Kitabı oku: «... und morgen lieb ich dich!», sayfa 3

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Kapitel 5

Als sie aus dem Hafenbecken heraus waren, wurden die Segel gesetzt und das Schiff neigte sich unter dem Druck des Windes leicht auf die Seite. Jil war fasziniert, nahezu lautlos beschleunigte die Jacht und die Kraft des Windes war direkt zu spüren. Das leichte Glucksen des Wassers am Rumpf war einem klaren Rauschen gewichen. Langsam konnte Jil nachvollziehen, warum Menschen eine Leidenschaft für das Segeln entwickeln. An Bord hatte sich eine rege Betriebsamkeit entwickelt und es wurden an allen Ecken und Enden irgendetwas getan. Jil konnte nicht genau sagen was, aber es sah alles so aus, als ob diejenigen sehr genau wüssten, was sie da taten. Außer Andrea, sie hatte sich gemütlich hingesetzt und genoss ganz offensichtlich das alles hier. Jil setzte sich ihr gegenüber und hoffte somit unauffällig zu sein. Sie wollte erst einmal beobachten, was so alles geschah. Sie saß keine fünf Minuten, da blickte Ulf, der am Ruder stand, zu ihr: „Jil, kannst Du bitte mal das Schot ein wenig dichter holen, das Groß killt“, rief er ihr zu. Jetzt war es soweit, kaum eine halbe Stunde auf See und es wurde peinlich. Was sollte sie tun? Unweigerlich erhob sie sich und wäre beinahe mit Steve zusammengestoßen. Ganz unauffällig und leise sprach er in ihre Richtung und sagte ganz beiläufig „Jetzt rufst Du erst einmal laut Aye Skipper und danach ziehst du an diesem Seil, bis das Segel aufhört zu flattern! Wenn du das erledigt hast, gibst du dem Skipper Rückmeldung, indem du rufst: Groß ist dichtgeholt“. Danach ging er einfach weiter. Von außen hat es bestimmt so ausgesehen, als wäre er nur an ihr vorbeigegangen. „Aye Skipper!“, rief Jil mit fester Stimme und hob das besagte Seil auf. Jetzt zog sie und sie war erstaunt wie leicht das ging. Durch eine Art Flaschenzug benötigte man viel weniger Kraft, als sie gedacht hatte. Sie zog und schaute auf das Segel, das Flattern war schon etwas weniger geworden, sie zog nochmal und siehe da, alles war ruhig. „Groß ist dichtgeholt, Skipper!“, gab sie zurück. Ulf sah zu ihr herüber und rief, „Seht mal, es gibt sie also immer noch, die gute alte Schule der Segler. Da macht es ja richtig Spaß Skipper zu sein! So gefällt mir das!“ Jil ließ sich auf ihren Platz zurückfallen und musste sich erst einmal beruhigen. Steve hatte ihr das Leben gerettet. Er hatte sie schon durchschaut und wusste, dass sie keine Ahnung vom Segeln hatte. Bei Ulf hingegen hatte sie, dank seiner Hilfe, auch noch Pluspunkte gesammelt. Ulf hatte das Ruder an Steve übergeben und ihm den benötigten Kurs mitgeteilt.

Der Wind stand optimal, sie mussten nicht kreuzen, um den Kurs zu halten. Jil schien noch nie auf einer Segeljacht gewesen zu sein, dachte sich Steve und war sich nicht sicher, ob das Manöver von gerade eben geschickt war. Wahrscheinlich hielt sie in jetzt für einen Wichtigtuer, der einem vermeintlichen Dummchen erklärte, wie das Segeln ging. Vielleicht war sie aber auch froh, dass er ihr geholfen hatte. Er schaute vorsichtig zu ihr hinüber, hatte aber nicht den Eindruck, dass sie ihn in irgendeiner Weise beachtete. Er hätte sich schon wieder ärgern können über sich. Was wenn sie sehr wohl wusste wie das Segeln geht und er sie jetzt mit seiner super tollen Aktion für blöde verkauft hatte? Er hatte sich mal wieder zum Macho heraufgespielt. Warum konnte er bei dieser Frau nicht einmal normal sein und nicht jede Situation in einer Peinlichkeit enden lassen? Das war heute definitiv das letzte Mal, ab jetzt würde er erst überlegen, dann Handeln. Das Dumme war nur, dass er sie immer wieder ansehen musste, ihr schönes Wesen fesselte ihn.

Der Tag ging schnell vorüber und dank der guten Windverhältnisse kamen sie für den ersten Tag sehr weit. So liefen sie gegen Abend in der Marina von Dyving, einem kleinen Ort in Dänemark ein. Ulf regelte die Einreise mit dem Hafenmeister und das Team bereitet derweilen das Abendessen vor. Ähnlich wie am Vorabend wurde jede Menge Alkohol getrunken und die Geschichten des Tages wurden mit zunehmender Abendstunde auch immer bunter. Ulf drückte am Tisch Jil und lobte ihre gute Seglerschule und betonte nochmal, dass er es sehr schön findet, wenn Kommandos bestätigt und deren Ausführung rückgemeldet werden. Ulf schien Jil besonders zu mögen und Jil schien das gleiche für ihn zu empfinden. Jörg und Rudolf hatten sich wieder in wichtige Seglerthemen vertieft. Um nicht wieder in diese Gespräche hineingezogen zu werden drehte er sich bewusst zu Nicole hin und lächelte sie an. „Wie hat es dir heute gefallen?“, wollte er von ihr wissen. Und ergänzte: „Ich habe gesehen, dass du heute Fotos gemacht hast“. Sichtlich erfreut über seine Aufmerksamkeit strahlte sie ihn an und blickte ihm tief in die Augen. Meine Güte ist diese Frau hübsch, dachte sich Steve. So ein schönes, stolzes Gesicht und diese Augen. Aber irgendwie war sie nicht sein Typ, wahrscheinlich war sie zu perfekt. Das sollte ihm aber heute egal sein, ihre Aufmerksamkeit zu haben sollte ihn anspornen. In ihre Augen zu sehen war auf alle Fälle aufregend. „Ein wunderschöner erster Tag, zum Reinkommen genau richtig und das Licht war heute optimal“, erwiderte sie. „Ich möchte auch noch ein paar Nachtaufnahmen machen. Kommst du noch ein bisschen mit raus? Hier innen ist es mir auch zu warm, alleine möchte ich aber nicht!“, sagte sie gleich darauf und blickte ihn mit einem nahezu verführerischen Blick an. Steve redete sich ein, dass er sich das alles nur einbilden würde. „Na klar, könnte mir jetzt nichts Schöneres vorstellen“, erwiderte er und erhob sich. Er reichte Nicole die Hand und half ihr über die Sitzbank. Nicole hatte nicht nur ein schönes Gesicht, auch ihre Figur war unbeschreiblich. Ihr Griff war erstaunlicherweise fest und verbindlich. „Danke, Steve“, sagte sie und schnappte sich die Flasche Rotwein vom Tisch und folgte ihm nach oben. Draußen war es bereits dunkel. „Lass uns ein paar Meter am Hafen entlang gehen“, schlug sie vor und deutete mit der freien Hand zur Hafenpromenade, in der anderen hielt sie die Weinflasche. Sie verließen das Schiff und nahmen den schmalen Weg parallel zum Hafenbecken. Überall lagen kleine Schiffe, die einen verschlossen und auf ihren Besitzer wartend, die anderen voller Leben, so wie auf ihrem. Nach wenigen Metern bog der Weg leicht ab und führte in eine weniger beleuchtete Kurve, in deren Mitte eine kleine Parkbank stand. „Wollen wir uns hier ein bisschen hinsetzen?“ fragte sie und wartete nicht auf seine Antwort, sondern ließ sich sogleich auf der Bank nieder. Sie lächelte ihn mit ihren betörenden Grübchen über den Mundwinkeln an. Was sollte das hier werden, dachte sich Steve, wollte Nicole ihn hier in einer dunklen Ecke verführen? „Gerne“, erwiderte er und setzte sich neben sie. Es entstand eine Pause und keiner von beiden sprach ein Wort. So saßen sie einen kurzen Zeitraum schweigend da, bis sie, wie auf Kommando sich gegenseitig ansahen und laut herauslachen mussten. „Du bist ein netter Kerl“, sagte sie, „ich habe heute mitbekommen, wie du Jil aus der Misere geholfen hast, ich glaube sie war noch nie auf einer Segeljacht!“ „Keine Ahnung, ob sie das erste Mal auf einem Schiff ist, aber ich wollte nicht, dass sie sich blamiert“, erwiderte er und wollte eigentlich nicht über diese Situation sprechen, da er sich ja seiner Meinung wie ein Macho benommen hatte. „Du dagegen bist ein echter Segelprofi, ich habe dich heute beobachtet. Deine Handgriffe sind sicher und routiniert, dein Blick immer auf Segel, Wind und Wasser gerichtet“, sagte er, um das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. „Du schmeichelst mir, das musst du gar nicht tun, dein Punktestand bei mir ist schon gut genug“, sagte sie und stützte ihre Hand auf der Bank ab, dabei berührte sie ganz leicht mit ihrem kleinen Finger sein Bein. War das Absicht? Er beschloss sich nichts anmerken zu lassen, rückte aber auch nicht mit seinem Bein ab. „Wie viele Punkte habe ich denn?“, wollte er wissen. „Das sage ich dir dann, jetzt trinken wir erst einmal einen Schluck“ und hob die Rotweinflasche an um daraus zu trinken. Danach reichte sie ihm die Flasche. Steve nahm die Flasche entgegen und nahm einen großen Schluck. Der Wein war fruchtig und stark. Er trank nicht oft Alkohol und war dementsprechend wenig trinkfest. Vorhin hatten sie schon die übliche Linie getrunken, somit verspürte er eine gewisse Beschwingtheit. „Jetzt sag schon, warum habe ich bei dir schon einen guten Punktestand?“, wollte er wissen. Sie nahm ihm die Flasche aus der Hand und es schien ihm, als ob sie dabei absichtlich lange seine Hand berührte. Ein schönes Gefühl, zumal sie so zart und weich war. Dann nahm sie erneut einen Schluck und sagte ganz gelassen: „Du bist der einzige Kerl auf diesem Schiff, der mich noch nicht angebaggert hat und mir irgendwelche zweideutigen Angebote unterbreitet hat. Dabei bist du wirklich ein cooler Typ, der sich sehen lassen kann.“ Sie hatte es geschafft, Steve war sprachlos und wusste gar nicht, was er darauf sagen sollte. Er war das nicht gewohnt, schon gar nicht von einer derart attraktiven Frau. „Echt?“, war das einzige was er zu erwidern wusste und hasste sich für seine Ungeschicktheit. „Siehst Du, genau das meine ich, ich habe dich mit meiner ehrlichen Äußerung komplett aus dem Konzept gebracht. Du glaubst eben nicht, dass du der Größte bist. Ich mag bescheidene Männer, besonders dann, wenn sie wirklich was drauf haben.“ Dann stellte sie die Flasche auf den Boden und nahm seinen Kopf zwischen ihre beiden Hände und küsste ihn zärtlich auf die Stirn. „Komm, lass uns zurückgehen, es ist schon spät und morgen geht es früh los“, sagte sie sanft und stand auf.

Jil hörte nur beiläufig zu, was am Tisch gesprochen wurde. Wo war nur Steve geblieben? Irgendwie war er heute Abend komisch gewesen, er war gar nicht so aufmerksam wie am Vortag und sie hatte fast den Anschein, als ob er sie gemieden hätte. Dafür war er umso gesprächiger mit Nicole, mit der er wahrscheinlich auch hinausgegangen war. Dabei hatte sie den Eindruck, er würde sich von der unbestrittenen Attraktivität dieser Frau nicht beeindrucken lassen. Hatte sie etwas falsch gemacht, hätte sie sich bei ihm bedanken müssen, als er sie vor der großen Peinlichkeit bewahrt hatte? Fragen über Fragen und keine Antworten, sie würde mit ihm reden, um das klarzustellen. Halt Moment, dachte sie sich, ich habe die Schnauze voll von Männern und jetzt diese Gedanken. Was war nur los, so toll war er nun wirklich nicht, oder doch? In diesem Augenblick kamen Nicole und Steve herein, sie wirkten wie ein Paar. Das war beim Hinausgehen noch ganz anders, sie strahlten plötzlich so eine Vertrautheit aus. Hatte Jil sich nur eingebildet, dass Steve ein Auge auf sie geworfen hatte? Vielleicht, aber ganz offensichtlich hatte er jetzt eine neue Strategie. Ihr sollte es recht sein, sie war noch nicht bereit für einen neuen Mann, manchmal ergeben sich die richtigen Entscheidungen von selbst. Sie beschloss ins Bett zu gehen und Lisa noch ein paar Nachrichten zu schicken, das sollte ihre Stimmung wieder aufrichten.

Kapitel 6

Der nächste Tag war wesentlich rauer, der Himmel war meist bedeckt und der Wind war böig und stärker geworden. Die Jungs hatten alle mächtig Spaß und priesen das Wetter als ideal zum Segeln. In der Tat durchpflügten sie die See mit hoher Geschwindigkeit und das Boot legte sich stark zur Seite, sie sprachen dabei von Krängung. Ihr wurde hin und wieder leicht schlecht und sie hoffte, dass sie bald ihr Ziel erreichen würden. Als sie unter Deck ging um ihre Sonnenbrille zu suchen, sie hatte sie auf dem Tisch liegen lassen, wurde ihr richtig übel. Schnell nahm sie die Brille und ging nach oben. Die frische Luft half ein wenig und sie suchte den Horizont, Lisa hatte ihr diesen Tipp gegeben. Nach ein paar Minuten ging es wieder, aber Spaß machte es nicht mehr. Hinzu kam, dass sie alle paar Minuten die Richtung im Zickzackkurs änderten. Ihr war nicht klar, warum das so sein musste und dachte vielleicht, dass es den Jungs besonderen Spaß machte, wenn dem auch so war, ihr machte es mächtig zu schaffen. Da hörte sie Steve mit Ulf sprechen: „Wenn der Wind nicht dreht, können wir weiterhin so kreuzen und sind in zwei Stunden dort. Ich habe gerade die Route auf der Karte gekoppelt.“ Er hatte eine warme und klare Stimme, dachte sie. „Kannst Du bitte noch das Wetter prüfen? Da hinten sieht es nach Unwetter aus und das Barometer ist auch leicht gefallen“, erwiderte Ulf und zeigte mit ausgestrecktem Arm nach vorne“. „Aye Skipper“, erwiderte Steve und verschwand nach unten. Ulf schmunzelte und zwinkerte Jil zu, weil jetzt auch Steve „Aye Skipper“ sagte. Er hatte sichtlich Freude daran. Dies schien Ulf zu motivieren und rief laut, so dass es jeder gut hören konnte: „Hört mal alle her, wir üben jetzt ein Mann-über-Bord-Manöver, Jil wird das Ruder und das Kommando übernehmen, als Mann-Attrappe werfe ich einen Fender ins Wasser!“ Ulf war anscheinend echt der Meinung, dass sie eine solide Seglerausbildung hatte, und zu allem Übel konnte sie nirgendwo Steve entdecken. Er war bestimmt noch unter Deck und prüfte die Wetterdaten. „Normalerweise wird dieses Manöver nicht angekündigt, aber beim ersten Mal möchte ich, dass alle aufmerksam dabei sind“, erklärte Ulf und band einen der Fender, das waren diese Polster zum Schutz des Rumpfes, von der Reling los. Wo ist nur Steve, dachte sie, bitte lass ihn kommen. Und als ob ihr Stoßgebiet erhört wurde, sah sie Steve nach oben kommen. Doch als er sie sah, drehte er abrupt um und verschwand wieder nach unten. Nein, was war denn jetzt los, das darf doch nicht sein. Jil wollte ihren Augen nicht trauen. Was macht er nur da unten? Ulf erklärt dabei noch ein paar Details, die aber einfach an Jil vorbei gingen, weil sie überhaupt nicht verstand, was er erzählte und auch sonst nicht in der Lage war zuzuhören. Sie blickte nach vorne und wusste nicht, was sie tun sollte. Wo war nur ihr Retter geblieben? Da spürte sie plötzlich, wie ihr jemand etwas in die Hand legte, es fühlte sich klein und rund an, dazu hörte sie die Stimme von Steve leise sagen: „Steck das unauffällig ins Ohr und mach einfach, was ich dir sage!“ Es war eine Art kleiner Ohrhörer, jedoch ohne Kabel. Sie drehte sich in Richtung See und stecke sich das kleine Ding unauffällig ins Ohr. Da hörte sie schon Steves Stimme: „Wenn Du mich hören kannst, schaue bitte jetzt nach oben ins Segel!“ Sie blickte nach oben, seine Stimme war klar und deutlich: „Gut dann rufst Du jetzt zu Ulf, Skipper, ich bin bereit!“, was sie sofort tat. Ulf reagierte erfreut und winkte sie zu ihm ans Ruder, welches sie sofort übernahm. „Keine Angst“, hörte sie im Ohr, „einfach festhalten, du kannst ruhig ein wenig drehen, da passiert nichts.“ Sie fühlte wie das Schiff einen leichten Druck auf das Ruder ausübte. Ulf lächelte ihr entgegen: „Es ist jetzt dein Schiff, ich werde dann demnächst den Fender über Bord werfen!“ Steve hörte sie in ihrem Ohr sagen: „Es wird alles gut gehen, keine Angst!“

Es macht ein leises Platschgeräusch, dann hörte man Ulf laut rufen: „Maaann über Booord!“ Und schon ging es los. „Alles hört auf mein Kommando!“, rief sie, nachdem es so in ihrem Ohr geklungen hatte, „Mann über Board, fahre eine Kuhwende, Jörg an die Groß-Schot, Rudolf an die Fock-Schot, Steve nimm den Bootshaken und gehe zum Bug zur Aufnahme des Mannes, Andrea du beziehst den Ausschauposten, bitte deute mit deinem Arm in Richtung Schiffbrüchigen!“ „Aye“, hörte sie von allen Seiten und es entstand große Geschäftigkeit. Ulf hatte sich ganz nach hinten gestellt und schaute sich alles aus sicherer Entfernung an. Gott sei Dank war er weit genug von ihr und vor allem von Steve entfernt, so konnte er nicht mitbekommen, was hier tatsächlich ablief. Sie zitterte am ganzen Körper und hoffte, dass es niemand bemerkte. „Jetzt 90 Grad nach rechts fahren“, sagte Steve und vermied absichtlich nicht Steuerbord zu sagen. Nachdem das Schiff etwa vier Bootslängen zurückgelegt hatte, gab er nochmal das gleiche Kommando. Jil drehte das Ruder für den Aufschießer und das Boot steuerte jetzt voll in den Wind. „Alle Schoten fieren“, schrie sie und kurz danach flatterten die Segel wild im Wind und das Schiff wurde immer langsamer. „Leicht steuerbord“, rief Steve laut, in ihrem Ohr hörte sie: „Noch ein bisschen rechts“. So rief er noch ein paar Korrekturen, bis sie den Fender, der den Schiffbrüchigen darstellen sollte, erreicht hatten. Steve lehnte sich nach vorne und konnte den schwimmenden Ballon aufnehmen. „Mann an Bord“, rief Steve und hielt den Fender in die Höhe. Alles klatschte, nur selten gelingt es, den Mann gleich beim ersten Versuch aufzunehmen. Ulf kam nach vorne und drückte Jil. „Seht ihr, hab ich es doch gewusst! Das ist eben die echte Segelschule, Jil das war lehrbuchartig, sehr gut!“ Er strahlte über das ganze Gesicht, Jil zitterte immer noch und klebte am ganzen Körper. Sie übergab das Ruder an Ulf und nahm unauffällig den Ohrhörer aus dem Ohr. Die Segel wurden wieder gesetzt und das Schiff nahm zügig Fahrt auf. Jil ging nach unten, sie brauchte etwas Ruhe. Steve kam kurz danach auch nach unten. „Das werde ich dir nicht vergessen, du hast mich gerettet, Steve!“, sagte sie leise, fast verschwörerisch und gab ihm den Ohrhörer. „Gern geschehen, ich habe mir diese Dinger fürs Motorradfahren gekauft und zufälligerweise in meiner Reisetasche gehabt“, sagte er und ergänzte, „hat doch toll geklappt“. Sie blickte ihn an, sein Lächeln war so schelmenhaft, er hatte anscheinend mächtig Spaß gehabt. Kein Wunder, dass Nicole gestern sofort mit ihm angebandelt hatte. Nicole hatte ihr gestern erzählt, dass sie für Magazine und Werbung Fotos macht und ihr ist nicht entgangen, dass sie sehr oft Bilder von Steve gemacht hatte. Er war auch wirklich ein süßer und gut aussehender Kerl, sie könnte sich in den Hintern beißen. Er hatte sich so um sie bemüht und sie war derart cool geblieben, Mist! Jetzt war der Zug wahrscheinlich schon abgefahren. Seine Augen waren so strahlend und konnten einen ansehen, dass es einem ganz anders wurde. Sie ging einen Schritt auf ihn zu und nahm den vertrauten und unwiderstehlichen Geruch von ihm wahr. Woher kannte sie den nur so gut? Richtig, sie hatte am ersten Abend seine Jacke getragen, daher kannte sie ihn. Jetzt war ihr endgültig klar, dass sie ihren Grundsatz über Bord geworfen hatte, sie wollte diesen Mann. Wie er da so vor ihr stand, einfach unglaublich anziehend. Er strahlte Souveränität und Leichtigkeit aus. Er bewegte sich elegant und zugleich mit Kraft. Und er war so unglaublich nett zu ihr gewesen und hatte ihr zweimal ohne jeglichen Grund aus der Klemme geholfen, ohne dafür etwas zu wollen oder bekommen zu haben. Aber sie musste einen auf cool machen, wo sie doch anfänglich das eindeutige Gefühl hatte, er würde auch etwas für sie empfinden. Das hat sich allerdings wesentlich geändert, spätestens seit gestern Abend. Und ganz ehrlich, sie wusste, dass sie mit ihrer natürlichen Art und ihrem sportlichen Körper durchaus für Männer attraktiv war, aber gegen Nicole hatte sie keine Chance. Angeblich war sie Fotografin, wahrscheinlicher erschien es aber Jil, dass sie als Modell vor der Kamera ihr Geld verdiente. Jetzt war aber sie mit Steve ganz alleine, sie würde diese Chance nutzen. Sie lächelte Steve an und hoffte er würde auf sie reagieren, sie entschloss noch nicht aufzugeben. Doch gerade als sie diesen Entschluss gefasst hatte, sah sie, wie jemand die Stufen herunterkam. Wie in einem schlechten Film war es ausgerechnet Nicole. Sie sah beide und schien sofort die Situation richtig einzuschätzen. Doch dann drehte sich Nicole zu ihr und sagte: „Gratuliere Jil, das hast du gerade überzeugend gemacht! Ich hätte sicherlich zwanzig Mal den Fender überfahren und dann hätten alle gesagt: lasst ihn besser ertrinken, als ihn von Nicole retten zu lassen.“ Steve musste unwillkürlich lachen und Nicole blinzelte ihn dabei auf eine ganz besondere Art an. „Das war reiner Zufall, das kannst du mir glauben, ich habe das vorher noch nie so hinbekommen“, erwiderte Jil und dachte sich, dass das noch nicht einmal gelogen war. „Steve, kannst du bitte mit mir hochkommen? Wir wollen den Spinnaker setzten, aber ich bekommen ihn nicht aus der Kiste. Könntest du mir bitte helfen?“, sagte sie. „Klar!“, erwiderte er und ging mit ihr nach oben. Jil stand alleine da und fühlte sich ganz verlassen, dazu gesellte sich auch noch das unangenehme Gefühl seekrank zu sein.

Ihr Zielhafen war Fråborg, ein einfacher Fischereihafen und Jil war froh, als sie in den ruhigen und geschützten Wassern des Hafens festmachten. Am Abendtisch war die Stimmung bestens, alle erzählten und immer wieder wurde ihr Segelmanöver besprochen. Selbstverständlich musste sie auch viele Kommentare abgeben, aber das machte die Sache nur noch interessanter. Als die Erzählungen lauter und vielfacher wurden, nutzte sie die Chance und flüsterte ihrem Tischnachbarn Steve ins Ohr: „Du hast mich in der Hand, egal was du forderst, ich werde es tun, aber bitte verrate mich nicht!“ Steve lachte laut, geradeso als ob es für alle bestimmt war und beugte sich nun seinerseits zu ihr: „Ich werde mir was einfallen lassen, wart ab!“

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