Читайте только на Литрес

Kitap dosya olarak indirilemez ancak uygulamamız üzerinden veya online olarak web sitemizden okunabilir.

Kitabı oku: «Der Bastard von Mauléon», sayfa 41

Yazı tipi:

Siebenundsechzigstes Kapitel.
Wie Caverley seine Börse und Agenor sein Schwert verlor

Die Oertlichkeit der Grotte war folgendermaßen beschaffen:

Zuerst die Quelle, ein reiner Krystall, der von einem steinernen Gewölbe auf die Kiesel herabfiel, in deren Mitte er sich ein Bett gegraben hatte.

Sodann in der Vertiefung eine gekrümmte Grotte, zu der man auf zwei natürlichen Stufen gelangte.

Diese Höhle war schwarz bei Tag, und man mußte die Fähigkeiten des Fuchses haben, um sie bei Nacht zu errathen.

Caverley vermied den senkrechten Fall der Quelle und stieg tappend die Stufen hinauf.

Sinnreicher oder mehr Freund des Comforts, ging Becker nach dem Hintergrund, um Schutz und Wärme zu finden.

Agenor und Musaron hörten sie, fühlten sie, sahen sie beinahe.

Becker wählte sich am Ende einen Platz aus, forderte Caverley auf, ihn nachzuahmen, und sagte:

»Kommt, Kapitän, es ist Platz für zwei.«

Caverley ließ sich überreden und trat ein; da er aber nicht ohne Schwierigkeiten ging, wiederholte er mit dem Ton übler Laune:

»Platz für zwei, das ist leicht gesagt.«

Und er streckte die Hände aus, um sich nicht an dem steinernen Gewölbe oder an den Wänden des Felsen zu stoßen.

Doch zum Unglück traf er das Bein von Musaron, er griff nach demselben und rief Becker zu:

»Becker, ein Leichnam!«

Nein, bei Gott!« rief der muthige Musaron, indem er ihm die Gurgel zusammenpreßte, »es ist ein sehr lebendiger Mann, der Euch erdrosseln wird, mein Braver.«

Niedergeworfen, auf den Boden gedrückt, vermochte Caverley kein Wort beizufügen.

Musaron packte seine Fäuste und band sie mit dem Gurt von einem der Pferde zusammen.

Agenor brauchte nur die Hand auszustrecken, um dasselbe mit Becker zu thun, der halb todt vor abergläubischem Schrecken auf der Erde lag.

»Nun, mein lieber Kapitän, werden wir ein wenig über das Lösegeld plaudern,« sagte Musaron.

»Merkt wohl auf, daß wir die Ueberzahl sind, und daß die geringste Geberde oder der geringste Schrei Euch eine Menge von Dolchstichen zwischen die Rippen zuziehen würde.«

»Ich werde mich nicht rühren, ich werde nichts sagen, aber schont mich,« murmelte Caverley.

»Es geziemt sich vor Allem, daß wir unsere Vorsichtsmaßregeln nehmen,« sagte Musaron; und er entkleidet« Caverley Stück für Stück seiner Angriffs- und Vertheidigungswaffen mit der Geschicklichkeit eines Affen, der einen Nußkern ausmacht.

Als diese Arbeit vollendet war, nahm er dasselbe an Becker vor.

Sobald er die Waffen weggenommen hatte, ging Musaron an die Bügeltasche über.

Seine Finger allein beobachteten bei dieser Operation eine gewisse Zartheit; in seinem Gewissen regte sich kein Bedenken; wohl gespickte Gürtel, runde Börsen fielen in die Gewalt von Musaron.

»Du plünderst auch?« sagte Agenor.

»Gnädiger Herr, ich benehme ihnen die Mittel, zu schaden.«

Als der erste Schrecken vorüber war, bat Caverley um Erlaubniß, einige Bemerkungen machen zu dürfen.

»Ihr könnt das, wenn Ihr leise sprechen wollt,« antwortete Agenor.

»Wer seid Ihr?« sagte Caverley.

»Ah! das ist eine Frage, mein Lieber, die wir nicht beantworten werden,« erwiderte Musaron.

»Ihr habt mein Gespräch mit meinen Leuten gehört?«

»Ohne ein Wort davon zu verlieren.«

»Teufel! Ihr kennt also meinen Plan?«

»Wie Ihr selbst.«

»Nun! was wollt Ihr mit mir und meinen Gefährten Becker machen?«

»Das ist ganz einfach, wir sind im Dienst von Don Pedro, wir werden Euch Don Pedro ausliefern und ihm erzählen, was wir von Euren Absichten gegen ihn wissen.«

»Das ist nicht menschenfreundlich,« entgegnete Caverley, der in der Finsterniß erbleichen mußte.

»Don Pedro ist grausam, er wird mich tausend Qualen erleiden lassen; tödtet mich sogleich mit einem guten Stoß ins Herz.«

»Wir morden nicht,« sprach Mauléon.

»Ja, aber Don Pedro wird mich ermorden,« sagte Caverley.

Und ein langes Stillschweigen seiner Sieger belehrte Caverley, daß er sie überzeugt hatte, da sie ihm nichts mehr zu antworten fanden.

Agenor besann sich.

Die unvermuthete Gegenwart von Caverley hatte ihm die Anwesenheit von Don Pedro in Montiel geoffenbart.

Dieser Mensch war der Jagdhund mit dem unfehlbaren Geruch gewesen, der die Beute seines Herrn aufspürt.

Der Dienst, den er hierdurch Mauléon geleistet, kam Diesem groß genug vor, um ihn zur Milde zu bewegen.

Ueberdies war sein Feind entwaffnet, entkleidet, und außer Stand, zu schaden.

Alle diese Betrachtungen stellte auch Musaron seinerseits an. Er war so sehr mit den Gedanken seines Herrn vertraut, daß in ihren beiden Geistern gleichzeitig dieselbe Inspiration entstand.

Doch dieses Stillschweigen benützte Caverley als ein schlauer und gewandter Mann.

Er bedachte, daß seit dem Anfang der unangenehmen Unterredung, die er mit den Unbekannten gehabt, nur zwei Stimmen gesprochen hatten: indem er umhertappte und sich umwandte, überzeugte er sich, daß die Grotte zu eng und ungenügend war, um mehr als vier Menschen aufzunehmen.

Abgesehen von den Waffen, war die Partie also gleich.

Doch um diese Waffen zu bekommen, hätte er mit den Händen spielen müssen, und seine Hände waren ihm gebunden.

Die finstere Vorsehung, welche die Bösewichte beschützt und nichts Anderes ist, als die Schwäche der ehrlichen Leute, diese Vorsehung, sagen wir, kam Caverley zu Hilfe.

»Dieser Caverley,« sagte Agenor zu sich selbst, »wird mir ungemein lästig sein. An meiner Stelle würde er sich der Verlegenheit durch einen Dolchstoß entziehen und meinen Leib in den Tajo werfen; das ist ein Verfahren, das ich nicht anwenden mag. Er wird mir lästig sein, sage ich, wenn ich von hier weggehen will, und ich will von hier weggehen, sobald ich sichere Kunde von Don Pedro und Aissa habe.«

Nach dieser Betrachtung faßte Mauléon, der rasch zu Werke zu gehen pflegte, Caverley beim Arm, fing an ihn loszubinden und sagte;

»Meister Caverley, Ihr habt mir, ohne es zu wissen, einen Dienst geleistet; ja, Don Pedro würde Euch tödten, und Ihr sollt nicht so sterben, während es so gute Galgen in England und in Frankreich gibt.«

Bei jedem Wort löste der Unkluge einen Knoten.

»Ich schenke Euch die Freiheit,« fuhr Mauléon fort, »benutzt sie, um zu fliehen, und sucht Euch zu bessern.«

Hiernach band er den Riemen vollends auf.

Kaum hatte Caverley freie Arme, als er auf Agenor losbrach, ihm seinen Degen zu entreißen suchte und ausrief:

»Mit der Freiheit gebt mir meine Börse wieder,« Schon hielt er das Eisen, schon faßte er den Griff mit seiner Hand fest, um zu stoßen, als ihm Mauléon einen Faustschlag beibrachte, der ihn über die Stufen der Grotte hinab mitten in die Wasserlache schleuderte.

Dem Fisch ähnlich, der, dem Korb des Fischers entgangen, sich abermals von dem Element umgeben fühlt, das ihm Leben gibt, athmete Caverley voll Wonne, sprang aus der Höhle und lief, was er laufen konnte, nach dem Flecken.

»Bei San Jago! Herr,« sagte Musaron voll Wuth, »Ihr habt da einen schönen Streich gemacht! laßt mich ihm nachlaufen, daß ich ihn einhole.«

»Ei? warum dies, da ich es ihm freigestellt, zu entrinnen?« entgegnete Agenor.

»Wahnsinn, ungeheurer Wahnsinn! Der Schurke wird uns einen Streich spielen, er wird zurückkommen, er wird sprechen.«

«Schweige, Dummkopf,« sagte Agenor, indem er Musaron mit dem Ellenbogen stieß, damit dieser nicht in seiner Hitze vor Becker irgend etwas verriethe;

»wenn er zurückkommt, überliefern wir ihn Don Pedro, den wir noch diesen Abend in Kenntniß setzen werden.«

»Das ist etwas Anderes,« brummelte Musaron, der die List begriff.

»Auf, mein Freund, binde auch die Arme dieses ehrlichen Herrn Becker los und sage ihm, wenn Caverley, Philips, Lesby und Becker, diese vortrefflichen Rittersleute, morgen früh noch in der Gegend seien, so werden sie insgesamt an die Zinne von Montiel gehenkt: denn diesseits ist die Polizei besser beschaffen, als in Frankreich.«

»Oh! ich werde das nicht vergessen, meine hohen Herren,« rief Becker, trunken vor Dankbarkeit und Freude.

Er dachte nicht daran, sich gegen seine Wohlthäter zu waffnen, küßte ihnen die Hand und verschwand leicht wie ein Vogel.

»Oh! Herr, was für Abenteuer!« seufzte Musaron.

«Oh! Herr Knappe,« erwiderte Agenor, »wie viel Lectionen müßt Ihr noch nehmen, ehe Ihr vollendet seid! Wie! Ihr seht nicht, daß dieser Caverley uns Don Pedro entdeckt hat; daß er, da er nicht weiß, wer wir sind, glaubt, wir seien die Wächter von Don Pedro; daß er folglich die Gegend so schnell als möglich verlassen wird? Kurz, was wollt Ihr mehr? Ihr habt das Geld und die Waffen.«

»Gnädiger Herr, ich habe Unrecht.«

»Gut!«

»Doch, wir wollen auf unserer Hut sein, gnädiger Herr. Der Teufel und Caverley sind sehr fein.«

»Hundert Mann vermöchten uns in dieser Grotte nicht zu überwältigen,« erwiderte Mauléon.

»Wir können hier abwechselnd schlafen und Nachrichten von meiner theuren Geliebten abwarten, da uns der Himmel schon Nachrichten von Don Pedro gegeben hat.«

»Gnädiger Herr, ich verzweifle nun an nichts mehr, und wenn mir Einer sagte: »Die Senora Aissa wird herabkommen, um Euch in diesem Schlangenneste zu besuchen,«« so würde ich es glauben und antworten: »»Ich danke für Eure Nachricht, braver Mann.«

In diesem Augenblick traf ein entferntes, aber abgemessenes, gleichförmiges Geräusch an das geübte Ohr von Musaron.

»Meiner Treue,« sagte er, »Ihr habt Recht; Caverley, schlägt einen Galopp an.

Ich höre vier Pferde, das schwöre ich Euch . . . Er hat seine Engländer eingeholt, und Alle entfliehen dem Galgen, mit dem Ihr ihnen eine Ehre anthun wolltet . . . Wenn' sie indessen nur nicht hierher kommen . . . Nein, das Geräusch entfernt sich, erlischt . . . Glückliche Reise, Gott befohlen, bis auf Wiedersehen, Kapitän des Teufels!«

»Ei! Musaron!« rief plötzlich Agenor, »ich habe mein Schwert nicht mehr.«

»Der Schurke hat es Euch gestohlen,« sagte Musaron; »es ist Schade, eine so gute Klinge!«

»Mit meinem Namen in den Griff eingegraben. Ah! Musaron, der Räuber wird mich erkennen.«

»Nicht vor Abend, und um Abend, glaubt mir, wird er schon fern sein. Verfluchter Caverley, er muß doch immer etwas stehlen!«

Am andern Morgen bei Tagesanbruch hörten sie vom Schloß zwei Männer herabkommen, welche lebhaft mit einander sprachen.

Diese zwei Männer waren Mothril und der König Don Pedro. Der Letztere führte sein Pferd an der Hand.

Bei diesem Anblick kochte alles Blut von Mauléon.

Er war im Begriff, sich auf seine Feinde zu stürzen, sie zu erdolchen und so den Kampf zu endigen; doch Musaron hielt ihn zurück.

»Seid Ihr wahnsinnig, gnädiger Herr?« fragte er. Wie! Ihr würdet Mothril tödten, ohne Aissa zu besitzen? . . . Und wer sagt Euch, daß nicht wie bei Navarrete diejenigen, welche Aissa bewachen, Befehl haben, sie zu tödten, wenn Mothril stürbe, oder wenn Ihr ihn zum Gefangenen machtet?«

Agenor schauerte.

»Oh! Du liebst mich wahrhaft,« sagte er, »ja, Du liebst mich.«

»Ich glaube es, bei Gott! Bildet Ihr Euch etwa ein, es würde mir kein Vergnügen machen, diesen schuftigen Mauren, der so viel Böses gethan, zu tödten? . . . Ja, ich werde ihn tödten, doch wenn sich eine Gelegenheit zeigt, und diese muß gut sein.«

Sie sahen im Bereiche ihrer Hand die zwei Gegenstände ihres gerechten Hasses vorüber kommen und wurden beinahe von ihnen gestreift, ohne daß sie sich derselben zu entledigen wagten.

»Das Glück spottet unserer!« rief Agenor.

»Beklagt Euch doch, gnädiger Herr,« erwiderte Musaron, »Ihr, der Ihr, wäre nicht Caverley gekommen, gestern aufgebrochen wäret, ohne zu wissen, wo sich Don Pedro befand, ohne Nachrichten von Dona Aissa zu haben. Doch, stille! hören, wir, was sie sprechen.«

»Ich danke,« sagte Don Pedro zu seinem Minister, »ich glaube, sie wird genesen und mich lieben.

Zweifelt nicht daran, hoher Herr. Sie wird genesen, weil Hafiz und ich nach der Vorschrift die Kräuter sammeln, von denen Ihr wißt. Dann wird sie Euch lieben, weil ihr nichts mehr an Eurem Hofe mißfällt . . Doch sprechen wir von ernsten Gegenständen. Beurkundet, ob die Nachricht sicher ist. Zehntausend von meinen Landsleuten sollen sich in Lissabon ausgeschifft haben und im Tajo bis Toledo hinauffahren. Geht nach Toledo, wo man Euch liebt. Flößt diesen getreuen Vertheidigern Muth ein. An dem Tag, wo Enrique in Spanien sein wird, bemächtigt Ihr Euch seiner und seines Heeres mit einem Schlag zwischen der Stadt, deren Belagerung er unternimmt, und dem Heere der Saracenen, Eurer Verbündeten, an dessen Spitze ich mich stelle, sobald es im Angesicht von Toledo sein wird. Hierin ist der gute, der wahre, der unfehlbare Erfolg enthalten.«

»Mothril, Du bist ein geschickter Minister; Du bist mir ergeben gewesen, was auch geschehen mag.«

»Welch ein häßliches Gesicht muß der Maure machen, um freundlich zu scheinen!« sagte Musaron seinem Herrn ins Ohr.

»Ehe ich Euch verlasse, um nach dem Schloß zurückzukehren, noch einen letzten Rath,« sagte Mothril: »verweigert dem Prinzen von Wales jede Zahlung, bis er Partei für Euch ergriffen hat. Diese Engländer sind treulos.«

»Ja, und dann fehlt es auch an Geld.«

»Ein Grund mehr. Gott besohlen, gnädigster Herr, Ihr seid fortan siegreich und glücklich.«

»Gott besohlen, Mothril.«

Die zwei Abenteurer mußten noch die Qual ausstehen, langsam Mothril zurückgehen zu sehen, der, ein höllisches Lächeln auf den Lippen, das Schloß erreichte, nach dem Agenor so sehnsüchtig begehrte.

»Gehen wir mit ihm hinauf,« sprach der junge Mann; »packen wir ihn lebendig, sagen wir ihm, wenn er uns Aissa nicht ausliefere, so tödten wir ihn, und er wird sie uns ausliefern.«

»Ja, und unter Weges, während wir herabsteigen, wird er uns mit Felsstücken niederschmettern, und dann sind wir weit vorgerückt. Geduld, sage ich Euch, Gott ist gut!«

»Nun! da Du Dich gegen Alles für Mothril weigerst, so schlage wenigstens die Gelegenheit nicht aus, die sich bei Don Pedro bietet. Er reitet allein weg, wir sind zu zwei, nehmen wir ihn fest und tödten wir ihn, wenn er Widerstand leistet, und wenn er nicht Widerstand leistet, führen wir ihn zu Don Enrique von Transtamare, um ihm zu beweisen, daß wir ihn gefunden haben.«

»Ein vortrefflicher Gedanke!« rief Musaron.

Sie warteten, bis Mothril die Plattform des Schlosses erreicht hatte, dann wagten sie es, aus ihrem Loch herauszutreten.

Als sie ihre Blicke in die Ebene tauchten, sahen sie Don Pedro an der Spitze von wenigstens vierzig Bewaffneten friedlich seines Weges gegen Toledo ziehen.

»Ah! bei Gott! wir waren sehr albern. . . »verzeiht, gnädiger Herr, sehr leichtgläubig,« sagte Musaron.

»Mothril hätte den König nicht so allein ziehen lassen, Wachen sind ihm vom Flecken entgegengekommen.«

»Durch wen benachrichtigt?«

»Ei! durch die Mauren gestern Abend, oder auch durch ein Signal vom Schloß.«

»Das ist richtig: wir wollen nur noch daran denken, Aissa zu sehen, wenn es möglich ist, oder zu Don Enrique zurückzukehren!«

Achtundsechzigstes Kapitel.
Hafiz

Die erwartete Gelegenheit bot sich den ganzen Tag nicht.

Niemand kam aus dem Schloß, außer den Lieferanten.

Es erschien auch ein Bote, doch das Horn des Schloßvogts signalisirte seine Ankunft, und unsere Abenteurer hielten es nicht für klug, ihn aufzuhalten.

Am Abend, da Alles schweigsam wird, da die Geräusche, welche vom Fluß zum Gebirge aufsteigen, selbst umhüllt, gedämpft erscheinen, da der Himmel am Horizont erbleicht, und der Felsen minder frisch erscheint, hörten unsere beiden Freunde ein belebtes Gespräch zwischen zwei ihnen bekannten Stimmen.

Mothril und Hafiz stritten sich, während sie von der Plattform des Schlosses zu dem Fußpfad Herabstiegen, der nach den Thore ausmündete.

»Herr,« sagte Hafiz, »Du Hast mich einschließen lassen, als der König da war, und Du versprachst mir, mich ihm vorzustellen; Du versprachst mir auch viel Geld. Ich langweile mich bei diesem Mädchen, das Du mich zu hüten zwingst, ich will in den Krieg ziehen mit unsern Landsleuten, die von der Heimath kommen und in diesem Augenblick auf Schiffen mit weißen Segeln den Tajo hinauffahren. Bezahle mich also geschwinde, Herr, damit ich zum König gehen kann.«

»Du willst mich verlassen, mein Sohn?« sagte Mothril; »bin ich ein schlimmer Herr gegen Dich?«

»Nein, aber ich will gar keinen Herrn mehr.«

»Ich kann Dich zurückhalten, denn ich liebe Dich.«

»Ich, ich liebe Dich nicht. Du hast mich finstere Handlungen vollbringen lassen, welche meinen Schlaf mit gräßlichen Träumen bevölkern; ich bin zu jung, um mich zu einem solchen Leben zu entschließen. Bezahle mich und laß mich frei, oder ich werde Einen finden, dem ich Alles sage.«

»Dann hast Du Recht,« antwortete Mothril; »steige wieder in's Schloß hinauf, und ich werde Dich auf der Stelle bezahlen.«

Als sie herabstiegen, ging Hafiz hinten und Mothril vorn. Der Weg war so schmal, daß, um hinaufzusteigen, Hafiz vorn und Mothril hinten sein mußte.

Die Nachteule sing an in den Höhlen der Steine zu singen; die bläuliche Tinte folgte an den Wänden des Sees auf die purpurne Färbung.

Plötzlich durchdrang ein furchtbarer Schrei, ein gräßlicher Fluch die Lüfte, und etwas Schweres, Kraftloses, Blutiges fiel platt vor die Höhle, in der unsere zwei Freunde aufmerksam horchten.

Sie antworteten durch einen Schrei des Schreckens auf den Ruf des Sterbenden.

Die Nachtvögel entflatterten scheu aus dem Schooße der Felsspalten und selbst die Insecten entflohen erschrocken aus ihren Schlupfwinkeln.

Bald erreichte eine Blutlache das Wasser der Cisterne und rölhete dieses.

Bleich und zitternd, streckte Agenor den Kopf aus seinem Versteck und der fahle Kopf von Musaron schmiegte sich an den seines Herrn an.

»Hafiz!« riefen Beide, als sie drei Schritte von sich den unbeweglichen, zerrissenen Leichnam des Gefährten von Gildaz erkannten.

»Armes Kind!« murmelte Musaron, der aus dem Loch hervortrat, um ihm Hilfe zu leisten, wenn es noch Zeit wäre.

Schon breiteten sich die Schatten des Todes über diesem bronzenen Gesicht aus; übermäßig erweitert, trübten sich die Augen; ein schwerer Athem, vermischt mit Blut, kam mühsam aus der gequetschten Brust des Mauren.

Er erkannte Musaron, er erkannte Agenor, und seine Züge drückten einen abergläubischen Schrecken aus.

Der Elende glaubte in der That rächende Schatten zu sehen.

Musaron hob seinen Kopf auf, Agenor brachte ihm frisches Wasser, um seine Stirne und seine Wunden zu waschen.

»Der Franzose! der Franzose!« sagte Hafiz gierig trinkend: »Allah! verzeihe mir.«

»Komm mit uns, armer Kleiner, wir werden Dich helfen,« sagte Agenor.

»Nein, ich bin todt, todt wie Gildaz;« murmelte der Saracene, »todt, wie ich es verdient habe, todt durch Mörders Hand. Mothril hat mich oben vom Geländer des Schlosses herabgestürzt.«

Eine Bewegung des Grauens von Mauléon entging dem Sterbenben nicht.

»Franzose,« sagte er, »ich habe Dich gehaßt, doch heute höre ich auf Dich zu hassen, denn Du kannst mich rächen. . . Aissa liebt Dich beständig . . . Dona Maria beschützte Dich auch. Mothril hat Maria vergiftet, er hat die Ohnmacht von Aissa benützt, um ihr einen Dolchstoß zu versetzen. Sage dies dem König Don Pedro, sage es ihm geschwinde, aber rette Aissa, wenn Du kannst. Denn in vierzehn Tagen, wenn Don Pedro in's Schloß zurückkehrt, muß ihm Mothril Aissa durch einen Zaubertrank eingeschläfert überliefern. . . Ich habe Dir Böses zugefügt doch ich thue Dir nun Gutes; verzeihe mir und räche mich. Allah!«

Er fiel erschöpft zurück, wandte die Augen mit einer schmerzlichen Anstrengung gegen das Schloß, um es zu verfluchen, und verschied.

Während einer Viertelstunde gelang es den beiden Freunden nicht, ihre Gedanken wieder zu finden, Kaltblütigkeit zu gewinnen.

Dieser abscheuliche Tod, diese Offenbarungen, diese Drohungen für die Zukunft hatten sie mit einer unsäglichen Bangigkeit erfüllt.

Agenor stand zuerst auf und sprach:

»In vierzehn Tagen haben wir Ruhe; in vierzehn Tagen werden wir, Don Pedro, Mothril, oder ich todt sein. Komm, Musaron, laß uns in's Lager von Enrique ziehen, um ihm Rechenschaft von der Sendung abzulegen, mit der er mich beauftragt hatte. Doch beeilen wir uns; suche unsere Pferde in der Ebene.«

Obgleich Musaron ganz wankte, gelang es ihm doch, die Pferde zu finden, welche übrigens auf seinen Ruf herbeikamen.

Er sattelte und zäumte sie, schwang sich leicht in den Sattel und schlug den Weg nach Toledo ein, auf dem ihm sein Herr voran ritt.

Als sie in der Ebene waren und das unheimliche Schloß im Profil schwarz von dem blaugrauen Grund des Himmels sich abhob, rief Agenor mit schallender Stimme, indem er seine Faust nach den Fenstern des Schlosses ausstreckte:

»Mothril! Mothril! auf Wiedersehen! Meine Liebe, bald sehe ich Dich wieder.«

Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
0+
Litres'teki yayın tarihi:
04 aralık 2019
Hacim:
800 s. 1 illüstrasyon
Telif hakkı:
Public Domain
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin PDF
Ortalama puan 5, 1 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 3,8, 4 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin PDF
Ortalama puan 5, 1 oylamaya göre
Metin PDF
Ortalama puan 5, 1 oylamaya göre