Kitabı oku: «Kampf der Welten», sayfa 2
In guter Gesellschaft
Für die Jünger Jesu muss der Samstag nach seinem grauenhaften Tod ein dichter Nebel der Enttäuschung und Dunkelheit gewesen sein. Ich kenne den Schmerz, Menschen zu verlieren, die ich sehr liebe. Aber was die Jünger damals durchmachten, habe ich wohl beim Tod meiner Großmutter am besten verstanden, als ich sechs Jahre alt war.
Wie war es möglich, dass ein so helles Licht ausgelöscht wurde? Was bedeutete das überhaupt, dieses Ding, das Tod genannt wurde? Warum war mir ein so wichtiger Teil meines Lebens entrissen worden, ohne dass ich einen guten Grund dafür erkennen konnte? Wie sollte ich den schweren schwarzen Schatten, der sich in meinem Bauch eingenistet hatte, kaum dass ich die Nachricht hörte, je wieder vertreiben? Manchmal in den folgenden Wochen war es kein Schatten. Es war ein grausames Geheimnis mit scharfen Kanten, die sich erbarmungslos in die Normalität hineingefressen hatten. Noch heute, über fünfzig Jahre später, gibt es Momente, in denen sich diese Wunde öffnet. Der Hass gegen den Tod und das Grauen vor ihm gehören zu dem, was ich bin, und so wird es wohl für den Rest meines Lebens bleiben. Freilich kämpfen in dieser Frage keine Welten gegeneinander, soweit es mich betrifft. Ich brauche keine Seelsorge, um mir darüber hinwegzuhelfen, vielen Dank. Wie wir gesehen haben, besteht kaum ein Zweifel, dass auch Jesus den Tod hasste. Ich bin also in guter Gesellschaft.
Hier ist einer jener trauernden, seelenkranken Jünger, der sich im Nebel jenes schrecklichen Wochenendes verirrt hat.
Der Jünger, der den Sonntag fürchtete
Ich verstehe das nicht.
Herr Jesus, wenn meine Worte an diesem dunklen, schmerzerfüllten Samstagabend zu dir aufsteigen, dann höre bitte, wie ich aus tiefstem Herzen zu dir schreie, dass ich nicht verstehe. Ich glaube, nicht ein Einziger von uns versteht es. Wir, deine Jünger, warten hinter diesen verschlossenen Türen wie die Toten, wie stumme Holzbalken, die man achtlos an die Wand gelehnt oder auf den Boden gelegt hat, da sie keinen Zweck mehr erfüllen. In unseren Köpfen brennen tausend Fragen, und eigentlich sind sie alle ein und dieselbe Frage. Warum ist die Blume nicht aufgeblüht? Warum hat sich der Wein in Wasser verwandelt? Warum sind unsere Wunden wieder aufgerissen worden? Warum hat sich Hoffnung in Verzweiflung gekehrt? Wo ist das Licht, das uns die Richtung weist? Wo bist du? Meister, wo bist du? Du bist nicht hier bei uns.
In Gethsemane hast du uns verboten, Schwerter zu gebrauchen, Herr Jesus. Steckt die Schwerter weg, hast du befohlen. Verteidigt euch nicht. Wenn du wolltest, könntest du deinen Vater anrufen, und er würde dir über zwölf Legionen von Engeln zur Verfügung stellen. Das hast du gesagt. Zwölf Legionen? Nun, warum hast du es dann nicht getan? Warum nicht? Wie sollen wir einfachen Leute begreifen, dass es in deiner merkwürdigen, auf den Kopf gestellten Sicht des Himmels und der Erde fruchtbarer ist, zu scheitern und zu sterben und deine Freunde im Stich zu lassen, als Erfolg zu haben und zu leben und über die allgegenwärtigen Mächte des Bösen zu triumphieren? Ich erinnere mich an etwas, was du einmal gesagt hast:
»Ein Weizenkorn, das nicht in den Boden kommt und stirbt, bleibt ein einzelnes Korn. In der Erde aber keimt es und bringt viel Frucht, obwohl es selbst dabei stirbt.«
Ein gutes Bild. Eine Wahrheit, die man sich einprägen und über die man immer wieder nachdenken sollte. Weizenkörner bringen tatsächlich viel Frucht hervor. Aber, Herr, du warst kein Weizenkorn. Du warst ein Mensch. Jetzt bist du tot. Und ein toter Mensch bringt keine Ernte lebendiger Menschen hervor. Oder doch?
Du bist im Grab, und wir, deine lebendigen Knechte, sind in Trauer begraben. Wir sehnen uns danach, dein Gesicht zu sehen. Wir sehnen uns nach deiner Stimme. Wie sollen wir weitermachen, jetzt, wo uns deine Weisheit und Kraft fehlen? Die Zukunft ist eine Wüste. Wenn die Nacht hereinbricht, werden wir versuchen zu schlafen, aber der Hohn des Morgens wird gewiss kommen. Herr Jesus, meine Augen füllen sich mit Tränen. Wie soll ich dem morgigen Tag ohne dich begegnen?
Klamm und scheußlich
Es wird Sie nicht überraschen zu hören, dass ich nicht nur den Tod verabscheue, sondern es auch schon immer gehasst habe, auf Beerdigungen oder Trauerfeiern zu gehen, besonders, wenn sie in solchen scheußlichen, teakholzinfizierten, scheunenähnlichen Bauten stattfinden, die von einer dunkelbraunen düsteren Atmosphäre gesättigt sind, wo man schon weiß, dass alles in zwanzig Minuten vorbei sein muss, weil sich draußen in dem herzlos blühenden Ziergarten bereits eine trübsinnige Schlange pinguinherdenähnlicher Grüppchen von Trauernden bildet. Ich weiß nie, was ich da denken oder fühlen oder tun soll. Es ist alles so klamm und scheußlich. Das Schlimmste ist vielleicht die Gewissheit, dass die meisten Menschen, die ich geliebt und verloren habe, fassungslos blinzeln oder sogar herzhaft lachen würden über das Missverhältnis zwischen dem, wie sie wirklich waren, und der Art und Weise, wie ihres Verlustes gedacht wird. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich habe noch nie die Neigung verspürt, an den Gräbern von Menschen, die ich liebe, herumzuhüpfen und Freuden- und Jubellieder zu singen. Wie ich schon gesagt habe: Der Tod macht mir Angst. Ich bin von ihm angewidert, genau, wie Jesus es war, und die Verheißung des Himmels ist ein wackeliges Floß, das mich bei solchen sturmgepeitschten Gelegenheiten nur mit Mühe und Not über Wasser hält.
Tatsache ist, dass ich, da ich nun einmal so schwer an der Zwillingskrankheit der Albernheit und Respektlosigkeit leide, dazu neige, mich inmitten der ernsthaftesten Zeremonien in allen möglichen bizarren Fantasien zu ergehen. Neulich zum Beispiel stand ich in einer Gruppe von vierzig oder fünfzig Trauernden, als der eingesargte Leichnam eines alten Freundes langsam in seine grausige Grube hinabgelassen wurde. Was für ein ordentliches und perfekt geformtes Behältnis, überlegte ich, für die grobgezimmerte Wirklichkeit des Todes. Ein Krampf inneren Widerwillens packte mich. Ich wendete meinen Blick ab und versuchte mich abzulenken, indem ich unauffällig die Gruppe der Umstehenden musterte. Während ich das tat, kam mir eine Frage in den Sinn. Wie wäre es, wenn einer dieser fürchterlich energiegeladenen, immer ungeduldigen Hochzeitsfotografen mit Sprungfedern statt Beinen damit beauftragt worden wäre, diese Veranstaltung der Nachwelt zu überliefern? Wie hätte er wohl diese schwarz gekleidete Schar organisiert und angesprochen?
Der Begräbnisfotograf
»Okay, die unmittelbaren Angehörigen des Toten bitte – nein, ich sagte die unmittelbaren Angehörigen, ja? Sie drei treten bitte zur Seite. Ja, Sie auch. Gehen Sie bitte aus dem Bild. Nein, Sie nicht! Sie! Sie kommen mit dazu! Hören Sie, kriegen wir das vielleicht hin? Ich habe heute noch drei Beerdigungen. Könnten Sie bitte – danke schön! Gut! Sehr schön! (KLICK! KLICK! KLICK!) Und nun die Freunde des Toten bitte. Wenn Sie zur Familie gehören, können Sie keine Freunde sein, oder? Nein, ich habe keine Zeit, darüber zu diskutieren. Freunde des Toten – hier drüben hin. Nein, Sie können jetzt gehen. Ja, gehen Sie nur! Die Freunde des Toten stellen sich bitte hinter dem Grab auf. Kommen Sie, zügig marschiert, fallen Sie ein! Bitte nicht wörtlich nehmen. Haha! Die Kleinen nach vorne. Die Großen nach hinten. An den Seiten bitte enger zusammenrücken. Machen wir es uns schön kuschelig! Gut so. (KLICK!) Entschuldigung, Leute, aber können wir das mit dem Grinsen vielleicht lassen? Schließlich ist das hier eine Beerdigung. Es lächeln immer noch einer oder zwei. Kommen Sie! Denken Sie doch an den lieben Entschlafenen, wie er kalt und tot in dieser Kiste liegt. Denken Sie an Tränen, denken Sie an Trauer, denken Sie traurig, traurig, traurig! So ist es besser. Das ist wunderbar! (KLICK! KLICK! KLICK!) Danke sehr! Und jetzt ein schönes großes Gruppenbild. Bitte alle aufstellen. Der Pfarrer in die Mitte. Eine ordentliche Portion Mitgefühl mit einem Schuss Hoffnung bitte, Herr Pfarrer. Sie kennen ja das Prozedere. Nein, ich möchte, dass Sie mitfühlend aussehen, nicht so, als ob Sie sich gleich übergeben müssten. Die Kirche in ihren besten Momenten, verstehen Sie. Eine schöne kräftige Mischung aus Würde und Empathie. Ja, gut! Oh, sehr schön! (KLICK! KLICK! KLICK!) Gut, ich glaube, das hätten wir. Könnte mir jemand noch einmal den Namen sagen? Nicht, dass ich Ihre Bilder am Ende an die Taufgemeinde vom letzten Dienstag schicke. Haha!«
Brief an Rob Frost
Beerdigungen sind düster und unbehaglich, aber sie sind nur ein Teil von alledem, was aus den Fugen gerät, wenn wir versuchen, uns mit dem völligen Verschwinden von Menschen abzufinden, die wir geliebt haben. Vielleicht gilt das besonders dann, wenn der betreffende Mensch eine außergewöhnlich lebhafte Persönlichkeit hatte. Man sieht sie nicht mehr, aber man bringt es auch nicht fertig, sie nicht zu sehen, wenn Sie wissen, was ich meine. Wahrscheinlich wissen Sie es nicht. Ich glaube, ich weiß es selbst nicht, aber ich weiß, es hat etwas Wichtiges zu bedeuten.
Wo wir gerade von lebhaften Persönlichkeiten reden: Vor ein paar Jahren wurde ich gebeten, bei der Trauerfeier für Rob Frost etwas zu sagen. Ich hatte Rob schon seit einigen Jahren gekannt, hauptsächlich als den mitreißenden Leiter von Easter People, dem Methodistenfestival, zu dem Tausende von Menschen an diversen Veranstaltungsorten quer durch Großbritannien strömen. Ich mochte Rob sehr gern. Leider war es mir wegen eines Terminkonflikts nicht möglich, selbst an der Trauerfeier teilzunehmen. Immerhin konnte ich einen Beitrag senden, den jemand anderes vorlas. Was für eine Form sollte ich dafür wählen? Nachdem ich mir darüber lange den Kopf zerbrochen hatte, beschloss ich, ihm einen Brief zu schreiben. Ich weiß nicht einmal, wer ihn dann letzten Endes vorlas. Ich war nicht dabei. Aber Rob war dort. Er hat ihn gehört.
Lieber Rob,
da Du jetzt im Himmel bist, kann ich so grob sein, wie es mir passt. Bevor ich Dir zum ersten Mal begegnete, sah ich in einer Zeitschrift ein Foto von Deinem Gesicht. Es sah Dir nicht besonders ähnlich, und ich weiß noch, dass ich fand, Du sähest aus wie ein Jahrmarktsbudenbesitzer. Später wurde mir dann klar, dass ich damit gar nicht so falschlag. Du und Jesus und der durchschnittliche Jahrmarktsbudenbesitzer, Ihr hattet schon immer ein wesentliches Merkmal gemeinsam: Ihr wolltet mit aller Kraft und Leidenschaft so viele Nieten einsammeln wie möglich. Du warst völlig versessen auf Jesus, nicht wahr, Rob? Ob Du in Hochstimmung warst oder völlig verzweifelt, erschöpft oder ausgeruht, voll guten Mutes oder tief enttäuscht, Du hast nie das Verlangen verloren, zu erleben, wie Menschen bewusst wird, dass Jesus das einzige Licht ist, das sie in jeder erdenklichen Dunkelheit brauchen.
Meine Erinnerungen an Dich sind wie Schnappschüsse.
Ich erinnere mich, wie ich einmal auf der Bühne saß, während Du sprachst. Du hattest mich gebeten, ein paar Kleinigkeiten parat zu haben, damit Du hin und wieder, wenn Dir der Dampf ausging, eine kleine Pause einlegen könntest. Nach der zweiten dieser Predigtstrecken wandtest Du dich vom Mikrofon ab und kamst zu mir in den hinteren Bereich der Bühne. Dein Gesicht war bleich und angespannt von der schieren Leidenschaft des Kommunizierens. Du schieltest beinahe vor Erschöpfung.
»Geh hin und mach was«, keuchtest Du, »ich bin völlig ausgepredigt …«
Ich weiß noch, wie ich zu einem Auftritt bei Lantern Arts reiste und bei meiner Ankunft erfuhr, dass meine Frau Bridget, die dort zu mir stoßen wollte, auf der Autobahn einen schweren Unfall gehabt hatte. Die liebevolle und praktische Anteilnahme, die Jacquie und Du mir an diesem Nerven zermürbenden Abend zeigtet, werde ich nie vergessen.
Und ich erinnere mich, wie ich einmal bei Easter People auf der Bühne in einem kleinen Halbkreis von Leuten saß, die während der Woche etwas beitragen würden. Du batest uns, einer nach dem anderen zu erklären, warum wir gekommen waren. Einer sagte, er sei dort, weil er erleben wolle, wie Jesus erhoben und angebetet würde. Ein anderer sprach davon, er hoffe zu erleben, wie das Reich Gottes zunehme. Der Dritte drückte sein Streben aus, den allmächtigen Gott verherrlicht zu sehen. Und so ging es weiter. Es hörte sich alles sehr beeindruckend an. Ich war als Letzter an der Reihe. Mir wollte nichts Rechtes einfallen. Es war eigentlich nicht mehr viel übrig, was ich noch hätte sagen können. Alle guten Sprüche hatten sich die anderen schon unter den Nagel gerissen.
»Und warum bist du hier, Adrian?«, fragtest Du.
»Wegen des Geldes«, erwiderte ich.
Du tatest so, als wärst Du entsetzt.
»Das will ich doch nicht hoffen!«, riefst Du. »Ich muss nachher mit Marian sprechen. Offenbar zahlen wir euch zu viel.«
Aber Du hast uns nicht zu viel gezahlt, Rob. Du hast uns auch nicht zu wenig gezahlt, aber darum ging es nicht. Keiner von uns hat je wegen des Geldes etwas für Dich getan. Wir haben es getan, weil Du eine der größten Gaben von allen hattest: die Fähigkeit, Menschen zu zeigen, dass Du sie wirklich schätztest. Dazu fallen mir jede Menge Schnappschüsse ein. Winzige Erinnerungen an Gesichter, die aufleuchteten, wenn Du jeden einzelnen Menschen so begrüßtest, als wäre er oder sie die wichtigste Person auf der Welt. Und weißt Du was, Rob? Das war es, was Dinge wie Easter People zu etwas so Besonderem machten. Denn diese Haltung sickerte herab und beeinflusste jeden Aspekt des Festivals. Bei Easter People gab es niemals Christen zweiter Klasse. Was für eine Leistung.
Nun bist Du also losgezogen, um auszukundschaften, ob all das, worüber wir reden, wirklich wahr ist. Wir beide hatten immer vor, mehr Zeit miteinander zu verbringen, nicht wahr, Rob? Hin und wieder einen Abend in einer jener gemütlichen Kneipen in Sussex zu verleben, von denen ich Dir immer erzählt habe. Das wird jetzt warten müssen, aber auf der neuen Erde wird das Bier bestimmt noch besser schmecken. Ich will Dich nicht länger aufhalten. Wahrscheinlich bist Du gerade mitten dabei, Gabriel zu überreden, bei irgendeiner himmlischen Großveranstaltung die Parkplatzorganisationen zu übernehmen. Danke für alles, was Du warst und bist, Rob. Ich werde Dich vermissen. Bis später. Mach’s gut, Kumpel. Alles Liebe, Adrian.
Was für eine Auferstehung?
Der physische Tod von Rob Frost oder irgendjemandem, den wir geliebt haben, kann eine unsäglich schmerzhafte Erfahrung sein. Was wird das für ein herrlicher Tag sein, wenn wir uns wiederbegegnen. Allerdings gibt es mehr als nur eine Art von Tod, und manchmal müssen wir uns entscheiden, ob wir auferstehen wollen oder nicht, und in welchem Sinne.
Ich bin Leuten begegnet, die von der plötzlichen Erkenntnis überfallen wurden, dass eine Ansicht oder ein Standpunkt, an die sie sich mit beiden Händen geklammert hatten, dabei war, ihnen durch die Erfahrung oder die Umstände entrissen zu werden. Das kann ein zermürbender Schock sein. Wie sollen wir mit der Aussicht umgehen, einen Teil von uns selbst zu verlieren, der in wesentlichem Maße die Identität ausmacht, die wir unserer Außen- und Innenwelt präsentierten? Eine entscheidende Frage ist das zum Beispiel für diejenigen, die routinemäßig die Authentizität des Glaubens bestreiten und dann Gott auf so unleugbare Weise begegnen, dass eine radikale Entscheidung getroffen werden muss. Ich denke, es gibt zwei Möglichkeiten, und beide haben mit einer Art Auferstehung zu tun.
Die erste Möglichkeit ist eine Art falscher Auferstehung. Es ist möglich, wegzugehen und Abstand zwischen sich und den Verlust und den Schmerz und das Risiko und die Möglichkeiten des Neuen zu bringen. Das kann man schaffen. Sie brauchen nur die Wahrheit in der tiefsten Grube zu begraben, die in Ihrem Herzen zu finden ist, und den Irrtum, von dem Sie sich bisher genährt haben, einer eiligen Wiederbelebungsmaßnahme zu unterziehen.
Saulus von Tarsus hat es auch einmal so gemacht, nicht wahr? Erinnern Sie sich an sein Zeugnis vor Agrippa in Apostelgeschichte 26? Dort schildert er, wie die Macht Gottes ihn von seinem Pferd stürzte und Jesus die folgenden denkwürdigen Worte sprach: »Saul, Saul, was verfolgst du mich? Es ist sinnlos, dass du gegen mich ankämpfst.« Saulus hatte schon seit einiger Zeit verleugnet, was in seinem eigenen Herzen vor sich ging, aber an diesem lebensverändernden und weltverändernden Tag legte Gott ihm einen regelrechten Hinterhalt.
Die zweite Möglichkeit besteht darin, sich nach der wahren Auferstehung auszustrecken, diese Änderung anzunehmen, das Risiko einzugehen, sich aufzumachen zum Licht. Dazu gehört eine Art Tod, und möglicherweise ist ein stattlicher Preis dafür zu zahlen. Aber darin stecken auch eine zweite Geburt und die Verheißung geistlicher Authentizität. Lohnt sich das? Ich werde Ihnen Bescheid sagen. Geboren werden tut weh.
Die meisten von uns haben nicht solche dramatischen und unausweichlichen Erfahrungen wie Saulus auf der Straße nach Damaskus. Viele stecken in der Verleugnung fest. Im Folgenden stelle ich Ihnen einen Mann vor, der diese Wahl treffen muss, von der ich gerade geredet habe. Alt oder neu? Falsch oder wahr? Was für eine Auferstehung soll es sein?
Der Mann, der beim letzten Abendmahl den Wein servierte
Ich war bei jenem letzten Abendmahl dabei.
Ich mische mich bei der Arbeit nicht in irgendwelche Dinge ein. Das habe ich noch nie getan. Ist nicht meine Art. Es ist schwierig genug, in einer Welt zu leben, geschweige denn in zwei oder drei, wie manche Idioten es tun. Meine Welt ist zu Hause. Da habe ich genug Probleme, ohne mich mit meinem aufgeblasenen Meister oder seinen gierigen Gästen oder irgendeinem dieser Bauern anzulegen, die ihre Brötchen im selben Haus verdienen wie ich. Wohlgemerkt, das soll nicht heißen, dass ich meinen Job nicht richtig mache. Das tue ich. Ich arbeite hart für meinen Lohn. Ich schiebe die Tische und Stühle hin und her, bediene an den Tischen, räume ab, tue alles, was von mir verlangt wird, solange es sich im Rahmen hält. Aber verlangen Sie nicht von mir, dass ich mich einmische. Regloses Gesicht, kaltes Herz. So bin ich nun einmal.
Vielleicht kündige ich. Gestern Abend, das war schon unheimlich, und auf unheimlich stehe ich nicht.
Also, stellen Sie sich Folgendes vor: Da kommt wieder einmal so ein religiöser Spinner daher und schindet bei meinem leichtgläubigen Meister genug Eindruck, dass er ihm für einen Abend seinen besten Raum überlässt. Da sitzt er nun also wie ein kleiner König, umgeben von dem verrücktesten Haufen durchgeknallter Jünger, den Sie im Leben gesehen haben, und mir fällt die Aufgabe zu, für den Weinnachschub zu sorgen. Kein Problem. Habe ich schon hundertmal gemacht.
Na schön. Ich werde es Ihnen sagen. Ich sage es nur einmal, aber ich werde es Ihnen sagen. Nach dem Essen hält der Rabbi seinen Kelch hoch. Ich fange an, ihn zu füllen. Wein fließt, wie Wein schon immer geflossen ist. In meinem Kopf wird alles dunkel. Schwärze verwandelt sich in ein kräftiges Rot. Das ganze Gebäude zittert. Die Welt reißt sich selbst entzwei. Es kracht, knarrt, donnert, ächzt. Millionen Tonnen Gestein zersplittern, brechen, zerbersten. Ich trudele durchs Chaos und suche nach einem Ort, wo ich landen kann. Eine Explosion des Lichts. Friede. Alles wieder normal. Der Kelch des Rabbis ist gefüllt.
Das war’s. Unheimlich. Ich kündige vielleicht.
2 Gebet
Es gibt wahrscheinlich keine richtigen oder falschen Arten des Betens. Wenn es von Herzen kommt, dann singt es. Allerdings ist es eine traurige Tatsache, dass viele Christen immer mehr Mühe mit dem Beten haben, je älter sie werden. Was sind das für Schlachten, die wir ausfechten müssen, wenn wir Boden für ehrliche Kommunikation mit Gott gewinnen wollen? Eine Bitte meiner Tochter hat mich ins Nachdenken gebracht.