuren, daß sie Männer
Mit feurgen Leibern wandern auf und ab
Die Straßen sahn. Und gestern saß der Vogel
Der Nacht sogar am Mittag auf dem Markte
Und kreischt' und schrie. Wenn dieser Wunderzeichen
So viel zusammentreffen, sage niemand:
"Dies ist der Grund davon, sie sind natürlich";
Denn Dinge schlimmer Deutung, glaub ich, sind's
Dem Himmelstrich, auf welchen sie sich richten.
Cicero
Gewiß, die Zeit ist wunderbar gelaunt;
Doch Menschen deuten oft nach ihrer Weise
Die Dinge, weit entfernt vom wahren Sinn.
Kommt Cäsar morgen auf das Kapitol?
Casca
Ja, denn er trug es dem Antonius auf,
Euch kund zu tun, er werde morgen kommen.
Cicero
Schlaft wohl denn, Casca! Dieser Aufruhr läßt
Nicht draußen weilen.
Casca
Cicero, lebt wohl! (Cicero ab.)
Cassius tritt auf.
Cassius
Wer da?
Casca
Ein Römer.
Cassius
Casca, nach der Stimme.
Casca
Eur Ohr ist gut. Cassius, welch eine Nacht?
Cassius
Die angenehmste Nacht für wackre Männer.
Casca
Wer sah den Himmel je so zornig drohn?
Cassius
Die, welche so voll Schuld die Erde sahn.
Ich, für mein Teil, bin durch die Stadt gewandert,
Mich unterwerfend dieser grausen Nacht,
Und so entgürtet, Casca, wie Ihr seht,
Hab ich die Brust dem Donnerkeil entblößt.
Und wenn des Blitzes schlängelnd Blau zu öffnen
Des Himmels Busen schien, bot ich mich selbst
Dem Strahl des Wetters recht zum Ziele dar.
Casca
Warum versucht Ihr den Himmel so?
Es steht dem Menschen Furcht und Zittern an,
Wenn die gewaltgen Götter solche Boten
Furchtbarer Warnung, uns zu schrecken, senden.
Cassius
O Casca! Ihr seid stumpf; der Lebensfunke,
Der glühen sollt in Römern, fehlt Euch, oder
Ihr braucht ihn nicht. Ihr sehet bleich und starrt,
Von Furcht ergriffen und versenkt in Staunen,
Des Himmels ungewohnten Grimm zu schauen.
Doch wolltet Ihr den wahren Grund erwägen,
Warum die Feur, die irren Geister alle,
Was Tier' und Vögel macht vom Stamm entarten
Und Greise faseln, Kinder prophezein;
Warum all diese Dinge ihr Gesetz,
Natur und angeschaffne Gaben wandeln
In Mißbeschaffenheit: nun so erkennt Ihr,
Der Himmel hauchte diesen Geist in sie,
Daß sie der Furcht und Warnung Werkzeug würden
Für irgendeinen mißbeschaffnen Zustand.
Nun könnt ich, Casca, einen Mann dir nennen,
Ganz ähnlich dieser schreckenvollen Nacht,
Der donnert, blitzt, die Gräber öffnet, brüllt,
So wie der Löwe dort im Kapitol;
Ein Mann, nicht mächtiger als ich und du
An Leibeskraft, doch drohend angewachsen,
Und furchtbar, wie der Ausbruch dieser Gärung.
Casca. 's ist Cäsar, den Ihr meint. Nicht, Cassius?
Cassius
Es sei auch, wer es sei: die Römer haben
Jetzt Mark und Bein, wie ihre Ahnen hatten.
Doch weh uns! unsrer Väter Geist ist tot,
Und das Gemüt der Mütter lenket uns,
Denn unser Joch und Dulden zeigt uns weibisch.
Casca
Ja freilich heißt's, gewillt sei der Senat,
Zum König morgen Cäsarn einzusetzen;
Er soll zur See, zu Land die Krone tragen
An jedem Ort, nur in Italien nicht.
Cassius
Ich weiß, wohin ich diesen Dolch dann kehre;
Den Cassius soll von Knechtschaft Cassius lösen.
Darin, ihr Götter, macht ihr Schwache stark,
Darin, ihr Götter, bändigt ihr Tyrannen;
Noch felsenfeste Burg, noch ehrne Mauern,
Noch dumpfe Keller, noch der Ketten Last
Sind Hindernisse für des Geistes Stärke.
Das Leben, dieser Erdenschranken satt,
Hat stets die Macht, sich selber zu entlassen.
Und weiß ich dies, so wiß auch alle Welt:
Den Teil der Tyrannei, der auf mit liegt,
Werf ich nach Willkür ab.
Casca
Das kann auch ich.
So trägt ein jeder Sklav in eigner Hand
Gewalt, zu brechen die Gefangenschaft.
Cassius
Warum denn wäre Cäsar ein Tyrann?
Der arme Mann! Ich weiß, er wär kein Wolf,
Wenn er nicht säh, die Römer sind nur Schafe;
Er wär kein Leu, wenn sie nicht Rehe wären.
Wer eilig will ein mächtig Feuer machen,
Nimmt schwaches Stroh zuerst; was für Gestrüpp
Ist Rom, und was für Plunder, wenn es dient
Zum schlechten Stoff, der einem schnöden Dinge
Wie Cäsar Licht verleiht? Doch, o mein Gram!
Wo führtest du mich hin? Ich spreche dies
Vielleicht vor einem willgen Knecht; dann weiß ich,
Daß ich muß Rede stehn; doch führ ich Waffen,
Und mich bekümmern die Gefahren nicht.
Casca
Ihr sprecht mit Casca, einem Mann, der nie
Ein Ohrenbläser war. Hier, meine Hand!
Werbt nur Partei zur Abstellung der Übel,
Und dieser Fuß soll Schritt mit jedem halten,
Der noch soweit geht.
Cassius
Ein geschloßner Handel!
Nun, Casca, wißt: ich habe manche schon
Der Edelmütigsten von Rom beredet,
Mit mir ein Unternehmen zu bestehn
Von ehrenvoll-gefährlichem Erfolg.
Ich weiß, sie warten in Pompejus' Halle
Jetzt eben mein; denn in der furchtbarn Nacht
Kann niemand unter freiem Himmel dauern.
Des Elementes Antlitz und Gestalt
Ist wie das Werk beschaffen, das wir treiben:
Höchst blutig, feurig und höchst fürchterlich.
Cinna tritt auf.
Casca
Seid still ein Weilchen, jemand kommt in Eil.
Cassius
Ich hör am Gange, daß es Cinna ist;
Er ist ein Freund. – Cinna, wohin so eilig?
Cinna
Euch sucht ich. Wer ist das? Metellus Cimber?
Cassius
Nein, es ist Casca, ein Verbündeter
Zu unsrer Tat. Werd ich erwartet, Cinna?
Cinna
Das ist mir lieb. Welch eine grause Nacht!
Ein paar von uns sahn seltsame Gesichte.
Cassius
Werd ich erwartet, sagt mir?
Cinna
Ja,
Ihr werdet es. O Cassius! könntet Ihr
In unsern Bund den edlen Brutus ziehn —
Cassius
Seid ruhig! Guter Cinna, diesen Zettel,
Seht, wie Ihr in des Prätors Stuhl ihn legt,
Daß Brutus nur ihn finde; diesen werft
Ihm in das Fenster; diesen klebt mit Wachs
Ans Bild des alten Brutus. Dies getan,
Kommt zu Pompejus' Hall und trefft uns dort.
Ist Decius Brutus und Trebonius da?
Cinna
Ja, alle, bis auf Cimber, und der sucht
In Eurem Haus Euch auf. Gut, ich will eilen
Die Zettel anzubringen, wie Ihr wünscht.
Cassius
Dann stellt Euch ein bei des Pompejus' Bühne.
(Cinna ab.)
Kommt, Casca, laßt uns beide noch vor Tag
In seinem Hause Brutus sehn. Drei Viertel
Von ihm sind unser schon; der ganze Mann
Ergibt sich bei dem nächsten Angriff uns.
Casca
O, er sitzt hoch in alles Volkes Herzen,
Und was in uns als Frevel nur erschiene,
Sein Ansehn wird es, wie der Stein der Weisen,
In Tugend wandeln und in Würdigkeit.
Cassius
Ihn, seinen Wert, wie sehr wir ihn bedürfen,
Gabt Ihr recht wohl getroffen. Laßt uns gehn,
Es ist nach Mitternacht; wir wollen ihn
Vor Tage wecken und uns sein versichern. (Ab.)
Zweiter Aufzug
Erste Szene
Rom. Der Garten des Brutus Brutus tritt auf
Brutus
He, Lucius! auf! —
Ich kann nicht aus der Höh der Sterne raten,
Wie nah der Tag ist. – Lucius, hörst du nicht? —
Ich wollt, es wär mein Fehler, so zu schlafen. —
Nun, Lucius, nun! Ich sag: erwach! Auf, Lucius!
Lucius kommt.
Lucius
Herr, riefet Ihr?
Brutus
Bring eine Kerze mir ins Lesezimmer,
Und wenn sie brennt, so komm und ruf mich hier.
Lucius
Ich will es tun, Herr. (Ab.)
Brutus
Es muß durch seinen Tod geschehn. Ich habe
Für mein Teil keinen Grund, ihn wegzustoßen,
Als fürs gemeine Wohl. Er wünscht, gekrönt zu sein;
Wie seinen Sinn das ändern möchte, fragt sich.
Der warme Tag ist's, der die Natter zeugt;
Das heischt mit Vorsicht gehn. Ihn krönen? – Ja —
Und dann ist's wahr, wir leihn ihm einen Stachel,
Womit er kann nach Willkür Schaden tun.
Der Größe Mißbrauch ist, wenn von der Macht
Sie das Gewissen trennt; und, um von Cäsarn
Die Wahrheit zu gestehn, ich sah noch nie,
Daß ihn die Leidenschaften mehr beherrscht
Als die Vernunft. Doch oft bestätigt sich's,
Die Demut ist der jungen Ehrfurcht Leiter;
Wer sie hinanklimmt, kehrt den Blick ihr zu;
Doch hat er erst die höchste Spross' erreicht,
Dann kehret er der Leiter seinen Rücken,
Schaut himmelan, verschmäht die niedern Tritte,
Die ihn hinaufgebracht. Das kann auch Cäsar:
Drum, eh er kann, beugt vor. Und weil der Streit
Nicht Schein gewinnt durch das, was Cäsar ist,
Legt so ihn aus: das, was er ist, vergrößert,
Kann dies und jenes Übermaß erreichen.
Drum achtet ihn gleich einem Schlangenei,
Das, ausgebrütet, giftig würde werden
Wie sein Geschlecht, und würgt ihn in der Schale.
Lucius kommt zurück.
Lucius
Die Kerze brennt in Eurem Zimmer, Herr.
Als ich nach Feuerstein im Fenster suchte,
Fand ich dies Blatt, versiegelt; und ich weiß,
Es war nicht da, als ich zu Bette ging.
Brutus
Geh wieder in dein Bett; es ist noch Nacht.
Ist morgen nicht des Märzen Idus, Knabe?
Lucius
Ich weiß nicht, Herr.
Brutus
Such im Kalender denn, und sag es mir.
Lucius
Das will ich, Herr. (Ab.)
Brutus
Die Ausdünstungen, schwirrend in der Luft,
Gewähren Licht genug, dabei zu lesen.
(Er öffnet den Brief und liest.)
"Brutus, du schläfst. Erwach und sieh dich selbst!
Soll Rom? – Sprich, schlage, stelle her!
Brutus, du schläfst. Erwache! – "
Oft hat man schon dergleichen Aufgebote
Mir in den Weg gestreut.
"Soll Rom?" – So muß ich es ergänzen:
"Soll Rom vor einem Manne beben?" Wie?
Mein Ahnherr trieb einst von den Straßen Roms
Tarquin hinweg, als er ein König hieß.
"Sprich, schlage, stelle her!" Werd ich zu sprechen,
Zu schlagen angemahnt? O Rom, ich schwöre,
Wenn nur die Herstellung erfolgt, empfängst du
Dein ganz Begehren von der Hand des Brutus!
Lucius kommt zurück.
Lucius
Herr, vierzehn Tage sind vom März verstrichen.
(Man klopft draußen.)
Brutus
's ist gut. Geh an die Pforte; jemand klopft. (Lucius ab.)
Seit Cassius mich spornte gegen Cäsar,
Schlief ich nicht mehr.
Bis zur Vollführung einer furchtbarn Tat,
Vom ersten Antrieb, ist die Zwischenzeit
Wie ein Phantom, ein grauenvoller Traum.
Der Genius und die sterblichen Organe
Sind dann im Rat vereint; und die Verfassung
Des Menschen, wie ein kleines Königreich,
Erleidet dann den Zustand der Empörung.
Lucius kommt zurück.
Lucius
Herr, Euer Bruder Cassius wartet draußen;
Er wünschet Euch zu sehn.
Brutus
Ist er allein?
Lucius
Nein, es sind mehr noch bei ihm.
Brutus
Kennst du sie?
Lucius
Nein, Herr, sie tragen eingedrückt die Hüte
Und das Gesicht im Mantel halb begraben,
Daß ich durchaus sie nicht erkennen kann
An irgendeinem Zuge.
Brutus
Laß sie sein. (Lucius ab.)
Es sind die Bundesbrüder. O Verschwörung!
Du schämst dich, die verdächtge Stirn bei Nacht
Zu zeigen, wann das Bös' am freisten ist?
O denn, bei Tag, wo willst du eine Höhle
Entdecken, dunkel gnug es zu verlarven,
Dein schnödes Antlitz? – Verschwörung, suche keine!
In Lächeln hüll es und in Freundlichkeit!
Denn trätst du auf in angeborner Bildung,
So wär der Erebus nicht finster gnug,
Vor Argwohn dich zu schützen.
Cassius, Casca, Decius, Metellus Cimber und Trebonius treten auf.
Cassius
Sind wir gelegen? Guten Morgen, Brutus!
Ich fürchte, daß wie Eure Ruhe stören.
Brutus
Längst war ich auf und wach die ganze Nacht.
Kenn ich die Männer, welche mit Euch kommen?
Cassius
Ja, jeden aus der Zahl; und keiner hier,
Der Euch nicht hoch hält, und ein jeder wünscht,
Ihr hättet nur die Meinung von Euch selbst,
Die jeder edle Römer von Euch hegt.
Dies ist Trebonius.
Brutus
Er ist willkommen.
Cassius
Dies Decius Brutus.
Brutus
Er ist auch willkommen.
Cassius
Dies Casca, dies Cinna, und dies Metellus Cimber.
Brutus
Willkommen alle!
Was stellen sich für wache Sorgen zwischen
Die Nacht und eure Augen?
Cassius
Auf ein Wort,
Wenn's Euch beliebt. (Sie reden leise miteinander.)
Decius
Hier liegt der Ost: bricht da der Tag nicht an?
Casca
Nein.
Cinna
Doch, um Verzeihung! und die grauen Streifen,
Die das Gewölk durchziehn, sind Tagesboten.
Casca
Ihr sollt gestehn, daß ihr euch beide trügt.
Die Sonn erscheint hier, wo mein Degen hinweist;
Das ist ein gut Teil weiter hin nach Süden,
Wenn ihr die junge Jahreszeit erwägt.
Zwei Monde noch, und höher gegen Norden
Steigt ihre Flamm empor, und grade hier
Steht hinterm Kapitol der hohe Ost.
Brutus
Gebt eure Hand mir, einer nach dem andern.
Cassius
Und lasset uns beschwören den Entschluß.
Brutus
Nein, keinen Eid! Wenn nicht der Menschen Antlitz,
Das innre Seelenleid, der Zeit Verfall —
Sind diese Gründe schwach, so brecht nur auf,
Und jeder fort zu seinem trägen Bett!
Laßt frechgesinnte Tyrannei dann schalten,
Bis jeder nach dem Lose fällt. Doch tragen
Sie Feuer gnug in sich, wie offenbar,
Um Feige zu entflammen und mit Mut
Des Weibes schmelzendes Gemüt zu stählen:
O dann, Mitbürger! welchen andern Sporn
Als unsre Sache braucht es, uns zu stacheln
Zur Herstellung? Was für Gewähr, als diese:
Verschwiegne Römer, die das Wort gesprochen,
Und nicht zurückziehn? Welchen andern Eid,
Als Redlichkeit mit Redlichkeit im Bund,
Daß dies gescheh, wo nicht, dafür zu sterben?
Laßt Priester, Memmen, listge Männer schwören,
Verdorrte Greis und solche Jammerseelen,
Die für das Unrecht danken; schwören laßt
Bei bösen Händeln Volk, dem man nicht traut.
Entehrt nicht so den Gleichmut unsrer Handlung
Und unsern unbezwinglich festen Sinn,
Zu denken, unsre Sache, unsre Tat
Brauch einen Eid; da jeder Tropfe Bluts,
Der edel fließt in jedes Römers Adern,
Sich seines echten Stamms verlustig macht,
Wenn er das kleinste Teilchen nur verletzt
Von irgendeinem Worte, das er gab.
Cassius
Doch wie mit Cicero? Forscht man ihn aus?
Ich denk, er wird sehr eifrig für uns sein.
Casca
Laßt uns ihn nicht vorübergehn.
Cinna
Nein, ja nicht.
Metellus
Gewinnt ihn ja für uns. Sein Silberhaar
Wird eine gute Meinung uns erkaufen
Und Stimmen werben, unser Werk zu preisen.
Sein Urteil habe unsre Hand gelenkt:
So wird es heißen; unsre Hastigkeit
Und Jugend wird im mindsten nicht erscheinen,
Von seinem würdgen Ansehn ganz bedeckt.
Brutus
O nennt ihn nicht! Laßt uns ihm nichts eröffnen,
Denn niemals tritt er einer Sache bei,
Wenn andre sie erdacht.
Cassius
So laßt ihn weg.
Casca. 's ist wahr; er paßt auch nicht.
Decius
Wird niemand sonst, als Cäsar, angetastet?
Cassius
Ja, gut bedacht! Mich dünkt, daß Mark Anton,
Der so beliebt beim Cäsar ist, den Cäsar
Nicht überleben darf. Er wird sich uns
Gewandt in Ränken zeigen, und ihr wißt,
Daß seine Macht, wenn er sie nutzt, wohl hinreicht,
Uns allen Not zu schaffen. Dem zu wehren,
Fall Cäsar und Antonius zugleich.
Brutus
Zu blutge Weise, Cajus Cassius, wär's,
Das Haupt abschlagen und zerhaun die Glieder,
Wie Grimm beim Tod und Tücke hinterher.
Antonius ist ja nur ein Glied des Cäsar.
Laßt Opferer uns sein, nicht Schlächter, Cajus.
Wir alle stehen gegen Cäsars Geist,
Und in dem Geist des Menschen ist kein Blut.
O könnten wir doch Cäsars Geist erreichen
Und Cäsarn nicht zerstücken! Aber ach!
Cäsar muß für ihn bluten. Edle Freunde,
Laßt kühnlich uns ihn töten, doch nicht zornig;
Zerlegen laßt uns ihn, ein Mahl für Götter,
Nicht ihn zerhauen wie ein Aas für Hunde.
Laßt unsre Herzen, schlauen Herren gleich,
Zu rascher Tat aufwiegeln ihre Diener.
Und dann zum Scheine schmälen. Dadurch wird
Notwendig unser Werk und nicht gehässig;
Und wenn es so dem Aug des Volks erscheint,
Wird man uns Reiniger, nicht Mörder nennen.
Was Mark Anton betrifft, denkt nicht an ihn,
Denn er vermag nicht mehr als Cäsars Arm,
Wenn Cäsars Haupt erst fiel.
Cassius
Doch fürcht ich ihn,
Denn seine Liebe hängt so fest am Cäsar.
Brutus
Ach, guter Cassius, denket nicht an ihn!
Liebt er den Cäsar, so vermag er nichts
Als gegen sich; sich härmen, für ihn sterben.
Und das wär viel von ihm, weil er der Lust,
Der Wüstheit, den Gelagen sich ergibt.
Trebonius
Es ist kein Arg in ihm; er sterbe nicht.
Denn er wird leben und dies einst belachen.
(Die Glocke schlägt.)
Brutus
Still! zählt die Glocke.
Cassius
Sie hat drei geschlagen.
Trebonius
Es ist zum Scheiden Zeit.
Cassius
Doch zweifl' ich noch,
Ob Cäsar heute wird erscheinen wollen;
Denn kürzlich ist er abergläubisch worden,
Ganz dem entgegen, wie er sonst gedacht
Von Träumen, Einbildung und heilgen Bräuchen.
Vielleicht, daß diese großen Wunderdinge,
Das ungewohnte Schrecken dieser Nacht
Und seiner Augurn Überredung ihn
Entfernt vom Kapitol für heute hält.
Decius
Das fürchtet nimmer; wenn er das beschloß,
So übermeistr' ich ihn. Er hört es gern,
Das Einhorn lasse sich mit Bäumen fangen,
Der Löw im Netz, der Elefant in Gruben,
Der Bär mit Spiegeln und der Mensch durch Schmeichler;
Doch sag ich ihm, daß er die Schmeichler haßt,
Bejaht er es, am meisten dann geschmeichelt.
Laßt mich gewähren;
Denn ich verstehe sein Gemüt zu lenken,
Und will ihn bringen auf das Kapitol.
Cassius
Ja, laßt uns alle gehn, um ihn zu holen.
Brutus
Zur achten Stund aufs späteste, nicht wahr?
Cinna
Das sei das Spätste, und dann bleibt nicht aus.
Metellus
Cajus Ligarius ist dem Cäsar feind,
Der's ihm verwies, daß er Pompejus lobte;
Es wundert mich, daß niemand sein gedacht.
Brutus
Wohl, guter Cimber, geht nur vor bei ihm;
Er liebt mich herzlich, und ich gab ihm Grund;
Schickt ihn hieher, so will ich schon ihn stimmen.
Cassius
Der Morgen übereilt uns: laßt uns gehn.
Zerstreut euch, Freunde; doch bedenket alle,
Was ihr gesagt, und zeigt euch echte Römer.
Brutus
Seht, werte Männer, frisch und fröhlich aus;
Tragt euren Vorsatz nicht auf eurer Stirn.
Nein, führt's hindurch, wie Helden unsrer Bühne,
mit munterm Geist und würdger Festigkeit.
Und somit insgesamt euch guten Morgen!
(Alle ab, außer Brutus.)
He, Lucius! – Fest im Schlaf? Es schadet nichts.
Genieß den honigschweren Tau des Schlummers.
Du siehst Gestalten nicht, noch Phantasien,
Womit geschäftge Sorg ein Hirn erfüllt;
Drum schläfst du so gesund.
Portia tritt auf.
Portia
Mein Gatte! Brutus!
Brutus
Was wollt Ihr, Portia? warum steht Ihr auf?
Es dient Euch nicht, die zärtliche Natur
Dem rauhen kalten Morgen zu vertraun.
Portia
Euch gleichfalls nicht. Unfreundlich stahlt Ihr, Brutus,
Von meinem Bett Euch; und beim Nachtmahl gestern
Erhobt Ihr plötzlich Euch und gingt umher,
Sinnend und seufzend mit verschränkten Armen.
Und wenn ich Euch befragte, was es sei,
So starrtet Ihr mich an mit finstern Blicken.
Ich drang in Euch, da riebt Ihr Euch die Stirn
Und stampftet ungeduldig mit dem Fuß;
Doch hielt ich an, doch gabt Ihr keine Rede
Und winktet mit der Hand unwillig weg,
Damit ich Euch verließ. Ich tat es auch,
Besorgt, die Ungeduld noch zu verstärken,
Die schon zu sehr entflammt schien, und zugleich
Mir schmeichelnd, nur von Laune rühr es her,
Die ihre Stunden hat bei jedem Mann.
Nicht essen, reden, schlafen läßt es Euch;
Und könnt es Eure Bildung so entstellen,
Als es sich Eurer Fassung hat bemeistert,
So kennt ich Euch nicht mehr. Mein teurer Gatte,
Teilt mir die Ursach Eures Kummers mit.
Brutus
Ich bin nicht recht gesund, und das ist alles.
Portia
Brutus ist weise; wär er nicht gesund,
Er nähm die Mittel wahr, um es zu werden.
Brutus
Das tu ich, gute Portia; geh zu Bett.
Portia
Ist Brutus krank? und ist es heilsam, so
Entblößt umherzugehn und einzusaugen
Den Dunst des Morgens? Wie, ist Brutus krank,
Und schleicht er vom gesunden Bett sich weg,
Der schnöden Ansteckung der Nacht zu trotzen?
Und reizet er die böse Fieberluft,
Sein Übel noch zu mehren? – Nein, mein Brutus,
Ihr tragt ein krankes Übel im Gemüt,
Wovon, nach meiner Stelle Recht und Würde,
Ich wissen sollte; und auf meinen Knien
Fleh ich bei meiner einst gepriesnen Schönheit,
Bei allen Euren Liebesschwüren, ja,
Bei jenem großen Schwur, durch welchen wir
Einander einverleibt und eins nur sind:
Enthüllt mir, Eurer Hälfte, Eurem Selbst,
Was Euch bekümmert, was zu Nacht für Männer
Euch zugesprochen; denn es waren hier
Sechs oder sieben, die ihr Antlitz selbst
Der Finsternis verbargen.
Brutus
O kniet nicht, liebe Portia.
Portia
Ich braucht es nicht, wärt Ihr mein lieber Brutus.
Ist's im Vertrag der Ehe, sagt mir, Brutus,
Bedungen, kein Geheimnis sollt ich wissen,
Das Euch gehört? Und bin ich Euer Selbst
Nur gleichsam, mit gewissen Einschränkungen?
Beim Mahl um Euch zu sein, Eur Bett zu teilen,
Auch wohl mit Euch zu sprechen? Wohn ich denn
Nur in der Vorstadt Eurer Zuneigung?
Ist es nur das, so ist ja Portia
Des Brutus Buhle nur und nicht sein Weib.
Brutus
Ihr seid mein echtes, ehrenwertes Weib,
So teuer mir als wie die Purpurtropfen,
Die um mein trauernd Herz sich drängen.
Portia
Wenn dem so wär, so wüßt ich dies Geheimnis.
Ich bin ein Weib, gesteh ich, aber doch
Ein Weib, das Brutus zur Gemahlin nahm.
Ich bin ein Weib, gesteh ich, aber doch
Ein Weib von gutem Rufe, Catos Tochter.
Denkt Ihr, ich sei so schwach wie mein Geschlecht,
Aus solchem Stamm erzeugt und so vermählt?
Sagt das Geheimnis mir: ich will's bewahren,
Ich habe meine Stärke hart erprüft,
Freiwillig eine Wunde mir versetzend
Am Schenkel hier; ertrüg ich das geduldig
Und ein Geheimnis meines Gatten nicht?
Brutus
Ihr Götter, macht mich wert des edlen Weibes!
(Man klopft draußen.)
Horch! horch! man klopft; geh eine Weil hinein,
Und unverzüglich soll dein Busen teilen,
Was noch mein Herz verschließt.
Mein ganzes Bündnis will ich dir enthüllen
Und meiner finstern Stirne Zeichenschrift.
Verlaß mich schnell. (Portia ab.)
Lucius und Ligarius kommen.
Brutus
Wer klopft denn, Lucius?
Lucius
Hier ist ein Kranker, der Euch sprechen will.
Brutus
Ligarius ist's, von dem Metellus sprach.
Du, tritt beiseit. – Cajus Ligarius, wie?
Ligarius
Nehmt einen Morgengruß von matter Zunge.
Brutus
O welche Zeit erwählt Ihr, wackrer Cajus,
Ein Tuch zu tragen! Wärt Ihr doch nicht krank!
Ligarius
Ich bin nicht krank, hat irgendeine Tat,
Des Namens Ehre würdig, Brutus vor.
Brutus
Solch eine Tat, Ligarius, hab ich vor,
Wär Euer Ohr gesund, davon zu hören.
Ligarius
Bei jedem Gott, vor dem sich Römer beugen,
Hier sag ich ab der Krankheit. Seele Roms!
Du wackrer Sohn, aus edlem Blut entsprossen!
Wie ein Beschwörer riefst du auf in mir
Den abgestorbnen Geist. Nun heiß mich laufen,
So will ich an Unmögliches mich wagen,
Ja Herr darüber werden. Was zu tun?
Brutus
Ein Wagestück, das Kranke heilen wird.
Ligarius
Doch gibt's nicht auch Gesunde krank zu machen?
Brutus
Die gibt es freilich. Was es ist, mein Cajus,
Eröffn ich dir auf unserm Weg zu ihm,
An dem es muß geschehn.
Ligarius
Macht Euch nur auf
Mit neu entflammtem Herzen folg ich Euch,
Zu tun, was ich nicht weiß. Doch es genügt,
Daß Brutus mir vorangeht.
Brutus
Folgt mir denn. (Beide ab.)
Türler ve etiketler
Yaş sınırı:
12+Litres'teki yayın tarihi:
13 ekim 2017Hacim:
80 s. 1 illüstrasyonTercüman:
Telif hakkı:
Public Domain