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Kitabı oku: «Der Secretair der Marquise Du-Deffand», sayfa 52

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Siebentes Kapitel

Sophie Arnould hatte einmal Thomas, einen anderen unberühmten Soldaten der Armee der Philosophen, bei dem Minister von Paris mit einer Angelegenheit wegen ihres Kamins beauftragt.

– Mein Fräulein, sagte er zu ihr, ich habe bei dem Herzog de la Brilliere Audienz gehabt und zuerst als Bürger und dann als Philosoph von Ihrem Kamin gesprochen.

– Ei, mein Herr, nicht als Bürger und Philosoph mußten Sie mit ihm reden, sondern als Schornsteinfeger.

Dies fällt mir bei einem andern Philosophen ein, der nicht dazu geschaffen war, und der es Allem zum Trotz wurde. Wenn er Schornsteinfeger, das heißt Generalpächter geblieben wäre, würde er vielleicht noch leben.

Ich spreche von Herrn von Helvetius und von seinem berühmten Buche »vom Geiste«, im Angesichte »des Geistes und der Gesetze« von Herrn von Montesquieu unternommen, von welchem Werke ich gesagt hatte:

– Es ist Geist in Beziehung auf die Gesetze.

Aber der Schlag ging fehl und dieser Geist hatte gar keinen Erfolg, wenn er gleich verfolgt wurde.

Herr von Helvetius war der Sohn des Leibarztes der verstorbenen Königin, welcher von Holland kam. Er erhielt zu seiner Zeit eine Stelle als Generalpächter, und diese, vereint mit dem Vermögen, welches ihm sein Vater hinterließ, setzte ihn mit den Reichsten seiner Classe auf eine Linie. Er war wohl gebildet, von gutem Benehmen und liebte die Frauen bis zur Thorheit.

Es ist unglaublich, wie viele Abenteuer er hatte; er wechselte seine Geliebten, wie seine Kleider; er hatte mehrere, die Monate und Jahre bei ihm wohnten. Er ließ sie nach seinen Einfällen rufen und gab Diners und Soupers, wovon man in ganz Paris sprach, und wo er die Wüstlinge der Stadt und des Hofes bewirthete.

So ging es mehrere Jahre, dann wuchsen ihm die Flügel, um höher zu fliegen, und er traf, ich weiß nicht wo, die Gräfin von A., ich schäme mich, eine Frau von, Stande in einer solchen Lage zu nennen, wenigstens wenn sie sich nicht selbst zur Schau stellt, wie Madame du Chatelet.

Frau von A. empfing viel Gesellschaft, viele Schöngeister und Literaten, sie war eine Art starker Geist, trug, den Atheismus zur Schau und prunkte mit ihren extravaganten Ansichten. Es versteht sich von selbst, daß er Philosoph war und daß der ganze Schwarm dieser Gottlosen ihr folgte, aufmerksam auf ihre guten Diners und ihr offenes Haus.

Helvetius gefiel ihr unendlich; sie trug kein Bedenken, es ihm zu sagen und es ihm zu beweisen. Er gab Feste, er bot ihr Galanterien jeder Art an, und er hatte noch die Gefälligkeit, nicht zu laut zu schreien, daß es für sie sei. Man errieth es nur.

Während dieser Zeit hörte eine andere Thörin, die Herzogin von C., von dieser schönen Vereinigung reden und setzte sich in den Kopf, daran Theil haben zu wollen. Sie hatte so viel Geist wie die A. und vielleicht mehr Beredtsamkeit, sie beging nicht das Unrecht, sich auf einen einzigen Liebhaber zu beschränken, sie wählte sie nach ihrer Laune, was sie nicht verhinderte, eifersüchtig zu werden, um Alles um sich her zu tödten, wenn man ihr in der geringsten Sache entgegenhandelte.

Sie fiel eines Tages wie eine Bombe in dem Augenblick herein, wo Helvetius dort thronte, und die Unterhaltung verbreitete sich zwischen ihnen über das Terrain, wohin man sie versetzen wollte.

Da brüllten sie um die Wette, daß kein Gott sei, daß der Zufall in dieser Welt Alles bewirke, daß der Zufall Alles gethan habe, und daß wir Marionetten vom ersten Kaliber wären, gut, sich auf dem Theater zu präsentiren, da jede ihre Rolle vorgezeichnet hatte und sie nach ihrer Phantasie oder ihrem Talente spielte.

– Und die Liebe, mein Herr, was halten Sie von der Liebe? fragte die Herzogin sich zierend.

– Die Liebe, Madame, die Liebe ist ein Bedürfniß, ein Vergnügen, wie die guten Mahlzeiten, wie der alte Wein und die jungen Hühnchen; in der Liebe ist nur das Physische gut, das uebrige ist keinen Strohhalm werth, und es verlohnt sich nicht der Mühe, davon zu sprechen.

– Aber das Herz, mein Herr, das Herz!

– Das Herz, Madame, ist ein Eingeweide, es trägt wie die anderen zu den höchsten Genüssen bei, welche die Natur uns offenbart, allein ist es nicht im Stande, etwas zu empfinden, wenn die Phantasie nicht dabei thätig ist.

– Ihrer Ansicht nach liebt man also nur physisch.

– Nach der Ansicht aller Derjenigen, welche ehrlich sein wollen, Madame; Sie selber haben vielleicht zu viel Geist, um sich dem Uebermaß des Gefühls hinzugeben, und ich für meinen Theil glaube nicht daran, nein ganz und gar nicht.

Die Herzogin fand die Lehre vortrefflich und fügte nur zum Schluß hinzu:

– Mein Herr, man muß seiner Sache gewiß sein und schwer mit seiner Person dafür zahlen, wenn man wagt, eine solche Standarte zu erheben.

Sie begnügte sich nicht mit Muthmaßungen, sie wollte wissen, woran sie sich zu halten habe, und bald theilte sie die Heldenthaten des Philosophen mit der Gräfin von A., und vermöge ihrer Anstrengungen gelang es ihr, den Sieg über sie davonzutragen. Er verließ die Eine wegen der Anderen. Als diese regierte, wollte sie unumschränkt sein und versuchte die Schaar von Sultaninnen aus dem Hause ihres Geliebten zu vertreiben. Dabei verlor sie ihr Latein und er behielt sie.

Man würde nicht zu Ende kommen, wenn man alle die Uebertriebenheiten erzählen wollte, wozu die sehr begründete Eifersucht der Dame Veranlassung gab. Helvetius ergötzte sich darüber, und hörte nicht auf, ihr über die Ausführung ihrer Lehre zu predigen.

– Ahmen Sie mir nach, sagte er, ich widersetze mich nicht und werde Ihnen keine Vorwürfe machen, wir essen an mehr als einem Tische und trinken aus mehr als einem Glase, warum sollten wir nur eine einzige Liebe haben?

Darin war er consequent, und ich weiß nicht recht, was die Herzogin hätte antworten können, ich weiß nur, was sie that, denn sie gehorchte ihm ohne Weiteres.

In diesem Augenblick waren die Mathematiker in der Mode. Die Frauen rissen sich um Maupertuis, der in Carnevalkleidern in den Tuilerien spazieren ging und dessen Lächerlichkeit Alles übertraf. Helvetius, der viele Geliebte haben wollte, stellte sich vor, daß es auf die Figuren und Probleme ankomme, und er machte auch dergleichen. Ohne Zweifel hatte er nicht den geringsten Erfolg, denn er ließ darin nach und warf sich auf die Poesie, und als der König von Preußen Maupertuis confiscirt hatte, fiel die Geometrie.

Die Poesie des Herrn von Helvetius fiel ebenfalls, sein Gedicht, »das Glück«, welches die Literaten lobhudelten, war üppig und langweilig zugleich, und er sah ein. daß er etwas Anderes versuchen müsse, dies war nicht sein Fach, und er begann jenen ungeheuren Band über den »Geist« zu schreiben, den man auf die Dicke eines kleinen Fingers beschränken könnte, und doch würde er noch weit von der Vollkommenheit entfernt sein.

Um ihn zu schreiben, wählte er eine andere Methode, die umgekehrte, die man gewöhnlich wählt, nämlich, er gab seine Stelle als Generalpächter auf und verheirathete sich mit einem armen und schönen Mädchen. Er heirathete das Fräulein von Ligneville, eine junge Dame von Stande aus Lothringen, denn ihr Haus war eins der ersten in diesem Lande, obgleich sie keinen Sou im Vermögen hatte. Als ein gemeinschaftlicher Freund ihr den Herrn Helvetius vorschlug, war ihre erste Regung, ihn auszuschlagen, denn die Mißheirath schien ihr unmöglich.

– Bedenken Sie, daß es sich um ein unermeßliches Vermögen handelt, sagte man ihr.

– Was liegt mir daran?

– Bedenken Sie, daß Sie sich den Untergang eines Mannes von Verdienst werden vorzuwerfen haben. Er muß sich verheirathen, um eine stürmische Jugend zu beschließen, er will nur Sie heirathen, und wenn Sie sich weigern, wird er in seinen Abgrund, in sein früheres Leben zurückfallen und es um Leib und Seele geschehen sein.

Diese Gründe rührten das vortreffliche Wesen; sie willigte ein, ihn zu sehen, und kündigte ihm an, daß sie ihm ihre Hand gebe, unter der Bedingung, daß er sich in den Angelegenheiten des Lebens von ihr leiten lasse.

– Ich werde Sie glücklich machen, mein Herr, sagte sie zu ihm, ich nehme Ihr Vermögen an, um Ihnen mehr zu geben, als Sie mir anbieten. Ich weihe Ihnen mein Dasein, meine Zukunft, rechnen Sie auf mich, ich will und werde eine redliche Frau sein.

Sie hielt Wort, Sie zogen sich zusammen aufs Land zurück, wo sie ihre Jugend verlebte. Sie ging kaum zwei oder drei Monate im Winter nach Paris, wo sie nur die Gesellschaft ihres Mannes sah, da sie ihm zu Gefallen auf Alles verzichtet hatte, und sich ohne die Billigung des Herrn Helvetius keinen Schritt erlaubte. Er war glücklicher, als er es verdiente, um so mehr, da er nicht viel an seinen Gewohnheiten änderte, und sein Serail beibehielt, nicht bei sich, sondern anderswo, und immer aus Philosophie.

Dieses Buch vom »Geiste« zog ihm die Verfolgung des Hofes, der Frommen, der Jesuiten und auch der Jansenisten zu; zum erstenmal waren sie einstimmig, was bei ihren Anhängern fast einen Scandal hervorbrachte. Helvetius wurde der Kopf davon verdreht, er hatte es nicht erwartet. Er ging nach Preußen, um den Helden der Philosophen zu sehen, der ihn wenig schätzte und schlecht empfing, und dann nach England, in welches er vernarrt war; er wollte uns durchaus nach dem Vorbilde und Muster dieser lieben Insulaner umschaffen, und es sei gesagt, ohne Herrn Walpole zu beleidigen, daß wir nicht dabei gewonnen haben würden.

Dann kehrte er nach Frankreich zurück, wo er sich selbst, nach den Recepten seines Vaters, kleine Liebestränke bereitete, die ihm eine künstliche Kraftfülle wiedergaben, die ihn aber in einigen Monaten, von einer hartnäckigen Gicht, ihrer älteren Schwester, unterstützt, tödteten. Madame Helvetius liebte ihn und war lange Zeit untröstlich über seinen Verlust.

Gegenwärtig hat sie unendliche Reize beim Katzengeschlecht entdeckt und lebt von fünfzehn bis zwanzig Angorakatzen von allen Farben umgeben. Man erzählt kostbare Geschichten davon; ich werde mich nicht damit unterhalten, sie zu wiederholen.

Die Philosophen kamen viel zusammen, um zu sprechen, aber auch, um zu soupiren und zu trinken, nicht als hätten sie sich berauscht, aber sie regten sich auf, und die Luftschlösser, die Systeme und die Verhandlungen gingen ihren Gang. Sie haben sie bis jetzt fortgesetzt, die Politik mischt sich viel hinein, sie wollen Alles über den Haufen stoßen, und man hilft ihnen nur zu sehr dabei. Herr Necker mag sie noch so sehr zurückhalten wollen, ich fürchte, er ist nicht stark genug dazu, und Alles wird mit ihm zusammenstürzen, selbst wir, das heißt, selbst Frankreich, denn ich werde nicht mehr da sein.

Achtes Kapitel

Ich habe einige Worte über den Tod des Präsidenten Henault gesagt. Ich finde in diesem Abschnitt meines Tagebuches einen großen Artikel über meine Klagen wider ihn, und über den geringen Kummer, den ich empfand, ihn zu verlieren; er hatte mich sehr geliebt, und seitdem er aufgehört, mich zu lieben, und auf die Seite des Fräuleins von Lespinasse getreten war, so daß er im Begriff war, sie zu heirathen, hatte ich ihm dies nicht verzeihen können, obgleich ich mich nie darüber beklagte, und man uns für die besten Freunde von der Welt hielt.

Er war ein vollkommener Egoist, er bewies es deutlich, indem er in seinem Testament keinem einzigen seiner Freunde ein Vermächtniß hinterließ und uns nicht einmal nannte; es war unglaublich für die, welche ihn nicht kannten, wie wir; ich wenigstens war nicht davon überrascht.

In diesem Augenblick war Rousseau in Paris, wo er nur eine Marionettenrolle spielte; nur die Bauernlümmel der Philosophie und Leute von noch niedrigerem Range kümmerten sich um ihn. Der Fürst von Luynes, ein guter junger Mann, hatte ihm ein Asyl angeboten, welches er verachtete, wie er in Paris alle seine Freunde von Stande verachtete. Er weigerte sich, die Damen von Boufflers, die Marschallin von Luxembourg und alle die Damen zu sehen, die thöricht genug waren, sich um seine Zuneigung zu bewerben. Dies war wohlgethan.

Ich komme darauf, um etwas zu erzählen, was ich nicht zu erklären übernehme, und wozu der Tod des Präsidenten Henault, die Gegenwart Rousseau's in Paris, noch mehr die Gustav des Dritten, des gegenwärtig regierenden Königs von Schweden, der eben seinem Vater gefolgt war, dessen Tod er hier erfahren hatte, die Veranlassung gab.

Er hatte mir die Ehre angethan, mich zum Souper einzuladen, ich kannte Herrn von Creutz, seinen Gesandten beim Könige. Dieser Fürst zeichnete sich durch Geist, Leutseligkeit und einfache Würde aus, die ihm natürlich war und die er sich nicht angeeignet hatte.

Wir waren nicht zahlreich bei diesem Souper Seiner schwedischen Majestät, die beiden Herzoginnen von Aiguillon, der Graf von Creutz, Herr von Sestain, der junge Bruder des Königs und sein Gouverneur, das waren alle.

Man beschäftigte sich viel mit dem Tode der Madame Brillant, der Katze der Marschallin von Luxembourg, die fünfzehn Jahre alt geworden war und die sie sehr liebte. Es war eine allgemeine Trauer unter den Freunden der Herzogin, welche die Sache ernsthaft angesehen hatte und die Beileidsbezeugungen wie für den Tod eines Verwandten annahm; auch würden gewisse Vettern ihr nicht so viele Thränen gekostet haben, selbst nicht der Gemahl ihrer Enkelin, der Herzog von Lauzün, den sie nicht besonders verehrte.

Die Marschallin hatte einen Aberglauben hinsichtlich des Freitags; Madame Brillant starb an einem Freitage, alle ihre Unglücksfälle begegneten der armen Herzogin an diesem Tage, und dies war der letzte. Man machte eine Bemerkung darüber,

– Ach! sagte die verwittwete Herzogin von Aiguillon, Madame Brillant verloren zu haben und von Rousseau verachtet zu sein, der sie durchaus nicht besuchen will und seine Noten auf einer Dachkammer schreibt, das ist zu viel Unglück zu gleicher Zeit. Sie beschuldigt eine Hexe, ihr Unglück gebracht zu haben, sie glaubt an die Hexen und an das Unglück des Freitags, die gute Marschallin.

– Glauben Sie denn nicht daran, Madame? sagte der König sehr ernsthaft.

– Was das betrifft, nein, Sire.

– Und Sie, Madame? fragte er mich.

– Auch ich nicht, Sire.

– Diese Damen sind starke Geister, versetzte Herr von Creutz; in Frankreich würde man jetzt nichts Anderes sein können.

– Indessen habe ich in Frankreich einen der seltsamsten Zauberer gefunden, und ich glaube selber an ihn; ich habe das Unglück, an ihn zu glauben.

– Das Unglück, Sire. Es ist ein großes Glück, an etwas zu glauben. Wo haben Sie auf dem Pflaster der großen Stadt einen Zauberer aufgefunden?

– Wünschen Sie ihn zu sehen, Madame?

– Gar sehr.

– Und ich auch!

– Und ich auch:

Das Echo war allgemein.'

– Nichts ist leichter. Herr Schiffer, lassen Sie Pferde vor einen Wagen legen und ihn auf der Stelle aufsuchen. Man versichert, daß er die Todten heraufbeschwören kann.

– Ich wünsche, daß er uns mit Madame Brillant reden lasse, sagte die junge Herzogin. So werden wir auch erfahren, ob die Thiere eine Seele haben.

Man schwatzte ziemlich lange über diesen Gegenstand, ich kann es mit dem besten Willen nicht plaudern nennen, und endlich kam der Zauberer an. Es war ein sehr alter Mann, gewiß viel älter, als er aussah, mit weißem Haar und einem Barte, der über seine Brust hinunterreichte; ich glaube, er war falsch und er legte ihn nur an, wenn er seine Orakel gab. Er grüßte ernst, aber mit einer Art von Stolz, selbst den König, der ihm entgegen gegangen war und ihm einige gnädige Worte sagte.

– Was wünschen Eure Majestät von mir? fragte er.

– Ich habe von Ihnen reden hören, mein Herr; ich wollte morgen zu Ihnen gehen und Sie bitten, mir meine Zukunft zu entschleiern; aber diese Damen haben gewünscht, bei dieser Sitzung zugegen zu sein, und ich habe Sie zu dieser vielleicht unpassenden Stunde rufen lassen:

– Für mich sind alle Stunden recht, Sire; ich schlafe nicht, und die Nacht ist mir im Gegentheil günstig. Ich stehe zu Eurer Majestät Befehl, obgleich ich gestehen muß, daß ich es vorgezogen haben würde, nicht von Ihnen befragt zu werden.

– Warum?

–Ich habe bereits Eurer Majestät das Horoskop gestellt.

– Ei! und es ist unheilvoll?

Der Zauberer antwortete nicht.

– Fürchten Sie nichts, mein Herr, ich bin schon davon in Kenntniß gesetzt. Eine Zauberin hat mir am Hafen in Stockholm einen gewaltsamen Tod prophezeit. Wie sie versichert, werde ich bei einem Feste ermordet werden. Ist es das, was Sie gesehen haben? Sagen Sie es ohne Furcht!

– Ja, Sire, durch einen Pistolenschuß.

Niemand antwortete, wir erstarrten vor Furcht. Dieses Zusammentreffen war so seltsam! Wenn man es auch nicht glauben wollte, man wurde davon ergriffen. Es ist das Geheimniß der Macht dieser Astrologen und Wahrsager. Sie schrecken durch den Schein und den Zufall.

Lassen Sie sehen, versetzte heiter der König, dies muß interessant sein, was muß man thun, um Ihre Erfahrungen mitgetheilt zu erhalten?

– Wünschen Eure Majestät zuerst die Karten zu befrage?

– Ohne Zweifel, lassen Sie uns Alles befragen, was man befragen kann.

– Das wird Sie weit führen, Sire, versetzte dieser Mann mit wichtiger Miene.

– Lassen Sie uns die Karten ansehen. Ist es wahr, daß Sie die Lebenden in Verkehr mit den Todten setzen?

– Ja, Sire, wenn die Lebenden Muth genug dazu haben.

– Der Muth wird nicht fehlen, sein Sie nur Ihrer selbst ebenso gewiß, wie ich meiner gewiß bin.

Man ließ einen großen Tisch bringen; der Veschwörer, dessen Namen ich vergessen habe und der ein Freund des Grafen Saint-Germain war, den ich oft bei Choiseul gesehen habe, der Beschwörer zog aus einem Sack, den er mitgebracht, ganz besondere Karten, die sehr breit und lang und mit eigenthümlichen Figuren bemalt waren. Er stellte daneben eine hohle und oben offene Glaskugel, eine Art Pokal ohne Fuß, in welchen er ein röthliches Wasser aus einer kleinen Flasche goß.

Unter seinem höllischen Apparat befand sich auch eine Art in Erde eingepflanzte Staude von Email, welche Blüthenknospen trug und deren Blätter sich ringsum entfalteten; das Ganze war mit wunderbarer Kunst gearbeitet. Das Fayenceküstchen, welches diese Staude einschloß, war vom höchsten Alterthum.

Als er seine Vorbereitungen beendet hatte, stellte er sich an den Tisch und fragte, wer zuerst eine Probe von seiner Wissenschaft wolle. Ich ließ mir das Ganze von Herrn von Creutz erklären, und es war mir leid, nicht selber urtheilen zu können. Die Stimme dieses Mannes nahm mich günstig für ihn ein, denn sie war voll, wohlklingend und melancholisch, ohne Falschheit und ohne Heuchelei. Ich glaube indessen nicht an die Beschwörer.

Die junge Herzogin von Aiguillon nahm auf dem Sessel Platz.

– Madame, sagte der Beschwörer, Niemand darf uns hören, wir müssen einen Schirm um uns stellen lassen; Sie würden nicht zufrieden sein, wenn ich aller Welt die Geheimnisse Ihrer Zukunft entdecken wollte.

– Bah! ich habe also eine geheimnißvolle Zukunft?

– Die Zukunft ist immer geheimnißvoll, Frau Herzogin, und eine unserer ersten Regeln ist das Geheimniß. Wenn ich sie eben wegen Seiner Majestät von Schweden überschritten habe, so ist es geschehen, weil mir der König das Beispiel dazu gegeben, sonst würde ich es mir nicht gestattet haben.

– Es ist sehr einfach, wir gehen in ein anderes Zimmer, sagte Gustav, und lassen den Ort frei, so daß jeder thun kann, was er will.

Wir gingen alle hinaus und die Herzogin von Aiguillon blieb mit diesem Manne allein. Sie verweilte lange dort und wir machten verstohlen unsere Bemerkungen. Die verwittwete Herzogin versicherte, sie würde nicht gehen, um allein mit dem Teufel zu sprechen, der ihr den Hals umdrehen könne.

Endlich erschien die Herzogin ganz blaß und verstört wieder und man umringte,sie.

– Dieser Mann ist ein Zauberer, sagte sie, aber er hat Recht, er weiß und sagt Dinge vorher, die man seinen besten Freunden nicht entdecken möchte. Wenn Herr von, Aiguillon an meinem Platze gewesen wäre, würde der Mann gewiß diese Nacht in der Bastille zubringen.

– Wer wird denn jetzt das Orakel befragen? fragte

– Sie, Sire, dem großen Herrn gebührt der Vorrang, sagte ich.

– Ich werde ohne Zweifel lange ausbleiben, denn ich will große Marionetten sehen, das sage ich Ihnen vorher, meine Damen.

– Geben Sie, gehen Sie, Sire, erwiederte ich. und wenn Sie den Teufel sehen, so benachrichtigen Sie uns, es würde mir nicht leid sein, auch ein Wort mit ihm zu sprechen.

Nach einigen Einwendungen trat Seine schwedische Majestät in das andere Zimmer. Diesmal währte es noch länger, als mit der Herzogin, und wir glaubten, es würde kein Ende nehmen. Wir hörten von Zeit zu Zeit laute Stimmen; mehrmals sprachen die gegenwärtigen Schweden davon, einzuschreiten, und wegen Seiner Majestät unruhig und einen Verrath fürchtend, öffnete der junge Prinz in seiner Besorgniß die Thür ein wenig.

– Geh hinaus und störe uns nicht, rief er seinem Bruder zu.

Wir waren genöthigt, uns nach diesem Befehle zu Lichten, und wir sahen einander an, oder vielmehr, sie sahen einander an und ich fühlte, daß man mich ansah.

Man darf nicht darüber lachen, denn obgleich ich blind bin, fühle ich die Blicke der Anderen, und einige belästigen mich so, daß es mir schmerzlich wird, und andere erwärmen mich wie ein wohlthätiger Sonnenstrahl.

Als der König wieder zu uns zurückkehrte, war er ruhig, aber außerordentlich blaß, und seine Stimme zitterte ein wenig, ungeachtet seiner Anstrengungen, sich zu fassen. Herr von Creutz fragte ihn, ob er zufrieden sei.

– Ich bin erstaunt, antwortete er; ich habe Dinge gesehen und gehört, die ich nicht für möglich hielt, und die meine Vernunft verwirren.

– Und was ist es denn? fiel der Prinz, sein Bruder, ein.

– Ich kann es nicht entdecken, man wird es nie erfahren, so lange ich lebe, ich habe es geschworen. Wenn dies Alles wahr wird, so werden Frankreich und Schweden seltsame Umkehrungen erfahren. Der, welcher mir das angekündigt hat, ist setzt in der Lage, Alles zu wissen, es war der König, mein Vater.

– Sie haben ihn gesehen?

– Ja, mein Bruder, und wenn ich glauben darf, was der Mann mir vorhersagt, werde ich in der Zukunft keine Ursache haben. Dich zu loben.

– Ist es möglich!

– Du wirst meinen Sohn entthronen.

– Wie! nein, nein, tausendmal nein, Sire! O! sagen Sie Alles!

– Ich kann es nicht, ich habe vielleicht schon zu viel gesagt.

Ich weiß nicht, ob die Prophezeiung sich erfüllen wird, bis jetzt regiert der König von Schweden mit einiger Verlegenheit vielleicht, aber er wird von seinem Volke geliebt, und man denkt nicht daran, ihn zu ermorden; der Herzog von Südermannland zeigt keine Widersetzlichkeit, und der Sohn Gustav des Dritten ist noch ein liebenswürdiges Kind.

Jetzt war ich an der Reihe, diesen außerordentlichen Mann zu sehen, und ich zauderte.

Was konnte ich ihn fragen? Welche Zukunft hatte n einer Frau von achtzig Jahren anzukündigen; was die Vergangenheit betrifft, die weiß ich ja besser, als er.

– Gehen Sie doch, Madame, gehen Sie, sagte Seine schwedische Majestät zu mir, und wäre es auch nur um zu plaudern, er wird Sie in Erstaunen setzen.

Ich ließ mich zu dem Tische führen, und als ich da. saß, fragte ich:

– Mein Herr, können Sie mir von meinem Freunde reden?

– Ja, Madame, nach Ihrem Willen.

– So lassen Sie uns reden.

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06 aralık 2019
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