Kitabı oku: «Der Akron Tarot», sayfa 12

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Akronos als Advocatus Diaboli

Das Problem der Ordnung ist die Vorstellung, lieber Staatsanwalt, was Ordnung ist, nämlich das Gegenteil von Unordnung und damit auch das Gegenteil von den notwendigen psychischen Prozessen im Leben, die durch das Bild der Ordnung dauernd unter den (Bewusstseins-)Teppich gefegt werden. Im gleichen Atemzug ist auch das Paradoxon des Strebens nach Recht zu erwähnen, das durch alle Versuche, Recht zu schaffen, neue Systeme und Bedingungen erbaut, die wiederum Unrecht erzeugen. Mit zunehmender Verdichtung gesellschaftlicher und sozialer Realitäten zieht sich das Netz der Richter und der Anwälte des Rechts fester um die Bewegungsfreiheit der Menschen zusammen, und so werden aus ursprünglich guten Absichten durch das Recht oft Hindernisse geschaffen, die die Spontaneität des Handelns bremsen. Das Motiv der Gerechtigkeit, stets dem Recht selbst Recht zu geben, bestätigt sich in der Annahme, dass stets das Richtigere Recht erhält, damit sich die Wirksamkeit des Rechts weitertragen kann.

Das Böse ist die Verneinung der Gegensätze, weil ohne das andere auch kein Ich existieren kann. Man könnte auch sagen, das Böse ist ein »Ich« ohne »Du«, und da es aus seiner Sicht nichts gibt, was ihm trotzen kann, kann es sich nicht selbst erlösen. Ja, es kann sich nicht einmal selbst zerstören, weil sich ihm kein Böses reflektiert, es kann immer nur verzweifelt böse sein bis ans Ende aller Tage, sprach Gott einst an der Wiege der Schöpfung und stellte dem Menschen seinen Schatten in Form des Widersachers zur Seite, ohne dem Sünder mitzuteilen, dass Unordnung unvermeidlich ist, solange er Ordnung erzwingen will. Solange wir die Unordnung mit allen Mitteln bekämpfen, merken wir nicht, dass die scheinbare Unordnung, der eine schöpferische Ordnung zugrunde liegt, gerade der Teil ist, den wir integrieren müssen, damit unsere kleine Ordnung mit der großen Unordnung zusammenwachsen kann. Erst wenn wir merken, dass wir der Gerechtigkeit nicht trauen können, weil sich dahinter oft der Teufel in der Maske des Gerechten versteckt - das Charisma der Objektivität, mit dem sich die Gesellschaft umgibt, um die Subjektivität ihrer Feinde als Unrecht auszugrenzen -, ist wenigstens der geistige Widerspruch umschifft, dass Gerechtigkeit erstrebenswerter sein soll als Ungerechtigkeit. Es ist immer nur eine Sache des Standpunktes, an dem der Gerechte sein Weltbild montiert, denn nur die Ausrichtung dieser Montage zeigt, was er an subjektiver Perspektive draußen in der Welt objektiv wahrnehmen kann.

Deutungen
Allgemein

Die Strukturen und geistigen Konzepte des Herrschers und Hohepriesters haben sich in der Gerechtigkeit so verfeinert, dass sie zu einem detaillierten Gerüst von Recht und Unrecht, Gut und Böse geworden sind, nach dessen dualen Grundpfeilern unsere Gesellschaft ihre Existenz ausrichtet. Der Held, der mit dem Wagen ausgezogen ist, die Welt zu erkunden, entwickelt im Laufe seiner Reise diese zwischen zwei Polen balancierende Sichtweise. Er ist nicht mehr unwissend und unschuldig. Er lernt alles, was ihm entgegentritt, dadurch wahrzunehmen, dass es ihm entweder gleicht oder sich von ihm unterscheidet, und dass alle seine Handlungen Konsequenzen hervorbringen, die er tragen muss. Die Gerechtigkeit entspricht im Alltag unserer Gesetzgebung. Sie symbolisiert, was als richtig oder falsch festgelegt wurde und als überlieferte Prägung in unser Fleisch und Blut übergegangen ist. Auf Grund dessen merken wir oft nicht, dass es sich um eine Konstruktion handelt, die nur Wahrheit wird, weil wir sie als wahr erklären. Doch solange wir unsere Welt hauptsächlich durch ihre Polarität, das Erkennen der Gegensätze, wahrnehmen, übernimmt die Gerechtigkeit eine wichtige Funktion. Sie ist die Kontrollinstanz für extremes Verhalten innerhalb einer Gemeinschaft - und zugleich Gradmesser für unser eigenes Ungleichgewicht. Wenn wir Teile in uns abspalten und uns so durch Handlungen entweder zum Täter oder Opfer machen, ermöglicht sie in vielen Fällen eine Regulierung dieser beiden Extreme. Sie macht den Täter z. B. durch eine Haftstrafe handlungsunfähig und stärkt dadurch das Opfer. Dementsprechend erleben wir sie entweder in uns als eigene Verantwortung oder wir geben sie an eine Instanz im Außen ab, die über uns und unseren (menschlichen) Gegenpart in Form einer Gerichtsverhandlung oder eines Vergleichs Recht spricht. Da die Gerechtigkeit mindestens zwei Seiten beinhaltet, ermöglicht sie es uns auch erstmals, eine Sache aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und so ein genaueres Bild von ihr zu erhalten. Deshalb repräsentiert sie auch die scheinbare Objektivität: die Fähigkeit, eine Angelegenheit von außen wertfrei zu analysieren. Im täglichen Leben begegnen wir ihr natürlich in allem, was mit Recht und Gesetz zusammenhängt. Ebenso aber steht sie für unsere eigene Wertvorstellung davon, was gut und böse, falsch oder richtig ist. So deutet die Karte auf eine Zeit hin, in der es für uns wichtig ist, uns analytisch mit einer Situation auseinanderzusetzen und immer mehrere Sichtweisen einzubeziehen, bevor wir uns nach gründlicher Überlegung für eine Handlungsmöglichkeit entscheiden.

Beruf und Finanzen

Anwalt oder Richter sind natürlich die Berufe, die wir als erstes mit dieser Karte assoziieren. Aber auch ein Wissenschaftler gehört dazu, denn das neutrale Betrachten und Untersuchen entspricht ebenfalls der Gerechtigkeit. In unserem beruflichen Alltag verleiht sie uns die Fähigkeit, eine schwierige Aufgabe, die wir in Angriff nehmen wollen, vorher zu analysieren, indem wir alle Möglichkeiten und eventuelle Vorgehensweisen darlegen und gegeneinander abwägen. Auf diese Weise können wir die wahrscheinlichste Entwicklung einer Angelegenheit im Voraus abschätzen und uns darüber klar werden, welcher Weg der beste ist. Die Gerechtigkeit kann uns auch bei Streitigkeiten am Arbeitsplatz helfen, einen kühlen Kopf zu bewahren und zu schlichten. Allgemein rät sie uns, unsere Emotionen zu zügeln und eine Angelegenheit zuerst mit unserem Verstand zu beleuchten. Wenn wir dann handeln, gibt sie uns den Rat, die innerhalb der Maßstäbe unserer Gesellschaft gerechteste und fairste Lösung zu suchen. Dies können wir am besten, wenn wir in unserer Mitte sind. Bei persönlichen Angelegenheiten wird unser Gerechtigkeitssinn oft genauso aus unserer Prägung wie aus unserem Gefühl gesteuert. In jedem Falle befinden wir uns beruflich in einer Phase, in der uns Spontaneität, wilde Leidenschaften oder ausufernde Energie nicht weiterhelfen, sondern in der es gilt, bedacht und umsichtig zu handeln.

Umgekehrt

Auf dem Kopf stehend zeigt sich die Gerechtigkeit zum Beispiel darin, dass wir entweder Opfer einer Ungerechtigkeit geworden sind oder uns in einer beruflichen Angelegenheit verschätzen und uns entgegen besserem Wissen oder unserer inneren Stimme übermäßig emotional, ungerecht oder unehrlich verhalten. Wenn wir bewusst gegen uns selbst oder einen anderen gehandelt haben, suchen wir zumeist unbewusst auch eine Bestrafung. Dies könnte sich dadurch manifestieren, dass wir uns von anderen ins Abseits drängen lassen oder unsere Unehrlichkeit so ungeschickt platzieren, dass unsere unlauteren Absichten vor aller Welt auffliegen. Die Konsequenzen, die daraus entstehen, sind für uns zugleich die Chance, den Konflikt im Außen durchzuspielen und so zumindest als uns zugehörig zu erkennen. Damit erhalten wir die Möglichkeit, unser eigenes, einengendes Gerechtigkeitsmodell zu sprengen und ausgelagerte Persönlichkeitsanteile wieder in unser Wesen zu integrieren. Als allgemeinen Ratschlag zeigt die umgedrehte Karte an, dass Besonnenheit und langes Nachdenken nun nicht mehr hilfreich sind, sondern es im Gegenteil darum geht, den eingefahrenen und erprobten Gerechtigkeitssinn und die intellektuelle Herangehensweise hintenan zu stellen, um spontaner und gefühlsbetonter zu agieren.

Liebe und Beziehung

Mit den tiefen Gefühlen, die bei Beziehungen im Spiel sind, verträgt sich die kopflastige Gerechtigkeit nicht besonders gut. Im besten Fall kann sie uns ermutigen, uns in heiklen Situationen von unseren Emotionen nicht allzu sehr mitreißen, sondern den Verstand und kluge Einsichten regieren zu lassen. Insgesamt deutet sie aber auf ein Übermaß an Vernunft und Intellekt hin, das unsere Spontaneität und Kreativität begrenzt. Wir leben Liebe und Beziehung durch die Brille von Recht und Unrecht und neigen dazu, alles, was geschieht, zu beschriften und mit den Etiketten versehen in Kategorien einzuordnen. Das bedeutet auch, dass wir den anderen Menschen, statt ihn einfach auf der Gefühlsebene zu erfahren, nur nach unseren Wertmaßstäben beurteilen. Wenn wir in einer funktionierenden Partnerschaft leben, dann schaffen wir dadurch Distanz und ein Ungleichgewicht zwischen Herz und Verstand. Vielleicht unterdrücken wir in unserem Bedürfnis nach Harmonie und Gleichgewicht auch starke Energien. Es gibt aber auch Zeiten, in denen die Gerechtigkeit in einer Beziehung wertvolle Dienste leisten kann. Befindet sich die Verbindung bereits im Ungleichgewicht oder droht zu eskalieren, kann diese Karte uns helfen, die Angelegenheit fair und ruhig von allen Seiten zu betrachten. Bei einem Streit mit unserem Partner oder einem Freund zum Beispiel rät sie uns, nicht allzu gefühlsbetont zu reagieren, sondern in Ruhe beide Seiten anzuhören, um den Streit konstruktiv nutzen zu können. So kann sie uns zu wichtigen Erkenntnissen über uns oder unseren Projektionspunkt führen, die sich wiederum positiv auf unsere Verbindung auswirken.

Umgekehrt

Die Beziehung ist aus dem Gleichgewicht geraten. Wir verwenden viel Energie darauf, den anderen zu beschuldigen oder von ihm beschuldigt zu werden. Die umgekehrte Karte kann auch anzeigen, dass in einer Angelegenheit, in der es wichtig gewesen wäre, sich ausgleichend und überlegt zu verhalten, wir aus unserem ersten, leidenschaftlichen Gefühl agierten und damit den anderen verletzt oder ungerecht behandelt haben. Die Gerechtigkeit eröffnet uns dann die Möglichkeit, bei jedem Zusammenstoß oder Unrecht zuerst einmal genau hinzusehen, was wir in unseren Verbindungen eigentlich als Recht und Unrecht empfinden und ob wir uns erlauben können, den anderen Menschen an unserer persönlichen Richterskala zu messen. Denn was wir als falsch bezeichnen, kann für ihn genau das Richtige sein. Die Karte rät uns also, zu hinterfragen, ob unser bisheriges Rechtsempfinden innerhalb der Partnerschaft überhaupt noch unserer inneren Wahrheit entspricht. Erscheint die umgedrehte Gerechtigkeit jedoch als Ratschlag, so gilt es, die Vernunft wegzulassen und völlig aus dem Gefühl zu handeln, ohne darüber nachzudenken, was daraus für Konsequenzen entstehen könnten.

Magie und Spiritualität

In Glaubensfragen ist die Gerechtigkeit der verlängerte Arm des Hohepriesters, wie sie auch den verlängerten Arm des Herrschers in der materiellen Welt darstellt. Bei den großen, institutionalisierten Religionen dient sie als wirkungsvolles Mittel, die Glaubensmodelle dieser psychologischen Architekturen zu unterstützen. Das führt oft dazu, dass ein Gott verehrt wird, der die Rolle des Richters übernimmt und als solcher über den Menschen thronend angefleht wird, Gerechtigkeit und Milde walten zu lassen. Wenn wir so glauben und handeln, übergeben wir unser inneres Ungleichgewicht an eine höhere Macht im Außen, von der wir aber gleichzeitig annehmen, dass sie nach unseren Maßstäben handelt und richtet. Dementsprechend können wir Ereignisse, die wir als ungerecht empfinden, nur mit Demut oder Ohnmacht hinnehmen, da diese Macht sich unserem Wirkungskreis entzieht. Die Karte kann in diesem Bereich ein Hinweis darauf sein, dass wir das Tribunal, das uns sagt, was gut und böse ist, ausschließlich in unserer Religion suchen und wir das ganze soziale Gebilde überhaupt zu sehr an den menschlichen Vorstellungen von Ordnung und Unordnung messen. Die Gerechtigkeit kann sich aber auch auf eine vielfältigere Weise entfalten. Auf unserem Weg zu uns selbst kann sie eine Handlungsebene bilden, auf der wir uns in der Kunst der Hinterfragung der gesellschaftlichen Polaritäten üben und dabei die Geheimnisse entdecken können, die sich dahinter verbergen. Dies erschließt uns zuerst einmal die Möglichkeit, uns der Gegensätzlichkeit, in der wir unser Erdenleben verbringen, bewusst zu werden und zu erkennen, dass sie ein Weg der Wahrnehmung ist, der keinen endgültigen Wahrheitsanspruch hat. Wir können uns damit auseinandersetzen, inwieweit dieses Empfinden von unserer Gesellschaft geprägt wurde oder anderen Quellen entspringt. Dies bedeutet auch, dass wir bei Menschen, denen wir begegnen, trainieren können, ihren Standpunkt als eine weitere Facette unserer eigenen Persönlichkeit anzuerkennen, besonders dann, wenn wir auf diesen Standpunkt heftig reagieren. Wir beschäftigen uns damit, was Illusion für uns ist und ob wir sie ausgleichen können, wenn wir sie mit dem genauen Gegenteil unserer Vorstellung verschmelzen. Wir können uns damit auseinandersetzen, was für Konsequenzen unser Tun hat und wie wir über die Polarität hinausgelangen können. Auf einer alltäglicheren Ebene bedeutet die Karte, dass wir um inneren Ausgleich bemüht sind und das Thema Religion, Spiritualität und Magie intellektuell angehen - vielleicht, indem wir die verschiedensten Wege miteinander vergleichen und abwägen. Möglicherweise behindern wir damit aber auch unsere Intuition, die uns den Weg weisen könnte und ein inneres, kreatives Chaos, das wir zum spirituellen Wachstum brauchen, an ihrer Entfaltung.

Umgekehrt

Bewegen wir uns in einem Glaubenssystem, in dem wir die Funktion des Richters auf einen Gott übertragen, dann zeigt die umgedrehte Gerechtigkeit an, dass wir an einem Punkt angekommen sind, an dem wir mit den dualen Glaubenssätzen nicht mehr klarkommen. Wir wehren uns gegen dieses fremdbestimmte Gerechtigkeitsgefüge. Die Umkehrung der Karte kann also heißen, dass sich unsere Glaubenswelt auf den Kopf stellt, der Bauch die Regentschaft übernimmt und an Stelle von Vernunft, Ordnung und Ausgleich heftige Gefühle hervorbrechen. Wie wir uns auch bewegen, wir fallen aus dem Gleichgewicht, mit dem wir die Pole von Recht und Unrecht ausbalancieren. Dies kann ein Segen sein, wenn wir zuvor zu kontrolliert gehandelt haben, denn dann zwingt uns das Schicksal, unseren spirituellen Weg auch ohne festen Plan oder Modell, an dem wir uns orientieren können, zu finden.

IX Der Eremit
Sammlung, Erkenntnis, Selbstfindung


Während der Hohepriester dem Selbst ein göttliches Urbild von sich selbst bereitstellt, ist der Eremit das Bild des selbstlosen Dieners des Selbst - also des auf der Stufenleiter der Evolution nach oben drängenden Ichs, das die göttliche Wahrheit zu erkennen sucht und sich ihrem Bilde selbst anzunähern bestrebt ist. Zuerst sucht er dort, wo er die Wahrheit vermutet, und dabei vermutet er die Wahrheit dort, wo er sie sucht. Und weil er sie irgendwie immer dort findet, wo er sucht, sucht er sie immer dort, wo er sie vermutet, und damit findet er immer das, was er vermutet, nämlich die Wahrheit nach dem Bild seiner inneren Vorstellung. Damit hält er die Wahrheit vor sich selbst auf Distanz, denn der Sinn der Wahrheit liegt weniger darin, sie zu erkennen, sondern vielmehr in der Beantwortung der Frage, warum er sie überhaupt suchen muss. Dennoch ist dieses Konstrukt seines Bewusstseins sein einziges Instrument, um die Welt wahrzunehmen, zu begreifen und mit seinem Handeln zu beglücken. Die Frage, ob es eine Wahrheit gibt, wird erst dann wirklich zur sinnvollen Frage, wenn wir die unbewusste Strategie des Eremiten erkennen: die Wahrheit so tief in unserer inneren Natur zu verankern, bis wir es aufgeben, die Frage nach der äußeren Wahrheit zu stellen, weil wir die Wahrheit der Frage nach der Wahrheit in der Antwort auf die Frage Wer bin ich? erfahren.

Baphomet — Tarot der Unterwelt

Karte

Der Eremit steht für die Fähigkeit des Menschen, das Spektrum seiner Sicht so zu erweitern, dass er neben den äußeren Erscheinungen auch die Grundlage sieht, warum er sieht, was er sieht. Dadurch löst er sich aus dem kollektiven Netzwerk des Denkens, weil er sich seinem eigenen Erkennen plötzlich als einer abgespaltenen Teilpersönlichkeit gegenübersieht. Sie gibt sich ihm als der Geist seines eigenen Erkennens zu erkennen und suggeriert ihm, dass sich ihm alles nur so darstellt, damit er sich in seinem eigenen Denken ergründen kann. Wenn er aber wirklich erkennen würde, resümiert der Weise, dass alles eine Illusion ist, was könnte er dann für Erfahrungen machen? Er könne die ganze Welt bereisen, die er sich aus den kollektiven Illusionen erschaffe, erwidert ihm der Geist, wenn er sich nicht in den Panzer seiner eigenen Erkenntnisse einschließe und sich durch die Illusionen seiner eigenen Erkenntnisse hindurchfallen ließe. Manche verfielen ihm, dem Geist, denn sie wären hingerissen von der Kreativität ihrer Einfälle und glaubten, die Grundlage ihres Erkennens läge in ihrer eigenen Natur; andere klebten so sehr an den Visionen ihres Erkennens, dass sie den Kontakt mit den Menschen verlören und sich nur noch im Geflecht ihrer eigenen Hirngespinste bewegten.

Was zeigt uns das Bild? Es zeigt eine von der Außenwelt abgekapselte, völlig in sich versunkene Gestalt. Wie eine Holzskulptur ist sie bewegungslos in sich erstarrt und hält sich eng umschlungen selbst im Arm. Sie sitzt auf ihrem eigenen Bild, das sie durch ihr Bewusstsein innerhalb der dreidimensionalen Wirklichkeit in die Welt hineingedacht hat; gleichzeitig sitzt ihr der eigene Schatten im Genick. Deshalb ist der Eremit aus spiritueller Sicht auch der Gefangene seines eigenen Geists, den er dazu benutzt, den abgespaltenen Teil seines eigenen Erkennens bei sich selbst zu verdrängen, weil er die ganze Welt einschließlich seiner selbst durch sein eigenes Wissensbild hindurch kontrollieren will. Was aber ist das Bild der Erkenntnis, das sich vor sich selbst versteckt, solange es sich (im Bild des Eremiten) nicht zur Seite schiebt und damit in die Urquelle des Denkens blickt, in dem ihm plötzlich das Gedachte mit seinen eigenen Augen entgegenblickt? Es ist das Bild des Erkennenden, der sich in seinen eigenen Denkmustern selbst erfahrt! Technisch betrachtet steht der Eremit für die kollektive Erkenntnis, und wenn er sich in sein Wissen versenkt, dann trifft er notgedrungen auf die Wahrnehmungsgefäße, die sich die Menschheit für ihre Entwicklung ausgebildet hat.

Am Anfang der menschlichen Entwicklung gab es noch keine Kultur. Erst als der Mensch lernte, sich selbst dazu zu zwingen, seine persönliche Welt an dem zu spiegeln, was er als gemeinsames Bild in der Außenwelt vorfand, konnte der soziale und kulturelle Aufstieg beginnen. Deshalb musste jeder lernen, sich selbst zu befehlen, den persönlichen Fokus auf das zu legen, was man das anerkannte Weltbild nennt. Sobald er nun versucht, in sich nach der Quelle zu suchen, aus der sich ihm das Wissen erschließt, stößt er in den tiefer gelegenen Schichten seines Geistes auf ein spinnennetzähnliches Bewusstseinsgewebe, das sich dem Tiefenforscher wie ein Schleier suggestiver Erinnerungen über das persönliche Empfinden legt. Darin ist die dreidimensionale Wirklichkeit vernetzt. Indem alle Fäden mit sich selbst verwoben sind, löst jede Assoziation in diesem Schleier einen (für ihn) unkontrollierten Bewusstseinsvorgang aus, und so kann der Eremit erkennen, dass unsere kollektive Sicht nur die durch die unbewussten Assoziationen in der Tiefe berührte Schwingungsfrequenz ist, die sich durch das Tor des jeweiligen Zeitgeists in der Gegenwart auslöst. Er wird sich selbst sowohl als einer individuellen Wesenheit als auch eines im allgemeinen Bewusstseinsgewebe eingespeicherten Energiebildes bewusst, das Teil seiner eigenen Erinnerung ist, und merkt, dass jede tiefe Antwort, die er aus sich selber schöpft, in Wirklichkeit dem kollektiven Schleier entschlüpft, der sich mit seinem Denken verknüpft. Alles, was er wahrnimmt, ist das kollektive Webmuster des Geistes, das durch die persönliche Sicht auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Die Außenwelt ist nichts anderes als ein Abdruck des Schleiers, dessen Wahrnehmungsinhalte von seinen Sinnen in eine Information übersetzt werden, die er mental und emotional aufnehmen kann. Und auch das Ich, mit dem er sich identifiziert, ist keinesfalls ausschließlich er selbst, wie er glaubt, sondern einfach der Teil, der an der Bewusstseinsoberfläche erscheint, um ihm ein Bild von sich selbst zu spiegeln, durch das er über sich reflektieren kann. Sobald er auf der kollektiven Frequenz auf Erkenntnisse stößt, reicht das Netz diese Informationen an seinen Ich-Teil weiter, der sie oben im Alltag nachzubilden beginnt. Anders herum gesagt: Das Ego stimmt sich auf den übermittelnden Teil im kollektiven Bewusstseinsschleier ein. Das ist viel mehr als nur mentales Verstehen. Es ist die Verschmelzung mit dem überlieferten Wissen, und das Ego des Eremiten kann durch die innere Versenkung in das geistige Band unterhalb der persönlichen Ideen vordringen. Es kann die Kraft der Prägung des menschlichen Geistes erkennen, der sich fortlaufend zu neuen Maschen sozialer und religiöser Ideen webt.

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