Sadece Litres'te okuyun

Kitap dosya olarak indirilemez ancak uygulamamız üzerinden veya online olarak web sitemizden okunabilir.

Kitabı oku: «Königin Margot», sayfa 25

Yazı tipi:

XIII.
Gott lenkt

Es herrschte, wie der Herzog zu den jungen Leuten gesagt hatte, die tiefste Stille im Louvre.

Margarethe und Frau von Nevers waren wirklich nach der Rue Tizon abgegangen. Coconnas und La Mole liefen ihnen nach: der König und Heinrich durchwanderten die Stadt? der Herzog von Alençon hielt sich in seiner Wohnung in einer schwankenden, ängstlichen Erwartung der Ereignisse, die ihm die Königin Mutter vorhergesagt hatte. Catharina hatte sich zu Bette gelegt, und Frau von Sauves saß an ihrem Kopfkissen und las ihr gewisse italienische Erzählungen vor, über welche die gute Königin viel lachte.

Seit langer Zeit war Catharina nicht so heiterer Laune gewesen. Nachdem sie mit gutem Appetit in Gesellschaft ihrer Frauen gespeist, nachdem sie sich mit ihrem Arzte berathen und die kärglichen Rechnungen ihres Haushaltes geordnet hatte, befahl sie ein Gebet für den Erfolg einer gewissen, wie sie sagte, für das Glück ihrer Kinder wichtigen Unternehmung! es war eine Gewohnheit von Catharina, eine übrigens ganz florentinische Gewohnheit, unter gewissen Umständen Gebete und Messen lesen zu lassen, deren Zweck Gott und sie allein kannten.

Endlich hatte sie einen Besuch von René angenommen und aus seinem reichen Sortiment mehres Neue ausgewählt.

»Man erkundige sich,« sprach Catharina, »ob meine Tochter die Königin von Navarra, zu Hause ist: ist dies der Fall, so ersuche man sie, mir Gesellschaft zu leisten.«

Der Page, an den dieser Befehl gerichtet war, entfernte sich und kehrte einen Augenblick nachher von Gillonne begleitet zurück.

»Nun!« sagte die Königin Mutter »ich verlangte nach der Herrin und nicht nach der Zofe.«

»Madame,« erwiederte Gillonne. »ich glaubte Euerer Majestät selbst sagen zu müssen, daß die Königin von Navarra mit ihrer Freundin, der Herzogin von Nevers, ausgegangen ist.«

»Ausgegangen zu dieser Stunde.« versetzte Catharina die Stirne faltend, »und wohin kann sie gegangen seyn?«

»In eine Alchymie-Sitzung,« antwortete Gillonne, »welche im Hotel Guise in dem von Frau von Nevers bewohnten Pavillon stattfinden soll.«

»Und wann wird sie zurückkehren?« fragte die Königin Mutter.

»Die Sitzung wird bis spät in die Nacht hinein dauern,« antwortete Gillonne, »so daß Ihre Majestät wahrscheinlich bis morgen früh bei ihrer Freundin bleiben wird.«

»Sie ist glücklich, die Königin von Navarra,« murmelte Catharina. »Sie hat Freundinnen und sie ist Königin; sie trägt eine Krone, man nennt sie Euere Majestät, und sie hat keine Unterthanen. Sie ist sehr glücklich.«

Nach dieser seltsamen Rede, welche die Zuhörer innerlich lächeln machte, murmelte Catharina:

»Uebrigens, da sie ausgegangen ist, denn sie ist ausgegangen, sagt Ihr?«

»Vor einer halben Stunde, Madame.«

»So ist Alles gut, geht.«

Gillonne verbeugte sich und ging ab.

»Lest weiter, Charlotte,« sprach die Königin. Frau von Sauves fuhr fort.

Nach zehn Minuten unterbrach sie die Königin im Lesen.

»Oh! bald hätte ich vergessen,« sagte sie, »man entlasse die Wachen aus der Gallerie.«

Dies war das Zeichen, auf welches Maurevel wartete.

Man vollzog den Befehl der Königin Mutter, und Frau von Sauves fuhr in ihrer Geschichte fort.

Sie hatte ungefähr eine Viertelstunde ohne irgend eine Unterbrechung gelesen, als ein langer, so furchtbarer Schrei bis in das königliche Gemach drang, daß die Haare auf dem Kopfe der Anwesenden sich sträubten.

Unmittelbar darauf folgte ein Pistolenschuß.

»Was ist das?« sagte die Königin, »und warum lest Ihr nicht mehr, Carlotta?«

»Madame,« erwiederte die junge Frau erbleichend, »habt Ihr nicht gehört?«

»Was?« fragte Catharina.

»Den Schrei.«

»Und den Pistolenschuß,« fügte der Kapitän der Garden bei.

»Einen Schrei, einen Pistolenschuß?« sprach Catharina, »ich habe nichts gehört. Ist es überdies etwas so Außerordentliches im Louvre um einen Pistolenschuß, um einen Schrei? Lest, lest, Carlotta.«

»Aber hört doch, Madame,« sagte diese, während Herr von Nancey mit der Hand an seinen Degengriff, da stand und ohne die Erlaubniß der Königin nicht hinauszugehen wagte, »hört, man vernimmt Tritte, Flüche …«

»Soll ich mich erkundigen, Madame?« sprach der Kapitän.

»Keineswegs, mein Herr, bleibt hier,« erwiederte Catharina, sich auf einer Hand erhebend, gleichsam um ihrem Befehle mehr Kraft zu verleihen. »Wer würde mich denn im Falle einer Unruhe beschützen? Es sind wohl einige betrunkene Schweizer, die sich schlagen.«

Die Ruhe der Königin bildete mit dem Schrecken, der über der ganzen Versammlung schwebte, einen so merkwürdigen Contrast, daß Frau von Sauves, so schüchtern sie auch war, einen fragenden Blick an die Königin richtete.

»Aber, Madame,« rief sie, »man sollte glauben, es würde Jemand getödtet.«

»Wen soll man denn tödten?«

»Den König von Navarra, Madame, der Lärm kommt von seinem Zimmer her.«

»Die Alberne!« murmelte die Königin, deren Lippen, trotz ihrer Selbstbeherrschung, sich seltsam zu bewegen anfingen, denn sie stammelte ein Gebet: »die Alberne, sie sieht ihren König überall!«

»Mein Gott! mein Gott!« rief Frau von Sauves in ihren Lehnstuhl zurücksinkend.

»Es ist vorbei,« sagte Catharina. »Kapitän,« fuhr sie, sich an Herrn von Nancey umwendend, fort, »ist Ungebührliches im Louvre vorgefallen, so hoffe ich, daß Ihr morgen die Schuldigen streng bestrafen werdet. Lest wieder, Charlotte.«

Und Catharina fiel von selbst auf ihr Kopfkissen in eine Unbeweglichkeit, welche große Aehnlichkeit mit einer Schwäche hatte, denn die Anwesenden bemerkten, wie große Schweißtropfen über ihr Gesicht rollten.

Frau von Sauves gehorchte diesem ausdrücklichen Befehle, aber nur ihre Stimme und ihre Augen functionirten. Bei andern Gegenständen umherschweifend, zeigte der Armen ihr Geist eine furchtbare Gefahr, von der sie ein theueres Haupt bedroht glaubte. Nach ein paar Minuten des Kampfes fühlte sie sich so eingepreßt zwischen ihrer Gemütsbewegung und der Etiquette, daß ihre Stimme verständlich zu seyn aufhörte; das Buch entfiel ihren Händen, und sie wurde ohnmächtig.

Plötzlich vernahm man ein noch viel heftigeres Getöse; ein schwerer, eiliger Tritt erschütterte die Flur: zwei Schüsse machten die Fensterscheiben zittern; erstaunt über diesen übermäßig ausgedehnten Kampf erhob sich Catharina, ebenfalls bleich, die Augen weit ausgesperrt, und in dem Moment, wo der Kapitän der Garden hinausstürzen wollte, ergriff sie diesen beim Arm und sagte:

»Jedermann bleibe hier! ich werde selbst nachsehen, was vorgeht.«

Man höre, was vorging, oder vielmehr was vorgegangen war.

Von Mouy hatte am Morgen aus den Händen von Orthon den Schlüssel von Heinrich erhalten. In diesem Schlüssel, welcher gebohrt war, bemerkte er ein zusammengerolltes Papier; er zog es mittelst einer Nadel heraus.

Es war die Parole des Louvre für die nächste Nacht.

Außerdem hatte ihm Orthon noch mündlich die Worte von Heinrich überbracht, wodurch von Mouy eingeladen wurde, sich um zehn Uhr bei dem König im Louvre einzufinden.

Um halb zehn Uhr legte von Mouy eine Rüstung an, deren Tüchtigkeit er bereits mehr als einmal erprobt hatte; er knüpfte ein seidenes Wamms darüber, schnallte seinen Degen um, steckte seine Pistolen in den Gürtel und bedeckte das Ganze mit dem bekannten kirschrothen Mantel von La Mole.

Wir haben gesehen, wie es Heinrich, ehe er in seine Wohnung zurückkehrte, für geeignet erachtete, Margarethe einen Besuch zu machen, und wie er auf der Geheimtreppe gerade zu rechter Zeit anlangte, um in dem Schlafzimmer von Margarethe an La Mole zu stoßen und seinen Platz in den Augen des Königs in dem Speisezimmer einzunehmen. Es geschah dies in derselben Minute, in der von Mouy mit Hilfe der ihm von Heinrich überschickten Parole und besonders des berühmten kirschrothen Mantels durch die Pforte des Louvre schritt.

Der junge Mann ging gerade in die Wohnung des Königs hinauf, wobei er wie gewöhnlich so gut als möglich den Gang von La Mole nachahmte. Im Vorzimmer fand er Orthon, der auf ihn wartete.

»Sire von Mouy,« sprach der Gebirgsmann, »der König ist ausgegangen, aber er hat mir befohlen, Euch einzuführen und Euch zu sagen, Ihr möget auf ihn warten. Zögert er zu lange, so bittet er Euch, wie Ihr wißt, sein Bett zu gebrauchen.«

Von Mouy trat ein, ohne eine andere Erklärung zu fordern, denn das, was ihm Orthon sagte, war nur die Wiederholung dessen, was er am Morgen gehört hatte.

Um seine Zeit zu benützen, nahm von Mouy eine Feder und Dinte, näherte sich einer an der Wand aufgehängten vortrefflichen Karte von Frankreich und fing an die Etappen von Paris nach Pau zu zählen und zu regeln.

Aber dieß war die Arbeit einer Viertelstunde, und als von Mouy dieselbe vollendet hatte, wußte er nicht, womit er sich beschäftigen sollte.

Er ging einige Male im Zimmer auf und ab, rieb sich die Augen, gähnte, setzte sich, stand wieder auf und setzte sich abermals. Endlich benutzte er die Einladung von Heinrich, wobei ihn überdieß die zwischen den Prinzen und ihren Edelleuten bestehenden Gesetze der Vertraulichkeit entschuldigten, legte seine Pistolen auf den Nachttisch und stellte die Lampe daneben, streckte sich auf dem breiten Bette mit den düstern Vorhängen aus, das im Hintergrunde des Gemaches stand, wies seinem blanken Degen den geeigneten Platz an seiner Lende an und überließ sich, sicher, nicht überrascht zu werden, da sich ein Diener im Vorzimmer befand, einem schweren Schlafe, dessen Geräusch bald das Echo des Baldachins ertönen machte. Von Mouy schnarchte wie ein wahrer Kriegsknecht, und hätte in dieser Beziehung mit dem König von Navarra in die Schranken treten können.

Um diese Zeit schlüpften sechs Männer, den Degen in der Hand und den Dolch im Gürtel, in den Corridor, der durch eine kleine Thüre mit den Gemächern von Catharina in Verbindung stand und durch eine große in die Wohnung von Heinrich führte.

Einer von diesen sechs Männern ging voraus. Außer seinem blanken Degen und seinem Dolche, welcher so stark war wie ein Jagdmesser, trug er noch seine getreuen Pistolen, mittelst silberner Spangen an seinen Gürtel angehängt, bei sich.

Dieser Mann war Maurevel.

Vor der Thüre von Heinrich angelangt, blieb er stille stehen.

»Ihr habt Euch vollkommen überzeugt, daß die Wachen auf dem Corridor abgegangen sind?« fragte er denjenigen, welcher die kleine Truppe zu befehligen schien.

»Keine einzige ist mehr an ihrem Posten,« antwortete der Lieutenant.

»Gut!« sprach Maurevel. »Nun hat man sich nur noch zu belehren, ob derjenige, welchen wir suchen, zu Hause ist.«

»Aber, Kapitän,« sprach der Lieutenant, die Hand zurückhaltend, welche Maurevel an den Klopfer der Thüre legte, »hier wohnt der König von Navarra.«

»Wer sagt das Gegentheil?« versetzte Maurevel.

Die Sbirren schauten sich ganz erstaunt an und der Lieutenant machte einen Schritt rückwärts.

»Ei! ei!« sprach der Lieutenant, »um diese Stunde im Louvre Jemand verhaften und zwar in der Wohnung des Königs von Navarra!«

»Was würdet Ihr antworten,« entgegnete Maurevel, »wenn ich Euch sagte, daß derjenige, welchen Ihr verhaften sollt, der König selbst ist?«

»Ich würde Euch antworten, Kapitän, die Sache sei ernster Art, und ohne einen eigenhändig vom König unterzeichneten Befehl…«

»Lest!« sprach Maurevel.

Und er zog aus seinem Wamms den Befehl, den ihm Catharina übergeben hatte, und reichte ihn dem Lieutenant.

»Es ist gut,« versetzte dieser, nachdem er gelesen hatte, »ich habe nichts mehr zu sagen.«

»Ihr seyd bereit?«

»Ich bin es.«

»Und Ihr?« fuhr Maurevel, sich an die fünf andern Sbirren wendend, fort.

Diese verbeugten sich ehrerbietig.

»Hört mich also, meine Herren,« sprach Maurevel, »Folgendes ist der Plan: zwei von Euch bleiben an dieser Thüre, zwei an der Thüre des Schlafzimmers, und zwei treten mit mir ein.«

»Hernach?« fragte den Lieutenant.«

»Hört wohl: es ist mir befohlen, den Gefangenen zu hindern, daß er um Hilfe ruft, schreit oder Widerstand leistet; jede Verletzung dieses Befehls soll mit dem Tode bestraft werden.«

»Vorwärts, er hat unumschränkte Vollmacht,« sagte der Lieutenant zu dem Mann, der mit ihm Maurevel zu dem König zu folgen bezeichnet war.

»Allerdings,« sprach Maurevel.

»Armer Teufel von einem König von Navarra,« sagte einer von den Männern, »es stand da oben geschrieben, daß er nicht entkommen sollte.«

»Und hinieden,« versetzte Maurevel, nahm dem Lieutenant den Befehl von Catharina aus den Händen und schob ihn wieder in seine Brust.

Maurevel steckte den Schlüssel, den ihm Catharina gegeben hatte, in das Schloß und trat, zwei Männer an der äußeren Thüre zurücklassend, wie dieß verabredet war, in das Vorzimmer.

»Ah! ah!« sagte Maurevel, als er das geräuschvolle Athmen hörte, das bis zu ihm drang, »es scheint, wir werden das, was wir suchen, finden.«

Orthon ging ihm, im Glauben, es wäre sein Herr, sogleich entgegen und stand fünf bewaffneten Männern gegenüber, welche das erste Zimmer einnahmen.

Bei dem Anblicke dieses finsteren Gesichtes, dieses Maurevel, den man den Todtschläger des Königs nannte, wich der treue Diener zurück und fragte, sich vor die zweite Thüre stellend:

»Wer seid Ihr? was wollt Ihr?«

»Im Namen des Königs,« erwiederte Maurevel, »wo ist Dein Herr?«

»Mein Herr?«

»Ja, der König von Navarra.«

»Der König von Navarra ist nicht zu Hause,« sprach Orthon, die Thüre vertheidigend, »Ihr könnt also nicht eintreten.«

»Ausflucht, Lüge,« versetzte Maurevel, »weiche zurück.«

Die Bearner sind hartnäckig, dieser knurrte wie ein Hund aus seinen Gebirgen, und erwiederte ohne sich einschüchtern zu lassen:

»Ihr kommt nicht hier herein, der König ist abwesend.«

Und er klammerte sich an der Thüre an.

Maurevel machte eine Geberde, die zwei Männer packten den Widerspenstigen, rissen ihn von dem Gesimse der Thüre, an das er sich angeklammert hielt. und als er den Mund öffnete, um zu schreien, drückte ihm Maurevel die Hand auf die Lippen.

Orthon biß den Mörder wüthend; dieser zog die Hand zurück und schlug den Diener mit dem Degenknopfe auf den Kopf. Orthon wankte und fiel mit dem Rufe! »Hilfe! Hilfe!« nieder.

Seine Stimme erlosch; er war ohnmächtig.

Die Mörder schritten über seinen Körper; zwei blieben sodann an der zweiten Thüre, und die drei anderen traten, geführt von Maurevel, in das Schlafzimmer.

Bei dem Schimmer der auf dem Nachttische brennenden Lampe sahen sie das Bett.

Die Vorhänge waren geschlossen.

»Oh! oh!« sagte der Lieutenant, »mir scheint, er schnarcht nicht mehr.«

»Vorwärts,« sprach Maurevel.

Bei diesen Worten kam ein dumpfer Schrei, der mehr dem Brüllen eines Löwen, als menschlichen Tönen glich, unter den Vorhängen hervor, welche ungestüm geöffnet wurden, und ein Mann mit einem Panzer und die Stirne mit einer von jenen Sturmhauben bedeckt, in denen der Kopf bis auf die Augen begraben war, erschien sitzend, zwei Pistolen in der Hand und seinen Degen auf dem Schooße.

Maurevel hatte nicht sobald dieses Gesicht erschaut und von Mouy erkannt, als er die Haare auf seinem Haupte sich sträuben fühlte; er wurde furchtbar bleich, sein Mund füllte sich mit Schaum und er machte einen Schritt rückwärts, als hätte er sich einem Gespenste gegenüber befunden.

Plötzlich erhob sich die bewaffnete Gestalt und machte einen Schritt vorwärts, dem gleich, welchen Maurevel rückwärts gemacht hatte, so daß der Bedrohte zu verfolgen und der Drohende zu fliehen schien.

»Ah! Schurke,« sprach von Mouy, »Du kommst, um mich zu morden, wie Du meinen Vater gemordet hast.«

Zwei von den Sbirren, diejenigen, welche mit Maurevel in das Zimmer des Königs eingetreten waren, hörten allein diese furchtbaren Worte; aber in demselben Augenblicke, in welchem sie gesprochen wurden, hatte sich auch die Pistole in der Richtung der Stirne von Maurevel gesenkt. Maurevel warf sich in dem Momente auf die Kniee, wo Mouy den Finger an den Drücker legte, der Schuß ging los, und einer von den Sbirren, welcher sich hinter ihm befand und durch diese Bewegung bloßgestellt worden war, stürzte in das Herz getroffen nieder. Maurevel schoß sogleich ebenfalls, aber die Kugel prallte an dem Panzer von Mouy ab.

Dann nahm von Mouy, die Entfernung messend, seinen Anlauf, spaltete mit einem Hiebe dem zweiten Sbirren den Schädel, wandte sich gegen Maurevel um und kreuzte sein Schwert mit ihm.

Der Kampf war furchtbar, aber kurz: bei dem vierten Ausfalle fühlte Maurevel den kalten Stahl in seiner Gurgel; er stieß einen gepreßten Schrei aus, fiel rückwärts und warf im Fallen die Lampe um, welche erlosch.

Die Dunkelheit benutzend, kräftig und behende, wie ein Held von Homer, stürzte von Mouy sogleich mit gesenktem Haupte gegen das Vorzimmer, warf eine von den Wachen nieder, stieß die andere zurück und schoß wie ein Blitz durch die Sbirren, welche die äußere Thüre bewachten, vermied glücklich zwei Pistolenschüsse, deren Kugeln die Wände des Corridors streiften, und war gerettet; denn es blieb ihm noch eine geladene Pistole außer dem Degen, welcher so furchtbare Streiche versetzte.

Einen Augenblick zögerte von Mouy, um zu überlegen, ob er zu dem Herzog von Alençon, dessen Thüre, wie es ihm schien, sich geöffnet hatte, fliehen oder aus dem Louvre zu kommen versuchen sollte; er entschied sich für das Letztere, beschleunigte abermals seinen Lauf, sprang auf einmal zehn Stufen hinab, gelangte zur Pforte, sagte das Losungswort und enteilte mit dem Rufe:

»Geht da hinaus, man mordet für Rechnung des Königs.«

Die Bestürzung bemühend, welche seine Worte in Verbindung mit den Pistolenschüssen bei dem Posten hervorgebracht hatten. gewann er das Weite und verschwand in der Rue du Coq, ohne eine Schramme bekommen zu haben.

In diesem Augenblick sagte Catharina zu ihrem Kapitän der Garden:

»Bleibt, ich werde selbst nachsehen, was vorgeht.«

»Aber, Madame,« erwiederte der Kapitän. »die Gefahr, der Eure Majestät ausgesetzt seyn könnte, befiehlt mir, zu folgen.«

»Bleibt, mein Herr,« sprach Catharina mit noch gebieterischerem Tone, als das erste Mal. »Es giebt um die Könige einen mächtigeren Schutz, als das menschliche Schwert.«

Der Kapitän blieb.

Catharina nahm nun eine Lampe, steckte ihre Füße in Sammetpantoffeln, verließ ihr Gemach, erreichte den mit Rauch gefüllten Corridor und ging unempfindlich und kalt wie ein Schatten nach der Wohnung des Königs von Navarra.

Alles war wieder still geworden.

Catharina gelangte zur Vorthüre, schritt über die Schwelle und erblickte zuerst den ohnmächtigen Orthon.

»Ah! ah!« sagte sie, »hier ist der Lackei, bald werden wir auch den Herrn finden.« Und sie ging durch die zweite Thüre.

Hier stieß ihr Fuß an einen Leichnam: sie senkte ihre Lampe: es war der der Wache, welcher Mouy, den Schädel gespalten hatte: der Mann war todt.

Drei Schritte weiter lag der Lieutenant von einer Kugel getroffen und den letzten Seufzer ausstoßend.

Vor dem Bette endlich versuchte es ein Mann, der, den Kopf so bleich wie ein Todter, sein Blut durch eine doppelte Wunde im Halse verlor, die Hände krampfhaft zusammenpressend sich zu erheben.

Es war Maurevel.

Ein Schauer durchlief die Adern von Catharina; sie sah das Bett verlassen; sie schaute im Zimmer umher und suchte vergebens unter den drei Männern, welche in ihrem Blute auf der Erde lagen, den Leichnam, den sie zu finden hoffte.

Maurevel erkannte Catharina, seine Augen erweiterten sich auf eine gräßliche Weise, und er streckte mit einer verzweiflungsvollen Geberde den Arm nach ihr aus.

»Nun!« sagte sie mit halber Stimme, »wo ist er? was ist aus ihm geworden? Unglücklicher! habt Ihr ihn etwa entwischen lassen?«

Maurevel versuchte es, einige Worte zu artikuliren, aber es drang nur ein unverständliches Pfeifen aus seiner Wunde hervor! Ein röthlicher Schaum umgab seine Lippen, und er schüttelte den Kopf, seine Ohnmacht und seinen Schmerz bezeichnend.

»Sprich doch,« rief Catharina. »sprich doch, und wäre es nur, um mir ein einziges Wort zu sagen.«

Maurevel deutete auf seine Wunde, ließ abermals unartikulirte Töne vernehmen, machte einen Versuch, der nur auf ein rauhes Röcheln hinauslief, und sank in Ohnmacht.

Catharina schaute umher: sie war nur von Leichen und Sterbenden umgeben; das Blut floß in Wellen durch das Zimmer und eine Todesstille schwebte über dieser ganzen Scene.

Noch einmal richtete sie das Wort an Maurevel, aber ohne ihn zu erwecken. Diesmal blieb er nicht nur stumm, sondern unbeweglich; ein Papier sah aus seinem Wamms hervor; es war der von dem König unterzeichnete Verhaftsbefehl; Catharina nahm es und verbarg es in ihrem Busen.

In diesem Augenblick hörte Catharina ein leichtes Geräusch hinter sich; sie wandte sich um und sah an der Thüre den Herzog von Alençon stehen, der, unwillkührlich von dem Lärmen herbeigezogen, durch das Schauspiel, das er vor Augen hatte, ganz geblendet war.

»Ihr hier?« sagte sie.

»Ja, Madame. Mein Gott, was geht hier vor,« fragte der Herzog von Alençon.

»Kehrt in Euer Zimmer zurück, Franz, und Ihr werdet es frühe genug erfahren.«

Alençon war nicht so unbekannt mit dem Vorfalle, als Catharina voraussetzte. Bei den ersten Schritten im Corridor hatte er gehorcht. Als er Männer bei dem König von Navarra eintreten sah, errieth er, diesen Umstand mit den Worten von Catharina zusammenstellend, was geschehen sollte, und freute sich, einen so gefährlichen Freund durch eine Hand zerstört zu sehen, welche mächtiger war, als die seinige.

Bald erregten die Schüsse, die raschen Tritte eines Flüchtigen seine Aufmerksamkeit, und er sah in dem durch die Oeffnung der Treppenthüre erleuchteten Raume einen rothen Mantel verschwinden, der ihm zu bekannt war, als daß er ihn nicht hätte erkennen sollen.

»Von Mouy!« rief er, »von Mouy bei meinem Schwager von Navarra. Nein, das ist unmöglich! Sollte es Herr de La Mole seyn?«

Die Unruhe überwältigte ihn. Er erinnerte sich, daß der junge Mann ihm von Margarethe selbst empfohlen worden war, und ging in der Absicht, sich zu überzeugen, ob er es gewesen wäre, den er hatte vorübereilen sehen, rasch in das Zimmer der zwei jungen Leute: es war leer. Aber in einem Winkel des Zimmers fand er den berühmten kirschrothen Mantel aufgehängt. Seine Zweifel waren gelöst: er hatte nicht La Mole, sondern von Mouy erblickt.

Mit bleicher Stirne, zitternd, der Hugenott könnte entdeckt werden und die Geheimnisse der Verschwörung verrathen, stürzte er nach der Pforte des Louvre. Hier erfuhr er, daß der kirschrothe Mantel wohl erhalten mit dem Ausrufe entkommen war, es werde für Rechnung des Königs gemordet.

»Er hat sich getäuscht,« murmelte Alençon. »Es geschah für Rechnung der Königin Mutter.«

Und zu dem Schauplatze des Kampfes zurückkehrend, fand er Catharina, welche wie eine Hyäne unter den Todten umherirrte.

Der junge Mann zog sich auf den Befehl seiner Mutter, Ruhe und Gehorsam heuchelnd, zurück, obgleich stürmische Gedanken seinen Geist bewegten. In Verzweiflung, daß sie diesen neuen Versuch gescheitert sah, rief Catharina ihren Kapitän der Garden, ließ die Leichname wegbringen, hieß Maurevel, der nur verwundet war, in seine Wohnung schaffen, und befahl den König nicht zu wecken.

»Oh!« murmelte sie, den Kopf auf die Brust gesenkt in ihre Gemächer zurückkehrend, »er ist abermals entkommen. Die Hand Gottes beschützt diesen Menschen. Er wird regieren! er wird regieren!«

Dann, als sie die Thüre des Zimmers öffnete, fuhr sie mit der Rechten über die Stirne und bildete sich ihr gewöhnliches Lächeln.

»Was ist denn vorgefallen?« fragten alle Anwesenden, mit Ausnahme von Frau von Sauves, welche zu sehr erschrocken war, um eine Frage zu thun.

»Nichts,« antwortete Catharina, »nur ein Lärmen.«

»Oh!« rief plötzlich Frau von Sauves. mit dem Finger auf den Gang der Königin deutend, »Eure Majestät läßt bei jedem Tritte eine Blutspur auf dem Teppich zurück!«

Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
0+
Litres'teki yayın tarihi:
04 aralık 2019
Hacim:
800 s. 1 illüstrasyon
Telif hakkı:
Public Domain
Metin
Средний рейтинг 0 на основе 0 оценок
Metin
Средний рейтинг 0 на основе 0 оценок
Metin
Средний рейтинг 0 на основе 0 оценок
Metin PDF
Средний рейтинг 5 на основе 1 оценок
Metin
Средний рейтинг 3,8 на основе 4 оценок
Metin
Средний рейтинг 0 на основе 0 оценок
Metin
Средний рейтинг 0 на основе 0 оценок
Metin
Средний рейтинг 0 на основе 0 оценок
Metin PDF
Средний рейтинг 5 на основе 1 оценок
Metin PDF
Средний рейтинг 5 на основе 1 оценок