Kitabı oku: «Der Bastard von Mauléon», sayfa 40
»Verzeiht, hohe Herren,« sprach demüthig Agenor, »ich habe ein Geheimniß, ein süßes und zugleich bitteres Geheimniß, das Dona Maria zur Hälfte mit ins Grab nimmt, und dessen andere Hälfte ich gewissenhaft bewahren will.«
»Verliebt, armes Kind!« sagte der Connetable.
Agenor antwortete nur:
»Ich bin zu den Befehlen Eurer Herrlichkeiten und bereit, für ihren Dienst zu sterben.«
»Ich weiß es,« sprach Enrique,
»Du bist ein ergebener, redlicher Mann, ein verständiger, unermüdlicher Diener, und Du kannst auf meine Dankbarkeit rechnen; doch sage, weißt Du etwas von den Liebesgeschichten von Don Pedro?«
»Ich weiß Alles, hoher Herr, und wenn Ihr mir zu sprechen befehlt. . .«
»Wo kann Don Pedro in diesem Augenblick sein? Das ist es nur, was wir wissen wollen.«
»Hohe Herren,« sagte Agenor, »wollt mir acht Tage bewilligen, und ich werde Euch mit einer Gewißheit antworten.«
»Acht Tage!« versetzte der König. »Was denkt Ihr davon, Connetable?«
»Ich sage, Sire,« erwiderte Bertrand, »ich sage, daß wir acht Tage nöthig haben, um unser Heer zu organisiren und die Verstärkung und das Geld von Frankreich zu erwarten. Wir wagen durchaus nichts. . .«
»Uns so mehr,« fügte Mauléon bei,«als Ihr, wenn mein Vorhaben gelingt, die wahre Ursache, die wahre Fackel des Krieges, Don Pedro, den ich Euch mit Freuden überliefere, in Eurer Gewalt habt.«
»Er hat Recht,« sagte der König, »mit der Gefangennehmung von einem von uns Beiden endigt der Krieg in Spanien.«
»Oh! nein, Sire!« rief der Connetable; »ich schwöre Euch, daß ich, sollte man Euch gefangennehmen, was mit Gottes Hilfe nicht geschehen wird, die Bestrafung dieses Ungläubigen Don Pedro, der mit kaltem Blute seine Gefangenen tödten läßt und sich mit den Mauren verbindet, verfolgen würde.«
»Hört meinen Willen, Bertrand,« entgegnete der Prinz; »kümmert Euch nicht um mich; würde ich gefangen und getödtet, so erobert meinen Leib durch den Sieg und setzt ihn, entseelt auf den Thron von Castilien; wenn nur der Bastard, der Verräther, der Mörder, am Fuße dieses Thrones liegt, so erkläre ich mich als glücklich und siegreich.«
»Sire, es soll so geschehen,« fügte der Connetable bei.
»Nun aber wollen wir diesem jungen Mann die Freiheit geben.«
»Und wo treffen wir zusammen?« fragte Mauléon.
»Vor Toledo, das wir berennen.«
»In acht Tagen?«
»In acht Tagen.«
Enrique umarmte zärtlich den jungen Mann, den eine solche Ehre ganz verwirrt machte.
»Laßt mich gewähren,« sprach der König, »ich will Euch zeigen, daß es Euch, da Ihr das Mißgeschick getheilt habt, auch gestattet sein soll, das Glück zu theilen.«
»Und ich,« fügte der Connetable bei, »ich, der ich ihm einen Theil der Freiheit, die ich genieße, zu verdanken habe, ich verspreche ihm, ihn mit allen meinen Kräften an dem Tag zu unterstützen, wo er meinen Beistand verlangen wird, wofür, an welchem Ort, und gegen wen es auch sein mag.«
»Oh! edle Herren!« rief Mauléon, »Ihr erfüllt mich mit Freude und Stolz. Zwei mächtige Fürsten behandeln mich so! . . . Ihr stellt für mich Gott selbst auf dieser Erde dar; Ihr öffnet mir den Himmel!«
»Du bist dessen würdig, Mauléon,« sagte der Connetable; »brauchst Du Geld?«
»Nein, hoher Herr, nein.«
»Der Plan, den Du auszuführen gedenkst, wird Dich aber Schritte kosten; wer weiß? Spenden . . .«
»Hohe Herren,« antwortete Mauléon, »erinnert Euch, daß ich eines Tags die Kasse dieses Räubers Caverley genommen habe; sie enthielt das Vermögen eines Königs: das war zu viel, und ich habe sie ohne Bedauern verloren. Seitdem erhielt ich in Frankreich vom König hundert Livres, welche einen ebenso großen Schatz bilden, da er mir genügt.«
»Wie gut das gesprochen ist!« murmelte, Musaron, Thränen in den Augen, in seinem Winkel.
Der König hörte es und sagte:
»Das ist Dein Knappe?«
»Ein getreuer, ein braver Diener, der mir das Leben erträglich macht, nachdem er es mir mehr als einmal gerettet hat,« antwortete Mauléon.
»Er soll auch belohnt werden. Höre, Knappe,« sagte der König, indem er von seinem Kleid eine von den auf den Stoff gestickten Muscheln losmachte, »nimm dies, und an dem Tag, wo es Dir an etwas fehlen wird, Dir und den Deinigen, in welcher Generation es sein mag, wird diese Muschel, in meine Hände oder in die von einem meiner Nachkommen zurückgebracht, ein Vermögen werth sein; gehe, Knappe, gehe.«
Musaron kniete, das Herz so voll, als ob es seine Brust zersprengen wollte, nieder.
»Sire,« sprach der Connetable, »wir wollen nun die Nacht benützen, um den Ort zu erreichen, wo Eure Officiere auf Euch warten: wir haben Unrecht gehabt, diesen Caverley weggehen zu lassen.
Er ist im Stande, mit dreifachen Kräften zu uns zurückzukommen und uns im Ernste festzunehmen, und wäre es nur, um uns zu beweisen, daß er Geist hat.«
Sie waffneten sich und erreichten, auf ihren Muth und ihre Kräfte vertrauend, einen Wald, wo es schwierig wurde, sie anzugreifen, unmöglich, ihnen zu folgen.
Dann stieg Agenor zu Boden und nahm Abschied von seinen zwei mächtigen Beschützern, welche ihm viel Glück und eine gute Reise wünschten, Musaron erwartete die Befehle seines Herrn, um die Pferde nach einer der vier Himmelsgegenden zu lenken.
»Wohin gehen wir?« fragte er.
»Nach Montiel. . . mein Haß sagt mir, früher oder später werden wir Don Pedro dort finden.«
»Die Eifersucht ist im Ganzen auch zu etwas nütze,« sprach Musaron; »sie läßt mehr Dinge sehen, als es gibt. Gehen wir nach Montiel.«
Sechsundsechzigstes Kapitel.
Die Höhle von Montiel
Und sie ritten rasch von bannen. Agenor erreichte in zwei Tagen das Ziel seiner Sendung und seiner Liebe.
Er kam vor Montiel, unterstützt von Musaron, mit so viel Vorsichtsmaßregeln, daß Niemand sich schmeicheln konnte, sie in der Gegend gesehen zu haben.
Nur hatten sie sich dadurch, daß sie so vorsichtig zu Werke gingen, des Vortheils der Erkundigung beraubt. Wer nicht spricht, kann nichts erfahren.
Als Musaron Montiel wie einen Granitriesen auf einer Unterlage von Felsen sitzen und sein Haupt bis zum Himmel erheben sah, während sich seine Füße im Tajo zu baden schienen, als er beim Mondschein die Spiralen eines ganz mit Gestrüppe besetzten Weges und die Rampen betrachtet hatte, welche so ausgehauen waren, daß aufsteigend Niemand nur auf zwanzig Schritte sehen konnte, während die geringste Schildwache Alles, was heraufkam, zu sehen vermochte, sagte Musaron zu seinem Herrn:
»Das ist das wahre Geiernest, mein lieber Herr, und wenn die Taube darin eingeschlossen ist, so können wir sie nie hier nehmen.«
Montiel war in der That durch nichts Anderes, als durch Aushungern zu erobern, und zwei Männer sind nicht im Stande, eine Festung einzuschließen.
»Die Hauptsache ist,« sprach Agenor, daß wir in Erfahrung bringen, ob Mothril diesen Ort mit Aissa bewohnt, wie es Aissa mitten unter unseren Feinden ergeht, und wie sich Don Pedro bei dieser ganzen Angelegenheit benimmt.«
»Mit Geduld werden wir das erfahren,« erwiderte Musaron; »nur haben wir nur noch vier Tage Zeit zur Geduld. Ueberlegt Euch also die Sache wohl.«
»Ich werde warten, bis ich Aissa oder Jemand, der mir Kunde von ihr gibt, gesehen habe.«
»Dann müssen wir eine Jagd machen; doch bedenkt wohl, Herr, während wir bei diesem Schlosse jagen, schleudert uns irgend ein Mothril, ein Hafiz einen Bolzen zu, der uns wie Kröten auf den Stein nagelt. Die Stellung ist gut gewählt.«
»Das, ist wahr.«
»Wir müssen also Mittel gebrauchen, welche geistreicher gewählt sind, als die gewöhnlichen Mittel: was den Umstand betrifft, daß Dona Aissa an diesem Orte sein soll, so glaube ich dies; da ich Mothril kenne, so zweifle ich sogar nicht daran, daß erste hier eingeschlossen hat. Ob Don Pedro hier ist, werden wir, denke ich, erfahren, wenn wir zwei Tage warten.«
»Warum?«
»Weil das Schloß klein ist, wenig Lebensmittel enthält und keine Garnison fassen kann, und weil man, um die für einen so großen König nöthigen Mundvorräthe zu erneuern, oft herauskommen muß.«
»Aber wo sich einquartieren?«
»Wir werden nicht gern gehen, Ich sehe von hier aus, was wir brauchen.«
»Jene Höhle?«
»Es ist ein Spalt im Felsen: eine Quelle sprudelt daraus hervor, das ist feucht, aber einsam. Niemand kommt dahin, wenn nicht, um zu trinken oder Wasser zu holen. Wir sind darin verborgen und erhaschen den Ersten, der kommt, um ihn durch Versprechungen oder Drohungen reden zu machen. Mittlerweile sind wir im Kühlen,«
»Du bist ein braver und vernünftiger Geselle, mein Musaron.«
»Oh! glaubt mir, der König Don Pedro hat nicht viele Räthe von meiner Stärke. Nehmt Ihr die Höhle an?«
»Du vergissest zwei Dinge: unsere Nahrung, die wir nicht in dieser Höhle finden werden, und unsere Pferde, welche nicht hinein können.«
»Das ist wahr . . . man denkt nicht an Alles. Ich habe den Anfang gefunden, findet Ihr das Ende.«
»Wir töten unsere Pferde und werfen sie in den Tajo, der da unten fließt.«
»Ja, aber was werden wir essen?«
»Wir lassen denjenigen, welcher auf Mundvorräthe ausgeht, hinaus, und wenn er zurückkehrt, greisen wir ihn an und essen.«
«Bewunderungswürdig!« rief Musaron.
»Nur werden die Leute vom Schloß, wenn sie ihren Lieferanten nicht zurückkommen sehen, Mißtrauen fassen.«
»Was ist daran gelegen, wenn wir die Auskunft haben, die wir brauchen?«
Es wurde beschlossen, die zwei Pläne zu befolgen. Doch in dem Augenblick, wo Agenor sein Pferd mit seinem Streitkolben erschlagen sollte, fühlte er sein Herz schwach werden.
»Armes Thier! es hat mir so gut gedient,« sagte er.
»Und es dürfte uns noch besser dienen, falls Ihr Dona Aissa von hier entführen solltet,« fügte Musaron bei.
»Du sprichst wie das Geschick. Ich werde mein armes Pferd nicht tödten; Musaron, zäume es ab und verbirg Sattel und Zeug in der Grotte. Das Thier wird umherschweifen, ohne erkannt zu werden, und in dieser Hinsicht sinnreicher als der Mensch, wird es sich wohl selbst nähren. Sieht man es, so ist das Schlimmste, was ihm und uns begegnen könnte, daß man es in's Schloß führt. Doch nicht wahr, wir werden immerhin im Stande sein, es zu vertheidigen?«
»Ja, gnädiger Herr.«
Musaron zäumte das Pferd ab, nahm das Reitzeug und verbarg es im Hintergrunde der Grotte, deren Boden feste Thonerde war, worauf jedoch der gute Knappe der Gesundheit wegen Sand, den er in seinem Mantel vom User des Tajo holte, und abgeschnittenes Heidekraut aufhäufte.
Das Ende der Nacht verging unter Arbeiten. Der Tag überraschte unsere zwei Abenteurer in ihrer einsamen Zufluchtstätte.
Ein seltsames Phänomen traf an ihr Ohr. Durch die Wendeltreppe, welche vom Fuße des Hügels zum Gipfel des Schlosses hinanstieg, hörte man die Stimme der Leute, welche auf der Plattform auf und abgingen.
Statt einfach aufzusteigen, wie es geschieht, warf sich die Stimme, an den Wänden dieses Trichters hinlaufend, zurück, dann sprang sie abermals hervor wie ein Stock aus dem Herzen eines Wasserwirbels.
Dadurch erfolgte, daß Agenor aus dem Grunde der Höhle auf mehr als dreihundert Fuß über seinem Kopf sprechen hörte.
Das erste Festungswerk lag oberhalb der Cisterne. Bis dahin gelangte Jeder frei; aber die Gegend war so öde und verwüstet, daß sich außer den Leuten des Schlosses Niemand in dieses Irrsal wagte.
Agenor und Musaron brachten ihren ersten halben Tag traurig zu, Sie tranken Wasser, denn sie hatten großen Durst, aber sie konnten nichts essen, obgleich sie gewaltig Hunger hatten.
Gegen das Ende des Tages stiegen zwei Mauren vom Schlosse herab, Sie führten einen Esel mit sich, der die Mundvorräthe tragen sollte, die sie im nächsten, ungefähr eine Meile entfernten Dorfe zu holen gedachten.
Zu gleicher Zeit kamen vier Sklaven von dem Dorfe mit Krügen, die sie an der Quelle füllen wollten.
Die Mauren des Schlosses und die Sklaven knüpften ein Gespräch mit einander an, aber der Dialekt war so barbarisch, daß unsere zwei Abenteurer nicht ein Wort davon auffaßten.
Die Mauren gingen mit den Sklaven nach dem Dorfe ab und kehrten zwei Stunden nachher zurück.
Der Hunger ist ein schlimmer Rathgeber.
Musaron wollte diese armen Teufel unbarmherzig tödten, in den Fluß werfen, und dann ihre Mundvorräthe benutzen.
»Das wäre ein feiger Mord, der dem Gelingen unseres Planes bei Gott schaden würde,« sagte Agenor; »noch eine Kriegslist, Musaron: siehst Du, wie der Weg schmal, wie die Nacht dunkel ist.
Der Esel mit seinen Körben wird Mühe haben, auf dem Fußpfad längs dem Felsen zu gehen.
Wir brauchen ihn nur zu stoßen, wenn er vorüber kommt, und er rollt den Hügel hinab.
Dann heben wir in der Finsterniß auf, was von den Eßwaaren auf dem Boden übrig bleibt.«
»Das ist wahr und das Benehmen eines menschenfreundlichen Ritters, edler Herr,« sprach Musaron, »doch ich hatte so sehr Hunger, daß ich nicht mehr barmherzig war.«
Gesagt, gethan.
Die vier Hände der zwei Abenteurer gaben dem Esel, als er am Felsen hinstreifend vorüberkam, einen so gewaltigen Stoß, daß er das Gleichgewicht verlor und auf den steilen Abhang stürzte.
Die Mauren stießen Schreie des Zorns aus und schlugen das arme Thier; aber wie sie auch den Schaden wieder gut machten, so konnten sie doch die leeren Körbe nicht wieder füllen. Sie kehrten daher ganz trostlos zurück, der eine nach dem Flecken mit dem gequetschten Esel, der andere nach dem Schloß mit seinen Wehklagen.
Unsere zwei Hungerigen warfen sich indessen muthig in das Gestrüppe und die Felsen, und rafften das Brod, die getrockneten Weinbeeren und die Schläuche auf. Sie bekamen so mit einem Schlag Mundvorräthe für acht Tage.
Mit einem so reichlichen Mahl faßten sie wieder Muth und Hoffnung. Und wir müssen gestehen, sie hatten das nöthig.
Während zwei weiterer, zum Sterben langer Tage erblickten unsere aufmerksamen Schildwachen in der That nichts, hörten sie nichts, als die Stimme von Hafiz, der auf der Plattform umherirrte und seine Sklaverei beklagte, die Stimme von Mothril, der Befehle gab, und die Uebungen der Soldaten. Nichts verkündigte, der König müßte in Montiel sein.
Musaron hatte den Muth, bei Nacht in den nächsten Flecken zu gehen, um sich zu erkundigen; Niemand konnte ihm eine Antwort geben, Agenor befragte seinerseits und erhielt nicht die geringste Auskunft.
Wenn mau zu verzweifeln anfängt, scheint die Zeit ihre Geschwindigkeit zu verdoppeln.
Die Lage unserer zwei Späher war kritisch; bei Tag wagten sie es nicht, sich zu zeigen; bei Nacht wagten sie es nicht, hinauszugehen, weil Jemand in ihrer Abwesenheit hereinkommen, und dieser Jemand der König sein konnte.
Als aber zwei Tage und ein halber abgelaufen waren, verlor Agenor zuerst den Muth.
In der Nacht dieses zweiten Tages kam Mauléon vom Flecken zurück, wo er seine Börse geleert hatte, ohne etwas zu erfahren.
Er fand Musaron in seiner Höhle in Verzweiflung und sich die Haare, die er nur spärlich hatte, Hände voll ausraufend.
Als er den ehrlichen Diener befragte, erfuhr er von diesem, gelangweilt dadurch, daß er so allein in der Grotte geblieben, sei er eingeschlafen; während seines Schlafes sei etwas wie ein Cavalier in das Schloß hinaufgeritten, ohne daß er, Musaron, es habe sehen können. Er habe nur die Hufeisen des Pferdes oder des Maulthiers gehört.
»Daß mich dieses Unglück treffen muß!« rief der Knappe.
«Sei nicht trostlos hierüber, es kann nicht der König gewesen sein. Die Leute vom Flecken wissen, daß er in Toledo ist; überdies würde er nicht allein reiten, und das Geräusch seines Gefolges hätte Dich aufgeweckt. »Nein« es ist nicht der König, er wird nicht nach Montiel kommen. Statt hier unsere Zeit zu verlieren, wollen wir geraden Wegs nach Toledo ziehen,«
»Ihr habt Recht, Herr, wir haben hier kein anderes Glück zu erwarten, als daß wir etwa die Stimme von Dona Aissa hören. Das ist sehr anmuthig, aber der Gesang des Vogels ist nicht der Vogel selbst, wie man in Bearn sagt.«
»Rasch ausgeführt, Musaron; nimm das Reitzeug der Pferde auf, laß uns hinausgehen und uns auf den Weg begeben.«
»Ich werde nicht viel Zeit hierzu brauchen, Herr Ritter; Ihr könnt nicht glauben, wie sehr ich mich in dieser Höhle langweilte.«
»Komm,« sagte Agenor.
In demselben Augenblick und während er aufstand, flüsterte Musaron:
»St! St!«
»Was gibt es?«
»Stille, sage ich Euch, ich höre gehen.«
Agenor kehrte in die Grotte zurück, und Musaron war so besorgt, es könnte Geräusch entstehen, daß er seinen Herrn am Faustgelenke an sich zu ziehen wagte.
Man vernahm wirklich hastige Tritte auf dem Weg, der nach dem Schlosse führte.
Die Nacht war finster, die zwei Franzosen verbargen sich im Hintergrunde der Höhle.
Bald erschienen drei Männer vor ihren Augen; sie gingen vorsichtig und bückten sich unter einem Madronio, um von der Citadelle aus nicht gesehen zu werden.
Drei Schritte von der Quelle blieben sie stehen.
Sie hatten alle Drei Bauerntracht, waren aber zugleich mit Art und Messer bewaffnet.
»Sicherlich ist er diesem Weg gefolgt,« sagte der Eine von ihnen, »man sieht hier die Hufeisen seines Rosses auf dem Sand.«
»Wir haben ihn also verfehlt,« sprach ein Anderer mit einem Seufzer.
»Beim Teufel! wir haben seit einiger Zeil Unglück.«
»Ihr jagt zu sehr auf Hochwild,« fügte der Erste bei.
»Lesby, Du urtheilst wie ein Tölpel, der Kapitän wird es Dir sagen.«
»Aber. . .«
»Schweige. . . ein Stück Hochwild, das der Jäger erlegt, ernährt ihn seine vierzehn Tage. Zehn Lerchen oder ein Hase geben nur ein mageres Mahl.«
»Ja, aber man erwischt den Hafen, die Lerche, selten den Hirsch oder das Wildschwein.«
»Es ist eine Thatsache, wir haben ihn kürzlich schön verfehlt, nicht wahr, Kapitän?«
Derjenige, welchen man so bezeichnete, stieß einen schweren Seufzer aus.
»Und dann,« fuhr der hartnäckige Lesby fort, »warum beständig mit der Fährte und der Beute wechseln? Man hält sich an Einen und nimmt ihn.«
»Hast Du kürzlich in der Nacht denjenigen, welchem wir von Bordeaux, an folgten, in der Venta festgenommen?«
»Hört Ihr?« flüsterte Musaron seinem Herrn in's Ohr.
»Stille!« erwiderte Mauléon, aufmerksam horchend.
Der Mann, den seine Gefährten Kapitän genannt hatten, richtete sich nun hoch auf und sprach mit gebieterischer Stimme:
»Schweigt Beide und wagt es nicht, meine Befehle auszulegen.
Was habe ich Euch versprochen? Zehntausend Gulden Jedem. Wenn Ihr sie nur bekommt, was verlangt Ihr mehr?«
»Nichts, Kapitän, nichts.«
»Enrique von Transtamare ist hunderttausend Gulden für Don Pedro werth. Don Pedro ist ebensoviel für Enrique von Transtamare werth. Ich glaubte den Einen sangen zu können, doch ich täuschte mich; ich mußte meine Haut in der Höhle des Löwen lassen, Ihr waret Zeugen hiervon; nun gut, da mir der Löwe das Leben gerettet hat, so muß ich ihm wohl seinen Feind fangen. Ich werde ihn sangen. Es ist wahr, ich gedenke ihn nicht umsonst Enrique von Transtamare zu geben, sondern ich werde ihn verkaufen, und das ist ganz dasselbe, wenn er ihn nur hat. Auf diese Art sind wir Alle zufrieden.«
Ein Brummen der Einstimmung war die Antwort der zwei Genossen des Redenden.
»Gott soll mir verzeihen, es ist Caverley, den ich hier am Ende meiner Hand halte,« sagte Musaron seinem Herrn in's Ohr.
»Stille!« wiederholte Mauléon.
Caverley, er war es, vollendete also sein Glaubensbekenntniß:
»Don Pedro hat Toledo verlassen, er ist in diesem Schloß. Er ist sehr tapfer und hat in Folge einer Vorsichtsmaßregel den Weg allein gemacht. In der That, einen Mann allein bemerkt man nie.«
»Nein,« sagte Lesby, »aber man nimmt ihn gefangen.«
»Ah! bei Gott! man kann nicht Alles vorhersehen,« erwiderte Caverley, »Bringen wir nun unsern Plan zu Ende; Du, Lesby, kehrst zu Philips zurück, der die Pferde hält: Du, Becker, bleibst hier bei mir. Der König wird das Schloß nicht später als morgen verlassen, da man ihn in Toledo erwartet.«
»Hernach?« fragte Becker.
»Wenn er vorüberzieht, lauern wir auf ihn. Doch wir müssen in einer Hinsicht mißtrauisch sein.«
»In welcher?« »Wir wissen nicht, ob er nicht toledanischen Reitern Befehl gegeben hat, ihm entgegenzukommen, und müssen deshalb unser Geschäft hier abmachen. . . Höre, Lesby, Du, der Du ein seiner Fuchsjäger bist, finde uns einen guten Bau in diesen Felsen, wo wir uns verbergen können.«
»Kapitän, ich höre hier Wasser. . . es ist eine Quelle; gewöhnlich graben sich Quellen ein Bett im Felsen und Ihr müßt eine Grotte auf dieser Seite finden.«
»Ah! ah! wir sind verloren! sie werden hier hereinkommen,« sagte Musaron, dem Agenor seine Hand wie einen Knebel auf die Lippen drückte.
»Seht,« rief Lesby, »da ist die Grotte.«
»Sehr gut,« sprach Caverley. »Verlasse uns, Lesby, kehre zu Philips zurück und sei besorgt, daß die Pferde bei Tagesanbruch hier sind.«
Lesby entfernte sich, Caverley und Becker blieben allein.
»Sieh, was der Geist ist,« sagte der Bandit zu seinem Gefährten; »ich habe das Aussehen eines Landpiraten und bin der einzige Politiker, der die Lage der Dinge versteht. Zwei Männer streiten sich um einen Thron; man beseitige den Einen, und der Krieg ist beendigt; indem ich thue, was ich thue, handle ich demnach als Christ, als Philosoph, ich erspare Menschenblut. Ich bin tugendhaft, Becker, ich bin tugendhaft.«
Und der Bandit lachte, während er zugleich seine Stimme zu dämpfen suchte.
Vorwärts,« sagte er endlich, »treten wir in das Loch ein. Aufgepaßt, Becker, aufgepaßt!«