Kitabı oku: «Phantastika Magazin #357: April/Mai/Juni 2021», sayfa 10

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AT: PR 3119 spielt weiterhin im Ghuurdsystem, es gibt Gaids, Neunväter der Maahks, einen verlassenen Industriekomplex und weitere Erkenntnisse über den Krummen Gryllner. Was ist dein Lieblingsort, was deine Lieblingsfigur in diesem Roman?

RC: Ein Gutteil der Handlung spielt im Weltraum auf Raumschiffen, und eine solche Umgebung macht für mich den Reiz der Science-Fiction aus. Wenn wir nicht mehr davon träumen, zu den Sternen zu reisen, können wir einpacken. Besonders hat mir gefallen, dass ich wegen der Schäden, die an einem der Raumschiffe auftreten, einen Ausfall der künstlichen Schwerkraft beschreiben konnte – das betont die Besonderheit dieser Umgebung.

Meine Lieblingsfigur ist selbstverständlich Gucky – wer sonst?

AT: Der Weltraum-Schwerpunkt passt ja dann gut zu dem eindrucksvollen Trikubus-Raumschiff der Munuam auf dem Titelbild. Weltraum, Cyberspace: Du stellst ziemlich viele Videos übers Schreiben, über Perry Rhodan und weitere SF und Fantasy her. Was gefällt dir daran?

RC: Dass ich nicht schreiben muss. Das Schreiben ist mein Beruf, da setze ich mich ab und zu auch gern entspannt vor eine Kamera und erzähle ein bisschen. Je nach Thema ist zudem hilfreich, dass ich in diesem Format Dinge zeigen kann, indem ich sie einblende.

Seit ein paar Wochen bin ich zudem jeden Donnerstag um 21:00 Uhr auf Twitch, wo ich mich mit einem Gast über ein Thema unterhalte. Das ist eine schöne Gelegenheit, mal wieder etwas mit Kolleginnen und Kollegen oder auch Fans zu machen, zu denen man nur sporadisch Kontakt hat.

AT: Vielen Dank für die Auskünfte, Robert

RC: Es war mir eine Freude.

Weiterführende Links:

Link zu Robert Corvus’ Website:

https://www.robertcorvus.net/

Der YouTube: Kanal:

https://www.youtube.com/user/robertcorvusautor/

Der Twitch-Kanal:

https://www.twitch.tv/robertcorvus

Comic-Kolumne: Unbedingt reinschauen!

von Uwe Anton

Europa – Der Eismond

Mit Europa – Der Eismond legen Leo (Luiz Eduardo de Oliveira, *1944 in Rio de Janeiro, Brasilien), Rodolphe (Rodolphe Daniel Jacquette, *1948 in Bois-Colombes, Frankreich) und Zoran Janjetov (*1961 in Subotica, Jugoslawien) den ersten Band einer weiteren eigenständigen Serie vor, die später in Leos geschlossenes Science-Fiction-Universum integriert werden könnte. Spekulationen darüber sind müßig und auch unnötig: Die beiden alten Herren Autoren leisten hervorragende Arbeit, und der Band ist aus sich heraus eigenständig und völlig verständlich. Janjetov erstellte wie auch schon bei Centaurus die Zeichnungen nach dem Szenario der beiden Ideengeber.

Europa – Der Eismond ist genauso die Geschichte eines Aufbruchs wie die einer Ankunft. Unter der gewaltigen Eisschicht des vierten Jupitermonds Europa liegt ein ebenso gewaltiger Ozean, in dem sich Lebensformen entwickelt haben. Zwei Expeditionen dorthin sind unter mysteriösen Umständen gescheitert, ihre Teilnehmer kamen ums Leben. Ein dritter Erkundungstrupp soll ermitteln, was mit ihnen geschehen ist.

Die rasch zusammengestellte Besatzung ist nicht gerade glücklich, an der Mission teilnehmen zu müssen: Die »aufsässige« Pilotin Suzanne Saint-Loup etwa, die Hauptperson der Geschichte, wird ausgewählt, weil sie als einzige die Spezialfähre fliegen kann, die zum Einsatz kommen soll; der Planetenforscher Winston Pump verweigert die Teilnahme geradeheraus und wird sozusagen zwangsverpflichtet. Das Personal bietet also schon genug Potential für zukünftige Konflikte.

Und sogar – sieh an, sieh an! –, die Kirche hat ihre (schmutzigen) Finger im Spiel. Offensichtlich sind die bisherigen Ereignisse auf Europa imstande, die Grundlagen »unseres Glaubens, unserer Geschichte, unseres Lebens« in Frage zu stellen, wie ein Jesuit es ausdrückt. Sein Orden hat einen Spion eingeschleust, dessen Identität die Autoren allerdings noch nicht enthüllen.

Aber auch die Amish mischen mit und entpuppen sich als mörderische Bombenleger, die den Produzenten der Sendung Science of Tomorrow, die nach ihrer Auffassung »permanent den Geist Gottes und die Religion verhöhnt«, kurzerhand in die Luft sprengen. Das ist sehr mutig: Selten zuvor wurde in einem Comic so massive Religionskritik geäußert. Hut ab!

Jedenfalls landet die Kommandant Gagarin auf Europa und stellt erste Nachforschungen an. Auf der letzten Seite des Albums wird dann gezeigt, dass die Besatzung nicht allein ist und beobachtet wird …

Die einzelnen Versatzstücke der Handlung sind spannend und phantasievoll in Szene gesetzt, die Schilderung der Personen ist gut durchdacht und bietet viele Möglichkeiten für die weitere Handlung. Die technischen Gimmicks bleiben einfallsreich und glaubwürdig, wie etwa der Lift, mit dem das ewige Eis durchdrungen und der Ozean darunter erreicht wird, der zur Überraschung der Forscher über eine Küste verfügt.

Europa – Der Eismond ist einer der interessantesten Science-Fiction-Titel in diesem Comic-Jahr. Der einzige Wermutstropfen ist, dass man nun ein Jahr auf die Fortsetzung warten muss. Dennoch: unbedingt reinschauen!


Monsters

Barry Windsor-Smiths Monsters ist schon lange vor dem Erscheinen zu einer Art Legende unter den amerikanischen Comics geworden. Seit 35 Jahren soll der Autor und Zeichner, der mit den ersten Comic-Heften rund um den Barbaren Conan seinen späteren Ruhm begründete, an dem Band arbeiten.

Der ungleich berühmtere Autoren-Kollege Neil Gaiman etwa weiß zu erzählen: »Vor fast zwanzig Jahren las ich eine noch unvollendete Version und war schockiert und erstaunt über die Kraft und Zartheit der Erzählkunst, von der Ehrlichkeit der familiären Beziehungen, von dem Gefühl, dass dieses Buch von jemandem geschaffen worden war, der bereit war, so viel zu enthüllen und so tief zu gehen, um die Geschichte zu erzählen, die er erzählen musste.«

Nun liegt das Buch endlich vor und kommt mit seinen mehr als 360 Seiten dick und opulent daher.

Barry Windsor-Smith (*1949 in London, England) betrat Ende der 1960er-Jahre die Comic-Bühne mit ersten Geschichten über die X-Men und Daredevil, die noch ziemlich konventionell im Marvel-Stil gehalten waren; das erste Heft zeichnete er an einem Wochenende in zwei Tagen.

Den großen Durchbruch schaffte er 1970, als er sich zusammen mit dem damaligen Marvel-Texter Roy Thomas an den Robert-E.-Howard-Helden Conan wagte, den er mit etwa 25 Geschichten fest in der Comic-Welt etablierte. Noch heute, 50 Jahre später, erlebt Conan regelmäßig seine Comic-Abenteuer.

Aufgrund von »Arbeitsüberlastung« (laut Marvel) bzw. »kreativen Differenzen« (laut Windsor-Smith) stieg er aus der Serie aus, gründete mit seinen Kollegen Berni Wrightson, Mike Kaluta und Jeff Jones das Label The Studio und veröffentlichte mit diesen unter diesem Titel einen prachtvollen Bildband; einen der ersten, der den Weg für zahllose weitere Titel dieser Art bereitete.

In den 1990er-Jahren versuchte Windsor-Smith mit den unabhängigen Serien The Freebooters, Young Gods und The Paradox-Man ein eigenständiges Universum zu schaffen, scheiterte jedoch jeweils nach wenigen Ausgaben.

Um die Jahrtausendwende veröffentlichte Fantagraphics mit Opus 1 und 2 autobiographische Coffee-Table-Book-Kunstbücher mit Überblicken über Windsor-Smiths Werk.

Monsters ist sein erstes Buch seit dem Jahr 2005.

Veröffentlicht im annähernden Magazin-Format, also ein gutes Stück größer als ein amerikanisches Comic-Heft, ist der Band in Schwarzweiß gehalten, was vielleicht der einzige kleine Wermutstropfen ist. Auch wenn das Buch ursprünglich als Farbausgabe geplant war, hätten die Kosten für eine Kolorierung wohl jeden finanziellen Rahmen gesprengt. So hat Windsor-Smith Monsters dann ziemlich schnell als Schwarzweiß-Veröffentlichung fortgesetzt, wie auch die Zeichnungen aufzeigen, die die Handlung unglaublich detailliert vorantreiben. Die bloße Vorstellung, diesen Band als Farbausgabe in den Händen zu halten, ist jedoch atemberaubend.

Windsor-Smith war, auch am Beginn seiner Karriere, als er nur als Barry Smith bekannt gewesen ist, schon immer ein begnadeter Zeichner, doch als Autor hat er sich leider schon immer schwergetan und überschätzt. Dies setzt sich nahtlos bis zu Monsters fort.

Die Geschichte beginnt 1949 in Providence, Ohio, als Tom Bailey seinem Sohn Bobby ein Auge ausschlägt. Der Krieg hat den Spätheimkehrer verändert; Bailey ist nicht mehr der liebevolle Vater, der er vorher war. Ausgerechnet jener Bobby meldet sich 1964, 15 Jahre später, freiwillig zu einem Experiment der Army, dem Projekt Prometheus, bei dem Nazi-Experimente an Menschen mit dem Ziel fortgesetzt werden, einen Super-Soldaten zu schaffen. Das Projekt schlägt fehl, und aus Bobby wird ein entstelltes Monster mit retardiertem Verstand, das wie einst Frankensteins Ungeheuer durch die Buchseiten die Flucht vor der Army antritt, die alles vertuschen will.

Äh – ja. Die genannten Versatzstücke sind mehr als nur bekannt. Captain America trifft Hulk?

Wie Windsor-Smith in einem ausführlichen Gespräch mit Brian Hibbs für Comix Experience erklärte (der Monsters direkt zum »Comic des Jahres« ernannte), beruht der umfangreiche Comic-Roman in der Tat auf einer ursprünglich 17-seitigen Geschichte für den Hulk, die er dann zu seinem Magnum Opus umarbeitete. Namen wie "General Roth" (statt "Ross" aus dem Hulk) weisen noch deutlich darauf hin.

Natürlich begnügt sich der Engländer nicht damit, sich in solche Niederungen der amerikanischen Comics der 1940er- und 1960er-Jahre zu begeben, sondern fängt erst jetzt an, seine Geschichte zu erzählen. Und zu erzählen. Und zu erzählen.

Es geht um Sergeant Elias McFarland, den farbigen Projektleiter, der sich immer mehr von seiner Familie (und seiner Comicsammlung!) entfremdet, der aber der einzige ist, der immerhin ein gewisses Interesse an Bobby zeigt. Er setzt sich für ihn ein und versucht, ihn zu schützen, was zu ellenlangen Gesprächen beim Abendessen führt. Ein ähnliches Gespräch führt auch ein anderer Projektleiter, John Powell mit seinem Vorgesetzten am Telefon. Wenn Windsor-Smith auf S. 216/217 über dreißig Panels hinweg Powells Kopf zeigt, muss er schon einige interessante Perspektiven darstellen. Wer da von »talking heads« spricht, obwohl die erst knapp 20 Jahre später die Bühne betraten, hat nicht ganz Unrecht.

Was genau erzählt Windsor-Smith denn nun? Eine Familiengeschichte, komplett mit Liebe, Ehebruch und Veränderungen, die Geschichte eines Kindes, das zum Monstrum heranwächst? Eine Spionagegeschichte aus dem Zweiten Weltkrieg? Oder gar eine übersinnliche Parabel rund um Schuld und Sühne? Nun, der Autor greift all diese Themenkreise auf. Das Mammutwerk heißt nicht umsonst Monsters (Plural) und nicht Monster (Singular); es gibt mehrere Monstren in diesem Buch, nicht nur das augenscheinlich Offensichtliche. Die titelgebenden Monster der Geschichte offenbaren sich nur nach und nach, werden »real und metaphorisch, prosaisch und ironisch« und verleihen der Geschichte damit ihre emotionale und moralische Bedeutung. Meint zumindest der amerikanische Umschlagtext.

Da Windsor-Smith vielleicht von seiner Schwierigkeit weiß, eine kohärente Geschichte zu erzählen, versucht er, aus der Not eine Tugend zu machen, und greift zu einem einfachen literarischen Kniff: Er erzählt nicht linear, sondern fügt die Blöcke dort ein, wo es ihm am besten passt. Das führt allerdings zu einer zunehmenden Verwirrung und Befremdung beim Leser, der sich die Geschichte erst erschließen muss. Deren Herzstück, das zur Nazizeit spielt und die Grundlagen schildert, kommt z. B. erst ganz zum Schluss.

Wohltuend fällt hier einerseits auf, dass der Autor kein Blatt vor den Mund nimmt und das Treiben der »Herrenmenschen« als das schildert, was es war: nämlich völlig pervers. Und andererseits, dass die Deutschen hier ausnahmsweise nicht das typische amerikanisch-deutsche Kauderwelsch sprechen, das man aus anderen amerikanischen Comics kennt (»Du Schweinhund Du!«), sondern ihren Wahnsinn in einwandfreiem Deutsch von sich geben.

Man braucht vielleicht zwei oder mehr Lesedurchgänge, um herauszufinden, was genau Windsor-Smith dem Leser nun sagen will. Die Geschichte oszilliert zwischen zwei Polen: der eindringlichen Schilderung von Menschen, die versuchen, ihr Leben zurückzubekommen und einer epischen politischen Odyssee durch zwei Generationen der amerikanischen Geschichte. Das hebt sie weit über eine reine Anti-Kriegs-Geschichte hinaus.

Vielleicht haben aber auch jene Leser nicht ganz unrecht, die befürchten, dass die grafische Opulenz und Brillanz den literarischen Eigenwert der Story stark übertünchen und sich fragen, ob diese Geschichte ganz einfach »nicht so aufregend« ist und die »Charaktere nicht so interessant oder auch nur einnehmend« sind, dass man wirklich Anteil an ihrem Schicksal nimmt.

»Vielleicht hat der Autor gar nicht so viel zu erzählen …«

Das sollte man aber wirklich selbst herausfinden. Daher (allein schon der fabulösen Zeichnungen wegen!): unbedingt reinschauen! Die deutsche Ausgabe erscheint allerdings erst Anfang November.


Die drei Joker

Ist es möglich, fragen sich Batman und seine Freunde und Kollegen Batgirl (Barbara Gordon) und Red Hook (Jason Todd, früher Robin), dass es nicht nur einen Joker gibt, sondern deren gleich drei? Und dass es diese vielleicht sogar immer schon gegeben hat? Diesen Eindruck könnte man jedenfalls gewinnen, da nun Die drei Joker (so auch der Titel des besprochenen Werks) gleichzeitig an drei verschiedenen Orten zuschlagen.

Gordon und Todd haben schon ihre ureigenen unangenehmen Erlebnisse mit dem Killerclown von Gotham City gehabt. Der Tochter von Polizeichef Gordon hat der Joker (in der Story The Killing Joke) skrupellos in den Bauch geschossen, woraufhin sie andere Helden für lange Zeit nur noch im Rollstuhl beraten konnte.

Und Todd hat der Joker sogar ermordet. Diesen Eindruck hatte der Leser jedenfalls, bis sich dann herausstellte, dass der kleine Jason irgendwie doch überlebt (ja, verdammt, wir sprechen hier nun mal über Comic-Serien!) und eine neue Karriere als Red Hood gestartet hat. Dieser Red Hood ist allerdings nicht mit dem wohlerzogenen Todd zu vergleichen, den Batmans hehre Ideale fast das Leben gekostet haben: niemanden töten, kein Gebrauch von Schusswaffen, Gewalt auf Prügeleien beschränken. Eben ein anständiger Superheld bleiben.

Red Hook ist da von anderem Kaliber. Er läuft mit einer Knarre rum und zögert nicht, sie beim Joker, der ihm so viel Schreckliches angetan hat, und seinen (unfreiwilligen) Helfern auch mit einem finalen Schuss gezielt einzusetzen. Sprich: jemanden zu erschießen.

Denn es bleibt nicht bei drei Jokern. Schon bald laufen buchstäblich dutzende, wenn nicht sogar hunderte von ihnen herum, die alle von den drei Jokern in den Dienst gepresst und mit der Hilfe von Chemikalien verändert wurden – oder vielleicht doch nur von dem einen echten?

Natürlich beschränkt sich Die drei Joker nicht darauf, die Helden gegen eine Übermacht von Widersachern antreten und sie sich mit diesen prügeln zu lassen; die Graphic Novel in drei Teilen erzählt auch noch eine nachvollziehbare Geschichte. Oder auch zwei.

Bruce Wayne etwa ist ja zu Batman geworden, weil der Straßengangster Joe Chill nach einem Kinobesuch (der Film: natürlich Zorro!) seine Eltern überfallen und erschossen hat und der kleine Bruce dabei hilflos zusehen musste. Eine Zufallstat, wie der Comic-Kenner seit 82 Jahren glaubt. Aber war es wirklich eine? Die drei Joker greift auf diesen Anfang zurück. Nach einigen durchaus cleveren Verwicklungen stellt sich den Helden – und dem Leser – die Frage, ob diese Bluttat nicht vom Joker geplant und inszeniert worden ist. War er damals schon aktiv und die eigentliche Kraft hinter den Morden? Steckt in Wirklichkeit er hinter diesem Anschlag? Und wenn ja, warum?

Auftritt: Chill: Der inzwischen sehr alte Mann liegt im Sterben. Batman sucht ihn im Gefängnis auf, kommt jedoch zu spät. Der Joker hat ihn entführt. Es kommt zu irrwitzigen Szenen; der Joker will Chill in ein Becken mit eben jenen Chemikalien hinablassen, in die er gestürzt ist, als er zu Batmans absolutem Erzfeind wurde. Will er diesen Greis tatsächlich zu einem neuen Joker machen? Wohl eher nicht.

Der Sinn hinter dem allem? Muss es einen geben? Den Joker zeichnet von Anfang an aus, dass er absolut durchgeknallt ist, mitunter völlig irrational handelt, mitunter aber auch höchst intelligent und durchdacht. Er ist in der Tat ein vielschichtiger Gegenspieler Batmans, der überdies von zahlreichen Autoren auf unterschiedlichste Art und Weise interpretiert wurde. Die Antwort auf all diese Fragen ist, wenn man sich im Batman-Universum ein wenig auskennt, so überraschend wie lapidar, so abstrus wie logisch. Eben wie der Joker …

Erzählt wird dies alles noch etwas besser konstruiert, als es hier wiedergegeben wird, praktisch auf drei Ebenen: der Kriminelle, der Komödiant, der Clown – die drei Gesichter und Wesenszüge des Jokers tragen die Handlung, treiben sie voran.

So vielschichtig die Geschichte ist, so brillant sind die Zeichnungen.

»Der wichtigste Joker-Comic seit BATMAN: KILLING JOKE!«, lobt der Klappentext.

Was sich wie ein üblicher Werbespruch liest, entpuppt sich hier zur großen Überraschung des Autors dieses Artikels als alles andere als übertrieben.

Jason Fabok hat seinen Alan Moore und Brian Bolland nicht nur gelesen, sondern geradezu studiert, und dieser Band steht auch optisch eindeutig in der Tradition des berühmten Vorläufers. Immer wieder weisen die Zeichnungen und die Farbgebung auf die ausgezeichnete Graphic Novel hin, die Batman schon 1988 fit für das neue Jahrtausend machte und auf ein ganz neues Niveau hob. Zum Teil kopiert Fabok die Panelaufteilung, zum Teil spielt er mit ihr, variiert sie und wandelt sie ab. Dadurch bleibt Lächeln, bitte! – so der Titel der deutschen Originalausgabe aus dem Jahr 1990 – stets in Erinnerung. Die drei Joker lädt zum Blättern in diesem Band ein, zur erneuten Lektüre, überzeugt aber auch als eigenständiges Werk auf ganzer Linie.

Also: unbedingt reinschauen!


Dying Is Easy

Im Gegensatz zu den Hill House Comics, einem neuen Label des Verlags DC, bei dem unter der Ägide von Joe Hill (*4. Juni 1972 in Hermon, Maine) fünf abgeschlossene Comic-Serien erschienen (mehr Informationen dazu im Corona Magazine 2020/4), wurde Dying Is Easy von Stephen Kings Sohn und Zeichner Martin Simmonds, der so neu in der Branche ist, dass kaum Informationen über ihn vorliegen, zuerst als fünfteilige Heftserie beim Verlag IDW veröffentlicht. Später legte Hill die gesammelten Hefte in einer wohlfeilen Hardcover-Ausgabe vor.

Dying Is Easy kommt ohne übersinnliche Elemente aus. Es ist also keine Horror-Story … zumindest nicht per definitionem, auch wenn sie sich bemüht, ziemlich schrecklich zu sein. Hauptperson ist der Stand-up-Komiker Syd »Shit Talk« Homes, ein ehemaliger Polizist, der den Dienst quittieren musste und nun versucht, sich als Bühnen-Komödiant über Wasser zu halten. Seine Pointen sind von seinen Erfahrungen im Polizeidienst geprägt und daher vielleicht nicht unbedingt die lustigsten, auch wenn sein Zynismus ganz gut ankommt.

Viel erfolgreicher, aber unter den Kollegen auch weniger beliebt, ist sein Kollege Carl Dixon, der drauf und dran ist, zum Superstar unter den Komödianten zu werden. Allerdings ist in der Branche bekannt, dass er seine Gags von Kollegen klaut. Als Dixon ermordet wird, gerät Homes unter Verdacht, und die Polizei-Routine ist gnadenlos: Er wird vorverurteilt und zum Zentrum der Ermittlungen.

Von diesem Zeitpunkt an gerät die Graphic Novel völlig außer Kontrolle. Homes muss untertauchen, kennt sich aber als Ex-Bulle gut genug mit den Ermittlungsmethoden aus, um sich einer Verhaftung entziehen und selbst ermitteln zu können, wer der wahre Täter ist. Allerdings verliert der Leser spätestens mit Beginn des zweiten Kapitels das Interesse daran, das Rätsel zu lösen. Der Comic ist textlich dermaßen überfrachtet, dass das Lesen geradezu zur Qual wird. Hinzu kommt, dass die Story weder besonders interessant noch durchdacht ist und so stark mäandert, dass es schon zum Ärgernis gerät. Vielleicht ist das ein Versuch, Homes und Dixon zu charakterisieren, genau zu erfassen, was sie »ticken lässt«, aber das interessiert den Leser nicht, der zuerst einmal wissen will, worum es überhaupt geht. Die Story kommt nicht richtig in Gang und schweift immer wieder dermaßen ab, dass man sich unwillkürlich fragt: Was will der Autor dem Leser sagen?

Auch die Zeichnungen geraten zum Ärgernis. Hauptsächlich in braunen Pastelltönen gehalten, ziehen sie sich genauso grausam in die Länge wie die Geschichte. Besonders deutlich definiert sind die Hauptpersonen auch nicht. Nach ein paar Seiten fragte man sich unwillkürlich, wer da gerade spricht, welche Funktion er im Gesamtkonzept spielt und was er eigentlich zu sagen hat, und man muss zurückblättern, um dies nachzuschlagen.

Dying Is Easy explodiert nicht, sondern diffundiert; man wundert sich, was das alles soll und was für ein Sinn dahintersteckt.

So hoch gesteckt die Absichten und Ziele von Hill auch sein mögen, sie gehen unter in einem uninteressanten Brei, sowohl was die Erzählung selbst als auch die Zeichnungen betrifft, die sie eigentlich tragen sollen. Bei dieser Graphic Novel – die fünf Einzelhefte lesen sich wie eine in sich abgeschlossene Erzählung – schwimmt der Leser vom zweiten bis zum fünften Kapitel, verliert permanent den Faden und damit auch sehr schnell das Interesse.

Dying Is Easy ist sohin die Ausnahme, die die Regel dieser Kolumne bestätigt. In diesem Fall heißt es »Finger weg!« und keineswegs »Unbedingt reinschauen!«.


Weiterführende Infos:

Leo/Rodolphe/Janjetov

Europa 1 – Der Eismond

Splitter, Bielefeld 2021, 48 S., € 15.00

Barry Windsor-Smith

Monsters

Fantagraphics Books, Seattle, Washington 2021, 368 S., 34,99 $

Geoff Jones/Jason Fabok

Batman – Die drei Joker 1 - 3

Panini, Stuttgart 2021, unpaginiert (jeweils 60 S.), jeweils € 13,00

Gesamtausgabe:

DC, Burbank/California 2020, unpaginiert, $ 29,99

Joe Hill/Martin Simmonds

Dying is easy

IDW, San Diego/California 2020, unpaginiert, $ 19.95

Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
0+
Hacim:
308 s. 115 illüstrasyon
ISBN:
9783959362986
Telif hakkı:
Bookwire
İndirme biçimi:
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