Kitabı oku: «Dantes Inferno I», sayfa 4

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Mond in Fische

Vorhölle

Die Vorhölle der emotionalen Sehnsucht an der Schwelle zur Selbsttäuschung und Flucht in die Phantasie

Sünder

Mediale Schwärmer, emotionale Säuglinge, haltlose Träumer, vorzeitig Erleuchtete, sich aufopfernde Helfer, naive Streber oder kindliche Sucher nach dem Einklang mit dem göttlichen Selbst

Disposition

Der Schattenbereich von Mond in den Fischen und Mond im 12. Haus sowie disharmonische Mond/​Neptun-Aspekte

Schuld

Verdrängung, Verlogenheit, Verwahrlosung, Unreife, Illusionen, Rückzug, Sucht, Flucht in die Einsamkeit, emotionale Räusche aufgrund unbewußter Erlösungssehnsüchte

Strafe

Weil du nicht bereit bist, persönliche Gefühle zu entwickeln, möchtest du in Übereinstimmung mit dem Göttlichen bleiben und hoffst, ein Medium des Geistigen zu werden, wenn du die Signale des Kosmischen empfängst und reflektierst. In Affinität zu deinem inneren Bestreben taucht das Bild der Seele auf, die vertrieben von den Gestaden des Lebens in den Gewässern des Unbewußten sühnt. Dahinter verbirgt sich nichts anderes als die ständige Flucht vor den Gefühlen, das ständige Bestreben, ihnen auszuweichen und alles Persönliche aufzulösen, und damit das infantile Ziel, von den Engeln auf den Weg geführt zu werden, um den Garten Eden in wonnevoller Verantwortungslosigkeit zu finden. Der Wunsch nach Übereinstimmung mit dem Kosmos ist also nichts anderes als die verdrängte Handlungsschwäche, Entscheidungen zu treffen, und führt zum Verlangen, von außen auf eine Weise manipuliert zu werden, die mit der Unfähigkeit der Präsentation deiner inneren Gefühlsnatur übereinstimmt. Da die inneren Kanäle den spirituellen Einsichten vor allem geöffnet sind, um die körperlichen Gefühle zu betäuben, wird die Vitalität gelähmt, die Sexualität verdrängt und in die Hölle abgeschoben, wo sie statt mit Engeln, von der betäubten Psyche abgeschnitten, mit Dämonen psalmodieren. Es ist die Hölle, die sich aus deinem infantilen Streben nach embryonaler Wonne nährt.

Lösung

Mond in den Fischen drückt oft auf negative Art das aus, was der Mensch mit Pseudospiritualität, Selbstbetrug und Weltflucht umschreibt. Diese Hölle symbolisiert den Drang nach Auflösung des Egos zugunsten dessen, was man die mystische Vision nennen könnte, wenn sie nicht einfach der Realitätsverdrängung entspräche, hinter dem sich die schwache Identifizierung mit deinen Gefühlen versteckt. Negative Umweltreize werden durch dein inneres Bestreben ersetzt, der Realität zu entschweben und in den Mutterschoß zurückzukehren, um einerseits geschützt und behütet zu sein und andererseits der eigenen körperlosen Spiritualität frönen zu können. Deshalb solltest du dir unter dem Einfluß dieses Gestirns bewußt werden, daß die ausschließliche Auseinandersetzung mit deiner inneren Welt dich nicht zurück ins Paradies, sondern ganz im Gegenteil zur Verdrängung des Alltags und zur Schwächung deiner Lebensbehauptung und Realitätsbewältigung und damit zu immer neuen Verstrickungen im täglichen Geschehen führt. Werde dir also über die irrlichternde Gefühlsalchemie deines inneren Zaubergartens klar!

Schneewittchen und die Ungeborenen

Ich sah zu Akron auf. Er hielt seinen Stock drohend in der Luft und fragte lächelnd, ob ich schon genug hätte oder lieber noch einen weiteren Schlag verpaßt haben wolle: «Eine Tracht Prügel scheint das einzige Mittel, dich von einem Absturz ins Unbewußte abzuhalten. Wir müssen schleunigst hier verschwinden, denn die giftigen Dämpfe dieser Hölle lösen dein geistiges Empfinden noch vollends auf.»

Er packte mich energisch an der Hand und wollte mich schon fortzerren. Ich riß mich jedoch los, denn ich wollte von ihm zuerst noch wissen, was hier geschehen war. Ich sagte ihm, daß ich keinen Fuß von der Stelle rühre, bis er mir nicht erklärt habe, was mir da widerfahren war.

Was immer ich persönlich zu erleiden glaube, erwiderte er sanft, sei unbedeutend im Vergleich zur immensen Gefahr, in der ich noch immer schwebe, denn die Atmosphäre dieser Hölle habe meinen Geist ergriffen und ich sei im Begriff, mich aufzulösen.

«Was lösen Sinn und Inhalt deiner klugen Worte in mir aus», entgegnete ich ihm schlau, «wenn sie mir die Frage nach dem inneren Sinn meiner Sehnsucht nicht beantworten können. Ich will wissen, wer ich bin, damit ich erfahren kann, worin der Sinn dessen liegt, was mir soeben widerfuhr. Sonst bleib ich lieber da.»

«Du mußt deine Abwehrhaltung überwinden», antwortete der Führer, «denn die Fische-Ebenen sind schrecklich gefährlich. Das Gefühl, aus Raum und Zeit hinauszutreiben, nimmt überhand, doch der Pfad, der zu den Geistern der Tiefe in die versunkenen Kathedralen hinabführt, ist nur ein Traum, ein trügerisches Hirngespinst wie eine Luftblase, in die du dich einhüllen kannst, um in die Sehnsucht einzutauchen: in die diffuse Versponnenheit einer irrationalen Vision.»

«Aber was gibt schon Sinn in einem Traum?» wagte ich zu fragen.

«Das bleiche Mondlicht», fuhr er nach einer Weile fort und zeigte auf den nebligen Schein, ohne auf meinen Einwand näher einzugehen, «dessen schimmerndes Flimmern auf die sensiblen inneren Geheimnisse der unergründlichen Mütter hinweist.»

«Das ist doch alles Mist», entgegnete ich grob und schaute auf die weite Oberfläche, deren Wasser in einem tiefen smaragdgrünen Glanz erstrahlte.

«Das ist es nicht», versuchte mir Akron die Situation zu erklären, «an den Wassern des Lebens fühlst du die Sehnsucht nach den Quellen, denn der Mond in den Fischen repräsentiert die Sehnsucht des Lebens nach sich selbst. Es ist der zeitlose Urfunke des ewigen Stirb und Werde, der dich anlockt, und er zieht dich in den Mutterleib zurück.»

«Das glaub ich nicht», maulte ich frech zurück, «du willst mich hier nur weglotsen, aber ich bewege mich keinen Schritt, bevor du mir nicht sagst, wer ich bin und worin der Sinn dessen liegt, was mir hier widerfährt.»

«Gut, wie du willst», hörte ich ihn plötzlich in einem harten Tonfall sagen, «nur ein schmerzhafter Schlag auf den Kopf kann offenbar deine inneren Hirnblockaden lösen.» Ich schaute zu ihm auf. «Dieser Schlag steht für den Drang nach Auflösung des Egos zugunsten dessen, was man die mystische Vision nennen könnte, wenn diese nicht einfach dem Realitätsmangel entspräche, hinter dem sich die Lähmung des Egos versteckt», fuhr er fort, wobei sein Stock noch immer wie ein Damoklesschwert über meinem Kopf schwebte, «einerseits wird dieser Schlag nach innen übertragen und als göttliche Vision erfahren, die dich in deine eigenen Verdrängungen verstrickt, gleichzeitig wird er aber auch nach außen projiziert und als äußeres Ereignis erfahren, auf das du deine inneren Zielsetzungen übertragen hast. Der Wunsch nach Übereinstimmung mit der inneren Sehnsucht ist also nichts anderes als deine innere Handlungsschwäche, Entscheidungen zu treffen, und führt zum Verlangen, von außen auf eine Weise dirigiert zu werden, die mit deiner inneren Erwartung übereinstimmt.»

Ich starrte auf das Wasser, das vor meinen Augen zu schäumen begann und in dessen Wellen meine innere Sehnsucht nach seinen Worten eingeschlossen war. Gleichzeitig spürte ich Akrons Stock auf mich zukommen. Doch bevor er auf meinem Kopf aufprallte, schmolz er zusammen und verwandelte sich in eine Wasserblase, die auf mich zuschwebte und mich sanft anstieß. Ich empfand es nicht als Schlag, eher wie eine sanfte Berührung, als sie vor mir explodierte und ihren Inhalt über mich entleerte. Meine Blicke versanken in einem grünlichen Dunst, die Erinnerungen in der Tiefe meines Unbewußten lichteten den Anker und ich segelte mit phallischem Geschütz in die Gebärmutter hinein. Dann vernahm ich ein leises Flüstern, das sanft an mein inneres Empfinden pochte: «Wir sind die Seelen, die im Mutterschoß träumen. Willkommen in der Gebärmutter-Abteilung!» Und gleichzeitig verspürte ich Akrons Stimme schmerzhaft in meinen Gehörgängen: «Du befindest dich in der Kinderabteilung der Seelen, die in den fäkalen Gewässern des Embryonalen blind dahintreiben, weil sie sich weigern, erwachsen zu werden und ihre Gefühle anzunehmen. Wach auf!»

Meine Träume schoben sich dabei über die Realität hinaus und öffneten sich nach allen Seiten. Sie breiteten sich allmählich in alle Richtungen aus, verbanden sich miteinander und nahmen die wirbelnden Bewegungen eines sich aus sich selbst herauswerfenden Gedankenstrudels an. Dieser Strudel nahm die Gestalt einer sich ausdehnenden Blase an, die von oben wie ein unsichtbarer Stockschlag gegen meinen Schädel klatschte. Der äußere Rand dieses Wirbels, da, wo die äußere Realität in meine Träume eindrang, wurde dabei von meiner sich selbst beobachtenden Vernunft dirigiert, über der die Stimme Akrons thronte, darunter der vaginale Schlund eines mächtigen Trichters, der tief ins Unbewußte führte. Aus der Röhre schwebte mir eine nackte Frau entgegen und machte mir bewußt, über welche Kanäle die Bilder aus den Tiefen der Erinnerung in mein Bewußtsein stiegen. Schon explodierte ihr Bauch, das Fruchtwasser lief aus und aus ihrem Uterus strömte eine eklige grüne Masse, die mich am ganzen Leib einschloß. Ich spürte, wie sich eine Glaswand vor mein Gesichtsfeld schob, mein Blick versank nach innen, und auf der Leinwand meiner luziden Bilder sah ich plötzlich eine durchsichtige Tür durch das Grün des Wassers schimmern. Ich schnappte nach Luft. Und hinter der Tür sah ich meine Mutter winken. Neben ihr stand Akron; er rief mir etwas zu. Er schrie, ich sei in das Loch meines Geburtstraumas gefallen und könne ersticken, wenn ich mich nicht nach seinen Anweisungen richte. Wenn ich mich retten wolle, müsse ich versuchen, die Tür zu öffnen.

«Öffne die Tür!» Er bedrängte mich beharrlich, die Tür zu öffnen und meinen Platz sofort zu verlassen.

«Wie?» röchelte ich zurück.

«Faß sie an!» hörte ich seine Stimme. Gleichzeitig sah ich, wie meine Mutter einen Apfel aus der Tasche zog und ihn vor die Scheibe hielt: «Wir sehen uns noch», murmelte sie durch die Tür, «Tote können hier nicht reden.»

«Wo?» keuchte ich mit letzter Kraft.

«In den Lebenswassern», hörte ich sie sagen.

Ihre Worte drangen in mich ein wie eine Flamme, die die Glut meiner inneren Sehnsucht entfachte, und in einem Schub visionärer Erkenntnis überfiel mich eine unvorstellbare Empfindung. Ich kniete am Ufer und schaute ins Wasser, und auf dem Wasserspiegel bewegte sich eine wunderschöne Frau. Sie ging zur Tür, jedenfalls sah ich sie direkt auf mich zukommen. Ich betrachtete ihre sanfte Erscheinung, als sähe ich durch ein Fenster hinaus, das nach innen geht, und sie stand an der Tür, blickte mich an und sagte nur: «Erkennst du in mir dein inneres Verlangen, sich dem Ewigen zu nähern und in den Mutterschoß zurückzukehren, um die Wahrheit zu erfahren und die Sehnsucht nach dem Unbewußten zu stillen? Bitte rühre mich nicht an!»

«Wer bist du?» fragte ich die schöne Gestalt.

«Ich bin Schneewittchen, die Märchenfee, die von ihrer bösen Stiefmutter vergiftet wurde, und deshalb bin ich hinter diese gläserne Tür verbannt. Doch jetzt bist du gekommen, mein Retter, um mich zu finden und in mich einzudringen, und so werden wir den Garten Eden im gemeinsamen Träumen finden, wo wir uns miteinander verbinden können, ohne uns körperlich berühren zu müssen.»

Und dann stürzte alles über mir zusammen, die Kuppel der Träume oder die Sehnsucht nach einer anderen Welt, die Sehnsucht nach all den Träumen der Ungeborenen, die aus dem Weltall herabgestiegen waren, um die Sehnsucht in die Welt zu tragen, die Sehnsucht nach dem Leben, das sich im Mutterschoß und an der Mutterbrust erfüllt. Ich wußte nicht mehr, ob meine Sinne verwirrt und in den Wassern der Täuschung verfangen waren oder ob sie einer höheren Einsicht stattgaben, um hinter dem Sichtbaren eine andere Realität zu erfahren, die meinen Augen normalerweise verschlossen blieb. Doch dann erkannte ich die Tür: Es war die Tür meines Sarges – der Deckel von Schneewittchens gläsernem Sarkophag.

Ja, jetzt erinnerte ich mich wieder, jetzt erinnerte ich mich genau: Stiefmutter hatte mir den präparierten Apfel gegeben, und ich war an seinem Gift erstickt! Aber jetzt fand ich meinen Retter, meinen kühnen Helden, der sein Leben für mich opfern wollte. Er gab mir ein Zeichen, daß ich die Türe öffnen sollte. Er wollte mich retten. Jaja, ich verstand, er wollte mich berühren, in mich eindringen, er wollte sich in meinem Uterus finden, aber ich wollte mich nicht anfassen lassen. Er kniete am Ufer und hörte deutlich meine Stimme, die Stimme seiner Mutter, die nach ihm rief. Dann versank er langsam in den Fluten. Ich winkte ihm zu, ja …, jetzt hatte er mich erkannt … Er röchelte nach Luft und klopfte an die Tür. Da spürte ich sie wieder, meine klaustrophobische Angst, jedesmal ersticken zu müssen, wenn mich jemand berühren wollte. Trotzdem ließ ich ihn herein und öffnete meinen Schoß; dabei sprengte er meinen Leib, die Haut, den Bauch – das Fruchtwasser lief aus, und aus dem Uterus strömte eine ekelhafte grüne Masse …

Das war knapp», hörte ich Akrons Stimme neben meinem Ohr, «du bist über die Realität hinausgeschossen und beinahe daran krepiert. Ich selbst bin schon viele Male über diese Welt hinausgegangen», erläuterte er mir, «deshalb weiß ich, was dort passiert. Schneewittchen hat sich selbst vergiftet, denn die böse Stiefmutter ist ein innerer Bestandteil ihrer selbst. Und dieses Gift schwebt noch immer in der Welt, bereit, mit Leib und Seele zu vernichten, wer die Voraussetzungen zur Täuschung nicht in sich selbst erkennt. Darum hat die Seele auch Angst, sich selbst zu empfinden und zu öffnen, was das Verhalten an diesem Ort erklärt. Eine bessere Lösung aber, statt vor sich davonzulaufen, bestünde darin, den Apfel bewußt zurückzunehmen. Erlösung kann nur durch das bewußte Loslassen des lebensvernichtenden Egotrips geschehen, den die böse Stiefmutter als Verkörperung des eigenen Schattens immer wieder heraufbeschwört. Doch wir können es nicht ändern – dies entspricht exakt dem Leiden dieser Hölle. Komm raus! Wir müssen weiter!»

Da wurde mir auf einmal klar, daß ich mit dem Gesicht im Wasser lag. Akron zog meinen Kopf über die Wasseroberfläche und befahl mir, aufzustehen.

«Ich kann nicht», entgegnete ich.

«Und warum nicht?» erwiderte er.

«Ich kann nicht, weil ich noch gar nicht geboren bin … weil ich in den Wassern des Lebens ertrunken bin …»

«Laß das und spuck den Apfel sofort aus!» sagte er energisch und knallte mir seinen Stock so heftig auf das Haupt, daß die Blase in meinem Kopf zersprang und die ekelhafte grüne Maße wie eine Fontäne aus meinem Mund herausquoll. Dann packte er mich an der Hand: «Sonst läßt dich die Sehnsucht nicht mehr los. Im Dämmern der Seele wacht die Angst auf und mit ihr die Sehnsucht nach dem Paradies. Die Sehnsucht nach dem Garten Eden ist die lyrische Sehnsucht nach dem Tod. Die Gefangenen dieser Hölle leben in einem Wahn, der sich aus ihren embryonalen Sehnsüchten bildet. Komm raus! Wir müssen weg!»

«Aber was ist ihre Schuld?» Ich riß mich los.

«Die Seelen, die sich aus Angst vor den Gefühlen nicht in ihre eigene Identität hineingetrauen, suchen ihre Aufgabe darin zu finden, daß sie sich zwischen die Welten stellen, um den Garten Eden im Uterus zu finden. Die schlummernde Psyche ist vom eigenen Geschehen abgeschnitten. Auf Ausformungen des Lebens erfolgen keine persönlichen Reaktionen mehr. Statt sich in der Umwelt darzustellen, versuchen sie, ihre Träume mit der Realität zu verweben und dadurch in jene geistigen Bereiche zu entschweben, wo alles Körperliche aufgehoben ist. Es sind die Feen, die in den Wassern schlummern, die die Welt nur träumen, die vertrieben von den Gestaden des Lebens in den Wassern der Unberührten existieren und alle Träumer in ihre Abgründe hinunterziehen», antwortete er. «Los! Raus!»


Merkur in Fische

Vorhölle

Die Vorhölle der mystischen Eingebung an der Schwelle zur Auflösung der Wahrnehmung

Sünder

Ver-Rückte, Ent-Täuschte, Auf-Löser und Ent-Grenzer zwischen Traum und Wirklichkeit: Lügner, Betrüger, Scharlatane, Hellseher, Zauberer, (Doppel-)Spione

Disposition

Der Schattenbereich von Merkur in den Fischen und Merkur im 12. Haus sowie disharmonische Merkur/​Neptun-Aspekte

Schuld

Versponnenheit, Irrationalität, Verworrenheit, Phantasterei, Hirnmüdigkeit, geistige Betäubung, inneres Entschweben, Mangel an Realitätssinn, Flucht vor Menschen, Rückzug aus der Welt, Sehnsucht nach geistiger Durchdringung und der Wunsch, die Schleier durch Auflösung des Denkens zu heben

Strafe

Diese Hölle erzeugt aus verworrenen und verschwommenen Gedankengängen oft wahnhafte Gesichter und hysterische Verstrickungen, denn hier bist du zur Strafe in deine eigenen Gedanken eingesperrt. Versorgungsängste und Verfolgungswahn führen entweder zum Rückzug aus der Welt oder zum Bedürfnis, dich deiner Ratio durch Betäubung wenigstens für kurze Augenblicke zu entziehen. Hier verschmilzt du in den Tiefen deines Bewußtseins mit jener höllischen Einsicht, selbst nur Bühne unbewußter Gespenster oder Rahmen visionärer Botschaften zu sein, die zwar Himmel und Hölle inszenieren, in Wahrheit aber nur einen Mangel an Realitätssinn darstellen. Du kannst die Wirklichkeit nur noch durch die Bilder erfahren, die du dir selbst geschaffen hast. Das entspricht dann jener Vorstellung von Wirklichkeit, die zwar sehr sinnvoll ist, auch wenn sie natürlich niemals stimmt. Nur wenn du sie zu hinterfragen suchst, wird dein ganzes Denken sinnlos, denn damit läufst du ja deiner eigenen Wahrnehmung davon. Deshalb gibt es außer dieser Hölle keinen Ort, wohin du fliehen könntest. Wenn du die Illusion als Illusion erfahren willst, dann gerätst du von der Illusion sinnvoller Ziele zum Bild sinnloser Wahrheit! Wenn nicht, dann bleibst du bei einem Bild deiner Projektion. Du projizierst das Inventar deiner Bilder auf alles, was dir von außen entgegentritt, und reagierst dann auf dein Bild anstatt auf das Geschehene. Du kannst deinem Denken aber nicht entfliehen, denn es färbt ja die Inhalte von allem, was du siehst: Du lebst also nicht in dem, was geschieht, sondern in dem von dir durch deine Vorstellung selbst geschaffenen Raum/​Zeit-Kontinuum.

Lösung

Die rationale Basis der Materie mit ihren funktionalen Handlungsabläufen ist hier weggespült. Dafür wird dein gesamtes Selbst von kosmischen Erfahrungen durchdrungen, denn der Geist dieser Hölle jagt deinen Verstand auf seiner Reise ins Unfaßbare durch Kanäle, die man mit den Werkzeugen des Denkens nicht mehr nachvollziehen kann. Dies kann eine Eignung für die Fiktionen mathematisch-mystischer oder okkult-utopischer Richtung anzeigen, in denen weniger das Detail als der Sinn fürs Ganze herausgehoben werden will. Denn durch deine Prägung kannst du deinen Mitmenschen den Weg zu einem Mythos zeigen, der wahr und doch nicht wahr ist, da sein Inhalt für alle Zeiten unerschöpflich ist. Faßt man ihn symbolisch auf, ist er der Anfang und das Ende, untersucht man ihn aber konkret, dann stellt er sich als das Nichts heraus, aus dem alles Göttliche hervorgegangen ist.

Wessen Augen sind die Sterne?

An der Grenze zur Merkur-Sphäre lagerte eine große Nebelwand. Akron stand neben mir und sprach: «Hier stehen die Seelen am Nichts. Ich hoffe, du bist nüchtern genug, um dir auch das Formlose anzusehen, die Ur-Energien, nach deren magnetischen Ausrichtungen sich überhaupt erst das gestaltet, was du in der Welt als Form erkennst. Im Unbewußten verkörpert diese Ebene das Staunen, mit dem nach Platon alle Erkenntnis beginnt.»

Dann zeigte er auf den Nebel: «Dieser Aspekt ermöglicht es dir, aus der Zeit herauszutreten und einen kurzen Blick hinter die Bewußtseinstüren zu werfen, ins Reich des Unfaßbaren, bevor sich die Ozeane des Vergessens wieder über den Zugriff des polarisierenden Verstandes legen. Aber es wird sehr verwirrend werden, das versprech ich dir!»

Einen Augenblick nahm ich den Nebel wie die unerfüllbare Sehnsucht kollektiver Träume wahr, die mich anzog. Dann verwandelte sich das Ganze in ein strahlendes Lichtermeer, das sich ausdehnte, bis es mich ganz einhüllte. Akron schaute mich fragend an: «Was ist mit dir los? Normalerweise kannst du niemals genug Fragen stellen, aber hier, wo deine Fragen gewissermaßen zur Hölle würden, die wir durchqueren könnten, wenn du sie nur stellen würdest, da sagst du kein Wort.»

Als ich darauf erwiderte, wie sich denn ein physischer Ort aus einer Frage bilden könne, da lächelte er geheimnisvoll: «Wenn die Merkur-Hölle beispielsweise nur ein schäbiger Gedanke wäre, der bloß in deinem Kopf existiert …» Und fügte weiter hinzu, ich solle mich einfach an seinen Antworten festhalten, dann würde er mich durch die Widersprüche des Denkens auf den Hirnfrequenzen dieser Hölle wie an einem Geländer zu neuen Bewußtseinserkenntnissen führen.

Ich sah, wie der kosmische Nebel mich umkreiste und in ein glitzerndes Gedankennetz einband, während Akron weiter philosophierte: «Das entspräche dann jener Vorstellung von Wirklichkeit, die zwar sehr sinnvoll wäre, auch wenn sie tatsächlich gar nicht existieren würde.»

«Deine Antworten sind ein Witz», rutschte es mir da heraus.

«Nein, sie sind höchst bedeutungsvoll, denn sie sind das Geländer im Hirn, das uns gefahrlos durch die Achterbahn dieser Hölle führt», sagte er daraufhin. «Nur wenn du sie polarisieren oder dich nach dem Sinn hinter den Antworten erkundigen wolltest, würden sie sinnlos, denn damit liefen sie ja ihren eigenen Grundlagen davon.»

«Du meinst der intellektuellen Sinnlosigkeit menschlicher Fragen?» forschte ich nach.

«Du hast es erfaßt», sagte er und nickte.

«Aber wo liegt das Ziel, wenn ich das Bild als Bild erfahren will?» ließ ich nicht locker. «Gibt es irgend etwas, wohin sie fliehen könnten?»

«In unbekannte Tiefen», sagte Akron. «Es gibt nichts, wohin sie fliehen könnten, was sich dir da draußen erschließen könnte. Wenn du die Illusion als Illusion erfahren willst, dann gerätst du von der Illusion sinnvoller Ziele zum Bild sinnloser Wahrheit.»

«Dann lande ich wieder bei mir selbst?» fragte ich erstaunt.

«Bei einem Bild deiner Projektion – na klar», nickte er und drückte meinen Arm. «Sieh dich doch um! Du projizierst das Inventar deiner Bilder auf alles, was dir von außen entgegentritt, und reagierst dann auf dein Bild anstatt auf das Geschehen. Schau dir nur die Sünder an!»

Ein Knäuel gräulicher Schemen glotzte mich stumm aus dem Nebel an, während Akron weitersprach: «Das sind die Seelen, die hier büßen. Sie haben zwar keine Gestalt, aber es ist ihnen gelungen, aus dem Numinosen hervorzutreten und sich in deiner Vorstellung vom Unfaßbaren als flimmernde Schatten zu reflektieren. Sie wollen dir etwas sagen. Leider kannst du sie nicht verstehen.»

«Warum kann ich die Sünder nicht verstehen, Akron?»

«Weil du dem Nichts in deinen Träumen keinen Platz einräumst: Das Unsagbare würde die innere Organisation deiner Träume sprengen.»

«Aber warum kann ich sie dann sehen?»

«Weil du sie statt zu sehen nur nach einer Vorstellung vom Sehen siehst!»

«Das ist mir zu komplex», räumte ich vorsichtig ein. «Das versteh ich nicht!»

«Du siehst sie nicht in ihrer wahren Gestalt, du siehst sie gewissermaßen durch eine vorgefaßte innere Prägung, die dir sagt, wie du dir das Unvorstellbare vorzustellen hast.»

«Eine vorgefaßte Prägung …?»

«Ja, ein graues Nebelband.»

«Du meinst», sagte ich zu Akron, «daß ich diese Seelen nur durch mein vorgefaßtes inneres Bild wahrnehme, das für mich wie ein graues Nebelband aussieht?»

«Genau», bestätigte mein Führer, «dein innerer Glaube erschafft jenen Teil der Wirklichkeit, der dir als Realität erscheint, gestaltet formlose Energie zu sichtbaren Formen, die du als gegenständlich empfindest, und formt dein Betrachten, das wiederum das Betrachtete nach seinem eigenen Bilde formt, damit die Welt, in der du dich orientierst, immer genau der Vorgabe deiner inneren Bild-Wahrnehmung entspricht. Doch vom wirklichen Geschehen erfährst du nichts.»

«Darum geht es doch nicht», sagte ich.

«Doch, darum geht es auch», korrigierte er mich und deutete auf ihre Gesichter, «sie haben dir nämlich auch etwas zu sagen, doch ist es unmöglich, dir ihre Aussagen in den richtigen Proportionen zu übermitteln, weil du ihnen in deinem Vorstellungsrahmen keinen Platz einräumst. Sieh einmal vorbehaltlos hin!»

Vor mir im Nebel schwebten immer noch die glotzenden Schemen. Doch während ich hinsah, lösten sich ihre ohnehin schon schlaffen Gestalten zu gänzlich zerfließenden Formen auf. Sie begannen sich vom Hintergrund zu lösen und tropften wie Tränen auf den Boden. «Das ist ja unerträglich», schrie ich hysterisch und faßte Akron am Arm, «laß uns schnell weitergehen!»

«Es ist halb so schlimm», hörte ich ihn sagen, «sie wollen dir einfach mitteilen, daß sie in dieser Hölle ihre Identität verloren haben. Auf dieser Ebene besitzen sie weder Augen noch Mund. Beides haben sie nur in deinem Hirn.»

Ich war ganz erschöpft. Was ich üblicherweise hinsichtlich des Gedankenaustausches zwischen Menschen empfand, war aus Gesichtern, Mündern und Sprache geformt. Und nun schlitterte ich ohne Vorwarnung in ein mir völlig fremdes Weltbild hinein: eine Nebelwand aus dem Blickwinkel dualer Aufweichung oder eine Art mystischer Glaube an meine verborgene Seite – ein masochistischer Troll des Selbstzweifels in einem Netz verzerrter Selbstbilder, der sich mit aller Macht um den Verstand bringen wollte. «Was soll ich tun?» wollte ich wissen.

«Tauch ruhig in die Spiegelungen deiner Hirnmuster ein, aber gib den Wesen Raum, in dem sie ihre Nicht-Gestalt visualisieren können», flüsterte mir Akron ins Ohr, «nur laß dich von deinem eigenen Formlosen nicht forttragen, sonst ist es möglich, daß ich dich nicht mehr erreichen kann. Laß mich wissen, wenn du sie siehst!»

Schnell und mühelos gelang es mir, das vollständige Bild eines grauen Nebelbandes vor mein inneres Auge zu zaubern. Doch plötzlich riß das Band, und ich erkannte zu meinem Entsetzen, wie sich eine riesige Öffnung im filigranen Gedankenschleier bildete, die sich blitzschnell erweiterte, und im gleichen Atemzug sah ich einen Knäuel zuckender Selbstbilder wie eine Feuerschlange in das Nebelband eindringen und wie glühende Bewußtseinsfunken durch das Loch in meinem Hirn verschwinden.

«Wir sind deine eigenen Gedanken, auf ewig träumend in dein unbewußtes Wissen eingebunden», wisperten die Bewußtseinsflammen auf der anderen Seite meines Denkens, «und jetzt ist uns endlich der Durchbruch gelungen. Alles, was in deinem Kopf geschieht, ist in diesem Augenblick mit dem verbunden, was in uns stattfindet, und deshalb kannst du jetzt alles verstehen, was wir an Wissen für dich aufbewahrt haben.»

«Aber was macht ihr in meinem Hirn?» Der Himmel über meinem Kopf war voller Bilder. Es waren Hunderte von ihnen, die sich an den Öffnungen meiner Gehirnschlitze rieben. Was mich aber erschreckte, war, daß ich kein Wort hervorbringen konnte, so verzweifelt ich mich auch bemühte, Akron wissen zu lassen, daß ich die beabsichtigten Stimmen jetzt bildlich vor mir sah.

«Es gibt keinen anderen Ort, an den wir uns begeben könnten», flüsterten diese, «denn wir gehören zu dir. Wir sind die Gedanken in deinem Hirn. Das ist unsere Strafe.»

«Und warum kann ich mich nicht mehr artikulieren?» wollte ich schon losbrüllen, aber ich hatte weder Mund noch Stimme.

«Ein Gedanke, der nur über sich selbst nachdenkt, braucht keinen Mund», antworteten mir die Seelen.

«Gedanke? Bin ich nicht das Ganze?» wollte ich in Erfahrung bringen.

«Einst warst du das Ganze», bestätigten mir die säuselnden Stimmen, «doch dann bist du durch deine eigenen Denkmuster hindurchgefallen und nun genauso wie wir im nebulösen Nichts gefangen.»

«Wie konnte das geschehen?»

«Indem du über diese Hölle nachzudenken begannst. Indem du dich bemühtest, das Nichts so zu betrachten, wie du es dir vorstelltest, hast du ein gefährliches Leck in dein Bewußtsein geschlagen. Schließlich fielst du durch diese Bewußtseins-Bruchstelle aus der dualen Übereinstimmung mit der Welt heraus, weil für dich das Numinose zur persönlichen Wirklichkeit wurde. Weil dein Bewußtseinszensor nicht erkannte, daß es eine persönliche Vorstellung war, hat er diese Vorstellung zu einer anderen Wirklichkeit umgruppiert und dich damit in eine andere Welt gestellt. Diese Welt ist dein Hirn.»

«Und wie komm ich hier wieder raus?» lautete meine nächste Frage.

«Die wahre Freiheit, die hinausgeht, geht nach innen: Dann bist du draußen! Doch du bist nach innen gefallen, weil du nach draußen gehen wolltest, und nun sind wir miteinander im nebulösen Nichts gefangen und müssen auf den nächsten Sünder warten, der uns möglicherweise erlöst, wenn er hereinkommt.»

«Wie groß ist die Chance?» brach ein stummer Wutschrei aus mir heraus, und schlagartig war mir alles klar: Es war das innere Bestreben, zurück zum Geist als Ganzem zu gelangen, ohne mich in Details zu verfangen. Wenn dieses Loch das Nichts war, das die Wahrheit enthielt, dann war ich eine Vision der unbeschreiblichen Kraft, in der ich mich selbst als Teil eines Größeren erkannte, und dieses Größere war der Impuls des Lebens selbst. In diesem Augenblick gab es einen riesigen Knall, und gleichzeitig verwandelte sich mein Hirn in einen glühenden Feuerball, denn plötzlich wußte ich: Ich war das Licht! Ich war das Nichts, und das Nichts war Licht! Einen Atemzug lang erhellte die Explosion mein Gesicht. Und wenn man den Himmel ansah, konnte man einen bis zu den Plejaden durchdringenden Wirbel sehen, ein implodierendes Loch aus regenbogenfarbigem Licht.

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