Kitabı oku: «Akrons Crowley Tarot Führer», sayfa 15
Analyse
Hinter der oft schweren Pranke der Ausgleichung mit ihrer drückenden Last von Recht und Ordnung und des teilweise unbewussten Über-Ichs mit seinen komplexen Verschachtelungen von Gewissen und Moralität erwartet uns der wohl bekannteste Archetyp in seiner überlieferten Rolle als alter Mann mit Laterne. Es ist der geheimnisvolle Alte aus der Karte der Liebenden, wo er als hoher Priester das königliche Brautpaar miteinander vermählte. Hier führt er uns nun von der äußeren Welt in die Tiefe unseres inneren Seelenraums. Das ist der nächste Schritt zur Ausweitung unseres Bewusstseinsrahmens, denn mit der Karte VIII – Ausgleichung haben wir die Oberfläche der Außenwelt ausreichend erschlossen. Der Eremit findet sich überall dort, wo wir versuchen, etwas zu beschreiben, was sich nicht unmittelbar im dualen Erleben ausdrückt, sondern sich in einer tieferen Einsicht im Leben niederschlägt. Der Laternenträger als Platzhalter für das, was C. G. Jung als das Selbst bezeichnen würde, ist Wegweiser und Führer in der Innenwelt und steht in unmittelbarem Zusammenhang mit intuitiven Begegnungen der Dritten Art, die man in der Kunst, in Träumen oder Phantasieerlebnissen erfahren kann.
Die Karte zeigt an, dass der Eremit in seiner Funktion als höhere Einsicht nicht nur als geheime Erkenntnis in dunklen Seelenfalten funkelt, sondern in tiefgründigen Momenten mit seinem Licht auch ins Bewusstsein des Menschen hineinleuchten kann. Seine gebeugte, abgewandte Haltung steht für die Erkenntnis, nicht an den trügerischen Höhepunkten des Lebens festzuhalten. Seine (verdrehte) Gestalt erinnert an die Form des Buchstaben Jod, und die Farbe seines Mantels ist das erdfarbene Rot von Binah, in deren Schoß er wächst, fährt Crowley fort. In seiner Hand hält er eine Lampe, in deren Mitte die Sonne ist, die dem Siegel des großen Königs des Feuers nachempfunden wurde.5 Man könnte es auch so ausdrücken: Jod entspricht der Hand in der Mitte des Bildes, die den Kristall hält, mit dem Licht in das Dunkel geworfen wird. Dort verbirgt sich die Urerkenntnis, aus der alle anderen Erkenntnisse hervorgehen. Erst in der Meditation über unseren kreativen inneren Willen können wir diesen tief in uns verborgenen Persönlichkeitspunkt erfahren, der sich normalerweise nicht im alles miteinander in Bezug setzenden Denken offenbart. Sehen wir uns zur Verdeutlichung die Rhythmen der biologischen Zyklen einmal an: In den beiden ersten Lebensdritteln strömen die Energien noch leicht und mühelos in unsere materiellen Ziele, und die Psyche findet ihr natürliches Streben in der Unterstützung der Absichten des Ichs.6 Doch im Herbst und Winter des Lebens kehrt sich dieser Ablauf normalerweise ins Gegenteil. Es geht dann darum, die Widerborstigkeit des kindlichen Ichs und die trotzige Anmaßung des königlichen Ego an die reiferen Bedürfnisse des Selbst anzupassen. Wenn es uns nicht gelingt, die natürlichen Rhythmen des Lebens an uns heranzulassen, lassen uns auch Weisheit und Reife nicht an sich heran. Wie immer es sich auch nach außen darstellt, es ist die Entwicklung der Seele, die Erfahrung des Selbst, die dem Sein Sinn und Erfüllung verleiht. Es geht hier darum, die tieferen Schichten des Lebens zu ergründen und uns mit dem verborgenen Auftrag unserer Ahnen zu beschäftigen.
Kommen wir nun zu den verschiedenen Requisiten auf dem Bild: Die leuchtende Laterne in der Form eines Oktaeders (Achtflächner) mit der sechzehnstrahligen Sonne, die an einen strahlenden Diamanten erinnert, ist das Licht der Erkenntnis oder der Schnittpunkt, an dem sich unbewusstes Wissen mit bewusster Erinnerung vermischt.7 Es ist die Stelle, an der sich persönliche Einsicht und kollektive Weisheit verbinden. Wenn wir selbst einem Weisen begegnen, werden wir uns auf diesen Punkt ausrichten und ihn in seinem äußeren Erscheinungsbild erfassen, und zwar in dem Rahmen, wie uns das unser eigener geistiger Führer erlaubt. D. h. im Grunde löst der alte Mann mit der Laterne das Bild in uns aus, wie wir unsere eigene Lebenserfahrung und Reife wahrnehmen können. Die Strahlenpyramide, die das Licht des Diamanten mit der Sonne potenziert und in geometrischen Lichtbündeln über das ganze Bild verteilt, steht für geistige Vision, spirituelle Befreiung und Erleuchtung. Das Ganze ist wie ein Strahlencluster, der die Flammen der Erkenntnis in der Dunkelheit des menschlichen Materialismus und der Oberflächlichkeit verstreut, und die sich wahrnehmende Erkenntnis entspricht exakt dem Eremiten. Es ist die durch Askese in mächtigem Umfang freigesetzte Libido, die plötzlich losbricht. Wir können es auf den Punkt bringen und sagen, die diamantene Sonne ist des Alchemisten inneres Bild der Suche, das gespiegelte Bild seines inneren Feuers, und solange er dessen Glanz (noch) nicht erträgt, muss er sich abwenden (und masturbieren). Diese innere Kraft wird ihn aber trotzdem leiten, solange er die Bestätigung seines Ego im außen nicht braucht und ihn auch die Projektion nicht interessiert, wie die Welt seine Person wahrnimmt.1
Das wichtigste Requisit ist das schlangenumwundene (= Orphische) Weltenei, dem es gelingt, die Aufmerksamkeit des Eremiten auf sich zu ziehen, auf den Ursprung aller Dinge und das Mysterium der Schöpfung, für das es steht, und damit seinen geistigen Kanälen die richtige Richtung zu geben. So wie das Ei die Lebendigkeit des Alten ausdrückt und seine geistig-imaginäre Kraft, entspricht das Spermatozoon im unteren Teil der Karte dem zeugenden Impuls, aus dem alles entstehen kann, sofern es auf fruchtbaren Boden trifft. Crowley glaubt, dass der Höhepunkt des Abstiegs in die Materie das Anzeichen für die Erneuerung durch den Geist ist.8 Poetisch ausgedrückt klingt das so:
Wandere alleine; trage das Licht und deinen Stab. Und sei ein Licht von solchem Glanz, dass kein Mensch dich erkenne.
Buch Thoth, S. 253
Oder aber auch:
Der Erkennende erkennt stets nur den Schatten seines eigenen Unerkannten. Der Sinn der Wahrheit liegt weniger darin, sie zu erkennen, sondern vielmehr in der Beantwortung der Frage, warum wir sie überhaupt suchen müssen.
Baphomet – Tarot der Unterwelt
Das Spermatozoon als geistiges Symbol zeigt weiter an, dass es der gebeugten Gestalt um den Schöpfungsimpuls, den Sinn des Lebens, und nicht um die oberflächlichen Spiegelbilder der auf- und abhüpfenden Alltagsflashs geht, die ihn in seiner Ernsthaftigkeit behindern. Der einzig freie Himmelsausschnitt im riesigen Weizenfeld hinter dem Orphischen Ei offenbart dem Betrachter ganz klar, dass es ihm auf der Ebene des Eremiten gelingt, hinter den Spiegel der gesellschaftlichen Reflexionen zu schauen und einen Blick auf die wesentlichen Dinge zu werfen, an die er sich wieder erinnert. Da dieser Blick aber nicht darauf zielt, festzustellen, ob Menschen ihm auf seinem Weg folgen oder nicht, zeigt diese Karte weniger die Verbindung mit anderen Seelen an als den Wunsch nach Verschmelzung mit der eigenen Erkenntnis. Auf dieser Suche macht er auch vor der Hölle nicht Halt. Der gezähmte, dreiköpfige Höllenhund Zerberus als Symbol der in der Persönlichkeit integrierten Unterwelt, die dem Alten wie ein Schatten folgt, füllt den archetypischen Anteil des bei sich selbst Unentdeckten aus. Dass er aber in den Bereich der Lichtstrahlen fällt, zeigt auch, dass es dem Eremiten trotz bewusster Abwendung gelingt, sich auf einer unbewussteren Ebene damit auseinanderzusetzen. Dem suchenden Menschen eröffnen sich aus dem geheimnisvollen Schoß im Dunkeln die großen Inspirationen, die zu einzigartigen Schöpfungen führen, wie wir sie aus den alten Schriften eines Vergil oder Dante kennen. In diesem Sinne ist er auch der Hinterfrager des überlieferten Weltbildes, die Sicht der Dinge, die er sieht, da man sie ihm von Kindsbeinen an eingeflößt hat, nicht einfach zu übernehmen. Der Trick jeder anerzogenen Kultur besteht nämlich darin, die Leute dahin zu bringen, sich harmonisch mit dem zu verbinden, was man ihnen vordem als Lebensgrundlage eingetrichtert hat – damit die menschliche Gesellschaft überhaupt funktioniert.
Weiterführende Bemerkungen
1 Der Eremit erinnert auch an die Legende von Persephone und dies enthält einen Lehrsatz. Im Merkur-Prinzip ist ein Licht verborgen, das alle Teile des Universums gleichmäßig durchdringt; einer seiner Namen ist Psychopompos, der Führer der Seele durch die unteren Bereiche. Diese Symbole werden durch seinen Schlangenstab angedeutet, der buchstäblich aus dem Abyssos herauswächst und das Spermatozoon darstellt, das wie ein Gift entwickelt ist und den Fötus offenbart, schreibt Crowley über diese Karte.9 Darin wird das gesamte Mysterium des Lebens in seinem allergeheimsten Wirken gezeigt.
Deshalb könnte man den Eremiten auch als das motivierte Streben des Geistes bezeichnen, hinter dem Bild des Hierophanten das Geheimnis der Hohepriesterin zu suchen. Oder noch unverblümter: Auf einer zynischeren, für Crowley typischen Stufe lässt die Karte eine weitere Deutung zu: Des Eremiten magischer Stab verkörpert das zu Gift transmutierte Spermatozoon: Yod = Phallus = Spermatozoon = Hand = Logos = Jungfrau. Damit will er unverblümt ausdrücken, dass der Weg zur Erleuchtung auf sublimierter Onanie beruht und jedes enthaltsam-religiöse Streben auf verletztem und entstelltem Tantra.
Andere Verbindungen
– Psychologische Zusammenhänge –
Das Ende der individuellen Entwicklungsskala des Narren
Der Zahlenwert des Eremiten (= 9) verrät, dass es sich hier um die personifizierte Selbstfindung in ihrer vollen Größe handelt. Die Ziffer mit dem höchsten Wert ist ihm zugeordnet und damit vollendet er den Reigen einstelliger Zahlen (beginnend beim Magus und beim Narren) als letzten Punkt auf der individuellen Entwicklungsskala. So wie der Magier die Frage Bin ich? kraft seines die eigene Existenz erschaffenden Erkennens eindeutig mit Ja! beantworten kann10, so kann der Weise nun klar erkennen, was oder wer er ist, und zwar gerade durch die weiterführende Erkenntnis, die sich in der Frage verbirgt: Wer ist der, der sich die Frage stellt? Damit steht er auch in vollkommener Harmonie zu seinem Zahlenwert: 9 ist die Zahl, die immer wieder zu sich selbst zurückfindet, denn jede mit 9 multiplizierte Zahl ergibt in der Quersumme wiederum 9.
Diese fundierte Kenntnis der eigenen Existenz beruht auf der sehr differenzierenden Betrachtungsweise des Eremiten, die strikt das, was er tatsächlich ist, von dem trennt, was andere – oder gar er selbst – auf ihn projizieren. Ebenso trennt er das, was er tatsächlich ist, von dem, was ihn wiederum mit anderen verbindet. Gerade dieser Aspekt der Trennung in vielfältigster Ausprägung führt zu einem der ihn am deutlichsten kennzeichnenden Attribute: die isolierte Abgeschiedenheit. Diese Einsiedelei beschert ihm innere wie äußere Ruhe zur Meditation, um vorausgegange Erfahrungen nicht nur gemacht, sondern aus ihnen auch gelernt zu haben. Es sind niemals die anderen – du bist es immer selbst, ganz allein! ist die weiterführende Konsequenz auf die vorangegangene Aussage der Gerechtigkeit oder Ausgleichung.
Auf der Reise des Helden entspricht der Eremit dem Archetyp oder dem selbstlosen Diener des eigenen Selbst – im Gegensatz zum Hohepriester, der ein göttliches Bild vom Ich darstellt –, der die Wahrheit in der Seele des Menschen sucht (auch Diogenes hielt mit einer angezündeten Lampe am helllichten Tag in den Straßen von Athen Ausschau nach einem wahren Menschen). Sein Ziel ist es, sich dem Kern der Dinge zuzuwenden und das eingetrichterte Wissen des Hierophanten um seine intuitive Erkenntnis zu ergänzen. Doch ebenso wie der Priester, dessen privater Charakter kaum an das von ihm gepriesene Bild des Göttlichen heranreicht, ohne dass sein Ansehen in der Welt dadurch Schaden nimmt, hat der Eremit im Alltag natürlich auch alle Fehler seiner überragenden Tugenden, die da sind: Erstarrung, Verhärtung, Entfremdung, Verbitterung und Lebensfeindlichkeit. Dieses Sinnbild, das gleichzeitig positiv und negativ ist, kann in der Mythologie als zweifacher Archetyp des alten Weisen und des bösen Zauberers erscheinen – als der gute und der böse Magier.
Als Mann im Mond personifiziert der Alte mit seiner Laterne auch die kraftvolle Ruhe und innere Sammlung. So wie es bei der Karte Mond – deren Quersumme er bildet11 – auf das Erschließen der inneren Räume ankommt, geht es hier um das Ausloten der bewussten Räume. Dabei dringt er bis zu den Mysterien und in die tiefsten Abgründe vor, denn als einzige der persönlichen Karten kann er die Täuschungen des Ego durchschauen. Er ist das Licht, das die Finsternis des menschlichen Strebens erhellt und sich somit in seinem eigenen Schatten erkennt. Vor diesem Hintergrund ist er der Wahrheit am nächsten: Erkenne dich und du erkennst in dir Gott und Teufel!
Deutungen
In der Kampfbahn des alltäglichen Erlebens ist der Eremit ein Symbol des Willens, dem nächsten Elefanten zu begegnen, auf dem der Elefant steht, der die Welt trägt, als Orakel, das uns mitteilt, was wohl das wirkliche Ziel hinter unserer Sehnsucht darstellt. Dabei wählt er mit Absicht die Einfachheit, um sich nicht von äußeren Dingen ablenken zu lassen und seinen Bewusstseinsfokus lieber seinen inneren Erkenntnisprozessen zur Verfügung zu stellen. Manchmal steht er auch für eine Phase des Rückzugs, die wir uns erlauben, um uns über unsere inneren und äußeren Motivationen klar zu werden. Das Ziel liegt darin, durch Beharrlichkeit, innere Reife, Ausgewogenheit und Kompetenz der eigenen Nichtigkeit und Sinnlosigkeit zu begegnen, um zu spüren, was uns wirklich wichtig ist. Sicher keine Zukunft, die in rosaroten Farben geschildert wird, und auch keine Luftschlösser und hohlen Versprechungen – die sind uns ein Gräuel. Hier ist nicht der schnelle Gewinn, sondern der langfristige Erfolg das Ziel. Deshalb ist es uns wichtig, Illusionen zu hinterfragen und unkontrollierte Emotionen aus unserem Umfeld zu vertreiben. Diese Operationen bezahlen wir aber wiederum mit dem Fehlen himmelhoch jauchzender Vorfreuden und schäumender Erwartungen – darin liegt der Preis dieser seriösen Karte: Die Evokation eines depressiven inneren Seelenanteils, der sich Wahrheit nennt. Der asketische Ruf des Eremiten nach heilender Beschränkung gereicht uns nur dann zum Vorteil, wenn wir nicht nach marktschreierischer, übertriebener Einsicht streben, sondern Wissen und Erkenntnis einfach nur als die Pflastersteine auf dem Weg zu nehmen, auf dem wir uns zur (inneren) Wahrheit bewegen. Dann, aber nur dann, eignet er sich als weiser innerer Ratgeber, der die ihm Folgenden im sprichwörtlichen Sinn nicht hinters Licht führt.
Auch in Liebe und Beziehung ist diese Karte ziemlich widersprüchlich. Im spröden Verlangen, uns von den betörenden Illusionen angenehmer Selbsttäuschungen zu befreien und uns stattdessen mit der mentalen Verarbeitung und Vertiefung der Wirklichkeit zu konfrontieren, übernimmt sie gerne die Rolle des asexuellen Alten, der wie Diogenes mit seiner Laterne auf der Suche nach Menschen oft auch nur auf der Flucht vor sich selbst ist. Dieser fühlt sich am wohlsten dabei, wenn er nicht von außen behelligt wird, denn die Suche nach Wahrheit und Erkenntnis absorbiert viel libidinöse Energie und Kraft. Er ist der Sachwalter der geistigen Verdichtung und misstraut der Schwingung der Emotionen, die für ihn als Luftschlösser schon immer Unüberprüfbarkeit und Irrationalität verkörpern. Auf der anderen Seite ist es manchmal auch ein Misstrauen gegen sich selbst, weil er eine gefühlsmäßige Übereinstimmung mit dem Sinn seines Lebens ohne tiefere Erkenntnis nicht akzeptieren kann. Gefühle sind für ihn ein derart beängstigendes Terrain, dass er sie so sehr in sich verschließt, dass er sich selbst den Weg zu ihnen versperrt, bis sich die nicht gelebte Energie dann als Frust oder einem Gefühl des Unbehagens bemerkbar macht. Diesen Mangel kompensiert er wiederum durch pflichtbewusstes Streben in die Tiefe, und Zielstrebigkeit oder Pünktlichkeit stellt er folgerichtig über Leidenschaft. Das zeigt: Der depressive und schmerzgeile Hagestolz steht für das Fehlen jeglichen libidinösen Gewürzes mit Ausnahme vielleicht der Masturbation, womit er seine Sparflamme-Leidenschaft ein bisschen aufpeppen kann. Er mag zwar nur der sichtbare Däumling an der Brust des höheren Selbst darstellen, der aus der Vogelperspektive mehr den Anteil seiner eigenen Projektionen als den anderer Menschen aus Fleisch und Blut erkennt; andererseits kann er seine eigenen Beziehungsmuster hinterfragen und feststellen, was ihm am anderen wirklich wichtig ist. Deshalb beruht die Karte auf einer die Libido nicht so sehr unterstützenden Haltung, die mehr die inneren Ziele und geistige Haltung pflegt, denn ihr Credo gipfelt in der Einsicht, dass der suchende Mensch mehr einer starken inneren Führung als einer äußeren Begleitung bedarf.
Der Eremit in der Kabbala
– Tiefergehende Erkenntnisse –
Jod = Jehova = Gott-in-uns-selbst
Der hebräische Buchstabe, der sowohl die Jungfrau wie auch den Eremiten regiert, ist Jod, der erste und höchste Buchstabe im JHVH, dem Namen Gottes oder Tetragrammaton – die Grundlage der Weisheit oder der Vater aller Dinge. Als eigentlicher Same des Alphabets steht die winzige Flamme auch für die Urschöpfung, die potente Kraft oder das Mysterium des Spermiums, das in Beantwortung der Frage Was ist das Ziel? oder Was ist der Sinn der Schöpfung? aus der Leere in den Raum herüberschwingt.
Wer sind wir? – das ist die Frage, die sich hinter dem Namen Gottes verbirgt. Gott zieht uns an, weil wir intuitiv spüren, dass er auf irgendeine Art in uns ist oder wir in ihm zumindest ein Bild unserer Sehnsucht umfassen, das uns auf bestimmte Weise entspricht. Der Schöpfungsmythos ist irgendwie unsere eigene Geschichte: die Suche nach JHVH = Gott-in-uns-selbst. Deshalb verbirgt sich in Jod neben dem Spermium auch das Mysterium der Quelle des menschlichen Bewusstseins, in dem sich die individuelle Erkenntnis spiegelt oder rekapituliert. Crowley schreibt: In diesem Trumpf wird das gesamte Mysterium des Lebens in seinem allergeheimsten Wirken gezeigt.12
Liber Al: Liebe ist das Gesetz (I/57) versus Tu was du willst! (I/40)
Liebe unter Willen ist das Bild im magischen Spiegel13, wenn Tu was du willst den aufmerksamen Betrachter vor dem Spiegel repräsentiert. Im objektiven Betrachten seiner Weltbetrachtung kann er die durch das Bewusstsein huschenden Bilder anhalten und sich gleichzeitig als Beobachter beobachten, der sich als gespiegeltes Bild im Spiegel seiner eigenen Vorstellung erkennt. Was aber ist der wahre Wille?
Der wahre Wille ist das sich selbst in den Hintern beißende Gesetz. Will heißen: Habe ich meinen wahren Willen erlangt, dann brauche ich nicht mehr zu wollen, sondern das, was geschieht, ist Ausdruck des Geistes, der mich als Impuls durchströmt. Dieser Geist braucht weder Gesetz noch Wille, denn er ist sowohl Gesetz wie Wille, Ausdruck des höheren Selbst, nicht vom Willen getrennt, aber vom Ego entfernt, und in dieser Funktion für den unbewussten Menschen auch innerer Feind. Solange sich dieser seinen psychischen Mechanismen nicht bewusst ist, ist Tu was du willst überflüssige Makulatur; ist er sich aber über die inneren Zusammenhänge klar, wird der Spruch zum sinnvollen Pfad, der sich durch die Verinnerlichung seiner Botschaft am Ende aber selbst überflüssig macht.
Fassen wir zusammen: Der wahre Wille braucht kein Gesetz, zumindest nicht für die, die ihn ausüben, und für die anderen kann er ebenfalls keine Leitschiene sein, da sie ihn gar nicht kennen. Im Grunde genommen handelt es sich um einen Circulus vitiosus. Doch der Eremit weiß Rat: Der wahre Wille bedeutet zu tun, was sich nicht verhindern lässt, und dies auch zu wollen!