Kitabı oku: «12 Jesse Trevellian FBI Thriller August 2021: Krimi Paket», sayfa 12

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Er knurrte mir etwas Unverständliches zu. Ich rollte mich über den Boden, bis ich die zerschossene Blechwand erreicht hatte.

Durch die kleinen Löcher hindurch sah ich hier und da Mündungsfeuer aufblitzen. Schreie gellten. Es war ein furchtbarer, verzweifelter Kampf auf Leben und Tod.

Ich tauchte hoch, so dass ich über den Rand des zerschossenen Fensters blicken konnte. Maskierte Gestalten liefen in dem Gewölbe herum, duckten sich, feuerten aus Maschinenpistolen. Ich erkannte an ihrer Ausrüstung sofort, dass es sich um jene maskierten Killer handeln musste, vor denen Milo mich in letzter Sekunde gerettet hatte.

Nur ihre Nachtsichtgeräte hatten sie jetzt nicht angelegt.

Bei der Helligkeit hier war das auch überflüssig.

Die Männer des Tunnel King hatten der geballten Feuerkraft der Maschinenpistolen nichts entgegenzusetzen. Die vermummten Wächter lagen tot auf dem Boden. Nur hier und da wurde aus den verrosteten Subway-Triebwagen heraus noch gefeuert. Aber die Verteidiger verfügten nicht über MPis, die Feuerstöße von 20-30 Schuss pro Sekunde abgeben konnten. Mit Revolvern, Pumpguns und ähnlichem hatte man gegen derartigen Beschuss auf die Dauer kaum eine Chance.

Eine MPi-Salve knatterte in meine Richtung. Ich duckte mich.

Dann gab es eine furchtbare Explosion im Nachbarwagon.

Die Hitze war bis zu uns hin spürbar. Die letzten intakten Scheiben barsten durch den Druck.

Metallteile flogen durch die Luft und prallten gegen die Betondecke des Subway-Tunnels.

Der Lärm war ohrenbetäubend.

Offenbar hatten die Angreifer einen der anderen Wagen kurzerhand in die Luft gesprengt.

Ich hörte Schreie, Schritte, heisere Befehle.

Und dann flog ein eiförmiger Gegenstand durch das Fenster zu uns herein.

Dies war keine Reizgasgranate, wie die STAR DRAGONS sie gegen uns benutzt hatten, um sich der Verhaftung zu entziehen.

Dies war eine reguläre Handgranate, wie sie zur Ausrüstung der Army gehörte.

Sekundenbruchteile und dieser Wagen würde sich in ein flammendes Inferno verwandeln...

Der Tunnel-King stierte mich ungläubig an und stieß dann einen heiseren Schrei aus.

Es blieb keine Zeit, um zu überlegen.

Ich hechtete auf das Teufels-Ei zu. Ein Sekundenbruchteil noch und es konnte explodieren, mich und den ganzen Wagen in Stücke reißen.

Ich griff mit der Linken danach, umfasste es. Mit derselben Bewegung schleuderte ich es durch das zerschossene Fenster.

Im selben Augenblick entstand draußen ein Flammenpilz. Die Hitze war mörderisch. Die Druckwelle riss ein Teil des Daches vom Wagen. Ich presste mich dicht an den Boden.

Und wartete.

Heiser gebrüllte Befehle waren zu hören.

Die Angreifer waren sehr gründlich.

Hier sollte niemand überleben.

Das war ihr Ziel, das sie kompromisslos und ohne jedes Erbarmen verfolgten.




14


Die Schießerei verebbte. Ich fürchtete, dass von den Tunnel-King-Leuten kaum jemand überlebt hatte.

Es wurde still in dem Subway-Tunnel.

Ich warf einen kurzen Blick zu Milo hinüber, der einem toten Wächter die Waffe abgenommen hatte. Eine Pumpgun.

Ein Wächter war tot, ebenso der Mann, der Tiger genannt worden war.

Ein Dritter lag schwer verletzt auf dem Boden.

Er blutete stark.

Sein Stöhnen war so schwach, dass es kaum zu hören war.

Von draußen waren Schritte zu hören.

Ein Maskierter stürzte durch die offene Schiebetür. Der Lauf seiner Maschinenpistole wirbelte herum.

"Die Waffe runter! FBI!", schrie ich.

Er ließ mir keine Wahl.

Rot züngelte das Mündungsfeuer aus dem kurzen Lauf der MPi heraus. Die Kugeln gingen jedoch in die Decke, als ein Ruck durch den Körper des Maskierten ging.

Die Kugel des 45er Magnum, die ich dem Tunnel King entrissen hatte, erwischte den MPi-Schützen an der Schulter.

Er taumelte zurück, Milo schnellte hoch und hielt ihm die Pumpgun entgegen.

Dann nahm er dem Maskierten die MPi ab.

Draußen wurde wieder geschossen.

Eine Megafonstimme ertönte.

"Hier spricht das FBI! Legen Sie die Waffen nieder und ergeben Sie sich!"

Das waren unsere Kollegen, die es endlich geschafft hatten, uns bis hier zu folgen.

Ein paar Schüsse gingen noch hin und her.

Durch den enormen Hall in diesem unterirdischen Gewölbe, war das Ausmaß der Schießerei nur schwer einzuschätzen.

Dann verebbte der Kugelhagel.

Männer in kugelsicheren Westen und den Einsatzjacken des FBI stürmten die Subway-Wagons. Ich war froh, als ich Agent Fred LaRocca durch die Schiebetür hereinkommen sah, beide Hände um den Griff seiner Dienstpistole geklammert.

"Alles in Ordnung, Jesse?"

"Ich denke schon."

"Es war gar nicht so leicht, euch hier zu finden..."

"Was ist mit den Angreifern?"

"Wir wissen nicht genau, wie viele es waren. Einige haben wir, der Rest ist geflohen. Mal sehen, ob wir sie hier unten nicht doch noch finden..."

"Es gibt eine Reihe von Verletzten, um die man sich kümmern muss."

"Der Notarzt ist unterwegs, Jesse."

Ich wandte mich an den Tunnel King.

Er hatte nichts abbekommen. Trotzdem war sein Gesicht vom Schrecken gezeichnet.

Mit dieser Entwicklung hatte er nicht im Traum gerechnet.

"Du bist verhaftet, Tunnel-King - oder wie immer dein wirklicher Name auch lauten mag!" sagte ich. "Du hast das Recht zu schweigen. Falls du auf dieses Recht verzichtest..."

"Spar dir deinen Spruch, G-man!", knurrte er.




15


Unsere Leute nahmen den Tatort tief unter der Kreuzung Canal Street/ Seventh Avenue genauestens unter die Lupe. Die Erkennungsdienstler der Scientific Research Division sammelten jedes Projektil und jede, noch so unscheinbare Spur auf, während etwa dreißig G-men vergeblich versuchten, die flüchtigen Killer noch zu fassen. Sie waren buchstäblich wie vom Erdboden verschluckt.

Die Möglichkeiten, sich hier unten zu verstecken, waren schier unbegrenzt. Die Zahl der Fluchtwege genau so.

Der Mann, den ich niedergeschossen hatte, war zu schwer verletzt, um vernommen werden zu können. Das gleiche galt auch für den verletzten Wächter aus dem Gefolge des Tunnel King. Er konnte von Glück sagen, sofern er mit dem Leben davonkam.

Die anderen Männer des Tunnel King waren entweder tot oder geflüchtet.

"Was waren das für Leute, die euch angegriffen haben?", fragte ich den selbsternannten King, während er darauf wartete, von einigen unserer Beamten in die Federal Plaza 26 gebracht zu werden. Zu unserem Hauptquartier gehören auch einige Gewahrsamszellen, in denen wir Verdächtige festhalten können.

Der King verzog das Gesicht zu einer Grimasse.

"Du bist Abschaum, G-man! Kein Wort rede ich mit dir!"

"Du weißt, wer das war!", stellte ich fest. "Die Leute, denen du unsere Köpfe versprochen hast, stimmt's?"

"Halt's Maul!"

"Ist dir das egal, dass deine Leute einfach so niedergemetzelt wurden?"

"Was versteht ihr schon davon!" Während der Tunnel King das sagte, verzog er verächtlich den Mund. Dann sah er mich an und fügte hinzu: "Ich habe doch das Recht zu schweigen... Davon mache ich jetzt Gebrauch! Hast du kapiert, G-man?"

"Es hat keinen Sinn", raunte Fred LaRocca mir zu. "Ich schlage vor, wir lassen ihn jetzt abführen. Unsere Vernehmungsspezialisten werden schon etwas aus ihm rausholen!"

"Na, hoffentlich", murmelte ich.

Ich fuhr mit der Hand über das Gesicht. Da gab es ein paar Gedanken, die mich einfach nicht losließen.

Wir waren erwartet worden, das stand für mich fest.

Der Tunnel-King hatte gewusst, dass wir bei ihm auftauchen würden.

"Was spukt dir im Kopf herum?", fragte Milo.

Wir kannten uns einfach zu gut, als dass ich etwas vor ihm verbergen konnte.

"Ich frage mich, woher der Tunnel-King und seine Leute wussten, wo und wann sie uns in Empfang nehmen mussten..."

"Vielleicht haben anderswo auch noch einige seiner Leute gewartet", gab Milo zu bedenken.

Ich schüttelte den Kopf.

"Das glaube ich nicht. Dazu waren es zu viele..."

"Wir wissen nicht mit Sicherheit, über wie viele Leute der King verfügte."

"Nein, das nicht..."

"Na also!"

Ich atmete tief durch. Irgendwie überzeugte mich Milos Erklärungsversuch nicht so richtig. Milo sah mir meine Zweifel an. Er sagte: "Denkst du etwa, der Professor hat uns reingelegt?"

"Das wäre auch eine Möglichkeit."

"Das würde aber bedeuten, dass der Professor nach dem Überfall der STAR DRAGONS noch einmal Kontakt mit den Tunnel-King-Leuten hatte. Denn sonst ergäbe das keinen Sinn! Und wie du weißt, ist es völlig ausgeschlossen, dass er eine Nachricht abgesetzt hat. Es war ständig jemand bei ihm und er hatte nicht einmal die Möglichkeit zu telefonieren. Wobei ihm das wohl auch kaum etwas genutzt hätte, denn ich habe bei den Tunnel-King-Leuten kein Telefon gesehen. Und wie schlecht Handys da unten funktionieren, wissen wir ja aus eigener Erfahrung. Jesse, diese Möglichkeit scheidet aus."

Milo hatte recht.

Auch nachdem wir den Professor verlassen hatten, wäre es für ihn unmöglich gewesen, eine Nachricht an den Tunnel-King abzusenden. Schließlich wurde er operiert und erwachte vielleicht gerade aus der Narkose...

"Trotzdem", meinte ich. "Wir sollten das nochmal genau überprüfen."

"Jesse..."

"Hör mal, Milo! Die wussten Zeit und Ort, wenn du mich fragst! Das kann kein Zufall sein."

Agent Fred LaRocca hatte aufmerksam zugehört. Er hob die Augenbrauen. Auf seiner Stirn erschienen tiefe Furchen.

"Willst du etwa sagen, dass es bei uns eine undichte Stelle gibt, Jesse?"

"Dann würde einiges plötzlich einen Sinn ergeben", stellte ich fest.

"Ein schwerwiegender Verdacht, Jesse."

"Fred, wir sollten einen umfangreichen Sicherheitscheck durchführen - und wenn es nur dazu dient, diese Möglichkeit mit hoher Wahrscheinlichkeit auszuschließen!"

"Ich hoffe nur, du kannst den Chef davon überzeugen", meinte Agent LaRocca zweifelnd.

Aber mein Instinkt sagte mir, dass ich bei Mister McKee damit offene Türen einrannte.




16


Es war schon ziemlich spät, als Milo und ich mit meinem Sportwagen den Broadway hinauffuhren. Wir hatten noch eine ganze Weile in unserem Dienstzimmer vor dem Computerschirm zugebracht. Inzwischen lagen auch schon die ersten Ergebnisse der Spurensicherung vor. Ein Teil der Fingerabdrücke konnte bereits mit den uns zur Verfügung stehenden Datenbanken abgeglichen werden.

Der Tunnel-King saß in einer Gewahrsamszelle und weigerte sich hartnäckig, seine Identität preiszugeben. Unser Psychologe Sam Linell meinte, dass der King sich vielleicht bereits dermaßen mit seiner Rolle als Herr der Unterwelt identifizierte, dass er sein vorheriges Leben völlig verdrängt hatte.

In unseren Datenbanken fand er sich jedenfalls nicht.

Aber das bedeutete eigentlich nur, dass er bisher nicht kriminell geworden und sich auch niemals für einen Job im Staatsdienst beworben hatte.

Nur einer seiner Leute hatte schwer verletzt den Kampf überlebt. Aber der war bis auf weiteres nicht vernehmungsfähig. Seine Fingerabdrücke wurden von AIDS, dem zentralen Computerprogramm zu Erfassung und zum Abgleich von Fingerprints allerdings wiedererkannt.

Allerdings nicht unter der Rubrik CRIMINAL.

Seine Prints waren genommen worden, als er sich bei der Army bewarb. Sein Name war Ethan Perrish. Man hatte ihn bei der Army sogar genommen, allerdings war er nach einem Jahr wieder entlassen worden. Wegen Drogenmissbrauchs.

Dann gab es da noch den Mann, dem ich eine Kugel mit dem 45er in die Schulter gejagt hatte, bevor seine MPi uns zersieben konnte. Auch er war im Augenblick nicht vernehmungsfähig. Zweifellos gehörte er zu der Killertruppe, die Sid und Brett und beinahe auch mich auf dem Gewissen hatten. Er war einer der Männer, die mit Nachtsichtgeräten und MPi ausgerüstet in diese dunklen Gängen unter dem Big Apple auf Menschenjagd gingen...

Seine Vernehmung erwarteten wir mit Spannung.

Schließlich bedeutete die Tatsache, dass wir ihn festgenommen hatten, dass wir vielleicht endlich einen Schritt weiter auf der Suche nach den Hintermännern in diesem schmutzigen Geschäft kamen, das die Überschrift ORGANHANDEL trug.

Seine Identität war schon interessant genug.

Er hieß Luke Montgommery, stammte aus der Bronx. Wir hatten ein umfangreiches Dossier über ihn in unserer Datenbank. Er gehörte zum Dunstkreis jener Kriminellen, die sich vor zwei Jahren die berüchtigte Schlacht vor dem Kaufhaus BIG DEAL in der 166. Straße geliefert hatten...

"Vielleicht finden wir die maskierten Killer tatsächlich unter den Verdächtigen von damals, so wie wir ursprünglich angenommen haben", meinte Milo, während wir auf dem Weg nach Hause noch über den Fall sprachen.

"Leider haben die Ermittlungen von Orry und Clive bislang keine weiteren Anhaltspunkte in diese Richtung ergeben...", gab ich zu bedenken.

"Wenn Montgommery auspackt, wissen wir vielleicht besser, wo wir suchen müssen..."

"Gut möglich."

Wir erreichten die bekannte Ecke, an der ich Milo immer absetzte. Ich hielt den Sportwagen am Straßenrand.

Milo sah mich an.

"Du denkst immer noch darüber nach, wo bei uns das Leck sein könnte, oder?"

"Du nicht, Milo?"

"Jede andere Möglichkeit wäre mir lieber, als dass es bei uns im District eine undichte Stelle gibt."

"Das geht mir genauso."

"Eine andere Frage ist noch, weshalb die Leute des Tunnel-King eigentlich so unbarmherzig angegriffen wurden. Bislang dachten wir doch, dass die Maskierten und die Tunnel-King-Leute zusammenarbeiteten..."

"Bislang hatte ich die Äußerungen des King so gedeutet, dass er das auch dachte", sagte ich.

Milo nickte.

"Schließlich wollte er uns jemanden übergeben."

"Da kann er eigentlich nur die Maskierten gemeint haben."

"Entweder wir irren uns in diesem Punkt oder..."

"...oder da hat jemand Hals über Kopf seine Meinung geändert."

Milo hob die Augenbrauen. "Und warum?"

"Vielleicht um zu verhindern, dass wir den King in die Finger bekommen und ausquetschen..."

"Das ergibt nur Sinn, wenn auch die Maskierten von unserer Aktion gewusst hätten!"

Ich nickte düster.

"Du sagst es."

Eine beunruhigende Erkenntnis.

Hinter uns hupte jemand. Unsere Ecke war nicht gerade ein Ort, der zum Dauerparken geeignet war.

"Bis morgen, Jesse."

"Bis morgen."

Milo stieg aus, winkte mir kurz zu, und ich ließ den Sportwagen nach vorne schnellen.




17


Am nächsten Morgen lagen die ersten ballistischen Berichte vor. Und so wussten wir, dass Crazy Joe tatsächlich von einem der Tunnel King-Leute umgebracht worden war.

Nur über das Motiv wussten wir nichts.

Der King saß in einem unserer Vernehmungszimmer. Sein massiges Gesicht wirkte in sich gekehrt und abwesend. Agent Baker, einer unser Verhörspezialisten trank bereits die dritte Tasse Kaffee.

Dem King hatte man auch einen Becher angeboten, er hatte ihn nicht angerührt. Inzwischen dampfte er schon nicht mehr.

Ich war auch anwesend.

Der King war eine äußerst harte Nuss, selbst für einen so erfahrenen Spezialisten wie Agent Baker, der seit Jahrzehnten Verhöre durchführte und genau wusste, wie man ein Gespräch führen musste, um dem Verhörten zu einer Aussage zu bringen.

"Hör zu, Tunnel King, du hängst ganz in einer Mordsache drin", begann Baker zum x-ten Mal von vorne. "Einer deiner Leute hat Crazy Joe umgebracht und da diese Männer dir treu ergeben waren, wird man dich deswegen auch drankriegen!"

"Ihr könnt mir gar nichts!", tönte der King und donnerte die Fäuste auf den Tisch. Sein Gesicht wurde hochrot.

"Außerdem ist da noch die Entführung von zwei FBI-Agenten. So etwas sehen Staatsanwälte gar nicht gerne und wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich jetzt endlich den Mund aufmachen und mich kooperativer zeigen."

Er presste die Lippen aufeinander.

Dann kratzte er sich unterhalb seines blinden Auge.

"An wen wolltest du meinen Kollegen und mich ausliefern?", fragte ich dann in gedämpftem Tonfall.

"Wer sagt, dass ich das vorhatte?"

"Du hast es gesagt - mein Kollege und ich können das bezeugen."

Baker ergänzte: "Nun mach schon den Mund auf - oder willst du warten, bis Montgommery das macht?"

"Montgommery?", fragte der King.

"So wie es aussieht, ist das der einzige von deinen Leuten, der überlebt hat...", erklärte Baker.

"Er wird nicht reden", sagte der King.

"Ach, nein?"

"Er ist kein Verräter..."

"So wie Crazy Joe!" Baker sah den Tunnel King scharf an.

Dieser schluckte.

"Verräter sterben", sagte er dann gedehnt. "Das ist das Gesetz."

"Wessen Gesetz?"

"MEIN Gesetz!", dröhnte er und riss dabei den zahnlosen Mund weit auf. Sein Gesicht war eine Grimasse geworden. "MEIN Gesetz! Das Gesetz der Unterwelt, das Gesetz der lichtlosen Höhlen...." Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Ein irres Lachen kam über seine Lippen. Dann blickte er auf. "Ich habe keine Angst", sagte er. "Vor niemandem. Vor euch nicht, vor keinem, der über der Erde lebt..."

"Da UNTEN geschah nichts, ohne, dass du es weißt, nicht wahr?", fragte ich.

"Nichts, ohne dass ich es ZULASSE!", korrigierte er mich.

"Okay, geschenkt", erwiderte ich. "Und wenn dort in den Tunneln jemand in großem Stil auf Menschenjagd geht, Männer und Frauen gefangennimmt und tötet, um ihnen Organe zu entnehmen... Wie sollte so etwas geschehen, ohne dass du es erlaubt hast, Tunnel King?"

Er sah mich an.

Sein Mund öffnete sich halb. Er schien etwas sagen zu wollen, überlegte es sich dann aber anders.

Er wich meinem Blick aus.

Ich hätte eine Menge dafür gegeben, jetzt zu wissen, was in seinem tätowierten Schädel vor sich ging.

In sich zusammengesunken saß er da.

"Du hast mit diesen Mördern zusammengearbeitet", stellte ich fest. Er widersprach mir nicht. "Das Wichtigste, wenn man zu den Mole People gehört, ist der Zusammenhalt, habe ich recht?"

"Allein kannst du nicht überleben", sagte der Tunnel King. "Du schaffst es nicht einmal eine Woche, wenn du niemanden hast, auf den du vertrauen kannst..."

"Und das schlimmste sind Verräter!"

"JA!" Er fauchte es mir geradezu entgegen.

"Dann verstehe ich nicht, wieso du Verräter schützt, Tunnel King!"

"Das tue ich nicht."

"Ach, nein?"

"Ich bestrafe sie. Ich lösche sie aus, ich zerreiße ihnen die Gedärme..."

"Ich spreche nicht von Crazy Joe", wandte ich ein, "sondern von den maskierten Killern, die deine Leute niedergeballert haben und uns beinahe in die Luft gejagt hätten. Du hast mit ihnen zusammengearbeitet, du hast ihnen vertraut, du wolltest ihnen zwei G-men liefern, die diese Killer suchten... Zum Dank haben sie alles zerstört, was du dir aufgebaut hattest. Ist das kein Verrat?"

Ein Ruck ging durch den Tunnel King.

Er blickte auf.

In seinem sehenden Auge blitzte es.

"Doch", gab er dann zu. "Das ist Verrat."

"Du wirst diese Leute nicht mehr bestrafen können. Aber wir können es."

"Zur Hölle mit ihnen!"

"Was weißt du über sie?"

Er nahm den Kaffeebecher, nippte an dem kalt gewordenen Getränk.

"Nicht viel", sagte er dann. "Ich habe nie ihre Gesichter gesehen. Sie tauchten eines Tages in den Tunneln auf. Es gab Schwierigkeiten zwischen ihnen und meinen Leuten. Und dann schlugen sie vor, sich mit uns zu einigen. Sie konnten uns viele Dinge geben, die wir dringend brauchten..."

"Und ihr habt ihnen freie Hand gelassen."

"Ja."

"Ihr wusstet, dass mein Kollege und ich bei euch auftauchen würden", stellte ich fest. "Ihr wusstet sogar den Weg..."

"SIE wussten es."

"Wer sind SIE?"

"Mein Gott, wenn ich das wüsste! Ich sagte doch, dass ich nie ein Gesicht gesehen habe."

"Und doch hast du ihnen vertraut?"

"Sie waren gut bewaffnet, wenn wir mit ihnen nicht zusammengearbeitet hätten, wären unsere Tage gezählt gewesen."

"Von IHNEN habt ihr also die Informationen über unseren Einsatz bekommen?"

"Ja."

"Wie lautete die Information genau?"

"Dass zwei G-men auf dem Weg zu uns wären und dass sie den Weg durch den Professor wüssten. Wir sollten euch gefangennehmen, wenn nötig auch töten. Was die mit euch gemacht hätten, weiß ich nicht..."

"Vielleicht hätte man uns als ausgeweidete Leichen irgendwo gefunden", vermutete ich. "Ohne Leber, Nieren und Augen..."

"Damit habe ich nichts zu tun!"

"Warum haben sie euch plötzlich angegriffen. Ich dachte, ihr habt in IHREM Auftrag gehandelt. Das macht doch keinen Sinn."

Der Tunnel King fuhr sich mit der flachen Hand über den tätowierten Schädel. Verzweiflung stand in seinem Blick. Er schnaufte hörbar. "Mein Gott, ich weiß es doch auch nicht!"

"Sie haben euer Vertrauen missbraucht."

"Ja."

"Sie sind Verräter."

"Ja."

"Du willst, dass sie bestraft werden?"

"Ja."

"Dann versuche dich jetzt an jede Einzelheit zu erinnern, die dir bei diesen Leuten aufgefallen ist. Jede Kleinigkeit kann wichtig sein."

Er schloss die Augen, saß da wie ein buddhistischer Mönch in tiefster Meditation.

Er sagte keinen Ton.

"Denk an deine Leute", sagte ich. "Denk daran, wie diese Bestien sie einfach niedergemetzelt haben..."

"Ich denke an nichts anderes", knirschte der Tunnel King zwischen den blassen Lippen hervor. Dann öffnete er wieder die Augen, sah mich an und meinte: "Der Kerl, mit dem ich verhandelt habe, hatte, glaube ich, an der rechten Hand keinen kleinen Finger."

"Glaubst du?", echote ich.

"Er trug Lederhandschuh. Aber der kleine Finger wirkte irgendwie...", er suchte nach dem richtigen Wort, "...schlaff!"

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Yaş sınırı:
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Litres'teki yayın tarihi:
22 aralık 2023
Hacim:
1404 s. 8 illüstrasyon
ISBN:
9783956178467
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Telif hakkı:
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