Kitabı oku: «Perry Rhodan Neo Paket 3: Das galaktische Rätsel», sayfa 17
Hoffentlich geht das gut. Mildred hatte keinen Hunger, der Hotdog schmeckte scheußlich. Einen so ekelerregend scharfen Senf hatte sie noch nie serviert bekommen.
Sie gingen zu Maro zurück, der sie anstrahlte. Sein Gesicht erschien Mildred inzwischen gar nicht mehr attraktiv wie zu Beginn. Die Freundlichkeit war nichts als eine Fassade.
Sie betrieben Small Talk, Maro erklärte noch ein paar Dinge, ehe er sie auf das Gelände des Courts führte. In der Nähe zweier Soldaten verharrte er.
»Freys ist gerade Vater geworden«, sagte er mit einem Augenzwinkern und nickte zu einem der Soldaten rüber.
»Na und?«, fragte Tiff verblüfft.
Mildred verschränkte die Arme vor der Brust. »Du willst mehr Geld, oder, Maro?«
Maro legte den Kopf schief. »Na ja, ehrlich gesagt seht ihr aus wie welche, die die neue Währung haben könnten. Habt ihr was davon?«
»Solar«, murmelte Tiff leise. »Ja, wir haben was davon. Aber nur, wenn du uns auch auf das Gelände bringst. Die Kohle gibt's drinnen.«
»Drinnen?« Maro verzog mitleiderregend das Gesicht. »Ihr seht fit aus, aber ich bin es nicht.« Er rieb sich die Seite. »Seit einem Autounfall vor drei Jahren machen mir die Bandscheiben zu schaffen. Ich kann euch reinbringen, aber drin herumklettern … nein danke, das ist was für Abenteurer.«
»Dann gibt es das Geld erst hinterher«, sagte Tiff entschlossen.
Mildred fürchtete schon, Maro würde wegen Tiffs Härte auf die Entführung Guckys verzichten, als der dunkelhäutige Mann einlenkte. Er zeigte seine Zähne, dieses Mal wirkte es mehr, als würde er sie blecken.
»Also gut, ihr zwei. Ich kläre das mit Freys. Geht schon mal rein. Aber lasst den Hund da. Der hat in der Ruine nichts zu suchen.«
So wenig wie Menschen, dachte Mildred. Trümmerstücke lagen ungeordnet aufeinander und schrien förmlich nach Einsturzgefahr. Mitten in einem unübersichtlichen Chaos lichteten sie sich und gaben den Blick auf die verstaubte Richterbank frei. Ein Teil der Bank war wie mit dem Skalpell abgetrennt worden. Der Anblick wirkte surreal. Mildred erinnerte sich an den Beschuss des Supreme Court durch die Arkonidin Thora. Die Bank musste von dem einzigen Desintegratorstrahlschuss getroffen worden sein, den Thora abgegeben hatte.
Sie nickte Maro zu. »Einverstanden. Pass gut auf ihn auf, ja? Der Kleine ist mein Sonnenschein.«
Mildred sah, wie Gucky ihr von Maro abgewandt zuzwinkerte. Den Spruch hatte sie sich nicht verkneifen können. Ein Mensch, der anderen den Hund stahl, war für sie das Letzte. Sie wünschte Maro von Herzen ein schlechtes Gewissen.
»Aber sicher.« Maros Stimme klang jovial. »Ich bin doch euer Kumpel. Ich passe auf. Geht ruhig.«
Mildred warf noch einen letzten Blick auf Gucky, dann ging sie neben Tiff auf die Ruine zu.
Gucky
Gucky kostete es Überwindung, sich mit seinem befellten, aber doch blanken Hinterteil auf die Straße zu setzen. Üblicherweise benutzte er zum Ausruhen seinen robusten Stützschwanz. Vom Boden ging ein Geruch aus, den er nicht mochte. Ehe er sich noch überlegt hatte, mit welcher Pobacke er den Asphalt zuerst berühren wollte, packte Maro ihn unerwartet.
Überrascht gab Gucky einen quiekenden Laut von sich, der eher nach einem Schwein klang als nach einem Hund. Maro ließ ihn vor Schreck beinahe fallen.
Gucky spielte den Erstarrten und gab Maro dadurch den nötigen seelischen Halt zurück.
Was machen Hunde eigentlich in solchen Situationen? Die bellen doch, oder? Aus Unsicherheit entschied er sich, vorerst keine weiteren Laute zu produzieren und sich auf seine Körpersprache zu beschränken.
Maro trug ihn ein Stück die Straße hinunter. Nur Sekunden später fuhr ein schwarzer Wagen in die zweite Reihe und hielt. In Maros Gedanken las Gucky, dass Maro die Fahrerin namens Ellen bereits angerufen hatte, während er, Mildred und Tiff noch am Hotdog-Stand gewartet hatten.
Der kennt auch nichts.
Ellen öffnete die Fahrertür, kam zum Kofferraum und klappte ihn für Maro auf. Sie sah nicht gut aus für ein menschliches Weibchen, und sie roch noch schlimmer als die Straße, auf die er sich nicht hatte setzen wollen. Aus ihrem Mund drang der scharfe Dunst von Alkohol. »Macht zehn Dollar, Maro. Und verarsch mich nicht wieder, hörst du?«
Gucky wurde in den Kofferraum gestopft. Über ihm schlug der Deckel zu.
Knurren, fiel ihm unsinnigerweise wieder ein. Ich hätte knurren sollen. Aber vielleicht hätten sie dann losgeplärrt wie das Menschenjunge im Spazierfahrwagen.
Irgendwie ließ dieses Menschenjunge Gucky nicht los. Es hatte ihm schonungslos gezeigt, ein Gast auf einer fremden Welt zu sein. Er wollte den Menschen nichts Böses. Wenn es nach ihm gegangen wäre, wäre sein Leben ganz anders verlaufen, weit fort von diesem blauen Planeten mit seinen felllosen, hochgeschossenen Bewohnern. Aber nun war er da, und er würde das Beste daraus machen. Eines Tages werden mich alle Kinder dieser Welt lieben, beschloss er für sich.
Eine ungemütliche Fahrt begann. Gucky wurde hin und her geschüttelt, spürte jede Bodenwelle. Seine Muskeln begannen sich aufgrund der unnatürlichen Liegehaltung zu verkrampfen. Ein wenig übel wurde ihm auch, weswegen er froh war, als die Fahrt nach einer knappen halben Stunde endete und Maro ihn aus dem Kofferraum hob.
Gucky gab sich arglos, ein wenig geschwächt. Er spielte sogar mit dem Gedanken, Maro über das Gesicht zu lecken, aber das schaffte er dann doch nicht. Sicher schmeckte Maro nicht gut.
Maro trug ihn vor ein kleines weißes Haus, das sich unscheinbar zwischen anderen weißen Häusern versteckte. Er schnaufte, als er Gucky die kurze Holztreppe hochschleppte. Auf sein Klingeln wurde sofort geöffnet. Ein kleiner Mann mit einem dicken Ring Fett um die Körpermitte stieß die Tür auf. Ein weites buntes Hemd umspielte die Fülle. Er hatte lange, schüttere Haare, die zu einem Zopf zusammengebunden waren.
Wenn ich ihn ansprechen müsste, würde ich ihn Tausend nennen, weil er so rund ist wie die Nullen von der Zahl Tausend. Und Maro würde ich eine Null nennen, weil die Menschen das beleidigend finden.
»Maro, mein Junge. Was bringst du mir denn da?« Der Dicke machte Platz, dass Maro mit Gucky eintreten konnte. Seine wachen blauen Augen unterzogen Gucky einem schnellen, aber gründlichen Scan.
Inzwischen stank auch Maro – nach Schweiß –, denn Gucky wog mit gut einem Meter Körperlänge nicht wenig und sah auch nicht ein, sich für Maro leichter zu machen. Ächzend trug Maro ihn ins Wohnzimmer und setzte ihn auf einem verschlissenen roten Tuch ab. Gucky war kurz durch das Tuch unter sich abgelenkt. In Terrania hatte er noch nicht gesehen, dass die Menschen solche Stoffe auf den Boden legten. Wozu war das gut? Hätte der Dicke sich auf den Boden gesetzt, Gucky hätte es verstanden. Doch beide Männer setzten sich auf Stühle an einen niedrigen Tisch.
»Ich weiß nicht genau, was es ist«, gab Maro zu, »aber so eins hab ich noch nie gesehen. Das Ding ist selten, deshalb ist es was für dich, Heston. Ist sicher wertvoll.«
»Wertvoll?«, schnaufte Heston und griff nach einem kleinen Gläschen mit durchsichtiger Flüssigkeit. »Eher hässlich. Was ist das? Eine Kreuzung aus Maus, Biber und Entlebucher?« Heston nahm einen tiefen Schluck.
Gucky las in Hestons Gedanken, dass der Hehler längst angebissen hatte. Er war scharf auf dieses Tier und hielt es für eine Gen-Züchtung, die sich gut zu Versuchszwecken eignen könnte. Außerdem witterte er wie Maro den arkonidischen Einfluss. Was das betraf, hatte er schon einen Käufer an der Hand.
Als ob das Universum nur aus Arkoniden bestünde, dachte Gucky abfällig. Die Weißhaare sollen sich mal nicht so in den Vordergrund drängeln.
Es entwickelte sich ein zähes Verhandlungsgespräch. Heston bot Maro fünfhundert Dollar. Dieser fiel aus allen Wolken.
»Fünfhundert? Da krieg ich für 'nen geklauten Welpen mehr! Wo kriegst du noch 'nen Rassehund unter tausend Dollar?«
»Wenn er ein Entlebucher-Welpe wäre, würde ich dir tausend Dollar geben. Aber er ist keiner. Ein Welpe ist süß, Niedlichkeit verkauft sich. Das da ist … verkorkst. Das Ding ist wertlos, Maro. Ich kauf's dir nur aus Menschenfreundlichkeit ab und weil wir Kumpel sind.«
Gucky musste seinen Ärger unterdrücken. Als Heston sich aus einer Flasche Flüssigkeit nachschenken wollte, stieß er die Hand des Dicken telekinetisch leicht zur Seite. Hestons Fluchen war ihm die Erschöpfung wert, die ihm die Aktion einbrachte. Das ständige Gedankenlesen forderte seinen Tribut. Am liebsten hätte Gucky sich auf dem roten Tuch ausgestreckt, um zu schlafen.
Die beiden Felllosen stritten noch eine Weile herum, bis Maro um siebenhundert Dollar reicher abzog.
Greg Heston griff sofort in die Seitentasche seiner schwarzen Hose, er holte einen Pod heraus. »Monk anrufen«, sagte er leise.
Gucky wartete gespannt. In Hestons Gedanken las er, dass sich dieser Monk sicher sehr für Gucky interessieren würde. Dabei nannte er Gucky zu allem Überfluss ein hässliches Geschöpf. Wann hatte das Kleinohr zum letzten Mal in den Spiegel gesehen? Wer derart glanzloses Kopffell in Kombination mit diesen Zahnruinen hatte, sollte sich nicht zu weit vom Raumschiff entfernen.
Heston sprach mit einem Menschen, den er laut Mister Moncadas nannte und dem gegenüber er sich reichlich unterwürfig gab. Dieser Monk musste mehrere Nummern größer sein als Maro, denn mit dem hatte Heston ganz anders geredet. Monk war für ihn so etwas wie für ein lebendes Besun die Fantan. Der Hehler dünstete Angstschweiß aus.
Gucky wartete ab, er konnte jederzeit fortteleportieren. Ruhig lag er auf dem Bauch auf dem roten Tuch und harrte der Dinge. Er spürte, wie sich leichte Kopfschmerzen anmeldeten. Das ständige telepathische Belauschen wurde anstrengend.
Es dauerte eine knappe Stunde, in der Heston die Luft mit dem Gestank von drei rauchenden Stängeln verdarb und eine halbe Flasche des durchsichtigen Zeugs trank, dann klingelte es.
Herein kam ein braunhaariger Mann, der groß und elegant wirkte, ein wenig wie ein Prediger. Um seinen Hals lag eine Silberkette mit auffälligem Anhänger: Ein kleiner Mann war an ein Kreuz genagelt. Gucky hatte das Symbol schon gesehen und wusste, dass sogenannte Gläubige und Prediger es trugen. Außerdem war es seit Crests Auftauchen unter einigen extremen Rebellen in neuer Form eine Art Erkennungszeichen: der Leidensmann am Kreuz, mit langen weißen Haaren und roten Augen. Monks Leidender sah aus wie ein Mensch.
Wie Greg Heston hatte Monk schwarze Kleidung an, nur dass er in einen offenen Ledermantel gehüllt war. Darunter zeigte sich ein schlichtes schwarzes Hemd über einer schwarzen Hose. Die Stiefel waren sauber, mit dem Boden schien der Fremde nur selten in Berührung zu kommen. Gucky sah an ihm hinauf, zurück zum Kopf. Die Gesichtszüge wirkten weich und irgendwie vergeistigt. Als könne Monk keiner Fliege etwas zuleide tun. Nur um den Mund grub sich eine harte Linie, und der Blick in die kalten, wie tot wirkenden grünbraunen Augen ließ Gucky erschauern. Der würde sich gut in so einem Film machen wo alles düster ist und komische Wesen zu nervenaufreibender Musik herumlaufen. Zuerst scheint er der netteste Mensch auf dem Planeten, und dann mordet er mit allem, was er findet.
Gucky hatte zwei solche menschlichen Erzeugnisse gesehen, sie aber nicht als so anregend empfunden, um sich weiter damit zu beschäftigen. Ihm gefiel es besser, wenn er bei einem Film lachen konnte.
Also gut, Monk, dann lass uns mal sehen, was du so mit mir vorhast. Gucky streckte seine mentalen Fühler aus, um Monk zu durchleuchten, und fand – nichts. Er schluckte. Was ist los? Was denkt das Kleinohr? Er verstärkte seine Bemühungen.
Monks Gesichtszüge verkrampften. »Eine Kreuzung aus Maus und Biber? Und dafür bestellst du mich her, Hes?« Verachtung und Zorn schwangen in seiner Stimme mit. Er griff unter den Ledermantel und zog eine Pistole hervor. Der Lauf zielte auf Guckys Brust.
Der Anblick jagte explosionsartig Energie in Guckys Zellen und ließ seine Nase kribbeln. Nichts wie weg! Gucky wollte teleportieren, konnte sich aber nicht auf den Sprung konzentrieren. Eine plötzliche Kälte legte sich über seinen Kopf und schien jeden Gedankenprozess zu verlangsamen. Statt Stärke fand Gucky nichts in sich als bleierne Erschöpfung.
Ehe er springen konnte, drückte Monk ab.
6.
Dradesires
Rofus, im Dunklen Zeitalter
»Kartoffeln schälen«, beschwerte sich Bull mit hochrotem Kopf. Die Farbe seiner Haut näherte sich bedenklich der seiner Haare an. »Etwas Besseres ist denen da oben wohl nicht eingefallen. Ich hätte lieber ein paar Waffen gereinigt.«
»Und du wunderst dich, warum sie dir bei deinem vertrauensvollen Auftreten keine Gewehre zum Säubern geben?« Rhodan warf Knolle Nummer vierzig in die große Schüssel, die zwei Soldaten ihnen samt der roten Wukas-Knollen gebracht hatten. Die Schale des Gewächses ließ sich nicht nur miserabel ablösen, sie besaß außerdem winzige kleine Dornen, die sich in die Haut fraßen, als wären sie lebendig und würden sich von Blut ernähren.
Lossoshér ließ mechanisch eine weitere Knolle in die Schale fallen. »Wenigstens ist es keine harte körperliche Arbeit«, sagte er abweisend. »Ich habe mich schon Gräben ausheben sehen. Trotzdem ist es unverantwortlich. Wer weiß, welche Keime an diesem Gewächs sind.« Er musterte den Knollenhaufen wie einen persönlichen Feind. »Ich wünschte, ich hätte meine Mixtur zur Stärkung der Abwehrkräfte dabei. Und dann dieser widerliche Gestank.«
Es waren nicht nur die Pflanzen, die streng rochen. Der Raum muffelte nach faulem Atem und Urin.
Chaktor verzog das Gesicht. Einmal mehr hing eine der Schalen an seiner Hand. Vorsichtig löste er die Stacheln. Seine Haut sah aus, als hätte er beherzt in einen Kaktus gefasst.
»Wir sind bald fertig.« Rhodan senkte die Stimme. Unauffällig blickte er um sich. »Wir sollten überlegen, wie wir weiter vorgehen, solange keiner in der Nähe ist.«
Sie hockten auf dem Betonboden eines ausgebrannten Hauses neben dem Zelt der inneren Lagerverwaltung. Lossoshér hatte als Einziger das Privileg, auf einer zerknüllten Decke zu sitzen. Außer ihnen waren noch drei andere Gruppen von Dradesires anwesend gewesen, die ebenfalls Knollenschäldienst zu verrichten gehabt hatten. Da sie geübter waren, hatten sie die Arbeit wesentlich schneller beendet und das Gebäude inzwischen verlassen.
»Welchen Plan haben Sie?«, fragte Chaktor interessiert.
Er sah inzwischen nicht mehr ganz so fahlblass aus wie vor wenigen Stunden. Die Erkenntnis, ins Dunkle Zeitalter der Ferronen geraten zu sein, war für alle ein Schock gewesen. Jeder hatte ihn auf seine Weise verarbeiten müssen, denn zum ungestörten Reden waren sie nicht gekommen.
Besonders Lossoshér machte Rhodan Sorgen. Am Anfang des Schäldienstes hatte der alte Ferrone so stark gezittert, als würde er jeden Augenblick zusammenbrechen.
Rhodan straffte die Schultern. »Wir wissen, dass der Transmitter, durch den wir hierherkamen, wahrscheinlich nicht der einzige ist. Es muss einen zweiten geben, im späteren Wüstenfort. Wir haben ihn bereits benutzt, in der Gegenwart, als wir vor den Topsidern aus dem Roten Palast auf Ferrol geflohen sind.« Er sah zu Lossoshér. »Ich denke, wir sollten durch diesen Transmitter fliehen, solange die Schlacht tobt. Wir müssen darauf vertrauen, dass Sue Ras helfen kann und er uns ein Stück teleportiert, damit wir uns absetzen können. Vielleicht ergibt sich im Durcheinander des Kampfes auch ohne Ras ein Weg. Wichtig ist, dass wir Thora, Sue und Ras entweder bei uns haben oder Sue Ras so weit stabilisieren kann, dass alle drei zu uns kommen. Wenn wir erst in Sicherheit sind, können wir immer noch herausfinden, wie sich der Transmitter in Thorta einstellen lässt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass nur der eine Transmitter eine Zeitreise ermöglicht. Sicher gelingt es uns, in unsere Zeit zurückzukommen, wenn wir mehr über diese Technik herausfinden.«
»Richtig.« Chaktor strahlte. »Den Transmitter im Fort hatte ich ganz vergessen! Das ist eine echte Chance.«
Bull nickte zuversichtlich. »Aber wie sollen wir an Sue und Thora herankommen?«
»Wir brauchen mehr Informationen.« Rhodan warf Knolle vierundvierzig in die Schüssel, inzwischen war er richtig schnell. »Sobald wir fertig sind, ziehen wir los. Am besten teilen wir uns auf. Bull und ich sammeln alles an Wissen, was wir über Nerlan und seine Gefangenen bekommen können. Ob sie noch im Kommandostand sind oder fortgebracht wurden und wie sie bewacht werden. Chaktor, auch wenn es Ihnen in Anbetracht unserer Lage vielleicht nicht wichtig erscheint, wäre ich dankbar, wenn Sie sich nach Crest umhören würden. Die Ankunft eines Arkoniden wie Crest ist sicher nicht unbemerkt geblieben. Wenn er, Trker-Hon und Michalowna vor Ort sind, müssen wir sie finden und mitnehmen.«
»Natürlich, Rhodan. Das mache ich gern.«
Rhodan sah sich um. Der Platz, an dem Lossoshér eben noch gesessen hatte, war leer. »Wo ist Lossoshér?«
»Lass ihn!« Bull warf eine weitere Knolle auf den Berg der geschälten. »Der braucht Zeit für sich. Hast du nicht gemerkt, wie sehr ihm das alles zusetzt? Er ist ein alter Mann, der unversehens die schlimmste Zeit seines Volkes durchleben muss.«
Rhodan nickte. »Dann arbeiten wir eben für ihn mit.«
Lossoshér
Und die Schwärze sank über Planeten und Monde. Die Schwärze des Krieges, der allgegenwärtig herrschte. Sein Zepter war der Durst nach Herrschaft, seine Krone die Knochen derer, die er forderte, sein Mantelsaum das Elend. Die hässlichsten Kreaturen entstammten seinen Lenden, mehrten das Leid des eigenen Blutes, wurden Sinnbilder seines Geistes.
Doch in der dunkelsten Stunde entstieg der erste Thort dem Nicht-Sein und brachte den Ferronen das Licht.
Lossoshér ließ den Würfel in seiner Faust sinken, die Schriftzeichen verblassten. Seine Brust schmerzte, er schluckte mehrmals. Wie kann es sein, dass wir auf Rofus im Dunklen Zeitalter sind und der Thort ist nicht da? Wieder und wieder kreiste ein Satz in seiner Erinnerung, den er vor zwei Stunden beim Schälen der Wukas-Knollen gehört hatte: »Neunzig Jahre die gleiche Scheiße zum Fressen.« Ein derber Scherz, ganz sicher. Natürlich gab es nicht seit neunzig Jahren das gleiche Essen, und selbst wenn, hatte der Sprecher – ein vernarbter Soldat mit nur einem Auge und Strahlenverbrennungen im Gesicht – damals noch nicht gelebt. Es ging um die Zeitspanne. Neunzig Jahre Krieg. Das hieß, der Thort musste da sein. Die Quellen nannten ihn bei verschiedenen Namen, doch in einem stimmten sie überein. Der erste Thort trat auf Rofus zum ersten Mal in Erscheinung, und zwar kurz vor der verheerendsten Schlacht des Krieges. Handelte es sich dabei um den Sturm auf Remanor? Aber wenn das zutraf, wo war der Thort?
Er muss im Lager sein. Er muss es einfach. Vor seinem Aufstieg galt er als einfacher Soldat, nicht als Städter Remanors.
Entschlossen stand Lossoshér auf und trat hinter dem Mauerrest hervor, der ihm als Sichtschutz gedient hatte. Gegenüber lag das ausgebrannte Gebäude, in dem Rhodan und die anderen beim Schälen saßen. Er hatte es in der schlechten Luft nicht länger ausgehalten. Es war ihm gleich, ob sie den Transmitter erreichten, der im inneren Ring der Stadt lag. Wichtig war der erste Thort. Wo war er? Befanden sie sich in einem Paralleluniversum, oder – und das erschien Lossoshér die abwegigere These – irrten sich die heiligen Aufzeichnungen?
Mit unsicheren Schritten ging er zum Rand des inneren Lagers. Neben dem Stacheldrahtzaun ragte ein primitiver Brunnen ins Erdreich. Noch gab es keine Spuren von der Wüste, die dieses Land in zehntausend Jahren sein würde. Winzige Grashalme durchbrachen die Erdkruste.
Ein Soldat in schäbigem Kampfanzug kam auf ihn zu. Er gehörte zur Mannschaft, die das innere Lager bewachte. Lossoshér erkannte es am Abzeichen auf Bauchhöhe, das diesen Wächtern eigen war. »Alter, was machst du da? Bist du schon fertig mit Schälen, oder lässt du's deine Kameraden aussitzen?«
»Ich suche den Thort«, sagte Lossoshér fest. »Ich will zu ihm.«
»Thort? Ich kenn keinen, der so heißt. Warum auch. Bescheuerter Name, wenn du mich fragst.«
»Aber der Thort … « Er verstummte. Die Beine knickten unter ihm weg, er schwankte. Wie konnte dieser dahergelaufene Ferrone den Thort verraten?
»Alter, du bist ja ganz klapprig. Hast du zu tief in die Wukas-Knolle gegriffen?«
»Der Thort …«, stieß Lossoshér aus und verlor den Faden. Die Schwäche übermannte ihn, er konnte kaum aufrecht stehen. Mit beiden Händen stützte er sich an der Brunnenmauer ab.
Der Blick des Soldaten wirkte verunsichert. »Du redest irr. Soll ich dich rüber zur Gesundenstätte schaffen lassen?«
Lossoshér sah seine Chance. »Ja.« Er wartete, bis zwei weitere Soldaten kamen, und ließ sich widerstandslos von ihnen abführen. Kaum waren sie einige Schritte gegangen, fragte er sie nach dem Thort. Sie wussten ebenso wenig über ihn wie der erste Soldat. Lossoshér gab nicht auf. Ferrone um Ferrone sprach er an. Er wehrte sich nicht, als eine überarbeitete Gesunderin ihm zwei Blocks weiter in der Gesundenstätte eine Injektion in den Arm gab. Noch als er unter Bewachung zurückgeschickt wurde, fragte er jeden in erreichbarer Nähe. Mit demselben niederschmetternden Ergebnis.
Mit jedem weiteren Misserfolg splitterte etwas in ihm. Seine Hoffnung zerbrach wie altes Glas. Warum wissen sie es nicht? Die Schriften irren nicht! Die Verzweiflung schnürte seine Kehle zu. Kaum kam er im inneren Lager an, sank er neben dem Brunnen auf eine schlichte Holzbank. Seine Zellen schienen leer, sämtliche Kraft verbraucht.
Die Aufzeichnungen sind falsch. Es gibt keinen ersten Thort auf Rofus. Nicht zur Zeit der großen Schlacht um die Hauptstadt und vielleicht auch nicht später. Lügen. Alles Lügen.
»Was haben wir denn da?«, hörte Lossoshér eine spöttische Stimme, die ihn aufsehen ließ. Sie kam ihm vertraut vor, er erkannte den Sprecher sofort. Mar-Ton und drei weitere Soldaten bauten sich breitbeinig vor ihm auf. »Einen Alten, der sich an unseren Gesundenstätten bereichert. Eine müde Gorchoo, die sich bei uns verkriechen will.«
Lossoshér betrachtete Mar-Ton, der nun keinen Tarnanzug mehr trug. Ohne den Helm fiel sein klobiger Kopf besonders auf. Das gelbe Tuch um seine Stirn betonte die kantige Form. »Ich will nur einen Moment Pause«, ächzte er niedergeschlagen. Wäre er unter gesitteten Ferronen gewesen, hätte er diesem frechen Jungen die Meinung gesagt und ihn zu mehreren Stunden Respektsarbeit in den Gemeinschaftshäusern verdonnert. Aber auf dieser Bank in dieser Zeit war er Freiwild. Er durfte sich nicht provozieren lassen. Mar-Ton und seine Kumpane sahen aus wie welche, die Ärger suchten.
Die Ferronin zu seiner Linken hatte den breitesten Mund, den er je an einer Frau gesehen hatte. Er schien das blaue Gesicht verschlingen zu wollen. Die beiden Ferronen zu seiner Rechten hätten bis auf das kupferfarbene Haar und die emailleartige blaue Haut nicht unterschiedlicher sein können. Der eine war zierlich und fast so groß wie Lossoshér, der andere klein und kompakt wie Chaktor. Über die Nase des zweiten zog sich eine wulstige Narbe. Er wirkte wie einer, der sich gern prügelte.
»Eine Pause«, nahm Mar-Ton Lossoshérs letztes Wort auf. »Die kannst du haben, wenn du tot bist, Alter. Jeder hat seinen Beitrag zu leisten, und du hast dich einfach verdrückt. Wirst du uns in der Schlacht genauso hängen lassen wie beim Schäldienst?«
Lossoshér stand auf. »Ich möchte keinen Ärger. Ich gehe wieder rein.«
Überraschend machte Mar-Ton ihm Platz. »Ein weiser Entschluss.«
Erleichtert wollte Lossoshér die drei hinter sich lassen, als eine Hand ihn an der Schulter packte und herumwirbelte. Er schrie überrascht auf, spürte, wie er zu stürzen drohte, sah den gehässigen Blick der Soldatin und griff nach einem Halt.
Mar-Ton beugte sich zu ihm. Lossoshér erkannte Bedauern in seinem Blick.
»Muss das sein?«, herrschte Mar-Ton Breitmund an.
Mit einer Hand griff Lossoshér nach dem Tuch um Mar-Tons Kopf. Er schwankte heftig wie ein Syru-Süchtiger. Seine Hand schrammte an Mar-Tons Stirn entlang und spürte etwas Weiches. Unter dem Stoff saß keine glatte Stirn, sondern eine nachgiebige Kuhle.
Das kann nicht sein! Lossoshér fing sich, Adrenalin durchströmte ihn. Seine Entdeckung machte alles andere nebensächlich. Ich muss wissen, ob Mar-Ton es verbirgt.
Es fiel Lossoshér nicht schwer, weiter den Schwankenden zu spielen. Erneut grapschte er nach dem gelben Tuch. Dieses Mal hielt er es fest. Stürzend riss er es mit sich, bis es sich vom Kopf löste.
»Was ist das?«, fragte Breitmund fassungslos. »Guall, du hast da was …« Sie verstummte.
Schwerfällig stemmte sich Lossoshér in eine sitzende Position. Über ihm stand breitbeinig Mar-Ton, er zitterte am ganzen Körper. Dort, wo das Tuch gesessen hatte, war ein drittes Auge zu sehen. Das Lid lag geschlossen darüber und wirkte seltsam stumpf.
»Guall?«, fragte Lossoshér. »Sie … Ihr heißt Guall?«
»Für dich immer noch Mar-Ton Guall, Dradesires!«
»Ihr seid es.« Ergriffen richtete Lossoshér sich auf, der Anblick des dritten Auges durchströmte seinen Körper mit Kraft. Selbst die Wut in Gualls Gesicht konnte ihn nicht einschüchtern. »Guall. Das ist ein Name aus den Legenden. Ihr seid der erste Thort!«
Guall starrte ihn hasserfüllt an. »Warum hast du das getan? Zwei Jahre ist es gut gegangen. Nun hast du allen gezeigt, dass ich ein Versehrter bin!« Zornig drehte er sich um und ging mit schnellen Schritten davon.
Lossoshér sah ihm nach, als hätte er einen Schlag ins Gesicht erhalten. Das sollte der erste Thort sein? Dieser unbeherrschte junge Mann? Er musste es sein. Keiner außer dem Thort besaß ein drittes Auge.
Noch lange stand Lossoshér am Brunnen und starrte hinter Mar-Ton Guall her.
Perry Rhodan
Rhodan lehnte sich schwer gegen eine Häuserwand und atmete die regengetränkte Luft ein. Das Elend im Lager sank über ihn wie ein dunkles Tuch. Neunzig Jahre Krieg. Bei aller Phantasie fiel es ihm schwer, sich das vorzustellen. Sicher, der Krieg mochte immer wieder kurzzeitig unterbrochen worden und an anderer Stelle aufgeflammt sein. Trotzdem blieb es grausam und unverständlich, wie lang und hart die Ferronen einander in ihrem eigenen System bekämpften. Fast noch mehr erschütterte ihn die Art, wie normal sie mit ihrer schlimmen Lage umgingen.
Ihre Knochentürme sind Türme aus den Gebeinen von Kameraden, neun Meter hoch. Was für ein Wahnsinn. Man kann sie vom Lagerrand aus sehen, wie sie sich in den Himmel bohren.
Nicht weit entfernt hörte er eine Gruppe Dradesires singen, lebensfroh, überschwänglich, als ginge es nicht bald in die Schlacht: »Tot, tot, megatot, so schreit ich immerfort. Tod, Tod, Megatod, bringt mich von Ort zu Ort. Lustig ist es, Soldat zu sein, verstrahlt, geschändet, auf einem Bein, zieh ich von hier nach dort.«
Die Worte brannten sich in sein Gedächtnis.
Über Thora, Sue und Tschubai hatte er wenig erfahren. Immerhin wusste er nun, zu welchen Zeiten das Lager der Dradesires schwächer bewacht wurde. Im Dunkeln war es vielleicht möglich zu fliehen. Die meisten taten es nicht. Wohin sollten sie gehen? Sie schienen sich nicht als Gefangene zu betrachten, sondern im Gegenteil als Schützlinge Nerlans.
»Die glauben wirklich, die fette blaue Erdkröte wäre ihr Übervater«, hatte Bull ätzend bemerkt, ehe sie sich trennten und Bull sich einer Gruppe Dradesires anschloss, um beim gemeinsamen Syru-Kauen an weitere Informationen zu kommen.
Rhodan schreckte davor zurück, die schwach berauschenden Syru-Nüsse in den Mund zu nehmen. Er wollte bei klarem Verstand bleiben.
Langsam ließ er den Blick über die Ruinen schweifen. An einigen Stellen standen eckige Metallbehälter, gefüllt mit glühenden Jaris-Stangen, die wie stabförmige Kohle wirkten. An den Becken drängten sich Männer und Frauen in grauen Uniformen, lachten, redeten, als wären sie auf einem Volksfest.
Eine Ferronin ging schnell zwischen den Becken entlang. Ihr langes Haar wippte bei jedem Schritt. Rhodan erkannte sie sofort an ihrem energischen Gang. Rukaar. Eilig trat er auf die Kommandantin zu. Von ihr erhielt er vielleicht weitere Informationen, schließlich gehörte sie zum Führungsstab.
»Sir-Lan Rukaar«, sprach er sie mit ihrem Offizierstitel an. »Darf ich …« Er verstummte. Im untergehenden Licht der Wega erkannte er deutlich wie zerschunden ihr Gesicht aussah. Ein Auge war blau und dick, die Nase geschwollen. »Sie haben sich verletzt.«
»Was geht es dich an, Dradesires?«
Sie eilte weiter, doch so schnell gab Rhodan nicht auf. Er folgte ihr mit forschen Schritten. »Ich möchte mit Ihnen reden.«
»Lass mich in Ruhe, oder ich wickle dich auf Stacheldraht.«
Rhodan schluckte, ließ sich aber nicht abwimmeln. Rukaars Worte standen im Gegensatz zu dem, was er fühlte. »Ich möchte Ihnen helfen«, sagte er fest.
Sie blieb stehen und drehte sich zu ihm um. In ihren blauen Augen lag Unglaube. »Helfen? Ein Stück totes Fleisch will mir helfen?«
»Sie sind abweisend, weil Sie es nicht kennengelernt haben, dass sich Ferronen umeinander kümmern. Ich hatte das Glück, in einer relativ friedlichen Gegend aufzuwachsen. Bei uns ist es normal, füreinander da zu sein.«
Ihr Mundwinkel zuckte. Rhodan glaubte zuerst, sie wolle ihn auslachen. Dunkel erinnerte er sich an die religiöse Gruppe, die mehrfach in dem Haus seiner Eltern in Connecticut mit zwei Vertretern vor seiner Tür gestanden hatte, um ihn zum einzig wahren Glauben zu bekehren. Klang er nicht genauso? Was versuchte er überhaupt? Einem Menschen, der nur Krieg und Misstrauen kannte, zu zeigen, dass es auch anders ging? Da konnte er auch einem Fantan die gesetzliche Grundlage Amerikas zum Thema Eigentum erklären.
Ich werde nicht resignieren, schwor er sich. Niemals! Bilder stiegen plötzlich in seinem Inneren auf. Die Vision, die ihn auf Gol in ihren Bann gezogen hatte, kehrte zurück. Einige Augenblicke lang glaubte Rhodan weit weg zu sein, im Weltraum, und auf den Planeten zuzurasen, den eine unbekannte Macht in seiner Mitte gespalten hatte. Und wie aus weiter Ferne hörte er wieder die Stimme, die ihn gerufen hatte: »Komm, Perry Rhodan! Ich brauche dich!«
Nein, ich darf nicht aufgeben! Ich werde Crest finden – und den Unbekannten, der mich gerufen hat!
Rukaar entging nicht, dass etwas in ihm vorging. Sie ließ die Schultern sinken, entspannte sich sichtlich. Kurz gingen ihre Blicke über den Platz. Sie standen allein. »Du bist wirklich anders, Rhodan. Früher war ich auch so. Nerlan und ich …« Sie berührte ihre geschwollene Nase. »Wir glaubten daran, uns zu Feldherren aufschwingen zu können, um den Krieg zu beenden. Es gibt eine Legende von der Zeit des Friedens, den ein Auserwählter bringt. Wir glaubten, auserwählt zu sein. Unsere Mutter war eine großartige Kommandantin.«


