Kitabı oku: «Parzival», sayfa 9

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Wie die Bürger vor dem Heere

Schützten des Walles Räume.

20Sie nahmen lange Bäume

Und stießen starke Stecken drein:

Das schuf den Stürmenden Pein,

Wenn die Stämme niedergingen

An Seilen, die in Rädern hingen.

25Das wurde Alles fertig, eh

Zum Sturm heranzog Klamide

Nach des Marschalls übelm Abenteuer.

Sie hatten griechisches Feuer

(Mit der Speise kam es in das Land):

Der Feinde Rüstzeug ward verbrannt,

[206]Ihre Ebenhöhn und Mangen,

Was auf Rädern kam gegangen,

Igel, Katzen und dergleichen,

Die musten vor dem Feuer weichen.

5Kingron indes, der Seneschant,

Kam zu Bretagne in das Land

Und traf den König Artus an

Im Jägerhaus in Briziljan;

Das hieß mit Namen Karminal.

10Da thät er, wie ihn Parzival

Geheißen, der ihn hin gesandt;

Kunnewaren de Lalant

Bracht er seine Sicherheit.

Das Fräulein war hoch erfreut,

15Daß so getreulich ihre Noth

Zu Herzen nahm der Ritter roth.

Die Mär ward allwärts bald vernommen.

Als vor den König war gekommen

Der bezwungne werthe Mann,

20Ihm und den Seinen sagt' er an,

Was Parzival durch ihn entbot.

Kei erschrak und wurde roth.

»Bist du es,« sprach er, »Kingron?

Avoi, wie manchen Breton

25Hat überwunden deine Hand,

Du Klamides Seneschant!

Mag mirs dein Sieger nie verzeihn,

Dein Amt soll dir Empfehlung sein.

Der Keßel ist uns unterthan,

Mir hier und dir zu Brandigan.

[207]Hilf mir. daß Kunnewar die Maid

Um breite Krapfen mir verzeiht.«

Er bot kein ander Schmerzengeld.

Wollt ihr nun hören, was im Feld

5Vor Pelrapär geschehen sei?

Mit dem Heer zog Klamide herbei.

Da wurde bald zum Kampf geschritten:

Die Innern mit den Aeußern stritten.

Sie hatten Trost und frische Kraft,

10Man fand die Helden wehrhaft:

So behielten sie das Feld.

Ihr Landesherr, der junge Held,

Stritt den Seinen weit vorauf;

Da standen alle Pforten auf.

15Wenn er die Arme fechtend schwang,

Sein Schwert durch harte Helme klang,

Die Ritter, die er niederschlug,

Die fanden Marter genug:

Man stach mit Schwerterspitzen

20Sie durch des Halsbergs Schlitzen.

Die Bürger thaten Rachsucht kund

An Manchem, der schon fährlich wund:

Drum wollt es Parzival nicht leiden;

Er schalt: da musten sie es meiden.

25Zwanzig sie lebend fingen,

Eh aus dem Streit sie gingen.

Parzival ward wohl gewahr,

Daß Klamide mit seiner Schar

Nicht kämpfte vor den Pforten,

Vielmehr an andern Orten.

[208]Da ritt der junge kühne Held

Hinaus auf ungebahntem Feld.

Das Heer umreitend kam er da

Des Königs Kriegsfahne nah.

5Da wurden erst mit großem Schaden

Die in des Königs Dienst beladen.

So kühn die Bürger stunden,

Daß ihnen bald verschwunden

Die Schilde waren vor der Hand;

10Auch Parzivals Schild verschwand

Von Schüßen und von Schwerterschlägen.

Frommt' es wenig gleich die Degen,

Die Feinde musten doch gestehn,

Daß sie nie kühnern Mann gesehn.

15Galogandres die Fahne trug,

Das Heer ermahnt' er wohl genug;

An des Königs Seite lag er todt.

Klamide kam selbst in Noth;

Ihm und den Seinen wurde weh:

20Den Kampf verbot da Klamide.

Da hatte muthig sich verschafft

Des Sieges Preis die Bürgerschaft.

Parzival der werthe Degen

Ließ die Gefangnen wohl verpflegen

25Bis an den dritten Morgen.

Das äußre Heer war in Sorgen.

Da ließ der junge Wirth bei Zeit

Die Gefangnen frei auf ihren Eid.

»Sobald ich Botschaft schicke,

Lieben Freunde, kehrt zurücke.«

[209]Man behielt nur ihre Eisenwehr;

Entwappnet kehrten sie ins Heer.

Die Aeußern sprachen, ob sie roth

Von Trünken waren; »Hungersnoth

5Trugt ihr dort, ihr Armen.« –

»Nein, sparet das Erbarmen,«

Sprachen die gefangnen Helden:

»Sie haben Speise, laßt euch melden,

Lägt ihr hier noch ein volles Jahr,

10Für sich und euch genug fürwahr.

Die Köngin hat den schönsten Mann,

Der jemals Schildesamt gewann.

Er ist gewiss von hoher Art,

Der aller Ritter Ehre wahrt.«

15Da dieß erhörte Klamide,

Da that ihm erst sein Kummer weh.

Da schickt' er Boten in die Stadt

Und ließ entbieten: »Wen sich hat

Die Königin zum Mann genommen,

20Wagt es der zum Kampf zu kommen,

Und hat sie ihn dafür erkannt,

Daß er sie selber und ihr Land

Mir im Kampfe dürfe wehren,

So biet ich Frieden beiden Heeren.«

25Als das Parzival vernahm,

Und ihm solche Botschaft kam,

Daß ein Zweikampf sollt entscheiden,

Der Unverzagte sprach mit Freuden:

»Meine Treue steh zu Pfand:

Im innern Heer rührt keine Hand

[210]Sich um meinethalben mehr.«

Zwischen dem Graben und dem äußern Heer

Ward geschloßen dieser Friede.

Da bewehrten sich die Kampfesschmiede.

5Da bestieg der König von Brandigan

Ein gewappnet Kastilian,

Das hieß mit Namen Guverjorz;

Von seinem Neffen Grigorz,

Dem König von Ipotente,

10Mit manchem reichen Präsente

Hatt es erhalten Klamide

Von Norden übern Uckersee.

Ihm bracht es Graf Narant daher

Und tausend Söldner in der Wehr;

15Nur den Schild nehm ich aus.

Ihnen war die Löhnung auch voraus

Gesichert bis ins vierte Jahr,

Spricht die Aventüre wahr.

Grigorz ihm sandte Ritter klug,

20Fünfhundert: jeglicher trug

Den Helm aufs Haupt gebunden,

Die im Kampfe furchtlos stunden.

Da hatte Klamides Heer

Pelrapär zu Land und Meer

25So umseßen und umlegen,

Die Bürger musten Kummer hegen.

Hinaus ritt Parzival der Held

Auf das entscheidende Feld,

Wo Gott bezeigen sollte,

Ob er ihm laßen wollte

[211]Das Kind des Königs Tampentär.

Stolzlich fuhr er einher,

Eh aus dem Galopp entschloß

Zum vollsten Rennen sich das Ross.

5Gewappnet wars für alle Noth;

Von Sammet eine Decke roth

Auf der eisernen lag.

An sich selber zeigt' er diesen Tag

Rothen Schild und rothes Kleid.

10Klamide begann den Streit.

Einen kurzen unbeschabten Sper

Bracht er zur Tiost daher,

Und nahm damit den Anlauf lang.

Guverjorz gewaltig sprang.

15Wohl getiostieret ward

Von den beiden jungen ohne Bart

Und sonder Falieren.

Von Leuten noch von Thieren

Geschah wohl nie so harter Kampf;

20Von den müden Rossen stieg der Dampf.

Sie hatten so gefochten,

Daß die Rosse nicht mehr mochten:

Die stürzten von der Arbeit,

Zumal, nicht zu verschiedner Zeit.

25Da begannen beide mit Behagen

Den Helmen Feuer zu entschlagen;

Sie durften sich nicht lange ruhn:

Hier war vollauf für sie zu thun.

Die Schilde splitterten so sehr,

Als ob mit Federbällen wer

[212]Spielend würfe in den Wind.

Doch spürte Gachmuretens Kind

Müdigkeit an keinem Gliede.

Da wähnte Klamide, der Friede

5Würd ihm gebrochen von der Stadt.

Seinen Kampfgenoßen bat

Der Held, daß er sich selber ehrte

Und den Mangenwürfen wehrte:

Denn Schläge gingen auf ihn schwer,

10Wie ein Mangenstein gewesen wär.

Ihm ward von Parzival entgegnet:

»Nicht Steine sind es, was hier regnet,

Dafür ist meine Treue Pfand.

Gäbe dir Frieden meine Hand,

15Dir bräche nicht der Mangen Schwenkel

Haupt und Brust, dazu den Schenkel.«

Klamiden zwang Müdigkeit;

Die kam ihm noch zur Unzeit.

Wer Sieg verloren, Sieg gewonnen,

20Das bringt der Kampf nun an die Sonnen.

Doch brachte Niederlage

Hier Klamide in Klage.

Zu Boden lag er gezückt,

Von Parzivals Hand gedrückt,

25Daß Blut ihm schoß aus Ohr und Nasen;

Das färbte roth den grünen Rasen.

Das Haupt entblößt' ihm Jener hier

Vom Helm und von dem Härsenier.

Entgegen sah dem Todesschlag

Der bezwungne Mann. Der Sieger sprach:

[213]»Nun bleibt mein Weib wohl von dir frei:

Lerne jetzt was Sterben sei.«

»Nicht doch, kühner Degen werth.

Dir ist jetzo gemehrt

5Der Preis schon dreißigfaltig,

Da du meiner bist gewaltig

Wie kann der Ruhm dich höher tragen?

Nun mag Kondwiramur wohl sagen,

Daß ich der Unselge bin,

10Und du erwarbst des Glücks Gewinn.

Du hast dein Land nun erlöst,

Wie der sein Schiff vom Riffe stößt:

Von hinnen trägts die Welle flott.

Meine Macht wird zu Spott;

15Mannesstolz und hoher Sinn

Weicht von mir und fährt dahin.

Was hülfe dir mein Sterben?

Ich muß Schande doch vererben

Auf alle Nachkommen.

20Du hast Preis und Frommen:

Thust du mir mehr, das ist nicht Noth.

Ich trage den lebendgen Tod,

Da ich von ihr geschieden bin,

Die das Herz mir und den Sinn

25Mit Gewalt gefangen nahm,

Ob es mir nie zu Gute kam.

Nun muß dir sieglos meine Hand

Sie überlaßen und ihr Land.«

Da gedachte, dem Gott Sieg beschied,

Wie einst Gurnemans ihm rieth,

[214]Daß zu kühner Mannheit

Gezieme Barmherzigkeit.

Diesem Rathe folgt' er nach;

Zu Klamide der Degen sprach:

5»Dem Vater von Liaßen,

Ich will dirs nicht erlaßen,

Dem bringe deine Sicherheit.«

»Nein, Herr: dem hab ich Herzeleid

Gethan: ich schlug ihm seinen Sohn:

10Da wägtest du mir übeln Lohn.

Wegen Kondwiramur

Focht mit mir Schenteflur;

Auch wär ich todt von seiner Hand,

Half mir nicht mein Seneschant.

15Es hatt ihn in das Land Brobarz

Gurnemans de Graharz

Gesandt mit starken Heeres Kraft.

Da thaten gute Ritterschaft

Neunhundert Ritter, die wohl stritten

20Und geschiente Rosse ritten:

Fünfzehnhundert Söldner auch,

Gewappnet all nach Kriegsgebrauch,

Nur den Schild nehm ich aus:

Bloß der Same kam davon nach Haus.

25So vernichtet' ich sein Heer;

Du nahmst mir jetzt der Helden mehr.

Ich muß Ehr und Freud entbehren:

Was willst du noch begehren?

»Ich will dich sanftre Wege weisen:

Fahre zu den Bretaneisen

[215](Kingron ist vor dir hingeritten)

Zu König Artus dem Britten.

Dem sollst du Grüße von mir sagen.

Bitt ihn, daß er mir helfe klagen

5Eine Schande, die ich dort gewann.

Mich lachte eine Jungfrau an:

Daß man die deshalb zerbleute,

Das reut mich, wie mich nichts noch reute.

Sag ihr, es sei mir leid;

10Bring ihr deine Sicherheit

Und leiste willig ihr Gebot

Oder nimm von mir den Tod.«

»Soll dieses Urtheil gelten,

Ich will es nicht beschelten,«68

15Der König sprachs von Brandigan:

»Diese Fahrt wird gethan.«

Das gelobt' ihm, eh er schied,

Den seine Hochfahrt verrieth.

Parzival der Weigand

20Sein müdes Ross wiederfand.

Er hob den Fuß darnach nicht auf,

Ohne Stegreif sprang er drauf,

Daß umwirbelten mit Schall

Des zerhaunen Schildes Scherben all.

25Die Bürger hatten frohe Zeit,

Die Aeußern nichts als Herzeleid

Und in allen Gliedern Weh.

Man brachte König Klamide

Hin, wo seine Helfer waren.

Die Todten ließ er aufbahren

[216]Und bringen zu des Grabes Rast.

Das Land räumte mancher Gast.

Der werthe König Klamide

Ritt gen Löver an die See.

5Die von der Tafelrunde

Waren zu der Stunde

Versammelt in Dianasdron

Mit König Artus dem Breton.

Sag ich euch keine Lüge dran,

10Zu Dianasdron der Plan

Muste Zeltstangen tragen

Mehr als im Spessart Stämme ragen.

So zahlreich war das Hofgelag,

Womit Artus den Pfingstentag

15Beging und all die Frauen.

Da waren auch zu schauen

Paniere viel und mancher Schild,

Jeder mit eignem Wappenbild,

Vor manchem schön geschmückten Zelt.

20Es nähme Wunder jetzt die Welt:

Wer könnte all die Zeltlachen

Solchem Heer von Frauen machen?

Da wähnt' auch jede Frau fürwahr,

Sie verlör den Preis der Schönheit gar,

25Wenn sie nicht ihren Ritter hätte.

Käm ich selbst an solche Stätte

(Da waren so viel junge Herrn),

So brächt ich doch mein Weib nicht gern

In ein so groß Gemenge!

Ich scheue Volksgedränge.

[217]Vielleicht, daß Einer zu ihr spräche,

Daß ihn ihre Minne stäche,

Er könne nie gesunden:

Wenn sie heile seine Wunden,

5Er woll ihr dienen ewiglich.

Mit ihr von dannen höb ich mich.

Genug gesprochen ist von mir:

Nun hört, wie König Artus hier

Sein Zelt mit Schnüren hatt umzogen.

10Davor mit Freuden ungelogen

Aß mit ihm das Ingesind,

Manch werther Mann zu Falschheit blind

Und manche stolze Fürstin,

Die nichts als Tjoste trug im Sinn.

15Sie schoß den Freund dem Feind entgegen:

Kam zu Schaden da der Degen,

So zart war ihr Gemüthe,

Daß sie's vergalt mit Güte.

Klamide der Jüngling

20Ritt mitten in den Zeltbering.

Verdecktes Ross, umstählten Leib

Sah an ihm Artusens Weib,

Doch Helm und Schild verhauen.

Das sahen all die Frauen,

25Wie er zu Hofe war gekommen;

Ihr habt zuvor wohl schon vernommen,

Wer zu solcher Fahrt ihn zwang.

Nun stieg er ab. Durch groß Gedrang

Must er, eh er sitzen fand

Frau Kunnewaren de Lalant.

[218]Da sprach er: »Herrin, seid ihrs wohl,

Der ich willig dienen soll?

Zum Theile zwingt mich zwar die Noth.

Euch entbietet Dienst der Ritter roth:

5Eur Schimpf soll euch nicht grämen,

Er will ihn auf sich nehmen;

Auch hofft er, Artus wirds beklagen.

Ihr wurdet seinethalb geschlagen.

Frau, ich bring euch Sicherheit,

10So gebot der Sieger mir im Streit.

Gern leist ichs, wenn es euch gefällt.

Mein Leben war dem Tod verfällt.«

Kunneware de Lalant

Führt' ihn an der Eisenhand

15Hin wo Frau Ginover saß,

Die ohne den König mit ihr aß.

Keie von dem Tisch erstund,

Da ihm die Märe wurde kund:

Sie kam ihm schrecklich ungelegen;

20Kunnewaren freute sie dagegen.

Da sprach er: »Frau, daß dieser Mann

Die Reise hat hieher gethan,

Dazu hat ihn die Noth bewogen;

Doch wähn ich, hat man ihn betrogen.

25Ich war mit jener Prügeltracht

Euch zu beßern bedacht:

Zum Lohne wird mir euer Groll.

Jedoch, wenn ich euch rathen soll,

Gönnt dem Ritter abzulegen;

Zu stehn verdrießt den Degen.«

[219]Ihm ließ die Jungfraue zier

Lösen Helm und Härsenier.

Als man die von ihm streift' und band,

Klamide ward bald erkannt.

5Auch sein Seneschant Kingron

Erkannt' ihn und erschrak davon.

Er sah den Herren überwunden:

Seine Hände wurden gewunden,

Sie huben an zu krachen

10Wie die dürren Spachen.

Den Tisch zurücke stieß zuhand

Klamides Seneschant.

Er frug den Herrn um neue Mär

Und fand ihn aller Freuden leer.

15Er sprach: »Ich bin zu Schaden geboren:

Mir ging solch herlich Heer verloren:

Nimmer sog der Mutter Brust,

Der erlitten schmerzlichern Verlust.

Doch schmerzt mich meiner Leute Tod

20Noch minder: Minnemangelsnoth

Lästet auf mich solche Last,

Mir ist Freude fremd und Frohsinn Gast.

Kondwiramur macht mich greis.

Pontius Pilatus weiß

25Nicht von solcher Höllenqual,

Der arme Judas nicht einmal,

Der unsern Heiland Jesus

Verrieth mit treulosem Kuss.

Wie das ihr Schöpfer rächte,

Die Noth ich tragen möchte,

[220]War von Brobarz die Königin

Und ihre Huld mein Gewinn,

Daß ich sie sanft umfinge,

Wie es mir dann auch ginge.

5Ihre Minne leider hofft nicht mehr

Der König von Iserterre.

Land und Volk von Brandigan

Mag stätes Leid davon empfahn.

Meines Oheims Sohn Mabonagrein69

10Litt auch dort zu lange Pein.

Nun bin ich, Artus, König hehr,

Geritten in dein Land hieher,

Bezwungen von Ritters Hand.

Du weist, daß dir in meinem Land

15Viel zu Leide ward gethan.

Das vergiß nun, werther Mann,

Dieweil ich hier gefangen bin,

Und gieb dich solchem Haß nicht hin.

Kunneware, hoff ich, werde

20Mich bewahren vor Gefährde,

Die meine Sicherheit empfing,

Als ich gefangen vor sie ging.«

Artus verzieh ihm seine Schuld,

Der Vielgetreue schenkt' ihm Huld.

25Da erfuhr Weib und Mann,

Der König von Brandigan

Sei geritten vor das Zelt.

Da gabs ein Drängen auf dem Feld!

Es erscholl die Märe weit und breit.

Höflich um Geselligkeit

[221]Bat der freudenlose Mann:

»Ihr solltet, Frau, mich Herrn Gawan

Empfehlen, bin ichs anders werth;

Ich weiß wohl, daß ers selbst begehrt.

5Euch ehrt er und den Ritter roth,

Wenn er leistet eur Gebot.«

Artus bat seiner Schwester Sohn

(Ohne das geschäh es schon),

Sich dem König freundlich zu erweisen.

10Willkommen wurde da geheißen

Von der Tafelrunder Reihe

Der bezwungne Falschesfreie.

Zu Klamide sprach Kingron:

»Weh, daß dich jemals ein Breton

15Sah in seinem Haus bezwungen!

Mehr Reichtum, als Artus errungen,

Und mehr der Helfer hattest du,

Und deine Jugend dazu!

Muß Artus Preis dadurch empfangen,

20Daß Kei im Zorn sich hat vergangen

An einer edeln Fürstin,

Die aus unschuldigem Sinn

Sich den mit Lachen hat erwählt,

Den man wahrlich ungefehlt

25Mag krönen mit dem höchsten Preise!

Wohl wähnen jetzt die Bretaneise

Ueber allen andern hoch zu stehn;

Doch ohn ihr Zuthun ists geschehn,

Daß in den Tod hier ward gesandt

Der König von Kukumerland,

[222]Und daß mein Herr den Sieg ihm ließ,

Der schon jenen niederstieß.

Der Selbige bezwang auch mich

Ohne verhohlnen Schlich:

5Man sah aus Helmen Feuer wehn,

In den Händen sich die Schwerter drehn.«

Da sprach die Tafelrunde,

Reich und arm aus Einem Munde,

Unrecht habe Kei gethan.

10Begnügen wir uns jetzt hieran

Und gehn zurück auf unsrer Spur.

Das wüste Land ward blühnde Flur,

Wo Parzival die Krone trug;

Da war auch Freud und Lust genug.

15Gelaßen hatt aus Pelrapär

Ihm sein Schwäher Tampentär

Licht Gestein und rothes Gold.

Das vertheilt' er so, daß man ihm hold

Ward um seine Milde.

20Paniere, neue Schilde

Sah man sein Land verzieren

Und fleißiglich turnieren

Ihn und all die Seinen.

Oft ließ die Kraft erscheinen

25An seines Landes Grenzmark

Der junge Degen kühn und stark.

Da priesen für die beste

Stäts seine That die Gäste.

Nun hört auch von der Königin:

Wie käm ihr größerer Gewinn?

[223]Die junge süße Werthe

Hatte, was ihr Herz begehrte.

Ihre Minne blühte wonniglich,

Nicht Wank noch Wandel zeigte sich.

5Sie hat des Mannes Werth erkannt;

Jedweder an dem andern fand:

Er war ihr lieb, sie ihm noch mehr.

Wenn nun melden soll die Mär,

Daß sie sich musten scheiden,

10So wächst Leid den beiden.

Auch dauert mich das werthe Weib:

Ihr Volk, ihr Land, ja Seel und Leib

Schied seine Hand von großer Noth;

Dagegen sie ihm Minne bot.

15Eines Morgens sprach der Werthe,

Daß es mancher Retter hörte:

»Mags euch gefallen, Fraue,

So erlaubt mir, daß ich schaue

Wie's um meine Mutter steh.

20Ob ihr wohl sei oder weh,

Das ist mir völlig unbekannt.

Ich treffe, reit ich in ihr Land.

Wohl auch Abenteuer an.

Wenn ich darin euch dienen kann,

25So bleib ich eurer Minne werth.«

So hatt er Urlaub begehrt.

Er war ihr lieb, die Märe sprichts,

Darum versagte sie ihm nichts.

Von allen seinen Mannen

Schied er allein von dannen.

V.
Anfortas.

Inhalt

Mit schnellem, ziellosem Ritt gelangt Parzival Abends an einen See, wo er Fischer nach Herberge fragt. Der Eine, reichgekleidet, doch traurig, bescheidet ihn zu einer nahen Burg, wo er selber Wirth sein werde. Er reitet dahin. Ein Knappe läßt, als er hört, daß ihn der Fischer gesandt habe, die Zugbrücke nieder. Im Burghofe wächst Gras, ein Zeichen, daß hier fröhliche Ritterspiele selten begangen werden. Er wird gut empfangen und mit dem Mantel der Königin, Repanse de Schoie, bekleidet. Ein Mann ruft ihn gebieterisch zum Könige. ergrimmt ballt Parzival die Faust, wird aber beruhigt, weil es dieses Mannes Amt sei, ihre Traurigkeit durch Scherze zu erheitern. Im Saale findet er hundert Kronleuchter und eben so viel Ruhebetten, auf jedem vier Ritter. Auf drei marmornen Feuerheerden brennt Aloeholz. Der Wirth, der in Pelzwerk gehüllt bei der mittlern Feuerstatt auf einem Spannbette (Feldbette) ruht, läßt Parzival neben sich Platz nehmen. Ein Knappe trägt eine bluttriefende Lanze durch den Saal, bei deren Anblick Alles in Jammer ausbricht. Nun beginnt der Dienst, d. i. die Bewirthung. Durch eine Stahlthüre treten zwei Jungfrauen ein, auf goldnen Leuchtern brennende Kerzen tragend; die eine ist Klarischanze, Gräfin von Tenabrock, die andere Garschiloie von Grünland. Ihnen folgen zwei Herzoginnen, jedwede setzt zwei Helfenbeinstollen vor den König hin. Diese vier tragen braunen Scharlach, die folgenden acht sind in grünen Samt von Aßagog gekleidet. Viere davon tragen Lichter voraus, die vier andern ein Tischblatt aus durchsichtigem Granatjachant, das sie auf die Stollen legen. Zwei Gräfinnen, Florie von Nonel und Anflise von Reil, bringen scharfe silberne Meßer; bei ihnen sind vier Jungfrauen mit Lichtern. Sechs andere wie die vorigen in getheilten Röcken, halb Plialt, halb Seide von Ninive, begleiten, in Gläsern brennenden Balsam tragend, die in arabischen Pfellel gekleidete jungfräuliche Königin, Repanse de Schoie, von welcher der Gral, ihrer Reinheit willen, sich tragen zu laßen würdigte. Diesen setzt sie auf einem grünen Achmardizeuge vor den König, tritt dann zurück und steht mit der Krone in der Mitte der vier und zwanzig Jungfrauen. Darauf werden hundert Tische, je Einer für vier Ritter, hereingetragen und gedeckt; an jedem reicht ein Kämmerer in goldenem Becken das Handwaßer und ein Junker eine weiße Zwickel zum Abtrocknen; dem Wirth und Parzival bietet sie ein Grafensohn knieend. Bei jeder Tafel schneiden zwei Knappen knieend vor, zwei andere tragen Trank und Speise zu. Vier Wagen mit goldenen Trinkgeschirren fahren im Saale umher, vier Ritter setzen sie auf die Tische, ein Schaffner hebt sie hernach wieder ab. Hundert Knappen nehmen vor dem Gral Brot in weiße Tücher und vertheilen es auf die Tische. Von dem Gral kommt auch sonst Trank und Speise, was und so viel nur ein Jeder zu eßen und zu trinken begehrt. Wohl bemerkt Parzival dieß Wunder, des Königs Schmerz und die allgemeine Trauer bei solchem Reichtum, aber der Lehre Gurnemans eingedenk, fragt er nicht, auch dann nicht, als ihm der König ein kostbares Schwert schenkt und dabei seiner schweren Verwundung erwähnt. Als das Mal zu Ende geht, wird das Geräth wieder in gleicher Ordnung hinausgeschafft und die Königin und ihre Jungfrauen entfernen sich, wie sie gekommen waren. Parzival blickt ihnen nach und sieht durch die offene Thüre einen schönen schneeweißen Greis (Titurel) auf einem Spannbette ruhen. Vom Wirth entlaßen, bringen ihn Ritter in ein kerzenhelles Schlafgemach mit prächtigem Bette, wo er von Edelknaben entkleidet und noch im Bette von Jungfrauen mit Obst und Getränke gelabt wird. In der Nacht quälen ihn ängstliche Träume, am Morgen erwacht er, vermisst die Dienerschaft und entschläft wieder. Spät erwacht, sieht er seine Rüstung und zwei Schwerter vor dem Bette liegen. Er wappnet sich und geht hinaus; sein Ross ist vor der Stiege angebunden, Schwert und Schild lehnt dabei. Vergebens ruft er und sucht nach den Leuten. Niemand zeigt sich; nur Spuren in Gras und Thau. Er reitet hinaus: gleich zieht ein Knappe die Brücke auf, schilt ihn eine Gans, daß er den Wirth nicht gefragt habe und schlägt das Thor vor ihm zu. Einer klagenden Frauenstimme folgend, findet er Sigune auf einer Linde den gebalsamten Leichnam des Geliebten in den Armen haltend. Von ihr erfährt er, daß er zu Monialväsche gewesen ist, wohin man nur unfreiwillig gelangen kann, und welche Bewandtniss es mit dem geschenkten Schwerte hat. Sie preist ihn über Alles glücklich, wenn er gefragt habe; als sie aber hört, daß die Frage unterblieben ist, schilt sie ihn aufs Heftigste und will nichts mehr von ihm hören. Traurig reitet Parzival weiter und begegnet Jeschuten, welcher er die seinethalb eingebüßte Huld des Gemahls wieder erwirbt, indem er ihn besiegt und zu Kunnewaren schickt, darnach aber ihre Unschuld freiwillig beschwört. Orilus findet Artus am Plimizöl.

[224]Der nun will hören, wo er bleibt,

Den Aventür von Haus vertreibt,

Der mag großer Wunder viel

Vernehmen, eh er kommt ans Ziel.

5Laßt reiten Gachmuretens Kind.

Wo nun getreue Leute sind,

Die wünschen Heil ihm und Gedeihn:

Er muß nun leiden hohe Pein;

Dazwischen Freud und Ehre.

10Eins schuf ihm Herzensschwere:

Er mied ein Weib, die er besaß,

So edel, daß kein Mund je las

Oder meldete die Märe,

Daß Eine schöner, beßer wäre.

15Gedanken an die Königin

Trübten ihm den frohen Sinn:

Er hätt ihn längst schon ganz verloren,

Wär er nicht herzhaft geboren.

Selbst trug das Ross den Zaum empor

20Ueber Blöcke, Sumpf und Moor;

Nicht führt' es seines Reiters Hand.

Uns macht die Aventür bekannt,

Er ritt denselben Tag so weit,

Ein Vogel hätte Arbeit,

25Wollt ers auf einmal überfliegen.

Will mich die Märe nicht betriegen,

So glich sein Ritt kaum so dem Flug

Des Tages, da er Ithern schlug,

Und später, als er von Graharz

Ritt in das Königreich Brobarz.

[225]Hört nun, wo er Herberg nahm.

An einen See er Abends kam,

Fischer ankerten daran;

Ihnen war das Waßer unterthan.

5Wohl hören mochten sie sein Fragen:

Unfern vom Gestade lagen

Sie noch, da sie ihn reiten sahn.

Einen sah er in dem Kahn

In so herlichem Gewande,

10Dienten ihm alle Lande,

Es wäre schwerlich noch so gut.

Von Pfauenfedern war sein Hut.

An diesen Fischer wandt' er sich

Und ermahnt' ihn bittendlich,

15Daß er ihm riethe, Gott zu Ehren

Und seine Zucht zu bewähren,

Wo er träfe Herberg an.

Zur Antwort gab der traurge Mann.

Er sprach: »Herr, nicht bekannt ist mir,

20Daß dreißig Meilen weit von hier

Das Land bewohnt und urbar sei.

Ein Haus nur kenn ich nahebei;

Zur Herberg darf ich es empfehlen;

Ihr könnt kein andres heute wählen.

25Dort, wo die Felsen enden,

Müßt ihr zu Rechten wenden.

Kommt ihr dahin, der Graben

Läßt euch nicht weiter traben.

So heißt die Brücke senken,

Wollt ihr zum Burghof lenken.«

[226]Er that, wie ihm der Fischer rieth;

Mit Urlaub er von dannen schied.

Der sprach: »Wenn ihr euch nicht verirrt,

So bin ich selber euer Wirth;

5So danket, wie wir euch verpflegen.

Nur hütet euch vor falschen Wegen:

Ihr könntet bei der Halde

Irr reiten leicht im Walde;

Unlieb geschäh mir doch daran.«

10Da hub sich Parzival hindann

Und fand mit wackerm Traben

Den Weg bis an den Graben.

Da war die Zugbrück aufgezogen,

Die Burg um Feste nicht betrogen,

15Wie auf der Drechselbank gedreht.

Beschwingt nur oder windgeweht

Dränge man hinein mit Sturm.

Mancher Saal und mancher Thurm

Stand da in wunderbarer Wehr:

20Und zögen alle Völker her,

Sie gäben drin um solche Noth

In dreißig Jahren noch kein Brot.

Ein Knappe hatt ihn wahrgenommen,

Und frug ihn, wo er hergekommen,

25Und was er suche vor dem Wall?

»Der Fischer,« sprach da Parzival,

»Hat mich zu euch hergesandt.

Ich neigte dankend seiner Hand,

Da sie mir Herberg hier geschenkt.

Er will, daß ihr die Brücke senkt,

[227]Daß ich reite zu euch ein.«

»Herr, ihr sollt willkommen sein.

Da der Fischer es versprach,

Man beut euch Ehr und Gemach,

5Ihm, der euch sandte, zu Gefallen.«

Sprach der Knapp und ließ die Brücke fallen.

In die Burg ritt der Kühne,

Auf weiten Angers Grüne

Unzerstampft im Ritterspiel;

10Kurzen Grases stand da viel.

Da ward nicht oft turniert, gestritten,

Mit Panieren hin und her geritten,

Wie auf dem Anger zu Abenberg.70

Selten war solch fröhlich Werk

15Da geschehn in langer Zeit:

Sie hatten Noth und Herzeleid.

Der Gast jedoch des nicht entgalt:

Ihn empfingen Ritter jung und alt;

Kleine Junker volle Zahl

20Sprang ihm nach dem Zaum zumal;

Ein Jeder thäte gern das Beste.

Sie hielten ihm den Stegreif feste,

Dieweil er abstieg von dem Ross.

Ritter führten ihn ins Schloß,

25Wo sie ihm schufen gut Gemach.

Unlange währt' es darnach

Bis er mit Zucht entwappnet ward.

Da sie den Jungen ohne Bart

Ersahen also minniglich,

Glücklich pries ihn Männiglich.

[228]Um Waßer bat der junge Mann:

Da er den Rost sich hindann

Gewaschen von Gesicht und Händen,

Da schien er Jung und Alt zu blenden

5Wie eines zweiten Tages Helle:

So saß der wonnige Geselle.

Ein Mantel ward ihm hingebracht,

Aus arabschem Stoff gemacht

Und alles Tadels ledig gar:

10Den legt er an, der Degen klar.

Die Schnur blieb unverbunden dran:

Da gefiel er Allen, die ihn sahn.

Da sprach der Kammerwärter klug:

»Repans de Schoi wars, die ihn trug,

15Meine Frau, die Königin.

Er sei euch von ihr geliehn,

Denn euch ist noch kein Kleid geschnitten.

Wohl mocht ich sie's mit Ehren bitten;

Denn ihr seid ein werther Mann,

20Wenn ichs recht ermeßen kann.«

»Gott lohn euch, Herr, daß ihr mir traut.

Wenn ihr recht mich beschaut,

So war das Glück mir immer hold:

Gottes Kraft giebt solchen Sold.«

25Man schenkt' ihm ein und pflegt' ihn so,

Die Traurgen waren mit ihm froh;

Ein Jeder bot ihm Lieb und Ehr.

Auch war da aller Fülle mehr,

Als er zu Pelrapäre fand,

Das von Kummer schied des Helden Hand.

[229]Sein Rüstzeug war beiseit getragen:

Das wollt er jetzo schier beklagen,

Da er Scherzes hier sich nicht versah.

Allzu vorlaut mahnte da

5Ein immer wortreicher Mann

Den edeln Fremdling wohlgethan

Zum Wirth, als spräch er es im Zorn.

Das Leben hätt er schier verlorn

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