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Kitabı oku: «Der Frauenkrieg», sayfa 18

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»Wie es also machen?«

»Das ist ganz einfach; ich schicke sie Eurem Freunde. Wie heißt derselbe?«

»Kapitän Cauvignac.«

»Ich schicke sie Eurem Freunde, dem Kapitän Cauvignac, unter irgend einem Vorwande. Es wäre besser, wenn es außerhalb Orleans geschehen könnte, damit es keinen Lärmen macht.«

»Ja, und damit die Einwohner von Orleans nicht die Lust erfaßt, Euch mit Ruthen zu streichen, wie es Camillus jenem Schulmeister des Alterthums thun ließ.«

»Ich schicke sie Euch vor die Stadt, auf die Landstraße von Orleans nach Tours zum Beispiel.«

»In das erste Wirtshaus.«

»Ja; sie finden den Kapitän Cauvignac bei Tisch; er bietet ihnen ein Glas Wein, sie nehmen es an, er schlägt ihnen die Gesundheit des Königs vor, sie trinken in der Begeisterung und sind Soldaten.«

»Vortrefflich, nun könnt Ihr sie rufen.«

Der Anwalt rief die zwei jungen Leute. Fricotin war ein kleiner Bursche von kaum vier Fuß, lebhaft und untersetzt; Chalumeau war ein großer Bengel von fünf Fuß sechs Zoll, dünn wie eine Spargel und roth wie eine Rübe.

»Meine Herren,« sagte Cauvignac, »Meister: Rabodin, Euer Anwalt, beauftragt Euch mit einer Vertrauenssendung. Ihr sollt morgen früh in dem ersten Wirthshause das sich auf der Straße von Orleans nach Blois findet, einen Bund Acten bezüglich auf einen Prozeß zwischen Kapitän Cauvignac und Herrn von Larochefoucault holen. Meister Rabodin wird jedem von Euch fünfundzwanzig Livres Belohnung für diesen Gang schenken.«

Fricotin, ein leichtgläubiger Junge, machte einen drei Fuß hohen Sprung. Chalumeau, welcher mißtrauischen Charakters war, schaute zugleich Cauvignac und den Anwalt mit einem zweifelhaften Ausdrucke an, wobei er noch dreimal mehr schielte, als gewöhnlich.

»Halt, halt,« versetzte Meister Rabodin lebhaft, »ich habe mich nicht zu den fünfzig Livres anheischig gemacht.«

»Ihr welche Summe,« fuhr der falsche Exemte fort, »sich Meister Rabodin bei dem Honorar des Prozesses zwischen Cauvignac und dem Herzog von Larochefoucault schadlos halten wird.«

Meister Rabodin ließ den Kopf sinken; er mußte durch diese Thüre oder durch die des Gefängnisses gehen.

»Gut,« sprach der Anwalt, »ich willige ein; aber Ihr werdet mir hiernach einen Schein geben.«

»Seht, sagte der Einnehmer, »seht, wie ich Eurem Verlangen zuvorgekommen bin.«

Und er übergab ihm ein Papier, auf welchem folgende Zeilen geschrieben standen:

»Erhalten von Meister Rabodin, dem sehr getreuen Unterthanen Seiner Majestät, als freiwillige Gabe eine Summe von fünfhundert Livres zu Unterstützung des Königs in seinem Kriege gegen die Herren Prinzen.«

»Wenn Ihr besonderen Werth darauf legt,« sagte Barrabas, »so werde ich die zwei Schreiber auf den Schein setzen.«

»Nein,« entgegnete rasch der Anwalt, »es ist vortrefflich so.«

»Doch hört,« sprach Cauvignac zu Meister Rabodin, »heißt Fricotin seine Trommel nehmen und Chalumeau sich mit seiner Hellebarde bewaffnen. Man hat dies dann immer weniger zu kaufen.«

»Unter welchem Vorwand soll ich ihnen diesen Auftrag gehen?«

»Bei Gott, unter dem Verwand, daß sie sich unterwegs zerstreuen mögen.«

Hiernach entfernten sich der falsche Exemte und der falsche Einnehmer, Meister Rabodin aber blieb ganz verblüfft durch die Gefahr, der er preisgegeben gewesen war, und fühlte sich nur zu glücklich, so leichten Kaufes davon gekommen zu sein.

V

Am andern Tage ging es, wie Cauvignac vorhergesehen hatte, der Neffe und der Pathe kamen zuerst, beide auf demselben Pferde reitend; dann erschienen Fricotin und Chalumeau, der eine mit seiner Trommel, der andere mit seiner Hellebarde. Es gab wohl, als man ihnen erklärte, sie hörten die Ehre in den Dienst der Prinzen eingereiht zu werden, von der einen oder der andern Seite Schwierigkeiten, aber diese hoben sich vor den Drohungen von Cauvignac, den Versprechungen von Ferguzon und der Logik von Barrabas.

Das Pferd des Neffen und des Pathen wurde dazu bestimmt, das Gepäcke zu tragen, und da es eine Fußgänger Compagnie war, deren Bildung Cauvignac übernommen hatte, so konnten die Rekruten nichts dagegen einwenden.

Man begab sich auf den Weg. Der Marsch von Cauvignac glich einem Triumphzug. Der erfinderische Parteigänger fand Mittel, die hartnäckigsten Anhänger des Friedens in den Krieg zu führen. Die Einen ließ er der Sache des Königs, die Andern der Sache der Prinzen sich anschließen. Einige glaubten dem Parlamente zu dienen, Andere dem König von England, der von einer Landung in Schottlands um seine Staaten wiederzuerobern sprach. Wohl fand einige Abscheidung in den Farben statt, wohl zeigte sich eine Disharmonie in den Reclamationen, welche der Lieutenant Ferguzon trotz seiner Ueberredungsgabe der Tonart des leidenden Gehorsams zu unterwerfen Mühe hatte. Doch mit Hilfe einer beständigen, wie Cauvignac sagte, für den Erfolg des Unternehmens nothwendigen Operation rückte man vor, ohne zu wissen, was man thun sollte. Cauvignac hatte vier Tage, nachdem er Chantilly verlassen, fünfundzwanzig Mann beisammen: es war dies, wie man sieht, schon eine ziemlich hübsche Patrouille. Viele Flüsse, welche wenn sie sich in das Meer stürzen, großen Geräusch machen, haben einen minder mächtigen Ursprung.

Cauvignac suchte einen Mittelpunkt: er gelangte in ein kleines Dorf, welches zwischen Chatellerault und Poitiers lag, und glaubte hier gefunden zu haben, was er suchte. Es war Jaulnay; Cauvignac erkannte daß Dorf, in welchen er eines Abends den Befehl für Canolles gebracht hatte, und schlug sein Hauptquartier in dem Wirthshause auf, in welchem er an jenem Abend ziemlich gut gespeist zu haben sich erinnerte. Ueberdies hatte man keine Wahl, denn dieses Wirthshaus war erwähntermaßen das einzige im ganzen Dorfe.

So gestellt, auf der Hauptstraße von Bordeaux nach Paris, hatte Cauvignac hinter sich die Truppen des Herrn von Larochefoucault, welcher Saumur belagerte, und vor sich die des Königs, welche sich in der Guienne zusammengezogen. Jedermann die Hand reichend, hütete sich Cauvignac wohl, irgend eine Farbe aufzupflanzen, ehe die geeignete Gelegenheit gekommen wäre, und war darauf bedacht, einen Kern von etwa hundert Mann zu bilden, um daraus erkleckerlichen Vortheil zu ziehen. Das Rekrutirungsgeschäft nahm seinen raschen Fortgang und Cauvignac hatte seine Arbeit beinahe zur Hälfte abgemacht.

Als nun Cauvignac, nachdem er den ganzen Morgen mit der Menschenjagd zugebracht hatte, seiner Gewohnheit gemäß vor der Thüre des Wirthshauses auf der Lauer stand und mit seinem Lieutenant und seinem Unterlieutenant plauderte, sah er am Ende der Straße eine junge Dame zu Pferde erscheinen, der ein Stallmeister ebenfalls zu Pferde und zwei mit Gepäck beladene Maulthiere folgten.

Das leichte Wesen, mit dem die schöne Amazone ihr Roß regierte, die steife, stolze Haltung ihres Stallmeisters machten eine Erinnerung im Kopfe von Cauvignac rege.

Er legte seine Hand auf den Arm von Ferguzon, der an diesem Tage übler Laune ziemlich traurig in die Welt schaute, und sagte auf die Reisende deutend, zu ihm:

»Hier kommt der fünfzigste Soldat des Regiments von Cauvignac, oder ich will des Todes sein.«

»Wie? diese Dame?«

»Allerdings.«

»Ah! wir haben bereite einen Neffen, der Advocat, einen Pathen, der Pfarrer werden sollte, zwei Schreiber, zwei Apotheker, einen Arzt, drei Bäcker und zwei Gänsehirten; mir scheint, das sind genug schlechte Soldaten, ohne daß man eine Frau beizufügen nöthig hätte, denn eines Tags wird man sich doch schlagen müssen.«

»Ja, aber unser Schuß beläuft sich erst auf fünf- und-zwanzigtausend Livres (man sieht, der Schatz hatte wie die Truppe die Natur des Schneeballes), und ich denke, es wäre nicht übel, wenn man eine runde Summe, etwa dreißigtausend Livres, erreichen könnte.«

»Ah! wenn Du die Dinge aus diesem Gesichtspunkt betrachtest, habe ich nichts einzuwenden, und pflichte Dir vollkommen bei.«

»Stille! Du wirst sehen.«

Cauvignac näherte steh der jungen Dame, welche vor einem der Fenster des Wirthshauses angehalten hatte und die Wirthin befragte, die ihr vom Zimmer aus Antwort gab.

»Eure Diener, mein edler Herr,« sagte er mit einer schlauen Miene, die Hand höflich an den Hut legend.

»Mein edler Herr! ich« erwiederte die Dame lächelnd.

»Ihr selbst, schöner Vicomte.«

Die Dame erröthete.

»Ich weiß nicht, was Ihr damit sagen wollt?« entgegnete sie.

»Oh! doch wohl, und zum Belege dient, daß Ihr bereits einen halben Fuß Roth auf den Wangen habt.«

»Ihr täuscht Euch offenbar, mein Herr.«

»Nein, nein, ich weiß im Gegentheil sehr gut, was ich sage.

»Genug des Scherzes, mein Herr.«

»Ich scherze nicht, und wenn Ihr den Beweise haben wollt, so werde ich Euch denselben geben. Ich habe die Ehre gehabt, Euch vor ungefähr drei Wochen in der Tracht Eures Geschlechts an dem Ufer der Dordogne zu begegnen; es folgte Euch damals Euer treuer Stallmeister, Herr Pompée. Habt Ihr noch Herrn Pompée? Ah! ja, da ist er! Dieser liebe Herr Pompée, werdet Ihr auch sagen, ich kenne ihn nicht?«

Der Stallmeister und die junge Dame schauten sich verwundert an.

»Ja, ja« fuhr Cauvignac fort, »Ihr staunt, mein schöner Vicomte; aber wagt es zu behaupten, ich habe Euch nicht begegnet, dort auf der Straße den Seint-Martin-de-Cubsac, eine Viertelmeile von dem Wirtshause des Meister Biscarros.«

»Ich leugne dieses Zusammentreffen nicht, mein Herr.«

»Ah! Ihr seht wohl.«

»Nur war ich an jenem Tage verkleidet.«

»Nein, nein, heute seid Ihr es. Uebrigens, da das Signalement des Vicomte von Cambes in ganz Guienne verbreitet worden ist, begreife ich wohl, daß Ihr es für klüger hielten um jeden Verdacht abzuwenden, für den Augenblick dieses Costume zu wählen, das Euch, um Euch Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, mein edler Herr, vortrefflich steht.«

»Mein Herr,« sprach die Vicomtesse mit einer Unruhe, welche sie vergebens zu verbergen suchte, »wenn Ihr Eure Rede nicht mit gescheiten Worten vermischtet, würde ich Euch in der That für einen Narren halten.«

»Ich werde Euch nicht dasselbe Kompliment machen und finde es sehr vernünftig, sich zu umkleiden, wenn man conspirirt.«

Die junge Frau heftete einen immer ängstlicheren Blick auf Cauvignac und erwiederte:

»In der That, es scheint mir, ich habe Euch irgendwo gesehen, aber ich erinnere mich nicht mehr wo.«

»Das erste Mal, wie ich Euch sagte, an dem Ufer der Dordogne.«

»Und das zweite Mal?«

Das zweite Mal in Chantilly.«

»An dem Jagdtage?«

»Ganz richtig.«

»Dann habe ich nichts zu befürchten, Ihr seid Einer der Unsern.«

»Warum dies?«

»Weil Ihr bei der Frau Prinzessin gewesen seid.«

»Erlaubt mir, Euch zu bemerken, daß dies kein Grund ist.«

»Es scheint Mir jedoch . . .«

»Es waren dort zu viele Menschen, als daß man von allen hätte überzeugt sein können, es wären Freunde.«

»Nehmt Euch in Acht, mein Herr, Ihr würdet mir einen sonderbaren Begriff von Euch geben.«

»Oh! denkt von mir, wie Ihr wollt, ich bin nicht sehr empfindlich.«

»Aber was wünscht Ihr denn?«

»Ich wünschte Euch, wenn Ihr es annehmen wollt, die Honneurs dieses Gasthofes zu machen.«

»Ich danke, mein Herr, und bedarf Eurer nicht. Ich erwarte Jemand.«

»Es ist gut, steigt ab, und in Erwartung dieses Jemand wollen wir plaudern.«

»Was soll ich thun, gnädige Frau?« fragte Pompée.

»Absteigen, ein Zimmer verlangen und Abendbrod bestellen,« sagte Cauvignac.

»Mein Herr,« versetzte die Vicomtesse, »mir däucht, es ist meine Sache, Befehle zu geben.«

Es kommt darauf an, Vicomte, insofern ich in Jaulnay commandiere und fünfzig Mann zu meiner Verfügung habe. Pompée thut, was ich Euch gesagt habe.«

Pompée ließ den Kopf sinken und trat in das Wirthshaus.

»Aber, mein Herr, Ihr nehmt mich in Haft?« fragte die junge Frau.

»Vielleicht.«

»Wie, vielleicht?«

»Ja, das hängt von der Unterredung ab, die wir miteinander pflegen werden; aber habt doch die Güte, abzusteigen, Vicomte; gut, nehmt meinen Arm; die Leute vom Hanse werden Euer Pferd in den Stall führen.«

»Ich gehorche, mein Herr, denn Ihr seid, wie Ihr gesagt habt, der Stärkere; ich habe kein Mittel, Widerstand zu leisten; ich mache Euch jedoch auf Eines aufmerksam: die Person, welche ich erwarte; wird kommen, und diese Person ist ein Officier des Königs.«

»Wohl, Vicomte, Ihr erweist mir die Ehre, mich Ihm vorzustellen, und ich werde entzückt sein, seine Bekanntschaft zu machen.«

Die Vicomtesse begriff, daß kein Widerstreben möglich war, und ging voraus, wobei sie Cauvignac durch ein Zeichen andeutete, es stünde ihm frei, ihr zu folgen.

Cauvignac begleitete sie bis an die Thüre des Zimmers, welches Pompée hatte bereit machen lassen, und war im Begriff, die Schwelle hinter ihr zu überschreiten, als Ferguzon, rasch die Treppe heraufsteigend, sich seinem Ohre näherte und ihm zuflüsterte:

»Kapitän, ein Wagen mit drei Pferden, ein verlarvter langer Mann in dem Wagen, zwei Lackeien an den Schlägen.«

»Gut,« sagte Cauvignac. »Das ist ohne Zweifel der erwartete Herr.«

»Ah! man erwartet einen Herrn?«

»Ja, und ich gehe ihm entgegen. Du, bleibe im Gange, verliere die Thüre nicht aus dem Auge, lasse Jedermann hinein, aber Niemand heraus.«

»Gut, Kapitän.«

Ein Reisewagen hielt in der That vor der Thüre des Wirthshauses, begleitet von vier Mann von der Compagnie Cauvignac, die ihm eine Viertelmeile vor der Stadt begegnet waren und von diesem Augenblicke als Escorte gedient hatten.

Ein Herr, in blauen Sammet gekleidet und in einen Pelzmantel gehüllt, lag in dem Wagen. Seit dem Augenblicke, wo die vier Mann seine Carrosse umgaben, hatte er viele Fragen an sie gerichtet; als er aber sah, daß diese Fragen, so dringend sie auch waren, keine Antwort erhielten, schien er in Geduld zu warten und hob nur von Zeit zu Zeit den Kopf empor, um zu sehen, ob sich nicht irgend ein Führer näherte, von dem er eine Erläuterung über das sonderbare Benehmen seiner Leute verlangen könnte.

Es wart übrigens unmöglich, den Eindruck, den dieses Ereigniß auf den jungen Reisenden hervorgebracht hatte, richtig zu beurtheilen, insofern eine von den Masken von schwarzem Atlaß, Wolf genannt, welche damals so sehr in der Mode waren, die Hälfte seinen Gesichtes verbarg. Was indessen die Maske sehen ließ, der Obertheil der Stirne und der Untertheil des Gesichtes, deutete Jugend, Schönheit und Geist an; die Zähne waren klein, und weiß, und durch die Larve funkelten die Augen.

Zwei große Lackeien, bleich und zitternd, obgleich sie die Muskete auf dem Knie hielten, ritten auf der Seite den Wagens und schienen an den Schlägen auf ihre Pferde genagelt; das Bild hätte für eine Scene gehalten werden können, wobei Räuber sich einen Reisenden und seiner Begleitung bemächtigt, – abgesehen vom hellen Tage, vom Wirthshause, von dem lachenden Gesichte von Cauvignac und dem ruhigen Wesen der scheinbaren Räuber.

Bei dem Anblick von Cauvignac, der, wie gesagt, an der Thüre erschien, stieß der junge Mann einen halb unterdrückten Schrei des Erstaunens aus und fuhr rasch mit der Hand an sein Gesicht, als wollte er sich versichern, daß seine Maske immer noch daran wäre. Die Gewißheit hierüber schien ihn ruhiger zu machen.

So rasch auch die Bewegung gewesen war, so war sie Cauvignac doch nicht entgangen; er schaute den Reisenden als ein Mann an, der die Signalements, selbst auf den verstelltesten Zügen, zu buchstabieren gewohnt ist; dann bebte er in Folge einen Erstaunens, das beinahe dem gleichkam, welches der in blauen Sammet gekleidete Cavalier kundgegeben hatte; aber er faßte sich bald wieder, nahm den Hut mit ganz besonderer Artigkeit in die Hand und sprach:

»Seid willkommen, schöne Dame.«

Die Augen den Reisenden glänzten vor Erstaunen durch die Oeffnungen seiner Maske.

»Wohin geht Ihr?« fuhr Cauvignac fort.

»Wohin ich gehe?« erwiederte der Reisende, ohne den Gruß von Cauvignac zu beachten und nur seine Frage beantwortend; »wohin ich gehe? Ihr müßt es besser wissen, als ich, da es mir nicht frei steht, meine Reise fortzusetzen. Ich gehe dahin, wohin Ihr mich führt.«

»Glaubt mir, Euch zu bemerken,« entgegnete Cauvignac mit zunehmender Höflichkeit, »daß dies nicht antworten heißt, schöne Dame. Ihr seid nur für den, Augenblick in Verhaft genommen. Haben wir eine Minute mit offenem Herzen und offenem Gesichte über unsere kleinen gegenseitigen Angelegenheiten gesprochen, so werdet Ihr Eure Reise ohne irgend ein Hinderniß fortsetzen.«

»Verzeiht,« sagte der junge Mann, »aber ehe wir weiter gehen, wollen wir vor Allem einen Irrthum berichtigen. Ihr gebt Euch den Anschein, als hieltet Ihr mich für eine Frau, während Ihr im Gegentheil an meinen Kleidern sehr gut seht, daß ich ein Mann bin.«

»Ihr kennt das lateinische Sprichwort: Ne nimium crede colori. Der Weise urtheilt nicht nach dem Scheine. Ich maße mir nun an, ein Weiser zu sein, und so erkannte ich unter dieser lügenhaften Tracht . . .«

»Was?« fragte der Reifende ungeduldig.

»Wie ich Euch sagte: eine Frau.«

»Aber wenn ich Euch eine Frau bin, warum verhaftet Ihr mich dann?«

»Teufel, weil in diesen Zeitläufen die Frauen gefährlicher sind, als die Männer; man könnte auch streng genommen unseren Krieg den Frauenkrieg nennen. Die Königin und Frau von Condé sind die zwei kriegsführenden Mächte. Sie haben zu Generallieutenants Fräulein von Chevreuse, Frau von Montbazon, Frau von Longueville . . . und Euch genommen. Fräulein von Chevreuse ist der General des Herrn Coadjutors; Frau von Montbazon ist der General von Herrn von Beaufort; Frau von Longueville ist der General von Larochefoucault, und Ihr, Ihr habt ganz das Aussehen, als wäret Ihr der General von Herrn Herzog von Epernon.«

»Ihr seid ein Narr, mein Herr,« sagte der junge Reisende die Achseln zuckend.

»Ich werde Euch ebenso wenig glauben, schöne Dame, als ich vorhin dem jungen Manne glaubte, der mir dasselbe Compliment machte.«

»Ihr behauptetet vielleicht gegen sie, sie wäre ein Mann.«

»Allerdings. Ich erkannte meinen kleinen Edelmann, den ich an einem gewissen Abend Anfangs Mai um das Gasthaus von Meister Biscarros hatte herumstreichen sehen, und ließ mich durch seinen Weiberrock, seinen Kopfputz und seine kleine Flötenstimme nicht täuschen; so wenig als ich mich durch Euer blaues Wamms, Euren grauen Filzhut und Eure Stiefeln mit den Spitzen täuschen lasse. Ich sagte ihm: »Nehmt eine Namen an, welchen Ihr wollt, nehmt eine Tracht nach Eurem Belieben, nehmt eine Stimme, wie es Euch gefällt, Ihr seid darum nichtsdestoweniger der Vicomte von Cambes.«

»Der Vicomte von Cambes!« rief der junge Reisende.

»Ah! der Name fällt Euch auf, wie es scheint. Solltet Ihr ihn zufällig auch kennen?«

»Ein sehr junger Mensch, beinahe ein Kind?«

»Höchstens siebzehn, bis achtzehn Jahre.«

»Sehr blond?«

»Sehr blond.«

»Große blaue Augen?«

»Sehr groß, sehr blau.«

»Er ist hier.«

»Er ist da.«

»Und Ihr sagt: er sey . . .«

»Als Frau verkleidet, der schlimme Mensch, wie Ihr als Mann, Böse.«

»Und was macht er hier!« rief der junge Mann mit einer Heftigkeit, welche immer stärker hervortrat, je mehr Cauvignac im Gegentheil nüchtern wurde in Geberden und geizig an Worten.

»Er behauptet, ein Rendezvous mit einem seiner Freunde zu haben,« antwortete Cauvignac, auf jeden seiner Worte einen besonderen Nachdruck legend.

»Mit einem seiner Freunde?«

»Ja.«

»Einem Edelmanne?«

»Wahrscheinlich.«

»Baron?«

»Vielleicht.«

»Und sein Name?«

Die Stirne von Cauvignac faltete sich unter einem neuen Gedanken, der sich zum ersten Male seinem Geiste darbot und bei seinem Eintritt in diesen eine sichtbare Revolution in seinem Gehirne hervorbrachte.

»Oh, oh,« murmelte er, »das wäre ein hübscher Netzzug.«

»Und sein Name?« wiederholte der junge Reisende.

»Wartet doch!«sprach Cauvignac, »wartet. . . sein Name endigt mit olles

»Herr von Canolles,« rief der junge Reisende, dessen Lippen sich mit einer Todenblässe bedeckten, wodurch seine schwarze Maske furchtbar von der Weiße seiner Haut abstach.

»So ist es, Herr von Canolles,« berichte Cauvignac, auf den sichtbaren Theilen des Gesichtes und auf dem ganzen Körper den jungen Mannes der Revolution folgend, welche in ihm vorging. »Herr von Canolles, ganz richtig. Ihr kennt Herrn von Canolles ebenfalls! Ihr kennt, scheint es, die ganze Welt?«

»Scherz bei Seite,« stammelte der junge Mann der an allen Gliedern zitterte und einer Ohnmacht nahe zu sein schien. »Wo ist die Dame?«

»In jenem Zimmer; seht, dort das dritte Fenster, jenes mit den gelben Vorhängen.«

»Ich will sie sehen!« rief der Reisende.

Oho! sollte ich mich getäuscht haben,« sprach Cauvignac, »und Ihr wäret der Herr von Canolles, den sie erwartet? Oder vielmehr wäre Herr von Canolles nicht der hübsche Cavalier der dort im Trabe einherreitet, gefolgt von einem Lackeien, welcher ganz das Aussehen einen Einfaltspinsels hat?«

Der junge Reisende warf sich mit solcher Eile gegen die vordere Glasscheibe des Wagens, daß er sie mit der Stirne zerbrach.

»Er ist es! er ist es!« rief er, ohne nur wahrzunehmen, daß einige Tropen Blutes aus seiner leichten Wunde flossen. »Oh, Unglückliche! Er kommt, findet sie wieder, ich bin verloren! . . .«

»Ah, Ihr seht wohl, daß Ihr eine Frau seyd?«

»Sie hatten sich Rendezvous gegeben,« fuhr der junge Mann die Hände ringend fort; »oh! ich werde mich rächen.«

Cauvignac wollte einen neuen Scherz versuchen, aber der junge Mann machte ihm ein gebieterisches Zeichen mit einer Hand, während er mit der andern seine Maske abriß, und es erschien das bleiche Antlitz von Nanon ganz bewaffnet mit Drohungen vor den ruhigen Blicken von Cauvignac.

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04 aralık 2019
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