Kitabı oku: «Parzival», sayfa 10

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Von dem jungen Parzival.

10Da er sein Schwert von lichtem Stahl

Nicht mehr bei sich liegen fand,

Da zwang er so zur Faust die Hand,

Daß den Nägeln Blut entschoß

Und ihm den Aermel übergoß.71

15»Nicht doch, Herr,« sprach die Ritterschaft,

»Dieser Mann uns gern zu lachen schafft,

Wie traurig wir auch anders sei'n;

So mögt ihr wohl ihm freundlich sein.

Ihr habt nichts andres vernommen,

20Als der Fischer sei gekommen.

Geht hin, ihr seid sein werther Gast;

Schüttet ab des Zornes Last.«

Hundert Kronen niederhingen

In dem Saal, zu dem sie gingen,

25Mit vielen Kerzen besteckt;

So war auch rings überdeckt

Mit kleinen Kerzen die Wand.

Hundert Ruhbetten fand

Man an den Seiten aufgeschlagen,

Darauf hundert Kissen lagen.

[230]Je vier Gesellen trug ein Sitz;

Die Plätze unterschied ein Schlitz.

Davor ein Teppich bilderhell:

Le Fils du Roi Frimutel

5Besaß doch Reichtum unermeßen.

Eines Dings war nicht vergeßen,

Sie hatte nicht das Gold gedauert:

Von Marmor waren aufgemauert

Drei viereckge Feuerrahmen.

10Da brannt ein Holz, das man mit Namen

Nannte lignum aloe.

Wer hat so große Feuer je

Hier gesehn zu Wildenberg?72

Es war fürwahr ein kostbar Werk.

15Der kranke Wirth selber hat

Vor der mittlern Feuerstatt

Auf einem Spannbett Platz genommen.

Zum Bruche wars gekommen

Zwischen ihm und der Freude;

20Sein Leben war ein morsch Gebäude.

In den Saal gegangen

Ward da gar wohl empfangen

Von dem, der ihn dahin gesandt,

Parzival der Weigand.

25Ihn ließ der Wirth nicht lange stehn,

Er bat ihn, nah heran zu gehn

Und zu sitzen: »hier an meine Seite:

Wies' ich euch in größre Weite,

Das hieß' euch allzu fremd gethan.«

So sprach der jammersreiche Mann.

[231]Des Wirthes Siechtum heischte leider

Große Feur und warme Kleider,

Weit und lang, von Zobel fein.

So muste aus und innen sein

5Der Mantel und der Pelz darauf.

Der geringste Balg war theur zu Kauf.

Schwarz- und Grauwerk fand man da.

Um das Haupt des Wirthes sah

Man die gestreifte Mütze gehn,

10Von Zobel, theuer zu erstehn.

Arabsche Borten gingen

Oben in goldnen Ringen,

Und von der Spitze nieder schien

Als Knopf ein leuchtender Rubin.

15Ritter saßen da genug,

Als man Jammer vor sie trug.

Herein zur Thür ein Knappe sprang,

Eine Lanze trug er, die war lang,

(Die Sitte war zur Trauer gut);

20Die Schneide nieder tropfte Blut

Und lief am Schaft bis auf die Hand,

Wo es am Aermel verschwand.

Da ward geweint überall

Und geschrien in dem Saal,

25Daß dazu mit Kehl und Augen

Kaum dreißig Völker möchten taugen.

Also trug er den Sper

An den vier Wänden umher

Bis wieder zu des Saales Thür,

Wo der Knappe sprang hinfür.

[232]Da war des Volkes Noth gestillt,

Das erst von Jammer stand erfüllt,

Da es die Lanze hatt erkannt,

Die der Knappe trug in seiner Hand.

5Mag es euch nicht verdrießen,

Will ich die Mär erschließen,

Daß ihr vernehmet und erfahrt,

Wie herlich da gedienet ward.

Zu Ende an dem langen Saal

10Auf ging eine Thür von Stahl:

Zwei werthe Kinder traten ein;

Vernehmt, wie die geschaffen sei'n:

Daß sie wohl gäben Minnesold,

Wem sie um Dienste würden hold.

15Das waren Jungfrauen klar,

Kränzlein über bloßem Haar:

Die Blumen hielt ein lichtes Band.

Jedwede trug in der Hand

Einen Leuchter von Gold.

20Ihr Haar in blonden Locken rollt.

Auf jedem Leuchter brennt ein Licht.

Vergeßen wollen wir nicht

Von der Jungfrauen Kleid zu sagen,

Das sie vor den Rittern tragen.

25Die Gräfin von Tenabrock,

Von braunem Scharlach war ihr Rock;

So war auch ihr Gespiel geziert.

Das weite Kleid war affischiert

Mit zweien Gürteln, da wo schlank

Die Frauen sind und schmal und schwank.

[233]Hinzu tritt eine Herzogin

Und ihr Gespiel. Sie trugen hin

Kleiner Stollen zween von Helfenbein.

Ihr Mund gab feuerrothen Schein.

5Alle Viere neigten sich;

Nun setzten zwo behendiglich

Vor den Wirth die Stollen hin;

Das war ihr Dienst, wie es schien.

Dann traten sie gepaart zurück

10Und waren klar und hell von Blick.

Die Viere trugen gleiches Kleid.

Nun versäumen nicht die Zeit

Andrer Frauen zweimal vier.

Was hatten die zu schaffen hier?

15Vier musten große Kerzen tragen;

Die andern durftens nicht versagen,

Sie trugen einen theuern Stein,

Die Sonne warf hindurch den Schein.

Sein Namen ist uns wohl bekannt:

20Es war ein Granatjachant,

Lang und breit und leicht: das litt,

Daß so dünn ihn zerschnitt,

Der zum Tischblatt ihn zersägte,

An dem der Wirth zu eßen pflegte.

25Die Jungfraun traten alle acht

Vor den Wirth, indem sie sacht

Wie zum Gruß ihr Haupt bewegten.

Die Viere dann die Tafel legten

Auf der Stollen schneeweiß Helfenbein,

Das zuvor getragen war herein.

[234]Man sah sie züchtig wieder gehn

Und bei den ersten vieren stehn.

Röcke grün wie Gras zu schauen

Trugen diese acht Frauen

5Aus edelm Samt von Aßagauch,

Lang und weit, so wars Gebrauch.

Ein theurer Gürtel, schmal und lang,

In der Mitte sie zusammen zwang.

Dieser acht Jungfrauen klug

10Auf dem Haupt Jegliche trug

Ein Blumenkränzlein wohlgethan.

Von Nonel der Graf Iwan

Und Jernis, der Herr von Reile,73

Ihre Töchter über manche Meile

15Hatte der Gral in Dienst genommen.

Man sah die Jungfrauen kommen

In gar wonniglichem Staat.

Zwei Meßer, schneidig wie ein Grat,

Trugen die Jungfrauen hehr

20Auf zwo Zwickeln daher.

Von Silber ist die Kling und weiß

Und nicht versäumt von Künstlerfleiß,

Geschärft, gewetzt zu solcher Glätte,

Daß es wohl Stahl geschnitten hätte.

25Vor dem Silber trugen Frauen werth,

Die auch der Gral zum Dienst begehrt,

Lichter, daß es heller sei,

Vier Kinder alles Tadels frei.

So gingen diese Sechse nun:

Höret, was sie sollen thun.

[235]Sie grüßten. Zwei Jungfräulein

Trugen auf der Tafel Schein

Das Silber, legten es da nieder.

Dann gingen sie mit Züchten wieder

5Zu den ersten Zwölfen hin.

Wenn ich recht berichtet bin,

Hier sollen achtzehn Frauen stehn.

Nun sieht man neue sechse gehn

In Kleidern, die man schwer bezahlt;

10Es war zur Hälfte Plialt,

Zur Hälfte Pfell von Ninive.

Sie und die Sechse, der ich eh

Erwähnt, getheilt war ihre Tracht,

Jeder Theil aus anderm Stoff gemacht.

15Nach diesem kam die Königin.

Ein Glanz von ihrem Antlitz schien,

Sie wähnten all, es wolle tagen.

Ein Kleid sah man die Jungfrau tragen

Von Pfellel aus der Arabie.

20Auf grünseidnem Achmardi

Trug sie des Paradieses Fülle,

So den Kern wie die Hülle.

Das war ein Ding, das hieß der Gral,

Irdschen Segens vollster Stral.

25Repanse de Schoie hieß,

Von der der Gral sich tragen ließ.

Der Gral war von solcher Art:

Sie hat das Herz sich rein bewahrt,

Der man gönnt des Grals zu pflegen:

Sie durfte keine Falschheit hegen.

[236]Lichter kamen vor dem Gral:

Die waren schön und reich zumal.

Sechs lange Gläser hell und klar,

Drin brannte Balsam wunderbar.

5Da sie gemeßnen Schritts herfür

Zur Tafel kamen von der Thür,

Die Königin verneigte sich

Und jede Jungfrau züchtiglich,

Die da Balsamgläser trug.

10Die Köngin ohne Falsch und Trug

Setzte vor den Wirth den Gral.

Die Märe spricht, daß Parzival

Sie hab andächtig lang beschaut,

Der der Gral war anvertraut;

15Er hatt auch ihren Mantel an.

Die Sieben gingen sacht hindann

Zu den achtzehn Ersten.

Sie nahmen all die Hehrste

Zwischen sich: Zwölf standen ihr

20Zu beiden Seiten, sagt man mir.

Da stand die Magd die Krone tragend

Schön aus den Gespielen ragend.

All den Rittern zumal,

Die da saßen in dem Saal,

25Ließ man von den Kämmerlingen

In goldnen Becken Waßer bringen.

Je vier bediente Einer

Und ein Junker, ein kleiner,

Der eine weiße Zwickel trug.

Man sah da Reichtum genug.

[237]Der Tafeln musten hundert sein,

Die man zur Thüre trug herein.

Man setzte jegliche hier

Vor der werthen Ritter vier:

5Tischlachen blendend weiß

Legte man darauf mit Fleiß.

Der Wirth nun selber Waßer nahm;

Er war an frohem Muthe lahm.

Da wusch sich Parzival zugleich.

10Eine seidne Zwickel bilderreich

Hielt ein Grafensohn ihm hin;

Den sah man hurtig niederknien.

Wo eine Tafel war gestellt,

Vier Knappen sah man da gesellt,

15Daß sie zu dienen nicht vergäßen

Denen, die an ihr säßen.

Zweene mußten knieend schneiden;

Die andern durftens nicht vermeiden,

Sie trugen Speis und Trank herbei

20Und dienten ihnen nach der Reih.

Hört mehr von Reichtum sagen.

Vier Karossen musten tragen

Manchen Becher goldenklar

Jedem Ritter, der zugegen war.

25Die wurden rings umher gerollt;

Von vier Rittern ward das Gold

Auf die Tafeln hingesetzt.

Ein Schaffner folgte zuletzt;

Dem war es aufgetragen,

Alles wieder in den Wagen

[238]Zu setzen, wenn gedienet wäre.

Nun vernehmet andre Märe.

Hundert Knappen man gebot,

Daß sie in weiße Zwickeln Brot

5Knieend nähmen vor dem Gral.

Zurück dann traten sie zumal

Und vertheilten vor die Tafeln sich.

Man sagte mir, so sag auch ich

Auf euern eigenen Eid:

10Vor dem Grale war bereit

(Sollt ich damit betrügen,

So helfet ihr mir lügen)

Wonach einer bot die Hand,

Daß er alles stehen fand,

15Speise warm, Speise kalt,

Speise neu und wieder alt,

Fisch und Fleisch, Wild und Zahm.

Es ist kein wahres Wort daran,

Hör ich Manchen sprechen;

20Der will sich viel erfrechen:

Denn der Gral war alles Segens Born,

Weltlicher Süße volles Horn:

Es that es dem beinahe gleich,

Was man erzählt vom Himmelreich.

25In kleine Goldgefäße kam,

Was man zu jeder Speise nahm,

Pfeffer, Salz und Agraß.

Der Genügsame, der Fraß,

Alle fänden da genug;

Höflich man es vor sie trug.

[239]Moraß, Wein, Sinopel roth,74

Wonach den Napf ein Jeder bot,

Was er Trinkens mochte nennen,

Das konnt er drin erkennen,

5Alles durch des Grales Kraft.

Die herliche Genoßenschaft

Ward bewirthet von dem Gral.

Wohl bemerkte Parzival

Den Reichtum und das große Wunder;

10Doch nicht zu fragen unterstund er.

Er gedachte: »Treulich rieth

Mir Gurnemans, bevor ich schied,

Viel zu fragen sollt ich meiden;

Man wird mich hier wohl auch bescheiden,

15Wie es dort bei ihm geschah.

So hör ich ohne Frage ja,

Wie es um diese Leute steht.«

Wie er so dachte, sieh, da geht

Ein Knappe her und bringt ein Schwert,

20Die Scheide tausend Marken werth;

Das Gehilz war ein Rubin;

Auch war die Klinge, wie es schien,

Großer Wunder Thäterin.

Seinem Gaste gab der Wirth es hin

25Und sprach: »Es half mir in der Noth

Manchesmal, bevor mich Gott

So schwer am Leibe hat verletzt.

Ich hoffe, daß es euch ersetzt,

Was hier fehlt an eurer Pflege;

Führt es künftig allewege:

[240]Ihr seid, erkennt ihr seine Art,

Im Streite wohl damit verwahrt.«

Weh, daß er da vermied zu fragen!

Das muß ich noch für ihn beklagen.

5Denn da das Schwert ihm ward gegeben,

Das mahnt' ihn, Frage zu erheben.

Auch jammert mich sein edler Wirth,

Daß er der Qual nicht ledig wird,

Der ihn enthoben hätte Fragen.

10Nun war hier sattsam aufgetragen.

Die's anging, griffens wieder an

Und trugen das Geschirr hindann.

Die vier Karossen lud man da;

Jedes Fräulein seinen Dienst versah,

15Erst die letzten, dann die ersten.

Sie traten alle mit der Hehrsten

Wieder hin zu dem Gral.

Vor dem Wirth und Parzival

Verneigte sich die Königin

20Und all die Jungfraun wie vorhin

Und trugen wieder aus der Thür,

Was sie mit Zucht gebracht herfür.

Parzival blickt ihnen nach:

Da sieht er in dem Vorgemach,

25Eh sie die Thüre zuthun,

Auf einem Spannbette ruhn

Den allerschönsten alten Mann,

Des er Kunde je gewann.

Ich greif es traun nicht aus der Luft,

Er war noch grauer als der Duft.

[241]Wer der Greis gewesen,

Das hört ihr künftig lesen,

Dazu der Wirth, die Burg, das Land,

Die werden euch von mir genannt

5Künftig, wenn es an der Zeit,

Bescheidentlich, ohn allen Streit,

Und sogleich, unverzogen.

Die Sehne sag ich sonder Bogen.

Die Sehne dient zum Gleichniss hier.

10Behende scheint der Bogen dir,

Doch ist schneller, was die Sehne jagt.

Hab ichs nicht unbedacht gesagt,

So gleicht die Sehne schlichten Mären,

Womit wir gern zufrieden wären;

15Denn wer die Krümme wandelt viel,

Der führt uns allzuspät ans Ziel.

Wenn ihr den Bogen spannen saht,

Erst war die Sehne schlicht und grad;

Sie muß sich dehnen, muß sich biegen,

20Soll der Schuß zum Ziele fliegen.

Doch wer die Märe schießt dem Thoren,

Der hat sein Dehnen auch verloren:

Sie findet nirgend eine Statt

Und gar geräumigen Pfad

25Zu einem Ohr ein, zum andern aus.

Lieber bleib ich zu Haus,

Als daß ich den mit Mären dränge:

Denn ich sagte oder sänge

Beßer wahrlich einem Bock

Oder einem morschen Stock.

[242]Ich will euch ferner doch bedeuten

Von den jammerhaften Leuten,

Die hier besucht hat Parzival.

Man vernahm da selten Freudenschall,

5Weder Tanz noch Ritterspiel.

Ihrer Trübsal war so viel,

Sie dachten auf Erholung nicht.

Oft wohnt die Volkszahl minder dicht,

Doch thut ihr manchmal Freude wohl;

10Hier waren alle Winkel voll

Und auch der Hof, wo man sie sah.

Der Wirth sprach zu dem Gaste da:

»Nun ist eur Bette wohl bereit,

Drum rath ich, wenn ihr müde seid,

15Euch zur Ruhe zu begeben.«

Nun sollt ich Zeterschrei erheben

Um ihr so gethanes Scheiden!

Hier wächst Unheil ihnen beiden.

Vor des Wirthes Bette trat

20Auf den Teppich hin und bat

Um den Urlaub Parzival;

Gute Nacht ihm bot der Wirth zumal.

Auf sprang die Ritterschaft in Eil;

Ihn zu geleiten kam ein Theil.

25Da führten sie den jungen Mann

In ein Schlafgemach hindann:

Das war also ausstaffiert,

Mit einem Bette geziert,

Daß mich die Armut schmerzlich müht,

Da der Erde solcher Reichtum blüht.

[243]Dem Bett war Armut theuer;

Als glüht' er im Feuer,

Gab drauf ein Pfellel lichten Stral.

Die Ritter bat da Parzival,

5Sie möchten auch zur Ruhe gehn;

Denn Ein Bett sah er hier nur stehn.

Mit Urlaub gingen sie hindann.

Hier hebt ein andrer Dienst sich an.

Vier Kerzen und sein klar Gesicht

10Wetteifernd gaben helles Licht:

Wie möchte heller sein der Tag?

Vor seinem Bett ein andres lag,

Ein Polster drauf; da setzt' er sich.

Jungherren gar behendiglich

15Entschuhn ihm Beine, die sind blank:

Mancher ihm zu Hülfe sprang;

Auch zog ihm seine Kleider ab

Mancher wohlgeborne Knab:

Es waren schmucke Herrlein.

20Zur Thüre traten jetzt herein

Vier klare Jungfrauen,

Die man gesandt zu schauen,

Ob man ihn wohl verpfläge,

Und ob er sanft gebettet läge.

25Die Märe meldet sonder Trug,

Eine helle Kerze trug

Ein Knappe Jeglicher voran.

Parzival der schnelle Mann

Sprang unters Decklachen.

Sie sprachen: »Ihr sollt wachen

[244]Uns zu Lieb noch eine Weile.«

Verborgen in der Eile

Hatt er unterm Bett sich ganz;

Nur seines Antlitzes Glanz

5Gab ihren Augen Hochgenuß,

Eh sie empfingen seinen Gruß.

Ihnen schufen auch Gedanken Noth,

Daß sein Mund ihm war so roth,

Und daß vor Jugend Niemand wahr

10Da nahm auch nur ein halbes Haar.

Diese vier Jungfrauen klug,

Hört was Jegliche trug:

Moraß, Wein und Lautertrank75

Trugen drei auf Händen blank;

15Die vierte Jungfraue weis

Trug Aepfel aus dem Paradeis

Auf blanker Zwickel hin vor ihn.

Diese sah man niederknien.

Er hieß das Mägdlein sitzen:

20Sie sprach: »Laßt mich bei Witzen;

Ich könnt euch sitzend nicht bedienen,

Und darum sind wir hier erschienen.«

Süßer Red er nicht vergaß;

Der Herr trank, einen Theil er aß,

25Dann gingen sie mit Urlaub wieder.

Da legte Parzival sich nieder.

Die Junker setzten vor ihn

Die Kerzen auf den Teppich hin,

Da sie ihn entschlafen sahn:

Also eilten sie hindann.

[245]Parzival lag nicht allein:

Gesellt bis zu des Morgens Schein

War ihm strenges Herzeleid.

Alles künftige Leid

5Hat Boten ihm vorausgesandt,

Daß Schreck den Blühnden übermannt;

Seine Mutter bracht einst so in Noth

Der Traum von Gachmuretens Tod.

So verbrämt war ihm der Traum,

10Mit Schwertschlägen um den Saum,

Mit Tjosten oben reich gestickt:

Von Lanzen auf sein Herz gezückt

Litt er im Schlafe manchmal Noth.

Lieber zwanzigmal den Tod

15Hätt er dulden mögen wach:

So gab den Sold ihm Ungemach.

Der Aengstigungen Strenge

Must ihn wecken auf die Länge.

Ihm schwitzten Adern und Gebein.

20Auch drang der Tag durchs Fenster ein.

Da sprach er: »Weh, wo sind die Kinde,

Daß ich sie nicht vor mir finde?

Wer soll mir reichen mein Gewand?«

So erharrte sie der Weigand,

25Bis er abermals entschlief.

Niemand sprach, Niemand rief,

Sie blieben all verborgen.

Wieder zu Mitte Morgen

War erwacht der junge Mann;

Vom Bette sprang er schnell hindann.

[246]Auf dem Teppich sah der Werthe

Seine Rüstung liegen und zwei Schwerte:

Eins, das der Wirth ihm geben ließ,

Das andre war von Gahevieß.

5Da hub er zu sich selber an:

»Weh, wer hat mir dieß gethan?

Gewiss, ich soll mich wappnen drein.

Ich litt im Schlafe solche Pein;

Wachend ist mir Arbeit

10Heute sicher auch bereit.

Wenn diesen Wirth ein Feind bedroht,

So leist ich gerne sein Gebot

Und ihr Gebot mit Treuen,

Die den Mantel, diesen neuen,

15Mir geliehen hat aus Güte.

Stünd also ihr Gemüthe,

Daß sie Dienst von mir begehrte,

Wie gern ich den gewährte!

Doch nicht um Minnelohns Gewinn:

20Denn mein Weib die Königin

Ist von Antlitz wohl so klar

Wie sie und klarer, das ist wahr.«

Er hilft sich selber, weil er muß,

Wappnet sich von Haupt zu Fuß,

25Daß er fertig sei zum Streite;

Zwei Schwerter schnallt er an die Seite.

Der werthe Degen ging hinaus;

Da war sein Roß vor dem Haus

Angebunden, Schild und Sper

Stand dabei; das freut' ihn sehr.

[247]Eh Parzival der Weigand

Sich des Rosses unterwand,

Der Held in manche Kammer lief,

Wo er nach den Leuten rief.

5Niemand hörte, sah er da,

Daran ihm großes Leid geschah.

Der Degen kam in übeln Zorn.

Da lief er in den Burghof vorn,

Wo er gestern stieg vom Pferde.

10Da war Gras und Erde

Von manchem Hufschlag berührt,

Und der Thau hinweggeführt.

Der junge Mann mit lautem Rufen

Kehrte zu des Hauses Stufen.

15Mit manchem Scheltworte

Sprang er zu Ross. Die Pforte

Fand er weit offen stehn

Und große Stapfen aus ihr gehn.

Die Brücke war hinab gelaßen:

20Hinüber ritt er seiner Straßen.

Ein verborgner Knappe zog das Seil:

Der Schlagbrücke Vordertheil

Brachte schier sein Ross zu Fall.

Das Haupt wandte Parzival:

25Da wollt er gerne sich befragen:

»Der Sonne Haß sollt ihr tragen,«

Sprach der Knapp. »Ihr seid 'ne Gans.

Hättet ihr gerührt den Flans

Und hättet den Wirth gefragt!

Nun bleibt euch großer Preis versagt.«

[248]Der Gast rief um Erklärung:

Da ward ihm nicht Gewährung.

Wie viel er bat, wie lang' er rief,

Der Knappe that, als ob er schlief',

5Und schlug die Pforte vor ihm zu.

Allzu früh für seine Ruh

Schied da hinweg, der nun mit Leid

Entgalt seiner frohen Zeit:

Die blieb ihm jetzt verborgen.

10Er hatt um schwere Sorgen

Gedoppelt, als den Gral er fand,

Mit seinen Augen, ohne Hand

Und ohne Würfel zumal.

Weckt ihn Kummer nun und Qual,

15Des war er früher ungewohnt;

Ihn hatte Trübsal noch verschont.

Parzival verfolgte da

Die Hufspur, die er vor sich sah.

»Die vor mir,« dacht er, »reiten,

20Die werden mannlich streiten

Heut um des Wirthes Ehre.

Sie verschmähns, sonst wäre

Ihre Schar mit mir auch nicht geschwächt:

Ich wollt in keinem Gefecht

25Von ihnen weichen in der Noth,

Daß ich verdiente mein Brot

Und dieß wonnigliche Schwert,

Das ihr Herr mir hat verehrt,

Und das ich unverdient noch trage.

Sie wähnen wohl, ich wär ein Zage.«

[249]Der aller Falschheit that entgegen,

Hielt sich an den Hufschlägen.

Daß er so scheidet, jammert mich;

Nun erst aventürt es sich.

5Die Fährt allmählich ihm zerrann:

Hier schieden, die ihm sind voran.

Die Spur ward schmal, erst war sie breit,

Er verlor sie ganz: das war ihm leid.

Da erst erfuhr der junge Mann,

10Davon er Herzeleid gewann.

Der kühne Degen ohne Zagen

Hört' eine Frauenstimme klagen.

Naß von Thau noch war das Gras.

Vor ihm auf einer Linde saß

15Ein Weib, die Treu gebracht in Noth.

Gebalsamt lag ein Ritter todt

Ihr zwischen beiden Armen.

Wollt es Einen nicht erbarmen,

Der sie so säh in Schmerzen,

20Das geschah aus falschem Herzen.

Sein Ross da zu ihr wandte,

Der sie noch nicht erkannte:

Sie war doch seiner Muhme Kind.

Was irdsche Treue nur ersinnt,

25Das ward vor ihrer Treu zunicht.

Nun grüßt sie Parzival und spricht:

»Herrin, mir ist herzlich leid,

Daß ihr so bekümmert seid.

Könnt euch mein Dienst davon befrein,

Zu euerm Dienste wollt ich sein.«

[250]Sie dankt' ihm mit des Jammers Sitten

Und frug: »Wo kommt ihr hergeritten?«

Sie sprach: »Es folgte schlimmem Rath,

Wer noch je die Reise that

5Her in diesen öden Wald.

Unkundem Gaste mag da bald

Großen Schadens viel geschehn;

Gehört oft hab ich und gesehn

Von Leuten, die den Tod hier nahmen

10Und wehrlich doch zu sterben kamen.

Flieht, wenn ihr das Leben liebt!

Nur sagt, wo diese Nacht ihr bliebt?«

»Eine Meile nur von hier, nicht mehr,

Steht eine Burg, wie keine hehr

15Durch alle Pracht und Herlichkeit:

Die ließ ich erst vor kurzer Zeit.«

Sie sprach: »Der euch Vertraun will schenken,

Den sollt ihr nicht mit Lügen kränken.

Eur Schild muß euch als fremd bekunden;

20Ihr hättet Wald zuviel gefunden

Von gebautem Lande hergeritten.

Dreißig Meilen weit ward nie verschnitten

Zu einem Hause Holz noch Stein.

Nur eine Burg steht dort allein,

25Reich an Allem was die Erde preis't.

Wer die zu suchen sich befleißt,

Der kann sie leider niemals finden:

Doch sind Viele, die sichs unterwinden.

Es muß unwißend geschehn,

Soll Jemand die Burg ersehn.

[251]Die ist euch, Herr, wohl nicht bekannt.

Monsalväsch ist sie genannt.

Terre de Salväsch geheißen wird

Das Reich, wo Krone trägt der Wirth.

5Vererbt einst hat es Titurel

Seinem Sohn, dem König Frimutel:

So hieß der werthe Weigand;

Den Preis erwarb oft seine Hand.

Auch gab ihm eine Tjost den Tod,

10Den ihm die Minne gebot.

Vier werthe Kinder ließ er nach:

Drei haben Gut, doch Ungemach;

Der vierte wählte Armut:

So büßt er seinen sündgen Muth;

15Er heißt mit Namen Trevrezent.

Anfortas sein Bruder lehnt,

Denn sitzen kann er nicht noch gehn,

Auch weder liegen noch stehn,

Der auf Monsalväsche wohnt;

20Groß Unheil hat ihn nicht verschont.«

Sie sprach: »Wenn ihr gekommen wärt

Zu der Schar, die Gram beschwert,

Vielleicht wär nun der Wirth befreit

Von seinem lang getragnen Leid.«

25Zu der Jungfrau sprach der Waleis laut:

»Groß Wunder hab ich da geschaut

Und viel Frauen wohlgethan.«

An der Stimm erkannte sie den Mann.

Da sprach sie: »Du bist Parzival.

Nun sage, sahest du den Gral

[252]Und den Wirth, den Freudeleeren?

Laß liebe Kunde hören.

Ist sein Jammer noch zu stillen,

Wohl dir, der selgen Reise willen!

5So weit die Lüfte Land umfangen,

So weit soll deine Hoheit langen.

Dir dienet Alles, Zahm und Wild,

Aller Erdenwunsch ist dir gestillt.«

Parzival der Weigand

10Sprach: »Woran habt ihr mich erkannt?«

Da sprach sie: »Sieh, ich bins, die Magd,

Die dir ihr Leid schon hat geklagt,

Dir deinen Namen nannte.

Verschmäh nicht die Verwandte:

15Deine Mutter ist mir Muhme,

Aller Erdenreinheit Blume,

Ob lautern Thau sie nie empfing.

Gott lohns, daß dir so nahe ging

Mein Freund, den eine Tjost mir schlug.

20Hier hab ich ihn. Noth genug

Hat mir Gott an ihm gegeben,

Daß er nicht länger sollte leben.

Er war reich an Mannesgüte:

Aus seinem Tod mein Leid erblühte;

25Auch hat sich mir von Tag zu Tage

Schmerzlich um ihn erneut die Klage.«

»O weh, wo blieb dein rother Mund!

Bist dus, Sigune, die mir kund

That so getreulich, wer ich war?

Dein lockig langes braunes Haar,

[253]Das ist von deinem Haupt geschwunden.

Da ich dich in Briziljan gefunden,

Da warst du noch so minniglich,

Obwohl schon Jammer warb um dich.

5Jetzt verlorst du Farb und Kraft.

Dieser traurigen Gesellschaft

Verdröße mich, sollt ich sie haben:

Laß diesen Todten uns begraben.«

Die Augen näßten ihr das Kleid.

10Auch hätt ihr wohl zu keiner Zeit

Lunete solchen Rath gegeben.

Die rieth der Herrin: »Laßt am Leben

Diesen Mann, der euern schlug:

Er giebt euch wohl Ersatz genug.«76

15Sigune wollte kein Ersetzen

Wie Fraun, die Wechsel mag ergetzen,

Die mir zu nennen nicht behagen.

Hört mehr von Siguns Treue sagen.

Die sprach: »Soll mir noch Freude werden,

20Die wird mir, wenn ihn die Beschwerden

Laßen, den unselgen Mann.

Sollt er von dir Hülf empfahn,

Fürwahr, so bist du Preises werth;

Du trägst am Gürtel auch sein Schwert.

25Kennst du denn des Schwertes Gaben?

Du magst zum Kampf wohl furchtlos traben.

Ihm liegen seine Schärfen recht.

Ein Schmied von edelm Geschlecht,

Trebüschet, schufs mit eigner Hand.

Einen Brunnen steht bei Karnant;

[254]Drum heißt des Landes König Lach.

Das Schwert besteht den ersten Schlag,

Doch von dem andern brichts entzwei.

Bringst du's zum Brunnen, wieder neu

5Wird es von des Waßers Guß.

Doch von der Quelle nimm den Fluß,

Am Fels, eh ihn beschien der Tag.

Der Brunnen heißt auch selber Lach.

Wenn nicht versplittert sind die Stücken,

10Man muß sie recht zusammendrücken,

Indem der Brunnen sie benetzt;

Ganz und noch viel schärfer jetzt

Wird gleich ihm Falz und Schneide sein,

Und jedes Mal behält den Schein.

15Doch das Schwert bedarf ein Segenswort:77

Das fürcht ich, ließest du dort.

Hats jedoch dein Mund gelernt,

So gedeiht und wächst und kernt

Des Heiles Fülle stäts bei dir.

20Lieber Vetter, glaube mir,

So dienet immer deiner Hand,

Was Wunders dort dein Auge fand;

So muß dir die Krone

Des höchsten Heils zum Lohne

25Ob allen Würdgen werden;

Was man wünschen mag auf Erden,

Wird dir völlig gegeben:

So reich mag Niemand leben,

Der sich dir vergleichen kann,

Hast du der Frag ihr Recht gethan.«

[255]»Keine Fraget sprach er, »that ich da.«

»O weh, daß euch mein Auge sah,«

Sprach die jammersreiche Magd,

»Da ihr zu fragen habt gezagt!

5So große Wunder, wie ihr saht,

Daß eur Mund da keine Frage that!

Ihr saht doch den hehren Gral,

Saht edler Frauen reiche Zahl,

Die werthe Garschiloie

10Und Repans de Schoie,

Schneidendes Silber, blutgen Sper.

O weh, was kommt ihr zu mir her?

Unseliger, verfluchter Mann!

Ihr tragt des giftgen Wolfes Zahn,

15An dem die Galle bei der Treue

So früh sich zeigt zu später Reue.

Euch hätt eur Wirth erbarmen sollen,

An dem Gott Wunder wirken wollen:

So fragtet ihr nach seiner Noth.

20Ihr lebt und seid am Heile todt.«

Da sprach er: »Liebe Base, zeigt

Beßer, daß ihr mir geneigt.

Ich büß es, wenn ich was verbrach.«

»Das sei euch erlaßen,« sprach

25Sigune. »Mir ist wohl bekannt,

In Monsalväsch an euch verschwand

Ehr und ritterlicher Preis.

Ihr findet nun in keiner Weis

Antwort fernerhin bei mir.«

So schied Parzival von ihr.

[256]Daß er zu fragen war so laß,

Als er bei dem traurgen Wirthe saß,

Das muste da in Treuen

Den kühnen Degen reuen.

5Seine Noth war groß, der Tag war heiß,

Er begann zu triefen von Schweiß.

Den Helm, sich zu lüften, band

Er ab und trug ihn in der Hand;

Auch entstrickt' er die Vinteilen78 sein;

10Durch Eisenrost war licht sein Schein.

Er kam auf eine frische Spur:

Vor ihm, wenig Schritte nur,

Ging ein Ross gar wohl beschlagen,

Und ein barfuß Pferd, das sah man tragen

15Eine Frau, die vor ihm ritt

In einem hinkenden Schritt.

Von Mangel schien das Pferd gequält,

Man hätt ihm durch die Haut gezählt

Seine Rippen allzumal:

20Wie ein Härmlein war es fahl.

Eine Halfter trugs von Bast,

Zu den Hufen fiel die Mähne fast,

Die Augen tief, die Gruben weit.

Der Gaul war von langem Leid

25Abgequält und abgehetzt;

Oft weckt' ihn Nachts der Hunger jetzt.

Er war dürr wie Zunder;

Sein Gehn war ein Wunder,

Zumal die Werthe, die er trägt,

Wohl selten noch ein Pferd gepflegt.

[257]Das Reitgeräthe allzumal

War ohn alle Breite schmal,

Schellen, Sattelbogen

Zerstückt und verbogen.

5Sie hatt an Ueppigkeit nicht Theil;

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