Kitabı oku: «Umgelegt vom Killer: Krimi Koffer 9 Romane», sayfa 16

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9


Es war Nachmittag, als wir in die unterirdische Welt, tief unter dem Big Apple zurückkehrten. Eine Welt, die bis zu zehn übereinandergeschichtete Etagen hatte. Ein Labyrinth, in dem man sich unter Umständen Jahre verstecken konnte, selbst wenn man auf irgendeiner Fahndungsliste stand.

Crazy Joe konnten wir nirgends finden. An keinem der Orte, von dem wir wussten, dass der sympathische Sonderling sich dort ab und zu aufhielt.

Er schien wie vom Erdboden verschluckt zu sein.

Wir suchten den sogenannten Professor auf, einen Bücherwurm und ehemaligen Bibliothekar, der nach dem tragischen Krebstod seiner Frau mehr oder weniger durchgedreht war. Er wohnte in einer Rangiernische, hatte dort sein Feuer und sogar elektrisches Licht. Einer seiner Freunde hatte eine Leitung abgezweigt und hierher verlegt. Es war relativ trocken hier, trotzdem hatte er seine mindestens 3000 Bücher sorgfältig einzeln in Plastik verpackt.

Der Professor hieß eigentlich Simon McDonald.

Er gehörte zu denjenigen Tunnelmenschen, die ihre Flucht in den Bauch der Erde als eine Art Lebensphilosophie ansahen und die nichts auf der Welt dazu hätte bringen können, sich wieder an ein Leben oberhalb zu gewöhnen.

Hier unten in dem Tunnel war der Professor eine bekannte Persönlichkeit. Wir kannten ihn durch eine Sozialarbeiterin.

Und über McDonald hatte wir Crazy Joe kennengelernt.

"Toll", murrte Milo, als wir die Rangiernische erreichten.

"Wir sind wieder am Ausgangspunkt, Jesse."

"Meinst du, mir gefällt das?"

"Was mir noch weniger gefällt ist mein Gefühl in Bezug auf Joe..."

"Was meinst du damit?"

"Dass wir ihn vielleicht vergeblich suchen, Jesse."

"Und wenn er sich versteckt hält?"

"Warum sollte er das tun? Niemand würde versuchen, ihn hier unten aufzustöbern, um ihn wieder in eine Anstalt zu bringen."

"Es muss ja nicht alles vernünftig sein, was er tut", erinnerte ich ihn.

Der Professor sah uns kommen. Wir gingen den Schienenstrang entlang und mussten dabei auf der Hut sein, um nicht von einer vorbeirasenden Subway erfasst zu werden. Immer wieder kamen Mole People durch Züge um.

McDonald blickte uns misstrauisch an.

"Was wollt ihr hier?", fragte er. "Mir meine Konserven leeressen?"

"Wir suchen Crazy Joe", sagte Milo. "Hast du eine Ahnung, wo er sein könnte?"

"Bin ich ein Hellseher?"

Wir setzten uns zu ihm ans Feuer. Er hatte ein paar alte, ziemlich stockige Matratzen ausgebreitet. Eine davon war aufgerissen und Flocken aus gelbem Schaumstoff lösten sich.

"Was ist los, Professor?", fragte ich.

Irgendetwas hatte sich verändert.

Das spürte ich ganz genau.

"Man erzählt sich seltsame Geschichten über euch beide..."

In McDonalds Gesicht zuckte ein Muskel. Er kratzte sich an dem dicken Eitergeschwür links am Hals, etwas unterhalb des Adamsapfels.

"Was denn für Geschichten?", hakte ich nach.

"Ihr gehört nicht hier her..."

Milo und ich wechselten einen kurzen Blick.

"Was soll das?", fragte ich.

"Ich meine es so, wie ich es sage. Jedes Wort. Es gibt einige fiese Gerüchte über euch. Die einen sagen, ihr seid Cops, die anderen meinen, ihr habt irgendetwas mit den maskierten Mördern zu tun, die sich hier unten ihre Opfer holen. Und wieder andere sagen, ihr wärt wahrscheinlich Perverse, die hier unten ihre niederen Instinkte ausleben, weil sie wissen, dass ein Mord hier unten selten aufgeklärt wird..."

"Professor, das ist alles Quatsch!", erwiderte ich.

Innerlich fluchte ich. Das Vertrauen, das Milo und ich uns hier unten mühsam aufgebaut hatten, war weg. Das lag auf der Hand.

McDonalds Nasenflügel zitterten.

Ich sah, dass seine Hand in die Taschen seines fleckigen Mantels aus Wildleder gewandert waren, dessen Originalfarbe kaum noch zu erkennen war.

Ich sah, wie sich seine Muskeln anspannten.

Irgendetwas umklammerte seine Hand.

Eine Waffe. Ein Messer vielleicht, oder ein Revolver.

"Jedenfalls ist Sid und Brett die Bekanntschaft mit euch nicht gut bekommen", stellte er fest.

"Du glaubst, dass wir etwas mit ihrem Tod zu tun haben?", fragte ich.

"Ist das so abwegig?"

"Hör zu, Sid und Brett waren unsere Freunde!"

"Und jetzt sind sie tot. Wie Crazy Joe..."

"Was?"

"Ist auch nur so ein Gerücht... Aber es würde ins Bild passen."

Ich machte eine etwas zu heftige Bewegung.

Der Professor zog etwas Metallisches aus dem Mantel heraus. Eine einschüssige, selbst zusammengelötete Waffe. Lebensgefährlich auch für den Schützen. "Seid schön vorsichtig", zischte er. "Ich weiß nicht, wer ihr seid, aber das ist mir auch ziemlich gleichgültig. Ich schlage vor, ihr verschwindet jetzt und lasst euch nicht mehr blicken..."

"Professor, wir suchen die Kerle, die Sid und Brett auf dem Gewissen haben", versuchte ich ihn zu überzeugen. "Die hätten uns beinahe auch umgebracht..."

"Geht jetzt!"

"Es waren diese maskierten Killer, die hier unten ihr Unwesen treiben... Ist es dir gleichgültig, wie viele Opfer sie noch fordern?"

"Das Leben hier unten fordert jeden Tag Opfer. Was soll dein Gerede also? Solange ich am Leben bleibe, ist mir alles andere egal..."

Ich deutete auf Milo.

"Crazy Joe wollte meinen Freund hier mit dem Tunnel King zusammenbringen."

"Ach, wirklich?"

Er senkte seine Waffe. Ich nahm das mit Erleichterung zur Kenntnis. Diese selbstgebastelten Dinger konnten sehr leicht von allein losgehen. Und selbst, wenn sich kein Schuss löste, sondern die Waffe explodierte, hätten Milo und ich auf die Distanz noch etwas abbekommen.

"Der Tunnel King weiß, wer hinter diesen Killern steckt", behauptete ich.

"Der Tunnel King weiß alles, was hier unten vor sich geht", erwiderte McDonald. "Und ihr werdet ihn kaum finden." McDonald lachte und setzte dann hinzu: "Er wird euch finden!"




10


In der Ferne tauchten Lichter auf, die immer greller wurden. Ein Zug kam heran. Das Geräusch wurde geradezu ohrenbetäubend. Die Subway raste an uns vorbei.

Dann quietschte es so schrill, dass es einem fast das Trommelfell zerriss.

Einer der Fahrgäste hatte offenbar die Notbremse betätigt.

Die hell erleuchteten Triebwagen kamen endlich zum Stehen.

Eine der Türen ging auf.

Nacheinander stiegen fast ein Dutzend Männer um die zwanzig aus. Sie trugen schwarze Ledermonturen mit der Aufschrift SILVER DRAGONS.

Eine Gang.

In den Gesichtern stand ein gemeines Grinsen. Mir war sofort klar, was sich hier anbahnte. Diese Typen wollten ihren Spaß - und dazu brauchten sie Opfer. Mole People waren ihnen gerade recht. Der Fahrer des Zuges schaute kurz aus dem Fenster, ließ sein Gefährt dann sofort wieder anfahren. Er dachte gar nicht daran, die Gang dafür zur Rechenschaft zu ziehen, dass die STAR DRAGONS für diesen kleinen Zwischenhalt gesorgt hatten. Wenn wir Glück hatten, meldete er den Vorfall an die Polizei. Der Zug verschwand im Tunnel.

Die Ledergekleideten schwangen die Butterfly-Messer und Schlagstöcke in den Händen.

"Hey, wer sagt's denn! Gleich drei! Ich dachte, hier gibt's nur den alten Mann!", greinte einer. Er griff in die Jackentasche und nahm einen Schluck aus dem Flachmann, den er dort verstaut hatte.

Die Kerle näherten sich.

"Hört mal, wir geben euch Drecksäcke eine faire Chance!", rief einer der Männer. "Ihr kriegt fünf Minuten Vorsprung. Schließlich wollen wir auch unsern Spaß haben..."

Ich wechselte einen kurzen Blick mit Milo.

Dann raunte ich dem Professor zu: "Benutzen Sie auf keinen Fall ihr selbstgebautes Eisen..."

"Es ist ungeladen", erwiderte er.

"Weshalb?"

"Weil mir mein Pulver nass geworden ist..."

Die STAR DRAGONS bildeten einen Halbkreis. Einige von ihnen ließen die Butterfly-Messer herumwirbeln. Sie kicherten.

Ein großer, leicht übergewichtiger STAR DRAGON hantierte mit einer Stahlschleuder herum. Hier und da blitzten Morgensterne, Schlagringe und Kleinkaliberwaffen auf.

"Hey, wollt ihr euch gar nicht auf die Socken machen?", rief einer und seine Gang-Brüder brüllten vor Lachen.

"Laufen wir um unser Leben", raunte der Professor.

"Kommt nicht in Frage", erwiderte ich. "Dann wären wir geliefert."

Ich wechselte einen kurzen Blick mit Milo.

Die Kerle kreisten uns weiter ein.

Die Gangs waren ein großes Problem für die Tunnelmenschen.

Oft genug machten sie sich einfach einen Spaß daraus, die Tunnelmenschen zu jagen oder zu schikanieren. Sie rechneten einfach damit, dass keines der Opfer sich an die Behörden wenden würde. Und leider hatten sie oft genug recht damit.

Gleichzeitig rissen Milo und ich unsere SIGs aus den Taschen. Ein Ruck ging durch die STAR DRAGONS.

"Keine Bewegung!", rief ich. "Wir sind Special Agents des FBI. Lasst eure Waffen fallen und nehmt die Hände hoch. Diesmal seit ihr an die Falschen geraten..."

Sie waren unschlüssig darüber, was sie tun sollten.

Wenn sie alle im selben Moment angriffen, hatten wir keine Chance gegen sie. Ich hoffte, dass die STAR DRAGONS nicht zu der Sorte Gang gehörten, bei denen so etwas als Mutprobe galt.

Ich wirbelte ein Stück herum, feuerte die P226 zweimal ab.

Die Kugeln brannten sich vor die Füße eines der Gang-Mitglieder. Der Mann hatte versucht, seine 22er aus dem breiten Gürtel herauszureißen, den er unter seiner Lederjacke trug. Er stand wie erstarrt da, hob dann langsam die Hand.

Die Waffe blieb stecken.

"Sie haben das Recht zu schweigen", zitierte ich den Spruch, den wir bei Verhaftungen immer aufsagen müssen. "Wenn Sie auf dieses Recht verzichten kann alles, was Sie von nun an sagen, vor Gericht gegen Sie verwendet werden..."

Der Kerl mit der Schleuder trat einen Schritt vor.

Er starrte mich ungläubig an.

"Hey, Bruder, was haben wir denn gemacht? Gibt's 'nen Paragraphen dagegen, sich hier unten aufzuhalten? Dann müsstet ihr den alten Sack da vorne auch festnehmen!"

"Ihr wolltet hier eine Jagd veranstalten..."

"Hey, Mann, das hast du missverstanden!"

"Und dann wäre da noch Gefährdung des Schienenverkehrs. Schließlich habt ihr den Zug ohne Grund gestoppt..."

Langsam wurde den STAR DRAGONS klar, dass sie sich diesmal wirklich verrechnet hatten. Panik zeichnete ihre Gesichter.

Und dann warf einer plötzlich einen eiförmigen Gegenstand in unsere Richtung.

Eine Gasgranate.

Milo warf sich nach links, ich packte den Professor und riss ihn mit mir. Gemeinsam fielen wir zu Boden, während Schüsse in unsere Richtung krachten. Dann explodierte das eiförmige Ding.

Ein beißender, grauer Nebel quoll heraus und erfüllte innerhalb von Sekunden die Luft.

Ich presste mich an den Boden, feuerte einmal in Richtung der STAR DRAGONS und versuchte, nicht allzu viel von dem Reizgas einzuatmen.

Meine Augen tränten bereits.

Eine zweite Gasgranate wurde gezündet.

Die STAR DRAGONS waren indessen auf der Flucht.

Sie schossen wild in der Gegend herum und hetzten dann in den dunklen Tunnel hinein, in Richtung der nächsten Subway-Station.

Ich stand auf.

Durch den Reizgas-Nebel sah ich Milo dahertaumeln. Er hustete schrecklich.

"Alles in Ordnung?", keuchte er.

"Wir müssen sehen, dass wir hier wegkommen!"

Ich beugte mich über McDonald, der noch immer am Boden lag. Er stöhnte. Ich drehte ihn herum. Sein Mantel war blutbesudelt.

Eine Kugel hatte ein großes Loch hineingerissen.

"Verdammt!" keuchte er und biss die Zähne zusammen.

"Sie müssen in ärztliche Behandlung", sagte ich mit Bestimmtheit.

"Wenn es nicht so weh täte, würde ich jetzt lachen", gab McDonald heiser zurück.

"Wir sorgen dafür, dass sich die Ambulanz um Sie kümmert!"

"Was redest du für einen Mist! Keiner, der hier lebt, hat so etwas wie 'ne Krankenversicherung, geschweige denn genügend Bargeld, um einen Arzt zu bezahlen!"

"Das wird sich regeln lassen", sagte ich zuversichtlich.

"Jedenfalls bist du ziemlich schnell tot, wenn diese Wunde nicht behandelt wird."

McDonald seufzte. Er warf einen Blick zu Milo, dann sah er wieder mich an.

"Seid ihr zwei wirklich G-men?", fragte er dann.

Ich nickte.

"Ja, wir sind Special Agents des FBI. Und wir suchen die maskierten Killer und ihre Hintermänner. Die Leute, die euch Tunnelmenschen als Ersatzteillager für Transplantionsorgane betrachten."

"Das klingt zu schön, um wahr zu sein", meinte McDonald.

"Es ist wahr."

"Na, dann wünsche ich euch viel Erfolg", meinte er mit zynischem Unterton.

"Du bist uns was schuldig, Professor", mischte sich jetzt Milo ein.

McDonald hob die Augenbrauen.

"Ach, ja?"

"Wir haben dein Leben gerettet. Was glaubst du wohl, was die mit dir gemacht hätten..."

"Ich hätte es überstanden."

"Das ist eine Lüge und du weißt es."

McDonald atmete tief durch.

"Was wollt ihr?", fragte er.

"Den Tunnel King", erwiderte Milo.




11


Wir sorgten dafür, dass sich die Emergency Ambulance um McDonald kümmerte. Sein Zimmer im St. Joseph's Hospital wurde von einem Polizisten bewacht, obwohl der Professor darauf eigentlich keinen Wert legte. "Ihr wollt nur verhindern, dass ich einfach davonlaufe, ohne meine Rechnung zu bezahlen", witzelte er.

"Glaub mir, es ist besser so, Professor", sagte ich.

"Die STAR DRAGONS dürften nicht allzu gut auf dich zu sprechen sein..."

"Denen werde ich wiederbegegnen, wenn ich wieder da unten bin. Du kannst mich nicht schützen..."

"Wo finden wir den Tunnel King?", fragte ich.

"Wenn ich euch das verrate, bin ich ein toter Mann..."

"Soll das Morden immer weitergehen?", fragte ich.

"Die Welt ist schlecht. Wusstest du das nicht?"

"Ich denke nicht, dass man es hinnehmen sollte", erwiderte ich.

"Wer sagt dir, dass der Tunnel King etwas mit den maskierten Mördern zu tun hat? Du hast nichts weiter als ein paar Gerüchte und das Gerede von Crazy Joe, diesem Narren!"

"Crazy Joe wusste, dass der Tunnel King in irgendeiner Weise mit diesen Killern zusammenarbeitete. Und deswegen müssen wir den King sprechen..."

Jetzt betrat einer der Ärzte das Zimmer.

Wir hatten bereits mit ihm gesprochen. Er hieß Lawson.

"Sie können diesen Mann jetzt nicht länger vernehmen", erklärte er. "Er ist schwer verletzt. Der OP ist vorbereitet... Wenn Sie uns jetzt bitte unseren Job machen lassen würden, Mister Trevellian!"

Ich sah McDonald beschwörend an.

"Bitte, Professor!"

"Kennst du die Subway-Station Canal Street/Seventh Avenue?"

"Sicher."

"Du musst von dort aus ein Stück den Schienenstrang entlanggehen, Richtung Avenue of the Americas. Irgendwann triffst du links auf eine stillgelegte Abzweigung. Von dort gibt es einen Zugang zu den Kanälen sowie zu tiefergelegenen Tunneln. Dort ist das Gebiet des Tunnel King..."

"Wie finden wir ihn dort?"

"Er wird euch finden. Und dann Gnade euch Gott..."

Weißgekleidete Pfleger und Schwestern kamen in den Raum.

McDonald sah mich die ganze Zeit über an, während er rausgefahren wurde.

"Geht nicht dort unten hin!", rief McDonald noch. "Hört ihr? Crazy Joe ist tot, weil er mit euch geredet hat! Und wenn ihr dort auftaucht, seid ihr geliefert!"

Ich sah ihm nach.




12


Im Hauptquartier erwartete uns die Nachricht, dass eine Leiche als Crazy Joe identifiziert worden war. Der Mann war erschossen worden. Hinterher hatte ein Zug den Körper erfasst und sehr entstellt.

"Crazy Joe hat es gewusst", stellte Milo fest.

Wir saßen in Mister McKees Büro. Es ging darum den Einsatz in den Tunneln unterhalb der Kreuzung Canal Street/ Seventh Avenue zu planen. Denn unser Chef war alles andere als begeistert von dem Gedanken, dass Milo und ich uns allein dorthin begeben würden.

"Ich möchte, dass Ihnen unsere Leute folgen, Jesse."

"Wissen Sie was passieren wird? Der Tunnel King wird sich einfach zurückziehen. Er kennt sich dort unten aus, wir sind auf Pläne angewiesen, von denen ein Großteil nicht stimmt."

"Dann werden wir wenigstens das Gebiet großräumig absperren und alle Eingänge zum Tunnelsystem im Umkreis mehrerer Meilen bewachen", meinte Mister McKee. "Und Sie beide werden sich mit Abhörmikrophonen ausstatten lassen..."

"Der Empfang könnte da unten zeitweilig abbrechen."

"Und wenn die Leute des Tunnel King das herausfinden?", fragte Milo.

"Dann sind Ihre Kollegen rechtzeitig bei Ihnen", erklärte Mister McKee. Nach kurzer Pause setzte er hinzu: "Zumindest bemühen sie sich darum. Riskant wird es auf jeden Fall..."




13


Wir ließen uns von unserem Kollegen Agent Fred LaRocca zur Subway-Station an der Kreuzung Canal Street/ Seventh Avenue bringen. In der Umgebung hatten sich Dutzenden von FBI-Agenten auf den U-Bahnhöfen in der Umgebung postiert. Sie mischten sich unauffällig unter die Passanten, aber im Ernstfall konnten sie schnell eingreifen, wenn ein Verdächtiger versuchte, das Tunnelsystem auf diese Weise zu verlassen. Natürlich gab es noch unzählige weitere Ausgänge, vor allem über die Kanalisation. Die wichtigsten wurden von unseren Leuten bewacht, aber es war uns natürlich klar, dass eine flächendeckende Überwachung unmöglich war.

Wir gingen an den Schienensträngen entlang, die in Richtung der Avenue of the Americas führten, fanden dann die Abzweigung, von der McDonald gesprochen hatte.

Von dort aus gelangten wir über die Kanalisation in tiefergelegene Tunnel.

McDonalds Angaben nach befand sich hier das Revier des Tunnel King.

Die Taschenlampen, die Milo und dabei hatten, erlaubten eine notdürftige Orientierung in dem dunklen Labyrinth.

Es war totenstill hier unten.

Selbst die Mole People schienen diesen Bereich zu meiden, obwohl er an und für sich relativ geeignet war, um zu lagern.

Schließlich war es hier recht trocken.

"Ich frage mich, ob die Angaben des Professors vielleicht schon etwas veraltet waren", raunte Milo mir zu.

"Diese Ruhe hier unten gefällt mir jedenfalls nicht", stellte ich fest.

Wir stießen auf einen Zugang zur Kanalisation, der uns noch weiter hinabführte. Über eine enge Betonröhre, an deren Wand sich Metallsprossen befanden, gelangten wir in einen Hauptkanal, der an mehreren Stellen nicht mehr in Ordnung war. Der Beton war aufgesprungen, der Kanal verlor Wasser.

Der Wasserstand war daher extrem niedrig. Es stank entsprechend bestialisch.

"Ich frage mich, wer ein Motiv hatte, jemanden wie Crazy Joe umzubringen", hörte ich Milo sagen. Seine Stimme hallte an den gerundeten Kanalwänden wider.

"Vielleicht war er doch nicht der Narr, als den ihn alle sahen", erwiderte ich. "Aber vermutlich sind wir schlauer, wenn der ballistische Bericht vorliegt!"

Aus mehreren Nischen sprangen in diesem Moment Vermummte hervor. Sie trugen Strickmützen, die sie über das Gesicht gezogen hatten. Für die Augen waren kleine Löcher herausgeschnitten worden.

Die Kerle waren bewaffnet.

Ratsch!

Eine Pumpgun wurde mit einer energischen Bewegung durchgeladen. Ich wirbelte herum. Meine Hand hatte bereits den Griff der P226 umfasst. Ich war bereit, die Waffe herauszureißen, aber die Übermacht war zu erdrückend.

Fast ein Dutzend Bewaffnete standen Milo und mir gegenüber.

Außer einigen Pumpguns sah ich Revolver, Pistolen und sogar ein Schnellfeuergewehr, das aus Army-Beständen zu stammen schien.

"Stehenbleiben, ihr Ratten!", knurrte einer der Vermummten.

Wir waren eingekreist. Fast hatte ich den Eindruck, als ob diese Leute uns erwartet hatten. Jedenfalls waren sie hervorragend postiert gewesen und hatten uns in aller Ruhe in die Falle gehen lassen.

Einige von ihnen kamen näher.

Die Läufe ihrer Waffen waren die ganze Zeit über auf uns gerichtet. Sie entrissen uns die Dienstpistolen. Einer heulte triumphierend auf. Zwei Pistolen vom Typ SIG Sauer P226 - das war eine Beute ganz nach ihrem Geschmack.

Die Vermummten musterten uns.

Milo und ich tauschten einen schnellen Blick.

Jetzt konnten wir nur hoffen, dass wirklich alles so klappte, wie Mister McKee es vorgesehen hatte.

Ich hatte da so meine Zweifel...

"Los, mitkommen", knurrte ein Mann mit einem 38er Special in der Linken, mit deren kurzen Lauf er aufgeregt herumschwenkte.

"Was meinst du, sind sie das, Tiger?", fragte einer der Vermummten.

Der Mann mit dem 38er nickte.

"Da ist wohl jeder Irrtum ausgeschlossen! Niemand sonst wäre so verrückt, sich hierher zu wagen!" Tiger lachte heiser. "Ihr seid hier, weil ihr zum Tunnel King wollt, was?"

"Schon möglich", sagte ich.

"Ihr werdet ihn kennenlernen! Er wartet schon auf euch..."

Tiger kicherte wie irre. Unter den anderen Vermummten entstand ein Gemurmel.

Dann trat Tiger sehr nahe an uns heran.

Der 38er in seiner Linken war auf meinen Bauch gerichtet.

Die Knöchel seiner Hand waren weiß. Er verstärkte den Druck auf den Abzug.

"Einer von euch hat schon mal versucht, sich mit dem King zu treffen..."

"Leider hat uns der King versetzt", sagte Milo.

"Der King tut, was ihm gefällt", erwiderte Tiger kichernd. "Sonst wäre er nicht der King, verstehst du Rattenhirn das?"

"Klar doch", meinte Milo.

Der Hieb, der meinen Freund dann traf, war so schnell und gemein, dass Milo nicht den Hauch einer Chance hatte, ihn abzuwehren. Tiger schlug voll zu. Seine rechte Faust bohrte sich in Milos Magengrube. Die Linke schnellte hoch. Der kurze Lauf des 38ers erwischte Milo im Gesicht und zog eine blutige Schramme quer über seine Wange.

Ich wollte eingreifen.

Aber innerhalb eines Sekundenbruchteils hatten mich zwei der Vermummten von hinten gepackt. Der Griff dieser Männer glich einem Schraubstock. Ich konnte nichts machen. Milo wankte ächzend und wurde dann auch von zwei Vermummten festgehalten.

Tiger lachte.

"Das ist nur, damit ihr euch von Anfang an den richtigen Respekt angewöhnt." Er deutete mit der Linken in Richtung der Betondecke, die sich über den Kanal spannte. "Da oben seid ihr vielleicht was, aber hier unten seid ihr nur ein Stück Dreck..."

"Ihr habt gewusst, dass wir hier her kommen?", fragte ich.

"Der Tunnel King weiß alles", erwiderte Tiger. "Und jetzt vorwärts!"

Sie stießen uns voran und führten uns den Abwasserkanal entlang.

Schließlich gelangten wir durch einen Lüftungsschacht in einen U-Bahn-Tunnel. Ich fragte mich, ob unsere Leute diesen Weg rechtzeitig finden würden, um uns rauszuhauen.

Der Tunnel machte eine Biegung, dahinter leuchtete etwas hervor. Es wirkte wie ein gleichmäßiges, elektrisches Licht, nicht wie der Schein eines Feuers.

Wir kamen um die Biegung herum.

Ein ganzer Zug stand auf den Gleisen. Er war schon seit Jahren nicht mehr in Betrieb und rostete hier, auf diesem stillgelegten Schienenstrang vor sich hin. Irgendwie musste es jemandem gelungen sein, eine Stromleitung anzuzapfen und die Innenbeleuchtung der Triebwagen soweit instand zu halten, dass sie nach wie vor funktionierte.

Ein eigenartiger Anblick waren diese Wagen.

Es waren insgesamt fünf.

Vermummte Wächter patrouillierten im Schein der Beleuchtung auf und ab.

Dies musste das Hauptquartier des legendären Tunnel King sein!

Die Vermummten stießen uns vorwärts.

Die Wächter musterten uns.

Aber keiner von ihnen sagte etwas.

Wir gingen an dem ersten Wagen vorbei. Sie führten uns bis zum Eingang des dritten. Es handelte sich um ein besonders großes und gut erhaltenes Exemplar. Eine ächzende Hydraulik sorgte dafür, dass sich eine Schiebetür teilte.

Wir stiegen die wenigen Metallstufen hinauf.

Das Innere des Wagens war einem Wohnzimmer nachempfunden. Zusammengewürfelte Einrichtungsgegenstände waren hier zu finden, so dass es ziemlich eng war. Ein niedriger Eichentisch, zwei dicke Plüschsessel, ein Kleiderschrank. In einem der Sessel saß ein sehr dicker Mann, dessen Kopf vollkommen kahl war.

T-KING hatte er sich auf den Schädel tätowieren lassen.

Unter der Fellweste trug er ein Schulterholster, aus dem der Griff eines 45er Magnum herausragte.

Er blickte auf.

Sein linkes Auge war offensichtlich blind.

Ein breites Grinsen erschien auf seinem totenbleichen Gesicht, das jahrelang keinen Sonnenstrahl mehr gesehen haben musste. Der Mann war höchstens 35 Jahre alt, aber er hatte kaum noch Zähne im Mund.

"Das sind die Beiden, King", sagte Tiger. Er kicherte dabei.

"Freut mich sehr", zischte der Tunnel King.

"Sollen wir sie jetzt abknallen?", fragte Tiger. "Ich persönlich bin ja dafür, Munition zu sparen und es mit dem Messer zu machen... Macht übrigens auch mehr Spaß!

"Halt's Maul, Tiger!"

Der King erhob sich. Er atmete tief durch.

"Mein Freund Crazy Joe hat mir einiges über euch erzählt", wisperte er dann. "Leider konnte ich zur letzten Verabredung nicht kommen. Ich war kurzfristig verhindert... Geschäfte. Das werden Sie verstehen, denke ich." Er kratzte sich am Kinn, musterte uns nacheinander und fuhr dann fort: "Leider muss man sich auch manchmal von Freunden trennen..."

"Sie sprechen von Crazy Joe?", fragte ich.

"Er wurde eine Belastung. Es hat mir weh getan, ihn zu beseitigen. Aber sehen Sie, ich sage mir in diesem Fall, dass eigentlich ihr beide ihn auf dem Gewissen habt..."

"Tut mir leid, da kann ich nicht folgen", erwiderte ich gallig.

"Ach nein? Schließlich habt ihr ihn doch soweit gebracht, bis er euch auf meine Fährte gesetzt habt. Ihr seid gottverdammte G-men, und schon deswegen würde ich euch gerne persönlich den Bauch aufschlitzen. Aber es gibt da jemanden, dem das noch viel mehr am Herzen liegt. Und der auch bereit ist, dafür etwas springen zu lassen, euch lebendig in die Finger zu bekommen!"

"Woher weißt du, dass wir FBI-Leute sind?"

"Ich habe so meine Quellen", lachte er. "Schließlich bin ich der Tunnel King. Hier unten steht alles unter meiner Kontrolle. Niemand atmet hier, ohne dass ich das nicht will. Niemand kann hier überleben, den ich hier nicht haben will. Ich bin der Herr über Leben und Tod in den Tunneln. Kapierst du das? Und das wird auch immer so bleiben..."

"Wer ist es, der an uns interessiert ist?", hakte ich nach.

"Die Fragen stelle ich hier. Kapiert?", knurrte mich der King an.

In diesem Moment brach die Hölle los.

Maschinenpistolen ratterten los. Die Scheiben der Subway-Wagen zersprangen.

Der Mann, der sich Tiger nannte taumelte zurück, während sich auf der Strickmütze, die er über dem Gesicht trug, ein dunkelroter Fleck bildete. Die Wucht des Geschosses nagelte ihn gegen den Kleiderschrank, an dem er dann leblos hinuntersackte.

Milo warf sich seitwärts, gegen einen der anderen Vermummten. Der Kerl war so verdutzt, dass er noch nicht einmal seine Waffe hochgerissen und einen Schuss abgegeben hatte.

Ein Geschosshagel prasselte in Fensterhöhe in den Triebwagen hinein. Die Projektile fetzten durch die zusammengewürfelten Möbel, ließen das Holz splittern.

Ich warf mich nach vorn.

Mit voller Wucht prallte ich gegen den massigen Körper des Tunnel-King, der gerade seinen Magnum Revolver aus dem Schulterholster herausreißen wollte.

Wir landeten hart. Der niedrige Eichentisch brach unter uns zusammen, während von draußen wie wild gefeuert wurde. Die Kugeln gingen zum Teil einfach durch die Außenbleche der Triebwagen durch. Die Projektile stanzten kleine Löcher hinein, bevor sie in den dicken Polstern der Sessel steckenblieben.

Der King ächzte.

Ich war über ihm, hielt mit aller Kraft sein Handgelenk fest. Ein Schuss löste sich aus dem Magnum-Colt und durchschlug auf der anderen Seite des Triebwagens das Außenblech. Die Kugel vom Kaliber 45 riss ein beinahe faustgroßes Loch.

Ich bog den Waffenarm des Tunnel-King zur Seite. Dann riss ich ihm die Waffe aus der Hand. Ich richtete sie auf ihn und er sah mich starr an.

"Keine Bewegung!", schrie ich, um die Schießerei zu übertönen.

Todesschreie gellten und mischten sich in das Geknatter der MPis.

Wer immer da draußen auch diesen erbarmungslosen Angriff gestartet haben mochte - unsere Leute waren das auf keinen Fall!

Ich wandte mich an den Tunnel-King.

"Rühr dich dich nicht von der Stelle!", brüllte ich ihm zu, um die Schussgeräusche zu übertönen.

Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
0+
Litres'teki yayın tarihi:
22 aralık 2023
Hacim:
964 s. 8 illüstrasyon
ISBN:
9783956179556
Yayıncı:
Telif hakkı:
Автор
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