Sadece LitRes`te okuyun

Kitap dosya olarak indirilemez ancak uygulamamız üzerinden veya online olarak web sitemizden okunabilir.

Kitabı oku: «Der Secretair der Marquise Du-Deffand», sayfa 48

Yazı tipi:

Fünfzehntes Kapitel

Ich will mich nicht auf die Verhandlungen und Einzelheiten in Betreff des Grafen von Lally einlassen, den ich für das Jahr 1766 in meinem Notizenbuche finde. – Es sind in dieser Angelegenheit Wirkungen und Ursachen, die ich mir vorgenommen habe, nicht zu behandeln, weil sie die Oeffentlichkeit und die Regierung berühren. Dessenungeachtet kann ich über seinen Tod nicht schweigen, über den Lärm, den derselbe in der Welt machte, und über den Eindruck, den man davon empfing.

Er wurde gerecht oder ungerecht verurtheilt, ich gehe nicht auf den Gegenstand ein, ungeachtet der von seinem Sohne verlangten und erhaltenen Rehabilitation. Es war ein Mann von unangenehmem Charakter; er hatte wenig Freunde. Er machte mehrere Versuche, sich vor der Hinrichtung zu tödten; er gab sich zuerst einen Stich zwei Fingerbreit vom Herzen, mit der Hälfte eines Zirkels, die er in seinem Rocke verborgen hatte; dann versuchte er einen kleinen eisernen Zahnstocher hinunterzuschlucken; endlich, als man fürchtete, daß er seine Zunge hinunterschlingen möchte, legte man ihm einen Knebel an. Er sollte bei Nacht hingerichtet werden, aber man kam der Stunde zuvor, wegen seiner Selbstmordversuche, so daß die schwarze Kutsche, in welcher man ihn zum Schaffot führen wollte, noch nicht bereit war und man ihn auf einen Schuttkarren setzte. Er war außer sich vor Wuth. Sein Beichtvater beruhigte sich wegen des Knebels, sonst würde er gefürchtet haben, gebissen zu werden.

Der Scharfrichter verfehlte ihn, und er erhielt zwei Hiebe. Die Menge war so erfreut über seine Hinrichtung, daß sie in die Hände klatschte; denn man hatte gefürchtet, daß er würde begnadigt werden. Alle Welt weiß, daß er der Veruntreuung öffentlicher Gelder in Indien und der Bedrückung der seinen Befehlen unterworfenen Unterthanen des Königs angeklagt worden. Ich kann nicht mehr über ihn sagen, ich kannte ihn nicht, aber wohlunterrichtete Personen, die in der Stellung waren, es zu sein, haben mir die Versicherung gegeben, daß er vollkommen strafbar war. Gott hat ihn gerichtet, die Menschen auch, und eine alte Frau wird dies Alles nicht ändern. Er besaß einen großen Muth und eine unbestrittene Tapferkeit. Er machte eine vortreffliche Verteidigung von Pondichery, aber er war hochmüthig, habsüchtig und boshaft.

Unter meinen genauen Bekannten habe ich die Damen von Boufflers genannt; die Eine war die Maitresse des Prinzen von Conti, und ich hatte ihr den Namen, das Idol des Tempels beigelegt; dieser Prinz war Großprior von Frankreich und wohnte im Tempel und sie hielt sich bei ihm auf. Sie war eine geistreiche und anmaßende Frau, und sie hatte nur einen Gedanken, nämlich den Prinzen von Conti zu heirathen, was ihr nicht gelang.

Die Andere war die Maitresse des Königs Stanislaus in Lunéville gewesen; sie hat ebenso viel Geist und ist überdies die Mutter des Chevalier von Boufflers, dieses verzogenen Kindes der Liebe und der Musen; wir liebten ihn alle; so viel ist gewiß, daß er jung sehr hübsch war. Da fallen mir einige Verse ein, die ich seine Mutter habe improvisiren hören, als sie bei mir soupirte; ich will sie schnell abschreiben lassen, denn ich würde mich derselben nicht mehr erinnern, und das wäre Schade; man wird sehen: wie die Mutter, so der Sohn. Man fragte sie, was sie die ganze Woche seit dem vergangenen Sonntag gethan, wo wir zusammen soupirt hatten. Sie antwortete auf der Stelle, ohne zu zaudern, ganz wie in Prosa:

 
Sonntag war ich liebenswürdig;
Montag war ich anders noch;
Dienstag stellt' ich geistreich mich;
Mittwoch spielte ich das Kind;
Donnerstag war ich vernünftig;
Freitag hat' ich 'nen Galan;
Samstag machte ich mich schuldig;
Sonntag war ich unbeständig.
 

Der reizende Chevalier von Boufflers ist in Lunéville im Jahre 1727 geboren. – Er war zum geistlichen Stande bestimmt, weil der König Stanislaus ihm. vierzigtausend Livres Renten in Beneficien gab, und die waren gut anzunehmen und selbst zu behalten. Er wurde also in das Seminar Saint-Sulpice gebracht, und gewiß kann man nicht weniger zu diesem Berufe gebildet sein. Er blieb indessen dort, bis die Liebe ihn bewog, aus der Eingeschlossenheit hervorzugehen, so wie der Hunger macht, daß der Wolf aus dem Walde hervorgeht.

Er kannte einen jungen Burschen, der vor ihm aus dem Seminar gekommen war, weil diesem, wie ihm, der Beruf fehlte. Es war der Sohn eines alten Militairs, der lange mit Herrn von Lally in Indien in Verbindung gestanden. Dieser dem geistlichen Stande Entflohene besuchte oft den Anderen im Käfig und erzählte ihm von den Reizen einer jungen Cousine, in die er verliebt sei. Sie hieß Aline, sie war aus der Provinz und hatte sich während ihrer ganzen Kindheit mit ihren Verwandten in Indien aufgehalten.

Weil er ihre Schönheit und Anmuth so sehr hatte rühmen hören, wollte der Abbé von Boufflers sie kennen lernen; er bat seinen Freund, ihn in seine Familie einzuführen, und der Andere, bezaubert, mit einem Freunde von solchem Range zu prunken, lud ihn ein, den folgenden Sonntag in Chevreuse zuzubringen, wo sein Vater ein Landhaus hatte; das Schwierige war nur, die Erlaubniß dazu zu erhalten. Er mußte am Sonnabend Abend abreisen und bei einem jungen Manne übernachten, der so sehr sein Feind war, daß er die Sorgen und Verpflichtungen des Priesteramtes von sich gewiesen!

Der Abbé hatte schon seine Erfindungen gemacht. Er schrieb an seine Tante, ihn abholen zu lassen, und schrieb ihr den Plan vor, den sie zu befolgen habe, indem er sie beschwor, nicht davon abzuweichen; er würde ihr mündlich die Beweggründe dazu mittheilen. Die Gräfin fügte sich den Wünschen des jungen Mannes; sie kam am Sonnabend Morgen, um ihn abzuholen, da sie dachte, daß er lieber zwei Tage als einen ausbleiben werde, Sie that noch mehr, und kündigte an, daß sie ihn nicht vor Dienstag zurückbringen werde.

Boufflers war damals achtzehn Jahre alt; er war der liebenswürdigste und hübscheste Bursche in Frankreich. Seine Tante hörte seine kurze Geschichte an, als sie im Wagen waren. Sie war nicht strenge gegen sich selber, und war es ebenso wenig gegen Andere, Sie trieb ihre Güte so weit, daß sie ihm ihre Leute und ihre Pferde gab, um nach Chevreuse zu gehen.

– Ich will Dich nicht als Priesterchen dorthin schicken, mein liebes Kind, und ich fordere Dich auf, Deinen Freund mitzunehmen; das wird ihm angenehm sein.

Der Abbé verlangte nichts Besseres. Man kann sich die Freude vorstellen, die sie empfanden, als sie sich drei oder vier Tage frei und ohne Aufsicht fühlten, eine schöne Equipage hatten, um sich alles Ansehen geben konnten, welches ihnen gefiel.

Der Jüngling hatte seinen Vater in Kenntniß gesetzt; man stellte die kleinen Töpfe in die großen; als sie ankamen, wurden sie im Pomp empfangen und als Triumphatoren behandelt. Boufflers sah nur die schöne Aline, er wurde im Herzen getroffen und fand sie tausendmal reizender, als er es erwartet hatte.

Ihr gefiel der junge Abbé auf der Stelle; sie erröthete, als sie seinem Blicke begegnete; sie machte ihm eine verlegene und reizende Verbeugung; sie blieben befangen und sprachen einen Theil des Tages nicht mit einander. Am Abend nach dem Souper wurde das Eis gebrochen. Es war im Monat Junius. Diese Gegend war bezaubernd in ihrer Pracht. Das Thal von Chevreuse ist herrlich, wie man weiß, und dieser kleine Winkel, besonders gut geordnet, war wirklich ein irdisches Paradies. Man ging den ganzen Abend unter Rosen spazieren. Das junge Mädchen hatte eine schöne Stimme; man bat sie, zu singen; sie ließ sich ein wenig bitten, dann gab sie nach; sie hatte weniger Furcht, da es dunkel war, das bemerkte man wohl.

Der Abbé war von Liebe und Entzücken erfüllt. Als er sich in sein Zimmer begab, wohin sein Freund ihn führte, warf er sich ihm um den Hals, indem er mit Thränen in den Augen, wie ein Kind, welches er war, zu ihm sagte:

– Mein Freund, ich liebe, ich bete Ihre schöne Cousine an!

– Ach! es thut mir leid, mein Herr, denn ich liebe sie auch; übrigens sind Sie ein großer Seigneur, Sie werden Priester werden, und können sie nicht heirathen.

– Ich werde nicht Priester werden, und wenn sie mich liebt, werde ich sie heirathen, und wenn ich auch ein großer Herr bin!

– Ach! ist es möglich! versetzte der gute Jüngling, völlig geneigt, sich zu opfern, wenn das Glück seines Freundes und seiner Cousine davon abhängig wäre. Doch wird sie Sie lieben? Ja, sie wird Sie lieben, das ist gewiß, denn sie liebt mich nicht!

Anstatt zu Bette zu gehen, brachten sie die Nacht zu, um Pläne zu entwerfen und Mittel aufzusuchen, sie zu verwirklichen. Courtois, so hieß der Freund, empfand von Zeit zu Zeit eine Rückkehr der Eifersucht und verbannte sie lebhaft, indem er sich vorwarf, an sich zu denken, anstatt an die Anderen.

Bei Sonnenaufgang gingen sie in den Garten, pflückten ein ungeheures Bouquet, noch feucht vom Thau, und wieder auf sein Zimmer zurückkehrend, schrieb Boufflers seine ersten Verse, sehr demüthig und unterwürfig, aber sehr zärtlich. Er that sie in das Bouquet, ging eine Leiter zu suchen, und legte die duftende Botschaft auf den Fensterrand seiner Schönen

Als dies geschehen war, verbarg er sich mit seinem Vertrauten im Gesträuch, um den Augenblick des Erwachens zu erspähen. Sie durften nicht lange warten. Aline hatte auch nicht geschlafen; sie erschien an ihrem Fenster, und ihr erster Blick fiel auf die Blumen. Sie erröthete und lächelte zu gleicher Zeit. Der Garten erschien ihr verlassen, kaum zeigten sich die Vögel unter den Blättern, die aufgehende Sonne lächelte durch die Zweige Alles war Schönheit und Glanz um sie her; sie athmete lebhaft den berauschenden Duft ein, der an einem schönen Sommermorgen aus Allem hervorgeht.

Sie glaubte sich ganz allein; sie nahm das Bouquet, roch daran, untersuchte es überall, erblickte das unter einer Rose versteckte Billet, wurde ganz roth und ließ die Blumen fallen. Es ging ein sichtbarer Kampf in ihr vor, der mit dem Lesen des Madrigal enden sollte, und der in der That damit endete. Es war nicht versiegelt, sie hätte eine dreifache Thörin sein müssen, wenn sie es nicht hätte lesen wollen; die Tugend selbst würde sich dieses Vergnügen nicht verweigern.

Aline las wiederholt diese Zeilen und verschlang sie fast; es war das erste Liebesbillet, welches sie erhielt, denn ihr Vetter hatte nicht gewagt, die Verwegenheit so weit zu treiben, an sie zu schreiben. Sie senkte dann den Kopf, ließ ihre Arme sinken und wurde nachdenkend.

Die Jünglinge sahen Alles. Boufflers wagte nicht zu athmen, aus Furcht, gehört zu werden, und Courtois seufzte leise; er verbarg sich selber seinen Schmerz, denn er verstand vollkommen die Geberde dieser Träumerei,

– Sie liebt Sie, sagte er zu dem Abbé.

– Ach! ich weiß es nicht; ich wage nicht daran zu glauben; sie hat kein glückliches Aussehen, nach dem, was sie eben gelesen hat.

– Sie denkt nur zu sehr daran, als daß sie es hätte übel aufnehmen sollen, und dann kenne ich sie gut, sie hat eine andere Miene, wenn sie schwollt.

– Ah! sollten Sie die Wahrheit reden!

Nach einer guten halben Stunde entfernte sich das schöne Kind vom Fenster und beschäftigte sich mit ihrer Toilette, aber sie sang nicht, als sie sich im Zimmer beschäftigte, wie es sonst ihre Gewohnheit war; sie dachte zu viel.

Als sie in den Garten hinunterging, hatte sie eine von den Blumen des Bouquets an ihrem Mieder, Der kleine Abbé sprang vor Freude.

Die vier Tage, die sie mit einander verlebten, waren eine Wonne. Sie sprachen noch nicht mit einander, aber jeden Morgen lag das Bouquet vor dem Fenster, die Schöne kam, es zu nehmen, die Verse wurden schnell hervorgezogen und gelesen, der Liebende erfreute sich seines Glücks und der Freund erfreute sich seines Opfers. Ich will nicht beschwören, daß Aline nicht errathen hatte, daß sie da waren, die kleinen Mädchen haben einen so schlauen und sicheren Instinct!

Als er abreisen und zu diesem widerwärtigen Seminar zurückkehren mußte, glaubte Boufflers, er müsse sterben! Er konnte seine Thränen nicht zurückhalten; er schwur, bald zurückzukehren, und müßte er über die Mauern steigen, und Niemand in Chevreuse zweifelte einen Augenblick daran.

Aline versuchte nicht auch zu weinen, aber zwei schöne Thränen rollten gleich Thautropfen über ihre Wange nieder, nachdem sie lange an den schwarzen Augenwimpern gezittert.

Ich will fast einen ganzen Brief von Boufflers über dieses Abenteuer mittheilen; ich bin unfähig, diese Knabenstreiche zu erfinden und sie so zu beschreiben.

Zu der Zeit, als ich die Liebe kannte, ging sie nicht auf diese Weise vor sich.

Sechzehntes Kapitel

Boufflers kehrte in sein Seminar zurück und befand sich, dort wie ein armer Vogel, dem man die Flügel abgeschnitten hat. Er brachte alle seine Zeit im Garten zu, sah die ihn umgebenden Mauern an, die so hoch und so gut geschützt waren. Man ließ ihn nur auf gute Bürgschaft ausgehen; er hatte schon zwei oder drei Streiche gemacht, weshalb er schlecht angeschrieben war; man hatte ihn wegen seiner Fähigkeiten zu hohen geistlichen Würden bestimmt und man wollte nicht, daß er entfliehe.

Frau von Boufflers übte indessen keine ernstliche Strenge aus; sie kam, ihn zu besuchen, brachte ihm Bücher, Musikalien und Spielereien, und wenn er sich zu sehr beklagte, sagte sie ganz leise zu ihm, indem sie ihn umarmte:

– Muth, mein Kind, es ist eine Zeit, die vorübergehen wird, hernach wirst Du herauskommen wie die Anderen und kannst thun, was Du willst.

In dieser großen Verlegenheit, wo er zuerst ernstlich seiner Freiheit bedurfte, schrieb er an sie, um sie zu bitten, zu ihm zu kommen, was sie auch that, und er kündigte ihr an, daß er eines Urlaubs von vierzehn Tagen zu einer kleinen Reise bedürfe, die er beabsichtige.

Das »Idol« antwortete ihm, daß es ein wenig viel sei, aber er dürfe sich nur an seine Vorgesetzten wenden und sie wolle seine Bitte unterstützen.

– So ist es, Madame? Sie können mir nichts Tröstlicheres sagen? Ich weiß, was mir zu thun übrig bleibt.

– Aber was ist es denn?

– Sie werden es sehen.

Er nahm eine Feder, dachte einige Augenblicke nach und schrieb ein Dutzend Verse; sie sah ihm zu, ohne es zu verstehen.

– Was schreibst Du da?

– Einen Brief.

– An wen?

– An eine erhabene Person, die mich gewiß beschützen wird.

– Welche ist das? Wenn ich sie kenne, will ich die Besorgung des Briefes übernehmen.

– Sie kennen sie, aber ich werde Ihnen den Brief nicht übergeben, ich habe kein Vertrauen zu Ihnen.

– Mein Kind, das ist sehr übel.

– Wirklich?

– Ja, es ist sehr übel.

– Sie lieben mich noch immer?

– Ich liebe Dich wie meinen Sohn.

– Gewiß?

– Ja.

– So lesen Sie denn und schwören Sie mir, dies dem Prinzen zu geben und dies an meine Mutter gelangen zu lassen.

Sie las die Verse, fand sie allerliebst und sagte in bewegtem Tone zu ihm:

– Ich schwöre es Dir.

Wer fühlt nicht Leiden mit, die selbst man hat empfunden?

Sie hatte zu sehr geliebt, um nicht Mitleid mit denen zu empfinden, welche liebten.

Als sie nach Hause zurückkehrte, übergab sie dem Prinzen von Conti die Verse. Er fand sie sehr hübsch und schickte einen von seinen Wagen mit einem vertrauten Kammerdiener in das Seminar, den kleinen Abbé abzuholen, um mit ihm zu soupiren.

Man wagte nicht es dem Prinzen abzuschlagen, und der Verliebte reiste bezaubert ab.

Er kam oft in den Tempel, er kannte Seine Hoheit und dankte ihm mit aller Wärme seiner Leidenschaft.

Herr von Conti befragte ihn; er war sehr gut und einfach in seinen Manieren; übrigens hatte der hohe französische Adel seit langer Zeit die Gewohnheit, die Vettern des Königs als ihres Gleichen zu betrachten, und Boufflers war seines Werthes zu gewiß, um sich einschüchtern zu lassen.

– Nun, Abbé, sagte der Prinz, Sie langweilen sich also im Seminar?

– Ja, wein Herr, und zwar beträchtlich.

– Es gefiel Ihnen doch im letzten Winter dort!

– O! es war damals Winter!

– Ja, im Winter gewöhnen sich die Vögel an ihren Käfig, und im Sommer singen sie ihre Liebe; man behauptet, daß es auch so mit Ihnen ist.

– Ich habe Niemanden das Recht gegeben, mich davon zu überführen.

– Was! selbst nicht der Gräfin?

– Niemanden, gnädigster Herr.

– Boufflers, ich werde Ihr Vertrauter sein.

– Es ist viel Ehre, mein Herr, wenn ich etwas anzuvertrauen haben werde.

– Gehen Sie mir doch! und das Thal von Chevreuse und die schöne Aline?

– Wer hat es Ihnen gesagt? —

– Sie erröthen! man hat mich also nicht getäuscht. Lassen Sie sehen, was würden Sie von einem Freunde halten, der Ihnen ein hübsches Pferd, einen Lakai, hundert Louisd'or in die Tasche, einen wohlversehenen Mantelsack und einen Urlaub auf drei Wochen geben würde, mit der Freiheit, nach Ihrem Gefallen davon Gebrauch zu machen?

– Ah! gnädigster Herr, ich würde ihn segnen.

– So segnen Sie mich denn, es ist geschehen. Ich habe den Brief an Ihre Frau Mutter zurückgehalten; die Mütter quälen sich schon im Voraus, ich habe ihre Stelle eingenommen. Ich weiß, wohin zuweilen ein in der Abgeschiedenheit unterdrückter Wunsch führt; Sie sind kein Gefangener mehr; morgen früh werden der Lakai und die beiden Pferde im Hofe bereit sein, um Ihren Befehlen zu gehorchen; der Mantelsack ist in Ihrem Zimmer; hier ist die Börse und der Urlaub; Sie bedürfen nur der Freiheit, von dem Allen Gebrauch zu machen, und Sie können sie nehmen.

Der Jüngling war von seiner Freude fast betäubt. Er verlor den Kopf, was ihm sonst nicht begegnete, und er fand ihn erst beim Champagner wieder, und dann war er in der That geistreich.

– Dieser junge Mann wird in der That weit kommen, sagte der Prinz, als er von der Tafel aufstand; aber er wird das Priestergewand in die Nesseln werfen; er ist mehr zum Musketier geschaffen, als um den Kragen des Geistlichen zu tragen.

Am folgenden Morgen war Boufflers vor der Sonne auf und war im Sattel, ehe er seine Toilette vollendet hatte. Er galoppirte, von Freude berauscht, bis Chevreuse, bis zu dem hübschen Hause, wo man ihn vom Morgen bis zum Abend erwartete, ohne zu hoffen. Aline erblickte ihn zuerst; sie stieß einen Schrei aus und zog sich schnell in die Tiefe ihres Zimmers zurück.

Courtois und die Uebrigen gingen ihm entgegen; sie sehnte sich noch mehr, als jene, ihn wiederzusehen.

Der Abbé erzählte sogleich sein gutes Glück und seinen Urlaub.

– Mein Freund, sagte der ehrliche Courtois, sein Sie glücklich, sie liebt sie. Sie werden sehen, wie Ihre Abwesenheit sie blaß gemacht hat. Sie verläßt ihr Fenster nicht mehr und trägt Ihre verblichenen Rosen an ihrem Busen.

Der wackere Junge hatte alle diese Symptome mit den Thränen seines Herzens erzählt, und er verbarg sie seinem vorgezogenen Nebenbuhler nicht. Man sieht dergleichen Liebe nicht mehr.

Boufflers antwortete ganz verkehrt auf die Complimente der Anderen; er hörte diese und benutzte sie. Endlich zeigte sich Aline, schöner als ein Engel, und ließ in ihrem Gesichte die Gemüthsbewegung lesen, die sie empfand. Sie begrüßte ihn, ohne mit ihm zu reden: wie viel lag in diesem Gruß!

Als sie sich von dieser ersten Aufregung ein wenig erholt hatte, machten die jungen Leute herrliche Pläne für die Zeit des Urlaubs des Abbé. Man verabredete Spazierfahrten und Lustpartien, man machte das Verzeichniß der bevorzugten Nachbarn, kurz, man versuchte Alles, um Herrn von Boufflers die Ehre und die Erkenntlichkeit zu beweisen, die man wegen seines Besuches empfand.

Von dem folgenden Tage begannen die Blumen, die Briefe, die Verse, die Complimente und das Erröthen wieder; bald kam man zum Händedrücken, dann zum Geständniß, dann zu Küssen; ich weiß nicht, wie weit man gegangen wäre, hätte nicht Courtois sie überwacht, welcher wohl einem Freunde den Platz räumen wollte, den er in Alines Herzen nicht hatte erlangen können, der sie aber nicht erst entehrt und dann vielleicht verlassen sehen wollte.

Siebenter Band

Erstes Kapitel

Er war daher immer als dritte Person zugegen, ohne sie einen Augenblick allein zu lassen. Sie wurden aufgebracht darüber, besonders Boufflers; denn die Kleine hatte einen starken Kopf und ein edles Herz und sie hatte schon ihre Lage beurtheilt. Sie besprachen alle Drei ihre Pläne, und was man zum Gelingen derselben thun müsse. Der Abbé versicherte, er würde sein Gewand zerreißen, er versicherte, er würde Aline heirathen, und seine Mutter würde sich dem nicht widersetzen.

– Bedenken Sie, sagte sie, was Sie von Ihrer Frau Mutter verlangen: Sie wollen erstens, auf eine von ihr gewählte Carrière verzichten, und zweitens soll sie sehen, wie Sie ein armes kleines Bürgermädchen, wie mich, heirathen; ist es möglich?

– Sie sind würdig, eine Königin zu sein, und Sie sollen es werden.

– Wie?

– Auf meine Art.

– Wenn das ist, willige ich ein, vorausgesetzt, daß dieses Thal mein Königreich ist. Ach! wir können nicht nach Indien fliegen und dieses liebe kleine Haus, diese Wiesen und diesen Bach mitnehmen, um sie in jenem schönen Lande mit unseren Erinnerungen wiederzufinden! Welch ein Traum!

– Ich werde ihn verwirklichen.

– Sie sind also ein Zauberer?

– Vielleicht.

– Ja, Sie werden Aline, die Königin Aline sein und alle Welt wird Ihnen in dieser Eigenschaft huldigen.

– Wird sie nur das sein? fragte Courtois, immer aufmerksam auf die Verwirklichung seiner Wünsche.

– Sie sollen Marquise von Boufflers werden, wenn wir Gott das Leben schenkt; und ich habe noch nicht Lust, in meinem Alter zu sterben,

Das junge Mädchen schüttelte den Kopf und schwieg.

»Der Abbé wurde aufgebracht, sein Gehirn arbeitete mehr und mehr; endlich, aufgeregt von seiner Liebe, von diesem schönen Thal und von den Chimären, welche alle Drei unter dem Schatten der Bäume und bei dem Dufte der Blumen entwarfen, schrieb er in acht Tagen seine köstliche Erzählung von der Königin von Golconda, welche allein gewiß schon besser ist, als alle Erzählungen von Marmontel zusammen.

Alinens Freude war unermeßlich, die ihrer Freunde fast ebenso groß. Der Abbé kehrte nicht von selber zurück; er würde sich dazu nicht für fähig gehalten haben.

– Es scheint entschieden, als wäre ich ein Mann von Geist, sagte er.

Diese naive Schätzung seiner selbst ohne Anmaßung oder Stolz ist ihm geblieben und bildet eine der originellen Eigenschaften des Herrn von Boufflers. Dies scheint fast unbegreiflich, aber wenn man ihn kennt, würde man sich wundern, ihn anders zu sehen, als er ist.

Sie machten auf der Stelle drei oder vier Abschriften von der Erzählung. Eine wurde an Herrn von Voltaire geschickt, der sich bezaubert darüber zeigte, eine an den Prinzen von Conti, eine an den König von Polen und eine an die Marquise von Boufflers. Der junge Mann fragte, ob man daran denken könne, einen Geist in das Priestergewand zu stecken, welcher zu ähnlichen Erfindungen fähig wäre, während er von den Mauern des Seminars umgeben sei. Er legte dem Könige die vierzigtausend Livres Renten, die er seiner Güte verdankte, wieder zu Füßen und verlangte dagegen seine Freiheit.

Man erwartete die Antwort mit Ungeduld. Lobsprüche wurden mit den feinsten Schätzungen der Zärtlichkeit an ihn verschwendet, aber von der Freiheit wurde kein Wort erwähnt.

– Ah! aber ich werde sie mir nehmen, wenn man sie mir verweigert, sagte er.

– Nein, versetzte Aline, Sie werden sie sich nicht nehmen, mein Herr, und der Beweis davon ist, daß Ihr Urlaub übermorgen zu Ende geht, und daß Sie morgen, wenn es Ihnen gefällig ist, abreisen werden, um den Prinzen und Ihre Frau Tante zu begrüßen, ehe Sie wieder eintreten. Zeigen Sie sich zuerst unterwürfig, und dann wollen wir weiter sehen.

Der Abbé wollte murren, aber es war vergebens. Aline erklärte, sie würde das Haus verlassen, wenn er dabliebe, und würde schon einen Zufluchtsort finden, wo er ihr nicht folgen könne. Er mußte gehorchen. Als sie sich von ihm trennte, mußte er ihr versprechen, ihr die Angelegenheiten zu überlassen, und sie versprach ihm dagegen, sie gut zu führen.

– Nur, fügte sie hinzu, thun Sie nichts, ohne mich um Rath zu fragen, und handeln Sie mir nicht entgegen.

Die Gräfin von Boufflers betrachtete dieses Liebesverhältniß als eine Kinderei; sie ließ sich alle einzelnen Umstände von ihrem Neffen erzählen, und als dieser sie mit seinem Versprechen bekannt gemacht hatte, brach sie in Lachen aus.

– Ei! sagte sie, da müssen wir uns gut halten, wir werden es mit zwei starken Köpfen, mit dem Fräulein Aline und dem Abbé von Boufflers, zu thun haben. Bereiten wir uns auf die Niederlage vor, denn wir können sie nicht vermeiden.

– Sie spotten unser, Madame, wir achten Sie zu hoch, um Ihnen den Spott zurückzugeben; aber wir werden sehen.

Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
0+
Litres'teki yayın tarihi:
06 aralık 2019
Hacim:
930 s. 1 illüstrasyon
Telif hakkı:
Public Domain
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin PDF
Ortalama puan 5, 1 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 3,8, 4 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin PDF
Ortalama puan 5, 1 oylamaya göre