Kitabı oku: «In Dankbarkeit und Freude», sayfa 2

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Das Leben auf dem Land war einfach und hart und ich bin im Nachhinein sehr dankbar dafür

Als Kind und Jugendlicher wusste ich zwar um meine dörfliche Herkunft; um das Milieu der fränkischen Heimat, wo wir mit dem Ochsenfurter Dialekt aufwuchsen, erzogen von katholischen Eltern, auf einem Bauernhof, der das ländliche Leben weithin prägte; in einer Dorfgemeinschaft, wo jeder jeden kannte – und auch in etwa wusste, was der Andere dachte und vorhatte oder missachtete und unterließ .. . Kurzum, was immer sich in dieser kleinen Gemeinde ereignete, was immer passierte oder vorfiel – wir alle wussten es; es betraf alle; es ging uns alle an.

Und wenn einer im Dorf starb, trauerten alle um ihn, beteten an drei Tagen gemeinsam den Rosenkranz, zeigten sich betroffen, wünschten den Hinterbliebenen Beileid, begleiteten den Sarg zum Friedhof, nahmen teil am Totenamt, baten den Erzengel Michael um ein gutes Geleit für den Verstorbenen auf seinem Weg ins Jenseits und den barmherzigen Gott um eine gütige Aufnahme in die Gemeinschaft der Seligen und Heiligen.

Wie gesagt, um all das wusste ich sehr wohl, auch schon als Kind und Jugendlicher. Aber so recht zu schätzen wusste ich es damals noch nicht. Von echter Dankbarkeit für diese Fakten des dörflich-bäuerlichen Lebens konnte kaum die Rede sein. Da war zu viel, was uns als Kinder störte; zu viel, was uns als Jugendliche daran hinderte, dieses Milieu gutzuheißen. Denn das Leben auf dem Land war hart, entbehrungsreich und nüchtern. Fast alles drehte sich um die Arbeit: Auf dem Hof, in den Ställen, auf den Feldern – oder, im Winter, im benachbarten Wald.

Kinder und Jugendliche waren wichtige Arbeitskräfte: Beim Holz-Herbeischaffen für den Küchenherd; beim Einsammeln der Hühnereier; beim Gießen der Gemüsebeete im Garten; beim Aufklauben der Äpfel, Birnen, Zwetschgen und Nüsse; beim Füttern der Hühner, Schweine und Rinder; beim Ernten des Getreides im Sommer und der Kartoffeln und Zuckerrüben im Herbst ... Einfach überall, wo kleine Hände und flinke Kinderfüße sich nützlich machen konnten.

Die Schule, die Hausaufgaben, das mühsame Auswendiglernen des Katechismus oder der gängigen Gedichte unserer großen Poeten – all das zählte auf dem Bauernhof nichts, wenn dringende Alltagsarbeiten anstanden; Arbeiten, die von Kindern und Jugendlichen zu erledigen waren. Ohne Widerrede und ohne Murren.

Dass dies so sein musste, war uns Zehn-, Zwölf- oder Fünfzehnjährigen kaum zu vermitteln. Wir folgten einfach; be-folgten, was die Erwachsenen uns vorschrieben. Wir hatten zu gehorchen. Basta! – Umso mehr schielten wir zu jenen wenigen Mitschülern hinüber, deren Eltern keine größere Landwirtschaft betrieben; die vielleicht ein Geschäft führten, einem Handwerk nachgingen oder gar zu den Studierten gehörten – weil Ärzte, Lehrer, Rechtsanwälte etc. Da gab es zwar auch kleinere Arbeiten zu verrichten, diese waren aber überhaupt kein Vergleich zu unseren Aufgaben und Pflichten auf dem Bauernhof.

Damals empfanden wir es als ungerecht, dass wir so schuften mussten. Später, mit dem Abstand an Jahren, mit mehr Lebenserfahrung und Einsicht, auch in andere Berufszweige, da änderte sich dieses Bild sehr rasch und von Grund auf. Heute – und in der Rückerinnerung an die frühen Jahre im Elternhaus und auf dem Dorf, sehe ich es anders; wesentlich anders! Heute bin ich überaus dankbar, auch für die schwere Zeit des Kindseins und allmählichen Erwachsenwerdens. Gerade das Leben auf dem Lande hat mir persönlich unendlich viel gegeben; hat mein Leben bereichert; hat mir für meine späteren Aufgaben wesentliche Erfahrungen geschenkt, die ich sonst kaum hätte machen können.

Mein Wirken in Afrika3 wäre für mich um vieles schwieriger gewesen, hätte ich nicht auf Erfahrungen meiner Kinder- und Jugendjahre im Ochsenfurter Gau zurückgreifen können. Denn auf der Embakwe-Mission in Rhodesien (Simbabwe), wo ich ab Dezember 1959 tätig war (davor elf Monate in Bulawayo, der zweitgrößten Stadt des Landes), hatten wir neben den Pastoralaufgaben in der Pfarrei und den schulischen Verpflichtungen (vom Kindergarten bis zur Highschool mit Cambridge-Examen) jede Menge handwerkliche und agrarwirtschaftliche Aufgaben zu erledigen.

Wir hatten auf der Station im Schnitt 300 Stück Vieh, an die 50 englische Morgen unter künstlicher Bewässerung, mehrere Dämme als Wasserspeicher, mehrere Windmühlen als Wasserpumpen, eine weiträumige Werkhalle zur Ausbildung junger Afrikaner, ein kleines Buschhospital, 50 afrikanische und farbige (Mischlings-) Lehrer, 100 schwarze Tagesarbeiter (Frauen und Männer), 480 Mischlingskinder und Jugendliche an der Internatsschule – und somit täglich über 600 Münder zu verköstigen.

Ständig gab es etwas zu reparieren und auszubessern. Und viel zu bauen! Etwa mehrere Außenschulen, weit über das Hinterland verstreut. Ferner, auf der Hauptstation, ein Schwimmbad für die Internatsschüler/innen, einen Kuhstall für die trächtigen und milchgebenden Kühe (die Mehrzahl der Tiere blieb ganzjährig auf der Weide), Schul- und Wohngebäude sowie eine moderne Kirche für rund 850 Sitzplätze.

Die Ziegelsteine für unsere Neubauten stellten wir selber her; die Maurer und deren Gehilfen waren Afrikaner, einst angelernt und ausgebildet von unseren tüchtigen Brüdermissionaren, die inzwischen im Altenheim im südafrikanischen Mariannhill lebten – oder bereits verstorben waren.

John Jakob und andere Mitarbeiter des Missions-Teams

Natürlich war ich nie allein; nie der einzige Weiße auf der Station. Zeitweise standen mir zur Seite: Neben zwei Mariannhiller Patres (einer aus den Niederlanden und einer aus Österreich) noch zwei Brüder, 13 Ordensschwestern (mehrheitlich ausgebildete Gymnasiallehrerinnen aus Großbritannien) und ein englischer Missionshelfer.

Der Schweizer, Bruder Mauritius, war ein erstklassiger Schreiner und Zimmermann; aber auch Schlosser, Elektriker und Reparateur für schier alles. Er war unter anderem zuständig für defekte Autos, altersschwache Windmühlen, lecke Wassertanks, kaputte Stromkabel und dgl. mehr. Er redete nicht viel. Leute, die ihn nicht kannten, hielten ihn für einen kauzigen Einzelgänger. Er war aber alles andere als verschroben, sondern vielmehr ein treuer Ordensmann; ein Vorbild für uns Jüngere. Als er uns verließ – krumm, bucklig und hochbetagt –, um die letzten Jahre seines Lebens in einem ordenseigenen Seniorenheim in Südafrika zu verbringen, vor allem im Gebet und in der Erwartung eines neuen Lebens jenseits irdischer Mühen, Plagen und Ängste, da vermissten wir ihn sehr.

Bruder Lambert stammte aus den Niederlanden; er sorgte sich um das Vieh und die Landwirtschaft. Seine Sprache war meist ein Mix aus Deutsch, Englisch und Afrikaans (die Sprache der Buren in Südafrika). Unsere Schul- und Internatskinder sowie die schwarzen Tagelöhner, die er beschäftigte, nannten ihn Bradder Kommkomm. Später, als ich schon nach Deutschland zurückgekehrt war, verließ er die Mission, zog sich in die Wankie-Region zurück, lebte mitten unter Schwarzen, erkrankte schwer und verstarb in noch relativ jungen Jahren.

Der aus Tirol stammende Pater Alfons kümmerte sich um die Außenschulen, war Schulinspektor, dem die schwarzen Volksschullehrer unterstanden, und gleichzeitig mein Assistent (Kaplan) auf der Hauptstation, vor allem in pastoralen Angelegenheiten. Diesen Aufgabenbereich hatte er 1960/1961 von mir übernommen, als mir von meinem Vorgänger, Martin Elmar Schmid, eine neue Aufgabe zugewiesen wurde und ich die Verantwortung für den Gesamtkomplex Embakwe-Mission4 übernehmen musste. – Pater Alfons wurde später allseits geschätzter und respektierter bischöflicher Finanzmann der Diözese Bulawayo. Eines späten Abends stolperte er eine Art Kellertreppe hinunter – und starb bald darauf an seinen Verletzungen.

Pater Damian, Niederländer wie Bruder Lambert, hatte während des 2.Weltkriegs ein deutsches Arbeitslager kennengelernt und daher keine guten Erinnerungen im Rucksack. Dass ausgerechnet ein Deutscher (ich war der einzige Deutsche vor Ort) sein Chef sein sollte, schmeckte ihm nicht so recht. Aber seine Aufgaben machten es ihm einfacher: Als Bubenpräfekt für vorwiegend farbige Jungen war er weithin selbständig. Gelegentlich hatte er es auch mit den Lehrern und Lehrerinnen der High School zu tun und mit den englischen Nonnen. Letztere machten ihm das Leben nicht immer leichter. Dennoch – er hielt mehrere Jahre in Embakwe aus, ehe er, wie er meinte, einen leichteren Job übernahm, auf einer anderen Missionsstation.

John Jakob, Engländer mit deutschen Wurzeln, war ein Glücksfall für die ganze Station, vor allem aber für mich, den gerade erst mal 28 Jahre alten Baba-Umkhulu (Großer Vater) des Missionssprengels und Prinzipal der High-School. Ohne John wäre vieles von dem, was wir in Embakwe unternommen haben, kaum möglich gewesen. Als ich von Seiten der Ordensobern buchstäblich gezwungen wurde, unterm Gehorsam, wie man früher zu sagen pflegte, die, wie ich erst viel später erfuhr, schwer verschuldete Station zu übernehmen, sprich, Chef des Gesamtkomplexes zu werden, da bat ich Bischof Schmitt5, mir eine Englisch sprechende Hilfe für das Büro zu besorgen. Ich hatte an eine pensionierte Lehrerin bzw. Sekretärin, eventuell eine ältere Ordensschwester, gedacht. Nach einem Monat meldete sich Schmitt und erwähnte den Namen eines Briten, der bei Cooks Travelling Agency über Jahre als Accountant tätig gewesen sei, erst in Durban (Südafrika), dann in Bulawayo und zuletzt in Salisbury (heute: Harare).

Dieser Mister Jakob sei willens, künftig auf einer Missionsstation zu arbeiten. Ob ich ihn haben wolle? – Meine Frage an den Bischof: Können Sie ihn empfehlen? Er antwortete, er kenne ihn nicht, aber Frau Dr. Hanna Davis-Ziegler kenne und empfehle ihn sehr; sie halte Mr. Jakob für einen tüchtigen Mann, er sei katholisch und aus gutem Hause. Der Bischof fügte hinzu: Seine Kündigungsfrist bei Cooks betrage vier Wochen; wenn ich einverstanden sei, käme er nächsten Monat. – Ich sagte zu, und vier Wochen später brachte ihn Schmitt zu uns auf die Station. Wir hatten uns vorher weder gesprochen noch gesehen. Doch von der Sekunde unseres Kennenlernens an verstanden wir uns; John wurde mein bester Helfer und Berater; mein Sekretär und Stellvertreter, der fast alle englische Korrespondenz für mich erledigte, vor allem den Briefverkehr mit den Regierungsstellen in Salisbury, zum Beispiel mit dem Social- und Educational Departments. Aber das war nur ein Bruchteil dessen, was John in den kommenden Jahren auf der Station bewältigte.

Schon nach wenigen Wochen zeigte es sich, dass er neben der Büroarbeit (amerikanische Buchführung) schon bald zum Man of all Trades wurde, ein Fachmann für (fast) alles: Er verstand sich auf (alte) Autos, die nicht mehr richtig funktionierten, aufs Reparieren von Wasser- und Stromleitungen und vieles mehr. Auch über die Probleme der Landwirtschaft sowie des Bauwesens machte er sich kundig und natürlich über alles, was den Schulbetrieb betraf. Viele handwerkliche Kenntnisse hat er von Bruder Mauritius gelernt; die beiden verstanden sich bestens. Kurzum, ohne John ging in Embakwe fast nichts mehr.

Wenn ich mal für ein paar Tage oder Wochen abwesend war, wie z. B. während zweier Trips nach Mariannhill im heutigen Kwa-Zulu-Natal, dann machte ich John zum Finanzmeister der Station. Er verfügte dann als einziger vom gesamten Missionsteam über die Schlüssel zum Safe. Damit waren alle anderen des Teams einverstanden, Ordensleute und Laien. John arbeitete umsonst, ohne Lohn; er verzichtete sogar auf ein Taschengeld. Kost und Unterkunft waren für ihn frei, auch Zigaretten und Drinks. Oder was er sonst für den täglichen Gebrauch unbedingt nötig hatte.

1965, als ich Embakwe verlassen musste (um nach einer Ausbildung zum Journalisten die Redaktion der Mariannhiller Zeitschriften und Kalender in Deutschland zu übernehmen), blieb John zunächst vor Ort, aber nicht mehr lange. Es kam zu Unstimmigkeiten zwischen John und meinem Nachfolger, was zur Folge hatte, dass John die Station verließ und vorübergehend bei einem benachbarten weißen Farmer unterkam – als Hilfsarbeiter in der Landwirtschaft und bei der Viehzucht. Als er mich in dieser Zeit in Köln besuchte, riet ich ihm dringend, wieder in den Dienst der Kirche zu treten, zuvor aber einen Vertrag mit Bischof Schmitt abzuschließen und künftig, eventuell auf diözesaner Ebene, die Arbeit eines Büroleiters der missionsärztlichen Hospitäler zu übernehmen – mit Sitz in St. Lukes, wo Dr.Davis-Ziegler schon seit der 1950er Jahre tätig war. Das tat er denn auch. Damit hatte er wieder einen sinnvollen Job, der ihn ausfüllen würde – bis zu seinem Tod. John starb, viel zu früh, nach einem operativen Eingriff in Johannesburg. War es Lungenkrebs, war es Magenkrebs? Oder beides? Wahrscheinlich beides ...

Notre-Dame-Schwestern aus England, Schottland, Irland ...

Unsere High School in Embakwe wäre ohne die fachlich nach britischen Standards gut ausgebildeten Notre-Dame-Schwestern (SND) nicht möglich gewesen. Wir Mariannhiller hatten im gesamten Bistum nur ein paar wenige Schulfachleute; außer Pater Possenti meines Wissens nur noch ein oder zwei – und, ja, nicht zu vergessen, eine Anzahl Mariannhiller Missionsschwestern vom Kostbaren Blut in Regina Mundi, Empandeni und Bushtick.

Die High School in Embakwe durfte damals nur farbige Kinder (Mischlinge) aufnehmen; das war staatliche Vorgabe; eine Weisung, die an die strengen Apartheidgesetze in Südafrika erinnerte. Geleitet wurde unsere High School von einer Headmistress, einer SND-Nonne, und das war gut so. Ohne die Schwestern wären wir nicht in der Lage gewesen, diesen hohen schulischen Standard zu halten.

Unsere farbigen Kinder und Jugendlichen kamen übrigens von überall her, aus dem ganzen Land, und darüber hinaus auch aus Botswana, Malawi und Sambia. Embakwe hatte die erste und lange Zeit einzige Schule für Mischlinge (Farbige) landesweit! Zum Abschluss machten sie das Cambridge-Examen; das heißt, ihre Prüfungs-Arbeiten wurden nach England gesandt und dort benotet. Das waren jedes Jahr aufregende Tage; und alle, die während der Examenszeit die Aufsicht führten, mussten namentlich nach Cambridge gemeldet und entsprechend vereidigt werden.

Ich erinnere mich immer noch gerne an unsere Lehr-Schwestern; sie übernahmen, zusammen mit mehreren farbigen Laien-Lehrerinnen und Lehrern die Organisation des schulischen Betriebs, wenngleich die letzte Verantwortung beim Prinzipal lag; sprich – beim Stationsoberen. Auch betreuten die Schwestern das Mädchen-Internat. Nur, und das waren wahrlich nicht wenige, die Kontakte zu den staatlichen Stellen (Kultus- und Sozialministerium), blieben in meiner Verantwortung, und waren somit auch Johns Aufgabe.

Es ist hier nicht möglich, die Arbeit aller Ordensschwestern im Einzelnen aufzulisten. Allen bin ich nach wie vor sehr dankbar für ihre Dienste. Aber ein paar von ihnen möchte ich doch namentlich erwähnen. Ich beginne mit Sr.Veronica Chapman. Sie war Oberin des Schwesternkonvents und gleichzeitig Lehrerin an der High School. Eine kluge und rücksichtsvolle Frau; ehe sie über etwas urteilte, hörte sie die Meinung mehrerer Leute an. John und ich kamen glänzend mit ihr aus. Sie unterschied sich in mancherlei Hinsicht von den anderen Nonnen, nicht nur durch ihre Geburt. Sie stammte als einzige der 13 Schwestern aus Südafrika. Eine weiße Südafrikanerin, die sich während des Zweiten Weltkriegs in England der Gemeinschaft der SNDs angeschlossen hatte und sich dort auch als Lehrerin hatte ausbilden lassen. Ihr Großvater väterlicherseits gehörte noch zur Gruppe der Afrikaforscher und Großwildjäger, die mithelfen wollten, den schwarzen Kontinent für die westliche Zivilisation zu erschließen. Er hatte nachweislich die später nach der britischen Königin benannten Victoria-Fälle am Sambesi entdeckt, aber noch ehe er dies der Weltpresse mitteilen konnte, kam ihm der zeitgleich forschende schottische Missionar David Livingstone zuvor.

Sr. Veronica vermittelte immer wieder zwischen unserem, von John geführten Büro und den anderen Lehrerinnen und Lehrern der High School. Das war nicht immer einfach. Warum nicht? Weil eine ihrer Mitschwestern, die Headmistress der High School, eine damals noch typisch britische Haltung mir gegenüber einnahm. Warum? – Weil ich als Deutscher (und dazu noch als einziger Deutscher auf der Station) das letzte Wort hatte, auch die schulischen Belange betreffend. Natürlich auch die Hauptverantwortung. Wenngleich Sr. Headmistress alleine über den Stundenplan entscheiden konnte, so musste sie doch die Anstellung (und Entlassung) von Laien-Lehrern mit meinem Büro abstimmen. Das, und so manches mehr, bekam ihr nicht sonderlich gut. Zuweilen hörte man sie sagen: These bloody Germans lost the War, and now, look at them, they are back again! (Diese schrecklichen Deutschen, schau nur; sie haben den Krieg verloren – und jetzt sind sie schon wieder da!) Das war nicht die feine britische Art! Schon gar nicht von Seiten einer Ordensfrau. Und genau da sprang dann Sr. Veronica ein und mühte sich um Schlichtung. John allein hätte es wohl auch nicht geschafft.

Mit Sr. Veronica verband mich noch über Jahre eine anhaltende Korrespondenz; sie besuchte mich in Köln, einmal auch in unserem Generalat in Rom. Über sie (und via John) blieb ich bestens informiert über die mitunter prekäre Lage in Rhodesien während der Bürgerkriegs-Unruhen in den 1970er Jahren. Ihren Lebensabend verbrachte sie (gegen ihren Willen) in einem Seniorenheim in England, zuletzt, wie ich hörte, erkrankt an schnell fortschreitender Demenz ...

Embakwe, die Missionsstation, wurde, als die schwarzen Rebellen immer grausamere Überfälle verübten, für einige Monate ganz geschlossen – und ausgeplündert, mehrheitlich von Leuten der Umgebung.

Damals wurden zehn Mariannhiller Missionare6 im Bistum Bulawayo ermordet, davon drei Brüder in Embakwe: Edmund Geyermann und Andreas von Arx wurden auf der Veranda des Priesterhauses meuchlings erschossen. Bruder Matthias Sutterlüty wurde zunächst auf dem Gelände der Missionsfarm auf grausame Weise geprügelt und mit einem Vorschlaghammer bewusstlos geschlagen; dann, noch lebend, hat man ihn in einen alten Ameisenhaufen (Termiten) gestopft, wo er erstickte.

Sr. Barbara, ebenfalls von der Gemeinschaft der Notre Dame Schwestern, hat die Ermordung der drei Missionare auf Embakwe miterlebt; auch für sie war es eine sehr harte Zeit. Die gelernte Krankenschwester aus Schottland leitete das kleine Buschhospital mit Apotheke vor Ort. Wann immer einer von uns Patres zu einem Schwerkranken oder Sterbenden gerufen wurde, war sie dabei, um die medizinische Versorgung sicherzustellen.

Einmal im Monat kam Frau Dr. Maria Eder vom benachbarten Brunapeg zu uns, um die schwereren Fälle zu behandeln; für alles andere war Sr. Barbara zuständig, sie und ihre schwarzen Gehilfinnen. Dr. Eder war immer sehr hilfsbereit, und loyal gegenüber dem Leitungsteam unserer Station. Bei den Schwarzen der Umgebung stand sie in hohem Ansehen, vor allem auch wegen ihrer praktischen Kenntnisse, wenn, beispielweise bei Unfällen, rasch und sachgerecht gehandelt und entschieden werden musste. Unter den (bislang unfruchtbaren) afrikanischen Frauen galt sie als weiße Zauberin, die fachmännisch und gerne mithalf, ihren Wunsch nach Kindern zu erfüllen.

Dass es auf einer so großen Station wie Embakwe allerlei Praktisches zu tun gab, ist schon mehrmals angeklungen. Ohne die guten und zupackenden Hände derer, die zu unserem Team gehörten, wäre vieles nicht möglich gewesen. Es war ein weithin harmonisches Ineinandergreifen und Einander-Beistehen.

Bei vielen praktischen Arbeiten, die auf der Mission getätigt wurden, konnte ich auf das zurückgreifen, was ich zuhause auf dem fränkischen Bauernhof gesehen, und wie mir scheint, so nebenbei dazugelernt hatte: Wie man Obstbäume pflanzt, beschneidet und veredelt. Wie man mit dem Vieh umgeht, wie man es füttert und was man tun muss, wenn einzelne Tiere erkranken oder wenn gar eine schreckliche Seuche eine ganze Herde heimsucht. Auch, was man wissen sollte, wenn man Rinder kauft oder verkauft. (Wir kauften regelmäßig den schwarzen Bauern Schlachtvieh ab; für unsere Großküche!) – Aber auch, wie man ein Fundament gräbt und aufschüttet, wie man Mörtel zubereitet oder eine Betondecke einzieht etc. etc.

Vorerst genug davon; genug über meine Zeit in Afrika. Vielleicht später, in einem anderen Zusammenhang, noch ein paar Worte über einige Leute aus der Umgebung von Embakwe, an die ich mich selbst nach 50 und mehr Jahren immer noch gerne erinnere und denen ich zeitlebens segnend verbunden bleibe.

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23 aralık 2023
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9783957448309
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