Kitabı oku: «Perry Rhodan Neo Paket 3: Das galaktische Rätsel», sayfa 22
Guall deutete nach rechts, den Gang hinunter. Die Decke knirschte hässlich. An zwei Stellen war sie eingestürzt, der Rest der schweren Platten schien in Kürze zu folgen.
Rhodan sah sich nach Bull um. Der Freund war unverletzt und eilte zu ihm. Zusammen rannten sie um ihr Leben.
»Ras, bring Lossoshér fort!«, bat Rhodan den Teleporter, auch wenn es ihn erschöpfen würde. Rhodan dachte an Thora und Sue, aber in ihrer Situation konnte er auf die Frauen keine Rücksicht nehmen. Zuerst mussten sie in Sicherheit sein.
Ich bringe uns lebend aus dieser Hölle heraus, schwor er sich. Ich verliere in diesem Zeitalter keinen Freund. Keinen einzigen.
Umgeben von Soldaten Nerlans, legten sie gut fünfzig Meter zurück. Tschubai sprang mit Lossoshér vor und tauchte am zweiten Ausgang auf. Die Materialisation gab Rhodan die Kraft, nicht aufzugeben. Der Teleporter war das Ziel, auf das er an Bulls Seite zuhielt, auch wenn seine Lungenflügel streikten.
Die Decke gab nach. Große Teile stürzten ein. Der Tod griff nach ihnen. Die letzten Schritte die Treppe hinauf schrie Rhodan sich die Anspannung aus dem Leib. Neben ihm brüllte Bull. Mit letzter Kraft warfen sie sich ins Freie. Die Station stürzte ein, Männer und Frauen wurden mit infernalischem Poltern verschüttet.
Steine spritzten in seinen Rücken, Rhodan strauchelte.
Bull packte seine Hand, riss ihn mit hinaus auf freies Gelände. Hinter ihnen krachte die Überdachung des Ausgangs in sich zusammen.
Schwer atmend blieb Rhodan stehen, die Hände auf den Knien abgestützt. Seine Muskeln brannten. Sie hatten nicht mehr als sieben Minuten in der Station verbracht, aber wie anders sah die Innenstadt aus? Massive Bombenangriffe hatten eine Kraterlandschaft geschaffen, die an den Mond erinnerte. Dichter Qualm wehte an mehreren Stellen über Schutthaufen, die noch vor Kurzem Häuser gewesen waren. Die rote Baumgruppe, an der sie zuletzt verharrt hatten, existierte nicht mehr. Sie wirkte wie geschmolzen. Gut ein Dutzend Häuser waren eingestürzt. Sprengstoff, erkannte Rhodan. Die Städter haben sich mit Sprengstoff gegen Nerlans Armee gewehrt.
Die Verzweiflung der Städter, die ihre eigene Stadt in Schutt und Asche legten, ehe der Feind sie bekam, machte ihn fassungslos. Er richtete sich auf, blickte über den Platz hinweg.
»Time to say goodbye«, meinte Bull neben ihm tonlos. »Noch mal entkommen wir nicht.«
Eine Armee aus Ferronen und Robotern umzingelte sie und schoss gnadenlos auf alles, was sich bewegte. Noch war ihre kleine Gruppe außerhalb des massiven Angriffs, doch schon in wenigen Sekunden würden sie mitten in seinem Zentrum stehen. Nerlans Soldaten fielen, die Reihen lichteten sich. Es gab keinen Zweifel, die Städter gewannen diese Schlacht. Nerlans Armee war zumindest in diesem Stadtabschnitt so gut wie besiegt. Wie es in anderen Blocks aussah, konnte Rhodan nur vermuten. Die Zitadelle blieb unerreichbar hinter ihrer stählern wirkenden Mauer.
»Ich wünschte, ich wäre wieder auf Gol«, flüsterte Chaktor, der noch vor Rhodan und Bull gemeinsam mit Guall den Stationsausgang erreicht hatte. Seine an eine andere Schwerkraft angepasste Muskelkraft hatte ihm dabei geholfen. »Überall wär ich gern, nur nicht hier.«
»Ras!«, flehte Lossoshér. »Bringen Sie uns raus!«
Der Sudanese senkte den Kopf. Er schien nach Worten zu suchen. Scham stand in seinen Zügen.
Rhodan antwortete für ihn. »Das kann er nicht. Seine Kraft ist erschöpft, und er kann uns nicht alle fortbringen. Wir werden zusammenbleiben und kämpfen.«
Und zusammen sterben, fügte er in Gedanken hinzu. Die Zeit erschien wie gefroren, die Angreifer in den roten Anzügen gewannen mehr und mehr an Raum. Schüsse peitschten. Rhodan hob seine Waffe. »Wir geben nicht auf! Da drüben ist eine Deckung!« Er zeigte auf einen Krater, der noch rauchte.
»Aber … Thort …«, stammelte Lossoshér und sah den Dreiäugigen verzweifelt an. »Ihr habt gesagt …«
»Na los!«, brüllte Rhodan. »Für Vorwürfe ist keine Zeit!« Zusammen mit Chaktor packte er Lossoshér und trug ihn zum Krater. Ein Schuss streifte seinen Helm. Er hörte das Pfeifen des Projektils.
Sie warfen sich in die Deckung. Kugeln schossen über sie hinweg. Es war vorbei. Gegen diese Übermacht hatten sie keine Chance.
»Wir werden sterben«, sagte Chaktor unheimlich ruhig. Er sah Rhodan an. »Es war mir eine Ehre …«
Rhodan entdeckte eine Bewegung zwischen dem Rot der Angreifer. Er packte Chaktors Arm. »Nein!«, sagte er fest. »Wir sterben nicht, mein Freund!«
»Bei allen schwarzen Löchern«, stieß Bull hervor. »Das ist doch …« Er verstummte.
»Thora!«, rief Perry, den Blick durch den Rauch auf die neu hinzugekommenen Soldaten gerichtet. Er konnte es selbst kaum glauben. Ein großer Trupp kam ihnen zu Hilfe, angeführt von einer Soldatin mit langen weißen Haaren, die unter dem Helm hervorquollen. Es konnte nur Thora sein. Sie wütete unter den Feinden mit unnachgiebiger Härte. Zwei grelle Explosionen flammten auf und ließen Thoras rote Augen funkeln.
Wie eine Kriegsgöttin, dachte Rhodan schaudernd und beeindruckt zugleich.
Die Städter flohen. Innerhalb von Sekunden hatte sich die Situation vollkommen gewandelt.
Rhodan stand auf und hob die Hand. Sein Puls schlug im Hals, er hätte schreien können vor Freude und Erleichterung. Dabei freue ich mich nicht nur zu überleben, erkannte er erstaunt. Es ist Thoras Anblick. Sie ist Nerlan entkommen. Wie hatte Thora das nur angestellt?
Thora entdeckte ihn und lief auf ihn zu. Von der gesetzten englischen Lady war in diesem Moment nichts übrig. »Rhodan!« Sie schenkte ihm ein Lächeln und sah durch letzte Rauchfäden in die Runde. »Sie leben!«
»Was ist mit Sue?«, fragte Bull besorgt, während hinter ihm Chaktor und Lossoshér den reinsten Freudentanz aufführten. Auch Guall wirkte gelöst.
»Sie ist bei Rukaar.« Thora wies auf eine Gestalt in einem eindrucksvollen Kampfanzug. Im Gegensatz zu Thoras Helm war der von Rukaar komplett geschlossen.
Rhodan erkannte eine kleinere Gestalt, die hinter Rukaar ging, sich ihnen aber rasch näherte, als sie sie entdeckte. Auch Rukaar kam auf sie zu.
»Alle aufstehen und vortreten!«, ordnete Guall mit strenger Stimme an. »Das ist ein historischer Moment. Nehmt Haltung an!«
Rhodan folgte der Aufforderung verblüfft. Obwohl Guall so abgerissen aussah wie sie alle, strahlte der erste Thort Würde aus. Der Blick seines dritten Auges richtete sich auf Rukaar.
Wie beeindruckend er ist. Rhodan drückte Thoras Hand. Neben ihm fiel Sue in Bulls Arme.
Rukaar erreichte sie, umgeben von ihren Männern und Soldaten. Zahlreiche Ferronen folgten ihr. Eine feierliche Stille lag über dem Platz. Die Waffen schwiegen mit den Menschen. Langsam nahm Rukaar ihren Helm ab und sah Guall fest an. Die Soldaten aus dem Untergrundschacht taten es ihr gleich. Sie senkten respektvoll die Köpfe. Nach und nach folgten die Umstehenden.
Die Geste, ausgeführt von mehreren hundert Soldaten, ließ Rhodan erschauern.
Rukaar hob ihre Waffe mit beiden Händen hoch in die Luft. Die Blicke aller waren auf sie gerichtet. Rhodan wagte kaum zu atmen. Er ahnte, was Rukaar tun würde.
Die Kommandantin legte das Gewehr ab und warf sich vor Guall auf den Boden. »Thort, verfügt über mich und meine Soldaten!«
11.
Auf der Flucht
Virginia, auf einer Farm, 23. September 2036
Gucky lag wach, an Schlaf konnte er nicht denken. Er lauschte auf den Gang hinaus. Endlich hörte er die Absätze von Bettys Stiefeln jenseits der Gitterstäbe auf dem Stroh knirschen. Betty hatte die Scheune lautlos betreten. Gucky hielt den Atem an. Hatte die blonde Frau es geschafft, den Schlüssel zu stehlen? Er spähte durch das Gitter, Betty lief zielstrebig auf ihn zu.
Die Käfigtür ging mit einem leisen Quietschen auf, Betty bückte sich zu seinem Hals und schob einen Schlüssel in das Schloss. Kurz darauf verschwand das erdrückende Gewicht des Metallhalsbandes.
Gucky nahm einen tiefen Atemzug. »Danke!«, formte er aus Strohhalmen. Aufatmend stellte er sich auf die Beine. Ein herrliches Gefühl.
Betty schenkte ihm ein verlegenes Lächeln, als traue sie sich nicht, den Dank anzunehmen. Sie hielt ihm die Hand hin wie einem Kind, das man über die Straße führen wollte. Gucky griff danach. Sie traten hinaus in den Gang, gingen an roten, eingetrockneten Spritzern vorbei. Vor ihnen lag eine Tür, die Gucky vom Käfig aus nicht hatte sehen können. Sie war aus Holz, mit einer altmodischen Klinke.
Das ist sie. Die Tür in die Freiheit.
Betty ging vor und griff nach der Klinke, als das Holz ihr entgegenschwang. Mit einem Schrei wich sie zurück. Mehrere Menschen drängten nach innen, angeführt von Monk. Alle trugen schwarze Kleidung und hielten Waffen auf sie gerichtet.
Gucky setzte seine Telekinese ein, wollte die Menschen wie tote Blätter davonwirbeln – und scheiterte kläglich. Nadeln bohrten sich in sein Gehirn, sie ließen ihn ächzen. Monks braune Augen richteten den Blick auf ihn. Sie wirkten toter denn je. Unter Monks Aufmerksamkeit brach Gucky mit den Beinen ein, als habe der Braunhaarige ihm in die Kniekehlen getreten.
Langsam wandte Monk sich von ihm ab und konzentrierte sich auf Betty.
»Betty, Betty, Betty«, sagte Monk strafend. »Was tust du nur, Mädchen? Habe ich dir nicht ein schönes Zuhause geschenkt?«
Wie seine Begleiter hielt er eine Pistole in der Hand. Er drängte Betty und Gucky in den Gang zurück. Gucky schleppte sich nur mühsam voran. Der Schmerz ließ etwas nach, solange Monk ihn nicht ansah.
Insgesamt traten fünf Leute hinter Monk ein. Wie er trugen die drei Männer und zwei Frauen schwarze Ledermäntel über schwarzer Kleidung. Im V-Ausschnitt zeigte sich das gleiche Brandzeichen, das auch ihr Anführer trug: der Leidensmann am Kreuz. Sie wirkten eher wie eine Bande als wie religiöse Fanatiker. Zumindest hatten die religiösen Spinner, die Gucky bislang aus den Mediennetzen kannte, anders ausgesehen.
So ein Mist, dachte Gucky fluchend. Seine Hoffnung auf Flucht zerbrach beim Anblick der Waffen.
Bettys Stimme zitterte. »Ich … ich wollte nur mal mit ihm Gassi gehen, draußen am Feld.«
Monk verzerrte das Gesicht zu einer Grimasse. Seine attraktiven Züge sahen dadurch Furcht einflößend aus. Die kalten Augen zeigten, dass er keine Gnade kannte. »Verarsch mich nicht, Mädchen. Es gibt Überwachungskameras. Und ich kann lesen.«
Bettys Augen weiteten sich.
Verzweifelt senkte Gucky den Blick auf das vergammelte Stroh. Aus. Vorbei. Sie hatten verloren. Monk wusste alles.
»Aber … Kameras sind …« Betty verstummte verschämt.
»Die Augen des Teufels?«, endete Monk ungerührt. »Oh ja, das sind sie.« Sein sezierender Blick traf Gucky. »Und der Teufel ist wie ein Tier, angekettet an eisernen Banden. Du darfst ihm nie zu nahe kommen, Mädchen. Doch wenn dein Glaube wahrhaft standhaft ist, kannst du ihm begegnen und ganz dicht herantreten, so weit die Kette reicht. Es ist der richtige Abstand, der eingehalten werden muss. Nicht viele sind in der Lage dazu.« Monk hob die Waffe und richtete sie auf Guckys Kopf. »Aber ich bin es. Ich bin Gottes rechte Hand. Und was bist du?«
Gucky presste sich auf den Boden. Er hatte sich beim Blick Monks instinktiv auf alle viere hinuntergelassen. In den wenigen Tagen war ihm das Spielen eines Tiers in Fleisch und Blut übergegangen. Er wimmerte kläglich. Ich kann ihn nicht täuschen, erkannte er in Monks Gesicht. So fremd ihm die Mimik der Menschen auch war, Monks Züge verrieten Wut, das erkannte er eindeutig. Monk weiß es. Er weiß alles.
»Was bist du?«, herrschte Monk ihn an. »Wieso kannst du lesen? Raus mit der Sprache! Oder willst du sterben?«
Gucky sah den Lauf der Waffe, erinnerte sich daran, wie schnell Monk bereits einmal abgedrückt hatte. Der Fanatiker würde nicht lange zögern. Verzweifelt sah Gucky zu Betty, überlegte, ob er einen Sprung riskieren sollte. Er spürte eine Faust in seinem Hirn, die mehrere Areale zu packen und sie zusammenzuquetschen schien. Ein Sprung war unmöglich. Flehend blickte er in Bettys entsetztes Gesicht. Hatte die Menschenfrau eine rettende Idee?
Monk fing den Blick Guckys auf und riss die Waffe herum. Er zielte auf Bettys Stirn. »Also gut. Wenn du nicht hören willst, Wauzi, dann töte ich eben deine kleine Freundin.«
Monks Finger bewegte sich. Gucky erkannte, dass Monk ihm nicht drohte. Das wahnsinnige Kleinohr verlor keine Zeit. Es schoss!
Mit der Kraft der Verzweiflung gelang es Gucky, die Waffe telekinetisch zur Seite zu stoßen. Ein winziges Stück nur, aber die Folgen waren weitreichend. Eine Frau schrie markerschütternd auf. Die Schwarzgewandete neben Monk war getroffen. Sie hielt sich brüllend den Bauch.
Monk war abgelenkt, er wirbelte herum. Sein Kinn klappte nach unten.
Der Griff in Guckys Hirn ließ nach, er spürte seine Kraft zurückkommen. Hastig packte Gucky Bettys Hand und sprang. Es war die Todesangst, die ungeahnte Kräfte weckte und ihm den Sprung möglich machte. Und der günstige Moment, denn Monks mentaler Griff war fort.
Der Gang mit der brüllenden Menschenfrau verschwand. Um sie her tauchten die nachtdunklen Gebäude einer Farm auf. Sie standen unter dem Licht der Sterne. Über ihnen bedeckten Wolken Teile des Himmels. Weit waren sie nicht gekommen. Noch immer hörte Gucky die Angeschossene. In seinem Kopf pulsierte vernichtender Schmerz, auf den er keine Rücksicht nahm. Ich war einst ein Kämpfer, erinnerte er sich. Unangenehme Gedanken stiegen in ihm auf, die er rasch verdrängte. Dafür blieb keine Zeit. Sie mussten weg.
Betty zitterte am ganzen Körper. Bei jedem Schrei aus der Scheune zuckte sie zusammen. »Muss Serlice sterben?«
»Bei allen Möhren, Betty, wir müssen sterben, wenn du dich nicht zusammenreißt!«, brachte Gucky hektisch hervor. Er glaubte nicht, noch einmal teleportieren zu können. »Konzentrier dich! Wo ist dieses Loch im Zaun? Bring uns raus!«
Betty drückte seine Hand und nickte. Entschlossen rannte sie los. Gucky hatte Mühe, ihr mit seinen kurzen Beinen zu folgen. Stöcke und Steine gruben sich in seine Fußsohlen. Sie hetzten an einer Viehtränke neben einem verrotteten Traktor entlang.
Betty brachte ihn an einen gut zwei Meter hohen Metallzaun. Die Erde machte sich an einer Stelle selbstständig und flog hoch in die Luft. Hinter ihnen wurden Stimmen laut. Monk brüllte Befehle.
»Ich will diese Satansbrut tot!«, kreischte er. »Sie lassen sich nicht für die gerechte Sache Gottes verwenden! Knallt sie ab!«
»Schneller!«, drängte Gucky. Oh, bitte, Betty, schneller! Er hätte ihr gern geholfen, doch der Schmerz in seinem Hirn machte ihm die Telekinese unmöglich. Der Sprung ins Freie hatte seine Kräfte aufgezehrt.
»Na los!« Die Grube lag frei. Betty ließ ihm den Vortritt. Gucky wälzte sich durch das Loch, Betty folgte dichtauf. Sie kamen auf eine Wiese, unweit eines ungeernteten Maisfelds. Das Gras reichte Gucky bis zu den Knien.
»Ins Maisfeld!«, rief Gucky Betty zu. »Wenn du gebückt läufst, können sie uns da drin nicht sehen!«
Sie sprinteten los. Scheinwerfer flammten auf und warfen lange Schatten von ihren Körpern auf das Gras. Schüsse knallten.
Die meinen es ernst, dachte Gucky entsetzt. Er hatte gehofft, die Kleinohren würden wenigstens versuchen, sie lebend zu fangen, doch Monks Worte waren eindeutig gewesen. Monk wollte ihn und Betty tot sehen.
Kalter Wind trocknete die Schweißperlen in Guckys Fell. Seine Nase schien in brennenden Kohlen zu liegen, so stark war seine Angst. Gucky musste sich zwingen weiterzulaufen. Kugeln pfiffen ihnen um die Ohren. Zweimal schrie Betty auf, als wäre sie getroffen, aber es war nur der Schreck vor dem Knall dicht neben ihr.
Hinter ihnen liefen Motoren an. Hunde bellten drohend.
»Sie verfolgen uns!«, rief Betty atemlos. In ihren Augen standen Tränen vor Furcht und Aufregung.
Gucky brauchte seine ganze körperliche Kraft, um sie weiterzuziehen. Er ahnte, dass es wenig Aussicht auf Erfolg hatte, zu fliehen. Schon in wenigen Minuten würden die Verfolger sie eingeholt haben. Aber an Aufgeben war nicht zu denken.
Sie hetzten durch das Maisfeld, brachen aus ihm heraus auf einen ausgetrockneten Feldweg. Guckys Blicke hefteten sich auf den unebenen Boden. Jeder Sturz durch ein Erdloch konnte das Ende bedeuten. »Weiter!«, rief er Betty zu.
Von zwei Seiten näherten sich Fahrzeuge. Hinter ihnen bellten die Hunde, brandeten Stimmen auf. Die von Monk war auch darunter.
»Bleibt stehen, dann verschone ich euer Leben vielleicht!«
Gucky drehte sich im Kreis, die schluchzende Betty an der Hand. Wohin sollten sie sich wenden? Wenn er doch nur teleportieren könnte. Er entschied, in ein weiteres Feld einzutauchen, und hatte die Pflanzen fast erreicht, als ein lautes Knurren ihn herumfahren ließ.
Ein schwarz befelltes Monster stürzte zähnefletschend aus der Dunkelheit auf Gucky zu. Es war fast so groß wie er selbst. In einer rotbraunen Schnauze schimmerten zahlreiche weiße Zähne. Betty schrie, Gucky ließ sie los und riss schützend die Arme hoch. Das Tier sprang gezielt an seine Kehle. Es fiel winselnd zu Boden, noch ehe es ihn erreichte. Eine für Gucky unsichtbare Macht hatte es zu Fall gebracht.
Was … Gucky verstand es nicht. Hatten die Verfolger das Tier erlegt? Wollte man sie nun doch lebend fangen?
Monk trat aus dem Maisfeld heraus, die Waffe in der Hand. Sein schwarzer Ledermantel flatterte hinter ihm her, die Haare hingen ihm wirr ins Gesicht. »Dafür zahlt ihr Kreaturen! Wie konntet ihr es wagen, eine Kriegerin Gottes zu verletzen?«
»Die Waffen fallen lassen!«, befahl eine zornige und zugleich vertraute Stimme über Gucky. Ein Lautsprecher verstärkte die Worte.
Tatsächlich ließ der verblüffte Monk die Hand sinken. Auch die drei Männer hinter ihm senkten ihre Pistolen. Sie traten langsam aus dem Feld und starrten nach oben, als hätten sie eine Erscheinung.
Julian Tifflor! Gucky fuhr herum, legte den Kopf in den Nacken und sah Tiff, der sich – in Begleitung von gut zwanzig Männern und Frauen in arkonidischen Kampfanzügen – von oben zu ihnen herabsenkte. Er und seine Leute schienen mitten aus dem Himmel zu kommen. In den Händen der so unvermittelt angerückten Kavallerie lagen arkonidische Strahler. Sicher waren sie es gewesen, die den Monsterhund in letzter Sekunde ausgeschaltet hatten.
»Dämonen!«, keuchte ein Schwarzgewandeter hinter Monk, riss die Pistole hoch und eröffnete das Feuer. Kugeln prallten in arkonidische Schirme und lösten sich in ihnen auf.
Gucky sprang mit einem Satz zu Betty, riss sie mit sich, ein gutes Stück von Monk und der Gefahr fort. Ein kurzer, heftiger Schusswechsel entbrannte. Zwei der drei schwarz gewandeten Kleinohren stürzten auf den Feldweg und rührten sich nicht mehr. Vermutlich hatten Tiff und seine Leute sie betäubt.
»Feuer einstellen!«, herrschte Monk seine Leute an. Inzwischen hatten weitere Fanatiker den Feldweg erreicht. Auch die beiden Wagen kamen bei ihnen an und hielten. Weitere Schwarzgewandete stiegen aus und starrten nach oben. Immer mehr Menschen in arkonidischen Anzügen zogen sich am Himmel zusammen. Ihre Schutzschirme schimmerten im Sternenlicht. Inzwischen flogen gut vierzig von ihnen weiträumig über dem Feld. Das Bild beeindruckte Gucky tief.
Monks Stimme klang heiser im Angesicht der Übermacht. »Wir ergeben uns.«
»Entwaffnet sie!«, rief Mildred Orsons, die mit desaktiviertem Schutzschirm neben Gucky landete. »Und nehmt euch die Farm vor, da sind sicher noch mehr von ihnen!«
»Mildred!« Gucky streckte die Arme nach der Schwarzhaarigen aus. Er drückte sich an den Kampfanzug. Die Erleichterung war übermächtig. Er und Betty würden leben. Die Gefangenschaft war vorbei. »Wie habt ihr uns gefunden?«
Julian Tifflor flog zu ihnen und grinste ihn durch das Helmvisier an. »Altmodische Ermittlungsarbeit. Maro war gegen einen angemessenen Geldbetrag bereit, uns zu dem Hehler zu bringen. Der erzählte uns von Moncadas. Aber Greg Heston wusste nur grob, woher Moncadas kam. Irgendwo aus Virginia. Also informierten wir Mercant und Adams und baten sie, uns zu unterstützen. Sie gaben uns Leute. Caroline Frank wurde auf dich angesetzt, eine Parabegabte, doch sie konnte nicht mehr tun, als den Raum auf etwa vierhundert Quadratkilometer einzugrenzen, in dem du sein musstest. Irgendetwas blockierte ihre Finder-Gabe. Der Rest waren flächendeckende akustische Überwachung und solide Fahndung.«
Tiff verzog das Gesicht. »Schon ein wenig Orwell, aber wir wollten dich um jeden Preis finden. Das Anwesen von diesen religiösen Spinnern war natürlich besonders verdächtig, aber einer Erstkontrolle hielt es leider stand. Der Schusswechsel führte uns letztlich her. Frag nicht, was wir vorher noch alles erlebt haben. In diesem Landstrich ballert jeder Zweite rum oder redet verdächtiges Zeug.«
Gucky wusste, dass Tiff übertrieb, aber das kümmerte ihn nicht. Die Erleichterung, gerettet worden zu sein, überwog alles andere. Er hätte fliegen können vor Freude, wenn sein Körper nicht so ausgelaugt gewesen wäre. Erschöpft sah er zu Betty Toufry hin, die sich verunsichert an die Maispflanzen drückte und sich im Hintergrund hielt. Sie schien von der Situation und den vielen fremden Menschen überfordert zu sein. Ihr Blick war gesenkt, der Rücken runder als je zuvor.
»Es wird alles gut, Betty«, sagte Gucky leise. Er ging zu der jungen Menschenfrau und nahm ihre Hand in seine. »Du hast mir geholfen, die Gefangenschaft zu überstehen und zu entkommen – nun helfe ich dir. Du wirst ein neues Leben in Terrania kennenlernen, und ich bin für dich da.«
Betty hob den Kopf und schenkte ihm ein schüchternes Lächeln. Es machte sie schön.
Gucky sah Tiffs und Mildreds überraschte Blicke. Auch die umherstehenden Männer und Frauen unter Tiffs Kommando hatten sonderbare Gesichtsausdrücke, die Gucky nicht klar deuten konnte. Vielleicht war es unter Menschen nicht üblich, so offen miteinander zu sprechen? Gucky war es egal. Er vergaß niemanden, der Gutes für ihn tat.
Entschlossen hob er den Kopf und sah zu Tiff auf. Im Grunde wollte er nur noch schlafen, an Ort und Stelle zusammenbrechen. Das Gras roch herrlich, der Wind verhieß Freiheit. Zehn Stunden Ruhe unter freiem Himmel und danach eine Raumschiffsladung Karotten – das wünschte er sich von Herzen. Aber es gab noch etwas Wichtiges zu tun.
Erneut streckte er seine Gedankenfühler aus. Die Kopfschmerzen flammten unter der Anstrengung auf, ihm wurde schwindelig. In Guckys Ohren summte es, ein Hammer drosch unbarmherzig auf seine Schädeldecke ein.
»Julian …«, brachte er mühsam hervor, »… ich glaube, dein Vater ist hier. Unter dem Haus … dort sind …«
Gucky brach mitten im Satz ab, sein Gehirn krampfte, er wimmerte gepeinigt. Die mentale Belastung war zu groß. Schwärze umfing ihn.
Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.


