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Kitabı oku: «Königin Margot», sayfa 31

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XXI.
Geständnisse

Das Erste, was der Herzog von Anjou bei seiner Rückkehr im Louvre erfuhr, war, daß man den feierlichen Einzug der Gesandten auf den fünften Tag festgesetzt hatte. Die Schneider und die Juweliere erwarteten den Prinzen mit prachtvollen Gewändern und herrlichen Schmucksachen, die der König für ihn bestellt hatte.

Während er dieselben mit einem Zorne anprobirte, der seine Augen mit Thränen befeuchtete, freute sich Heinrich von Navarra ungemein über ein prachtvolles Halsband von Smaragden, über einen Degen mit goldenem Griffe, über einen kostbaren Ring und ähnliche Dinge, die ihm Karl am Morgen geschickt hatte.

Alençon hatte einen Brief erhalten und sich sodann eingeschlossen, um ihn in voller Freiheit zu lesen.

Coconnas forderte seinen Freund von allen Echos des Louvre.

Wie man sich leicht denken kann, nur sehr wenig darüber erstaunt, daß er seinen Freund die ganze Nacht nicht zurückkommen sah, fing Coconnas am Morgen an, etwas unruhig zu werden. Demzufolge wollte er La Mole aufsuchen, wobei er seine Forschungsreise mit dem Gasthofe zum Schönen Gestirne begann und von dem Gasthofe zum Schönen Gestirne nach der Rue Cloche-Percée, von der Rue Cloche-Percée nach der Rue Tizon, von der Rue Tizon nach dem Pont Saint-Michel, und endlich von dem Pont Saint-Michel nach dem Louvre ging.

Diese Nachforschung war denen gegenüber, an welche sie gerichtet wurde, auf eine bald so originelle, bald so anspruchsvolle Weise ausgeführt worden, was sich leicht begreift, wenn man den excentrischen Charakter von Coconnas kennt, daß sie zwischen ihm und drei Herren vom Hofe zu Erklärungen führte, welche nach der Mode jener Zeit an Ort und Stelle zur Entscheidung gebracht winden. Coconnas war bei diesen Zweikämpfen mit der Gewissenhaftigkeit zu Werk gegangen, die er gewöhnlich bei solchen Dingen an den Tag legte, das heißt, er hatte den Ersten getödtet und die andern Zwei verwundet, und dabei immer die Worte gesprochen:

»Dieser arme La Mole! er verstand so gut Lateinisch!«

Der Letzte, der Baron von Boissey, sagte deshalb zu ihm, als er fiel:

»Oh! um des Himmels Willen, Coconnas, wechsle doch, sage doch wenigstens: er verstand das Griechische.«

Das Gerücht von dem Abenteuer im Corridor verbreitete sich: Coconnas wurde ganz toll vor Schmerz, denn er glaubte einen Augenblick, alle diese Könige und alle diese Prinzen hätten ihm seinen Freund getödtet und in irgend ein Loch geworfen, oder in irgend einem Winkel begraben.

Er erfuhr, daß der Herzog von Alençon von der Partie gewesen war, und sich über die Majestät wegsetzend, die den Prinzen von Geblüt umgab, suchte er ihn auf und forderte eine Erklärung von ihm, wie er dieß bei einem einfachen Edelmanns gethan hätte.

Alençon hatte Anfangs große Lust, den Frechen, der ihm Rechenschaft über seine Handlungen abverlangte, aus der Thüre werfen zu lassen. Aber Coconnas sprach mit so kurzem Tone, seine Augen flammten in einem solchen Feuer, das Abenteuer der drei Duelle in weniger als vierundzwanzig Stunden hatte den Piemontesen so hoch gestellt, daß er sich die Sache überlegte und, statt sich seiner ersten Bewegung hinzugeben, seinem Edelmann mit einem reizenden Lächeln antwortete:

»Es ist wahr, mein lieber Coconnas, daß der König, wüthend, ein silbernes Wasserbecken auf die Schulter bekommen zu haben, der Herzog von Anjou unzufrieden darüber, daß sein Kopf mit einer Orangen-Compote eingesalbt worden ist, und der Herzog von Guise sehr gedemüthigt durch die Beohrfeigung mit einer Schweinskeule, den Entschluß faßten, Herrn de La Mole zu tödten. Aber ein Freund Eures Freundes wandte den Streich ab und die Partie scheiterte; darauf gebe ich Euch mein Fürstenwort.«

»Ah!« sprach Coconnas, bei dieser Versicherung aufathmend, wie der Blasebalg eines Schmiedes, »ah! Mordi, Monseigneur, das ist gut; ich wünschte diesen Freund zu kennen, um ihm meine Dankbarkeit zu beweisen.«

Herr von Alençon antwortete nicht; aber er lächelte noch angenehmer, als er es vorher gethan, was Coconnas glauben ließ, dieser Freund wäre kein Anderer, als der Prinz selbst.

»Wohl, Monseigneur,« sagte er, »da Ihr so weit gegangen seyd, daß Ihr mir den Anfang der Geschichte erzählt habt, so setzt Eurer Güte die Krone auf und erzählt mir das Ende. Man wollte ihn tödten, aber man hat ihn nicht getödtet, sagt Ihr mir? Laßt hören, was hat man gethan? Ich bin muthig, sprecht, ich weiß eine schlimme Kunde zu ertragen. Man hat ihn in ein tiefes Kerkerloch geworfen, nicht wahr? Desto besser, das wird ihn vorsichtig machen. Er will nie auf meinen Rath hören. Uebrigens wird man ihn herausziehen, Mordi! Die Steine sind nicht für Jedermann hart.«

Alençon schüttelte den Kopf und sprach: »Das Schlimmste bei Allem dem ist, mein braver Coconnas, daß Dein Freund seit jenem Abenteuer verschwunden ist, ohne daß Jemand weiß, wohin er sich begeben hat.«

»Mordi!« rief der Piemontese abermals erbleichend, »und wäre er in die Hölle gerathen, ich werde erfahren, wo er ist.«

»Höre,« sprach Alençon, der, obwohl aus sehr verschiedenen Gründen eben so begierig war, als Coconnas, zu erfahren, wo sich La Mole befand, »ich werde Dir einen Freundesrath geben.«

»Gebt ihn, Monseigneur,« sprach Coconnas, »gebt ihn.«

»Suche die Königin Margarethe auf, sie muß wissen, was aus dem, welchen Du beweinst, geworden ist.«

»Ich habe, wenn ich es Eurer Hoheit gestehen soll, bereits daran gedacht; aber ich wagte es nicht, denn abgesehen davon, daß mir Frau Margarethe mehr imponirt, als ich sagen sollte, befürchtete ich, sie in Thränen zu finden. Da mich aber Eure Hoheit versichert, daß La Mole nicht todt ist, und daß Ihre Majestät wissen muß, wo er sich befindet, so will ich mein Herz in meine beiden Hände nehmen und sie aufsuchen.«

»Gehe, mein Freund, gehe,« sprach der Herzog Franz, »und wenn Du etwas erfahren hast, theile es mir mit; denn ich bin in der That eben so unruhig als Du. Nur erinnere Dich, Coconnas, daß Du nicht in meinem Auftrage kommst; denn wenn Du diese Unklugheit begehen würdest, könntest Du sehr leicht gar nichts erfahren.«

»Monseigneur,« erwiederte Coconnas, »da mir Eure Hoheit Geheimhaltung in diesem Punkte, anempfiehlt, so werde ich stumm seyn, wie ein Fisch oder wie die Königin Mutter. Guter Prinz, vortrefflicher Prinz, großherziger Prinz!« murmelte Coconnas, während er sich zur Königin von Navarra begab.

Margarethe erwartete Coconnas, denn das Gerücht von seiner Verzweiflung war bereits zu ihr gedrungen, und als sie erfuhr, durch welche Thaten sich diese Verzweiflung kundgegeben, hatte sie Coconnas auch die etwas rohe Weise vergeben, mit der er ihre Freundin die Frau Herzogin von Nevers behandelte, an die sich der Piemontese wegen eines Zwiespaltes, welcher unter ihnen herrschte, nicht wenden wollte. Er wurde also, sobald man ihn meldete, bei der Königin eingeführt.

Coconnas trat ein, ohne eine gewisse Verlegenheit überwinden zu können, die er bei Alençon berührt hatte, und die ihm mehr durch das Uebergewicht des Geistes, als durch das des Ranges eingeflößt wurde. Aber Margarethe empfing ihn mit einem Lächeln, das ihn gleich von Anfang beruhigte.

»Ei, Madame,« sprach er, »gebt mir meinen Freund zurück, ich bitte Euch, oder sagt mir wenigstens, was aus ihm geworden ist; denn ohne ihn kann ich nicht leben. Denkt Euch Euryales ohne Nisos, Damon ohne Pythias, Orestes ohne Pylades, und habt Mitleid mit meinem Unglück, auf Rücksicht für einen der Helden, die ich Euch genannt habe, und dessen Herz, das schwöre ich Euch, an Zärtlichkeit nicht über dem meinigen steht.«

Margarethe lächelte, und nachdem sie Coconnas Geheimhaltung hatte versprechen lassen, erzählte sie ihm die Flucht durch das Fenster. Ueber seinen Aufenthaltsort beobachtete sie, so inständig der Piemontese auch bat, das tiefste Stillschweigen. Dies befriedigte Coconnas nur halb; er erlaubte sich deshalb diplomatische Andeutungen, welche auf die höchste Sphäre hinwiesen. Für Margarethe ging daraus hervor, daß der Herzog von Alençon an dem Verlangen seines Edelmanns, zu erfahren, was aus La Mole geworden war, Antheil hatte.

»Wenn Ihr durchaus etwas Bestimmtes über Euern Freund erfahren wollt,« sagte Margarethe, »so fragt den König Heinrich von Navarra. Er allein hat das Recht zu sprechen. Ich meines Theils kann Euch nur bemerken, daß derjenige, welchen Ihr sucht, lebt. Glaubt meinem Worte.«

»Ich glaube etwas noch Gewisserem, Madame, Euren schönen Augen, welche nicht geweint haben.«

Coconnas meinte einer Phrase nichts beifügen zu müssen, welche den doppelten Vortheil hatte, daß sie seinen Gedanken und die hohe Meinung ausdrückte, die er von dem Verdienste von La Mole hegte, und entfernte sich, indem er über eine Versöhnung mit Frau von Nevers nachdachte, nicht ihrer Person wegen, sondern um von ihr zu erfahren, was er von Margarethe nicht hatte erfahren können.

Große Schmerzen sind anormale Zustände, deren Joch der Geist so schnell abschüttelt, als es ihm möglich ist. Der Gedanke, Margarethe zu verlassen, brach Anfangs das Herz von La Mole, und er hatte mehr um den Ruf der Königin zu retten, als um sein eigenes Leben zu bewahren, in die Flucht gewilligt.

Schon am Abend des andern Tages kehrte er nach Paris zurück, um Margarethe auf ihrem Balcon zu sehen. Margarethe aber, als ob ihr eine geheime Stimme die Rückkehr des jungen Mannes mitgetheilt hätte, brachte den ganzen Abend an ihrem Fenster zu. Dadurch erfolgte, daß sich Beide mit dem unbeschreiblichen Glücke wiedersahen, welches unerlaubte Genüsse begleitet. Mehr noch: der schwermüthige und romanhafte Geist von La Mole fand einen gewissen Reiz in dieser Widerwärtigkeit. Da jedoch der wahrhaft verliebte Liebhaber nur einen Augenblick glücklich ist, den, in welchem er sieht oder besitzt, und während der ganzen Zeit der Abwesenheit leidet, so beschäftigte sich La Mole in glühender Begierde, Margarethe wiederzusehen, damit, daß er, so schnell als möglich das Ereigniß herbeizuführen suchte, das ihm dieselbe wiedergeben sollte, nämlich die Flucht des Königs von Navarra.

Margarethe überließ sich ihrerseits dem Glücke, mit so reiner Ergebenheit geliebt zu seyn. Oft machte sie sich das, was sie als eine Schwäche betrachtete, zum Vorwurf, sie, der männliche Geist, der alle Förmlichkeiten der gewöhnlichen Liebe verachtete. Unempfindlich für die Kleinlichkeiten, welche für zarte Gemüther das süßeste, das wünschenswertheste Glück bilden, fand sie ihren Tag, wenn nicht glücklich ausgefüllt, doch wenigstens glücklich beschlossen, wenn sie gegen neun Uhr in einem weißen Nachtgewande auf ihrem Balcon erscheinend, auf dem Quai im Schatten einen Cavalier erblickte, der seine Hand an seine Lippen oder an sein Herz drückte. Ein bezeichnendes Husten gewährte sodann dem Liebenden die Erinnerung an die geliebte Stimme. Zuweilen war es auch ein von einer kleinen Hand kräftig geschleudertes Billet, einen kostbaren Juwel enthaltend, der jedoch noch viel kostbarer war, weil er der Entsendenden gehört hatte, als des Stoffes wegen, der ihm seinen Werth verlieh, was einzige Schritte von dem jungen Manne auf dem Pflaster ertönte. Einem Raubvogel ähnlich, schoß dann La Mole auf seine Beute, drückte sie an seine Brust, antwortete auf demselben Wege und Margarethe verließ den Balcon nicht eher, als bis sie in der Nacht den Tritt des Pferdes sich verlieren hörte, das beim Kommen mit der größten Eile angetrieben wurde und sich entfernend von einem eben so trägen Stoffe zu seyn schien, als der berüchtigte Coloß, der den Untergang von Troja herbeiführt.

Man höre, warum die Königin über das Schicksal von La Mole nicht unruhig war, dem sie übrigens aus Furcht, seine Schritte könnten bespäht werden, hartnäckig jedes andere Rendezvous verweigerte, als diese Zusammenkünfte auf spanische Weise, welche seit seiner Flucht dauerten und sich am Abend von jedem der Tage erneuerten, welche in Erwartung des Empfangs der Gesandten vergingen, der, wie man gesehen hat, auf den ausdrücklichen Befehl von Ambroise Paré um einige Tage verschoben worden war.

Am Abend vor diesem Empfang, als Jedermann im Louvre mit den Vorbereitungen für den nächsten Morgen beschäftigt war, öffnete Margarethe ihr Fenster und trat auf den Balcon. Aber kaum war sie daselbst, als La Mole eiliger als gewöhnlich und ohne den Brief von Margarethe abzuwarten den seinigen entsandte, der mit der gewöhnlichen Geschicklichkeit zu den Füßen seiner königlichen Geliebten niederfiel.

Margarethe begriff, daß der Brief etwas Besonderes enthalten mußte, und kehrte in ihr Zimmer zurück, um ihn zu lesen.

Das Billet enthielt auf demRecto der ersten Seite folgende Worte:

»Madame, ich muß den König von Navarra sprechen, die Sache ist dringend. Ich warte.«

Und auf dem zweitenRecto die Worte, die man, die Blätter trennend, vereinzeln konnte:

»Madame und meine Königin, macht, daß ich Euch einen von den Küssen geben kann, die ich Euch schicke. Ich warte.«

Margarethe hatte kaum diesen zweiten Theil des Briefes gelesen, als sie die Stimme von Heinrich von Navarra hörte, der mit seiner gewöhnlichen Zurückhaltung an die Thüre klopfte und Gillonne fragte, ob er eintreten könnte.

Die Königin theilte sogleich den Brief, steckte eine von den Seiten in ihren Schnürleib, die andere in ihre Tasche, lief an das Fenster; schloß dasselbe, kehrte in größter Eile zu der Thüre zurück und rief:

»Tretet ein, Sire.«

So stille, so rasch, so geschickt auch Margarethe das Fenster geschlossen hatte, so war die Erschütterung doch bis zu Heinrich gedrungen, dessen inmitten dieser Gesellschaft, welcher er so sehr mißtraute, stets gespannten Sinne beinahe die außerordentliche Feinheit erlangt hatten, welche sie bei den in wildem Zustande lebenden Menschen erreichte. Doch der König von Navarra war keiner von den Tyrannen, die ihre Frauen Luft zu schöpfen oder die Gestirne zu betrachten verhindern wollen.

Heinrich war freundlich und lächelnd, wie gewöhnlich.

»Madame,« sagte er, »während alle Leute von Hof ihre Ceremonienkleider probiren, wollte ich mit Euch einige Worte über meine Angelegenheiten sprechen, die Ihr fortwährend als die Eurigen betrachtet, nicht wahr?«

»Allerdings, mein Herr; sind unsere Interessen nicht immer dieselben?«

»Ja, Madame, und ich wollte Euch deßhalb fragen, was Ihr davon denkt, daß mich der Herzog von Alençon seit einigen Tagen so absichtlich flieht, daß er sich vorgestern nach Saint-Germain zurückgezogen hat. Sollte es nicht für ihn, der nur sehr wenig bewacht wird, ein Mittel seyn, allein abzureisen oder am Ende gar nicht abzureisen? Sagt mir Eure Meinung, wenn es Euch beliebt, Madame. Sie wird für mich, ich gestehe es, von großem Gewichte seyn, um die meinige zu bekräftigen.«

»Eure Majestät hat Recht, sich über das Stillschweigen meines Bruders zu beunruhigen. Ich dachte den ganzen Tag darüber nach, und es ist meine Ansicht, daß er mit Veränderung der Umstände sich auch verändert hat.«

»Das heißt, nicht wahr, daß er, da er König Karl krank und den Herzog von Anjou als König von Polen sieht, gern in Paris bleiben würde, um die Krone von Frankreich im Auge zu haben?«

»Ganz richtig.«

»Wohl, es ist mir lieb, er bleibe; nur verändert dieß unsern ganzen Plan; denn ich muß, um allein zu reisen, dreifach die Garantien haben, die ich verlangt hätte, um mit Eurem Bruder zu reisen, dessen Name und Gegenwart mich bei dem Unternehmen beschirmten. Ich wundere mich nur darüber, daß ich nicht von Mouy sprechen höre; es ist nicht seine Gewohnheit, so bewegungslos zu bleiben. Habt Ihr nicht zufällig Kunde von ihm, Madame?«

»Ich, Sire,« sprach Margarethe erstaunt, »wie soll ich?«

»Ei, bei Gott, meine Theure, nichts wäre natürlicher; Ihr hattet die Güte, um mir ein Vergnügen zu machen, dem kleinen La Mole das Leben zu retten … Dieser Junge mußte nach Mantes gehen, … und wenn man dahin geht, kann man auch zurückkehren.«

»Ah! das gibt mir den Schlüssel zu einem Räthsel, das ich vergebens zu deuten suchte,« erwiederte Margarethe. »Ich hatte das Fenster offen gelassen und fand, als ich wieder eintrat, auf dem Boden eine Art von Billet.«

»Seht Ihr!« rief Heinrich.

»Ein Billet, das ich Anfangs nicht verstand, und worauf ich kein Gewicht legte,« fuhr Margarethe fort, »vielleicht hatte ich Unrecht und es kommt von dieser Seite.«

»Das ist möglich,« sprach Heinrich, »ich wage sogar zu behaupten, es ist wahrscheinlich. Darf man das Billet sehen?«

»Allerdings, Sire,« antwortete Margarethe und übergab dem König das Blatt Papier, welches sie in ihre Tasche gesteckt hatte.

Der König warf einen Blick darauf.

»Ist dies nicht die Handschrift von Herrn de La Mole?« sagte er.

»Ich weiß nicht, die Schrift schien mir verstellt.«

»Gleichviel, wir wollen lesen.«

Und er las.

»Madame, ich muß den König von Navarra sprechen; die Sache ist dringend…. Ich warte.«

»Ah! ah!« rief Heinrich. »Seht Ihr, er sagt, er warte.«

»Gewiß sehe ich es,« sprach Margarethe, »aber was wollt Ihr?«

»Ventre-saint-gris! er soll kommen.«

»Er soll kommen!« rief Margarethe, ihre schönen Augen voll Erstaunen auf den König heftend. »Wie könnt Ihr so etwas sagen, Sire! Ein Mensch, den der König tödten wollte, der bezeichnet, bedroht ist…. Er soll kommen, sagt Ihr? Sind die Thüren für diejenigen gemacht. Welche…«

»Genöthigt waren, durch das Fenster zu fliehen, wollt Ihr sagen?«

»Ganz richtig, Ihr vollendet meinen Gedanken.«

»Wohl, doch wenn sie den Weg durch das Fenster kennen, so sollen sie denselben einschlagen da sie durchaus nicht durch die Thüre kommen dürfen; das ist ganz einfach.«

»Ihr glaubt,« sprach Margarethe vor Vergnügen bei dem Gedanken, sich La Mole zu nähern, erröthend.

»Ich bin es überzeugt.«

»Aber wie heraufsteigen?«

»Habt Ihr die Strickleiter, die ich Euch zusandte, nicht aufbewahrt? Ah! daran würde ich Eure gewöhnliche Vorsicht nicht erkennen.«

»Gewiß, Sire, sprach Margarethe.

»Dann ist die Sache abgemacht«

»Was befiehlt Eure Majestät?«

»Das ist ganz einfach. Befestigt sie an Euren Balcon und laßt sie hinabhängen. Ist es von Mouy, welcher wartet, und ich bin versucht, dies zu glauben, ist es von Mouy, und er will heraufsteigen, so wird dieser würdige Freund steigen.«

Und ohne von seinem Phlegma abzugehen, nahm Heinrich die Kerze, um Margarethe bei dem Suchen der Leiter, wozu sie sich anschickte, zu leuchten. Das Suchen dauerte nicht lange: sie war in einem Schranke des bekannten Cabinets eingeschlossen.

»Da ist sie sprach Heinrich… »Nun bitte ich Euch, Madame, wenn dies nicht von Eurer Gefälligkeit zu viel fordern heißt, befestigt diese Leiter an dem Balcon.«

»Warum ich und nicht Ihr, Sire?« fragte Margarethe.

»Weil die besten Verschworenen auch die klügsten sind. Der Anblick eines Mannes könnte unsern Freund scheu machen. Ihr begreift…«

Margarethe lächelte und befestigte die Leiter.

»Gut,« sprach Heinrich, welcher in einer Ecke des Zimmers verborgen blieb, »zeigt Euch; nun laßt die Leiter sehen. Vortrefflich, ich bin überzeugt, Herr von Mouy wird heraufsteigen.«

Zehn Minuten nachher schwang sich wirklich ein freudetrunkener Mann auf den Balcon, zögerte aber einige Sekunden, als er sah, daß ihm die Königin nicht entgegenkam. Doch in Ermangelung von Margarethe trat Heinrich vor.

»Halt!« sagte er freundlich, »das ist nicht Mouy, es ist Herr de La Mole. Guten Abend, Herr de La Mole, tretet ein, ich bitte Euch.«

La Mole blieb einen Augenblick ganz erstaunt; wäre er noch an seiner Leiter gehängt, so würde er vielleicht, statt auf dem Balcon Fuß zu fassen, rückwärts gefallen seyn.

»Ihr habt den König von Navarra in dringenden Angelegenheiten zu sprechen gewünscht,« sagte Margarethe, »ich ließ ihn davon in Kenntniß setzen, und hier ist er.«

Heinrich ging an das Fenster, um es zu schließen.

»Ich liebe Dich,« sprach Margarethe und drückte dem jungen Manne lebhaft die Hand.

»Nun, mein Herr,« fragte Heinrich, La Mole einen Stuhl bietend, »was sagen wir?«

»Wir sagen, Sire,« antwortete dieser, »daß ich Herrn von Mouy an der Barriere verlassen habe. Er wünscht zu erfahren, ob Maurevel gesprochen hat und ob seine Anwesenheit im Zimmer Euerer Majestät bekannt ist.«

»Noch nicht, aber es kann nicht mehr lange währen, wir müssen uns also beeilen.«

»Euere Meinung ist auch die seinige, Sire, und wenn morgen Abend Herr von Alençon zur Abreise bereit ist, so wird sich Herr von Mouy mit hundert und fünfzig Mann an der Porte Saint-Marcel einfinden; hundert und fünfzig Mann erwarten Euch in Fontainebleau; so erreicht Ihr Blois, Angoulème und Bordeaux.«

»Madame,« sprach Heinrich, sich zu der Königin umwendend, »morgen werde ich für meine Person bereit seyn; seyd Ihr es auch?«

Die Augen von La Mole waren mit großer Bangigkeit auf die von Margarethe geheftet.

»Ihr habt mein Wort,« erwiederte die Königin, »wohin Ihr geht, folge ich Euch; aber Ihr wißt, Herr von Alençon muß zu gleicher Zeit mit uns abreisen. Bei ihm gibt es keine Mitte, entweder dient er uns oder er verräth uns; zögert er, so rühren wir uns nicht.«

»Weiß er etwas von diesem Plane, Herr de La Mole?« fragte Heinrich.

»Er muß vor einigen Tagen einen Brief von Herrn von Mouy erhalten haben.«

»Ah! ah!« rief Heinrich, »und er hat mir nichts davon gesagt!’

»Mißtraut ihm, Herr,« sprach Margarethe, »mißtraut ihm!«

»Seyd unbesorgt, ich bin auf meiner Hut. Wie kann man Herrn von Mouy eine Antwort zukommen lassen?«

»Kümmert Euch nicht darum, Sire. Rechts oder links von Euerer Majestät, sichtbar oder unsichtbar wird er morgen während des Empfangs der Gesandten anwesend seyn; ein Wort in der Rede der Königin mag ihm begreiflich machen, ob Ihr einwilligt oder nicht einwilligt, oder fliehen oder bleiben soll. Weigert sich der Herzog von Alençon, so verlangt er nur vierzehn Tage, um Alles in Euerem Namen zu organisiren.«

»In der That,« sprach Heinrich, »Herr von Mouy ist ein kostbarer Mann. Könnt Ihr in Euerer Rede den Satz, den man erwartet, einschieben, Madame?«

»Nichts leichter,« erwiederte Margarethe.

»Nun wohl,« sagte Heinrich, »ich werde morgen Herrn von Alençon sehen. Herr von Mouy mag auf seinem Posten seyn und aufs halbe Wort verstehen.«

»Er wird nicht verfehlen, Sire.«

»So bringt ihm meine Antwort, Herr de La Mole. Ihr habt ohne Zweifel ein Pferd, einen Diener in der Nähe.«

»Orthon erwartet mich auf dem Quai.«

»Begebt Euch zu ihm, Herr Graf. Oh! nicht durch das Fenster, das ist gut in der Noth. Man könnte Euch sehen, und da man nicht wüßte, daß Ihr Euch mir zu Liebe der Gefahr bloßstellt, so würdet Ihr die Königin compromittiren.«

»Doch auf welchem Wege soll ich gehen, Sire?«

»Wenn Ihr nicht allein in den Louvre herein könnt, so könnt Ihr doch mit mir hinaus, denn ich besitze das Losungswort. Ihr habt Eueren Mantel, ich habe den meinigen; wir hüllen uns Beide ein und gelangen ohne Schwierigkeit durch die Pforte. Ueberdies wünschte ich Orthon einige besondere Befehle zu geben. Wartet hier, ich will sehen, ob Niemand in den Gängen ist.«

Heinrich ging mit der natürlichsten Miene der Welt hinaus, um den Weg zu erforschen. La Mole blieb allein bei der Königin.

»Oh! wann werde ich Euch wiedersehen?« sprach La Mole.

»Morgen Abend, wenn wir fliehen; an einem der nächsten Abende in dem Hause der Rue Cloche-Percée, wenn wir nicht fliehen.«

»Herr de La Mole,« sagte Heinrich zurückkommend, »Ihr könnt gehen, es ist Niemand da.«

La Mole verbeugte sich ehrfurchtsvoll vor der Königin.

»Reicht ihm Euere Hand zum Kusse, Madame,« sprach Heinrich, »Herr de La Mole ist kein gewöhnlicher Diener.«

Margarethe gehorchte.

»Schließt die Strickleiter sorgfältig ein,« fügte der König bei, »es ist ein kostbares Geräthe für Verschworene und man bedarf desselben oft in einem Augenblicke, wo man es am wenigsten erwartet. Kommt, Herr de La Mole, kommt!«

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04 aralık 2019
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