Kitabı oku: «Der Wohlstand der Nationen», sayfa 9
Zehntes Kapitel
Lohn und Gewinn in den verschiedenen Verwendungen der Arbeit und des Kapitals
Im Ganzen müssen die Vorteile oder Nachteile bei den verschiedenen Verwendungen der Arbeit und des Kapitals in der nämlichen Gegend entweder ganz gleich sein, oder doch beständig nach Ausgleichung streben. Wäre in der nämlichen Gegend irgendeine Verwendung offenbar mit mehr oder weniger Vorteil verknüpft als die übrigen Verwendungen, so würden in dem einen Falle sich so viele Leute dazu drängen, und in dem andern so viele sie aufgeben, dass ihre Vorteile bald auf das Niveau der übrigen kämen. Dies würde wenigstens in einer Gesellschaft der Fall sein, wo man den Dingen ihren natürlichen Lauf ließe, wo vollkommene Freiheit waltete, und wo es jedermann frei stände, sowohl seine Beschäftigung nach Belieben zu wählen, wie sie so oft zu wechseln als es ihm gut dünkt. Jeden würde sein Interesse bestimmen, vorteilhafte Geschäfte zu suchen und unvorteilhafte zu meiden.
Geldlohn und Geldgewinn sind freilich in Europa überall je nach den verschiedenen Verwendungen von Arbeit und Kapital äußerst verschieden. Allein diese Verschiedenheit rührt teils von gewissen Umständen in den Verwendungen selbst her, die entweder wirklich oder wenigstens in der Einbildung der Einzelnen bei den einen den geringen Geldgewinn ersetzen, und bei den anderen einen großen Geldgewinn aufwiegen; teils von der Politik Europas, die nirgends den Dingen vollständige Freiheit lässt.
Die gesonderte Betrachtung dieser Umstände und jener Politik scheidet dieses Kapitel in zwei Abteilungen.
Erste Abteilung
Verschiedenheiten, die aus der Natur der Verwendungen selbst entspringen
Die folgenden fünf Umstände sind es, soweit ich beobachten konnte, hauptsächlich, die einen geringen Geldgewinn in einigen Geschäften ersetzen, und einen großen in anderen auf wiegen: erstens die Annehmlichkeit oder Unannehmlichkeit der Geschäfte selbst; zweitens die Leichtigkeit und Wohlfeilheit, oder die Schwierigkeit und Kostspieligkeit, sie zu erlernen; drittens die Beständigkeit oder Unbeständigkeit der Arbeit in ihnen; viertens das geringe oder große Vertrauen, welches man auf die Leute setzen muss, die das Geschäft ausüben, und fünftens die Wahrscheinlichkeit oder Unwahrscheinlichkeit eines Erfolgs in ihnen.
Erstens, der Arbeitslohn schwankt, je nachdem das Geschäft leicht oder schwer, reinlich oder unreinlich, ehrenvoll oder verachtet ist. So verdient an den meisten Orten ein Schneidergeselle im ganzen Jahre weniger als ein Webergeselle: weil seine Arbeit leichter ist. Ein Webergeselle verdient weniger als ein Schmiedegeselle: weil seine Arbeit zwar nicht immer leichter, aber viel reinlicher ist. Ein Schmiedegeselle, obgleich ein gelernter Handwerker, verdient in zwölf Stunden kaum so viel, wie ein Bergmann, der nur ein Tagelöhner ist, in acht: weil seine Arbeit nicht ganz so schmutzig und weniger gefährlich ist, auch bei Tageslicht und über der Erde verrichtet wird. Die Ehre macht bei allen ehrenvollen Gewerben ein gut Teil der Belohnung aus. Vom Gesichtspunkte des Geldgewinns werden sie, wie ich gleich zeigen werde, im Allgemeinen zu schlecht bezahlt. Die Anrüchigkeit hat eine entgegengesetzte Wirkung. Das Gewerbe eines Fleischers hat etwas Rohes und Abstoßendes; aber es ist an den meisten Orten gewinnbringender als die meisten anderen Geschäfte. Das abscheulichste von allen Geschäften, das des Scharfrichters, wird im Verhältnis zu der Arbeitsmenge, die es erfordert, besser bezahlt als irgendein anderes gewöhnliches Geschäft.
Jagd und Fischfang, die wichtigsten Beschäftigungen der Menschen im rohen Zustande der Gesellschaft, werden im zivilisierten Zustande ihre angenehmsten Vergnügungen, und sie treiben dann zum Zeitvertreib, was sie früher aus Not taten. Im gesitteten Zustande der Gesellschaft sind es deshalb nur Arme, die aus dem, was anderen zum Zeitvertreib dient, ein Gewerbe machen. Die Fischer waren arm seit der Zeit Theokrits.6 Ein Wildschütz in Großbritannien ist stets ein ganz armer Mann. In allen Ländern, wo die Strenge der Gesetze keine Wildschützen duldet, befindet sich der berechtigte Jäger in keiner viel besseren Lage. Aus natürlicher Lust an diesen Beschäftigungen widmen sich ihnen mehr Menschen, als bequem davon leben können, und das Produkt ihrer Arbeit kommt im Verhältnis zu ihrer Menge immer zu wohlfeil zu Markte, um den Arbeitern mehr als das kärglichste Auskommen zu verschaffen.
Widerwärtigkeit und Anrüchigkeit des Geschäfts berührt den Kapitalgewinn ebenso, wie den Arbeitslohn.
Der Inhaber einer Schenke oder Kneipe, der nie Herr in seinem eigenen Hause und der Brutalität jedes Trunkenbolds ausgesetzt ist, treibt weder ein sehr angenehmes, noch ein sehr geachtetes Geschäft. Aber es gibt kaum ein gewöhnliches Gewerbe, bei dem ein kleines Kapital so großen Gewinn abwirft.
Zweitens, der Arbeitslohn schwankt je nach der Leichtigkeit und Wohlfeilheit, oder der Schwierigkeit und Kostspieligkeit, das Geschäft zu erlernen.
Wenn eine kostspielige Maschine errichtet ist, wird die durch sie gelieferte ungemein umfangreiche Arbeit das für ihre Herstellung bis zu ihrer Abnutzung ausgelegte Kapital wenigstens mit den gewöhnlichen Gewinnen wieder ersetzen müssen. Ein Mensch, der mit viel Arbeit und Zeit zu einem der Geschäfte erzogen wurde, die ungewöhnliche Fertigkeit und Geschicklichkeit erfordern, kann mit einer solchen kostspieligen Maschine verglichen werden. Die erlernte Arbeit wird, wie zu erwarten ist, ihm über den üblichen Lohn für gemeine Arbeit alle Kosten seiner Erziehung wenigstens mit dem gewöhnlichen Gewinn eines gleich wertvollen Kapitals wieder ersetzen. Auch muss dies in Anbetracht der höchst ungewissen Dauer des menschlichen Lebens, wie der gewisseren Dauer einer Maschine, in angemessener Zeit geschehen.
Der Unterschied zwischen den Löhnen erlernter und gewöhnlicher Arbeit beruht auf diesem Grundsatze.
Die europäische Gewerbepolitik betrachtet die Arbeit aller Künstler, Handwerker und Fabrikarbeiter als gelernte Arbeit, und die der ländlichen Arbeiter als gemeine Arbeit. Hierbei scheint vorausgesetzt zu werden, dass die Arbeit der Ersteren eigener und feiner sei als die der Letzteren, In manchen Fällen mag es so sein, in den meisten aber ist es, wie ich sogleich zeigen werde, ganz anders. Die europäischen Gesetze und Gewohnheiten legen daher, um jemanden zur Ausübung der einen Art von Arbeit zu befähigen, ihm den Zwang einer Lehrzeit auf, obwohl nicht überall mit gleicher Strenge. Die andere Art Arbeit lassen sie für jedermann frei und offen. Während der Dauer der Lehrzeit gehört die ganze Arbeit des Lehrlings dem Meister. Häufig muss er auch von seinen Eltern oder Verwandten beköstigt, und fast immer von ihnen gekleidet werden. Auch wird dem Meister gewöhnlich eine Geldsumme dafür bezahlt, dass er ihn sein Gewerbe lehrt. Wer kein Geld geben kann, gibt Zeit, d. h. er bindet sich auf mehr als die gewöhnliche Zahl von Jahren – ein Abkommen, das zwar wegen der gewöhnlichen Trägheit der Lehrlinge für den Meister nicht immer von Vorteil, für den Lehrling aber stets von Nachteil ist. In der ländlichen Arbeit erlernt dagegen der Arbeiter, während er mit den leichteren Teilen des Geschäfts zu tun hat, seine schwereren Teile und verdient auf allen Stufen seiner Beschäftigung durch eigene Arbeit seinen Unterhalt. Darum ist es auch billig, dass in Europa der Lohn der Künstler, Handwerker und Fabrikarbeiter etwas höher sei als der der gemeinen Arbeiter. Er ist es auch in der Tat, und wegen ihres größeren Gewinnes sieht man die städtischen Arbeiter vielfach als eine höhere Volksklasse an. Doch ist der Vorrang gewöhnlich sehr gering; der tägliche oder wöchentliche Verdienst eines Gesellen in den gewöhnlichen Gewerbszweigen, wie z. B. in den Fabriken der groben Leinen- und Wollenzeuge, beträgt an den meisten Orten durchschnittlich wenig mehr als der Tagelohn gemeiner Arbeiter. Freilich ist ihre Beschäftigung stetiger und gleichmäßiger, und die Summe ihres Verdienstes mag, das ganze Jahr zusammengenommen, etwas größer sein. Aber höher scheint sie sich offenbar nicht zu belaufen als dass sie gerade die höheren Kosten der Ausbildung deckt.
In den freien Künsten und gelehrten Berufsarten ist die Erziehung noch langwieriger und kostspieliger. Die Belohnung der Maler und Bildhauer, der Juristen und Ärzte in Geld muss deshalb eine viel reichlichere sein, und ist es in der Tat.
Der Gewinn des Kapitals scheint durch die Leichtigkeit oder Schwierigkeit der Erlernung des Geschäfts, in das Kapital gesteckt wird, nur sehr wenig berührt zu werden. Die verschiedenen Arten, wie Kapital in großen Städten gewöhnlich angelegt wird, scheinen in der Tat fast gleich leicht oder gleich schwer zu erlernen. Der eine Zweig des auswärtigen oder inneren Handels kann nicht wohl ein verwickelteres Geschäft sein als der andere.
Drittens, der Arbeitslohn in den verschiedenen Beschäftigungen schwankt je nach der Beständigkeit oder Unbeständigkeit der Beschäftigung.
Die Beschäftigung ist in einem Gewerbe viel beständiger als in anderen. In den meisten Gewerben kann ein Geselle fast sicher sein, alle Tage des Jahres Beschäftigung zu finden, wenn er arbeitsfähig ist. Ein Maurer dagegen kann weder bei hartem Frost, noch bei schlechtem Wetter arbeiten, und seine Beschäftigung hängt zu allen andern Zeiten von den zufälligen Bestellungen seiner Kunden ab; er ist folglich oft der Gefahr ausgesetzt, ohne Arbeit zu sein. Sein Verdienst, so lange er beschäftigt ist, muss ihm daher nicht nur für die Zeit, in der er nichts zu tun hat, den Unterhalt verschaffen, sondern ihn auch einigermaßen für jene Augenblicke der Angst und des Kleinmuts schadlos halten, die der Gedanke an eine so prekäre Lage bisweilen in ihm erwecken muss. Während demgemäß der Gesamtverdienst der meisten industriellen Arbeiter auf den Tag berechnet nicht viel mehr als den Tagelohn gemeiner Arbeit beträgt, ist der Lohn der Maurer gewöhnlich anderthalb oder noch einmal so hoch. Wo gemeine Arbeiter vier oder fünf Schilling die Woche verdienen, verdienen Maurer oft sieben bis acht; wo die ersteren sechs, da verdienen die letzteren oft neun bis zehn, und wo die ersteren neun bis zehn verdienen, wie in London, verdienen die letzteren in der Regel fünfzehn bis achtzehn. Dennoch scheint keine Art gelernter Arbeit leichter zu erlernen als die der Maurer. In London sollen zuweilen die Sänftenträger während des Sommers als Maurer beschäftigt sein. Mithin ist der hohe Lohn dieser Arbeiter nicht sowohl eine Belohnung für ihre Geschicklichkeit als eine Entschädigung für die Unbeständigkeit ihres Erwerbs.
Ein Zimmermann scheint noch eher ein eigneres und künstlicheres Gewerbe zu treiben als ein Maurer. Dennoch ist sein Tagelohn an den meisten Orten etwas niedriger. Seine Beschäftigung hängt zwar auch stark von den zufälligen Bestellungen seiner Kunden ab, aber doch nicht so völlig, und ist der Gefahr nicht ausgesetzt, durch das Wetter unterbrochen zu werden.
Wenn Gewerbe, die in der Regel unausgesetzte Beschäftigung bieten, dies an bestimmten Orten nicht tun, so steigt der Lohn der Arbeiter immer ein gut Teil über ihr gewöhnliches Verhältnis zum Lohn gemeiner Arbeit. In London können fast alle Handwerksgesellen gerade so wie Tagelöhner an anderen Orten, von ihren Meistern von Tag zu Tag oder von Woche zu Woche angenommen oder entlassen werden. Die niedrigste Klasse der Handwerker, die Schneidergesellen, verdienen demgemäß dort eine halbe Krone (2 ½ Schilling) täglich, während als Tagelohn für gemeine Arbeit nur achtzehn Pence gerechnet werden. In kleinen Städten und auf dem Lande kommt der Lohn der Schneidergesellen oft kaum dem für gemeine Arbeit gleich; in London aber sind sie oft viele Wochen ohne Beschäftigung, besonders im Sommer.
Wenn zu der Unbeständigkeit der Beschäftigung noch die Schwierigkeit, Unannehmlichkeit und Unreinlichkeit der Arbeit kommt, so erhöht dies bisweilen den Lohn der gemeinsten Arbeit über den der geschicktesten Handwerker. Ein Bergmann, der im Gedinge arbeitet, soll in Newcastle gewöhnlich doppelt, und in manchen Teilen Schottlands dreimal so viel verdienen als der Tagelohn für gemeine. Arbeit beträgt. Sein hoher Lohn entspringt aus der Schwierigkeit, Unannehmlichkeit und Unreinlichkeit seiner Arbeit zugleich. Die Dauer seiner Beschäftigung hängt dagegen fast ganz von ihm selbst ab. Die Kohlenträger in London treiben ein Geschäft, das an Schwierigkeit, Schmutz und Unannehmlichkeit dem der Bergleute fast gleichkommt, und ihre Beschäftigung ist wegen der unvermeidlichen Unregelmäßigkeit im Anlangen der Kohlenschiffe meist sehr unbeständig. Wenn daher die Bergleute doppelt und dreimal so viel verdienen als für gemeine Arbeit bezahlt wird, so dürfte es nicht unbillig erscheinen, dass Kohlenträger zu Zeiten vier bis fünfmal so viel verdienen. In der Untersuchung, welche man vor einigen Jahren über ihre Lage anstellte, ergab sich, dass sie nach dem Satze, nach welchem sie damals bezahlt wurden, sechs bis zehn Schilling des Tages verdienen konnten. Sechs Schilling sind etwa viermal so viel, wie der Lohn für gemeine Arbeit in London, und in jedem Geschäft kann der niedrigste gewöhnliche Verdienst stets als der der Mehrzahl angesehen werden. So übermäßig jener Verdienst auch erscheinen mag, so würde doch, wenn er mehr als hinreichend wäre, um alle die unangenehmen Umstände des Geschäfts auszugleichen, in einem Gewerbe, das kein ausschließliches Privilegium hat, bald ein so großer Zufluss von Mitbewerbern eintreten, dass der Verdienst bald auf einen niedrigeren Satz zurückschnellen würde.
Die Beständigkeit oder Unbeständigkeit der Beschäftigung kann auf den gewöhnlichen Kapitalgewinn in einem Geschäftszweige keinen Einfluss üben. Ob das Kapital beständig verwendet wird oder nicht, hängt nicht vom Geschäft, sondern vom Geschäftstreibenden ab.
Viertens, der Arbeitslohn schwankt je nach dem größeren oder geringeren Vertrauen, das in den Arbeiter gesetzt werden muss.
Der Lohn der Goldschmiede und Juweliere ist überall höher als der vieler anderer Arbeiter, nicht allein von gleicher, sondern von weit höherer Begabung: nämlich wegen der kostbaren Materialien, die ihnen an vertraut werden.
Dem Arzte vertrauen wir unsere Gesundheit, dem Sachwalter und Advokaten unser Vermögen und mitunter unser Leben und unsern guten Ruf an. Ein solches Vertrauen könnte man nicht mit Sicherheit auf Leute setzen, die sich in einer sehr mittelmäßigen oder schlechten Lage befinden. Darum muss ihre Belohnung der Art sein, dass sie ihnen den gesellschaftlichen Rang verschafft, den ein so großes Vertrauen erfordert. Wird zu diesem Umstande noch die lange Zeit und die Kostspieligkeit ihrer Erziehung gerechnet, so muss dies notwendig den Preis ihrer Arbeit noch mehr erhöhen.
Legt jemand nur sein eigenes Kapital in einem Geschäfte an, so kann von einem in ihn gesetzten Vertrauen keine Rede sein, und der Kredit, den er bei anderen Leuten findet, hängt nicht von der Natur seines Geschäfts, sondern von der Meinung ab, welche sie von seinem Glück, seiner Rechtschaffenheit und Klugheit hegen. Die verschiedenen Gewinnsätze in den verschiedenen Geschäftszweigen können also nicht aus den verschiedenen Graden des Vertrauens entspringen, das man auf die Geschäftstreibenden setzt.
Fünftens, der Arbeitslohn in den mancherlei Beschäftigungen schwankt je nach der Wahrscheinlichkeit oder Unwahrscheinlichkeit des Erfolgs in ihnen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass jeder zu dem Geschäft, das er erlernt hat, sich auch befähigt zeigen werde, ist in den verschiedenen Erwerbszweigen sehr verschieden. Bei den meisten Handwerkern ist der Erfolg fast sicher; äußerst unsicher hingegen ist er in den freien Berufsarten. Gib deinen Sohn zu einem Schuhmacher in die Lehre, und es unterliegt kaum einem Zweifel, dass er ein Paar Schuhe machen lernen wird; lass ihn aber die Rechte studieren, und es steht zwanzig gegen eins, ob er so weit kommen wird, von seinem Beruf leben zu können. In einer ganz ehrlichen Lotterie müssten die, welche die Treffer ziehen, den ganzen Verlust derer, auf die die Nieten fallen, gewinnen. In einer Berufsart, wo zwanzig ihr Ziel verfehlen, während nur einer es erreicht, müsste dieser eine alles gewinnen, was die verunglückten Zwanzig gewonnen haben sollten. Der Anwalt, der vielleicht erst im vierzigsten Jahre anfängt, aus seinem Beruf einigen Erwerb zu ziehen, würde die Vergütung nicht allein für seine eigene so langwierige und kostspielige Erziehung, sondern auch für die der zwanzig andern erhalten müssen, die wahrscheinlich niemals durch ihren Beruf etwas erwerben werden. So übermäßig auch die Gebühren des Anwalts zuweilen erscheinen mögen, so erreicht ihre wirkliche Bezahlung doch niemals diese Höhe. Man berechne für einen bestimmten Ort, wie viel die Arbeiter in einem gewöhnlichen Geschäft, z. B. in dem Schuhmacher- oder Weberhandwerk jährlich ungefähr gewinnen, und wie viel sie jährlich ausgeben, so wird man finden, dass die erstere Summe gewöhnlich größer ist als die letztere. Man mache aber dieselbe Berechnung bei allen Anwälten und denen, die es werden wollen, und man wird finden, dass ihre jährlichen Gewinne zu ihren jährlichen Ausgaben in umgekehrtem Verhältnis stehen, auch wenn man die ersteren so hoch und die letzteren so niedrig als möglich anschlägt. Folglich ist die Lotterie der Juristerei sehr weit davon entfernt, eine ganz ehrliche Lotterie zu sein; und dieser wie viele andere freie und ehrenvolle Berufe werden vom Gesichtspunkte des Geldgewinns aus offenbar zu schlecht bezahlt.
Diese Berufsarten halten gleichwohl den übrigen die Waage, und die besten und strebsamsten Köpfe drängen sich trotz dieser entmutigenden Umstände mit Eifer zu ihnen. Zu ihrer Empfehlung dient zweierlei: erstens das Verlangen nach dem Ansehen, welches denen zu Teil wird, die es in ihrem Beruf zu etwas Hervorragendem bringen, und zweitens das natürliche Vertrauen, das jeder mehr oder weniger auf seine Fähigkeiten und sein gutes Glück setzt.
In einem Berufe hervorzuragen, in welchem es nur wenige zur Mittelmäßigkeit bringen, ist der entscheidendste Beweis von dem, was man Genie oder höhere Talente nennt. Die allgemeine Bewunderung, die so hervorragenden Fähigkeiten zuteilwird, macht immer, je nach dem Grade des Ansehens, einen größeren oder kleineren Teil ihrer Belohnung aus. Einen erheblichen Teil der Belohnung bildet sie in dem Berufe eines Arztes; einen noch größeren vielleicht in dem eines Anwalts; beinahe die ganze Belohnung aber macht sie bei Dichtern und Philosophen aus.
Es gibt einige höchst angenehme und schöne Talente, die ihrem Besitzer eine gewisse Bewunderung eintragen, deren Ausübung für Geld aber, sei es mit Recht oder aus Vorurteil, für eine Art von öffentlicher Selbstentwürdigung angesehen wird. Darum muss der Geldlohn derjenigen, die von ihnen in dieser Weise Gebrauch machen, groß genug sein, um sie nicht bloß für die auf die Ausbildung ihrer Talente verwendete Zeit, Arbeit und Kosten, sondern auch für die Geringschätzung, welche mit ihrer Verwertung als Unterhaltsmittel verknüpft ist, schadlos zu halten. Die übermäßigen Gehalte der Schauspieler, Opernsänger, Operntänzer u. s. w. beruhen auf diesen beiden Gründen: auf der Seltenheit und Schönheit ihrer Talente, und auf der Geringschätzung, mit der man ihre Verwertung betrachtet. Es scheint beim ersten Anblick abgeschmackt, dass wir ihre Personen verachten und ihre Talente doch mit der verschwenderischsten Freigebigkeit belohnen. Aber gerade, weil wir das eine tun, müssen wir notwendig auch das andere tun. Sollte sich einmal die öffentliche Meinung oder das Vorurteil über diese Erwerbsarten ändern, so würde sich ihre Geldbelohnung bald verringern. Es würden sich dann mehr Leute darauf legen, und der Wettbewerb würde den Preis der Arbeit schnell herunterdrücken. Denn wenn solche Talente auch durchaus nicht gewöhnlich sind, so sind sie doch keineswegs so selten als man es denkt. Viele, die es verschmähen, davon Gebrauch zu machen, besitzen sie in großer Vollkommenheit, und viele andere würden fähig sein, sie zu erwerben, wenn sich daraus mit Ehren etwas erzielen ließe.
Der übertriebene Begriff der meisten Menschen von ihren Fähigkeiten ist ein altes Übel, auf das von den Denkern und Sittenlehrern aller Zeiten hingewiesen wird. Ihre alberne Einbildung auf ihr gutes Glück hat man weniger beachtet, und doch ist diese womöglich noch allgemeiner. Es gibt keinen Menschen, der, so lange er leidlich gesund und wohlauf ist, nicht seinen Teil davon hätte. Die Aussicht auf Gewinn wird von jedermann mehr oder weniger überschätzt, die Chance des Verlustes aber von den meisten zu gering und kaum von irgendjemandem, so lange er leidlich gesund und wohlgemut ist, nach ihrem wahren Wert angeschlagen.
Dass die Aussicht auf Gewinn überschätzt wird, kann man aus dem allgemeinen Erfolg der Lotterien ersehen. Eine vollkommen ehrliche Lotterie, wobei der ganze Gewinn dem ganzen Verlust gleichkommt, ist nie dagewesen und wird nie vorkommen, sonst hätte der Unternehmer keinen Vorteil davon. In den Staatslotterien sind die Lose tatsächlich den Preis nicht wert, den die Abnehmer dafür zahlen, und dennoch werden sie im Handel gewöhnlich noch mit einem Aufschlag von zwanzig, dreißig und mitunter vierzig Prozent verkauft. Die eitle Hoffnung, einen der großen Gewinne zu treffen, ist die alleinige Ursache dieser Nachfrage. Selbst die nüchternsten Leute sehen darin selten eine Torheit, eine kleine Summe für die Aussicht zu bezahlen, dass man zehn oder zwanzig tausend Pfund gewinnen kann, und doch weiß man, dass auch die kleine Summe vielleicht zwanzig bis dreißig Prozent mehr beträgt als die Gewinnwahrscheinlichkeit wert ist. In einer Lotterie, in welcher kein Gewinn mehr als zwanzig Pfund betrüge, würde, auch wenn sie in anderer Hinsicht einer vollkommen ehrlichen weit näher käme als die gewöhnlichen Staatslotterien, doch nicht eine gleiche Nachfrage nach Losen stattfinden. Um mehr Aussicht auf einen der großen Gewinne zu haben, kaufen Manche mehrere Lose und andere kleine Anteile an vielen Losen. Und doch gibt es keinen gewisseren mathematischen Satz als den, dass die Wahrscheinlichkeit zu verlieren, umso größer ist, auf je mehr Lose man setzt. Besetze alle Lose in der Lotterie, und du wirst gewiss verlieren; und je größer die Zahl deiner Lose ist, desto näher kommst du der Sicherheit des Verlustes.
Dass die Verlust-Wahrscheinlichkeit oft zu gering und fast nie so hoch angeschlagen wird als sie es verdient, ersieht man aus dem sehr mäßigen Gewinne der Versicherer. Soll das Versichern gegen Feuers- oder Seegefahr überhaupt ein Geschäft sein, so muss die gewöhnliche Prämie hinreichen, die gewöhnlichen Verluste zu decken, die Kosten der Verwaltung zu tragen und einen solchen Gewinn zu liefern, wie ihn ein in jedem andern Geschäft angelegtes gleiches Kapital abwerfen müsste. Wer nicht mehr als dies bezahlt, bezahlt offenbar nur den wirklichen Wert der Gefahr, oder den niedrigsten Preis, zu welchem diese zu versichern er billiger Weise erwarten kann. Wenn nun aber auch viele durch Versicherung einiges Geld gewonnen haben, so haben doch nur sehr wenige ein großes Vermögen damit gemacht; und schon aus diesem Umstande ergibt sich klar genug, dass die gewöhnliche Bilanz von Gewinn und Verlust in diesem Geschäft nicht vorteilhafter ist als in anderen gewöhnlichen Gewerben, durch die so viele Leute Vermögen erworben. So mäßig auch die Versicherungsprämie gewöhnlich ist, so schätzen doch viele die Gefahr zu gering, als dass sie Lust hätten, sie zu bezahlen. Im ganzen Königreich sind durchschnittlich unter zwanzig Häusern neunzehn, oder vielleicht unter hundert neunundneunzig gegen Feuersgefahr nicht versichert. Die Seegefahr ist für die meisten Leute beunruhigender, und das Verhältnis der versicherten zu den unversicherten Schiffen ist weit größer. Dennoch gehen zu allen Jahreszeiten und selbst in Kriegszeiten viele ohne Versicherung in See. Mitunter geschieht dies vielleicht nicht aus Unvorsichtigkeit. Wenn eine große Gesellschaft oder auch ein reicher Kaufmann zwanzig oder dreißig Schiffe auf dem Meere hat, so versichert sozusagen eines das andere. Die auf alle gesparte Prämie kann Verluste, wie sie im gewöhnlichen Laufe der Dinge wahrscheinlich eintreten, reichlich ausgleichen. Aber in den meisten Fällen ist die Vernachlässigung der Versicherung der Schiffe, gleich der der Häuser, nicht der Effekt einer so feinen Berechnung, sondern lediglich gedankenlose oder vermessene Verachtung der Gefahr.
Die Verachtung der Gefahr und die vermessene Hoffnung auf Erfolg sind in keiner Periode des Lebens reger als in dem Alter, in welchem junge Leute ihren Beruf wählen. Wie wenig dann die Furcht vor Missgeschick imstande ist, der Hoffnung auf gutes Glück die Waage zu halten, zeigt sich noch klarer in der Bereitwilligkeit gewöhnlicher Leute, sich als Soldaten oder zum Seedienst einschreiben zu lassen, als in dem Eifer junger Leute besseren Standes, in die sogenannten freien Berufsarten einzutreten.
Was ein gemeiner Soldat verlieren kann, ist deutlich genug. Dennoch lassen sich junge Freiwillige, ohne der Gefahr zu achten, zu keiner Zeit so gern anwerben als beim Beginn eines neuen Krieges; und obgleich sie kaum irgendwelche Aussicht auf Beförderung haben, spiegeln sie sich in ihrer jugendlichen Phantasie doch tausend Gelegenheiten, Ehre und Auszeichnung zu gewinnen, vor, die niemals eintreffen. Diese romantischen Hoffnungen sind der ganze Preis, für den sie ihr Blut verkaufen. Ihr Sold ist geringer als der Lohn gewöhnlicher Arbeiter, und im aktiven Dienst sind ihre Beschwerden weit größer.
Die Lotterie der Marine ist nicht ganz so unvorteilhaft als die des Landdienstes. Der Sohn eines geachteten Arbeiters oder Handwerkers geht oft mit väterlicher Einwilligung zur See; lässt er sich aber als Soldat an werben, so geschieht es immer ohne sie. Auch andere Leute sehen einige Möglichkeit, im ersten Beruf Glück zu machen; im andern sieht keiner als allein der Betreffende eine solche Chance. Der große Admiral ist weniger ein Gegenstand öffentlicher Bewunderung als der große General, und der glücklichste Erfolg im Seedienst verspricht ein weniger glänzendes Vermögen und Ansehen als ein gleicher Erfolg auf dem Lande. Derselbe Unterschied zieht sich durch alle unteren Rangstufen beider Dienste. Nach den Ranglisten steht ein Kapitän in der Flotte einem Obersten in der Armee gleich; aber in der gemeinen Schätzung steht er ihm nicht gleich. Da die großen Gewinne in der Lotterie geringer sind, müssen die kleineren desto zahlreicher sein. Daher gewinnen auch gemeine Matrosen öfter einiges Vermögen und Beförderung als gemeine Soldaten; und die Hoffnung auf diese Gewinne ist es, was dieses Gewerbe hauptsächlich empfiehlt. Obgleich die Geschicklichkeit und Fertigkeit der gemeinen Matrosen weit größer ist als die fast jedes Handwerkers, und obgleich ihr ganzes Leben eine fortlaufende Reihe von Mühseligkeiten und Gefahren ist, erhalten sie doch, so lange sie gemeine Matrosen bleiben, für alle diese Geschicklichkeit und Fertigkeit, für alle diese Mühseligkeiten und Gefahren kaum eine andere Belohnung als das Vergnügen, jene üben und diese überwinden zu können. Ihr Lohn ist nicht größer als der gemeiner Arbeiter an dem Hafen, in dem der Lohn des Matrosen bedungen wird. Da sie beständig von Hafen zu Hafen gehen, so gleichen die monatlichen Löhne derer, welche aus allen Häfen Großbritanniens absegeln, einander viel mehr als der Lohn anderer Arbeiter an diesen verschiedenen Orten; und der Lohnsatz des Hafenplatzes, von und nach welchem die meisten segeln, d. h. des Hafens von London, bestimmt den Satz für alle übrigen. In London beträgt der Lohn der meisten Arbeiterklassen etwa das Doppelte des Lohns, den sie in Edinburgh erhalten. Aber die Matrosen, die aus dem Hafen von London segeln, verdienen selten über drei oder vier Schilling monatlich mehr als die, welche aus dem Hafen von Leith abfahren, und oft ist der Unterschied nicht einmal so groß. In Friedenszeiten und in der Handelsmarine schwankt der Londoner Preis zwischen einer Guinee und etwa siebenundzwanzig Schilling für den Kalendermonat. Ein gemeiner Arbeiter kann in London, nach dem Satze von neun oder zehn Schilling die Woche, zwischen vierzig und fünfundvierzig Schilling im Kalendermonat verdienen. Freilich erhält der Matrose außer seinem Lohn noch Kost; aber ihr Wert wird wohl nicht immer den Unterschied zwischen seiner Bezahlung und der gemeiner Arbeiter übersteigen, und wenn es mitunter der Fall, ist dieses Mehr doch für den Matrosen kein reiner Gewinn, weil er es nicht mit Weib und Kind teilen kann, die er daheim von seinem Lohne erhalten muss.
Die dem Abenteurerleben so eigenen Gefahren und Errettungen bei eines Haares Breite scheinen, anstatt die jungen Leute zu entmutigen, ihnen vielmehr oft ein Gewerbe reizvoll zu machen. Eine zärtliche Mutter aus den unteren Volksklassen fürchtet oft schon, ihren Sohn in einer Hafenstadt zur Schule zu schicken, aus Besorgnis, dass der Anblick der Schiffe und die Gespräche und Abenteuer der Matrosen ihn zum Seedienst verlocken möchten. Die entfernte Aussicht auf Gefahren, aus denen wir durch Mut und Gewandtheit uns zu befreien hoffen können, ist uns nicht unangenehm, und steigert den Arbeitslohn in keinem Geschäfte. Anders verhält es sich mit Gefahren, gegen die Mut und Gewandtheit nichts nützen. In Gewerben, die als sehr ungesund bekannt sind, ist der Arbeitslohn immer ziemlich hoch. Ungesundheit ist eine Widerwärtigkeit, und ihr Einfluss auf den Arbeitslohn ist unter diese allgemeine Rubrik einzureihen.
Bei allen Kapitalanlagen schwankt der gewöhnliche Gewinnsatz mehr oder weniger, je nach der Gewissheit oder Ungewissheit des Wiedereingangs. Dieser ist im Allgemeinen im inneren Handel weniger ungewiss als im auswärtigen, und in einigen Zweigen des auswärtigen weniger als in anderen: so z. B. in dem Handel nach Nordamerika weniger als in dem nach Jamaika. Der gewöhnliche Gewinnsatz steigt stets mehr oder weniger mit der Gefahr; doch scheint er nicht in genauem Verhältnis mit ihr oder so, dass er sie völlig ausgleicht, zu steigen. Bankrotte sind in den gefährlichsten Handelszweigen am häufigsten. Das gefährlichste aller Gewerbe, das eines Schmugglers, führt, obgleich es im Falle des Gelingens wahrscheinlich das gewinnreichste ist, ganz sicher zum Bankrott. Die vermessene Hoffnung auf Erfolg scheint hier ebenso zu wirken, wie in allen anderen Fällen, und in diese gefährlichen Gewerbe so viele Abenteurer zu verlocken, dass der Wettbewerb ihren Gewinn tiefer drückt als zur Ausgleichung der Gefahr geschehen dürfte. Um sie vollständig auszugleichen, müsste der gewöhnliche Ertrag außer dem üblichen Kapitalgewinn nicht nur alle zufälligen Einbußen decken, sondern den Abenteurern auch eine Art Versicherungsprämie als Überschuss abwerfen. Wäre der gewöhnliche Ertrag für dies alles zureichend, so würden Bankrotte in diesem Gewerbe nicht häufiger sein als in anderen.