Kitabı oku: «Der Akron Tarot», sayfa 11

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Ben Hur als Fürsprecher des Krieges

Entschuldigt, gerissener Winkeladvokat und Wortverdreher, wenn ich mich hier klar auf die Seite Eures Kontrahenten stelle, aber mir platzt gleich der Kragen, wenn ich höre, was Ihr da von Euch gebt. Obwohl Ihr männlich seid, scheint Ihr die ganze Zeit verstiegen in Eurem geistigen Dachkämmerlein zu hocken und noch nie einen wahren Krieger getroffen zu haben, denn sonst könntet Ihr nicht so schmählich ignorieren, was einen mutigen Mann wirklich ausmacht! Tapferkeit ist eine Einweihung. Wir leben unser größtes Potenzial - die von Euch angesprochene männlich-aggressive Kraft - und lernen, es zu lenken. Die Fähigkeit, die Pferde zu zügeln, wenn wir den Wagen fahren, macht uns zu mehr als nur zu jugendlichen Heißspornen - sie macht uns zu Herren und Dienern zugleich. So beherrschen wir nicht nur die Kunst, loszuschlagen, um für unsere Ziele zu kämpfen und Gerechtigkeit zu erwirken, sondern wir haben uns zugleich die Fähigkeit antrainiert, uns im Zaum zu halten und nicht ohne Grund wahllos vorzupreschen. Dabei sind wir uns unserer aggressiven Energie durchaus bewusst. Sie ist unsere Stärke, auch wenn sie nicht immer leicht zu kontrollieren ist, aber wir können genauso innehalten und den richtigen Moment abwarten. Wir versuchen uns zu konzentrieren, unsere Kraft zu kontrollieren und in die Richtungen zu lenken, die wir als erstrebenswert erachten. Über das Ringen mit den Polaritäten - Aggression und Defensive, Verteidigung und Angriff - sind wir in der Lage, unsere Mitte zu finden und uns für neue Impulse zu öffnen. Wir sehen auch unsere Defizite und wissen um unsere Ungeduld: Denn wären wir so naiv und zufrieden damit, nur unsere eigenen Projektionen zu bekämpfen, wie Ihr sagt, woher nähmen wir dann den Willen, für eine bessere Welt zu streiten? Zugleich sind wir Diener, denn wir stellen uns bewusst einer höheren Macht als Vollstrecker zur Verfügung. Es gibt keine andere Möglichkeit, unsere Erdenwelt zu gestalten. Sie ist nur dual erfassbar und deshalb auch nur auf diese Weise zu meistern. Für die anderen Welten sind die Priesterinnen und Priester zuständig - das Gebiet von uns Kriegern aber ist die Erdenwelt. Wir dienen den Jungen, die Leitbilder suchen, an denen sie sich orientieren können, wir dienen den Rittern und Fürsten, die Macht zementieren, wir dienen der holden Weiblichkeit, die wir mit unserer Potenz, Kampfkraft und körperlichen Stärke ehren und schützen können, und wir dienen der Menschheit, indem wir neue Wege beschreiten und neues Terrain erschließen. Dabei erleiden wir nicht nur Siege, sondern auch Niederlagen und erlernen dadurch als gute Krieger die besondere Kunst, mit Machtzuwachs und Erfolg ebenso umsichtig umzugehen wie auch, ein Versagen zu verkraften. Das, und nichts anderes, ist das wahre Ziel des Wagens!

Akronos als Advocatus Diaboli

Falsch! Der Wagen wird vom Selbst benutzt, Ihr Herren, nicht um Wünsche oder Ziele des kurzsichtigen Ego zu kreieren, sondern um aus sich heraus materielle Gefäße zu evozieren, in die der Held seine Wege und Ziele »hineinbeabsichtigen« darf. In Wirklichkeit kann der Wagenlenker sein Gespann nur dorthin dirigieren, wo sich die Aufgaben des Unbewussten, die ihm ständig in Form von Reizen und Informationen übermittelt werden, auch erfüllen lassen. Damit das gelingt, darf er natürlich nicht wissen, wohin die Reise geht, denn wüsste er es, könnte er die persönlichen Entscheidungen nicht akzeptieren, die ihm das Unbewusste einfallen lässt. Der Held als handelnde Person spielt die tragende Rolle in einem Stück, das ihm das tiefere Selbst im Glauben einer freien Entscheidung zur Verfügung stellt. Schon auf den alten Tarot-Karten wird der Wagen von zwei Pferden in verschiedene Richtungen gezogen. Dies wurde als Hinweis darauf verstanden, dass es des bewussten Handelns eines Lenkers bedarf, um die Lebenskräfte zu zentrieren und den Wagen auf Ziele hin zu lenken, die dem inneren Streben des Willens entsprechen. Im Grunde ist er nur das ausführende Organ, dem die Gefühle und Empfindungen aufgrund seiner aktuellen Position auf dem Lebensweg zufallen, denn er ist sich aufgrund seines eingeschränkten Horizontes natürlich nicht bewusst genug, um den Schicksalsplan, über den das bewusste innere Selbst verfügt, verstehen zu können.

Deutungen
Allgemein

Der Wagen tritt uns als Krieger entgegen, als männlicher Held. Dabei ist es sein eigentliches Ziel, die bei den Liebenden erfahrene Getrenntheit aufzuheben und die daraus entstandene Sehnsucht nach Wiedervereinigung ihrer Erlösung zuzuführen. Er ist also ein Suchender. Tapfer wagt er sich hinaus in die polare Welt, und weil er sich fürchtet - denn er ist noch jung und unerfahren -, ist er umso angriffslustiger. Nach außen hin wirkt er zwar erwachsen, aber in seinem Inneren muss er noch lernen, diese äußere Erscheinung auszufüllen, denn in vielem entspricht er dem Sohn des Herrschers, der in die Welt aufbricht, um seine eigene Identität zu finden. Oft weiß er gar nicht, dass seine eigentliche Berufung die Suche nach Liebe ist, denn er symbolisiert den Anfang, den Moment, in dem er sich für ein Ziel entscheidet und loszieht, um die Objekte der Anziehung in die Wirklichkeit zu holen. Fast alles, was sich ihm in den Weg stellt, kreiert er zum Feindbild, um sich in der Bekämpfung des anderen besser kennen zu lernen. Zugleich wird er im Kampf die ersehnte Liebe zurückweisen - denn täte er es nicht, dann müsste er seine Gegner als Teil seiner selbst annehmen und seine eigene Handlungsweise ad absurdum führen. So ist er in erster Linie damit beschäftigt, Terrain zu erkunden, Sicherheit im Umgang mit sich selbst zu erlangen und sich den eigenen Ehrenkodex unabhängig von bestehenden Autoritäten zu definieren. Zugleich ist der Wagen damit ein Vorreiter, Späher oder Kundschafter. Die innere Sehnsucht nach Vollständigkeit bringt ihn dazu, als Erster neue Wege zu beschreiten und alte Gesetze und Traditionen hinter sich zu lassen. Damit bietet er sich auch für andere als Projektionsfläche an und nimmt deren Übertragungen auf sich, um seinem Wunsch nach Erlösung Gestalt zu geben. Wir begegnen ihm im täglichen Erleben zum Beispiel in der entschlossenen Kraft, eine Entscheidung gegen alle Widerstände durchzuboxen. Wir finden ihn aber auch in einer übermütigen zielstrebigen Energie, die oft über das Ziel hinausschießt, weil sie nicht weiß, wohin mit der überschüssigen Kraft, und zugleich in den Visionen, die wir von einem besseren Leben haben und für die wir bereit sind, mit der unbeugsamen Absicht unseres Willens zu kämpfen.

Beruf und Finanzen

So sehr der einfache Soldat dem kämpferischen Element des Wagens entspricht, so wenig passt der Gehorsam, der von ihm verlangt wird, zu diesem Archetyp, der den Freiheit suchenden, für einen höheren Zweck kämpfenden Krieger darstellt. Aber er ist nicht nur Krieger, sondern auch ein tatkräftiger Entdecker - wie seinerzeit Kolumbus oder James Cook. Abenteurer und Schatzsucher entsprechen dem Wagen ebenfalls. In unserer heutigen Zeit finden wir diesen Archetyp vor allem im Bereich des Sports, des Börsenzockers oder im Außendienst. Da sich unsere Gesellschaft stark auf die Wagen-Energie stützt, verheißt diese Karte bei geschäftlichen Unternehmungen aller Art zumeist Erfolg. Sie rät uns, mit aller Entschlossenheit unsere brennenden Pläne und Wünsche anzugehen. Im beruflichen Alltag und in schwierigen Situationen empfiehlt sie uns, mutig für unsere Vorstellungen und Ziele zu kämpfen. Dabei treten wir zuweilen nach außen recht siegesgewiss und prahlerisch auf. Finanziell steht der Wagen für Risikobereitschaft und Initiative. Mutigen Entschlüssen lässt er sofort Taten folgen. Er kann auch mit glücklicher Hand in schwierige Unternehmet investieren, wenn er an die Ziele seiner Visionen glaubt.

Umgekehrt

Wir haben das Gefühl, beruflich auf der Stelle zu treten. Die Widerstände, auf die wir im Außen treffen, sind zu groß. Projekte scheitern oder müssen abgebrochen werden. Unsere Unternehmungslust und unser aggressiver Entdeckergeist sind blockiert. Dies kann dazu führen, dass unsere Energie, die nun nicht mehr frei fließen kann, zerstörerisch wird. Wir erleben dann eine schwelende innere Wut, die entweder in uns selbst Schaden anrichtet oder nach außen gelangt und dort in Form von Aggressivität gegen andere auftritt. Den Kontakt zu unserem Unterbewussten, das uns auf die große Suche geschickt hat, haben wir in beiden Fällen verloren. Die Karte ist weiterhin eine deutliche Warnung, vor lauter Energie und Siegesgewissheit nicht den Sinn dafür zu verlieren, dass der Kampfgeist zwar vermag, uns unsere bewussten Wünsche zu erfüllen, die unbewussten Kräfte in unserem Leben aber die meisten Prozesse steuern. Die große Chance, die im umgekehrten Wagen steckt, liegt daher darin, dass wir durch das Scheitern unseres Projektes oder Zieles nun die Möglichkeit haben, uns zurückzuziehen und auf unsere eigentliche Mission, die jenseits der Wünsche unseres Ego liegt, zu besinnen.

Liebe und Beziehung

Das andere Geschlecht ist für den Wagen wohl das spannendste, was es in seiner dualen Welt zu entdecken gibt: das Ziel seiner Sehnsucht nach Vollständigkeit. In vollem Bewusstsein seiner Kraft und Stärke schickt er sich an, den anderen für seine eigenen Vorhaben zu gewinnen. Auch wenn er sich auf diesem Feld begeistert bewegt, fehlt es dem in ihm wohnenden jugendlichen Geist allerdings meist an Reife, über diesen Eroberungs- und Entdeckungsdrang hinauszusehen. Oft verwechselt er Erringen mit Bezwingen und wird so nach einer Weile feststellen, dass er mit seiner eigentlichen Suche nach Liebe nicht viel weiter gekommen ist. Er kann sexuelle Objekte erfolgreich umwerben und erobern - aber was macht er mit ihnen, wenn sie sich ihm seelisch öffnen? Unter dem Einfluss dieser Karte schicken wir uns an, mit aller Energie einen anderen Menschen zu umwerben. Dabei verhalten wir uns gelegentlich laut und prahlerisch, weil wir denken, dem Empfänger unserer Sehnsüchte und Begierden damit imponieren zu können und zugleich unliebsame Konkurrenten auszuschalten. In bestehende Verbindungen bringt der Wagen neuen Schwung und Unternehmungslust. In der Sexualität zeigt diese Karte eine besonders intensive Zeit, in der zumeist der Partner, der dem Wagen entspricht, die Initiative übernimmt. Wie der Herrscher kann auch der Wagen auf einen Vaterkonflikt hindeuten. Er steht dann für einen Menschen, der in Beziehungen in erster Linie damit beschäftigt ist, sich selbst unabhängig vom Vater auszuprobieren und zu finden. Eine wirkliche Eigenständigkeit hat er dabei aber noch nicht erlangt.

Umgekehrt

Wir kommen mit unserer aggressiven Handlungsweise nicht zum ersehnten Ziel - die zielstrebig verfolgte Eroberung des anderen zum Beispiel wird uns bei der umgedrehten Karte nicht gelingen. Wenn wir unsere sexuelle Energie nicht bewusst lenken, sondern verleugnen, werden wir im Außen auf sie stoßen, zum Beispiel durch einen Menschen, der unser Liebeswerben brüsk zurückweist. Wütet die Energie in unserem Inneren weiter, führt sie zu einem zerstörerischen Verhalten. Wir verfügen dann über keine oder nur wenig Energie, unsere eigenen Ziele und Vorstellungen innerhalb einer Partnerschaft in die Tat umzusetzen, und geben uns dann dementsprechend passiv oder quälen uns mit Selbstvorwürfen und Versagensängsten. Richten wir die Aggressivität gegen andere, dann verhalten wir uns cholerisch oder unberechenbar, vielleicht sogar gewalttätig und versuchen, in der Partnerschaft oder unseren Freundschaften unseren Willen durchzusetzen. Auch hier wieder mahnt der umgedrehte Wagen, dass wir mit dem bloßen Willen und der Aggressivität nicht weiterkommen, sondern uns immer mehr vom eigentlichen Ziel unserer Mission - der Suche nach Vollständigkeit und Liebe - entfernen.

Magie und Spiritualität

Im persönlichen Erleben verheißt der Wagen eine Zeit, in der wir aktiv neue religiöse oder spirituelle Wege beschreiten und uns darin zurechtzufinden versuchen. Es fällt uns leicht, auf diesem Weg andere Menschen kennen zu lernen und von unserer Energie und Fähigkeit zu überzeugen. Dabei geht es uns weniger darum, zu tiefen spirituellen Erkenntnissen zu kommen, als vielmehr Neues zu entdecken und unsere Vorstellungen anderen gegenüber klar zu vertreten oder andere, vom eigenen Willen beseelt, auf die eine oder andere Weise fuhren zu wollen. Die männlich-kriegerische Triebnatur wird in spirituellen oder anderen Glaubensfragen oft abgelehnt oder gar verdammt: Aggressivität wird der Liebe entgegengestellt und die Wagen-Energie in ihrer Bindung an die polare Welt als Gegenpart zur religiösen Vergeistigung verstanden. Sie wird allerdings gerne genutzt, um für den Glauben zu kämpfen und gegen Andersgläubige zu Felde zu ziehen. Der Wagen im Bereich Magie und Spiritualität kann uns aber auch aufzeigen, dass wir in unserer Suche nach Erkenntnissen genau dann vorankommen, wenn wir es wagen, uns mit dem Archetypus des Kriegers in uns zu identifizieren und auseinanderzusetzen. Je offener wir anerkennen, dass wir diese Kraft besitzen, desto sicherer können wir sie leiten und durch sie den ersten großen Schritt auf dem männlichen Einweihungsweg machen.

Umgekehrt

Der Verlust von Erfolg, der droht, wenn der umgedrehte Wagen erscheint, kann uns bei der Rückbesinnung auf unsere eigentlichen Werte darauf stoßen, dass gerade im spirituellen Bereich viele Erfolge und fast alle Erkenntnisse nicht durch den Einsatz von Willenskraft, Ungeduld und Aktivität zu erreichen sind. Daher zeigt die Karte an, dass wir mit Aggressivität oder Zielstrebigkeit überhaupt nicht weiterkommen. Wege verschließen sich uns, Menschen wenden sich von uns ab und wir reagieren entweder übermäßig kampfbereit oder ziehen die Energie von außen ab, weil wir sie gegen uns selbst richten.

VIII Die Gerechtigkeit
Ausgleich, Balance, Objektivität


Das Problem von Recht und Unrecht ist unsere eigene Vorstellung davon, was Sünde sei, nämlich ein vermeidbarer Fehler und nicht die logische Konsequenz eines übermächtigen psychologischen Prozesses zwischen Ich und Du. So streben wir immerfort nach Recht und Wahrheit, merken aber dabei nicht, dass das Unrecht so lange unvermeidlich ist, solange wir wollen, dass Recht geschieht (Unrecht versteckt sich oft im Unrecht der anderen, um sich im Bekämpfen der eigenen Spiegelbilder von seinem eigenen Recht zu überzeugen). In diesem Sinn sind unsere Gerechtigkeitsmodelle völlig sinnlos: Recht und Unrecht bekämpfen sich nicht gegenseitig, sondern sie ergänzen einander. Sie stellen zwei Seiten ein und derselben Wirklichkeit dar und ergeben erst in der Gesamtschau ein der Wahrheit entsprechendes Bild der Wirklichkeit. Das Böse ist nicht der Widerspruch zum Guten, das durch das Gute vermieden werden kann, sondern die eine Seite des Guten selbst, die wir vom Guten abgetrennt haben, damit die andere Seite als Gutes weiterexistieren darf.

Baphomet — Tarot der Unterwelt

Karte

Auf der Karte Acht sehen wir eine zentrale Figur, die eine rote Kappe trägt, deren äußere Enden nach unten gezogen sind und somit die einst empfangene Inspiration über das, was richtig und falsch ist, in Form von kraftvollen Gedanken und Regelungen an die Welt weitergeben. Die rote Kopfbedeckung ist die Erinnerung an die geöffnete Mondsichel der Mutter, die sich als Gefäß der Inspiration begreift. Gleichzeitig mutet der Gesichtsausdruck auf dem Bild aber auch schwach und hilflos an, weil der Gerechte nicht merkt, welche kollektive Vorstellung sich über ihm aufgespannt hat, die er unbewusst zwischen seinen Fingern jongliert. Diese Konstruktion ist so fest zum Bestandteil seiner eigenen Eingebung geworden (die Waage als Symbol des Ausgleichs ist auf seiner Mütze montiert), dass der Denker gar nicht sehen kann, welche von seiner Kontrolle gesteuerten Kräfte sich von ihm unbemerkt über seiner Inspiration ausbreiten. Er ahnt nicht, dass Wahrheit nur das ist, was er sich zur eigenen Wahrheit gemacht hat: Recht oder Unrecht, Teufel oder Gott. Auch wenn es auf den ersten Blick so erscheint, als würden die unbewussten Teile im Kleid der Archetypen scheinbar offen miteinander kommunizieren, so spielt sich alles außerhalb der Sichtweise des Individuums ab. Sie stellen jene einander beeinflussenden Kräfte des Unbewussten dar, die sich der bewussten Aufsicht entziehen, die sich aber trotzdem über das Denken manifestieren, und das bedeutet, dass unbewusste Teile im Kleid der Kontrolle versteckt und unbemerkt agieren.

Der Mann auf dem Bild halt zwei Kugeln in der Hand, Symbol der Balance, die er sich wie einen Kopfhörer auf die Ohren drückt, und auf den Bällen balancieren Toth, der ein Henkelkreuz in die (von uns aus) rechte Waagschale legt, die sein Herz in der Linken aufwiegen soll, und Anubis, der das Ritual protokolliert. Diese Szene steht für die verdrängten Gefühle, die vom kontrollierenden Verstand erkannt werden wollen, schließlich stellen Anubis und Toth jene gegenüberliegenden, einander aufwiegenden Kräfte von Geist und Seele dar. Dabei kommt es zur folgenden Projektion: Anstelle seines Herzens erkennt Toth durch sein Henkelkreuz (Symbol des Wissens) seine eigene Gefühlsprojektion (sein Herz liegt in der Waagschale des anderen). Da jeder Spieler den anderen als Zielscheibe braucht, um den verdrängten Teil darauf zu projizieren, versucht jeder den Schatten des Mitspielers zu vergrößern, um das eigene Unerkannte in diesem manifestieren zu können. Das Opfer beispielsweise braucht, um seine Hingabe zu leben, nicht nur ein Unrechtsbewusstsein bei sich selbst, sondern auch den (scheinbaren) Gerechtigkeitssinn der anderen; genauso brauchen die anderen ein schuldiges Opfer, um ihre eigene Täterdisposition unter dem Kleid der Gerechtigkeit verstecken zu können.

Gerechtigkeit sollte sich also immer wieder selbst in Frage stellen. Ziel wäre eine alle Widersprüche integrierende Vision, die die Grenzen der Sichtweise aufbricht, damit das übergeordnete Ganze hinter der Struktur einen Augenblick lang durchscheinen kann und die Gerechtigkeit zwingt, sich immer wieder zu öffnen, um das Ungerechte als abgespaltenen Teil wieder in sich aufnehmen zu können. Balance ist ein hochdramatisches Nullsummenspiel, wo der eine nur gewinnt, wenn der andere nicht verliert. Es funktioniert nur dann, wenn beide gewinnen, wenn also alles miteinander ausbalanciert ist. Das heißt auch, dass sich der Wille des einen als freier Wille nur dann definiert, wenn er die Anerkennung durch den anderen findet. Denn jede Person konstituiert sich selbst nur durch den Bezug zu einer anderen, was nichts anderes sagt, als dass sich das Ich durch das Du definiert, an dem es sich messen und ausrichten kann.

Kontroverse
Kronos als Hüter der Tradition

Sie wagen es tatsächlich, Verehrtester, die Gerechtigkeit und ihre Organe als bare Spiegelungen verdrängter innerpsychischer und kollektiver Prozesse bloßzustellen. So rufe ich Sie vor Gericht, indem ich Sie frage, wo wären Sie selbst, wenn Sie das Recht der freien Meinungsäußerung nicht schützte? Würde man Sie nicht für jeden Ihrer Sätze zur Rechenschaft ziehen und für Ihre Ketzereien wie die alten Hexenmeister auf dem Scheiterhaufen verbrennen? Wo wäre die moderne Gesellschaft, wenn sie der Spirale religiöser und weltlicher Gewalt nicht in mühsamen Prozessen die Grundlagen gesetzlicher Gerechtigkeit in Form von Rechtsstaatlichkeit abgerungen hätte, und käme es nicht einem Selbstmord gleich, auf die zersetzenden Kräfte blinder Triebe und Emotionen nicht mit aller Gewalt zu reagieren? Weg und Ziel der Schöpfung liegt in der fortschreitenden Entwicklung, und mit dieser Karte versuchen wir die Ausgleichung vor der Vertreibung aus dem Paradies künstlich nachzubilden (den Zustand vor der Trennung vom Ursprung). Im urrudimentären Bewusstsein der Menschheit, in dem Licht und Dunkel als polare Sinnbilder und Eckpfeiler des Spektrums menschlicher Sicht galten, begriff sich der Einzelne noch als Spielball höherer Kräfte, deren Wohlwollen er gewinnen musste. Hell und dunkel war die Seite ein und derselben Münze, denn wer fragte schon nach dem Recht des Stärkeren oder dem Anspruch des Schwächeren? Doch durch den evolutionären Übergang vom Jäger zum Siedler entstanden neue Wertesysteme und Verhaltensregeln: Es brauchte Regeln, die sich an Ziel und Zweck der menschlichen Gemeinschaft orientierten, um das Zusammenspiel der individuellen Absichten zu koordinieren. Diese Richtlinien nannte der Mensch Gerechtigkeit, und Krieg und Streit als Vater der Entwicklung waren nicht mehr länger im Schwange. Alles, was sich dem Recht und der Ordnung entgegenstellte, wurde plötzlich als Feind der menschlichen Entwicklung erkannt. Gerechtigkeit wurde zum System, um der Willkür menschlicher Instinkte und Gefühle einen Rahmen zu geben, und sie führte auch in die Tiefe, indem sie der Achse These-Antithese die Synthese oder die (scheinbare) Lösung hinzufügte. Deshalb will ich von Ihnen wissen: Ist es nicht unsere ureigenste Aufgabe, durch objektive Rechtsmittel Ordnung in das Chaos des Lebens zu bringen und somit die Grundlage für Lebensstrukturen zu schaffen, die tragfähig genug sind, unseren Geist und seine Ordnungen bis zu den Sternen zu tragen?

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