Kitabı oku: «360° um die Welt», sayfa 7

Yazı tipi:

Sir Rutland sucht das Glück

Bhutan ist ein wunderbares Land mit wunderbaren Menschen, die sich als Glückskinder weltweit einen Namen gemacht haben. Das Geld allein nicht glücklich macht, erfuhr der Brite Michael Rutland am eigenen Leib, als er 1970 nach Bhutan kam: Sein Geld war wertlos, da er sich dafür nichts kaufen konnte. Das Himalaya-Königreich hatte sich erst wenige Jahre zuvor ausländischen Besuchern geöffnet; Tauschhandel prägte das Wirtschaftstreiben. Rutland tauschte sein Mathematik- und Physik- Wissen für ein Leben am Königshof und unterrichtete den Kronprinzen.

1976 empfing Rutlands Schüler und zum vierten König avancierte Jigme Singye Wangchuck eine Gruppe Journalisten. Einer stellte die Frage nach dem Bruttoinlandsprodukt von Bhutan, wohl wissend, dass das Land zu der Zeit mit fünfzig amerikanischen Dollar das Weltschlusslicht in dieser Rangliste darstellte. Der König antwortete spontan: „Ich bin nicht sehr am Bruttoinlandsprodukt interessiert. Ich meine, wichtiger ist das Bruttonationalglück.“ Die Schlagfertigkeit des Königs schuf einen Begriff, der in der bhutanesischen Verfassung verankert und von seinem Sohn und Nachfolger König Jigme Khesar Namgyel Wangchuck übernommen wurde.


König Jigme Khesar Namgyel

Sir Michael Rutland betonte im Gespräch während seines Österreich- Besuchs mehrmals, dass Bhutan kein Paradies auf Erden sei. In die Nega-tivschlagzeilen geriet das Königreich wegen seiner Vertreibungspolitik gegen die nepalesische Minderheit. Rutland glaubte auch nicht, dass irgendeine Regierung der Welt Gesetze erlassen könne, die individuelles Glück garantieren. Die Politik solle jedoch versuchen, eine gesellschaftliche Leinwand aufzuspannen, auf der jeder und jede sein oder ihr individuelles Glück malen kann. Ironischerweise hatte Rutland ein Problem mit dem Wort Glück. Es stehe für eine triviale, schnelllebige Befindlichkeit. Er plädierte stattdessen für das Wort Harmonie als Beschreibung des bhutanesischen Gesellschaftskonzepts. Oft versuchte er den König zu überreden, den Begriff „Bruttonationalharmonie“ zu verwenden – ohne Erfolg.

Eine eigene Kommission prüft, ob die Pläne und Programme von Bhutans Staatsführung dem Bruttonationalglück zuträglich sind. Getragen wird dieses ganzheitliche Staatsglück von vier Pfeilern: eine sozial gerechte Gesellschafts- und Wirtschaftsentwicklung, die Bewahrung und Förderung kultureller Werte, der Schutz der Umwelt und gute Regierungs- und Verwaltungsstrukturen. Rutland betonte aber noch zwei weitere Lehren aus seiner Wahlheimat: Erstens Bescheidenheit – in Bhutan, sagte Rutland, werde diese bis hinauf zum König praktiziert. Generell ist das Zurschaustellen von Überfluss in Bhutan verpönt. Das zweite bhutanische Prinzip lautet – und nicht nur der Ehren-Bhutaner Rutland wünscht dieser Einstellung einen weltweiten Siegeszug: „Nicht erst der Arbeitsplatz gibt den Menschen seinen Platz in der Gesellschaft. Deinen Platz hast du in Bhutan allein aus dem Grund, weil du da bist.“


Taktshang-Kloster

Demokratische Bundesrepublik Nepal


Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

Der sehr auf das Diesseits gerichtete Wahlspruch Nepals „Janani Janmabhumischa Swargadapi Gariyoshi“ heißt aus dem Sanskrit übersetzt „Das Mutterland ist mehr wert als das Königreich des Himmels“.


Fläche: 147.181 Quadratkilometer, zweimal so groß wie Irland
Einwohner: 29.305.000, sechsmal soviel wie Irland

Sherpa

Nepal ist ein wunderbares Land mit wundervollen Menschen. Der berühmteste von ihnen ist Tenzing Norgay, der Sherpa, der am 29. Mai 1953 gemeinsam mit dem Neuseeländer Edmund Hillary zum ersten Mal den Mount Everest bestieg. Sein Enkel Tashi Tenzing ist Bergführer und schaffte es wie sein Großvater auf den höchsten Berg der Erde. Zum 50. Jahrestag der Erstbesteigung ergab sich die Gelegenheit mit Tashi Tenzing über seinen Opa, den Everest, das Volk der Sherpa und Nepal zu reden.

Herr Tenzing, das Bergsteigen wird auch die Eroberung des Unnützen genannt. War die Erstbesteigung des Everest ohne Nutzen?

Tashi Tenzing: Hillary und Tenzing haben Unglaubliches geleistet, bis dahin Undenkbares denkbar, Unmögliches möglich gemacht. Ich glaube, dass die beiden mit ihrem Erfolg eine Inspiration für alle Menschen gewesen sind. So wie die großen Entdeckungen, so wie die großen Erfindungen, so wie die Mondlandung. Sie haben allem Menschen erneut gezeigt: Wo ein Wille ist, da ist ein Weg.


Edmund Hillary und Tenzing Norgay

Was bedeutet es für Sie, ein Tenzing zu sein?

Tashi Tenzing: Tashi Tenzing: Für mich ist es eine große Ehre, diesen Namen zu tragen. Ich wollte schon von klein auf immer in die Fußstapfen meines Großvaters treten. Ich will, dass er stolz auf mich ist. Ich will sein Erbe weitergeben. Dem Tenzing-Clan anzugehören bedeutet, mit den Sherpa und dem Himalaya, besonders dem Everest, verbunden zu sein. Was weiß der Rest der Welt über die Sherpa? Gepäckträger! Stimmt, und wir Sherpa sind stolz darauf, das Gepäck zu tragen. Mein Volk ist aus dem Nichts gekommen und konnte doch in den letzten Jahrzehnten bewundernswerte Träume erreichen. Sherpa haben nicht nur in der Bergsteigerei Herausragendes geleistet. Sherpa sind Rechtsanwälte, Ärzte und werden heute der Vielfalt des Lebens gerecht. Deswegen erzähle ich die Geschichte meines Großvaters, die Geschichte dieses Volkes, meine Geschichte. Und ich versuche zu zeigen, wo heute die Herausforderungen für die Sherpa liegen.


Mount Everest

Nach wie vor ist Nepal eines der ärmsten Länder der Welt. Sie arbeiten im Tourismus, ist das für Sie der Schlüssel zur wirtschaftlichen Entwicklung des Landes? Tashi Tenzing: Tourismus ist für jedes Land eine gute Sache. Und wir besitzen die besten Voraussetzungen dafür. Den Everest im Land zu haben, ist sicher ein immenser Vorteil. Hinzu kommt, dass die Nepalesen gastfreundlich sind, lebensfroh, fleißig und mit einem großen Herzen … Ich höre schon auf mit dem Selbstlob, aber ich bin mir sicher: Diese Menschen und diese Berge werden uns nach oben bringen.

Und die negativen Auswirkungen des Tourismus?

Tashi Tenzing: Natürlich hat auch diese Medaille zwei Seiten. Schnell wachsender Tourismus kann negative Nebenwirkungen mit sich bringen. Deswegen müssen wir mehr als in der Vergangenheit aufpassen. Wir erkennen heute, in welcher Gefahr unsere Wälder sind. Wir haben begonnen, unsere Berge vom Müll zu säubern. Das braucht Zeit und große Anstrengungen. Aber wir Sherpa haben den Everest bestiegen, wir schaffen auch diese Herausforderung

Demokratische Sozialistische Republik Sri Lanka


Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

Auf dem Gipfel des Adam‘s Peak steht ein Kloster, in dem sich ein 1,8 Meter langer Fußabdruck befindet, der als Fußabdruck von Buddha (Buddhisten), Shiva (Hindus), Adam (Muslime) oder dem Apostel Thomas (Christen) verehrt wird.


Fläche: 65.610 Quadratkilometer, so groß wie Litauen
Einwohner: 20.877.000, sieben Mal so viele wie Litauen

Schwarztee

Sri Lanka ist ein wunderbares Land mit wunderbaren Menschen und dem wunderbaren Ceylon-Tee. Die Teeindustrie ist nach den Überweisungen von Exil-Sri-Lankern und Textilexporten die wichtigste Deviseneinnahme der Insel. Die 800.000 Arbeiterinnen und Arbeiter in den Teeplantagen spüren von den Profiten jedoch nichts. Rund 400 Rupien, umgerechnet 2,50 Euro, bekommen sie abhängig von der Pflückmenge pro Tag. Die Plantagenarbeiter stammen von Indern ab. Als die britischen Kolonialherren den Tee einführten, brachten sie Arbeitskräfte aus Südindien in die Kolonie Ceylon. Dort mussten die Migranten in Schuldknechtschaft arbeiten. Seit 1948 ist Sri Lanka unabhängig. Aber in den Teeplantagen hat sich kaum etwas geändert. „Strahlend schönes, königlich leuchtendes Land“, lautet die Übersetzung von Sri Lanka, das früher Ceylon hieß. Diese schwarze Seite der Teeinsel ist jedoch bei Teeliebhabern auf der ganzen Welt nur wenig bekannt.

„Ihre Vorfahren lebten während der britischen Herrschaft wie Sklaven, und diese Bedingungen herrschen leider noch immer“, zitiert eine „dpa“-Reportage den Gewerkschaftsführer S.P. Anthonymuttu. Der Rest des Landes habe sich verändert, aber die Plantagen nicht, lautete sein bitteres Resümee. Dies sei keine Sklaverei, aber durchaus eine extreme Abhängigkeit, machte Basil Fernando von der Asiatischen Menschenrechtskommission eine kleine Einschränkung: „Die Menschen gehören praktisch zur Plantage, sie kennen die Welt außerhalb nicht.“ Die Plantagenarbeiter stellten aber auch seiner Meinung nach eine der am meisten vernachlässigten Gruppen auf der Insel. Wenn Teepflücker die Plantage auf der Suche nach besserer Arbeit verlassen wollen, verlieren sie ihre Unterkünfte. Also bleiben die meisten. Hinzu kommt ein sprachliches Problem: Die Teearbeiter sind überwiegend Tamilen, sprechen Tamilisch statt dem vorherrschenden Singhalesisch.

Von 1983 bis 2009 kämpften die „Befreiungstiger von Tamil Eelam“ für einen unabhängigen tamilischen Staat im Norden der Insel. 100.000 Menschen starben während dieses Bürgerkriegs. Die Ursachen des Konflikts, vor allem die Vormachtstellung der singhalesischen Mehrheit, sind jedoch bis heute nicht beseitigt. Dazu kommt der Konfliktstoff Religion, angeheizt durch buddhistische Nationalisten. Ihre Zielscheiben sind Christen und vor allem Muslime.


Tee-Ernte

Seit dem Ende des Bürgerkriegs im Mai 2009 wurden in Sri Lanka jedoch keine Terroranschläge mehr verübt – bis zum 21. April 2019: An diesem Ostersonntag sprengten sich Selbstmordattentäter in drei überfüllten katholischen Kirchen des Landes in die Luft. Mit 320 Toten und mehr als 500 Verletzten zählten diese Attentate zu den mörderischsten seit 9/11. Der „Islamische Staat“ reklamierte die Anschläge für sich, verübt wurden sie von Einheimischen. Bleibt zu hoffen, dass die nach den Attentaten gemachte Analyse in der „ZEIT“ nicht Recht behält: „Es ist gut möglich, dass die wenigen Jahre des Friedens in Sri Lanka an diesem Ostersonntag zu Ende gegangen sind.“


Adam's Peak

Republik Indien


Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

Mit dem Holi-Fest begrüßt Indien den Frühling. Das „Fest der Farben“ findet zu Ehren des Hindu-Gottes Krishna statt. Ob jung oder alt, hohe oder niedrige Kaste, reich oder arm zählt nicht, man bewirft sich mit buntem Staub, tanzt und ist fröhlich.


Fläche: 3.287.469 Quadratkilometer, ein Drittel von China
Einwohner: 1.339.180.000, fast genauso viele wie China

Wenn Igel kuscheln

Indien ist ein wunderbares Land mit wunderbaren Menschen, denen es bei ihrem Zusammenleben so geht wie allen Menschen, nämlich so wie Igeln in einer kalten Nacht: Um der Wärme willen drängen sie sich aneinander, stechen sich und rücken wieder voneinander weg. Diese Bewegung wird solange wiederholt, bis die optimale Position erreicht, die maximale Wärme bei minimalen Schmerzen garantiert ist. Diese in Arthur Schopenhauers Igel-Parabel beschriebene Balance zwischen Nähe und Distanz variiert von Kultur zu Kultur, schreiben Sudhir und Katharina Kakar in ihrem Buch „Die Inder – Porträt einer Gesellschaft“ (C.H.Beck). Anders als in der europäischen Gesellschaft, stellen der Psychoanalytiker und die Religionswissenschafterin fest, ist für Inderinnen und Inder „die optimale Position mit der Hinnahme größerer Schmerzen verbunden, um mehr Wärme zu erlangen“.


Holi-Fest zu Ehren Krishnas

Die Betonung der Verbundenheit allen Seins bestimmt den indischen Menschen, lautet das Fazit des auf Goa lebenden Autorenehepaars Kakar. In einem „ZEIT“-Interview erklärte Sudhir Kakar diese Verbundenheit: „In Indien wird der Körper nicht als geschlossenes System verstanden wie in Europa, wo alles Wichtige innerlich geschieht, der Körper also eine Festung ist, die gelegentlich Zugbrücken nach außen herunterlässt. Der indische Körper aber ist offen zu einer natürlichen, sozialen, spirituellen und kosmischen Umwelt hin.“ Dem Einwand, sie würden mit ihrem „Gesamtbild“ der Vielfalt von über einer Milliarde Menschen, mit zig Sprachen und Identitäten nicht gerecht, entgegnen Kakars damit, dass Indisch-Sein eine „Familienähnlichkeit“ darstelle, von der Indiens erster Premier Nehru meinte: „Die Einheit Indiens war für mich nicht nur ein politisches Programm, sie war eine emotionale Erfahrung, die mich überwältigte.“

Diese Einheit wird aktuell von Gewaltexzessen gegen religiöse Minderheiten und Frauen erschüttert. Für den indischen Jesuiten Francis D'Sa ist das Verrat am Geist Mahatma Gandhis: „Wie wir Christen Jesus vergessen haben, hat Indien Gandhi vergessen“, sagte er bei einem Treffen in Salzburg: „Soviel Gewalt! Würde Gandhi noch leben, er würde sagen: Ich bin kein Inder mehr! Diese alte Kultur hat mit einem Mal das Bekenntnis an die Gewaltlosigkeit aufgegeben. Natürlich ist das jetzt extrem formuliert, denn die Mehrheit der Inder ist nach wie vor für den Frieden. Doch die Extremisten in allen Lagern sind um so viele mehr und um so vieles stärker geworden.“

Und wie gelingt es in Indien und überall den Geist Gandhis neu zu beleben? D'Sa: „Kulturen müssen sich begegnen, damit sie bestehen können, damit sie sich weiter entwickeln können. Die Zeit, in der Kulturen wie Öl und Wasser gelebt haben, ist vorbei. Jede Kultur muss sich heute mit den Nachbarkulturen abgeben. Das geschieht nicht. In keiner Kultur in Indien geschieht das. Niemand hat etwas zu verlieren, wenn man mit den anderen in Dialog tritt. Der Weg des Friedens ist der Weg des Dialogs, der Weg der Verständigung, der Weg des Brückenbauens.“


Auch in Indien gilt: Der Weg des Friedens ist der Weg des Dialogs.

Kirgisische Republik


Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

Der Yssykköl im Tian-Shan-Gebirge ist nach dem Titicacasee der zweitgrößte Gebirgssee der Erde. Das „Herz des Tian Shan“ liegt auf 1607 Meter und gefriert trotz Temperaturen von minus zwanzig Grad im Winter nie. Der See besitzt mehrere Zuflüsse, aber keinen Abfluss.


Fläche: 199.900 Quadratkilometer, doppelt so groß wie Ungarn
Einwohner: 6.256.700, zwei Drittel von Ungarn

Steinreich arm

Kirgistan ist ein wundervolles Land mit wundervollen Menschen und riesigen Vorkommen an Gold, seltenen Erden und exklusiven Mineralien. Beispielsweise der Nevadait: Das Mineral bildet hellgrüne bis türkisfarbende Kügelchen und ist nur an zwei Orten weltweit zu finden: Im US-Bundesstaat Nevada und im Kara-Chagyr-Gebirge in Kirgistan. Wobei sich der Wert nicht daran bemisst, wie häufig ein Mineral vorkomme oder nicht, sagen die Experten: „Ein Mineral kann teuer werden, wenn der Bedarf dafür da ist.“ Bestes Beispiel ist der Best- und Longseller Gold. Geologen nennen die Region rund um Kirgisistan, Usbekistan und Tadschikistan auch „Tien Shan Gold Belt“. Das Vorkommen in diesem Goldgürtel beträgt 18 Millionen Unzen und zählt zu den reichsten der Welt.

Trotz seiner Bodenschätze zählt Kirgistan zu den ärmsten Ländern der Region – ein Schicksal, das es mit vielen reichen und trotzdem oder gerade deswegen armen Ländern teilt. Ein Drittel der jungen Bevölkerung ist arbeitslos, viele verdienen ihr Geld als Gastarbeiter in Russland. Die Volkswirtschaft ist von Auslandsüberwei sungen abhängig, rund dreißig Prozent des Bruttoinlandsprodukts schicken Auslandskirgisen in die Heimat. Gleichzeitig ist Kirgistan die einzige Ex-Sowjetrepublik in Zentralasien, die den Weg Richtung Demokratie eingeschlagen hat. Das relativ tolerante Politiksystem und die offene Gesellschaft locken aber Zuflucht suchende Extremisten aus den autoritären Nachbarländern Usbekistan, Tadschikistan sowie Afghanistan ins Land. Armut und weniger Überzeugung sei der Grund, warum sich junge Kirgisen freiwillig dem Islamischen Staat anschlössen, heißt es. Laut International Crisis Group folgten 2016 rund 500 Kirgisen dem IS. Neben der Armut sehen Experten die Wurzel zur Radikalisierung im maroden Bildungssystem, das die Jugend in ein Leben ohne Perspektiven entlässt.


Nevadait

2015 führten Demonstrationen mit der Forderung nach Teilverstaatlichung der Kumtor-Goldmine zum Rücktritt der Regierung. Diese hatte es nicht geschafft, sich mit dem kanadischen Eigentümer auf den Rückkauf von Staatsanteilen zu einigen. Die auf 4000 Meter liegende Kumtor-Mine ist die zweithöchste Goldmine der Welt und die größte Goldlagerstätte Zentralasiens. Sie sorgt für rund zehn Prozent der Wirtschaftsleistung im Land. Das kirgisische Parlament kritisierte, dass zu viele Gewinne ins Ausland fließen. Von den Minenbetreibern verursachte Umweltschäden trugen zusätzlich zur aufgeheizten Stimmung bei. Die auch einem britischen Mitarbeiter zum Verhängnis wurde. Sein abschätziger Facebook-Eintrag über eine lokale Delikatesse löste einen Bergarbeiterstreik aus. Der Mann musste das Land binnen 24 Stunden verlassen. Sein Vergehen: Er hatte die traditionelle Pferdefleischwurst Tschutschuk als „Pferdepenis“ bezeichnet. Dabei hatte er noch Glück: Wegen Mangels an Beweisen entging er einer Verurteilung wegen Anstachelung zu „ethnischem Hass“ und bis zu fünf Jahren Haft – bei Wasser und Tschutschuk.


Kumtor-Mine

Republik Malediven


Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

Das Frachtschiff „Maldive Victory“ rammte 1981 im Nord-Malé-Atoll ein Riff und sank. Besatzung und Passagiere konnten sich retten, Taucher plünderten die Fracht, vor allem Alkohol. Heute ist das Wrack ein beliebtes Ziel für Taucher.


Fläche: 298 Quadratkilometer, ein wenig kleiner als Malta
Einwohner: 344.023, drei Viertel von Malta

Zerstörungswut

Die Malediven sind ein wunderbares Land mit wunderbaren Menschen. Gleichzeitig ist die „Inselkette“, wie Malediven wörtlich übersetzt heißt, ein geteiltes Land: Urlaubsparadies zum einen, von Umstürzen, Korruption, Armut und islamischem Fundamentalismus geplagtes Eiland zum anderen. Die Parlamentswahlen im April 2019 gewann die Partei des kurz davor aus dem Exil zurückgekehrten Ex-Präsidenten Mohamed Nasheed. Bekannt wurde der Ozeanograf und Politiker für sein medienwirksames Auftreten während des Klimagipfels in Kopenhagen 2009, als er mit seiner Regierung zu einer Unterwasser-Kabinettssitzung abtauchte. Zwischenzeitlich hatte Nasheed unter der autokratischen Herrschaft von Präsident Abdulla Yameen jahrelang im Gefängnis gesessen. Yameen wurde 2018 abgewählt, wegen Geldwäsche und Unterschlagung angeklagt und verhaftet, und Nasheed kündigte an, das Land wieder in eine parlamentarische Demokratie umzuwandeln.

So weit so hoffnungsvoll, gleichzeitig ist in den vergangenen Jahren der Einfluss radikaler Islamisten stetig gewachsen. Die Touristen sind auf eigenen Inseln, in eigenen Resorts untergebracht, in denen oft Manager aus dem Westen und Gastarbeiter aus Bangladesch oder Sri Lanka arbeiten. Geduldet wird der Tourismus, weil er die wichtigste Einnahmequelle ist. Was in den Ressorts passiert, wird aber vom Klerus des Landes mit Argwohn beobachtet. Vor einigen Jahren entbrannte ein Streit über die Wellness-Bereiche der Hotels, die als Sündenpfuhl verunglimpft wurden. Zahlreiche Ressorts mussten ihre Spas vorübergehend schließen.

„Die Urlaubsidylle auf den Malediven ist eine sehr fragile“, schrieb die österreichische Tageszeitung „Die Presse“. Als Beispiel nannte die Korrespondentin die Zerstörung aller Figuren im ersten Unterwassermuseum der Malediven im Herbst 2018. Die vom Briten Jason deCaires Taylor im Coralarium des Luxusressorts Sirru Fen Fushi geschaffenen Figuren waren Hybride aus Mensch und Koralle – der Künstler wollte damit die Symbiose von Mensch und Natur zeigen. Der Staat qualifizierte die Korallenwelt als unislamisch und Gotteslästerung. Das Hotel habe trotz Aufforderung nicht reagiert, deswegen musste die Polizei einschreiten, hieß es seitens der Behörde. Man habe nicht provozieren wollen, lautete die zurückhaltende Reaktion des Hotels. Gemeinsam mit dem Künstler werde man eine Lösung finden, die auch für die Einheimischen tragbar ist.


Unterwassermuseum von Jason deCaires Taylor

Der religiösen Zerstörungswut fielen bereits unersetzliche buddhistische und hinduistische Artefakte aus dem Nationalmuseum zum Opfer. Die gesamte vorislamische Geschichte wurde vernichtet, darunter der einzige archäologische Beweis einer buddhistischen Ära auf den Malediven. Doch damit noch nicht genug, erklärte ein Oppositionssprecher in den „Maldives Independent“, es brauche generell eine Diskussion darüber, was als Götzenbild gewertet werden soll. Was ist zum Beispiel mit den Schaufensterpuppen in den Modegeschäften von Malé?


Touristen-Ressorts – ein Dorn im Auge islamischer Kleriker

₺434,05

Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
0+
Litres'teki yayın tarihi:
22 aralık 2023
Hacim:
835 s. 609 illüstrasyon
ISBN:
9783948097837
Telif hakkı:
Автор
İndirme biçimi:
Metin
Средний рейтинг 0 на основе 0 оценок