Kitabı oku: «Baiern und Romanen», sayfa 6
2.3.5. Germanische Namen
Die ersten kriegerischen Begegnungen zwischen Römern und Germanen ereigneten sich im Gallischen Krieg von Julius Caesar 58–51 v.Chr. am Niederrhein. Immer wieder versuchten die Römer die germanischen Gebiete bis zur Elbe zu erobern, doch mussten sie diese Absicht nach der vernichtenden und sehr verlustreichen Varus-Schlacht 9 n.Chr. zurückstellen. Aber es gelang ihnen, zu den linksrheinischen Gebieten am Oberrhein die rechtsrheinischen Bereiche hinzuzugewinnen und im heutigen Südwestdeutschland die Provinz Germania superior zu errichten und sie mit dem Germanisch-Rätischen Limes von Rheinbrohl bis Lorch/Rems und in Fortsetzung bis Eining/Donau gegen das freie Germanien zu begrenzen und mit Kastellen abzusichern. Entlang der Donau folgte dann der Norische oder Donaulimes bis Vindobona/Wien und in Fortsetzung ebenfalls entlang des Flusses der Pannonische Limes. Während der Germanisch-Rätische Limes als feste Grenzsicherung zu Beginn des 2. Jhs. n.Chr. entstand, errichtete man an der Donau schon um die Mitte des 1. Jhs. erste Kastelle, vertraute aber weitgehend der natürlichen Begrenzung durch den mächtigen Fluss, bis 167 n.Chr. die plündernden und brandschatzenden Markomannen einfielen und es 172 unter Kaiser Marc Aurel zu den Markomannenkriegen kam. Sein Sohn und Nachfolger Commodus (180–192 n.Chr.) begann den Wiederaufbau der zerstörten Grenzsicherungen, die dann verstärkt, ausgebaut und erweitert wurden.
Obwohl der Bayerische Wald und die Wälder des oberösterreichischen Mühl- und des niederösterreichischen Waldviertels den elbgermanischen Stämmen wenig Siedlungsmöglichkeiten boten, gab es Durchzugsstraßen, auf denen Warentransporte in beiden Richtungen erfolgten. So erhielten einige Flüsse nördlich der Donau in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten germanische Namen wie die Mühlbäche im Mühlviertel, während solche Gewässernamen im niederösterreichischen Wald- und Weinviertel wie Thaya, Pulkau und Zaya erst über slawische Vermittlung ins Deutsche gelangten. Obwohl im 5. Jh. im niederösterreichischen Weinviertel bis um Krems/Donau die ostgermanischen Rugier die Nachbarn der Römer waren, lassen sich ihnen weder Gewässer- noch Siedlungsnamen zuordnen.
2.3.6. Bairisch-deutsche Namen
Wie im 1. Teil dieser Untersuchung zu ersehen war, treten die Baiern als eigener spätgermanischer Stamm zwar im 6. Jh. auf, aber Siedlungsnamen sind in ihren Wohngebieten erst seit der 2. Hälfte des 8. Jhs. urkundlich überliefert. In ihrer Frühzeit haben die Baiern jedoch schon antik-romanische Gewässer- und Siedlungsnamen übernommen, wie aus den Lautungen der Integrate mit den älteren Akten der Zweiten Lautverschiebung zu ersehen ist, die bis längstens 650 wirksam waren. In positivistischer Weise hat Gertrud Diepolder die im bairischen Herzogtum bis zum Ende des 8. Jhs. urkundlich überlieferten Siedlungsnamen der Agilolfingerzeit von Augsburg am Lech bis Linz an der Donau einschließlich von ganz Salzburg und von Tirol zusammengestellt, um einen Überblick über die anfänglichen Siedlungen der Baiern zu gewinnen.1 Sie belaufen sich auf rund 580 Namen, die nur einen Bruchteil der anzunehmenden tatsächlichen Siedlungen und ihrer Namen ausmachen. Aber bei Kartographierung ergeben sich bereits deutlich die anfänglichen Siedlungsräume, die in etwa auch mit den bislang erfassten Reihengräberfeldern korrespondieren.2 Sie liegen im Norden an der Donau von Regensburg bis Passau, um die Kleine Laber von Mallersdorf bis Straubing sowie an der unteren Isar und Vils von Dingolfing und Reisbach bis zur Donau. Im Westen zeichnet sich ein großes Areal vom Staffelsee im Süden über Landsberg – München bis Pfaffenhofen, Freising und Mainburg im Norden ab. Im Süden von Oberbayern setzt sich diese Siedlungszone nach Osten bis Ebersberg und Rosenheim sowie ins Tiroler Unterinntal fort. Eine nördlich folgende Zone tritt von Erding ostwärts bis Mühldorf und Altötting am Inn auf, wo sich die Gebiete am unteren Inn und an der Rott anschließen. Ein dichter südöstlicher Bereich erstreckt sich von Traunstein – Trostberg – Burghausen an der Salzach bis in den Salzburger Flachgau, das Gebiet um die Stadt Salzburg und in das Salzachtal bis zum Paß Lueg. Dagegen ist das Vorkommen von früh urkundlich bezeugten Ortsnamen in Oberösterreich am Inn und im Innviertel sowie entlang der alten Römerstraße von Linz über Wels und Vöcklabruck im Traun- und Hausruckviertel bis Salzburg gering.
Von den rund 580 Namen sind zwar jene rund 50 Namen romanischer Herkunft und die rund 10 romanisch-deutschen Mischnamen sowie jene rund 20 Namen im Alpenraum abzuziehen, aber es verbleiben dann immer noch rund 500 deutsche Namen. Unter ihnen treten jene hervor, die während der althochdeutschen Zeit bis zum Ende des 10. Jhs. produktive Siedlungsnamentypen bilden. Es sind dies 110 -ing-, 52 -bach-, 44 -dorf-, 29 -hausen-, 18 -aha-, 14 -berg(-), 10 -heim-, 7 -stat-/-stetten- und 4 -hofen-Namen. Während für Bayern leider sowohl systematische Zusammenstellungen aller dieser Namentypen und ihrer Kartographierung fehlen, gibt es sie für Österreich und insbesondere für Oberösterreich als den östlichen Teil des altbairischen Siedlungsraumes. Sie seien nach Bildung, Alter und Verbreitung unter Einbeziehung des Salzburger Flachgaues im Folgenden kurz charakterisiert.3
Als ältester und häufigster Siedlungsnamentypus der ahd. Zeit erweisen sich die aus dem Germanischen ererbten -ing-Namen. Sie sind allergrößtenteils von Personennamen abgeleitet und drücken Zugehörigkeit im Sinne von „die zu … gehörigen Leute“ aus, so dass die genannte Person als Ortsgründer und Grundherr anzusehen ist und der meist im lokativischen Dativ Plural festgewordene ahd. Siedlungsname auf -ingun, das über mhd. -ingen zu nhd. -ing wird, „bei den Leuten des …“ bedeutet. Da die echten -ing- Namen4 bis um die Jahrtausendwende produktiv waren, wird anhand ihrer urkundlichen Erstüberlieferung eine ungefähre Trennung in eine ältere anfängliche Schicht und eine jüngere der ersten Welle der Ausbausiedlung des 9. und 10. Jhs. versucht. Das trifft wahrscheinlich insofern zu, als zu den Besitznamen mit einem Personen- oder Standesnamen der älteren Gruppe bei der jüngeren auch Lagenamen mit einer appellativischen Lageangabe hinzu treten. Die Verbreitung der älteren und jüngeren Siedlungsnamen auf -ing in Österreich – für Bayern gibt es leider keine Übersichten – zeigt Karte 8.
In Oberösterreich und Salzburg erstrecken sich die -ing-Namen von der Donau im Norden einschließlich der geographisch zum Süden gehörigen Ebenen des Ottensheimer Beckens und des Machlandes bis vor das Bergland vor der Stadt Salzburg und bis zur Nordspitze der Salzkammergutseen. Im Osten reichen sie bis etwa zur Krems als Westgrenze des slawischen Siedlungsgebietes. Ausgespart bleiben im Innviertel der Weilhart und der Kobernaußerwald im Süden und der Esternberg im Norden und im Hausruckviertel das Bergland des Hausrucks. So siedelten die Baiern in den fruchtbaren ebenen Gunstlandschaften.
Alle weiteren ahd. Namentypen sind Komposita als Besitznamen mit einem im Genitiv gefügten Personen- oder Standesnamen, Lagenamen mit einem gereihten Appellativ und Artnamen mit einem gefügten oder gereihten Adjektiv.5
Fast ebenso häufig wie die echten -ing-Namen sind in Oberösterreich und Salzburg die -heim-Namen, die ebenfalls germanisches Erbe verkörpern, aber gegen die Ränder weniger weit reichen als jene. Ihre Produktivität ist jünger, und sie gehören größeren Teils der ersten Welle der Ausbausiedlung des 9. und 10. Jhs. an. Sind die -ing-Namen „Pioniernamen“, die die Besitzergreifung ausdrücken, was am Ende des 10. Jhs. in Niederösterreich nach der Errichtung der Babenberger Markgrafschaft und der deutschen Besiedlung der slawischen Gebiete besonders deutlich wird, so bedeutet das Grundwort -heim ‚Heim, Ansitz‘, so dass der Name in einem Gebiet gewählt wird, in dem man sich bereits beheimatet fühlt, was in Niederösterreich nicht der Fall ist, so dass dort die -heim-Namen so gut wie fehlen und nur vereinzelt vorkommen.6 Zwar weisen auch sie als Bestimmungswort mehrheitlich einen Personen- oder Standesnamen auf, aber häufig gibt es bereits Lage- und Artnamen. Die Verbreitung der -heim-Namen in Österreich – für Bayern gibt es leider keine Übersicht – zeigt Karte 9.
Mit den -heim-Namen korrespondieren die -hausen-Namen, die ahd. hūs ‚Haus‘ im lokativischen Plural verwenden und wieder als Besitz- und geringer als Lage- und Artnamen begegnen. Gegenüber den -heim-Namen kehren sie zwar die Gebäude hervor, beinhalten im übertragenen Sinn aber auch die Abstammung (vgl. z.B. das Herzogshaus, Haus Habsburg), so dass sie im räumlichen Sinn ähnlich den -heim-Namen auch den Ansitz im beheimateten Gebiet ausdrücken. Daher kommen in Oberösterreich und Salzburg die -hausen-Namen dort gehäuft vor, wo die -heim-Namen zurücktreten wie im südlichen Innviertel und anschließenden nördlichen Flachgau.
Von den weiteren Siedlungsnamentypen der ahd. Zeit begegnen die -stat-/-stetten-Namen und die -hofen-Namen nur geringfügig. Ursprüngliche Flurnamen waren die -wang-Namen für abschüssiges trockenes Gelände, die dann in mhd. Zeit von gleichbedeutendem līte – Leite abgelöst wurden. Die anfängliche bair.-ahd. Bezeichnung für Fließgewässer war aha – Ache, zu dem Bach in Konkurrenz trat und es ablöste, so dass es auf das anfängliche bairische Siedelland von Oberösterreich und Salzburg beschränkt bleibt. Wenn aber in der bayerischen Statistik die -bach-Namen sehr zahlreich auftreten, so muss man bedenken, dass sie in erster Linie Fließgewässer an sich bezeichnen, die wegen ihrer Nutzung als Fischgewässer im Besitz von Grundherren waren und an denen erst allmählich Siedlungen entstanden. Ähnliches gilt für die Bezeichnung von Anhöhen mit Berg. Als Siedlungsnamen wurden beide Namentypen erst gegen Ende des 10. Jhs. in der 2. Welle der Ausbausiedlung produktiv, als das Ackerbaugelände weitgehend genutzt und besiedelt war und es notwendig wurde, trockene Stellen auf Anhöhen und an Bächen zu wählen. Produktiver Haupttypus der 2. Welle der Ausbausiedlung aber sind die -dorf-Namen, obwohl es sie bereits in der Frühzeit gibt. Da ahd. dorf anfänglich ‚eingefriedetes Landstück mit Gehöft‘ bedeutete, entwickelte sich daraus bald ‚Ansiedlung mit mehrerer Gehöften‘, eben ‚Dorf‘. Die -dorf-Namen lösten ab der 2. Hälfte des 10. Jhs. die -ing-Namen ab und werden wie diese fast ausschließlich mit einem Personen- oder Standesnamen gefügt. Mit ihnen wurden neu angelegte Kleinsiedlungen auf noch freiem Gelände in den Gunstlandschaften benannt.
Gehört bereits die 2. Welle der Ausbauzeit zum größeren Teil in das 11./12. Jh. und damit sprachlich in die spätahd./frühmhd. Zeit, so sei hier die 3. Welle der Ausbausiedlung des 12. und 13. Jhs. und damit sprachlich der mhd. Zeit nur der Vollständigkeit halber genannt. Sie ist angesichts der ständig zunehmenden Bevölkerung geprägt durch die Rodungen von Waldgelände zur Gewinnung neuen Siedelbodens. Ihre Namentypen sind die nur allgemein auf Rodung verweisenden -reit-Namen (mit den Varianten -rad, -roit, -red/-röd und südbairisch [-]raut), die die Arten des Rodens bezeichnenden -schlag, -schwand/-schwend und -sang-Namen sowie im niederösterreichischen Waldviertel die elliptischen Genitivischen Ortsnamen.
2.3.7. Slawische Namen
Nachdem 568 die Langobarden Pannonien geräumt hatten und nach Italien abgewandert waren, konnten aus dem Osten die zunächst den Awaren tributpflichtigen Slawen nachrücken. Sie drangen in die nach Osten offenen Täler der Drau und der Mur ins Alpengebiet bis ins Osttiroler Pustertal und in den Salzburger Lungau flussaufwärts vor und kamen über das Paltental ins obersteirische Ennstal und Ausseerland und von dort über den Pötschenpass ins südoberösterreichische Salzkammergut um Bad Ischl. Donauaufwärts besetzten sie Niederösterreich und gelangten von dort flussaufwärts ins untere Enns- und Steyrtal des oberösterreichischen Traunviertels, wo sie sich mit flussabwärts vom obersteirischen Ennstal über den Pyhrnpass vorstoßenden südlichen Slawen vermischten. Im Wein-, Wald- und Mühlviertel sowie im Bayerischen Wald nördlich der Donau können sich Slawen von südlich der Donau und von Mähren und Böhmen von Norden her begegnet sein. In der nördlichen Oberpfalz ab etwa Weiden und in Oberfranken um Bayreuth und Bamberg kamen Slawen sowohl aus Böhmen von Osten her als auch aus den sorbischen Gebieten an der Saale aus dem Norden. Verblieben in Niederösterreich, wie bereits beschrieben, geringe frühe elbgermanische oder bairische Siedlungen erhalten, was aus einigen lautverschobenen und einigen weiteren tradierten antik-romanischen Gewässernamen hervorgeht, so wurden sie zu östlichen Sprachinseln und bildete sich gegen 700 an der Enns die Ostgrenze des geschlossenen bairischen Siedlungsraumes gegen die Slawen. Im alpinen Pustertal kam es 591 zu heftigen, sehr verlustreichen Kämpfen zwischen Baiern und Slawen, und es gelang dort den Baiern, ein weiteres Vordringen der Slawen nach Westen aufzuhalten, so dass Assling westlich von Lienz der äußerste Ort slawischer Ansiedlung mit einem slawischen Namen wurde. Die Verbreitung der Siedlungsnamen slawischer Herkunft in Österreich zeigt Karte 7.
Die Sprach- und Namenkontakte der Baiern und Slawen begannen erst, als die älteren Akte der Zweiten Lautverschiebung spätestens gegen 650 abgeschlossen waren, denn ins Bairisch-Althochdeutsche integrierte slawische Namen zeigen in den Grenzbereichen erst bair.-ahd. Lauterscheinungen ab dem beginnenden 8. Jh. wie die damals einsetzende jüngere Lautverschiebung von d zu t. Umgekehrt weisen slawische Namenformen noch urslawische Lautverhältnisse auf, wie Palten aus urslaw. *baltā ‚Sumpf‘ ohne die erst um 800 einsetzende slawische Liquidenmetathese zu slaw. blato, was dann bei Integrierung ins Bair.-Ahd. im 9. Jh. zu Vlat- führt. Die mit dem stetigen Vordringen der Baiern in die slawischen Gebiete verbundene Integrierung der slaw. Gewässer- und Siedlungsnamen erfolgte im Donauraum von der 2. Hälfte des 8. Jhs. bis ins 11. Jh. und damit früher als im Alpenraum, wo sie sich hauptsächlich vom 10. bis 12. Jh. mit Restgebieten bis ins 14. Jh. vollzog. Während das rekonstruierte Slawische im 9. und 10. Jh. den Zustand des Altkirchenslawischen zeigt, beginnen sich ab etwa der Jahrtausendwende die jüngeren, zu den slawischen Einzelsprachen führenden Entwicklungen anzubahnen. In Südkärnten hat sich das Slowenische und mit ihm ein Nebeneinander slowenisch/deutscher Doppelformen der Ortsnamen bis heute erhalten.
Was den Sprachwechsel der Slawen zum Deutschen betrifft, wird angenommen, dass er sich im Gefolge der Integrierung der slawischen Gewässer- und Siedlungsnamen vollzog. Aus namenkundlicher Sicht erfolgte starke bairische Einsiedlung in den niederösterreichischen Donauraum im auslaufenden 10. Jh. noch mit -ing-Namen, nachdem 976 die Markgrafschaft der Babenberger errichtet worden war. Im gesamten slawischen Bereich treten in großem und dichtem Vorkommen die jünger produktiven -dorf-Namen als Besitznamen auf. Zwar dominieren dabei deutsche Personennamen, doch kommen als Mischnamen auch slawische vor, so dass es nicht nur deutsche, sondern auch slawische Ortsgründer gab und mit ihnen noch die slawische Sprache teilweise lebendig gewesen sein wird.
2.3.8. Ungarische Namen
Das Ungarische (oder Magyarische) gehört mit dem Finnischen zu der aus Sibirien kommenden finnisch-ugrischen, nichtindogermanischen Sprachfamilie. Ungarische (oder magyarische) Namen finden sich im Burgenland, das nach dem Ersten Weltkrieg 1921 als das südöstlichste Bundesland zu Österreich gelangte, weil es ein mehrheitlich von Deutschen neben Kroaten und Ungarn bewohntes westliches Randgebiet des Königreiches Ungarn war.
Die Ungarn (oder Magyaren) des Frühmittelalters waren zunächst nomadische Reiterstämme wahrscheinlich aus dem nördlichen Uralgebiet, die sich im 9. Jh. im Karpathenbecken und um 900 in Pannonien aufhielten, von wo aus sie im 9. und 10. Jh. plündernd und raubend Mitteleuropa überzogen, ehe sie 955 auf dem Lechfeld bei Augsburg empfindlich geschlagen und unter Annahme des Christentums endgültig in Pannonien sesshaft wurden. Die Leitha als ungarische Westgrenze bildete sich erst im 12. Jh. mit dem Vorrücken der Babenberger ins Wiener Becken, während im Süden die Lafnitz die Ostgrenze der Karantanischen Mark seit der Karolingerzeit war. Die deutsche Einsiedlung in die nur dünn besiedelten westungarischen Grenzgebiete begann im 11. Jh. und erfolgte hauptsächlich im 12. und 13. Jh. von Niederösterreich und der Steiermark her und führte zur Integrierung der wenigen ungarischen Gewässer- und Siedlungsnamen ins Mittelhochdeutsche. Eine ehemalige ungarische Grenzwächtersiedlung erhielt sich bis heute als ungarische Sprachinsel im Mittelburgenland in der Warth mit den Orten Ober- und Unterwarth und Siget.
2.3.9. Slowenische, tschechische und kroatische Namen
Im Slowenisch gebliebenen zweisprachigen Gebiet Südkärntens gibt es nicht nur Siedlungsnamen, die in die slawische Frühzeit zurückgehen, sondern auch einzelne erst später, zum Teil bis ins 19. Jh. entstandene bereits slowenische Namen. In einer Reihe von Orten gelten heute amtlich zweisprachige deutsch/slowenische Namen, doch weichen die Dialektformen teilweise von den Schreibformen ab. Sie werden allerdings meist im Zusammenhang mit den slawischen Namen mitbehandelt.
Ebenso behandelt werden die wenigen Siedlungsnamen bereits alttschechischer Herkunft im oberösterreichischen Mühlviertel, die im Rahmen des hochmittelalterlichen Siedlungsausbaues entstanden sind, der sich vor allem in den deutschen Rodungsnamen abzeichnet.
Schließlich bilden eine besondere Namengruppe die kroatischen Siedlungsnamen im Burgenland und im südlichen niederösterreichischen Marchfeld nördlich der Donau. Sie gehen zurück auf Kroaten besonders von den Adriainseln, die nach dem Türkenkrieg von 1529 von der Mitte des 16. bis gegen die Mitte des 18. Jhs. von ungarischen Magnaten und österreichischen Adeligen angeworben und in den entvölkerten Landstrichen angesiedelt wurden. Nicht nur hat sich im Burgenland die kroatische Sprache bei der zweisprachigen Bevölkerung bis heute erhalten, sondern es bestehen auch amtliche zweisprachige Ortsbenennungen.
2.3.10. Zusammenfassung
Der Übersichtlichkeit halber haben wir im Hinblick auf die Gegenwart mit dem gleichzeitigen Nebeneinander von Gewässer- und Siedlungsnamen aus verschiedenen Sprachen und zeitlich sehr unterschiedlichen Perioden im bairischen Sprachraum insbesondere von Österreich, wo gegenüber Bayern eine systematische Aufarbeitung der Siedlungsnamen vor allem in Ortsnamenbüchern für die einzelnen Bundesländer erfolgt ist, alle auftretenden 9 Namenschichten kurz dargestellt. Für die hier vorliegende spezielle Untersuchung kommen davon aber nur die ersten 4 Namenschichten der nichtindogermanischen, der indogermanisch-voreinzelsprachlichen, der keltischen und der lateinischen und romanischen Namen in Betracht, die als antik-romanische Namen zusammengefasst werden können, weil sie letztlich, gegendweise verschieden, vom Lateinischen an über das daraus weiterentwickelte Romanische von den ersten nachchristlichen Jahrhunderten bis in den Beginn des 12. Jhs. ins Bairisch-Althochdeutsche bzw. Mittelhochdeutsche integriert worden sind. Das wird im Folgenden auszuführen sein, wobei im zu behandelnden Voralpenraum vom Lech bis zur Enns keine, die allerälteste Schicht bildenden nichtindogermanischen Namen vorhanden sind.
Was die Verbreitung der Siedlungsnamen antik-romanischer und slawischer Herkunft im Verhältnis zum Auftreten der bairisch-deutschen -ing- und -heim-Namen als den beiden ältesten deutschen Siedlungsnamentypen betrifft, so zeigen diese für Österreich – für Bayern gibt es leider keine Aufarbeitung – die Karten 6–9.1 Danach erfüllen die Siedlungsnamen antik-romanischer Herkunft in dichtem Vorkommen Nord-, Süd- und Osttirol und die Insel um die Stadt Salzburg und treten wesentlich geringer noch im Salzburger Pinzgau und Pongau sowie im südlichen Oberösterreich auf (Karte 6). Ihnen stehen gegenüber die Siedlungsnamen slawischer Herkunft (Karte 7). Sie sind verbreitet in Osttirol, dem Salzburger Lungau und Ennspongau und im südlichen und östlichen Oberösterreich mit dem Salzkammergut um Bad Goisern und Bad Ischl sowie dem östliche Traunviertel um die Steyr und untere Enns als den einstigen westlichen slawischen Grenzräumen. Östlich davon gehören ganz Kärnten, die Steiermark, das Burgenland und Niederösterreich zum früheren slawischen Siedlungsraum. Im Vergleich zu den Siedlungsnamen antik-romanischer Herkunft erweist sich Osttirol als ein Überschneidungsgebiet von älteren romanischen und jüngeren slawischen Siedlungsnamen, wobei Assling im Pustertal den westlichsten Grenzpunkt slawischen Vordringens markiert. Im Vergleich zur Verbreitung der romanischen und slawischen Siedlungsnamen zeigt Karte 9 mit den bairisch-deutschen -heim-Namen das ursprüngliche germanisch-deutsche Siedlungsgebiet. Es umfasst den Salzburger Flachgau nördlich der Stadt Salzburg und Oberösterreich südlich der Donau, doch mit dem Ottensheimer Becken und dem Machland unmittelbar nördlich des Flusses sowie ohne den einst slawischen Südosten, Osten und Norden des Landes. Gegenüber den -heim-Namen sind die -ing-Namen, wie Karte 8 zeigt, in Oberösterreich etwas weiter gegen die Ränder verbreitet und erfüllen vor allem das niederösterreichische Alpenvorland von der Enns bis Wien. Diese Verbreitungsunterschiede gehen auf die unterschiedlichen Nameninhalte zurück. Während die -heim-Namen den Ansitz als Heimstatt ausdrücken, spiegeln die -ing-Namen die Besitzergreifung von Siedlungsboden. Als „Pioniernamen“ wurden sie daher nach der Errichtung der babenbergischen Markgrafschaft an der Donau in Niederösterreich 976 im letzten Viertel des 10. Jhs. von den nach Osten ziehenden bairischen Siedlern vergeben. Diese Eigenschaft zeigen die -ing-Namen auch in Oberösterreich, indem sie in den Randgebieten als der ältere Namentyp weiter reichen als die jüngeren -heim-Namen.
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