Kitabı oku: «Phantastika Magazin #357: April/Mai/Juni 2021», sayfa 6
Phil Tippett, der Meister der fantastischen Kreaturen: Sehenswerte Film-Dokumentation über die Stop-Motion-Technik
von Birgit Schwenger

Seit über 30 Jahren prägt der Effektkünstler Phil Tippett, geboren 1951 in Berkeley, Kalifornien, mit seiner Stop-Motion-Technik die visuellen Effekte der großen Hollywood-Blockbuster. Ausgezeichnet mit zwei Oscars (Die Rückkehr der Jedi-Ritter, Jurassic Park) und zahlreichen weiteren Preisen ist er ohne Zweifel einer der einflussreichsten Filmemacher auf diesem Gebiet. Die Regisseure Alexandre Poncet und Gilles Penso haben ihm nun mit ihrer Dokumentation Phil Tippett, Meister der fantastischen Kreaturen ein filmisches Denkmal gesetzt.
Schon als Junge war Tippett von den Monstern und Kreaturen aus Filmen wie King Kong und die weiße Frau oder Sindbads siebente Reise fasziniert. Vor allem die Werke des Spezialeffekt-Magiers Ray Harryhausen, dem diese Dokumentation gewidmet ist und zu dessen Meisterwerken neben den Sindbad-Filmen auch Klassiker wie Jason und die Argonauten oder Kampf der Titanen zählen, hatten es Tippett von Kindesbeinen an angetan. Von ersten kleineren Werken und Kurzfilmen als Jugendlicher führte ihn sein Weg nach dem Kunststudium zu einer Anstellung als Animator bei Cascade Pictures, wo er kleine Kurzfilme für die Werbung realisierte. Seine Bekanntschaft mit Dennis Muren brachte ihm 1975 ein Engagement bei George Lucas’ Star Wars ein, wo er gemeinsam mit dem Animator Jon Berg das Holo-Schachspiel auf der Millenium Falcon realisieren sollte. Eins führte zum anderen, so dass Tippett schließlich auch maßgeblich an den Modellen und Masken der Kreaturen aus der Cantina Bar beteiligt war. 1978 übernahm Tippett die Leitung des neu geschaffenen Animation-Teams bei Industrial Light and Magic (ILM), der von George Lucas für Star Wars ins Leben gerufenen Effektschmiede. Für die Dreharbeiten von Das Imperium schlägt zurück und danach Der Drachentöter entwickelte Phil Tippett den Einsatz der Stop-Motion-Technik weiter und passte diese den neuen technischen Anforderungen an: So erweckte er die AT-ATs und die Tauntauns mit der von ihm kreierten Go-Motion-Technik ebenso meisterlich zum Leben wie den eindrucksvollen Drachen in Disneys Der Drachentöter. Ob Indiana Jones und der Tempel des Todes, Robocop, Starship Troopers oder die Verfilmungen der Twilight-Saga: Tippett und sein gleichnamiges, 1985 gegründetes Effektstudio waren und sind an visuellen Tricks und Kreaturen zahlreicher großer Filmhits seit den 1980er- und 1990er-Jahren bis in die 2020er beteiligt. Zuletzt wirkte er an der Marvel-Serie The Falcon and the Winter Soldier mit.
Was nach einer beispiellosen Karriere im Filmgeschäft aussieht, war Mitte der 1990er-Jahre mit dem Einzug von digitalen Effekten und Computertricks beinahe zum Untergang verurteilt. Doch Tippett wäre nicht Tippett, wenn er sich nicht eins ums andere Mal neu erfunden und mit seinen digitalisierten Stop-Motion-Aufnahmen wesentlich zum weltweiten Erfolg von Jurassic Park beigetragen hätte.
In der sehr unterhaltsamen und für alle an Spezialeffekten sowie an sich filmgeschichtlich Interessierten wirklich sehenswerten Dokumentation aus dem Jahr 2019 kommen viele Weggefährten wie Dennis Muren und Jon Berg, Regisseure wie Joe Dante und Paul Verhoeven sowie Effektkünstler der nachfolgenden Generation(en) zu Wort. Angereichert durch Aufnahmen und Fotos von Dreharbeiten und aus den Studios ist so ein einmaliges Zeugnis über die Geschichte der Stop-Motion-Technik entstanden, die mit einer Laufzeit von 81 Minuten nun erstmals auf DVD erschienen ist.
Weiterführender Link:
https://www.amazon.de/Phil-Tipppett-Meister-fantastischen-Kreaturen/dp/B08VYGMKK2/
Die große persönliche Akte X-Rückschau – Staffel 6, und ein erstes Zwischenfinale
von Eric Zerm
Für Anhänger der Serie Akte X: Die unheimlichen Fälle des FBI ist es fast nicht zu glauben, aber die Erstausstrahlung des Finales von Staffel 2 ist inzwischen sage und schreibe 25 Jahre her.
Für das Magazin Phantastika ist das Anlass genug, für eine ausführliche und auch persönliche Rückschau auf diesen modernen Serien-Klassiker die Serie Staffel für Staffel – mit Stift und Notizblock bewaffnet – erneut anzusehen. Weiter geht es nun mit Staffel 6. Die bisherige Mythologie rund um die Verschwörer, ihre undurchsichtigen Pläne und die Außerirdischen kommt im Zweiteiler One Son zu einem vorläufigen Abschluss. Dass die Gefahr bleibt und möglicherweise sogar größer ist als jemals zuvor, macht am Ende der Staffel die Folge Artefakte deutlich (die zusammen mit den Folgen Böse Zeichen und Tausend Stimmen den Dreiteiler Biogenesis und den epischen Übergang zu Staffel 7 bildet). In den Einzelfolgen – und auch im Zweiteiler Dreamland – merkt man den Serienmachern den Spaß an, den sie mit der Serie hatten. Von der augenzwinkernden Selbst-Parodie über Was-Wäre-Wenn-Geschichten bis zum düsteren Thriller ist alles dabei.
Worum gehts? Nach den Ereignissen des Kinofilms Akte X: Fight the Future sind die X-Akten zwar wieder geöffnet. Director Alvin Kersh (James Pickens jr.), der dem FBI Assistent-Director Walter Skinner (Mitch Pileggi) vor die Nase gesetzt wird, denkt aber nicht daran, die Ermittler Fox Mulder (David Duchovny) und Dana Scully (Gillian Anderson) damit zu betrauen. Diese Aufgabe bekommen der zynische Jeffrey Spender (Chris Owens), der für Mulders Arbeit nur Verachtung übrig hat, und die undurchsichtige Diana Fowley (Mimi Rogers), die sich nach dem Anschlag in Das Ende wieder gut erholt hat. Mulder und Scully werden von Kersh von diesem Moment an bei jeder sich bietenden Gelegenheit schikaniert, mit den Ziel, dass sie frustriert den Dienst quittieren.
Die erste Staffel-Folge Der Anfang spielt chronologisch kurz nach dem ersten Kinofilm und verfolgt die Spur der aggressiven Krallen-Aliens weiter. Ein Mitarbeiter des Biotechnologie-Unternehmens »Roush« (das erstmals zu Beginn der fünften Staffel erwähnt wurde) infiziert sich mit dem außerirdischen Virus, das bereits im Kinofilm Menschen zu Gelee zerfließen ließ. Schon wenig später platzt aus seinem Körper eines der Krallen-Aliens, die während des Kinofilm-Showdowns in der Antarktis zu sehen waren. Am Ende der Folge häutet sich das Krallen-Alien im heißen Wasser eines Atomreaktor-Beckens, und zum Vorschein kommt einer jener grauköpfigen Außerirdischen, die in der Serie schon mehrere Male angedeutet wurden. – Nach seinem Verschwinden in der Folge Das Ende (am Ende von Staffel 5) finden Mulder und Scully das gedankenlesende Wunderkind Gibson Praise (Jeff Gulka) wieder. Er ist in der Lage, das Krallen-Alien in einem Atomkraftwerk in Arizona aufzuspüren und wird am Ende mit ihm im Reaktorraum eingeschlossen. Danach verliert sich Gibsons Spur für lange Zeit wieder.

In der Folge SR 189 sieht Walter Skinner erneut dem Tod ins Auge. Es zeigt sich, dass Alex Kreycek (Nicholas Lea) (im Auftrag der Verschwörer?) Skinners Blutkreislauf mit Nanosonden verseucht hat. Damit ist der Schurke in der Lage, mit Hilfe einer Fernsteuerung Skinners Körper von innen zu zerstören, und hat den FBI-Mann damit in der Hand.
Im Zweiteiler Zwei Väter/Ein Sohn (die Spielfilmfassung heißt One Son) setzen die Autoren Chris Carter und Frank Spotnitz einen drastischen Schlusspunkt hinter einen großen Teil ihrer bisherigen Serien-Mythologie, beantworten sehr viele lang gestellte Fragen und lassen die meisten Verschwörer am Ende in Flammen aufgehen. Das Ende der Verschwörer ist eine direkte Folge des Konflikts unter verschiedenen Alien-Fraktionen, der bereits in Staffel 5 im Zweiteiler Cassandra (die Spielfilmfassung heißt Patient X) thematisiert wurde. (Mehr zu One Son weiter unten unter der Rubrik »Persönliche Highlights«.)
Im Dreiteiler Biogenesis – der das Finale der sechsten und den Beginn der siebten Staffel bildet – geht die Serien-Mythologie in die nächste Phase und wird zugleich noch epischer. (Mehr dazu unter der Rubrik »Persönliche Highlights«.)
In den Einzelfolgen – und im Zweiteiler Dreamland – spielen die Drehbuchautoren souverän mit ihrem eigenen Mystery-Genre und zeigen erneut, welche unglaublichen Möglichkeiten in der Serie stecken. Stilistisch reicht die Spanne der Episoden von dem bedrückenden Highway-Thriller Die Fahrt über die böse Weihnachtskomödie Die Geister, die ich rief, die Und täglich grüßt das Murmeltier-Variante Montag, die virtuos in langen Plansequenzen gefilmte Folge Im Bermuda-Dreieck über düstere Mystery-Geschichten in Tithonus und Milagro bis zur Folge Sporen, bei der sich Realität und Einbildung miteinander vermischen.
Erwähnenswertes: Mit der sechsten Staffel zog die Produktion von Akte X vom kanadischen Vancouver ins amerikanische Kalifornien um. Die neuen Drehorte und auch das wärmere Licht bauten Serien-Lenker Chris Carter und die Drehbuchautoren sofort in die Serie mit ein. Besonders auffällig ist das in den Folgen Der Anfang und Die Fahrt, die beide in einer hitzeflirrenden Wüsten-Umgebung spielen; ein starker Kontrast zur nebelig-kalten Atmosphäre, die die Serie bisher in vielen Episoden hatte.
In der Folge Der Anfang gibt es einen netten Verweis auf die Serie Die Simpsons. Es gibt in der Folge eine Sequenz mit einem gelangweilten Atomkraftwerk-Mitarbeiter namens Homer. Homers Auftritt verläuft aber nicht besonders lustig, denn er wird durch das Krallen-Alien getötet.
In der Folge Der Anfang hat James Pickens jr. als Director Alvin Kersh seinen ersten Auftritt. Der eiskalte Bürokrat macht Fox Mulder und Dana Scully von nun an bis etwa zur Mitte der Staffel das Leben zur Hölle. Er pocht auf strikte Einhaltung der Regeln (was besonders Mulder sehr schwer fällt) und zitiert die beiden Ermittler regelmäßig in sein Büro, um sie zurechtzuweisen.
Sympathische Selbstkritik der Serienmacher: Die Kommission, die im Laufe der Folge Der Anfang die Ereignisse in der Antarktis (und damit wichtige Ereignisse aus dem Kinofilm) untersucht, nennt Mulders Bericht über seine Erlebnisse »völlig unglaubwürdig!«.

In Der Anfang findet Scully in einer abgerissenen Kralle des flüchtigen Aliens DNA-Spuren, die sie auch bei Gibson Praise (der Gedanken lesen kann) und im außerirdischen Virus (das sie selber im Körper hatte) entdeckt hatte. Als sie weiterforscht, merkt sie, dass alle Menschen diese DNA-Spuren im Körper zu haben scheinen.
In der Folge Die Fahrt spielt Bryan Cranston, heute durch die Serie Breaking Bad weltbekannt, den gewalttätigen Patrick Crump. Das in Die Fahrt erwähnte Projekt »SEAFARER« der Navy, das mit extrem niedrigen Frequenzen arbeitet, wurde durch das reale Projekt HAARP inspiriert. In Die Fahrt wird angedeutet, dass Fox Mulder Jude ist.
In dem humorvollen Ufo- und Körpertausch-Zweiteiler Dreamland wird zum ersten Mal thematisiert, dass Fox Mulder in seiner Chaos-Single-Wohnung überhaupt kein Schlafzimmer hat, sondern auf dem Sofa schläft. Morris Fletcher (Michael McKean), der vorübergehend in Mulders Körper unterwegs ist, ändert das sofort, schafft (als Mulder) für sein geplantes amouröses Abenteuer mit Scully ein Wasserbett an und räumt die Wohnung um. Als Mulder später – endlich wieder in seinem eigenen Körper – nach Hause zurückkommt, ist er völlig verblüfft und muss mit einem zweiten Blick auf seine Zimmernummer sicher gehen, dass er sich nicht in der Tür geirrt hat. Das Wasserbett bereitet Mulder in der Folge Montag dann eine böse Überraschung. Er wacht klatschnass auf, das auslaufende Wasser hat seinen Wecker kurzgeschlossen und er hat damit auch verschlafen. Der Anfang eines Tages, den Mulder später mit einem zynisch gemurmelten »O happy day« beschreiben wird.
Im Laufe der sechsten Staffel wird Fox Mulders Appartementnummer häufiger als bisher ins Bild gerückt. An der Tür prangt die Nummer »42«. Wer Douglas Adams’ Science-Fiction-Kultroman Per Anhalter durch die Galaxis kennt weiß, dass »42« die Antwort auf alles ist: das Leben, das Universum und alles andere.
Die Folge Die Geister, die ich rief ist im Grunde ein eine Art Vier-Personen-Theaterstück. Die Bühne ist das Geisterhaus, das Mulder und Scully zu Beginn betreten und am Ende wieder verlassen. In der Folge zitiert Soundtrack-Komponist Mark Snow auf sehr hintersinnige Art Joseph Haydns »Sinfonie mit dem Paukenschlag«.
In der Folge Zeit der Zärtlichkeit spielt der berühmte Horror-Darsteller Bruce Campbell aus Sam Raimis Tanz der Teufel-Reihe einen Dämon, der sich wünscht, endlich ein normales menschliches Leben führen zu können. Eine Szene der Episode zitiert Alfred Hitchcocks berühmte Milchglas-Szene aus Verdacht. Dadurch, dass die Kamera stets auf das Milchglas gerichtet bleibt und die Flüssigkeit unheimlich schimmert, erzeugt Hitchcock – ohne dass ein einziges Wort fällt – eine sehr unheilvolle Stimmung. In der Akte X-Folge bringt der Dämon in Gestalt des scheinbar liebevollen Ehemanns Wayne Weinseider seiner Frau vor dem Einschlafen ein Glas Milch die Treppe hoch.
Zeit der Zärtlichkeit zeigt auf sehr direkte weise, was Jeffrey Spender von seiner Arbeit bei den X-Akten hält. Als er einen schriftlichen Hinweis auf die Ereignisse in Virginia bekommt, entsorgt er das Blatt sofort im Reißwolf … Die nächste Szene zeigt dann genau dieses Blatt, das Mulder in mühevoller Klebe-Arbeit wieder zusammengesetzt hat.
Die Folge Der Regenmacher beginnt exakt am Valentinstag 1999. Die ganze Folge bedient sich immer wieder auf sehr humorvolle Art bei Der Zauberer von Oz bis hin zum Lied »Somewhere over the Rainbow«.

In der Folge SR 819 hat Fox Mulders Unterstützer und Mentor, Senator Richard Matheson (Raymond Barry), nach der Folge Signale zu Beginn der zweiten Staffel einen weiteren Auftritt. Nach den Ereignissen von SR 819 – der Titel bezieht sich auf eine Senatsresolution zur Lieferung von Medizintechnik in Länder der Dritten Welt – ist das Verhältnis zwischen Matheson und Mulder angespannt, denn Matheson weigert sich aus Angst, dem in Lebensgefahr schwebenden Walter Skinner zu helfen. In dieser Folge trägt Skinner-Darsteller Mich Pileggi ein pulsierendes Spezial-Make-Up, das sehr glaubwürdig extrem erweiterte und pochende Blutgefäße simuliert.
Im Zweiteiler Zwei Väter/Ein Sohn (One Son) logiert Diana Fowley im berühmten Watergate-Appartementhaus. Der Hangar, in dem der Anfang und das Ende des Zweiteilers spielen, ist ein ehemaliger Luftschiff-Hangar, der durch dramatische Kameraeinstellungen, Dampf und grelles schräg einfallendes Licht spektakulär in Szene gesetzt wird.
In der Folge Aqua Mala hat Darren McGavin nach Gute Patrioten in Staffel 5 einen weiteren Auftritt als Arthur Dales. Er ist der Entdecker der X-Akten und inzwischen ein starker Trinker. Arthur Dales Bruder (der ebenfalls Arthur Dales heißt), gespielt von M. Emmet Walsh, taucht in der Folge Ex auf, die – wie Gute Patrioten – eine Geschichte auf mehreren Zeitebenen ist. Der Großteil der Episode spielt 1947.
Die Episode Alpha enthält ein schönes Detail. Die exzentrische Wolfs- und Hunde-Kennerin Karin Berquist (Melinda Cuela), die eine Schwäche für Fox Mulder hat, hat in ihrem Büro das gleiche »I want to believe«-Plakat hängen, das lange Zeit in Fox Mulders Kellerbüro eine der Wände geziert hat. Mulders Plakat ist in der Folge Das Ende zusammen mit großen Teilen der X-Akten verbrannt, nachdem der Raucher (William B. Davis) im Büro Feuer gelegt hatte. Am Ende von Alpha bekommt Mulder von Karin ein solches Plakat geschenkt. Von nun an hängt im X-Akten-Büro wieder ein »I want to believe«-Plakat.
Die Folge Suzanne erzählt die Geschichte von Die unüblichen Verdächtigen weiter, die für die Figuren der Serie inzwischen zehn Jahre zurückliegt. Erneut stehen »Die einsamen Schützen« um Bayers (Bruce Harwood), Langly (Dean Haglund) und Frohike (Tom Braidwood) im Mittelpunkt; ebenso wie die undurchsichtige Susanne Modeski (Signy Coleman), in die sich Bayers damals verliebt hatte. Die »Lone Gunmen«-Freunde Timmy und Jimmy sind Vorzeige-Nerds – schlaksig, mit T-Shirts und Hornbrille … und damit gewissermaßen Vorfahren der Helden aus The Big Bang Theory. Michael McKean hat als Regierungs-Mitarbeiter Morris Fletcher nach dem Dreamland-Zweiteiler einen wunderbaren Kurzauftritt. Obwohl er die Ereignisse aus Dreamland ja vergessen hat, beginnt er sofort wieder, mit Dana Scully zu flirten.
In keiner anderen Staffel der Serie »sterben« Fox Mulder und Dana Scully so oft oder sehen dem Tod ins Auge wie in Staffel 6. In Montag stecken sie – ohne es wirklich zu ahnen – in einer Art Zeitschleife fest, in der sie immer wieder in die Luft gesprengt werden. In Die Geister, die ich rief werden sie von den zynischen Geistern Lyda (Lily Tomlin) und Maurice (Edward Asner) in den gemeinsamen Selbstmord getrieben, in Tithonus wird Scully am Ende tödlich getroffen. Sie stirbt nur nicht, weil der inzwischen 150 Jahre alte Alfred Fellig (Geoffrey Lewis) an ihre Stelle tritt und sich vom Tod holen lässt. In Sporen scheint Scully wiederum die Überreste Mulders zu finden. Ein aggressiver Pilz hat nur noch sein Skelett übrig gelassen.
Persönliche Highlights: Die sechste Staffel von Akte X steckt voller toller Ideen und Episoden. Bei den Mythologie-Folgen prägen sich SR 819, der Zweiteiler One Son und der Dreiteiler Biogenesis besonders ein. SR 819 ist ein temporeicher Paranoia-Thriller, der lange Zeit die Frage offen lässt, was mit Skinner eigentlich passiert; und Mulder und Scully führen, im Bestreben, Skinners Leben zu retten, einen Kampf gegen die Uhr.
One Son bringt viele wichtige Ereignisse der bisherigen Serie in einen Zusammenhang und vieles zu einem drastischen Abschluss. Wie die TV-Zuschauer und auch Fox Mulder erfahren, bildete sich ein wichtiger Teil der Regierungsverschwörung kurz nach dem sagenumwobenen Ufo-Absturz in Roswell im Jahr 1947. Die Verschwörer suchten einen Weg, der stillen Invasion etwas entgegenzusetzen. 1973 erkannten sie allerdings, dass sie verlieren würden und gingen mit den Aliens einen Pakt ein. Sie gaben vor, sich zu unterwerfen, und lieferten ihnen ihre Frauen und Kinder aus, mit deren DNA Alien-Mensch-Hybride erschaffen werden sollen, die nach der Auslöschung der Menschheit als Sklavenrasse übrig bleiben. Dafür bekamen die Verschwörer ein außerirdisches Embryo. Es ist das Embryo, das Dana Scully in der Folge Das Labor am Ende der ersten Staffel entdeckte. Mit den Erbinformationen dieses Embryos planten die Verschwörer, den Impfstoff »Purity Control« gegen das außerirdische Virus – das intelligente schwarze Öl – zu entwickeln. Die Entführung von Fox Mulders Schwester Samantha fiel auf den 27. November 1973. Bill Mulder (Peter Donat), der zur Gruppe der Verschwörer gehörte, hatte deren Plänen zunächst widersprochen, war aber dann überstimmt worden. Danach holten sich die Außerirdischen seine Tochter als Faustpfand; ein traumatisches Ereignis, das Samanthas Bruder Fox Mulder seitdem nicht mehr loslässt.
Fox Mulder stößt im Zweiteiler One Son auch auf den vermeintlichen Namen des geheimnisvollen Rauchers: G. C. B. Spender. Inzwischen hat Mulder aber so viele Lügen erlebt, dass er dazu nur zynisch entgegnet: »Und wofür steht der Name?« Der Raucher enthüllt ihm in einem Gespräch, wie die finale Alien-Invasion vonstattengehen solle. »Es wird der Notstand ausgerufen wegen einer Infektion, die durch Bienen übertragen wird.« Die Bienen waren bereits zu Beginn der vierten Staffel Thema, ebenso wie später in der Folge Der Pakt mit dem Teufel und auch im Kinofilm Akte X: Fight the Future. Als aus der im Zweiteiler Patient X (fünfte Staffel) entführten Cassandra (Veronica Cartwright), 1973 die Frau des Rauchers, der erste gesunde Alien-Mensch-Hybrid entsteht, werden aber alle Pläne der Verschwörer zunichte gemacht, und sie werden im Hangar der El Rico-Air Force Base von den außerirdischen Rebellen bei lebendigem Leib verbrannt. Damit scheint die Verschwörung am Ende zu sein. Auch Jeffrey Spender scheint am Ende tot zu sein. Auf jeden Fall hört man einen Schuss und sieht dann, wie der Raucher den Raum verlässt.
Mit dem Dreiteiler Biogenesis tritt die Akte X-Mythologie in die nächste Phase ein und kündigt nicht weniger als ein globales Massensterben an. Die Schriftzeichen eines geheimnisvollen Artefakts haben auf Fox Mulder eine verheerende Wirkung. Es beginnt für ihn mit rasenden Kopfschmerzen, und schließlich ist er kaum noch in der Lage, sich zu artikulieren. Wie Gibson Praise ist er plötzlich in der Lage, Gedanken zu hören. Angeblich hat er sich – davon ist der inzwischen geschasste Pentagon-Mitarbeiter Michael Kritschgau (John Finn) überzeugt – zwei Jahre zuvor mit einem außerirdischen Virus infiziert, als er im Pentagon nach einem Heilmittel für Scullys Krebs gesucht hatte. Scully arbeitet wie eine Besessene daran, Mulder zu helfen und reist dafür sogar an die Elfenbeinküste, wo sie am Fundort des Artefakts am Strand ein außerirdisches Raumschiff findet. Im Laufe von rund 130 Minuten konfrontiert der Dreiteiler das Publikum mit Bildern und Erkenntnissen, die das Weltbild vieler Menschen (und auch Scullys Weltbild) auf den Kopf stellen und bekannte Motive aus der Bibel ganz neu interpretieren. Die fremden Artefakte lassen Totes wieder lebendig werden, am Strand kommt es zu einem epischen Insekten-Einfall, und das Wasser um das gestrandete Raumschiff verfärbt sich blutrot.
Das letzte Drittel von Biogenesis (Tausend Stimmen) hat durch seine Inszenierung etwas sehr Unwirkliches. Mulder und der Raucher scheinen sich nur mit ihren Gedankenstimmen zu unterhalten, und Mulder durchlebt eine Art Traum- und später Albtraum-Leben, in dem er den Mann mit der tiefen Stimme (Jerry Hardin) wiedertrifft, mit Diana Fowley zusammenlebt, mit ihr Kinder bekommt und schließlich als alter kranker Mann im Bett liegt, während die Welt längst in Flammen steht. Während Mulder träumt, wird er in Wirklichkeit in einer geheimen Regierungseinrichtung operiert. Dabei lässt sich der Raucher die aktivierten Alien-Gene von Mulder einpflanzen (wie die Mediziner das auch immer machen). Am Ende sind – nach den vielen Opfern in One Son – auch Michael Kritschgau und Diana Fowley tot, und der Raucher hat in einem Satz zu Mulder etwas bestätigt, das sich bereits seit vielen Mythologie-Folgen angekündigt hat: »Ich bin dein Vater!«
Auch bei den Einzelfolgen ist die sechste Staffel eine Serien-Goldgrube. Die Fahrt ist eine Folge, die ständig in Bewegung ist und eine bedrückende Spannung aufbaut; Im Bermuda-Dreieck ist ein Genuss für Filmfans, denn die Episode besteht aus nur wenigen, dafür aber extrem langen und virtuos gefilmten Plansequenzen ohne sichtbare Schnitte; der Zweiteiler Dreamland ist eine Art Ufo-Komödie, in der Mulder – nach dem unfreiwilligen Körpertausch mit Morris Fletcher – ENDLICH die geheimnisvolle Area 51 betreten kann … nur um dort einen General zu treffen, der die verwunderte Frage stellt: »Gibt es WIRKLICH Außerirdische?« Die Geister, die ich rief punktet mit rabenschwarzem Humor und virtuosen Wort-Gefechten; Aqua Mala hat einen ungewöhnlichen Schauplatz, den die Serienmacher gekonnt in Szene setzen: eine nächtliche Küstenstadt in Florida während eines Hurricans. Montag ist ein Mystery-Thriller, der das Zeitschleifen-Thema aus Und täglich grüßt das Murmeltier und aus dem Science-Fiction-Spektakel Edge of Tomorrow thematisiert … und Mulder stolpert – jedes mal ein bisschen anders – fast jeden Morgen über seine Pantoffeln. Arkadien treibt mit satirischem Unterton das Spießbürgertum gleichförmiger super-ordentlicher Vorstadt-Siedlungen auf die Spitze. Eine der schönsten Szenen zeigt Mulder, wie er demonstrativ einen kitschigen Plastik-Flamingo in seinen Garten stellt und dann herausfordernd in die Nachbarschaft schaut: »Beschwert euch!« Getarnt als Ehepaar gemeinsam in einem Haus lebend werden Mulder und Scully zugleich mit den Tücken des Alltags konfrontiert: »Wer hat Ihnen denn beigebracht, wie man eine Zahnpastatube ausdrückt?« – »Letzte Warnung: Die Klobrille!« Milagro, in der ein Schriftsteller mit seiner eigenen lebendig gewordenen Figur konfrontiert wird, hat eine geradezu hypnotische Stimmung. Dazu trägt zum einen das grandiose Spiel von John Hawkes als Phillip Padgett bei und zum anderen die Musik von Mark Snow, die in Schlüsselszenen einen Herzschlag nachahmt. Ex ist eine sehr warmherzige Geschichte um den schwarzen Baseball-Liebhaber Josh Exley, in Wirklichkeit ein Alien, der einfach nur sein Leben als Mensch leben möchte. In dieser Folge wirkt auch das Verhältnis zwischen Mulder und Scully noch herzlicher als sonst. Auch Sporen ist eine Folge, die im Gedächtnis bleibt. Es ist ein verschachteltes Spiel aus Realität und Traumwelt, aber sowohl Mulder als auch Scully stellen diese Traumwelt plötzlich in Frage, als sie für ihre jeweilige Meinung ungewohnt viel Bestätigung erhalten.
Fortsetzung folgt …