Kitabı oku: «Mördertreffpunkt Pigalle: Krimi Quartett 4 Thriller», sayfa 3

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5. Kapitel

Ich sprang sofort hoch.

„Sie werden niemanden hereinlassen! Haben Sie mich verstanden?“

„Es wird ein Freund von mir sein“, erwiderte er.

„Dann schicken Sie ihn weg. Sagen Sie ihm, Sie hätten noch zu tun. Er soll in einer halben Stunde wiederkommen.“

Blum erhob sich, ging zur Tür und drückte auf einen Knopf. Anschließend ging er in den Korridor hinaus.

„Wer ist da?“, hörte ich ihn rufen.

„Ich bin’s“, kam es zurück.

„Ach du bist es, Tobias. Hör zu, kannst du in einer halben Stunde noch mal kommen? Ich stecke mitten in der Arbeit, und ich möchte jetzt nicht unterbrechen.“

„Na hör mal, Alex. Seit wann …“

„Bitte Tobias, sei so gut und komm später wieder. Ich kann dich jetzt nicht gebrauchen.“

„Ach so, du hast …“ Ein meckerndes Lachen war zu hören. „Warum sagst du das nicht gleich? Okay, ich komm später wieder. Tschüss, Alex!“

Noch ein Lachen, dann fiel eine Tür ins Schloss.

Und ich wusste, dass ich gewonnen hatte. Alex Blum hätte seinen Freund bestimmt nicht weggeschickt, wenn er vorgehabt hätte, mein Angebot abzulehnen. Er würde annehmen.

Ich lehnte mich bequem im Stuhl zurück und wartete, bis er wieder mir gegenübersaß.

„Sie nehmen also an“, stellte ich fest. „Sehr vernünftig. Packen Sie Ihr Glück beim Schopfe. So eine Chance kommt nie wieder.“

„Ich habe noch nicht zugesagt“, erklärte der Maler. „Und ich werde es auch nicht tun, solange ich nicht weiß, wie es weitergeht.“

„Sie meinen, was danach kommt?“

„Ja. Ich lege Ihre Frau herein, und Sie haben Zeugen dafür. Und dann?“

„Ich finde ein paar liebevolle Zeilen in der Schublade ihres Nachttischchens, unterzeichnet mit Alex. Ich nehme den Zettel an mich und frage die Frau gegenüber, ob sie etwas beobachtet hat. Ich kenne die Frau gut. Sie mag mich, und sie wird mir sagen, was sie gesehen hat. Danach suche ich einen Taxifahrer, der Sie nachts nach Hause gefahren hat. Ich habe gute Beziehungen. Es wird mir nicht schwerfallen, wenigstens einen Fahrer zu finden. Ich drücke ihm einen Schein in die Hand, und er wird mir sagen, was ich wissen möchte. Nun weiß ich Bescheid, und ich gehe zu meinem Schwiegervater und spreche von Mann zu Mann mit ihm. Ich sage ihm, dass ich die Demütigung nicht ertragen könne. Mein Vertrauen in Luise wäre völlig zerstört, und ich könne so nicht mehr mit ihr zusammenleben. Ich werde ihm sagen, dass ich in einer Scheidung die einzig mögliche Lösung sehen würde. Er wird es verstehen. Er wird es schlucken, und ich werde weiterhin in der Firma das bleiben können, was ich jetzt bin.“

„Woher wollen Sie wissen, dass Ihr Schwiegervater so reagieren wird?“, fragte er. „Sie haben zwar ein paar Zeugenaussagen, aber sie haben sie nicht mit mir zusammen gesehen. Und natürlich wird Ihre Frau leugnen, und Ihr Schwiegervater könnte ihr glauben.“

„Das halte ich für ausgeschlossen“, erklärte ich überzeugt.

„Und was macht Sie so sicher?“

„Die Tatsache, dass es ihm vor rund zwanzig Jahren ebenso ergangen ist.“

Das war eine faustdicke Lüge. Aber sie war mir glatt über die Lippen gegangen. Ich hatte damit gerechnet, dass der Maler diese Frage stellen würde, und ich hatte mir eine Menge Antworten überlegt. Ich hatte mich dann für diese Antwort entschieden, weil sie meiner Meinung nach die plausibelste und überzeugendste war.

Und ich hatte recht. Der Künstler riss die Augen auf und sah mich überrascht an.

„Sie meinen, seine Frau hat ihn wirklich betrogen?“, erkundigte er sich.

„Genau. Sie hat ihn nach Strich und Faden betrogen. Sie hat ihn zum Hahnrei und zum Trottel gemacht, und Grashofer hat sie dafür zum Teufel gejagt. Er hat sie aus dem Haus geworfen und man hat nie wieder etwas von ihr gehört. Und wenn ich jetzt zu meinem Schwiegervater gehe und ihm erzähle, dass Luise mich betrogen hat, dann wird er glauben, dass sie das von ihrer Mutter geerbt hat. Sie sehen also, es wird nicht die geringsten Schwierigkeiten geben.“

Alex Blum sah mich eine Weile nachdenklich an. Mit einem Auge schielte er dabei auf die Scheine.

„Und dann?“

„Was dann?“

„Die Scheidung. Werde ich als Zeuge auftreten müssen?“

„Das wird sicher nicht notwendig sein“, beruhigte ich ihn. „Es wird sich zwar nicht vermeiden lassen, dass Ihr Name auftaucht – schließlich muss es ja echt wirken. Aber bis dahin sind Sie längst in Berlin, und niemand wird etwas von Ihnen wollen.“

„Aber Ihre Frau … Sie wird eine Gegenüberstellung verlangen.“

„So weit lasse ich es gar nicht kommen.“

„Aber sie wird mit mir sprechen wollen.“

„Damit müssen Sie dann fertig werden“, grinste ich. „Ein bisschen müssen Sie für Ihr Geld schon was tun. Aber ich bin sicher, dass es gar nicht bis dahin kommen wird.“

„Ich weiß nicht …“ Alex Blum zögerte noch immer. „Da ist doch ein Haken dabei.“

„Wo sehen Sie einen Haken?“, fragte ich schnell.

„Ihre Frau … Ich kann mir nicht vorstellen … Ich meine, sie wird doch kämpfen.“

„Das glaube ich nicht“, sagte ich und atmete unmerklich auf. Ich hatte schon Angst, er hätte einen wirklichen Haken in meinem Plan entdeckt. „Luise ist kein Kämpfertyp. Das sollten Sie eigentlich schon gemerkt haben. Sie kennen sie ja. Sie ging schließlich lange genug zu Ihnen zum Unterricht.“

„Trotzdem …“

„Machen Sie sich mal über das Danach keine Sorgen“, unterbrach ich ihn. „Das können Sie mir überlassen. Ich schaffe das schon. Sie brauchen nur das tun, was ich Ihnen gesagt habe, und vielleicht müssen Sie mit dem Besuch meiner Frau rechnen, wenn Sie in Berlin sind. Aber ich halte Sie für so clever, dass Sie damit fertig werden. Vierzehntausend Euro beflügeln Sie sicher.“

Der Maler schwieg eine Weile. Dann stand er plötzlich auf, schob die Scheine auf dem Tisch zu einem Packen zusammen und steckte das Geld in die Tasche.

Ich stand ebenfalls auf. „Ich habe mir Ihre Telefonnummer aufgeschrieben. Sobald ich das nächste Mal auswärts übernachte, rufe ich Sie am Tag zuvor an.“

„Wann wird das sein?“, wollte er wissen.

„Ich weiß noch nicht genau. Vielleicht am Freitag schon. Aber wahrscheinlich fahre ich erst nächste Woche.“

„Und wie lange soll das gehen?“

„Wie meinen Sie das?“

„Wie lange soll ich das Theater spielen?“

„Das kann ich noch nicht sagen. Das hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zunächst muss ich sicher sein, dass die Frau gegenüber alles mitbekommen hat. Dabei können Sie mir helfen. Beobachten Sie unauffällig das Schlafzimmerfenster, bevor Sie in das Taxi steigen. Wenn sie am Fenster steht, wird sich sicher die Gardine bewegen, oder Sie bemerken sonst irgendwas, was darauf schließen lässt, dass sie Sie gesehen hat.“

„Gut, ich werde aufpassen.“

„Und dann muss ich noch einen günstigen Zeitpunkt abwarten, um es meinem Schwiegervater beibringen zu können. Am besten ist es, wenn ich mit einem riesigen Auftrag nach Hause komme. Und das könnte schon in vier Wochen sein. Schlimmstenfalls dauert es sechs Wochen. Richten Sie sich also mal auf sechs Wochen ein.“

„Und dann ist alles vorbei, und ich kann nach Berlin ziehen?“

„Ja. Spätestens in sechs Wochen ist alles vorbei.“

Ich wusste, dass es schon viel früher vorbei sein würde. Aber das brauchte ich ihm ja nicht auf die Nase zu binden. Ich ließ ihn absichtlich im Ungewissen. Er brauchte nicht zu wissen, wie exakt ich alles vorgeplant hatte.

„Gut“, sagte der Künstler. „Ich mache es.“

„Fein. Dann schreiben Sie mir jetzt den Zettel.“

Unter den Papieren, die ich vorher von dem Tisch geräumt hatte, befand sich auch ein Notizblock. Ich hob ihn auf und reichte ihm den Block und einen Stift.

Blum sah mich verständnislos an. „Was für einen Zettel soll ich schreiben?“

„Aber das habe ich doch schon gesagt“, erklärte ich geduldig. „Ich finde ein paar liebevolle Zeilen im Nachtschränkchen meiner Frau.“

„Von mir geschrieben und unterschrieben?“

„Von wem denn sonst?“

Sofort trat Misstrauen in seine Augen. „Das gefällt mir überhaupt nicht.“

„Was ist daran so schlimm?“, fragte ich. „Niemand bekommt den Zettel je zu sehen. Außer meinem Schwiegervater natürlich. Ihn muss ich die Zeilen lesen lassen. Er ist es ja, den ich in erster Linie von der Untreue meiner Frau überzeugen muss. Also stellen Sie sich nicht so an. Schreiben Sie!“

„Mir gefällt das nicht.“ Der Maler schüttelt den Kopf. „Ganz und gar nicht. Ich gebe Ihnen da etwas Schriftliches von mir in die Hand …“

„Himmeldonnerwetternochmal!“, polterte ich los. „Was geben Sie mir schon in die Hand? Ein paar verliebte Zeilen. Eigentlich genügt schon ein Satz. Natürlich brauche ich Ihre Unterschrift, und zwar in derselben schwungvollen Schrift, wie Sie Ihre Bilder signieren.“

„Und wie soll der Satz lauten?“

„Schreiben Sie einfach: Meinem Schatz, den ich immer lieben werde. Und dann unterschreiben Sie mit Alex. Das wird dann so aussehen, als hätten Sie ihr Blumen, vielleicht auch Pralinen geschickt, oder Sie hätten ihr eines Ihrer Gemälde geschenkt“

„Hm“, machte er und lehnte sich im Stuhl zurück.

„Na los, nehmen Sie schon. Schreiben Sie den Satz auf. Ich brauche den Zettel. Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich ihr damit auf die Schliche komme. Der Zettel ist wichtig.“

Blum verzog das Gesicht. Aber das Misstrauen schwand aus seinen Augen. Er griff nach dem Notizblock und schrieb rasch, was ich ihm diktiert hatte. Anschließend riss er den Zettel vom Block und reichte ihn mir.

Ich las ihn durch, nickte befriedigt mit dem Kopf und steckte den Zettel in meine Brieftasche. „Dann sind wir uns also einig?“

Der Maler nickte.

Ich wandte mich um und ging zur Tür.

„Einen Moment noch!“, rief mir Blum nach.

Ich blieb stehen.

„Da ist doch noch ein Haken.“

Ich fühlte, wie mir heiß wurde.

„Ja?“, fragte ich gedehnt.

„Die Taxifahrten.“

„Was ist damit?“

„Wie oft werde ich mit dem Taxi fahren müssen?“

„Zehn- bis zwölfmal. Warum?“

„Was wird das kosten?“

„Ich weiß nicht genau. Aber insgesamt sicher nicht mehr als dreihundert Euro. Sie haben tausend bekommen; das ist mehr als genug.“

„Das habe ich nicht gemeint. Ich dachte dabei eigentlich an Ihren Schwiegervater. Wird er es nicht merkwürdig finden, dass ein armer Künstler mit dem Taxi von seinem Schäferstündchen nach Hause fährt?“

„Ach das meinen Sie?“ Ich lachte. „Das ist kein Problem. Ich werde sagen, dass Luise Ihnen bestimmt das Geld zugesteckt hat. Zufrieden?“

„Ja.“ Er nickte. „Ich glaube, das wäre alles.“

„Ich werde Sie vielleicht schon am Donnerstagabend anrufen. Halten Sie sich bereit.“

Er sagte nichts, und ich ging zur Tür.

Schließlich fiel mir noch etwas ein.

„Kommen Sie aber nicht auf dumme Gedanken“, sagte ich. „Ich werde Sie kontrollieren. Zumindest werde ich Stichproben machen.“

Er stand neben seiner Staffelei und starrte mich stumm an.

„Haben wir uns verstanden?“

„Okay, Mann, es ist alles klar.“

„Das hoffe ich für Sie. Ich kann nämlich sehr unangenehm werden, wenn jemand versucht, mich aufs Kreuz zu legen. Wenn Sie sich jedoch an meine Anordnungen halten, kann ich sehr großzügig sein. Ich habe auch meine Beziehungen in Berlin. Ich könnte Ihnen die Tür zu einer Galerie öffnen. Eine Hand wäscht die andere.“

Ich ging die schmale, steile Treppe hinunter und trat in den Hof hinaus. Mit schnellen Schritten überquerte ich den Hof und bog in die Gasse ein.

Und dann stand ich plötzlich Klaus Pawelka gegenüber …

6. Kapitel

Ich blieb stehen, als wäre ich gegen eine Mauer gelaufen, und in meinem Kopf begann es sofort zu arbeiten. Pawelka gerade hier in die Arme zu laufen, war das Schlechteste, was mir passieren konnte. Seit ich ihn damals aus der Firma geschmissen hatte, hatte ich ihn nicht mehr gesehen und auch nichts von ihm gehört. Ich hatte ihn schon fast vergessen.

Und jetzt stand er plötzlich vor mir. Ich fühlte, wie die Wut in mir hoch kroch. Er war mir zu einem Zeitpunkt über den Weg gelaufen, wo ich am liebsten niemandem begegnet wäre. Am wenigsten ihm.

Aber er stand da und grinste mich an und sagte: „Ach, sieh mal einer an. Mister Großkotz persönlich. Was für eine nette Überraschung. Was treibt dich denn in diese Gegend?“

Mein Gehirn arbeitete immer noch auf Hochtouren. Aber es wollte mir einfach nichts einfallen.

Um Zeit zu gewinnen, sagte ich so freundlich wie möglich: „Ich hatte hier etwas zu erledigen.“

„Ach, was du nicht sagst“, meinte er spöttisch. „Du hattest hier etwas zu erledigen? Wo denn? Etwa in dem Haus da? Da wollte ich auch gerade hin, zu meinem Freund Kaminsky. Hast du ihn besucht?“

Ich erinnerte mich, den Namen Kaminsky neben dem unteren Klingelknopf gelesen zu haben. Dass Pawelka diesen Mann kannte, machte die Sache nur noch schlimmer. In diesem Fall musste er auch den Maler kennen, und ich würde ihm jetzt sagen müssen, dass ich bei dem Maler war, und das könnte böse Folgen für mich haben.

Es gab für mich jetzt nur noch zwei Möglichkeiten. Entweder ich musste meinen Plan aufgeben, oder Pawelka musste der Mund gestopft werden, und dafür gab es nur eine einzige, wirklich sichere Methode.

Auf einmal war ich ganz ruhig.

Ich sagte: „Ich war bei dem Maler.“

„Bei Alex?“, fragte er verwundert. „Was macht ein Mister Großkotz bei einem armen Maler? Bist du neuerdings unter die Förderer der schönen Künste gegangen?“

„Nein. Meine Frau hat bei Alex Unterrichtsstunden genommen. Ich habe sie eben bezahlt.“

„Ach ja, deine hübsche Frau“, sagte er und verzog dabei das Gesicht, als hätte er in Scheiße gebissen. „Wie geht es ihr denn? Ist sie glücklich mit ihrem gekauften Ehemann?“

„Es geht ihr gut“, erwiderte ich völlig ruhig. „Und sie ist sehr glücklich. Ich übrigens auch.“

„Mit ihr? Du bist mit ihr glücklich? Dass ich nicht lache. Du bist mit der Firma glücklich, das glaube ich dir aufs Wort. Du wolltest die Firma haben, aber nicht die Tochter des Alten. Und um die Firma zu bekommen, wärst du über Leichen gegangen. Stimmt’s?“

„Jeder hat so seine Ziele im Leben“, sagte ich und deutete ein leichtes Lächeln an.

„Da hast du allerdings recht“, grinste er zynisch. „Ich habe auch so meine Ziele.“ Und plötzlich packte er mich am Jackenaufschlag. „Erinnerst du dich noch daran, was ich dir versprochen habe? Ich habe es nicht vergessen, auch wenn es schon gut vier Jahre her ist …“

„Nimm deine Finger weg, Klaus“, sagte ich leise. „Ich hätte dich wegen der Sache ohnehin in den nächsten Tagen aufgesucht …“

Pawelka verzog verächtlich das Gesicht.

„Du bist nicht nur ein korruptes Schwein, sondern auch das mieseste Schwein, das mir je begegnet ist … Winselt hier um sein bisschen Leben. Hast du Angst, ich könnte dir auf der Stelle den Hals umdrehen?“

Meine Hand schoss hoch, packte ihn am Hemd und zog ihn ganz nahe an mich heran.

„Nun hör mir mal zu, Pawelka“, sagte ich immer noch leise, aber um eine Spur schärfer. „Hör mir genau zu. Ich sage es nicht zweimal. Ich habe vor nichts und niemand Angst. Hast du mich verstanden? Vor niemandem. Und ganz bestimmt nicht vor dir. Ich wollte dich in den nächsten Tagen aufsuchen, um über die Vergangenheit zu sprechen. Gleichzeitig hätte ich dir ein Geschäft vorgeschlagen. Aber wenn du nicht willst, ich brauche dich nicht. Ich finde dafür hundert andere.“ Und dann hob ich meine Stimme etwas. „Und jetzt nimm die Finger von meiner Kleidung, sonst schlage ich dich hier mitten auf der Straße so zusammen, dass sie dich von den Pflastersteinen abkratzen müssen.“

Wir standen uns sekundenlang gegenüber, die Gesichter so eng beieinander, dass wir uns fast berührten, und starrten uns in die Augen.

Klaus Pawelka hatte blassblaue, eiskalte Augen, mit dünnen, kaum sichtbaren Augenbrauen. Er hatte dichtes, kurz geschnittenes schwarzes Haar, ein schmales, kantiges Gesicht und eine lange, etwas gebogene Nase. Sein Mund war zu einem schmalen Strich zusammengepresst, und seine hervorstehenden Backenknochen hüpften auf und ab.

„Wage es nicht, die Hand zu erheben“, knurrte er endlich. Aber seine Stimme klang zögernd und nicht mehr so selbstsicher wie zuvor.

„Du solltest die Hand von meiner Jacke nehmen“, sagte ich drohend.

„Und du?“

Ich ließ ihn los, und er nahm nach kurzem Zögern ebenfalls die Hand weg, und wir standen uns eine Weile mit hängenden Armen gegenüber.

Eine alte Frau kam mit einer Einkaufstasche vorbei. Sie sah uns nicht einmal an. Ein Junge fuhr mit seinem Fahrrad klingelnd durch die schmale Gasse. Dann waren wir wieder allein.

Ich glättete meine Jacke, zog meinen Krawattenkknoten fest und nahm meine Zigaretten aus der Jackentasche. Ich bot Pawelka eine an und gab uns Feuer.

„Was ist nun?“, fragte ich gelassen. „Bist du an einem gut bezahlten Job interessiert oder nicht?“

„Was ist das für ein Job?“

„Bist du interessiert?“

„Erst möchte ich wissen, was ich zu tun habe.“

„Das kann ich dir hier nicht sagen“, erklärte ich. „Aber ich kann dir so viel verraten: Für dich sind mindestens zehn Riesen drin.“

Er riss die Augen auf und starrte mich ungläubig an.

„Zehn?“

„Zehn.“

„Da ist doch was faul.“

„Du kannst dir’s ja anhören.“

„Was steckt dahinter, Willi?“

Plötzlich war ich nicht mehr Mister Großkotz, sondern Willi, und das ärgerte mich sehr. Aber ich ließ mir nichts anmerken. Ich lächelte ihn an und sagte: „Nichts steckt dahinter. Es ist ein gut bezahlter Job, sonst nichts.“

„Wie lange muss ich für die zehn Riesen arbeiten?“, erkundigte er sich.

„Das kommt auf dich an“, erwiderte ich. „Wenn du dich anstrengst, schaffst du es vielleicht in ein paar Stunden. Es kann aber auch einige Tage dauern.“

„Es ist also kein sauberes Geschäft“, stellte Klaus Pawelka fest.

„Geschäft ist Geschäft“, wich ich aus. „Und zehn Riesen für ein paar Stunden sind sicher nicht zu verachten.“

Er überlegte eine Weile, und ich wartete. Ich wusste, dass ich ihn an der Angel hatte. Er hatte angebissen. Er hatte nach dem Köder geschnappt, und jetzt hing er am Haken. Es war nun nur noch eine Frage der Taktik, ihn dahin zu bekommen, wo ich ihn haben wollte.

Ich konnte mir denken, was hinter seiner gerunzelten Stirn vorging. Ich kannte Pawelka zu gut. Er würde sich jetzt fragen, ob es sich lohnte, den Job für mich zu erledigen, um mich nachher damit erpressen zu können. Und schon deshalb würde er sich anhören wollen, was ich ihm für ein Geschäft vorzuschlagen hatte.

„Wie viel riskiere ich?“, fragte Pawelka dann.

„Es ist kein Risiko dabei“, versicherte ich ihm.

„Warum machst du es dann nicht selbst?“

„Das sage ich dir, wenn du bereit bist, den Job zu übernehmen.“

„Ich bin bereit, mir die Sache anzuhören“, erklärte er. „Zusagen kann ich erst, wenn ich weiß, was ich zu tun haben werden.“

„Gut. Dann treffen wir uns heute Abend punkt neun Uhr am Münsterplatz.“

„Warum gerade am Münsterplatz?“

„Weil der Platz so gut ist, wie jeder andere auch. Aber er hat den Vorteil, dass man dort nicht so schnell auffällt. Es wäre nicht gut, wenn wir beide zusammen gesehen werden. Zumindest nicht hier in Ulm.“

„Wohin fahren wir dann?“, fragte er misstrauisch.

„Nach Senden“, sagte ich. „Kennst du die Rotisserie?“

„Nein.“

Wie sollte er das Lokal auch kennen? Leute seines Schlages hatten dort nichts verloren.

„Die Rotisserie ist ein sehr großes, aber gutes Speiselokal“, erklärte ich. „Wenn du Lust hast, kannst du dort auch tanzen.“

„Gibt’s dort genug Frauen?“

„Jede Menge.“

Er war immer noch der alte. Scharf wie ein Rasiermesser. Für Frauen war er immer zu haben. Ich weiß heute noch nicht, was die Frauen an ihm fanden. Für meine Begriffe sah er nicht besonders gut aus. Aber er hatte immer ein paar Frauen an der Hand, und manche waren sogar ganz verrückt nach ihm. Trotzdem versuchte er ständig was Neues aufzureißen, was ihm auch meistens gelang.

„Warum kenne ich dann das Lokal nicht?“, grinste Pawelka.

„Weil das ein Lokal für gehobene Ansprüche ist. Aber du treibst dich ja nur in zwielichtigen Kneipen herum.“

„Man hat so seine Geschäfte.“

„Ich kenne deine Geschäfte“, sagte ich. „Sie taugen nichts. Alles nullachtfünfzehn; ohne Stil und ohne Niveau. Viel können deine Geschäfte nicht einbringen.“

Ich hatte absichtlich einen abfälligen Ton gewählt. Ich wollte ihn herausfordern.

Aber Pawelka grinste nur.

„Stil hast du ja, das muss man dir lassen. Wie du dich in Grashofers Vertrauen geschlichen hast, das war gekonnt. Mit Niveau, wie du sagen würdest. Aber ich find’s zum Kotzen.“

„Denk darüber wie du willst“, entgegnete ich lächelnd. „Mir hat es jedenfalls etwas gebracht. Meine Methode hat zum Erfolg geführt, und wenn du dich mir anschließt, kannst du ebenfalls Erfolg haben.“

„Warum willst du gerade mich für einen Job?“, wollte Pawelka wissen.

„Ich arbeite gern mit Leuten zusammen, die ich kenne.“

Er nickte. „Gut, ich werde pünktlich sein.“

„Und zieh dir was ordentliches an.“

„Ich will sehen, was sich machen lässt.“, gab er zuück.

„Also, dann bis neun.“

Ich ging an ihm vorbei. Aber schließlich drehte ich mich noch einmal um.

„Dieses Gespräch bleibt doch unter uns, nicht wahr, Klaus?“

„Ich wüsste nicht, wem ich es erzählen sollte“, grinste er. Dann fügte er noch hinzu: „Hat der Job etwas mit deinem ausgeschlagenen Zahn zu tun?“

Ich schrak ein wenig zusammen. Aber ich hatte mich sofort wieder in der Gewalt. „Lass dich überraschen.“ Dann wandte ich mich um und ging zu meinem Wagen.

Türler ve etiketler

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Litres'teki yayın tarihi:
22 aralık 2023
Hacim:
530 s. 1 illüstrasyon
ISBN:
9783956179204
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