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Kitabı oku: «Königin Margot», sayfa 27

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XVI.
Die Rückkehr in den Louvre

Als Catharina glaubte, Alles wäre in der Wohnung des Königs von Navarra vorbei, man hätte die todten Wachen weggetragen, Maurevel nach Hause gebracht und die Teppiche abgewaschen, entließ sie ihre Frauen, denn es war um die Mitternachtsstunde, und sie gedachte zu schlafen. Aber die Erschütterung war zu heftig und die Täuschung zu stark gewesen. Dieser verwünschte Heinrich schien beständig Hinterhalten, gewöhnlich von mörderischer Natur, entgehend, durch irgend eine unsichtbare Macht beschützt zu werden, welche Catharina hartnäckig den Zufall nannte, obgleich ihr eine Stimme im Grunde ihres Herzens sagte, der wahre Name dieser Macht wäre das Geschick. Der Gedanke, daß das Gerücht von diesem neuen Versuche, im Louvre und außerhalb desselben sich verbreitend, Heinrich und den Hugenotten noch ein größeres Vertrauen zu der Zukunft verleihen würde, brachte sie außer sich und hätte ihr in diesem Augenblick der Zufall, gegen den sie kämpfte, unglücklicher Weise ihren Feind in die Hände geliefert, sie würde mit dem kleinen florentinischen Dolche, den sie in ihrem Gürtel trug, die dem König von Navarra so günstige Bestimmung des Schicksals vereitelt haben.

Die Stunden der Nacht, diese für den Wartenden und Wachenden so langsamen Stunden, schlugen eine nach der andern, ohne daß Catharina das Auge zu schließen vermochte. Endlich bei Tagesanbruch stand sie auf, kleidete sich ganz allein an und ging nach den Gemächern von Karl IX.

Die Garden, welche sie zu jeder Stunde des Tages und der Nacht zu dem König kommen sahen, ließen sie vorbei. Sie durchschritt das Vorzimmer und gelangte in das Waffencabinet. Hier aber fand sie die Amme des Königs, welche wachte.

»Mein Sohn?« fragte die Königin.

»Madame, er hat verboten, vor acht in sein Zimmer einzutreten, und es ist noch nicht acht Uhr.«

»Dieses Verbot ist nicht für mich, Amme.«

»Es ist für Jedermann, Madame.«

Catharina lächelte.

»Ja, ich weiß wohl,« versetzte die Amme, »ich weiß, daß Niemand hier berechtigt ist, Euerer Majestät ein Hinderniß entgegenzustellen; ich flehe also, die Bitte einer armen Frau zu hören und nicht weiter zu gehen.«

»Amme, ich muß meinen Sohn sprechen.«

»Madame, ich werde die Thüre nur auf einen ausdrücklichen Befehl Euerer Majestät öffnen.«

»Öffnet, Amme,« sprach Catharina, »ich will es.«

Bei dieser Stimme, welche im Louvre mehr geachtet und besonders mehr gefürchtet war, als die von Karl, reichte die Amme Catharina den Schlüssel, aber Catharina bedurfte dessen nicht. Sie zog aus ihrer Tasche einen Schlüssel, mit dem sie rasch die Thüre ihres Sohnes öffnete.

Das Zimmer war leer, das Lager von Karl unberührt, und seine zwei Windhunde, welche auf dem vor seinem Bette ausgebreiteten Bärenfelle lagen, erhoben sich und leckten die elfenbeinenen Hände von Catharina.

»Ah!« sprach die Königin die Stirne falten, »er ist weggegangen. Ich werde warten.«

Und sie setzte sich, in düstere Gedanken versinkend, an das Fenster, welches nach dem Hofe ging, und von wo aus man die Hauptpforte des Louvre sah.

Unbeweglich, bleich wie eine Marmorstatue, war sie seit zwei Stunden hier, als sie endlich eine in den Louvre zurückkehrende Reitertruppe erblickte, an deren Spitze sie Karl und den König von Navarra erkannte.

Nun begriff sie Alles. Karl hatte seinen Schwager, statt über dessen Verhaftung mit ihr zu streiten, weggeführt und auf diese Art gerettet.

»Blinder, Blinder, Blinder!« murmelte sie.

Nach einigen Minuten erschollen Tritte im Seitenzimmer, welches das Waffencabinet war.

»Aber, Sire,« sprach Heinrich, »nun, da wir in den Louvre zurückgekehrt sind, sagt nur, warum Ihr mich hinausführtet, und welchen Dienst Ihr mir geleistet habt?«

»Nein, nein, Henriot,« antwortete Karl lachend. »Du wirst es vielleicht eines Tags erfahren, aber für den Augenblick ist es ein Geheimniß. Wisse nur, daß Du mir zu dieser Stunde einen harten Streit mit meiner Mutter zuziehen wirst.«

Nach diesen Worten hob Karl den Thürvorhang und stand Catharina gegenüber.

Hinter ihm und seiner Schulter erschien der bleiche, unruhige Kopf des Bearners.

»Ah! Ihr seyd hier, Madame,« sagte Karl, die Stirne faltend…

»Ja, mein Sohn,« erwiederte Catharina. »Ich habe mit Euch zu sprechen.«

»Mit mir?«

»Mit Euch allein.«

»Gehe, gehe,« sprach Karl, sich gegen seinen Schwager umwendend, »da es kein Mittel gibt, zu entkommen, so … je eher, desto besser.»

»Ich lasse Euch allein, Sire,« erwiederte Heinrich.

»Ja, ja, verlasse uns,« sagte Karl, »und da Du ein Katholik bist, Henriot, so höre eine Messe für mich; ich bleibe bei der Predigt.«

Heinrich verbeugte sich und trat ab.

Karl IX. kam den Fragen zuvor, welche seine Mutter an ihn richten wollte.

»Nun, Madame,« sagte er, indem er die Sache in das Komische zu verwandeln suchte, »bei Gott! Ihr erwartet mich, um mir einen Verweis zu geben, nicht wahr? Ich habe gottloser Weise Euer kleines Vorhaben scheitern gemacht. Ei, Mord und Teufel! ich konnte doch den Mann, der mir kurz zuvor das Leben gerettet hat, nicht verhaften und in die Bastille führen lassen. Ich wollte mich eben so wenig mit Euch zanken, denn ich bin ein guter Sohn. Und dann,« fügte er ganz leise bei, »Gott straft die Kinder, welche sich mit ihrer Mutter zanken, dafür ist mein Bruder Franz II. ein Beleg; vergebt mir also offenherzig und gesteht hernach, daß der Spaß gut war.«

»Sire,« sagte Catharina, »Euere Majestät täuscht sich; es handelt sich nicht um einen Spaß.«

»Gewiß! gewiß! und der Teufel soll mich holen, Ihr werdet es am Ende selbst so ansehen.«

»Sire, Ihr habt durch Euern Fehler einen Plan scheitern gemacht, der uns zu einer großen Entdeckung führen sollte.«

»Bah! einen Plan… Seyd Ihr in Verlegenheit wegen eines gescheiterten Planes, Ihr, meine Mutter? Ihr macht zwanzig andere, und bei diesen verspreche ich Euch meine Unterstützung.«

»Jetzt ist es zu spät, wolltet Ihr mich auch unterstützen; denn er ist aufmerksam gemacht und wird auf seiner Hut seyn.«

»Zur Sache,« sprach der König. »Was habt Ihr gegen Henriot?«

»Er conspirirt.«

»Ja, ich begreife; das ist Eure einzige Anschuldigung; aber conspirirt nicht alle Welt ein wenig in dieser reizenden königlichen Residenz, die man den Louvre nennt?«

»Er conspirirt aber mehr, als irgend Jemand, und er ist um so gefährlicher, als es Niemand vermuthet.«

»Seht Ihr den Lorenzino!«

»Hört,« sprach Catharina, sich verdüsternd bei diesem Namen, der sie an eine der blutigsten Katastrophen der florentinischen Geschichte erinnerte? »hört, es gibt ein Mittel, mir zu beweisen, daß ich Unrecht habe.«

»Welches, meine Mutter?«

»Fragt Heinrich, wer in dieser Nacht in seinem Zimmer war.«

»In seinem Zimmer, diese Nacht?«

»Ja. Und wenn er es Euch sagt…«

»Nun?«

»So bin ich bereit, zu gestehen, daß ich mich täuschte.«

»Aber wenn es eine Frau war, so können wir nicht verlangen …«

»Eine Frau?«

»Ja.«

»Eine Frau, welche zwei von Euren Garden getödtet und Herrn von Maurevel vielleicht auf den Tod verwundet hat!«

»Oh! oh!« rief der König, »die Sache wird ernsthaft. Es ist Blut vergossen worden?«

»Drei Männer sind auf dem Platze liegen geblieben.«

»Und derjenige, welcher sie in diesen Zustand versetzte?«

»Hat sich unversehrt geflüchtet.«

»Bei Gog und Magog!« sprach Karl, »es war ein Braver, und Ihr habt Recht, meine Mutter, ich will ihn kennen lernen.«

»Ich sage Euch zum Voraus, Ihr werdet ihn nicht kennen lernen, wenigstens nicht durch Heinrich?«

»Aber durch Euch, meine Mutter. Dieser Mensch ist nicht entflohen, ohne irgend eine Anzeige zurück zu lassen, ohne daß man irgend einen Theil seiner Kleidung bemerkt hat?«

»Man hat nur den sehr zierlichen kirschrothen Mantel wahrgenommen, in den er gehüllt war.«

»Ah! ah! ein kirschrother Mantel,« versetzte Karl, »ich kenne nur einen am Hofe, der übrigens merkwürdig genug ist, um in die Augen zu fallen.«

»Allerdings,« sprach Catharina.

»Nun?«

»Erwartet mich in Euern Gemächern, mein Sohn, und ich will sehen, ob meine Befehle vollzogen sind.«

Catharina entfernte sich und Karl blieb allein; er ging zerstreut im Zimmer umher, pfiff eine Jagdmelodie, wobei er die eine Hand in seinem Wammse hatte, während er die andere, welche seine Windhunde leckten, so oft er stehen blieb, an der Seite herabhängen ließ.

Heinrich hatte seinen Schwager sehr unruhig verlassen, und statt dem gewöhnlichen Corridor zu folgen, die wiederholt erwähnte kleine geheime Treppe gewählt, welche nach dem zweiten Stocke führte. Doch kaum hatte er vier Stufen erstiegen, als er bei der ersten Wendung einen Schatten erblickte. Er blieb, die Hand an den Dolch legend, stille stehen aber bald erkannte er eine Frau, und eine reizende Stimme, deren Klang ihm sehr bekannt war, sagte, ihn beim Arm ergreifend:

»Gott sey gelobt, Ihr seyd unversehrt hier. Ich hatte gewaltig bange für Euch, aber Gott hat mein Gebet erhört.«

»Was ist den vorgefallen?«

»Ihr werdet es erfahren, wenn Ihr in Eure Wohnung zurückkehrt. Beunruhigt Euch nicht wegen Orthon, ich habe für ihn gesorgt.«

Und die junge Frau eilte rasch hinab, an Heinrich vorüber, als ob sie ihm nur zufällig begegnet wäre

»Das ist doch seltsam,« sprach Heinrich zu sich selbst, »was ist denn geschehen? Was ist Orthon begegnet?«

Die Frage konnte leider von Frau von Sauves nicht mehr gehört werden, denn sie war bereits ferne.

Oben an der Treppe sah Heinrich plötzlich einen zweiten Schatten erscheinen; aber diesmal war es der Schatten eines Mannes.

»Stille!« sagte dieser.

»Ah! Ihr seyd es, Franz?«

»Nennt mich nicht bei meinem Namen.«

»Was ist denn vorgefallen?«

»Geht in Euere Wohnung zurück und Ihr werdet es erfahren; dann schlüpft in den Corridor, schaut nach allen Seiten, ob Euch Niemand bespäht, tretet bei mir ein, die Thüre wird nicht geschlossen seyn.«

Und er verschwand ebenfalls auf der Treppe, wie ein Geist, der auf dem Theater durch die Versenkung verschwindet.

»Ventre-saint-gris!« murmelte der Bearner, »das Räthsel löst sich noch nicht, da aber der Schlüssel dazu in meiner Wohnung ist, so wollen wir dahin gehen und nachsehen.«

Heinrich setzte indessen seinen Weg nicht ohne eine Gemütsbewegung fort; er hatte die Empfindbarkeit, dieses Vorurtheil der Jugend. Alles gab einen scharfen Widerschein auf dieser spiegelartig glatten See, und Alles was er gehört hatte, weissagte ihm ein Unglück.

Er gelangte an die Thüre seiner Wohnung und horchte. Kein Geräusch ließ sich vernehmen. Da ihm Charlotte gesagt hatte, er solle in seine Zimmer zurückkehren, so war übrigens nichts bei der Rückkehr zu fürchten. Er warf einen raschen Blick im Vorzimmer umher; es war verlassen; aber noch deutete ihm nichts an, was sich ereignet hatte.

»Orthon ist wirklich nicht hier,« sagte er und ging in das zweite Zimmer.

Hier wurde ihm Alles klar.

Trotz des Wassers, das man in Massen angewendet hatte, war der Boden mit reichlichen Flecken besprengt; ein Schrank lag zerbrochen auf dem Boden; die Bettvorhänge waren durch Degenstiche zerfetzt; einen venetianischen Spiegel hatte eine Kugel zerschmettert, und eine blutige Hand, welche sich an die Mauer gestützt und ihren furchtbaren Eindruck daran zurückgelassen hatte, verkündigte, daß dieses nun stumme Zimmer Zeuge eines mörderischen Kampfes gewesen war.

Heinrich faßte mit verstörtem Auge alle diese verschiedenen Einzelheiten zusammen, fuhr mit der Hand über seine vom Schweiß befeuchtete Stirne und murmelte:

»Ah! ich begreife den Dienst, den mir der König geleistet hat; man wollte mich hier ermorden. Und … Ah! … Mouy! was haben sie mit Mouy gemacht? Die Schurken! sie werden ihn gemordet haben!«

Und eben so gedrängt, die Nachrichten zu vernehmen, als es der Herzog von Alençon war, ihm dieselben zu eröffnen, stürzte Heinrich, nachdem er noch einen letzten finstern Blick auf die Gegenstände geworfen hatte, die ihn umgaben, aus dem Zimmer, lief in den Corridor, versicherte sich, daß er allein war, stieß sodann die nur angelehnte Thüre auf, schloß sie sorgfältig wieder hinter sich, und befand sich in der Wohnung des Herzogs von Alençon.

Der Herzog erwartete ihn im ersten Zimmer. Er nahm Heinrich lebhaft bei der Hand und zog ihn, einen Finger auf seinen Mund legend, in ein kleines thurmförmiges Cabinet, welches völlig abgesondert war und folglich durch seine Lage jeder Späherei entging.

»Ah! mein Bruder,« sagte er zu ihm, »welch eine furchtbare Nacht!«

»Was ist denn vorgefallen?« fragte Heinrich.

»Man wollte Euch verhaften.«

»Mich?«

»Ja, Euch.«

»Aus welchem Grunde?

»Ich weiß es nicht. Wo waret Ihr?«

»Der König führte mich gestern Abend mit sich durch die Stadt.«

»Dann wußte er es,« sprach Alençon. »Aber da Ihr nicht in Euerer Wohnung waret, wer war denn dort?«

»Es war also Jemand bei mir?« fragte Heinrich, als ob er es nicht gewußt hätte.

»Ja, ein Mann. Als ich den Lärmen hörte, eilte ich hin, um Euch Hilfe zu leisten, aber es war zu spät.«

»Der Mann war verhaftet?« fragte Heinrich ängstlich.

»Nein, er flüchtete sich, nachdem er Maurevel gefährlich verwundet und zwei von den Wachen erschlagen hatte.«

»Ah! braver Mouy!« rief Heinrich.

»Es war also Mouy?« fragte Alençon lebhaft.

Heinrich sah, daß er einen Fehler, gemacht hatte, und erwiederte:

»Ich glaube es wenigstens, denn ich beschied ihn zu mir, um mich mit ihm über Eure Flucht zu verständigen und ihm zu sagen, ich hätte Euch alle meine Rechte auf den Thron von Navarra abgetreten.«

»Wenn man die Sache erfährt, so sind wir verloren,« versetzte Alençon erbleichend.

»Ja, denn Maurevel wird sprechen.«

»Maurevel hat einen Degenstich in den Hals bekommen und kann vor acht Tagen kein Wort sprechen; ich habe mich bei dem Wundarzte, der ihn verbunden, erkundigt.«

»Acht Tage!, das ist mehr, als Mouy braucht, um sich in Sicherheit zu bringen.«

»Dann kann es auch ein Anderer seyn, als Herr von Mouy,« sagte der Herzog.

»Ihr glaubt?«

»Ja, dieser Mensch ist sehr schnell verschwunden, und man hat nur seinen kirschrothen Mantel gesehen.«

»Allerdings,« sprach Heinrich, »ein kirschrother Mantel taugt für einen Stutzer und nicht für einen Soldaten. Nie wird man Mouy unter einem solchen Mantel vermuthen.«

»Nein. Wenn man Jemand im Verdacht hätte, so wäre es vielmehr ….« Er hielt inne.

»Es wäre vielmehr Herr de La Mole,« sagte Heinrich.

»Allerdings, denn ich selbst, der ich diesen Menschen fliehen sah, zweifelte einen Augenblick.«

»Ihr habt gezweifelt? In der That, es könnte wohl Herr de La Mole seyn.«

»Weiß er nichts?«

»Durchaus nichts, wenigstens nichts Wichtiges.«

»Mein Bruder,« sprach der Herzog, »nun glaube ich wirklich daß er es war.«

»Teufel! wenn er es ist, das wird der Königin, die sich für ihn interessirt, sehr leid thun.«

»Interessirt, sagt Ihr?« fragte Alençon bestürzt.

»Allerdings. Erinnert Ihr Euch nicht, Franz, daß es Eure Schwester gewesen ist, die Euch La Mole empfohlen hat?«

»So ist es,« sagte der Herzog mit dumpfer Stimme, »auch wünschte ich demselben gefällig zu seyn, und zum Beweise hierfür ging ich, aus Furcht, sein rother Mantel könnte ihn gefährden, …. ging ich zu ihm hinauf und brachte ihn zu mir.«

»Oh! oh! das ist doppelt klug; und nun würde ich nicht nur darauf wetten, sondern schwören, daß er es war.«

»Selbst vor Gericht?«

»Meiner Treue, ja; er wird gekommen seyn, um mir eine Botschaft von Margarethe zu überbringen.«

»Wenn ich der Unterstützung durch Eure Zeugenschaft gewiß wäre,« sprach Alençon, »so würde ich ihn wohl anklagen.«

»Wenn Ihr ihn anklagtet,« sprach Heinrich, »Ihr begreift mein Bruder, ich würde Euch nicht Lügen strafen.«

»Aber die Königin?«

»Ah! ja, die Königin.«

»Man muß erfahren, was sie thun wird.«

»Ich übernehme diesen Auftrag.«

»Teufel, mein Bruder, sie hätte Unrecht, uns Lügen zu strafen, denn dadurch erwirbt sich der junge Mann einen strahlenden Ruf der Tapferkeit, der ihn nicht viel kostet, denn er wird ihn auf Credit erhalten. Allerdings kann er Interessen und Kapital miteinander zurückbezahlen.«

»Was wollt Ihr,« sagte Heinrich, »hienieden auf dieser Welt hat man Nichts für Nichts.«

Und er grüßte Alençon mit der Hand und mit einem Lächeln, streckte vorsichtig seinen Kopf in den Corridor und schlüpfte, nachdem er sich versichert hatte, daß Niemand hier lauschte, rasch hinaus und verschwand auf der geheimen Treppe, welche zu Margarethe führte.

Die Königin von Navarra war nicht ruhiger als ihr Gemahl. Die gegen sie und die Herzogin von Nevers in der vergangenen Nacht von dem König, dem Herzog von Anjou, dem Herzog von Guise und Heinrich, den sie wohl erkannt hatte, gerichtete Expedition setzte sie sehr in Bewegung. Allerdings lag kein Beweis vor, der sie compromittiren konnte, denn der von Coconnas und La Mole vom Gitter losgebundene Portier war seiner Versicherung nach stumm geblieben. Aber vier Herren von der Art derjenigen, welchen zwei einfache Edelleute wie Coconnas und La Mole Trotz geboten hatten, waren nicht zufällig und ohne zu wissen, warum sie sich belästigten, von ihrem Wege abgegangen. Margarethe war bei Tagesanbruch zurückgekehrt. nachdem sie den Rest der Nacht bei der Herzogin von Nevers zugebracht hatte. Sie legte sich sogleich nieder, konnte aber nicht schlafen, und bebte bei dem geringsten Geräusche.

Mitten unter ihren Befürchtungen hörte sie an die geheime Thüre klopfen, und, nachdem sie den Besuch durch Gillonne hatte recocnosciren lassen, gab sie Befehl, ihm zu öffnen.

Heinrich blieb vor der Thüre stehen: nichts an ihm deutete den verletzten Gatten an; sein gewöhnliches Lächeln umschwebte seine feinen Lippen, und keine Muskel seines Gesichtes verrieth die furchtbaren Gemütsbewegungen, die er so eben durchlebt hatte.

Er schien Margarethe zu befragen, ob sie ihm unter vier Augen mit ihr zu bleiben gestattete. Margarethe begriff den Blick ihres Gemahls, und befahl Gillonne durch ein Zeichen, sich zu entfernen.

»Madame« sagte nun Heinrich, »ich weiß, wie sehr Ihr an Eueren Freunden hängt, und es thut mir ungemein leid, Euch eine unangenehme Nachricht überbringen zu müssen.«

»Sprecht, mein Herr?« fragte Margarethe.

»Einer unserer liebsten Diener ist in diesem Augenblicke sehr gefährdet.«

»Welcher?«

»Der liebe Graf de La Mole.«

»Der Herr Graf de La Mole gefährdet, und warum?«

»Wegen des Abenteuers in der vergangenen Nacht.«

Margarethe konnte sich trotz ihrer Selbstbeherrschung des Erröthens nicht erwehren. Endlich fragte sie nicht ohne eine gewisse Anstrengung:

»Was für ein Abenteuer?«

»Wie,« sprach Heinrich, »habt Ihr nichts von dem Lärmen gehört, der diese Nacht im Louvre stattgefunden hat?«

»Nein.«

»Ah! ich wünsche Euch Glück, Madame,« versetzte Heinrich mit reizender Naivität, »das beweist, daß Ihr einen vortrefflichen Schlaf habt.«

»Sprecht, was ist denn vorgefallen?«

»Unsere gute Mutter hatte Herrn von Maurevel und sechs Mann von der Leibwache Befehl gegeben, mich zu verhaften.«

»Euch, Herr, Euch?«

»Ja, mich.«

»Aus welchem Grunde?«

»Wer kann die Gründe eines tiefen Geistes, wie des Euerer Mutter, angeben. Ich achte sie, kenne sie aber nicht.«

»Und Ihr waret nicht zu Hause?«

»Nein, das ist zufällig wahr; Ihr habt es errathen, Madame, ich war nicht zu Hause. Gestern Abend lud mich der König ein, ihn zu begleiten! aber war ich nicht in meiner Wohnung, so war doch ein Anderer dort.«

»Und wer war dieser Andere?«

»Es scheint der Graf de La Mole.«

»Der Graf de La Mole?«, sprach Margaretha erstaunt.

»Mein Gott! es ist ein herrlicher Bursche, dieser kleine Provençal,« fuhr Heinrich fort. »Begreift Ihr, daß er Herrn von Maurevel verwundet und zwei Garden getödtet hat?«

»Herrn von Maurevel verwundet und zwei Garden getödtet? … Unmöglich!«

»Wie, Ihr zweifelt an seinem Muthe, Madame?«

»Nein, aber ich sage, Herr de La Mole konnte nicht in Euerer Wohnung seyn.«

»Warum konnte er dies nicht?«

»Weil … weil…« versetzte Margarethe verlegen, »weil er anderswo war.«

»Ah! wenn er ein Alibi beweisen kann,« sprach Heinrich, »dann ist es etwas Anderes; er sagt, wo er war, und Alles ist abgemacht.«

»Wo er war?« fragte Margarethe lebhaft.

»Allerdings … Der Tag wird nicht vorübergehen, ohne daß man ihn verhaftet und verhört. Aber zum Unglück, da man Beweise hat…«

»Beweise! … welche?«

»Der Mann, der diesen verzweifelten Widerstand leistete, hatte einen rothen Mantel.«

»Nicht nur Herr de La Mole allein hat einen rothen Mantel … ich kenne noch einen andern Mann.«

»Allerdings, ich auch … Hört, was geschehen wird: war nicht Herr de La Mole bei mir, so wird es der andere Mann seyn, der einen rothen Mantel trägt, wie er. Dieser andere Mann, Ihr wißt, wer es ist?«

»Himmel!«

»Das ist die Klippe; Ihr habt ihn gesehen wie ich, Euere Aufregung beweist mir dieß. Reden wir also mit einander wie zwei Personen, welche von der geschätztesten Sache der Welt, von einem Throne, von dem kostbarsten Gute des Lebens sprechen … Wird Mouy verhaftet, so stürzt er uns in das Verderben.«

»Ja, das begreife ich.«

»Während Herr de La Mole Niemand compromittirt, es sey denn, daß Ihr ihn für fähig haltet, irgend eine Geschichte zu erfinden, etwa zu sagen, er habe eine Partie mit Damen gehabt … was weiß ich?«

»Mein Herr,« erwiederte Margarethe, »wenn Ihr nur dieses befürchtet, seyd unbesorgte er wird es nicht sagen.«

»Wie, er wird schweigen?« sprach Heinrich, »und sollte sein Tod der Lohn seines Stillschweigens seyn?«

»Er wird schweigen.«

»Seyd Ihr dessen gewiß?«

»Ich bürge dafür.«

»Dann steht Alles vortrefflich,« sprach Heinrich, sich erhebend.

»Ihr entfernt Euch?« fragte Margarethe lebhaft.

»Oh! mein Gott; ja, das ist Alles, was ich Euch zu sagen hatte.«

»Und Ihr geht …«

»Ich will es versuchen, uns aus der schlimmen Lage zu ziehen, in welche uns dieser Teufel von einem Menschen im rothen Mantel gebracht hat.«

»Oh! mein Gott! mein Gott! armer junger Mann!« rief Margarethe, schmerzlich die Hände ringend.

»In der That,« sagte Heinrich, während er wegging, »dieser liebe Herr de La Mole ist ein sehr artiger Diener.«

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Litres'teki yayın tarihi:
04 aralık 2019
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