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Kitabı oku: «Die Fünf und Vierzig», sayfa 47

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»Bah!«

»Wie ich Dir sage; er faßte dann die andere Liebe, von der ich so eben sprach.«

»Er ist also ein Perser, dieser Mensch, ein Heide, ein Türke; er treibt die Polygamie? Und was sagte Margot?«

»Diesmal, mein Sohn, wird sie Dich in Erstaunen setzen, Margot war entzückt.«

»Ueber das Unglück von Fosseuse, ich begreife das.«

»Nein, nein, entzückt für ihre eigene Rechnung.«

»Sie findet also Geschmack am Stande einer Hebamme?«

»Ah! diesmal wird sie nicht Hebamme sein.«

»Was wird sie denn sein?«

»Sie wird Pathin sein, ihr Gemahl hat es ihr versprochen, und zu dieser Stunde ist das Zuckerwerk schon ausgetheilt.«

»In jedem Fall hat sie dieses nicht mit ihrer Apanage gekauft.«

»Du glaubst das, mein König?«

»Allerdings, da ich ihr diese Apanage verweigerte. Doch wie heißt die neue Geliebte?«

»Oh! es ist eine schöne, starke Person; sie trägt einen herrlichen Gürtel, und ist ganz und gar im Stande, sich zu vertheidigen, wenn man sie angreift.«

»Und sie hat sich vertheidigt?«

»Bei Gott!«

»Somit ist Henriot mit Verlust zurückgeschlagen worden.«

»Anfangs.«

»Ah! ah! und hernach?«

»Henriot wurde hartnäckig und griff abermals an.«

»Nun?«

»Er hat sie genommen.«

»Wie dies?«

»Mit Gewalt.«

»Mit Gewalt!«

»Ja, mit Petarden.«

»Was Teufels sagst Du mir da, Chicot?«

»Die Wahrheit.«

»Petarden! und wer ist denn die Schöne, die man mit Petarden erobert?«

»Es ist Fräulein Cahors.«

»Fräulein Cahors!«

»Ja, eine schöne, große Person, die man Jungfrau nannte wie Peronne, die einen Fuß auf dem Lot, den andern auf dem Gebirge hat, und deren Vormund ein braver Edelmann, Herr von Vezins, ist oder vielmehr war.«

»Gottes Tod!« rief Heinrich wüthend, »meine Stadt! er hat meine Stadt genommen!«

»Verdammt! Du begreifst, Henriquet, Du wolltest sie ihm nicht geben, nachdem Du sie ihm versprochen, und er mußte sich entschließen, sie zu nehmen. Doch halt, hier ist ein Brief, den er Dir eigenhändig zu übergeben mich beauftragt hat.«

Hierbei zog Chicot einen Brief aus seiner Tasche und übergab ihn dem König.

Es war der von Heinrich nach der Einnahme von Cahors geschriebene Brief welcher mit folgenden Worten endigte:

Quod mihi dixisti, profuit multum; cognosco meos devotos; nosce tuos; Chicotus caetera expediet.

Was bedeutete:

»Was Du mir gesagt hast, ist mir sehr nützlich gewesen; ich kenne meine Freunde, lerne die Deinigen kennen; Chicot wird Dir das Uebrige auseinandersetzen.«

Elftes Kapitel
Wie Heinrich, nachdem er Nachricht aus dem Süden erhalten, Kunde aus dem Norden erhielt

Ganz außer sich, vermochte der König kaum den Brief zu lesen, den ihm Chicot gegeben hatte.

Während er das Lateinische des Bearners mit Zuckungen der Ungeduld, die den Boden zittern machten, entzifferte, bewunderte Chicot vor einem großen, über einem Schenktisch von Goldschmiedsarbeit hängenden, venezianischen Spiegel seine Haltung und den unendlichen Liebreiz, den seine Person unter dem militärischen Kleide angenommen hatte.

Unendlich war das rechte Wort, denn Chicot hatte nie so großartig ausgesehen; auf seinem etwas kahlen Haupte saß eine conische Pickelhaube nach der Art jener deutschen Sturmhauben, die man auf eine so seltsame Weise in Trier und Mainz ciselirte, und er war im Augenblick damit beschäftigt, daß er auf seinem, durch das Reiben der Waffen befleckte, büffelledernen Koller, den er, um zu frühstücken, abgelegt hatte, wieder befestigte; während er seinen Panzer wieder zuschnallte, ließ er überdies auf dem Boden Sporen klirren, welche mehr geeignet waren, einem Pferde den Bauch aufzuschlitzen, als anzutreiben.

»Oh! ich bin verrathen!« rief Heinrich, als er zu Ende gelesen hatte, »der Bearner hatte einen Plan, und ich ahnete nichts davon.«

»Mein Sohn,« erwiederte Chicot, »Du kennst das Sprichwort: Stille Wasser gründen tief.«

»Geh zum Teufel mit Deinen Sprichwörtern!«

Chicot ging auf die Thüre zu, als wollte er gehorchen.

»Nein, bleibe.«

Chicot blieb stehen.

»Cahors genommen!« fuhr Heinrich fort.

»Und zwar auf eine ganz artige Weise.«

»Er hat also Generale, Ingenieurs?«

»Keines Wegs, der Bearner ist zu arm hierzu; wie sollte er sie bezahlen? Nein, er thut Alles selbst.«

»Und… er schlägt sich,« sprach Heinrich mit einer gewissen Verachtung.

»Ich wage es nicht, zu sagen, er thue es ganz von Anfang an und mit einer gewissen Begeisterung; er gleicht jenen Leuten, welche das Wasser befühlen, ehe sie sich baden; er befeuchtet sich das Ende der Finger in einem kleinen Schweiß von schlimmer Vorbedeutung; er bereitet sich die Brust mit einigen: Mea culpa, die Stirne mit einigen philosophischen Betrachtungen; das nimmt ihm die ersten zehn Minuten weg, welche auf den ersten Kanonenschuß folgen; dann stürzt er sich köpflings in das Treffen und schwimmt im geschmolzenen Blei und im Feuer wie ein Salamander.«

»Teufel, Teufel!« machte Heinrich.

»Und ich versichere Dich, Heinrich, es wurde dort warm gestritten.«

Der König stand hastig auf und ging mit großen Schritten im Saal auf und ab.

»Das ist eine Niederlage für mich!« rief er, ganz laut seine leise begonnenen Gedanken beendigend, »man wird über mich lachen, man wird Verse über mich machen. Diese Spitzbuben von Gascognern sind kaustisch, und ich höre schon, wie sie ihre Zähne wetzen, und sehe sie über die furchtbaren Melodien ihrer Sackpfeifen lächeln. Gottes Tod! zum Glück habe ich den Gedanken gehabt, Franz die so dringend verlangte Hilfe zu schicken; Antwerpen wird mich für Cahors entschädigen, der Norden wird die Fehler im Süden tilgen.«

»Amen,« sprach Chicot, indem er auf eine zarte Weise, um seinen Nachtisch zu vollenden, die Finger in die Confectbüchsen und Compotschalen des Königs tauchte.

In diesem Augenblick öffnete sich die Thüre und der Huissier meldete:

»Der Herr Graf Du Bouchage!«

»Oh!« rief Heinrich, »ich sagte es Dir, Chicot, hier erhalte ich Nachricht. Tretet ein, Graf, tretet ein.«

Der Huissier hob den Vorhang auf und man sah im Rahmen der Thüre den gemeldeten jungen Mann, einem Portrait von Holbein oder Titian ähnlich.

Er schritt langsam vor und beugte das Knie mitten auf dem Teppich des Zimmers.

»Immer bleich,« rief der König, »immer traurig. Höre, mein Freund, nimm für einen Augenblick Dein Osterngesicht an und sage mir gute Dinge nicht mit einer schlimmen Miene; sprich geschwinde, Du Bouchage, denn mich dürstet nach Deiner Erzählung. Du kommst von Flandern?«

»Ja, Sire.«

»Und rasch, wie ich sehe.«

»Sire, so schnell, als ein Mensch auf Erden zu marschiren vermag.«

»Sei willkommen. Antwerpen, wie steht es mit Antwerpen?«

»Antwerpen gehört dem Prinzen von Oranien, Sire.«

»Dem Prinzen von Oranien, was soll das heißen?«

»Wilhelm, wenn Ihr lieber wollt.«

»Ah! und mein Bruder, marschirte er nicht gen Antwerpen?«

»Ja, Sire, doch nun marschirt er nicht mehr gen Antwerpen, sondern gen Château-Thierry.«

»Er hat das Heer verlassen?«

»Er hat kein Heer mehr, Sire.«

»Oh!« machte der König auf seinen Knieen wankend und in seinen Lehnstuhl zurückfallend, »aber Joyeuse?«

»Sire, mein Bruder hat, nachdem er mit seinen Seeleuten Wunder der Tapferkeit verrichtet, nachdem er den ganzen Rückzug gehalten, die wenigen Leute, die dem Unglück entkamen, gesammelt und mit ihnen dem Herrn Herzog von Anjou ein Geleite gebildet.«

»Ein Niederlage,« murmelte der König.

Doch plötzlich rief er, mit einem seltsamen Blitz im Auge:

»Die Flamänder sind also für meinen Bruder verloren?«

»Durchaus, Sire.«

»Ohne Wiederkehr?«

»Ich befürchte es.«

Die Stirne des Fürsten klärte sich allmälig wie unter dem Lichte einen inneren Gedankens auf.

»Der arme Franz,« sagte er lachend, »er hat Unglück bei den Kronen. Er hat die von Navarra verfehlt; er hat die Hand nach der von England ausgestreckt; er hat die von Flandern berührt; wetten wir, Du Bouchage, daß er nie regieren wird, der arme Bruder, er, der doch so große Lust darnach trägt.«

»Ei mein Gott! es ist immer so, wenn man nach etwas Lust hat!« sprach Chicot mit feierlichem Tone.

»Und wie viel Gefangene?« fragte der König.

»Ungefähr zweitausend.«

»Wie viel Todte?«

»Wenigstens eben so viel. Herr von Saint-Aignan gehört zur Zahl derselben.«

»Wie! er ist todt, der arme Saint-Aignan?«

»Ertrunken.«

»Ertrunken! Ihr habt Euch also in die Scheide gestürzt.«

»Nein, die Schelde hat sich auf uns gestürzt.«

Der Graf gab nun dem König eine genaue Erzählung von der Schlacht und der Ueberschwemmung.

Heinrich hörte ihn von einem Ende zum andern mit einer Haltung, einem Stillschweigen und einer Physiognomie an, denen es nicht an Majestät gebrach.

Als er sodann seine Erzählung beendigt hatte, kniete er vor seinem Betpult im Nebenzimmer nieder, verrichtete sein Gebet und kehrte einen Augenblick nachher mit einem vollkommen erheiterten Gesicht zurück.

»Ich hoffe, ich nehme die Dinge als König hin,« sprach er. »Ein vom Herrn unterstützter König ist wirklich kein Mensch mehr. Auf, Graf, ahme mich nach, und da Dein Bruder gerettet ist, wie, Gott sei Dank der meinige, nun, so entschließen wir uns ein wenig.«

»Ich bin zu Euren Befehlen, Sire.«

»Was verlangst Du als Lohn für Deine Dienste, Du Bouchage?«

»Sire,« erwiederte der junge Mann den Kopf schüttelnd, »ich habe keinen Dienst geleistet.«

»Ich bezweifle es, doch jedenfalls hat Dein Bruder Dienste geleistet.«

»Ungeheure, Sire.«

»Er hat die Armee gerettet, sagst Du, oder vielmehr die Trümmer der Armee?«

»Bei dem, was davon übrig ist, findet sich kein Mann, der nicht sagen wird, er verdanke das Leben meinem Bruder.«

»Nun, Du Bouchage, es ist mein Wille, meine Wohlthat auf Euch Beide auszudehnen, und ich ahme hierbei den Allmächtigen nach, der Euch so sichtbar begünstigt, indem er Euch Beide gleich, das heißt, reich, tapfer und schön gemacht hat; überdies werde ich jene großen, stets so gut inspirirten Politiker nachahmen, welche die Boten schlimmer Nachrichten zu belohnen pflegten.«

»Ah! schön,« sagte Chicot, »ich kenne Beispiele, daß man Boten gehenkt hat, weil sie schlimme Nachrichten überbrachten.«

»Das ist möglich,« erwiederte Heinrich majestätisch, »doch der römische Senat hat gegen Baro, seinen Dank ausgesprochen.«

»Du führst mir Republikaner an. Valois! Valois! das Unglück macht Dich demüthig.«

»Sprich, Du Bouchage, was willst Du, was verlangst Du?«

»Da Eure Majestät mir die Ehre erweist, so liebevoll zu mir zu reden, so wage ich es, ihr Wohlwollen zu benützen; ich bin den Lebens müde, Sire, und dennoch widerstrebt es mir, mein Leben abzukürzen, da es Gott verbietet; alle Ausflüchte, die ein Mann von Ehre in einem solchen Falte anwendet, sind Todsünden; sich bei dem Heere tödten lassen, absichtlich verhungern, das Schwimmen vergessen, wenn man über einen Fluß zieht, sind Verkleidungen des Selbstmordes, in denen Gott vollkommen klar sieht, denn Ihr wißt, Sire, unsere geheimsten Gedanken liegen offen vor Gott; ich verzichte also darauf, vor dem Ziele zu sterben, das Gott meinem Leben gesteckt hat; doch die Welt ermüdet mich, und ich werde sie verlassen.«

»Mein Freund!« rief der König.

Chicot schlug die Augen auf und schaute voll Theilnahme den so schönen, so muthigen, so reichen jungen Mann an, der in einem so verzweifelten Tone sprach.

»Sire,« fuhr der Graf mit dem Ausdruck der Entschlossenheit fort, »Alles, was mir seit einiger Zeit begegnet, bestärkt mich in diesem meinem Verlangen, ich will mich in die Arme Gottes werfen. der der höchste Tröster der Betrübten ist, wie er zugleich auch der unumschränkte Herr der Glücklichen dieser Erde ist; habt also die Gnade, Sire, mir die Mittel zu erleichtern, alsbald in einen geistlichen Orden einzutreten, denn mein Herz ist, wie der Prophet sagt, traurig wie der Tod.«

Chicot, der Spötter, unterbrach einen Augenblick die unablässige Gymnastik seiner Arme und seiner Physiognomie, um auf diesen majestätischen Schmerz zu horchen, der so edel, so aufrichtig durch die sanfteste, überzeugendste Stimme sprach, welche Gott je der Jugend und der Schönheit gegeben.

Sein glänzenden Auge erlosch im Reflex des trostlosen Blickes von Du Bouchage, sein ganzer Körper sank zusammen durch die Sympathie dieser Entmuthigung, welche jede Fiber im Körper den Grafen nicht abgespannt, sondern durchschnitten zu haben schien.

Auch der König fühlte, wie sein Herz beim Anhören dieses schmerzlichen Gesuches zerschmolz, und er sprach:

»Ah! ich verstehe, Freund, Du willst in einen geistlichen Orden eintreten, doch Du fühlst Dich noch Mensch und fürchtest Dich vor den Prüfungen.«

»Ich fürchte nicht die strengen Proben, Sire, sondern die Zeit, die sie der Unentschlossenheit lassen; nein, nein, nicht um die Prüfungen zu mildern, die man mir auferlegen wird, denn ich gedenke meinem Körper nichts von den physischen Leiden, meinem Geist nichts von den moralischen Entbehrungen vorzuenthalten, sondern um dem einen oder dem andern jeden Vorwand, zur Vergangenheit zurückzukehren, zu benehmen, mit einem Wort, um aus der Erde jenes Gitter hervorspringen zu machen, das mich für immer von der Welt trennen soll, und das nach den gewöhnlichen kirchlichen Regeln, langsam wächst wie eine Dornenhecke.«

»Armer Junge,« sagte der König, der der Rede von Du Bouchage, gleichsam jedes seiner Worte scandirend, gefolgt war, »armer Junge, ich glaube, er wird ein guter Prediger werden, nicht wahr, Chicot?«

Chicot antwortete nicht. Du Bouchage fuhr fort:

»Ihr begreift, Sire, daß sich in meiner Familie selbst der Kampf entspinnen wird, daß ich bei meinen nächsten Verwandten den heftigsten Widerstand finden werde; mein Bruder, der Cardinal, der zugleich so gut und, so weltlich ist, wird tausend Gründe suchen, um mich von meinem Willen abzubringen, und wenn es ihm nicht gelingt, mich zu überreden, wie ich dessen sicher bin, so wird er die materiellen Unmöglichkeiten zu Hilfe rufen und mir Rom anführen, das Fristen zwischen jeden Grad der Orden stellt, und hier ist Eure Majestät allmächtig, hier werde ich die Kraft des Armes erkennen, den Eure Majestät über meinem Haupte auszustrecken die Gnade hat. Ihr habt mich gefragt, was ich wünsche, Sire; Ihr habt mir versprochen, meinem Wunsche zu entsprechen; mein Wunsch, wie Ihr seht, ist ganz in Gott; erlangt von Rom, daß ich vom Noviciat dispensiert werde.«

Der König erhob sich lächelnd aus seiner Träumerei, nahm den Grafen bei der Hand und sprach:

»Ich werde thun, was Du von mir verlangst, mein Sohn, Du willst Gott gehören, und Du hast Recht, er ist ein besserer Herr als ich.«

»Du machst Dir da ein schönes Compliment,« murmelte Chicot zwischen seinem Schnurrbart und seinen Zähnen.

»Wohl, es sei,«" fuhr der König fort, »Du sollst nach Deinen Wünschen ordinirt werden, lieber Graf, ich verspreche es Dir.«

»Eure Majestät erfüllt mich mit Freude!« rief der junge Mann und küßte Heinrich die Hand mit einem Entzücken, als ob er zum Herzog, zum Pair oder zum Marschall von Frankreich ernannt worden wäre. »Es ist also abgemacht.«

»Bei meinem Königswort, bei meiner adeligen Ehre,« sprach Heinrich.

Das Antlitz von Du Bouchage verklärte sich; etwas wie ein Lächeln der Extase zog über seine Lippen hin; er verbeugte sich ehrfurchtsvoll vor dem König und verschwand.

»Das ist ein glücklicher, ein sehr glücklicher junger Mann!« rief Heinrich.

»Gut!« versetzte Chicot, »mir scheint, Du hast ihn um nichts zu beneiden, er ist nicht kläglicher als Du, Sire.«

»Aber begreifst Du denn, Chicot, er wird Mönch werden, er wird sich dem Himmel ergeben.«

»Ei! wer des Teufeln hindert Dich denn, dasselbe zu thun? Er verlangt Dispense von seinem Bruder, dem Cardinal; doch ich kenne einen Cardinal, der Dir alle nothwendigen Dispense gibt; dieser steht noch besser mit Rom als Du; Du kennst ihn nicht? Es ist der Cardinal von Guise.«

»Chicot!«

»Und wenn Dich die Tonsur beunruhigt, denn es ist im Ganzen eine zarte Operation, die der Tonsur, die schönste Scheere der Rue de la Coutellerie, eine goldene Scheere, meiner Treue, und die schönsten Hände der Welt werden Dir dieses kostbare Symbol geben, das dann auf die Ziffer drei die Zahl der Kronen, die Du getragen hast, bringen und den Wahlspruch: Manet ultima cœlo, rechtfertigen wird.«

»Schöne Hände, sagst Du?«

»Nun! willst Du zufällig Schlimmes von den Händen der Frau Herzogin von Montpensier sagen, nachdem Du so von ihren Schultern gesprochen hast? Welch ein König bist Du, und wie strenge zeigst Du Dich in Beziehung auf Deine Unterthaninnen.«

Der König faltete die Stirne und fuhr über seine Schläfe mit einer Hand hin, die so weiß war, als diejenigen, von denen man sprach, aber sicherlich mehr zitterte.

»Gut, gut,« sagte Chicot, »lassen wir dies Alles, denn ich sehe, daß Dich dieses Gespräch langweilt, und kehren wir zu den Dingen zurück, die mich persönlich interessiren.«

Der König machte eine halb gleichgültige, halb billigende Geberde.

Chicot schaute umher, ließ sein Fauteuil auf den Hinterfüßen marschiren und sagte mit halber Stimme:

»Sprich, antworte mir, mein Sohn, diese Herren von Joyeuse sind nur so nach Flandern abgegangen?«

»Sage mir vor Allem, wen soll Dein nur so bedeuten?«

»Es soll bedeuten, es seien Leute, der eine so sehr auf das Vergnügen, der andere auf die Traurigkeit verpicht, daß es mir auffallend vorkäme, wenn sie, ohne ein wenig Lärm zu machen, der eine, um sich zu belustigen, der andere, um sich zu betäuben, weggegangen wären.«

»Nun?«

»Nun! da Du zu ihren besten Freunden gehörst, mußt Du wissen, wie sie weggegangen sind.«

»Allerdings weiß ich es.«

»Sprich also, Henriquet, hast Du sagen hören?…«

Chicot hielt inne.

»Was?«

»Sie haben irgend einen Mann von Bedeutung geschlagen, zum Beispiel?«

»Ich habe das nicht sagen hören.«

»Haben Sie eine Frau mit Einbruch und Pistolenschüssen entführt?«

»Nicht, daß ich wüßte.«

»Haben Sie vielleicht etwas verbrannt?«

»Was?«

»Was weiß ich? was man verbrannt, um sich zu zerstreuen, wenn man ein vornehmer Herr ist; das Haus eines armen Teufels, zum Beispiel.«

»Bist Du verrückt, Chicot? Ein Haus in meiner Stadt Paris niederbrennen, würde man es wagen, sich dergleichen hier zu erlauben?«

»Ah! ja, man legt sich Zwang an.«

»Chicot!…«

»Kurz, haben sie nicht irgend etwas gethan, wovon Du den Lärm gehört oder den Rauch gesehen, hast?«

»Meiner Treue, nein.«

»Desto besser,« sagte Chicot, mit einer gewissen Leichtigkeit atmend, die er während der ganzen Zeit, welche das Verhör gedauert, dem er den König unterworfen, nicht gehabt hatte.

»Weißt Du Eines, Chicot?« fragte der König.

»Nein, ich weiß es nicht«

»Daß Du boshaft wirst.«

»Ich?«

»Ja, Du.«

»Der Aufenthalt im Grab hatte mich süß gemacht großer König, doch Deine Gegenwart macht mich sauer. Omnia letho putrescunt

»Das heißt, ich sei schimmelig,« versetzte der König.

»Ein wenig, mein Sohn, ein wenig.«

»Ihr werdet unerträglich, Chicot, und ich schreibe Euch intrigante, ehrgeizige Pläne zu, die ich fern von Eurem Charakter glaubte.«

»Ehrgeizige Pläne, Chicot ehrgeizig, Henriquet, mein Sohn, Du warst nur einfältig, nun wirst Du närrisch, und das ist ein Fortschritt. Chicot

»Und ich sage Euch, Herr Chicot, Ihr wollt alle meine Diener von mir entfernen, indem Ihr ihnen Absichten unterschiebt, die sie nicht haben, Verbrechen, an die sie nie dachten; ich sage Euch, daß Ihr mich ganz gar einthun wollt.«

»Dich einthun, ich!« rief Chicot, »Dich einthun, was mit Dir machen? Gott behüte mich, Du bist ein zu lästiges Wesen, abgesehen davon, daß Du teufelsmäßig schwer zu ernähren wärest.«

»Hm!« machte der König.

»Sprich, erkläre mir, wie ist Dir dieser lächerliche Gedanke gekommen?«

»Ihr, habt damit angefangen, daß Ihr ganz kalt meine Lobeserhebungen in Beziehung auf Euren alten Freund Dom Modeste anhörtet, dem Ihr viel zu danken habt.«

»Ich habe Dom Modeste viel zu danken? Gut, gut, hernach?«

»Hernach suchtet Ihr meine Joyeuse, zwei wahre Freunde, zu verleumden.«

»Ich sage nicht nein.«

»Dann griffet Ihr mit Euren Krallen die Guisen an.«

»Ah! Du liebst sie jetzt auch; es ist, wie es scheint, Dein Tag, Jedermann zu lieben!«

»Nein, ich liebe sie nicht; doch da sie sich in diesem Augenblick stille und ruhig verhalten, da sie nicht das geringste Unrecht gegen mich begehen, da ich sie nicht eine Minute aus dem Blick verliere, da Alles, was ich bei ihnen bemerke, stets dieselbe marmorne Kälte ist, und ich vor Statuen, so bedrohlich sie auch sein mögen, keine Angst zu haben pflege, so halte ich mich an diejenigen, deren Gesicht und Wesen ich kenne; siehst Du, Chicot, ein Gespenst, wenn man sich damit vertraut gemacht, ist nur noch ein unerträglicher Geselle. Alle diese Guisen, mit ihren scheuen Blicken und ihren großen Schwertern, sind diejenigen Leute meines Reiches, die mir bis jetzt am wenigsten Schaden zugefügt haben; sie gleichen, soll ich Dir sagen, was?«

»Sprich, Henriquet, Du wirst mir ein Vergnügen machen; Du weißt wohl, daß Du voll Feinheit in Deinen Vergleichungen bist.«

»Sie gleichen jenen Barschen, die man in die Teiche setzt, um auf die großen Fische Jagd zu machen sie zu verhindern, zu fett zu werden: doch nimm einen Augenblick an, die großen Fische haben keine Angst davor.«

»Nun!«

»Sie haben nicht hinreichend gute Zähne, um in ihre Schuppen einzubeißen.«

»Oh! Heinrich, mein Kind, wie fein bist Du.«

»Während Dein Bearner…«

»Ah! Du hast auch einen Vergleich für den Bearner?«

»Während Dein Bearner, der miaut wie eine Katze und beißt wie ein Tiger…«

»Bei meinem Leben,« sagte Chicot, »der Valois singt ein Loblied auf Guise. Vorwärts, mein Sohn, Du bist auf zu gutem Weg, um stille zu stehen. Lasse Dich sogleich scheiden und heirathe Frau von Montpensier; Du wirst wenigstens eine Chance mit ihr haben: wenn Du kein Kind mit ihr zeugst, so wird sie Dir eines zeugen; war sie nicht zur Zeit in Dich verliebt?«

Heinrich warf sich in die Brust.

»Ja,« sagte er, »doch ich war anderweitig beschäftigt; das ist die Quelle aller ihrer Drohungen, Chicot, und Du hast den rechten Punkt getroffen, sie hegt gegen mich einen Frauengroll und greift mich von Zeit zu Zeit an; doch zum Glück bin ich ein Mann und kann darüber lachen.«

Heinrich vollendete ebendiese Worte und hob seinen auf italienische Weise zurückgeschlagenen Kragen in die Höhe, als der Huissier Nambu von der Thürschwelle ausrief:

»Ein Bote des Herrn Herzog von Guise für Seine Majestät.«

»Ist es ein Courier oder ein Edelmann?« fragte der König.

»Es ist sein Kapitän, Sire.«

»Laßt ihn eintreten, er sei willkommen.«

Zu gleicher Zeit trat ein Gendarmen-Kapitän in der Felduniform ein und machte die gewöhnliche Verbeugung.

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06 aralık 2019
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