Kitabı oku: «Phantastika Magazin #357: April/Mai/Juni 2021», sayfa 9
Leo Lukas schrieb Chaos auf Ariel (PR 3114). Hier erreichen die Mehandor und die Meute Jochzor das Solsystem, genaugenommen den Uranus-Mond Ariel. Dort arbeitet der TLD-Agent Anselm Harriman im Archiv der Merkwürdigkeiten, wo, eingedenk des Posizids, Wissen analog abgespeichert wird.
Aurelia Bina und Fedor Grimm verbreiten das Gerücht, dass ein Deserteur von FENERIK nach Ariel verlegt worden sei, und warten. Die Gesandten des Chaoporters werden trotz all ihres Blutdurstes geistreich und mit Witz geschildert, während eigentlich schwierige Abläufe wie die geheime Landung auf Ariel einfach stattfinden.

Kai Hirdt verfasste den Doppelroman Springer gegen Dame (PR 3115) und Flug in die Freiheit (PR 3116). Hier verlieren sich die humorvollen Anklänge der beiden Vorromane, die auch dazu dienen, extreme Charaktere und Gewalthandlungen in die Serie einzupassen, bei der bekanntermaßen meist doch irgendwo ein versöhnlicher Schluss oder doch wenigstens eine weiterführende Perspektive entsteht.
Hirdts Chaos ist böse, zynisch und organisiert, es bringt Gefangene mit Würgehalsbändern und implantierten Bomben zum Spionieren und steht selbst unter Druck, das sogenannte Zertifikat zu erfüllen. Denn die Triade der Munuam unter Jochzors Führung schätzt das Leben weniger als den Erfolg.
Auf eine Inhaltsangabe der beiden komplex gebauten Agentenromane wollen wir verzichten. Die Entscheidungen sehr starker Charaktere entscheidet den Verlauf, sei es Aoshana, die in ihrer Behinderung zu navigieren lernt, der Patriarch Sharluppash, der zwischen ins Gehirn eingebrachten Nanomaschinen, der Führung seiner Sippe und der Krankheit »furor mehandoris« seinen Weg findet, der Agent des Terranischen Ligadienstes Fedor Grimm, der seine zweite Chance ergriffen hat, der Spion wider Willen Anselm Harriman, der araische Chefmediker Trotin Prak-Reuyl; sei es Jochzor, der glaubt, einen der drei Verfolgten erbeutet zu haben und der Rest seiner Meute, sei es die Posmi Aurelia Bina mit ihren ungeheuren Möglichkeiten … es entwickelt sich eine komplexe Balance, innerhalb derer überlegte Entscheidungen über Sieg oder Niederlage entscheiden.
Eindrucksvoll auch der Schluss: Jochzor weist darauf hin, dass der Chaoporter FENERIK nicht dient, sondern weder Zweck noch Ziel erfüllt, also frei ist. Daraus zieht Jochzor, als er sein Zertifikat erfüllt hat, die Konsequenzen. Der Viererblock bleibt auch bei mehrmaligem Lesen spannend.

Uwe Antons Arena der Träume (PR 3117)
Ein in sich abgeschlossener und perfekt abgerundeter Roman entfaltet sich in und um eine Traumarena, die Perry Rhodan in einem von der Tefroderin Lyu-Lemolat ins Spiel gebrachten kugelförmigen Raumsektor findet. Gesucht wird die Quelle der Nano-Irritation, jener einer Gravitationswelle ähnelnden minimalen Verschiebung von Raum und Zeit, die mit der Ankunft des Chaoporters in Zusammenhang stehen sollte.
In der Stadt Akkudpar auf der Hauptwelt Ghuurdad im System Ghuurd finden Rhodan und Lyu-Lemolat einen Traumkonduktor und begeben sich in die höchst begehrte Arena der Träume. Die Traumkonduktoren sind schwach parabegabte Ghutawen, die Individuen mit ihrem Unterbewussten konfrontieren können, der Arenagang dient unter anderem der Therapie. Doch es ist auch möglich, in der Arena in das Unterbewusstsein anderer einzudringen.
In der Arena kennen die Teilnehmer einander nicht mehr, da die persönlichen Erinnerungen unterdrückt werden. Dabei bemerkt Perry Rhodan allerdings, dass er sich im Traum vor einem anderen Teilnehmer des Arenagangs fürchtet – und dass er dabei die Angst des Chaoporters spürt. Es ist ein Swekkter, also einer jener Gestaltwandler, die FENERIK dienen.
Gucky wiederum schickt ihm die Mutanten Shema Ghessow und Damar Feyerlant hinterher. Das Team wird angeführt vom humorlosen Topsider Hroch-Tar Kroko, einer der faszinierenden Gestalten dieses Serienabschnitts. Da Rhodan verschwunden ist, funken sie ihn nicht an, sondern laufen durch die Stadt, in der sich unter anderem eine Schwebebahn befindet – Wuppertal lässt grüßen.
Der Klartraum Rhodans wie auch die Expedition des Einsatzteams sind mit subtiler Ironie und großer Anschaulichkeit erzählt. Beunruhigend ist hingegen der Prolog, der an den Jubiläumsband anknüpft: Reginald Bull wird wieder mit dem Sternenruf konfrontiert, eine Stimme fragt ihn etwas, und sein Verhältnis zum Chaos steht erneut auf dem Prüfstand. Gehört die Stimme dem in den Vorgängerromanen genannten Chaotarchen Zou Skost?

Ausblick
Das Interview mit Robert Corvus in dieser Ausgabe deckt die folgenden Romane ab. Erneut soll es um Meuten und (im Vergleich nettere und harmlosere) Milchstraßenverbrecher gehen, um das Erkunden der Vergangenheit, die Zukunft von NATHANS KI-Kindern und vieles andere mehr. Vor allem die geplanten Dreiergruppen von Romanen aus der Feder von Christian Montillon und Oliver Fröhlich, die diesen Zyklus durchziehen sollen wie die Dyoversum-Vierteiler von Montillon und Schwartz, versprechen eine interessante neue Handlungsebene in stilistischer Geschlossenheit.
Den aktuellsten Stand der Vorankündigungen findet man, wie immer, in der Perrypedia. (Link im Anschluss, Anm. d. Red.)
Die Ausgabe 549 des Perry Rhodan Reports, einer aktuell von Ben Calvin Hary betreuten vierwöchigen Heftbeilage mit Hintergründen und Beiträgen rund um die Serie, erscheint in PR 3024 und enthält einen Artikel von der Verfasserin dieser Kolumne, Alexandra Trinley. Der Titel lautet Im Fokus der Augenraumer – Wie die reale Medienlandschaft auf den Mythos-Zyklus abfärbte. Es geht um Fake-News als Thema und Aufbauprinzip des Mythos-Zyklus.
Weiterführende Links:
Perry Rhodan-Verlagsseite
Perrypedia: Zyklusportal Chaotarchen-Zyklus
https://www.perrypedia.de/wiki/Chaotarchen_(Zyklus)
Ernst Ellert-Stammtisch München
https://www.prsm.clark-darlton.de/index.php/philatelie/263-perrys-geburtstag
Alexandra Trinley zu Gast bei Radio Freies Ertrus
https://radio-freies-ertrus.de/2021/06/04/radio-freies-ertrus-021/
»Perry Rhodan hat militärische Führungserfahrung«: Im Gespräch mit Robert Corvus über die Perry Rhodan-Romane 3101, 3102, 3118 und 3119
AT: Robert, in deiner Funktion als Stammgastautor im Perry Rhodan-Autorenteam hast du im neuen Zyklus zwei Doppelromane abgeliefert. War es dein Wunsch, diesmal nur Doppelromane zu schreiben?
RC: Das ist eigentlich immer mein Wunsch, weil ich durch die Romane, die ich hauptsächlich schreibe, die längere Form gewohnt bin. Ein Rhodan-Heftroman hat 120 Normseiten, normalerweise fange ich aber unter 400 Normseiten gar nicht erst an. Es fällt mir leichter, Geschichten in weiterem Rahmen zu konzipieren.
In diesem Fall war allerdings nur 3101/3102 als Doppelband geplant; der wurde von den Exposéautoren auf mich zugeschnitten. PR 3118 habe ich in meiner Funktion als Springer übernommen, weil der dafür vorgesehene Autor absagen musste. Dass PR 3119 dazukam, war Zufall, weil dann auch noch der Autor für diesen Roman zurückgezogen hat. Die beiden waren also von den Exposés her gar nicht als Doppelband angelegt, geschweige denn, dass eine so ausführliche Vorabstimmung wie bei 3101/3102 möglich gewesen wäre.

AT: Ich zitiere Ariela, die Kommandantin des Schiffs, das im Vorgängerroman die Kluft im Leerraum findet: »Das Militär. Die werden alles an sich reißen, das ist dir doch klar?« (S. 15) Das liest sich wie eine Steilvorlage. Habt ihr euch da abgestimmt?
RC: Nicht, was dieses konkrete Zitat angeht. Beim Schreiben von 3100 war den Autoren aber selbstverständlich klar, wohin die Reise in den Folgebänden gehen würde. Es ist daher gut möglich, dass sie das im Sinn hatten, als sie diesen Dialog verfasst haben.
AT: Dein PR 3101 trägt den Titel Die Letzten der Lemurer. Sie leben in Andromedas Licht – und im Schatten einer uralten Furcht. Magst du erklären, wer die Lemurer waren, warum deine Personen Lemurer sind und welche Furcht sie empfinden?
RC: Die Lemurer – nicht zu verwechseln mit den Äffchen, den Lemuren – sind in der fiktiven Historie des Perryversums die erste Menschheit. Sie haben die Erde besiedelt, lange bevor der Homo Sapiens Sapiens die Show übernahm. Die Lemurer gründeten ein Sternenreich, das aber in Schwierigkeiten geriet und unterging. Die Überlebenden verließen die Erde und die anderen von den Lemurern in der Milchstraße besiedelten Planeten und flohen in die Nachbargalaxie Andromeda.
Auch dort fanden sie keinen Frieden, sodass einige noch weiter in die Zwerggalaxie Cassiopeia flohen. Auf dem Planeten Bhanlamur siedelte sich eine dieser versprengten Gruppen an. Nahezu frei von äußeren Einflüssen »konservierte« sich dort die lemurische Kultur – und mit ihr auch die Furcht, die im Untertitel genannt ist. Denn dass eine solche Geschichte von galaxienweitem Krieg und lang andauernder Verfolgung nicht nur individuelle, sondern auch kollektiv-kulturelle Traumata hinterlässt, ist zu erwarten.
AT: Dein Roman beginnt mit Axelle Tschubai. Nach dem legendären Teleporter Ras Tschubai, nach dem das aktuelle Fernraumschiff benannt wurde, und nach dem Medienwart an Bord, Col Tschubai, nun Axelle. Warum diese Serie von Tschubais?
RC: Eine Serie wie Perry Rhodan benötigt Kontinuitätslinien. Bei all dem Staunen und all dem Neuen, das man der Leserschaft jede Woche präsentiert, braucht es auch zusammenhaltende Elemente. Dinge, die man wiedererkennt. Außerdem ist es schön, wenn Figuren, die man über lange Zeit begleitet hat, Spuren hinterlassen. Das können Raumschiffe sein, die sie gebaut haben, oder Entdeckungen, die nachwirken. Und natürlich auch Nachkommen, wie in diesem Fall. In gewisser Weise ist diese Sukzession der Gene eine ganz reale Form von Unsterblichkeit, die für uns so alltäglich ist, dass wir sie als solche gar nicht mehr wahrnehmen – aber solange es Nachkommen von uns gibt, lebt auch etwas von uns weiter. Und solange eine Tschubai in der Serie agiert, ist auch der legendäre Ras Tschubai aus den Anfangstagen nie ganz vergessen.
AT: Wie bist du bei der Gestaltung der jungen Frau vorgegangen?
RC: Hier war ich sehr frei, weil außer dem Namen nur wenige Sätze fixiert waren. Ich habe bei Die Phileasson-Saga, einer Fantasyreihe, die ich gemeinsam mit Bernhard Hennen schreibe, eine Lieblingsfigur: Shaya Lifgundsdottir. Sie hat keine besonderen Fähigkeiten, nimmt aber an der größten Abenteuerfahrt Aventuriens teil – im Grunde gerät sie sogar zufällig hinein. Sie dient als Identifikationsfigur für die Leserschaft, denn die wenigsten von uns können Feuerbälle werfen oder haben abseits der Zivilisation untergegangene Kulturen erforscht wie die anderen Helden der Saga. Shaya bietet die Perspektive, die uns als Alltagsmenschen nahe ist. Das habe ich mit Axelle für den Rhodan-Kontext adaptiert, und es freut mich, dass ein solches Konzept auch hier so gut ankommt.

AT: Ganz kurz, worum geht es in der Phileasson-Saga eigentlich?
RC: Es ist eine Fantasy-Heldengeschichte, wie sie in den 1980ern und 1990ern üblich war, bevor die »Fighting Kindoms« das dominante Erzählschema wurden. Aus dieser Zeit stammt auch die Vorlage, eine Rollenspielkampagne, die Bernhard Hennen für Das schwarze Auge verfasst hat. Kern der Angelegenheit ist der Aufbruch ins Unbekannte und das Erleben von Abenteuern.
Bei den Thorwalern – einem Fantasy-Äquivalent zu den Wikingern – gibt es die Sitte, dass einem herausragenden Kapitän der Ehrentitel König der Meere verliehen werden kann. Davon gibt es in jeder Generation nur einen, und in unserer Geschichte kommen zwei Recken dafür infrage. Der eine ist Asleif Phileasson, der größte Entdecker seiner Zeit, der andere Beorn Asgrimmson, ein unübertroffener Plünderfahrer. Um unter sich auszumachen, wem der Ehrentitel gebührt, brechen sie mit ihren Mannschaften zu einer Wettfahrt auf, während der es zwölf heldenhafte Aufgaben zu bestehen gilt. Diesen Aufgaben entspricht jeweils ein Roman, wir arbeiten gerade am zehnten. Je länger die Reise dauert, desto klarer wird den Protagonisten, dass sie auf den Spuren der vor Jahrtausenden verschwundenen Hochelfen wandeln – vielleicht eine Parallele zu den Lemurern des Perryversums …?
AT: Wir werden sehen. Im zweiten Kapitel von PR 3101 ist Perry Rhodan Hauptperson. Seine Gestaltung gilt als Herausforderung. Welche Eigenschaften hast du ihm angeschrieben?
RC: Durch seine lange Historie als Romanfigur ist Rhodan ausgesprochen facettenreich. Wollte man ihn umfassend schildern und zeigen, müsste man wohl scheitern – es sei denn, man bekäme so viel Platz wie Andreas Eschbach in seinem Hardcover Perry Rhodan – das größte Abenteuer. Für meine Zwecke habe ich einzelne Aspekte in den Vordergrund gestellt. Das ist vor allem die langfristige Perspektive. Rhodan kann zwar sofortumschalten und blitzartig handeln, wenn es angebracht ist. Aber er weiß eben auch, dass sich Menschen entwickeln, dass sie Zeit und Raum brauchen, um sich zu entfalten und ihre Fertigkeiten zur Blüte zu bringen. Deswegen nimmt er auch Axelle Tschubai mit auf seine Missionen: Er sieht, dass sie keine »Superheldin« wie die Mutanten ist, aber dass sie offen und neugierig ist und sich entwickeln kann. Vielleicht erinnert sie ihn an sich selbst, oder an die Menschheit insgesamt, die zu den Sternen aufbricht.
Eine weitere Eigenschaft ist seine militärische Führungserfahrung. Er weiß, wie man Soldaten in den Kampf schickt, und ihm ist klar, dass möglicherweise nicht alle, die ausrücken, auch zurückkehren. Er kennt den Wert einer Befehlskette, er weiß um die Stabilität, die militärische Rituale bieten. Das berücksichtigt er im Umgang mit den verschiedenen Personen, denen er begegnet.
AT: Siehst du dich bei dieser Charakterisierung in der Tradition K.H. Scheers?
RC: Ja, natürlich. Ohne Scheer kein Rhodan. Jeder, der Rhodan charakterisiert, baut auf dem von Scheer grundgelegten Fundament.
AT: Nun liegt der Kalte Krieg schon lange hinter uns. Ist die Gestaltung militärischer Aktionen in unserer Zeit nicht von vornherein problematisch? Und siehst du da einen Unterschied zu »normalen« Actionsequenzen?
RC: Es gibt viele Theorien dazu, wozu erzählende Literatur überhaupt gut ist. Wenn wir uns für die Wirklichkeit interessieren, sollten wir unsere Lektüre vielleicht auf Sachbücher beschränken. Aber neben der Wirklichkeit, oder in ihr, existiert auch die Wahrheit, und das ist nicht dasselbe. Wahrheit hat die Komponente des Erlebens, Reflektierens und Bewertens. Und dazu sind Erzählungen oft besser geeignet als Faktensammlungen. Wenn man etwas im Wortsinne »erleben« will, »das Leben erkunden« will, dann sind dazu gerade Extremsituationen gut geeignet. Diese finden sich in Konflikten, und militärische Aktionen bieten diese in besonders klarer Form. Es geht um Leben und Tod, der Protagonist will überleben, und es gibt jemanden, der ihn umbringen will. Das sind zunächst unvereinbare Gegensätze, die oft, aber nicht immer, durch Gewalt aufgelöst werden. Hinzu kommen Interessenkonflikte, die sich aus dem militärischen Milieu ergeben. Ist Kameradschaft wichtiger als die eigene Unversehrtheit? In welchen Situationen sind Befehle zu hinterfragen? Wo liegen die Grenzen der Loyalität? Das bringt besondere Aspekte ein. Oft, aber nicht immer, beinhaltet das Actionsequenzen.
Insgesamt gibt es kein Motiv, das ich aus sich heraus als problematisch ansehe, auch nicht im Militärbereich. Ich bin da ganz bei Oscar Wilde: Es gibt keine moralischen oder unmoralischen Bücher. Bücher sind gut geschrieben oder schlecht geschrieben.
AT: Wie viel Mühe hast du auf die Recherche zu Cassiopeia als astronomischem Objekt verwendet?
RC: Da war ich nur ergänzend tätig, weil die Exposéautoren und auch unsere Wissenschafts-Expertin Verena Themsen so umfangreiche Fakten geliefert haben, dass sie für meine Arbeit mehr als ausreichend waren. Ich habe dann nur noch im Internet ein paar astronomische Aufnahmen angeschaut.
AT: Außerdem redet in diesem Kapitel ANANSI mit. Im Sternengruft-Zyklus bekamen wir Einblicke in die wahren Fähigkeiten der Semiotronik. Sind derart fähige Künstliche Intelligenzen nicht im Grunde ähnliche Spannungskiller wie Gucky, mit dem du lange nicht zurechtkamst? Wie geht es dir mit ANANSI?
RC: Zunächst einmal ist die Annahme, dass ich nicht mit Gucky zurechtgekommen wäre, schlicht falsch. Ich hatte bei NEO eine Geschichte mit Mausbibern und ansonsten keine Berührung mit dem Multimutanten und seinen Artgenossen. Ich habe lediglich darauf hingewiesen, dass eine Figur, die deutlich potenter ist als die anderen Protagonisten, besondere erzählerische Herausforderungen aufwirft.
AT: Ich bin am BrühlCon einige Minuten mit am Tisch gesessen, als du über das Problem doziert hast … Aber natürlich, dein alter ego ist Roba Kerum, der Mausbiber nachzüchten möchte (in PR 3006, S. 50 und 56)
RC: Jedenfalls, ANANSI bietet diese Schwierigkeiten nicht, weil sie nicht im Wettbewerb mit den anderen Protagonisten steht. Sie geht nicht mit auf einen Außeneinsatz, sie denkt und analysiert nur. Ihre dramaturgische Funktion ähnelt der »allwissenden Müllhalde« bei den Fraggles.
Allenfalls in einer Raumschlacht mit Beteiligung der RAS TSCHUBAI müsste man überlegen, welche Tätigkeiten noch für die Besatzung übrig bleiben, wenn ANANSI ihr volles Potenzial einbringt.
AT: Axelle ist die Meisterin des Möhrenkuchens. Deine Idee?
RC: Yepp.
AT: Im vierten Kapitel lernen wir nun die Nachkommen der Lemurer kennen: Tammo-Tor, Lat-Antin, beide mit der Probezündung einer Bombe beschäftigt. Wie sehr ist das für dich ein Anknüpfen an die Bunker in Perry Rhodan Band 1?
RC: Gar nicht. Ich hatte das Manhattanprojekt im Sinn. Ich habe in Palo Alto ein Museum dazu besucht, stand neben einer Replik einer Atombombe. Diese Eindrücke sind in die Szene eingeflossen.
AT: Wie sind deine Lemurer so drauf? Ähneln sie den Menschen des Kalten Kriegs?
RC: Aus dem Kalten Krieg erinnere ich mich vor allem an die Nachrichtensendungen, in denen ständig über die Atomsprengköpfe berichtet wurde, die jede Seite aufbieten konnte. Wie viele es waren, wo sie stationiert waren, wie oft man durch ihren Einsatz die Erdoberfläche unbewohnbar hätte machen können, welche Abrüstungsbemühungen mal wieder gescheitert waren, wo die Ostermarschierer langliefen. Auch die vielen Stellvertreterkriege, die sich die Supermächte, die sich ja nicht direkt an die Gurgel gehen konnten, über den Globus verstreut geliefert haben.
Das ist bei den Bhanlamurern grundsätzlich anders. Sie spüren zwar eine Bedrohung, aber das ist unterschwellig, nicht ständig in den Nachrichten präsent. Die Gefahr, der sie sich gegenübersehen, ist eher nebulös, kein konkreter anderer Machtblock. Sie rüsten zwar auf, setzen ihre Militärmacht aber nie ein.
AT: Dein Doppelroman wurde vom Verlag als Military-SF angekündigt und von der Leserschaft auch als solche gewürdigt. Braucht es für diese Textsorte Zivilisationen mit einem für uns nachvollziehbaren Stand der Technik?
RC: Ich habe auch schon Military Fantasy geschrieben, zum Beispiel Die Schwertfeuer-Saga. Da liegt das Technologieniveau noch vor dem Schießpulver. Joe Haldeman dagegen hat mit Der Ewige Krieg die Motive in eine ferne Zukunft platziert, wo die Reisen zur Truppenverlegung Zeitdilatationseffekte beinhalten. Dabei hat er seine persönlichen Erfahrungen in Vietnam verarbeitet. Es wäre untertrieben, hier von einer gelungenen Umsetzung zu sprechen – trotz oder vielleicht auch wegen des abgedrehten Szenarios ist es ein Meisterwerk.
Romane müssen menschlich nachvollziehbar sein, nicht technisch.
AT: Ich mag Joe Haldemans Romane. Apropos Technik. Auf dem Titelbild von PR 3101 sieht man recht präzise gezeichnete Gefährte. Was hat es mit denen auf sich?
RC: Dominant ist ein Tauchträger, das modernste Gefährt der bhanlamurischen Flotte. Wie der Name nahelegt, kann es sich in der Tiefsee bewegen und führt diverse andere Gefährte an Bord mit. Dazu gehören auch Flugzeuge, die sowohl Rotoren als auch Düsenantriebe haben; eines davon sieht man ebenfalls auf dem Titelbild.

AT: Im Roman lässt du Grundsätze der Kriegsführung verhandeln, wie etwa die Behandlung von Gefangenen im Gespräch zwischen Perry Rhodan und Gucky. Welche Themen sind dir in diesem Zusammenhang wichtig?
RC: Grundsätzlich ist mir immer die Geschichte wichtig. Alles soll sich aus der Geschichte, aus den Figuren heraus ergeben, und ich schreibe die Handlung dorthin, wo mich die Geschichte hinführt. Das ist auch ein Hauptgegenstand bei den Vorbesprechungen zum Exposé.
Daraus ergeben sich die Themen, die diskutiert oder in der Handlung sichtbar werden. Ich bin enttäuscht, wenn ich bei Geschichten das Gefühl habe, dass der Autor von außen seine Moralvorstellungen hineindrückt. Die Munuam zum Beispiel sind – nach unseren Maßstäben – amoralisch oder zumindest »fremdmoralisch« angelegt, und diesem »Vektor« gebe ich dann auch Raum. Was sie tun, entspricht ihren Motivationen und ihren Möglichkeiten. Ich werte das als Autor nicht – das überlasse ich der Leserschaft.
AT: Assena-Dree, Nessu-Ghorat, nach welcher Richtlinie habt ihr die bhanlemurischen Namen gebildet?
RC: Diese Frage kann ich nicht beantworten, weil die Namen der wesentlichen Figuren von den Exposéautoren vorgegeben werden. Wenn ich Nebenfiguren hinzufüge, versuche ich, lautmalerisch in der Nähe der vorgegebenen Namen zu bleiben.
AT: Du hattest parallel zum Erscheinen der Romane ein Experiment auf Twitter gestartet, bei dem Tweets eines Bordfunkers der BJO BREISKOLL Aufmerksamkeit erregen sollten. Würdest du das heute anders angehen?
RC: Ja, weil es nicht funktioniert hat. Ich hätte gern die Handlung durch In-Universe-Kommentare und In-Universe-Diskussionen begleitet. Wie erlebt die Besatzung der BJO BREISKOLL die Nachrichten, die vom Expeditionstrupp auf dem Planeten eintreffen? Das war schwieriger umzusetzen, als ich vermutet hatte. Da mir aber die zündende Idee fehlt, wie es gelingen könnte, habe ich die Twitter-Begleitung beim zweiten Doppelband (3118/3119) nicht wieder aufgenommen.
AT: Ich hatte den Eindruck, der Bordfunker hätte ausgeprägter als Person auftreten müssen. Man muss einen Twitterer ja einschätzen können, um auf Tweets zu reagieren. Die Idee war schon spannend. Du solltest das noch mal probieren, finde ich.
RC: Ich finde, da darf als Nächstes mal jemand anderes in den Twitter-Ring steigen.

AT: Der zweite Teil deines Doppelromans trägt den Titel Der Eiserne Kontinent. Eine Schlacht gegen die Bestien – im Krieg gegen das Chaos (PR 3102). Der Untertitel ist direkt doppeldeutig. Magst du die Leser, die noch nichts von den Bestien aus M 87 und den Halutern wissen, über diese Entwicklungslinie aufklären?
RC: Aus Sicht der Bhanlamurer waren die Bestien die Ungeheuer, die das Sternenreich ihrer Vorfahren auf brutalste Weise zerstört haben. Vierarmige Monstrositäten, auf Kampf und Krieg gezüchtet, erbarmungslos, nicht zu stoppen. Mit dieser dramatischen Einschätzung liegen sie auch gar nicht so weit von der historischen Realität entfernt, aber natürlich entwickelt sich alles im Universum weiter. So sind die Haluter Nachfahren der Bestien – in mancher Hinsicht zum Verwechseln ähnlich, in anderen Aspekten grundlegend verschieden.
AT: Nun schilderst du einen Krieg gegen das Chaos, wobei ich jetzt gar nicht auf den Handlungsverlauf eingehen möchte. Die Chaosmächte kamen im Meister der Insel- und im M87-Zyklus doch noch gar nicht vor. Soll diese Ebene rückwirkend eingearbeitet werden?
RC: Diesen Eindruck habe ich nicht, aber diese Frage können am Ende nur die Exposéautoren beantworten.
AT: Beim Aufschlagen des Romans fällt mir der Begriff »Ikosaeder« auf. Was ist das denn?
RC: Ein dreidimensionaler Körper, der sich aus zwanzig identischen Dreiecksflächen zusammensetzt. Umgangssprachlich ist diese Form als »zwanzigseitiger Würfel« vor allem in Rollenspielerkreisen bekannt, obwohl es natürlich geometrisch betrachtet kein Würfel ist. Aber man würfelt damit, insofern ist der Ikosaeder in dieser Funktion dann doch irgendwie ein Würfel.
AT: Und wie steht es mit der »Präliminaren Bastion«?
RC: Um das zu erfahren, muss man die Romane lesen. Da wurde nämlich darauf geachtet, dass die exakt richtige Menge an Information fließt – nicht zu viel, damit nichts vorweggenommen wird, und nicht zu wenig, um fundiert spekulieren zu können. Daher möchte ich dazu nichts anfügen.

AT: Wir überspringen nun eine Reihe von Heften, um zu deinem zweiten Doppelroman zu kommen. Sag mal, liest du eigentlich all diese Romane auch selbst?
RC: In gewisser Weise lese ich sie sogar doppelt. Ich lese die Exposés, sobald sie zirkuliert werden, und dann auch die fertigen Manuskripte, bevor sie in den Satz gehen. Dadurch bin ich der aktuellen Handlung ein paar Wochen voraus. Das ist eine feine Sache und sicher der Traum vieler Fans, aber ich muss auch aufpassen, dass ich nichts ausplaudere, was die Spannung verderben könnte.
AT: Du sagst, du hättest die 3118 bekommen, weil jemand sie abgegeben hat … nun kann man spekulieren, wer auf Planetenhandlungen mit bunt gemischtem Personal spezialisiert ist. Hier haben wir jedenfalls keine Kriegshandlung, eher ein touristisches Unternehmen mit geheimer Erkundungsabsicht. Es liest sich aber, als hätte dir das Spaß gemacht. Richtig?
RC: Ich stelle es mir schrecklich vor, Geschichten zu schreiben, an denen man keinen Spaß hat. Deswegen mache ich das auch nie. Darum meckere ich manchmal auch ziemlich an den Exposéentwürfen herum, was – verbunden mit einigen konstruktiven Vorschlägen – bislang immer dazu geführt hat, dass ich Geschichten schreiben konnte, wie ich sie auch selbst gern lese.
AT: Stellen wir uns vor, dass Leser/innen dieses Interviews deine Romane im Zusammenhang lesen möchten. Die knüpfen schon aneinander an, oder?
RC: Ja, aber das liegt primär daran, dass sie Teil eines Fünferblocks sind, der mit 3117 beginnt und mit 3121 endet. Diese fünf Romane teilen sich den Planeten Ghuurdad als Schauplatz und auch im Personal gibt es mehrere Konstanten. Zudem arbeiten sich unsere Protagonisten von Roman zu Roman weiter auf ihrer Mission vor, sodass es auch eine inhaltliche Stringenz gibt. Dass sich die beteiligten Autorinnen und Autoren per Mail ausgetauscht haben, führt zu wiederkehrenden Motiven wie dem »Schaum« als planetenweitem sozialem Netzwerk oder den berauschenden Dämpfen, die man anstelle von Alkohol konsumiert.
AT: In meinem ersten Beitrag zum Corona Magazine (12/2016) hattest du mir einen Autorenbeitrag zum Gestaltwandler Attilar Leccore gegeben, der dich sehr beeindruckt hatte. In PR 3102 – und in PR 3018 – kommt mit dem Swekkter erneut ein Gestaltwandler vor. Im Erscheinungsbild unterscheidet er sich von Leccore. Was haben die beiden parallel?
RC: Aus schriftstellerischer Perspektive liegt der Hauptunterschied darin, dass Leccore eine Perspektivfigur war, während die Swekkter bislang nur von außen gezeigt wurden. Das ist erzählerisch ein fundamental anderes Herangehen. Damit verbunden ist auch, dass ich als Autor viel mehr über Leccore wusste – seine Motivationen, seine Biografie, seine Sozialkontakte, auch die Möglichkeiten und Grenzen seiner gestaltwandlerischen Fähigkeiten. Bei den Swekktern weiß ich kaum mehr, als in den Romanen steht. Aus den Exposés entnehme ich, was sie tun und wie sie auf die Perspektivfiguren wirken, und das setze ich um.
Wobei … eine wesentliche Information über die Natur der Swekkter wurde bislang zwar angedeutet, aber nicht ausbuchstabiert. Gucky knabbert an diesem Rätsel, aber auch sein Nagezahn ist noch nicht durchgedrungen.
AT: Mit Reginald Bulls Konflikt beginnt der Zyklus, und du greifst ihn in PR 3118 wieder auf: Sein Zellaktivator ist chaotarchisch geprägt, er ist ein potenzieller Verräter, er »hört« den Sternenruf, der vom gestrandeten Chaoporter zu stammen scheint. Bull war, neben Tifflor, stets Rhodans loyalster Freund, der ihm zuhause den Rücken frei hielt. Ist er langweilig geworden, wird er in diesem Zyklus verheizt?
RC: Das ist eine sehr gute Frage, auf die ich die Antwort gern kennen würde. Lassen wir uns von den Exposéautoren überraschen …
AT: Axelle Tschubai ist tief beeindruckt, dass ein Unsterblicher wie Perry Rhodan weint. Du gehst diesen Gedanken am Ende des Romans ab. Was denkst du, worüber er mit Alaska Saedelaere als erstes reden wird, falls sie sich wirklich wiedersehen?
RC: Das hängt sehr von den genauen Umständen dieser Begegnung ab. Ich kann mir vorstellen, dass Alaska als Logiker irgendetwas ansprechen wird, das in der konkreten Situation wichtig ist, und das lange Getrenntsein zunächst ignoriert. Aber die beiden werden sich später zusammensetzen, und sie werden viel zu bereden haben. Diese Figuren sind prädestiniert, um die tiefen Strukturen des Universums zu ergründen – die Kosmokraten und natürlich auch die Chaotarchen, nach denen dieser Zyklus schließlich benannt ist.
AT: Warum hast du in diesem Roman so extrem viele kurze Kapitel gemacht?
RC: Jede Geschichte bekommt die Form, die sie braucht. Die kurzen Kapitel und häufigen Perspektivwechsel halten das Tempo hoch, das kann man bei actionbetonten Stoffen gut einsetzen.