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Kitabı oku: «Der Frauenkrieg», sayfa 21

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X

An demselben Tag, an welchem Canolles in Jaulnay unter den Augen von Frau von Cambes verhaftet worden war, reiste diese ab, um sich wieder zu der Frau Prinzessin zu begeben, welche sich vor Coutras befand.

Der würdige Stallmeister bemühte sich vor Allem, seiner Gebieterin zu beweisen, daß man, wenn die Bande von Cauvignac kein Lösegeld verlangt oder keine Gewaltthat gegen die schöne Reisende begangen habe, dies einzig und allein seinem entschlossenen Aussehen und seiner Kriegserfahrenheit verdanke. Weniger leicht zu überzeugen, als Pompée Anfangs gehofft hatte, bemerkte ihm Frau von Cambes allerdings, er sei eine Stunde lang völlig verschwunden; Pompée aber erklärte ihr, er sei während dieser Stunde in einem Gange verborgen gewesen, wo er mit Hilfe einer Leiter eine sichere Flucht für die Frau Vicomtesse vorbereitet habe; nur sei er genöthigt worden, mit jenen unbändigen Soldaten, die ihm den Besitz der Leiter streitig gemacht, zu kämpfen, was er auch, wie sich errathen lasse, mit seinem wohlbekannten unzähmbaren Muthe gethan habe.

Dieses Gespräch führte Pompée natürlich auf das Lob der Soldaten seiner Zeit, welche, wild gegen den Feind, wie sie dies bei der Belagerung von Montauban und in der Schlacht bei Corbie bewiesen, sich sanft; und höflich gegen ihre Landsleute benommen hätten, Eigenschaften, deren sich die Soldaten der Neuzeit nicht rühmen könnten. Es ist nicht zu leugnen, Pompée war, ohne es zu vermuthen, einer ungeheuren Gefahr entgangen, der Gefahr, in Werberhände zu fallen. Da er wie gewöhnlich mit funkelnden Augen und mit ganz militärischen Brustwendungen einherging, so hatte er gleich von Anfang die Blicke von Cauvignac auf sich gezogen; aber in Folge der nächsten Ereignisse, welche den Ideengang des Kapitäns veränderten, in Folge der zweitausend Pistolen, die dieser empfing, um sich nur mit dem Baron von Canolles zu beschäftigen, in Folge der philosophischen Betrachtung endlich, daß die Eifersucht die herrlichste der Leidenschaften ist, und daß man die Eifersucht ausbeuten muß, wenn man sie auf seinem Wege trifft, verachtete der teure Bruder unsern Meister Pompée und ließ Frau von Cambes ihren Weg nach Bordeaux fortsetzen; in den Augen von Nanon war Bordeaux immer noch sehr nahe bei Canolles. Sie hätte die Vicomtesse gern in Peru, in Indien oder in Grönland gehabt.

Anderer Seits, wenn Nanon daran dachte, daß sie fortan ganz allein ihren lieben Canolles zwischen guten Mauern halten würde, und daß vortreffliche, für die Soldaten des Königs sehr wenig zugängliche, Festungswerke auch Frau von Cambes in ihrer Rebellion einschließen sollten, fühlte sie ihre Brust von der unsäglichen Freude sich ausdehnen, welche die Kinder und die Liebenden allein auf Erden kennen.

Wir haben gesehen, wie dieser Traum sich verwirklichte, und wie Canolles und Nanon sich auf der Insel Saint-George wiederfanden.

Frau von Cambes reiste also traurig und zittern. Pompée vermochte sie, trotz seiner Prahlereien, entfernt nicht zu beruhigen, und nicht ohne große Furcht sah sie gegen Abend an demselben Tag, an welchem sie wieder von Jaulnay aufgebrochen war, einem Querwege folgend eine beträchtliche Truppe von Reitern erscheinen.

Es waren die Edelleute, welche von dem bekannten Leichenbegängnisse des Herzogs von Larochefoucault zurückkehrten, das unter dem scheinbaren Grunde, seinem Vater die letzte Ehre zu erweisen, dem Prinzen von Marsillac als Vorwand gedient hatte, um aus Frankreich und der Picardie den ganzen Adel zusammenzuziehen, welcher Mazarin noch mehr haßte, als er dem Prinzen zugethan war. Aber ein Umstand fiel Frau von Cambes und besonders Pompée auf: unter diesen Edelleuten trugen die Einen den Arm in der Schlinge, Andere ließen in den Steigbügel ein in Compressen eingepacktes Bein herabhängen; Mehre trugen blutige Binden um die Stirne; man mußte daher diese so grausam zugerichteten Edelleute sehr von Nahem sehen, um in ihnen die munteren, flinken Jäger zu erkennen, welche den Hirsch im Parke von Chantilly gehetzt hatten.

Doch die Furcht hat scharfe Augen: Pompée und Frau von Cambes erblickten unter diesen blutigen Binden einige ihnen bekannte Gesichter.

»Teufel! gnädige Frau,« sprach Pompée »dieses Leichenbegängniß ist schlimm abgelaufen. Die Edelleute müssen der Mehrzahl nach vom Pferde gefallen sein; seht, wie sie gestriegelt sind,«

»Das betrachtete ich eben auch,« versetzte Frau von Cambes.

»Mich erinnert es an die Rückkehr von Corbie,« sagte Pompée; »nur war ich damals nicht unter den Braven, welche zurückkamen, sondern unter den Braven, welche man zurückbrachte.«

»Aber,« fragte Claire einiger Maßen beunruhigt über ein Unternehmen, das sich unter so traurigen Auspicien ankündigte, »aber werden denn diese Herren nicht durch irgend Jemand befehligt? Haben sie keinen Chef? Ist dieser Chef todt, daß man ihn nicht sieht? Schaut doch,«

Madame,« antwortete Pompée sich stolz in seinen- Sattel aufrichtend, »nichts ist leichter, als einen Chef unter den Leuten zu erkennen, welche er befehligt. Gewöhnlich marschiert bei der Schwadron der Officier im Centrum mit seinen Unterofficieren; im Treffen marschiert er hinter oder auf der Seite der Truppe. Richtet also die Augen nach den verschiedenen Punkten, die ich Euch bezeichne, und Ihr könnt selbst urtheilen.«

»Ich sehe nichts, Pompée; aber es scheint mir, man folgt uns; schaut hinter uns.«

»Hm! Hm! nein, gnädige Frau,« erwiederte Pompée hustend, aber ohne sich umzuwenden, aus Furcht, er könnte wirklich Jemand sehen. »Nein, Niemand; aber wartet auf den Anführer. Sollte es nicht der mit der rothen Feder sein? . . . Nein . . . Der mit dem goldenen Degengriffe? Nein . . . Der den Schenken reitet . . . ein Pferd, wie das von Herrn von Turenne? . . . Nein. Das ist seltsam, es kann von keiner Gefahr die Rede sein, aber der Anführer dürfte sich doch zeigen; es ist hier nicht wie in Corbie . . .«

»Ihr täuscht Euch, Meister Pompée,« sprach hinter dem armen Stallmeister, der beinahe vom Pferde gefallen wäre, eine scharfe, spöttische Stimme: »Ihr täuscht Euch, es ist schlimmer, als bei Corbie.

Claire wandte sich rasch um und erblickte zwei Schritte hinter sich einen Reiter von mittlerem Wachse und in einer Kleidung von gesuchter Einfachheit, welcher sie mit glänzenden, kleinen Fuchsaugen anschaute. Mit seinen dicken schwarzen Haaren, mit seiner beweglichen, gekniffenen Lippe, mit seiner galligen Blässe und verdrießlicher Stirne flößte dieser Reiter Traurigkeit am lichten Tage ein, und würde vielleicht Schrecken am Abend eingeflößt haben.

»Der Herr Prinz von Marsillac!« rief Claire ganz bewegt. »Oh! seid willkommen, mein Herr,«

»Sagt, der Herr Herzog von Larochefoucault, denn nun, da mein Vater gestorben ist, habe ich diesen Namen geerbt, unter welchem sich meine Handlungen, die guten wie die bösen, einschreiben werden,«

Ihr kommt zurück?« fragte Claire zögernd.

»Wir kommen geschlagen zurück, Madame,«

»Geschlagen, gerechter Himmel! Ihr?«

»Ich sage, wir kommen geschlagen zurück, Madame, weil ich meiner Natur nach nur sehr wenig Prahler bin und weil ich mir die Wahrheit sage, wie ich sie Anderen sage; sonst könnte ich behaupten, wir kämen als Sieger zurück; aber wir sind in der That geschlagen, insofern unser Plan auf Saumur gescheitert ist. Ich bin zu spät gekommen; wir verlieren diesen wichtigen Platz, welchen Jarzé kurz zuvor übergeben hatte. Er wird sich nun, vorausgesetzt, daß die Frau Prinzessin Bordeaux inne hat, wie ihr dies versprochen war, der ganze Krieg in der Guienne concentriren.«

»Aber, mein Herr, wenn die Capitulation von Saumur ohne Schwertstreich stattgefunden hat, – so habe ich Eure Worte verstanden, – was bedeutet denn das, was ich sehe, warum sind so viele Edelleute verwundet?«

»Weil wir,« sprach Larochefoucault mit einem gewissen Stolze, den er trotz seiner Selbstbeherrschung nicht zu verbergen vermochte, »weil wir einigen königlichen Truppen begegnet sind.«

»Und man hat sich geschlagen?« fragte rasch Frau von Cambes.

»Oh! Mein Gott, ja, Madame.«

»Also ist bereite das erste französische Blut durch Franzosen vergossen worden, und Ihr, Herr Herzog, habt das Beispiel gegeben?«

»Ich, Madame!«

»Ihr, der Ihr so kalt, so ruhig, so vernünftig seid.«

»Wenn man eine ungerechte Sache gegen mich vertheidigt, werde ich zuweilen ziemlich unvernünftig.«

»Ihr seid wenigstens nicht verwundet?«

»Nein. Ich habe diesmal mehr Glück gehabt, als bei den Schanzen von Paris. Damals glaubte ich genug vom Bürgerkrieg bekommen zu haben, um nicht mehr mit ihm in Rechnung zu treten. Aber ich täuschte mich. Der Mensch baut stets Plane, ohne die Leidenschaft um Rath zu fragen, – den einzigen und wahren Architecten seines Lebens, der sein Gebäude wiederherstellt, wenn es ihn nicht gänzlich niederwirft.«

Frau von Cambes lächelte; sie erinnerte sich, daß Herr von Larochefoucault gesagt hatte, für die schönen Augen von Frau von Longueville habe er mit Königen den Krieg geführt und wurde ihn mit Göttern führen.

Dieses Lächeln entging dem Herzog nicht; er gönnte der Vicomtesse auch nicht Zeit, dem Lächeln den Gedanken folgen zu lassen, der es erzeugt hatte, und fuhr fort:

»Aber Ihr, Madame, laßt Euch mein Kompliment machen, Ihr seid ein wahres Muster von Tapferkeit,«

»Warum?«

»Wie! allein reisen, mit einem einzigen Stallmeister, gleich einer Clorinde oder Bradamante! Oh! man hat mir auch Euer reizendes Benehmen in Chantilly mitgetheilt. Ihr habt auf eine bewunderungswürdige Weise einen armen Teufel von einem königlichen Officier überlistet . . . Ein leichter Sieg, nicht wahr?« fügte der Herzog mit einem Lächeln und einem Blicke bei, welche bei ihm so viel sagen wollten.

»Wie so?« fragte Frau von Cambes äußerst bewegt.

»Ich sage leicht, weil er nicht mit gleichen Waffen gegen Euch kämpfte. Indessen ist mir etwas bei der Erzählung aufgefallen, die man mir von diesem Abenteuer gemacht hat.«

Und durchdringender als je heftete der Herzog seine kleinen Augen auf die Vicomtesse.

Es gab für Frau von Cambes kein Mittel, sich ehrenhaft fechtend zurückzuziehen. Sie schickte sich daher zu einer Vertheidigung an, welche sie so kräftig als nur immer möglich auszuführen entschlossen war, und sprach:

»Sagt, Herr Herzog, was ist Euch aufgefallen?«

»Die außerordentliche Geschicklichkeit, Madame, mit der Ihr diese komische Rolle spieltet, wenn ich dem, was man mir erzählt, glauben darf, hatte der Officier Euren Stallmeister und sogar Euch selbst schon gesehen.«

Diese letzten Worte, obgleich mit der ganzen zurückhaltenden Geschicklichkeit eines Mannes von Takt gegen die Vicomtesse abgeschossen, brachten nichtsdestoweniger einen tiefen Eindruck auf Frau von Cambes hervor.

»Er hatte mich gesehen, sagt Ihr, mein Herr?«

»Verständigen wir uns, Madame: nicht ich sage es, sondern immer die unbestimmte Person, Man genannt, deren Macht die Könige eben so gut, als die, letzten ihrer Unterthanen unterworfen sind,«

»Und wo hatte er mich gesehen?«

»Man sagt, auf der Straße von Libourne nach Chantilly, in einem Dorfe, welchen Jaulnay heiß; nur dauerte das Zusammensein nicht lange, weil der Officier von dem Herrn Herzog von Epernon Befehl erhielt, auf der Stelle nach Mantes abzureisen.«

»Aber wenn dieser Officier mich gesehen hätte, wie sollte er mich nicht wieder erkannt haben?«

»Oh! das Man, von dem ich Euch so eben sprach, und das auf Alles Antwort gibt, sagte, die Sache wäre möglich gewesen, insofern das Zusammensein in der Finsterniß stattgefunden hätte,«

»Diesmal,« mein Herr Herzog,« versetzte die Vicomtesse völlig zitternd, »diesmal weiß ich in der That nicht, was Ihr meint,«

»Dann werde ich wohl schlecht unterrichtet worden sein« erwiederte der Herzog mit geheuchelter Gutmüthigkeit. »Übrigens, was ist im Ganzen ein Zusammentreffen von einem Augenblick? Allerdings, Madame,« fügte er artig bei, »allerdings seid Ihr nach Antlitz, Gestalt und Haltung ganz geeignet, einen tiefen Eindruck zu hinterlassen, und sollte das Beisammensein auch nur einen Augenblick dauern,«

»Aber die Sache wäre nicht möglich,« versetzte die Vicomtesse, »denn Ihr sagt selbst, das Zusammentreffen habe in der Finsterniß stattgefunden,«

»Das ist richtig, Ihr pariert geschickt, Madame; ich täusche mich also, wenn Euch nicht der junge Mann bereite vor diesem Zusammensein wahrgenommen hat; dann wäre das Abenteuer in Jaulnay nicht mehr gerade ein Begegnen . . .«

»Und was wäre es dann?« erwiederte Claire. »Nehmt Euch in Acht mit Euren Worten, Herr Herzog,«

»Ihr seht auch, daß ich inne halte; unsere liebe französische Sprache ist so arm, daß ich vergebens ein Wort suche, um meinen Gedanken auszudrücken. Es wäre ein Appuntamento, wie die Italiener, eine Assignation, wie die Engländer sagen,«

»Wenn ich mich nicht irre, Herr Herzog, übersetzen sich diese Worte in das Französische mit Rendez-vous

»Sieh’ da! ich sage eine Albernheit in zwei fremden Sprachen, und das geschieht mir gerade einer Person gegenüber, welche diese beiden Sprachen versteht. Verzeiht, Madame, Englisch und Italienisch sind entschieden so arm, als das Französische.

Claire druckte mit der linken Hand an ihr Herz, um freier zu athmen; Eines, woran sie immer gezweifelt, regte sich wieder in ihrem Geiste, daß nämlich Herr von Larochefoucault für sie, wenigstens in Gedanken und im Verlangen, eine Untreue an Frau den Longueville begangen hatte, und daß ihn die Eifersucht veranlaßte, so zu sprechen. Zwei Jahre früher hatte sich in der That der Prinz von Marsillac so hartnäckig um ihre Gunst beworben, als es der mürrische Charakter, die beständigen Schwankungen und übrigen Zaghaftigkeiten gestatteten, welche aus ihm den gehässigsten Feind machten, wenn er nicht der dankbarste Freund war. Die Vicomtesse hielt es auch für klüger, nicht geradezu mit einem Manne zu brechen, welcher auf diese Weise die öffentlichen Angelegenheiten und die Familien-Interessen nebeneinander in einer Linie behandelte, und erwiederte deshalb:

»Weißt Ihr, Herr Herzog, daß Ihr unter den Umständen, in denen wir uns befinden, ein kostbarer Mann seid, und daß Herr von Mazarin, der sich doch etwas daran einbildet, keine Polizei hat, welche besser beschaffen ist, als die Eurige?«

»Wenn ich nicht wüßte, Madame,« entgegnete der Herzog von Larochefoucault, »so würde ich zu sehr diesem guten Minister gleichen, und dann hätte ich keinen Grund, Krieg gegen ihn zu führen. Ich gebe mir auch Mühe, mich in Allem auf dem Laufenden zu erhalten.«

»Selbst in Beziehung auf die Geheimnisse Eurer Verbündeten, wenn sie hätten?«

»Ihr habt da ein Wort ausgesprochen, das sich schlecht verdolmetschte, verstände man darunter: ein Frauen-Geheimniß.?« Diese Reise und diesen Zusammentreffen waren also ein Geheimniß?«

»Verständigen wir uns, Herr Herzog, denn Ihr habt nur zur Hälfte Recht. Das Zusammentreffen war ein Zufall. Die Reise war ein Geheimniß und sogar ein Frauen-Geheimniß, denn sie war in der That nur mir und der Frau Prinzessin bekannt.«

Der Herzog lächelte. Diese gute Vertheidigung stachelte seinen Scharfsinn.

»Und Lenet,« sagte er, »und Richon, und Frau von Tourville und einem gewissen Vicomte von Cambes, den ich nicht kenne, von welchem ich zum ersten Male bei dieser Gelegenheit habe sprechen hören? Da der letztere Euer Bruder ist, so werdet Ihr mir allerdings sagen, das Geheimniß sei nicht aus der Familie gekommen.«

Claire lachte, um den Herzog nicht zu erzürnen, dessen Stirne sie bereite sich falten sah, und erwiederte:

»Wißt Ihr was, Herzog?«

»Nein, aber theilt es mir mit, und wenn es ein Geheimniß ist, Madame, so verspreche ich Euch, so verschwiegen zu sein als Ihr und es nur meinem Generalstab zu sagen.«

»Thut das, nur ist es ganz lieb, obgleich ich mich dadurch der Gefahr aussetze, mir eine Prinzessin zur Feindin zu machen, deren Haß sich bloßzustellen nicht, gerathen ist.«

Der Herzog erröthete unmerklich.

»Nun, das Geheimniß?« sagte er.

»Wißt Ihr, wer bei der Reise, die man mich unternehmen ließ, der von der Frau Prinzessin für mich bestimmte Begleiter war?«

»Nein,«

»Ihr selbst,«

»In der That, ich erinnere mich, daß die Frau Prinzessin mich fragen ließ, oh ich einer Person, welche von Libourne nach Paris zurückkehrte, als Escorte dienen könnte.«

»Und Ihr habt es abgelehnt?«

»Ich war durch wichtige Geschäfte in Poitou zurückgehalten.«

»Ja; Ihr hattet die Couriere von Frau von Longueville zu empfangen,«

Larochefoucault schaute Frau von Cambes lebhaft an, als wollte er die Tiefe ihrer Herzens durchforschen, ehe die Spur dieser Worte verschwunden wäre, und sagte dann, sich ihr nähernd:

»Macht Ihr mir einen Vorwurf hierüber?«

»Nein; Euer Herz ist an diesem Orte so gut angebracht, daß Ihr statt der Vorwürfe Komplimente zu erwarten berechtigt seid.«

»Oh!« versetzte der Herzog, unwillkürlich seufzend, »wäre es der Wille den Himmels gewesen, daß ich diese Reise mit Euch gemacht hätte!«

»Und warum dies?«

»Weil ich nicht nach Saumur gegangen wäre,« antwortete der Herzog mit einem Tone, aus dem sich schließen ließ, daß er eine andere Antwort bereit hatte, diese aber nicht geben wollte, oder nicht zu geben wagte.

»Richon wird ihm Alles gesagt haben,« dachte Claire.

»Uebrigens beklagt ich mich nicht über mein Privatunglück,« fuhr der Herzog fort, insofern ein öffentliches Glück daraus entspringt.«

»Was wollt Ihr damit sagen, Herr Herzog? Ich verstehe Euch nicht,«

»Ich will damit sagen, wenn ich bei Euch gewesen wäre, so würdet Ihr nicht mit dem Officier zusammengetroffen sein, welcher – so offenbar begünstigt der Himmel unsere Sache – zufällig derselbe war, den Mazarin nach Chantilly schickte,«

»Oh! Herr Herzog,« sprach Claire mit einer von einer schmerzlichen, frischen Erinnerung zusammengepreßten Stimme, »scherzt, nicht über diesen unglücklichen Offizier!»

»Warum? Ist er eine geheiligte Person?«

»Ja, jetzt, denn großes Unglück hat für edle Herzen etwas Heiliges, wie hohes Glück. Der Officier ist vielleicht zu dieser Stunde todt und hat seinen Irrthum oder seine Ergebenheit mit dem Leben bezahlt.«

»An Liebe gestorben?« fragte der Herzog.

»Sprechen wir ernsthaft. Ihr wißt, daß wenn ich mein Herz verschenkte, dies nicht an Leute geschehen würde, welchen ich auf der Landstraße begegne. Ich sage Euch, daß dieser Unglückliche heute auf Befehl von Herrn von Mazarin verhaftet worden ist,«

»Verhaftet! woher wißt Ihr dies? abermals durch ein Zusammentreffen?«

»Ob! mein Gott, ja. Ich kam durch Jaulnay . . . kennt Ihr Jaulnay?«

»Sehr genau; ich habe dort einen Degenstich in die Schulter bekommen . . . Ihr kamt also durch Jaulnay? . . . und dann, ist es nicht dasselbe Dorf, von welchem die Erzählung versichert? . . .«

»Lassen wir die Erzählung, Herr Herzog,« erwiederte Claire erröthend. »Ich kam also, wie ich Euch sagte, durch Jaulnay, als ich eine Truppe bewaffneter Leute sah, welche einen Mann verhafteten und fortführten: dieser Mann war er.«

»Er, sagt Ihr? Ah! nehmt Euch in Acht, Madame, Ihr habt gesagt er.«

»Er, der Officier! Mein Gott, Herr Herzog, wie scharf seid Ihr! Laßt Eure Feinheiten, und wenn Ihr kein Mitleid mit dem Unglücklichen habt . . .«

»Mitleid, ich?« rief der Herzog. »Ei! Madame, bleibt mir Zeit, Mitleid zu haben, besonders mit Leuten, die ich nicht kenne?«

Claire schaute verstohlen das bleiche Gesicht und die von einem Lächeln ohne Ausstrahlung zusammengezogenen Lippen von Larochefoucault an, und bebte unwillkürlich.

»Madame,« fuhr der Herzog fort, »gern möchte ich die Ehre haben, Euch weiter zu geleiten, aber ich muß eine Garnison nach Montrond werfen; entschuldigt mich daher, wenn ich Euch verlasse. Zwanzig Edelleute, glücklicher als ich, werden Euch als Wache dienen, bis Ihr wieder zu der Frau Prinzessin gelangt seid, der sehr gefälligst meine Achtung bezeigen wollt,«

»Komm Ihr nicht nach Bordeaux?«

»Für den Augenblick nicht; ich gehe nach Turenne, um Herrn von Bouillon zu holen. Wir wetteifern an, Höflichkeit, wer in diesem Kriege nicht General sein soll; ich habe es mit einer starken Partei zu thun, aber ich will sie besiegen und Lieutenant bleiben.«

Nach diesen Worten grüßte der Herzog auf eine ceremoniöse Weise die Vicomtesse und schlug mit langsamen Schritten wieder den Weg ein, den seine Reitertruppe verfolgte.

Claire schaute ihm nach und murmelte:

»Sein Mitleid! ich rief sein Mitleid an! Er aber sagte, es bliebe ihm keine Zeit, um Mitleid zu haben!«

Sie sah nun, wie eine Gruppe von Reitern sich gegen sie detachirte und der übrige Theil des Haufens in einen nahen Wald drang.

Hinter der Truppe ritt träumerisch und die Zügel auf dem Halse seines Pferdes, der Mann mit dem falschen Blicke und den weißen Händen, der später oben an seine Memoiren folgenden, für einen moralistischen Philosophen etwas seltsamen, Satz schrieb:

»Ich glaube, man muß sich darauf beschränken, Mitgefühl an den Tag zu legen, aber sich wohl hüten, zu haben. Es ist ein Gefühl, das im Innern einer wohl beschaffenen Seele nichts taugt und nur dazu dient, das Herz zu schwächen, weßhalb man es dem Volk überlassen muß, das, nichts aus Vernunft vollbringend, des Gefühles bedarf, um die Dinge zu thun,«

Zwei Tage nachher war Frau von Cambes der Prinzessin wiedergegeben.

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04 aralık 2019
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