Kitabı oku: «Die Pyrenäenträumer - Band 2», sayfa 9

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Wir Eltern bezahlten eine Person stundenweise, die die Kinder in der Mittagspause überwachte. Das war ein chronischer Arbeitsloser, der das schwarz machte, da er sonst weniger Beihilfe bekommen hätte. An einem Abend weinte unsere Sarah, als wir die Kinder abholten. Der Aufseher hatte ihr einen Tritt in den Hintern gegeben, so beim Rumalbern. Das gefiel uns nicht sehr. Sie hatte sich umgedreht und ihm einen zurückgegeben. Das gefiel uns eher, für ein Kind mit sieben Jahren! Doch daraufhin habe er sich gekrümmt und den Arzt kommen lassen. Ich ging rüber, und wollte mit ihm reden. Seine Frau sagte, er sei wegen lauter Schmerzen gerade erst eingeschlafen, und sie wolle ihn jetzt nicht stören. Morgen früh wäre das günstiger! Also brachte ich die Kinder etwas früher zur Schule und ging rüber. Die Frau sagte, dass er noch schliefe und ich solle warten, bis er aufwache. Ich solle mich so lange ins Wohnzimmer setzen. So nach einer Viertelstunde hörte ich ein Auto, hörte leise Türen gehen und Flüstern. Dann kam die Frau mich holen, da er gerade aufgewacht sei. Da lag er im Bett und krümmte sich vor Schmerz, weil unser Kind ihm das Steißbein gebrochen hätte, und das gerade jetzt, wo er nach Bordeaux müsste, zu einem Vorstellungsgespräch für einen Superjob! Und der würde ihm jetzt durch die Lappen gehen! Er würde Klage wegen Körperverletzung einreichen und wolle Schadenersatz für die verpasste Stelle!

Ich glaubte ihm kein einziges Wort. Ich sagte, dass ich alles meinem Rechtsschutz und der Versicherung übergeben werde, von mir sähe er keinen Centime! Ich wollte zur Schule gehen, mein Auto holen und noch mit der Lehrerin den Fall besprechen. Da sah ich seinen Mercedes, der vorher nicht dagestanden hatte, vor seiner Haustür geparkt, die Motorhaube warm. Er hatte, wohl während ich im Wohnzimmer wartete, Isabell im Nachbardorf geholt und zum Bus gefahren. Die Lehrerin war meiner Meinung. „Eigentlich sollten wir Anzeige stellen, wegen seines Fußtrittes! Auf jeden Fall lassen wir den nicht mehr mit den Kindern alleine!“

Unsere Kinder hatten zeitweise einen Aushilfslehrer, den sie gerne mochten, weil er nicht viel verlangte. Oft legte er eine Videokassette ein und überließ die Kinder sich selber. So auch, als es mal an der Klassentür klopfte und er eine Weile zum Plaudern hinausging. Die Kinder schauten sich inzwischen einen von ihm aufgenommenen Disney-Film an. Sie erzählten uns, dass, als der nach einer Weile vorbei war, ein anderer Film lief mit nackigen Frauen und Männern, die umeinander hüpften. Sie kapierten gar nicht, was die machten! Nach einer Weile hatte der Lehrer sich ausgequasselt und kam wieder ins Klassenzimmer. Als er den Film sah, eilte er zum Fernseher und schaltete schnell aus. „Sagt ja nichts von dem, was ihr gesehen habt, euren Eltern!“, schärfte er den Kindern ein, „sonst dürfen wir keine Filme mehr anschauen!“ Natürlich sagten die Kinder der Lehrerin es ihrer Mutter und unsere erzählten es uns. Und er kriegte von ihr gehörig eins auf den Deckel!

Wir saßen also mit der Lehrerin und den Kindern zusammen und warteten auf die Hippies von Rouech. Doch die waren bis Mittag nicht da. Der Inspektor der Akademie kam und zählte die Kinder. Er setzte sich zu uns und wir sprachen über die Probleme der kleinen Schulen auf dem Land. Wir fanden es günstig für die Kinder, eine Schule in der Nähe zu haben. Weniger Schulweg. Eine kleine Schülerzahl, die dem Lehrer erlaubt, auf die Kinder einzugehen. Er hielt dagegen die höheren Kosten pro Kind umgerechnet auf den Lehrer, die geringeren Chancen eines Kindes in einer einklassigen Schule. Doch ich kannte Leute aus den Dörfern, die es bis zum Hochschulprofessor gebracht hatten, oder zum Wissenschaftler! Für uns war das keine Diskriminierung, wenn unsere Kinder in eine Dorfschule gingen!

Nach einer Weile stand der Inspektor auf. „In einer Woche schaue ich wieder vorbei. Ist Alice dann zurück, bleibt die Schule offen. Wenn nicht, wird sie geschlossen und die Kinder müssen nach Orgibet, wo die Schule gerade wieder aufgemacht hat. Dort sind jetzt sechs Kinder! Wenn man sich vorstellt, dass letztes Jahr dort kein einziges war!“ Wir atmeten auf! Sicher würde Alice bis dahin zurücksein! Doch niemand hatte eine Adresse, wo wir die Eltern erreichen konnten. Trotzdem sprachen wir mit den Eltern der Kinder in Orgibet, die wir ja alle kannten, ob nicht welche bereit wären, ihr Kind nach St. Lary zu schicken. Molly, die ein Haus in Ebocal gefunden hatte, hatte ihre in Deutschland lebenden Kinder hergeholt, welche das Gros der Schüler ausmachten. Sie war bis vor kurzem mit einem amerikanischen Piloten verheiratet gewesen, der bei einem Übungsflug abgestürzt war. Daher bekam sie eine Rente, die es ihr ermöglichte, hier gut zu leben, unterstützt noch vom französischen Kindergeld, was bei fünf Kindern ein Batzen Geld ausmachte. Doch da alle befragten Familien in der Gemeinde wohnten, wollte niemand sein Kind in eine andere Schule schicken.

*

Am besagten Tag kam der Inspektor wieder. Vier Kinder. Die Schule schloss. Ab Montag mussten unsere Kinder also nach Orgibet. Die Lehrerin bekam einen Posten in Castillon. Drei Tage später kamen Alice und die Eltern zu uns. „Warum habt ihr die Schule nicht offen gehalten?“, gifteten sie. „Wir waren alle da!“, gaben wir zurück, „das ist, weil ihr nicht da wart, dass sie geschlossen hat!“ „Ich glaube, wir sollten doch bald auswandern!“, fing François wieder an, „auf den Inseln sind sie froh über jeden Einwanderer, anders als hier auf dem Kontinent!“ Und sie schwärmten von dem ewigen Sommer auf der Reunion, den Wellen des Pazifik, die Tahiti umspülen, von Noumea, von Guyana…

Für dieses Schuljahr besuchte Alice die Schule in Orgibet. Dann verkauften sie das Haus und waren plötzlich nicht mehr da. Wohin waren sie gezogen?

DER SCHWEIZER TRAKTOR

Wir brauchten einen sichereren Traktor! Spätestens seit diesem Sommer war mir das klar! Wir hatten bei Elie Heu geladen, unser Traktor stand mit laufendem Motor am Hang. Ich schichtete auf dem Anhänger die Heuballen, die Jean-Paul mir hochgabelte. Da merkte ich, dass die Parkbremse heraussprang und sich das Gespann langsam in Bewegung setzte. Anstatt abzuspringen rannte ich nach vorne, kletterte über das Gatter des Hängers und balancierte auf der Deichsel zum Traktor, der wohl schon auf dreißig Stundenkilometer gekommen war. Da mir keine Zeit blieb, auf die Zugmaschine zu klettern und zu bremsen, beugte ich mich über den Sitz nach vorne und drehte das Lenkrad leicht zur Seite, um eine große Kurve zu beschreiben, ohne dass sich alles überschlug. Der Traktor wurde langsamer und es gelang mir endlich, auf den Sitz zu klettern und zu bremsen. Es hatte nicht viel gefehlt, und das Gespann wäre über die unten vorbeiführende Straße in den Fluss gerast! Was war passiert? Der Traktor besaß keinen Handbremshebel. Man stellte die Bremse fest, indem man mit einem Fuß die Bremse voll durchtrat und mit dem Absatz einen Hebel drückte, welcher die Bremse durch einen Zahnmechanismus blockierte. Dieser war durch die Jahre abgenutzt und die Vibrationen des Motors lockerten ihn bisweilen. Ich versuchte, mittels einer Dreiecksfeile die Zähne wieder zu vertiefen. Doch wurde mir klar, dass bei laufendem Motor am Hang immer jemand auf dem Traktor sitzen muss, bereit zum Bremsen. Uns hatte eine Person gefehlt. In diesem Fall hätte ich den Motor ausmachen müssen, Gang und Handbremse rein, eventuell auch die Anhängerbremse feststellen. Doch bei einer alten Batterie, und wenn der Anlasser gerne streikt? Trotzdem die sichere Methode wählen!

*

Mit Elie hatte ich vor ein paar Jahren einen Schweizer Traktor bei einem Landmaschinenhändler stehen sehen. Damals hatte Elie gesagt, „einen solchen wirst du bald haben!“ Ab und zu fanden Vorführungen von Bergmaschinen statt. Letztes Jahr hatte sich dabei ein Traktor überschlagen. Er hatte schlauchlose Räder, und ein Stein oder Baumstumpf im Hang hatte einen der Tal-Reifen von der Felge gedrückt. Das hatte ihm den Rest gegeben. Seitdem waren Schläuche Pflichtausstattung. Der Traktor hatte nur eine gesprungene Scheibe, aber der Fahrer war nicht angeschnallt gewesen und hatte erst mal die Nase voll vom Extremfahren. Doch so ein Traktor kostete so viel, wie wir für unseren Hof gezahlt hatten. Das war nicht drin!


Jeden Winter über stand der Traktor in der Werkstatt zum Überholen, und vielleicht auch als Ausstellungsstück. Eines Tages meinte der Händler, als ich versonnen davorstand, „kann sein, dass der bald zu verkaufen ist. Der Eigentümer will sich einen neuen kaufen. Alle fünf Jahre kann man das machen. Dann gibt es Subventionen dafür! Das wäre auch was für Dich! Du kaufst heuer einen Neuen, kriegst vierzig Prozent Subventionen dazu (Jungbauern 50%), und in fünf Jahren verkaufst du ihn für den Preis, den du gezahlt hast und kaufst wieder einen Neuen mit Subventionen! Das heißt, du kannst alle fünf Jahre umsonst einen neuen Traktor haben. Besser geht das gar nicht!“ „Und wieviel Zuschüsse bekomme ich für den gebrauchten?“, wollte ich wissen. „Dafür gibt’s nichts! Nur für Neufahrzeuge! Und nicht zur Erneuerung, sondern zur Modernisierung. Der neue Traktor muss stärker sein, als der alte und besser ausgerüstet!“

Das fand ich ungerecht! Denn wer hatte so viel Kohle, um einen solchen Traktor neu zu kaufen? „Was soll der denn kosten?“, fragte ich trotzdem neugierig. „So 80 bis 90.000 Francs!“ „Immer noch ‘ne schöne Menge!“, warf ich ein. „Du als Käser dürftest doch keine Geldprobleme haben! Meine Schwester ist mit Machin verheiratet, der die Käserei hinter St. Girons hat. Ich weiß, was damit für Geld zu machen ist!“ „Na ja, bei uns so viel auch wieder nicht, denn es kam auf die Zahl der Tiere an!“ „Wenn du willst, können wir mal mit dem Eigentümer reden. Vielleicht ist da was zu machen!“


Und so kam es, dass wir uns vor dem roten Traktor trafen, der eher einem geduckten Frosch ähnlich sah, mit seinen vier gleichgroßen, breiten Rädern. „Für 80.000 kannst du ihn haben. Vorausgesetzt der Händler macht mir einen Preis, dass ich nichts auf den Neuen drauflegen brauche!“ Der Gauner! Damit wollte er den Händler unter Druck setzen. Der lachte. „Wir fügen auf den Kostenvoranschlag noch ein paar Sachen hinzu, dann wird die Subvention höher und bestellen dann nur die Standardausführung!“ „Jedenfalls wirst du daran gut verdienen!“, erwiderte der Besitzer.

Mehrmals schaute ich in den Laden rein. Unter dem Traktor war eine Öllache. Diese gefiel mir nicht. „Das muss eine Dichtung sein. Nach dem Ölwechsel wird die verschwinden!“ Doch das tat sie nicht. Also ließ ich den Traktor auf die Grube fahren und schaute ihn mir genau mit der Taschenlampe von unten an. Und dabei entdeckte ich einen Haar-Riss im Getriebeblock. Um hundertprozentig sicher zu sein, ließ der Händler das Getriebe aufmachen. Und von Innen sah man es noch besser. Der hinzugerufene Besitzer meinte, das ändere nichts am Preis, er würde einen neuen Getriebeblock einbauen lassen auf eigene Kosten. Das fand ich korrekt! Doch als dann der Kostenvoranschlag für das Gehäuse kam und die Werkstatt ihre Löhne dazurechnete, waren wir auf 30.000 Francs. Das war ein bisschen zu viel für den Besitzer und er machte einen Rückzieher. „Am Ende kostet das noch viel mehr, denn wenn mal alles zerlegt ist, findet man noch andere Sachen. Lieber gehe ich zwanzigtausend runter und wir lassen es schweißen!“ „Das ist Guss! Das können wir in der Werkstatt nicht“, meinte der Händler, „aber ich kenne einen Spanier, der ist Spezialist darin. Der kann das machen!“ Ich fuhr zu dem Betrieb. Ich wollte unter vier Augen mit dem Schweißer reden, um sicher zu sein, was mich erwartet. „Das ist zu machen! Doch muss man die Arbeit über mehrere Stunden verteilen, damit sich der Block nicht zu sehr erhitzt und Spannungen auftreten!“

Wieder zurück zum Besitzer. Ich sprach von den Problemen, druckste etwas herum. „Gut, ich zahle das Schweißen!“, sagte er schließlich. Nun hatte ich mich festgelegt. „Bis zum Frühjahr muss das gemacht sein. Ich schaue, dass ich bis dahin das Geld habe!“, sagte ich. „Aber nur in bar“, meinte der Besitzer, „sonst muss ich Steuern darauf zahlen!“

Und das mit dem Geldmachen haute hin. Wir hatten noch einen Teil der Jungbauernprämie gut, das OGAF schuldete uns ein paar Tausender, den alten Traktor und den motorisierten Heuwender verkaufte ich zu den Preisen, die ich vor einigen Jahren dafür gezahlt hatte. Dazu kam im März noch die Mehrwertsteuer-Rückvergütung, und die Summe war fast beisammen. Wir fuhren den halb zerlegten Traktor mit dem LKW des Händlers in die Schweißwerkstatt.

Zentimeterweise wuchsen die Nähte innen und außen vom Getriebe hoch. Der Schweißer brachte noch eine Verstärkung am oberen Rand an. „Das ist besser gegangen, als ich befürchtet hatte! Dafür kann ich sogar die Garantie übernehmen!“, meinte er und freute sich über den Käse, den ich ihm daließ. Nun führte mein Weg zur Bank. Ich könnte das Geld aber erst am nächsten Tag haben. Soviel hatten sie in bar nicht vorrätig. Ob es denn nicht mit Scheck ginge? Das sei doch sicherer… Doch war es nicht ich, der die zu umgehenden Finanzregeln aufgestellt hatte. Nur bar und nicht anderes!

Am nächsten Tag brachte man den Traktor zum Dorf. Weiter konnte der Laster nicht fahren. Ich fuhr ihn über die Rampen hinunter. Inzwischen hatten sich schon die ersten Schaulustigen eingefunden. Sie wussten nicht genau, was das war, vor allem das Trommelmähwerk vorne dran, umgeben von einer gelben Schürze. Der Bauer zeigte mir noch einmal die Funktionsweise, gab mir die Handbücher. Ich nahm ihn mit auf die Seite und gab ihm den dicken Stapel Scheine. Ich ließ ihn in Ruhe zählen. Die Summe stimmte! Wie oft schon hatte ich sie nachgezählt und mich gefragt, ob ich nicht den Unsinn meines Lebens gemacht hatte! Doch dann sagte ich mir, die Zeit wird es zeigen, und außerdem ist das ja nur Papier, der wahre Wert ist das Land, die Erde…

Durch diesen Traktor veränderte sich unser Alltag erheblich. War ich die Jahre zuvor wochenlang mit dem Motormäher die Hänge abgelaufen, um den Farn zu mähen, so machte ich das nun im Sitzen mit dem Traktor. Und das war anfangs gar nicht so einfach. Nicht nur, dass der Traktor bisweilen beim Wenden auf der Bergseite hochging, sondern manchmal rutschte er auf dem Farn oder Gras weg. Dann musste man den Mut haben, zu beschleunigen, damit die Räder wieder griffen, oder es vorher so einrichten, dass man bergaufwärts wendete. Als es ans Heu ging, beherrschte ich die Fahrtechnik weitgehend. Zum Glück hatte der Traktor einen Neigungsmesser montiert, eine bewegliche Kugel in einer Schale, die oben einen roten Rand hatte. Dieser gab einem in kritischen Lagen Zuversicht. Die Kugel durfte nur nicht in den roten Bereich kommen…


Wollte ich eine Wiese mähen, schnitt ich erst zwei Runden außen herum, so rund 1,50 Meter vom Rand der Wiese entfernt. Dann nahm ich mir vorsichtig den übriggelassenen Randstreifen vor. Ich fuhr ihn in entgegengesetzter Richtung, um das flachgefahrene Gras besser zu erwischen. Durch das Trommelmähwerk machte es nichts aus, wenn ich in das schon liegende Gras kam. Es fetzte hindurch. Diese drei Mähbreiten entsprechende Bahn diente dann zum Wenden. Ich fuhr ab nun parallel zum Hang eine Bahn, wendete am Ende ohne zu rangieren und schnitt eine neue Bahn mehrere Traktorbreiten entfernt in die Wiese. Wieder auf der anderen Seite angelangt, wendete ich und nahm weiter oben die nächste Bahn in Angriff, immer in einer Art S-Linie den Hang hinauf. Oben angekommen, Wende, und entlang der S-Linie wieder nach unten. Möglichst immer so, dass man beim Wenden nicht rangieren musste. Dann wieder zickzack nach oben. Klar, dass man nicht ganz parallel endete. Doch mit dem Trommelmähwerk geht das wie Butter. Wenn sich mal Gras verwickelte, reichte es meist, anzuhalten, das Mähwerk zu heben, und volle Drehzahl geben. Dann schleuderte es das Gras heraus. In seltenen Fällen musste ich alles abschalten und mit dem Opinel freischneiden. Oft waren Brombeerranken die Ursache dieser ‚Verstopfung‘.


Beim Wenden und später beim Schwaden ist das genau umgekehrt. Da fährt man erst über das Gras in der Wiese und macht den Streifen außen rum zuletzt, da man ihn ja sonst beim Wenden des Traktors plattfährt.

Zum Pressen geht man auf dieselbe Weise vor wie beim Mähen. Zuerst den Schwaden nehmen, der an den Stirnseiten liegt! Dann hat man freie Bahn zum gefahrlosen Wenden des Traktors. Leider ist manchmal das Heu außen rum wegen dem vielen Darüberfahren noch nicht genügend trocken. In diesem Fall muss man vermeiden, über den Schwaden zu fahren und ihn, wenn möglich, bis zum Rand der Wiese befördern, damit er nicht stört. Wenn das Wetter es zulässt, lieber noch einen Tag liegen lassen, dann nochmal umwenden, damit er von unten trocknet, und später pressen.


*

Inzwischen molken wir auch unsere Ziegen und hatten einen guten Vorrat kleiner runder Käse im Fliegenschrank der Käserei. Diese wurden anders hergestellt. Die Morgenmilch lagerte ich in einer Kanne im Brunnenwasser und erwärmte sie abends mit der frischen Abendmilch im Kessel auf 30 Grad. Dann fügte ich das Lab hinzu, 1 ml auf 10 Liter. Wir ließen alles bis um nächsten Morgen stehen. Langsam kühlte die Milch ab, säuerte leicht und das Lab brachte sie zum Gerinnen. An den Tagen, wo wir andere Käse machten, hoben wir sie einen Tag länger auf, aber dann im Wasserbad des Kühlers. Doch das bedurfte des Zusatzes von Fermenten, wollte man ein sicheres Ergebnis haben. Am Morgen schöpften wir die geronnene Milch mit einer Kelle in kleine, blumentopfförmige, gelochte Becher, die auf dem Formtisch standen. Waren alle mit einer Kelle gefüllt, kam die zweite Lage darauf, während die Molke austrat und die schlabberige Käsemasse zusammensackte. Wir füllten solange nach, bis alle Masse verteilt war. Ein Förmchen entsprach einem Liter Milch. Nach einer Stunde wurden alle gewendet, später nochmals, und am nächsten Morgen in den Schrank gelegt, wo sie noch etwas in untergelegte Deckelbleche von alten Waschmaschinen und Gasherden abtropfen konnten. Bei all diesem Aufwand machte ich mir natürlich gleich Gedanken, wie man die Arbeit verringern könnte, indem man den geronnenen Bruch vorher schnitt, die Molke ablaufen ließ, und gleich mit den Förmchen aus dem Kessel schöpfte…

Zum Glück hatten wir nur eine geringe Menge Ziegenmilch, denn bald stellte sich heraus, dass die Kunden lieber Kuhkäse wollten und an zweiter Stelle Schafskäse. Auf dem Ziegenkäse blieben wir mehr oder weniger sitzen. Um den zu verkaufen, müssten wir in die Stadt gehen. Doch dort war viel Konkurrenz. Außerdem hatte man uns den Verkauf auf dem Markt in St. Girons verweigert. „Stell dich einfach hin, wo Platz ist! So haben wir´s auch gemacht! Irgendwann kriegst du dann einen festen Platz.“, ermutigten uns unsere Käserfreunde. Doch musste man dort schon um sieben Uhr früh anstehen, da fing ich erst an, den Stall zu machen!


Viele der Käse verschenkte ich in der Hoffnung, Kunden zu gewinnen, am Ende auch, nur um sie loszuwerden. Auch unser Hund bekam seinen Teil, denn laktische Käse halten sich nicht so lang wie eingelabte Käse. Als bald darauf mich jemand fragte, ob ich eine Ziegenherde zu kaufen wüsste, ergriffen wir die Gelegenheit und verkauften sie ihm. Der junge Käufer war froh über die junge Herde, wir froh, sie los zu sein, denn Arbeit hatten wir mit unseren Kühen und Schafen genügend. Und deren Käse verkauften sich immer besser!

DER LEGIONÄR

Ich fuhr mit dem Auto an der Kneipe vorbei. Der Wirt machte mir ein Zeichen, anzuhalten. „Da, ein Landsmann von dir!“, meinte er und zeigte auf einen bärtigen Typen, wohl 10 Jahre älter als ich, der unter der Laube bei einem Bier saß. Neben ihn lag eine Schäferhündin und vier ältere Welpen tollten herum. „Tach, komm setz dich her, ich geb dir ein Bier aus!“, sagte der Typ, während die Hündin knurrte. „Die tut nichts, wenn du ihr nichts tust! Geh trotzdem nicht zu nah hin!“ Ich war auf dem Weg zum Essen und wollte nach der Siesta die Käsetour durch das Tal fahren. Ich hatte also etwas Zeit und nahm das Angebot an. Doch als es dann ans dritte Bier ging, stand ich auf. „Ich muss weg!“ „Schade, ich hätte gerne noch was mit dir gequatscht!“, entgegnete er. „Weißt du was, komm mit, du kannst mit uns essen, dann fahre ich dich wieder ins Dorf und du trampst weiter!“, schlug ich ihm vor.

„Das ist schon ewig her, dass ich mal wieder deutsch spreche, immer nur das Französisch, da verlernt man ja mit der Zeit seine eigene Sprache!“, ging es weiter. Mir schien, als wolle er all das nichtgesprochene Deutsch nun auf einmal an den Mann bringen! Nach dem Essen eilte es ihm gar nicht mehr wegzukommen. Er fing an, uns sein Leben zu erzählen. Zwölf Jahre war Paul, wie er hiess, in der Fremdenlegion gewesen, dann hatte er mit der Abfindung oberhalb von Luchon, bei Ôo eine Scheune gekauft, wo er nun hauste. So langsam ging er mir auf den Geist und ich wollte ihn nicht länger hier oben haben. „Komm, wir fahren, ich muss um Drei die Tournee machen!“ Er rief die Hunde. Die Alte sprang in den Kofferraum, die Jungen steckte er in seinen Rucksack. Im Dorf angekommen, hatte er Bedenken, dass er nicht weiterkomme. „Da ist ja gar kein Verkehr! Fahr mich noch bis zum nächsten Ort, wo es eine Tankstelle gibt, ich zahl dir den Sprit!“

Doch das war hinterm Pass. Ich zögerte. „Ich leg noch 50 Francs drauf! Los, fahr! Sonst stehe ich morgen noch hier!“ Das glaubte ich kaum, denn der würde eher wieder zu uns hochkommen und sich inkrustieren! Je weiter weg, umso besser! Und wenn er den Sprit zahlt… Also fuhren wir los. Hinterm Pass fing es erbärmlich an zu stinken. „Na Olga, haste ein Ei gelegt?“, fragte er seinen Hund. In den engen Kurven konnte ich nicht anhalten. Als ich dann einen Platz fand, hatte das Viech schon alles im Kofferraum des R4 verteilt. „Iss nich schlimm! Iss alles natürlich!“, meinte er, als er die Scheiße mit einem Büschel Gras noch besser verteilte.

Es kam ein Ort mit Tankstelle. „So ein Mist, ich hab alles Bargeld in eurer Dorfkneipe gelassen! Fahr noch bis zum nächsten Ort, da hats eine Bank!“ Was blieb mir anderes übrig, obwohl ich ihn am liebsten schon hier herausgeschmissen hätte. Doch dann hätte ich nicht mehr genug Sprit gehabt, um wieder zurück zu kommen. Im nächsten größeren Ort, St Beat, sagte er „bis Luchon, wo ich hin muss, ist es nur noch eine Viertelstunde, da ist auch meine Bank, sei kein Frosch, starte durch! Da ist auch eine Kneipe, wo sich die Hundezüchter treffen, da kann ich gleich die Welpen verticken!“ Ich startete also durch. In Luchon verschwand er mit einem Welpen in der Hundekneipe und ließ mich mit der Hündin und den anderen Jungen im Kofferraum im Auto zurück. Als er nach einer Weile nicht zurück war, ging auch ich in die Kneipe, um zu sehen, ob er noch dort war. Er saß mit ein paar Leuten am Tisch. Der Hund wurde rumgereicht, betätschelt, sein Gebiss angeschaut, sie tranken Bier. „Setz dich, derjenige, den ich wegen der Hunde sprechen will, müsste bald kommen. Bevor ich richtig saß, stand schon ein Bier vor mir. „Ich müsste bald weiter! Ich habe noch zu tun!“, wagte ich, einzuwenden. „Ich geh mal telefonieren, trink inzwischen noch ein Bier auf meine Kosten!“ Nach einer Weile kam er wieder. „In einer halben Stunde ist der Typ da! Wirt, noch eine Runde!“

Nach einer halben Stunde und zwei weiteren Bieren rief ich erst mal Doris an, um ihr zu sagen, dass ich später komme. Dann drängte ich ihn, die Hunde zu nehmen und mir den Sprit zu zahlen. Ich machte die Heckklappe auf, damit die Viecher endlich hinauskamen. Gestank schlug mir entgegen, die Hunde waren nicht mehr hinten, sondern vorne und dabei, die Sitzpolster zu zerlegen! Und die Deckenverkleidung hatten sie schon runtergerissen! „Na, habt ihr etwas Unsinn gemacht?“, fragte er seine Hunde, „sowas tut man nicht, sonst wird der Fahrer böse!“ „Schluss jetzt, nimm die Viecher, zahl mir den Sprit und leg was drauf für den Schaden und verschwinde!“, rief ich erbost, denn ich hatte die Schnauze voll. „Solange ich den Hund nicht verkauft habe, kann ich dir nichts geben! Weißt du was, du fährst mich noch fünf Kilometer bis zu mir, da hab ich noch Geld!“ „Schluss jetzt! Gib mir die Kohle und dann trennen sich unsere Wege!“ „Reg dich nicht auf, hier hast du zwanzig Francs, das ist alles, was mir bleibt! Lass mir deine Adresse, ich werde dir zweihundert zuschicken! Oder besser noch, ich lasse dich als Erben für meine Scheune eintragen, denn ich habe keine Familie außer meinen Hunden. Und du hast mir wirklich gut geholfen. So nette Leute findet man selten!“

In der Kneipe holte ich eine alte Zeitung und legte sie auf den kaputten und vollgeschissenen Fahrersitz, und, die Scheiben weit offen, machte ich mich auf die Suche nach einer Tankstelle. Er verschwand in der Wirtschaft. Abends zur Melkzeit war ich wieder zuhause. Dieses Mal fuhr ich die Käsetour am Samstag, mit Doris‘ Auto. Meines strahlte ich mit dem Hochdruckreiniger aus und zog Schonbezüge über die zerfledderten Sitze. Den Himmel riss ich ganz raus. Was brauchte ich ihn? Damals gab es noch keine Sicherheitsgurte und man war dem Himmel eh nahe genug! Mir kam ein Spruch in Erinnerung, den wir auf dem Schiff bei entsprechenden Gelegenheiten oft ausgesprochen hatten: „Gott schütze uns vor Sturm und Wind und Deutschen, die im Ausland sind!“

Seitdem habe einen psychologischen Schaden davongetragen: Wenn ich Tramper am Straßenrand sehe, vergewissere ich mich jetzt erst, ob sie Hunde haben, bevor ich anhalte. Entgegen meinem damals in der australischen Wüste geleisteten Schwur, später, falls ich je da rauskäme, mal jeden Tramper mitzunehmen, der an der Straße steht…

*

Glücklich ist derjenige, der mit dem zufrieden ist, was er hat! Nur Wissen kann man nie genug erlangen! - Weckt Geld erst Bedürfnisse? Oder ermöglicht einem Geld, echte Bedürfnisse zu decken und das ‚Notwendige‘ zu erwerben, was einem die Arbeit erleichtert? Jedenfalls, fast jedes Mal, wenn etwas Geld in der Kasse oder auf dem Konto war, fiel mir etwas ein, was wir noch brauchen konnten. Nicht für uns selber, nur für den Hof! Und Gründe für die Anschaffung eines neuen Gerätes findet man immer! Nach einem Sturm, wenn die Stromleitung auf dem Boden lag und das Stromwerk erst nach drei Tagen den Schaden beheben konnte, saßen wir ziemlich auf dem Schlauch. Nicht wegen der Beleuchtung. Uns reichten Kerzen. Aber für die Gefriertruhe, Milchkühlung und vor allem das Melken! Das war von Hand ziemlich penibel und zeitraubend!

In fast regelmäßigen Abständen kamen Maschinenhändler oder Viehhändler am Hof vorbei, vor allem, seit wir die Straße hatten, und wollten sehen, ob wir was brauchten oder zu verkaufen hatten. Besonders der junge Händler, bei dem wir damals die kleine Motorsäge gekauft hatten. Manchmal kam ich an seinem Laden in der Nähe von Foix vorbei. Alle paar Jahre machte er Pleite und führte das Geschäft aber trotzdem weiter, auf dem Namen seiner Freundin. Und diese schien öfters zu wechseln… Er hatte wirklich alles zu dermaßen günstigen Preisen, dass ich mich schon fragte, ob die Sachen nicht geklaut waren! Aber alles war originalverpackt, mit Garantie und wir kriegten auch die Mehrwertsteuer raus. Verzichtet er auf einen Teil seines Gewinnes? Einmal hatten wir ihm eine neue Gartenfräse, die Räder hatte und auch zum Pflügen taugte, abgekauft. Diese diente für unseren Garten und für die Felder, die man uns geliehen hatte. Und das war wirklich eine große Erleichterung! Ein anderes Mal hatte er ein Notstromgerät in seinem Lieferwagen.

Er ließ es uns zum Ausprobieren. Klar, dass wir es behielten! Denn, wenn auch die Strompannen nicht häufig sind, so konnten wir nun die Kühe in den entfernteren Wiesen oder unten im Dorf melken, ohne sie immer heim treiben zu müssen. - Von der alten Seilbahnwinde hatte ich noch massenweise Stahlseil übrig. Ich legte ein fünf Meter Stück auf dem Boden aus und befestigte es mit zwei Pflöcken in der Erde. Daran schraubte ich mit Froschklemmen die Anbindeketten der Kühe. Für jede Kuh baute ich einen 30 x 30 Zentimeter großen Holzkasten, in den wir vorm Melken etwas Futter schütteten. Sogleich waren die Kühe da. Wir legten ihnen die Ketten um und bereiteten Melkmaschine und Notstromgerät vor, welche wir mitsamt Milchkannen, Filter und Melkschemel im Auto mitgebracht hatten. Die Kühe schauten zwar etwas verwundert, schienen aber das Melken in der Wiese dem langen Fußmarsch vorzuziehen und belohnten uns mit etwas mehr Milch! Waren Bäume vorhanden, wie auf der ‚Pappelwiese‘ im Dorf, spannten wir das Seil zwischen zwei Bäume. War an einer Maschine beim Heumachen etwas kaputt gegangen, konnte ich sie nun an Ort und Stelle schweißen!

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