Kitabı oku: «Sommer Bibliothek 11 besondere Krimis», sayfa 8
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18


Ein schwarzer Volvo fuhr in die Tiefgarage der Majestic Apartments ein. Er nahm einen reservierten Parkplatz. Zwei Männer stiegen aus. Beide trugen dunkle Lederjacken.
"Mister Neverio wird nicht begeistert von dem sein, was passiert ist!", meinte der Größere der beiden.
Der Kleinere zuckte die Achseln.
"Wir können von Glück sagen, dass wir nicht schon in dem verdammten Stau auf der Avenue of the Finest steckten!"
Die beiden gingen zum Aufzug, passierten die elektronische Chipkartenkontrolle und ließen sich hinauf bis in den 25. Stock tragen. Dort residierte Ray Neverio. Bodyguards nahmen die beiden Männer in Empfang und durchsuchten sie. Die beiden Männer ließen es geduldig über sich ergehen.
Sie wussten, dass in Ray Neverios Umgebung selbst engste Freunde dieser Prozedur unterzogen wurden. Neverio hatte nämlich eine geradezu panische Angst davor, abgehört zu werden.
Schließlich wurden die beiden Männer in das Wohnzimmer geführt. Ray Neverio saß mit angespanntem Gesicht auf einer Couch. Er fixierte die beiden Männer förmlich mit seinem Blick.
"Hoffentlich höre ich etwas Positives von Ihnen! Ich könnte etwas gute Laune gebrauchen!" Neverio erhob sich, trat an den Größeren der beiden Männer heran. "Was ist mit Evita Jackson?"
"Diese Verräterin hat es erwischt. Da bin ich mir sicher. Aber es war jemand bei ihr..."
"Ein Ukrainer?" Neverio ballte die Hände zu Fäusten. Sein Gesicht verzog sich zu einer Maske. "Wahrscheinlich dieser Shkoliov-Bastard namens Oleg!"
"Nein, es war ein G-man!", widersprach der Kleinere der beiden Männer.
Ray Neverio fiel der Kinnladen herunter.
"Was?", stieß er ungläubig hervor. "Soll das heißen, Michael DiAngelo befindet sich in den Händen des FBI?" Wutentbrannt packte Neverio den Kleineren der beiden Männer am Kragen.
"Scheiße, wir wollten Michael auf der Avenue of the Finest abholen. Er hat uns mit dem Handy dorthin dirigiert, aber schon von der Dover Street aus konnte man den Stau sehen..." Neverio versetzte seinem Gegenüber einen brutalen Kopfstoß. Der Mann schrie auf, taumelte zurück. Das Blut schoss ihm aus der Nase. "Ihr Wichser seid wirklich für nichts zu gebrauchen!", knurrte Neverio.
Das hat mir gerade noch gefehlt!, ging es dem Statthalter des "Großen Alten" wütend durch den Kopf. Ausgerechnet jetzt muss das passieren!
Neverio versetzte dem niedrigen Glastisch, der sich in der Mitte des Wohnzimmers befand, einen Fußtritt. Der Tisch zersprang.
Neverios Blick war finster. Er musterte seine Männer. Einen nach dem anderen.
"Oleg Shkoliov! Ich will seinen Kopf! Wenn der zur Strecke gebracht ist, ist das Ukrainer-Problem erledigt!", stieß er hervor. "Gott sei Dank liegt dieser Job nicht in den Händen so erbärmlicher Weicheier wie ihr es seid!"
Aber Oleg Shkoliov war keineswegs der einzige Blut-Job, den Neverio noch zu vergeben hatte.
Da waren noch die Mitglieder der Gang namens "Los Santos" aus der Bronx. Er musste mit ihnen schon deswegen kurzen Prozess machen, weil er sonst unter den Mitgliedern der Scarlatti-Familie den Respekt verlor.
Ein Routine-Mord, der Neverio nicht viele Kopfschmerzen machte.
Eine andere Sache war dagegen selbst für eine abgebrühte Seele wie Ray Neverio ziemlich heikel.
Tony Scarlatti, der "Große Alte" war längst aus Marokko zurückgekehrt. Aber noch hielt er sich verborgen. Neverio musste dafür sorgen, dass der Alte für immer verschwunden blieb, denn er dachte gar nicht daran, seine frisch erworbene Macht wieder abzugeben.
Die Zeit des alten Paten war vorbei.
Und Ray Neverio hatte sich fest vorgenommen, den blutigen Schlussstrich zu ziehen.
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19


Mein Freund und Kollege Milo Tucker folgte der Limousine von Oleg Shkoliov zur Adresse 987 Trenton Road, Queens. Dort befand sich ein zehnstöckiges, quaderförmiges Gebäude. "Wonderland Center" stand in großen Neonbuchstaben an der Fassade. Es handelte sich um ein gewaltiges Einkaufszentrum. Unter seinem Dach gab es alles, vom Spielzeugladen bis zum Lebensmittel-Discounter.
Shkoliovs Limousine fuhr in die Tiefgarage ein. Milo folgte ihr mit dem Chevy aus dem Bestand unserer Fahrbereitschaft. Mehrere Stockwerke tief reichte die Tiefgarage in den Untergrund. Shkoliov und seine Männer fuhren bis in das unterste Parkdeck. Die Limousine bog in eine freie Parklücke ein.
Milo hatte Glück, in einer Entfernung von etwa zwanzig Metern selbst eine Lücke zu finden. Schon zuvor hatte er per Handy Verbindung mit dem Field Office aufgenommen, um Verstärkung anzufordern. Wenn etwas bei der Sache herauskommen sollte, musste Oleg Shkoliov rund um die Uhr überwacht werden. Es wurde dringend Zeit, dass Milo abgelöst wurde. Schon deshalb, weil er Oleg im "Hot Spot" persönlich begegnet war. So bestand immer die Gefahr, dass er wiedererkannt wurde.
Oleg Shkoliov stieg aus. Seine beiden Bodyguards flankierten ihn. Der Fahrer blieb im Wagen.
Milo verließ den Chevy, schloss fast geräuschlos die Tür und verbarg sich hinter einem der gewaltigen Betonpfeiler. Aus sicherer Deckung beobachtete er das weitere Geschehen.
Oleg blickte sich suchend um. Türen klappten. Aus einem Mercedes stiegen vier Männer in schwarzen Anzügen aus. Sie gingen auf Oleg und seine Leute zu. Einer der schwarz Gekleideten hob lässig die Hand an die Stirn, so als wollte er einen militärischen Gruß nachahmen.
Es wurde leise gesprochen. Keine Chance für Milo, mehr als nur zusammenhanglose Wortbrocken mitzubekommen. Zu dumm, dass hier jetzt kein richtiges Beschattungsteam mit entsprechender Ausrüstung im Einsatz ist!, ging es meinem Kollegen bitter durch den Kopf. Es wäre ein Leichtes gewesen, die Unterhaltung per Richtmikro aufzunehmen. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse hätten von unschätzbarem Wert sein können.
Oleg übergab dem Chef der Schwarzgekleideten einen Umschlag. Dieser steckte ihn in die Innentasche seines Jacketts. Im nächsten Moment wurden Hände geschüttelt.
Irgendein Deal ging da über die Bühne. Ein Deal, bei dem Milo keine Ahnung hatte, worum es ging.
Es blieb ihm auch keine Zeit, weiter darüber nachzudenken.
Milo sah einen Laserpunkt über die Fahrzeugkarossen tanzen.
Instinktiv riss er die SIG hervor.
Er ahnte, dass es zu spät war, um noch das Schlimmste verhindern zu können.
Der erste Schuss krachte.
Oleg Shkoliov sank getroffen zu Boden.
Seine Leibwächter wirbelten herum, rissen ihre Waffen hervor und ballerten wild in der Gegend herum. Den ersten von ihnen traf es eine Sekunde später. Ein Laserpunkt tanzte auf seinem Kopf. Ein Projektil traf ihn mitten auf der Stirn. Er taumelte zurück, prallte gegen einen parkenden Toyota und rutschte an dessen Außenhaut zu Boden.
Weitere Laserpunkte tanzten. Die schwarz Gekleideten rissen ebenfalls Waffen hervor. Großkalibrige Automatik-Pistolen. Aber noch ehe der Erste von ihnen zum Schuss kam, gab es bereits zwei Tote unter ihnen. Die Überlebenden hechteten in Deckung.
Milo rannte dorthin, wo er die Mündungsfeuer aufblitzen sah. Von mehreren Seiten wurde jetzt geschossen. Milo war gezwungen, in Deckung zu gehen.
Ein wahrer Geschosshagel prasselte in Richtung der Leute, mit denen sich Shkoliov hatte treffen wollen. Schreie hallten wider, übertönten sogar die Schussgeräusche.
Als die Schüsse verebbten, tauchte Milo aus der Deckung hervor.
Ein Wagen wurde gestartet, brauste mit quietschenden Reifen davon.
Es handelte sich um einen Van mit getönten Scheiben. Er raste förmlich die Rampe empor, über die man auf die höheren Decks gelangen konnte. Die Seitenscheibe wurde heruntergelassen.
Ein eiförmiger Gegenstand wurde herausgeschleudert, landete auf dem Asphalt.
Eine Detonation folgte.
Ein grauer Nebel breitete sich aus. Es musste sich um ein sehr aggressives, ätzendes Gas handeln. Selbst auf die Entfernung hin konnte Milo sehen, wie Lack und Scheiben parkender Fahrzeuge angegriffen wurde. Von einem eher harmlosen Reizgas, wie es "Los Santos" in der Bronx verwendet hatten, konnte keine Rede sein!
Die Killer wollten offenbar verhindern wollen, dass irgendjemand ihnen folgen konnte.
Das Gas machte die Frontscheibe jedes Fahrzeugs innerhalb von Augenblicken vollkommen blind.
Milo spürte den stechenden Geruch.
Die Wolke breitete sich immer weiter aus.
Er hielt sein Taschentuch vor Mund und Nase, um die Luft notdürftig filtern zu können.
Eiskalte Killer, die keine Rücksicht auf Unbeteiligte nahmen, hatten hier zugeschlagen.
Milo rannte dorthin, wo Oleg Shkoliov und seine Leute niedergeschossen worden waren.
Die Bodyguards waren tot. In eigenartig verrenkter Haltung lagen sie auf dem Asphalt. Auch die Männer, mit denen er sich hatte treffen wollen, waren allesamt gnadenlos niedergestreckt worden.
Olegs Fahrer hatte in der vermutlich gepanzerten Limousine ausgeharrt. Jetzt stürzte er aus dem Wagen, riss eine Waffe hoch.
"Weg damit! FBI!" rief Milo, richtete die SIG auf ihn.
Der Chauffeur war unschlüssig.
"Noch liegt nichts gegen Sie vor. Aber der Angriff auf einen FBI-Agenten wäre ein schweres Verbrechen."
Er senkte die Waffe, hustete. Das ätzende Gas war bereits in geringer Konzentration bis hier her gelangt.
Milo feuerte einen Warnschuss ab.
"Auf den Boden mit dem Eisen!", rief er.
Der Chauffeur gehorchte indem er die Waffe fallen ließ.
Milo beugte sich zu Oleg Shkoliovs Leiche hinunter. Der Ukrainer lag zusammengekrümmt wie ein Embryo da. Er hatte Körpertreffer am Rücken und in der Nierengegend erhalten, überall war Blut. Aber unter der zerfetzten Kleidung wurde Kevlar sichtbar.
Milo drehte ihn an der Schulter herum.
Oleg hatte auch eine Kopfverletzung erlitten. Sie blutete stark. Milo fühlte an der Halsschlagader nach dem Puls. Es gab keinen Zweifel. Oleg Shkoliov lebte noch. Er stöhnte leicht. Ein röchelnder Laut kam über seine Lippen. Angst leuchtete in seinen Augen. Er wollte etwas sagen, öffnete den Mund. Aber kein Laut kam über seine Lippen. Milo sah zu dem Chauffeur.
"Kommen Sie, ich brauche Ihre Hilfe!"
Der Chauffeur kniff die Augen zusammen.
Die ersten Gasschwaden hatten sie erreicht.
"Wenn Sie noch lange zögern, stirbt nicht nur Ihr Boss!", rief Milo.
Die Erstarrung, die den Chauffeur befallen hatte, löste sich. Die beiden Männer nahmen Oleg Shkoliov in die Mitte, legten sich jeweils die Arme des Schwerletzten über die Schultern. Gemeinsam trugen sie ihn zu den Aufzügen.
Mit dem Lauf der SIG, die Milo noch immer in der Rechten trug, drückte mein Kollege auf den Knopf. Das Beißen in Augen und Rachen wurde unerträglich. Die Schiebetür öffnete sich. Sie stolperten hinein. Die Tür schloss sich selbsttätig. Mit einem Ruck bewegte sich die Liftkabine aufwärts.
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20


Noch in der Liftkabine nahm Milo mit dem Field Office Kontakt auf. Der Emergency Service brachte den verletzten Oleg Shkoliov in das St. James Hospital in der Nähe des JFK Airports. Es wurde dafür gesorgt, dass er unter strenger Bewachung stand. Schließlich war nicht auszuschließen, dass erneut jemand versuchen würde, ihn umzubringen.
Der Chauffeur hieß Jay Zulawsky.
Er wurde ins Field Office gebracht und musste dort unseren Verhörspezialisten Rede und Antwort stehen.
Ich traf Milo am frühen Abend wieder.
Er saß mit einem Becher von Mandys berühmten Kaffee in der Hand in dem Dienstzimmer, dass mein Partner und ich uns teilten. Ich hatte noch eine ganze Weile auf der Avenue of the Finest zu tun gehabt, war zwischendurch aber von Milo telefonisch informiert worden.
"Ich wette, es waren Ray Neverio und seine Italiener, die versucht haben, Oleg Shkoliov genauso auszuschalten, wie sie es zuvor mit seinem Vater getan haben!", war Milo überzeugt.
"Bislang ist es nur ein Verdacht, den wir leider nicht beweisen können!", gab ich zu bedenken.
Milo zuckte die Achseln. "Ich hoffe nur, dass Oleg überlebt und endlich auspackt!"
"So wie ich ihn einschätze, können wir darauf lange warten!" Ich deutete auf seinen Kaffeebecher. "Ist von dem Wundergebräu noch etwas da?"
"Sorry, Jesse. Mandy hat schon Feierabend."
"Zu dumm."
"Die Automatenbrühe hat doch auch ein annehmbares Aroma..."
"Du hast gut reden!"
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Als wir uns am nächsten Morgen im Besprechungszimmer von Mister McKee trafen, lag bereits eine vorläufige Rekonstruktion des Tathergangs im "Hot Spot" vor. Unser Innendienst-Kollege Max Carter erläuterte uns die gebündelten Erkenntnisse der Scientific Research Division und unserer eigenen Spezialisten. Danach war Alex Shkoliov von einem seiner eigenen Leute erschossen worden.
"Wir werden sicher noch lange nicht jede Einzelheit dieses äußerst brutalen Massakers aufdecken können", erklärte Max Carter. "Aber erstens dürfte feststehen, dass Alex Shkoliov durch Verräter in den eigenen Reihen ans Messer geliefert wurde und zweitens gibt es einen sehr aufschlussreichen Zeugen."
Milo und ich sahen uns erstaunt an.
Auch Clive Caravaggio machte einen ziemlich verblüfften Eindruck. "Als ich dort war, gab es nur jede Menge Leichen... Ich hätte niemanden gesehen, der noch zu einer Aussage fähig gewesen wäre!"
"Ich spreche von der hochmodernen, computergesteuerten Lichtanlage des Hot Spot. Das Modernste, was man sich in dieser Hinsicht wünschen kann! Jeder Beleuchtungswechsel wird von der Anlage elektronisch protokolliert. Es ist genau nachzuvollziehen, wie zu jedem Zeitpunkt der Raum ausgeleuchtet wurde. Gleichzeitig wissen wir, dass die meisten Opfer von der Bühne aus erschossen wurden."
Clive runzelte die Stirn. "Worauf willst du hinaus, Max?"
"Wir haben Grund zu der Annahme, dass Shkoliov und seine Leute in eine böse Falle gelockt wurden. Das Licht wurde bis auf einen minimalen Rest gelöscht. Dieses Restlicht dürfte kaum ausgereicht haben, um die Hand vor Augen noch zu sehen. Aber für den Einsatz eines gängigen Army-Nachtsichtgerätes reichte es vollkommen."
"Mit anderen Worten: Shkoliovs Leute hatten keine Chance", ergänzte Mister McKee. "Sie waren blind, während ihre Mörder sie vermutlich wie Hasen abschießen konnten." Unser Chef atmete tief durch. "Was Max uns gerade vorgetragen hat, ist natürlich bislang nur Hypothese. Zum Beweis fehlen uns die Nachtsichtgeräte der Killer. Aber da wahrscheinlich mehr als zwei Dutzend Killer entsprechend ausgerüstet gewesen sind, könnte es sein, dass jemand in Little Italy von der Anschaffung der Geräte gehört hat."
"Ich werde sehen, dass ich unsere Informanten in Little Italy mal in dieser Hinsicht ausquetsche", versprach Clive. Die Chancen, auf diesem Weg etwas herauszufinden standen tatsächlich nicht schlecht. Der Gangsterkrieg war erst nach Jack Scarlattis Ermordung ausgebrochen. Vorausgesetzt, das Massaker im "Hot Spot" stand tatsächlich im Zusammenhang mit dieser Tat, so hatten die Killer nicht viel Zeit zur Vorbereitung gehabt und die Nachtsichtgeräte vermutlich sehr schnell beschaffen müssen.
Mister McKee hatte weitere Neuigkeiten zu berichten.
Michael DiAngelo verweigerte bislang die Aussage.
Eine Anwaltskanzlei, die ansonsten für Ray Neverio und andere Mitglieder der Scarlatti-Familie tätig gewesen war, vertrat seine Interessen. Wahrscheinlich hoffte DiAngelo, dass sein Boss ihn irgendwie heraushauen würde. Eine Illusion. Juristisch sah es rabenschwarz für ihn aus, nur berieten ihn seine Verteidiger nicht zu seinem Vorteil.
Möglicherweise würde er später offen für ein Angebot des District Attorney sein.
Aber im Moment nützte uns das wenig.
Ray Neverio wurde beschattet und telefonisch überwacht, und wir konnten nur hoffen, dass dabei etwas herauskam, was uns weiter brachte.
Der anonyme Anrufer, der uns darüber informiert hatte, dass sich der alte Scarlatti bereits im Lande befand, hatte sich nicht wieder gemeldet.
Wie wir wenig später von Mister McKee erfuhren, würde er sich vielleicht auch nie wieder melden können.
Bei der routinemäßigen Durchsuchung von Evita Jacksons Wohnung durch unsere Erkennungsdienstler Sam Folder und Mell Horster war ein Stimmenverzerrer aufgetaucht. Es lag daher nahe, dass Evita die Anruferin gewesen war.
"Evita Jackson muss die Spionin der Shkoliovs bei den Scarlattis gewesen sein", schloss ich. "Kein Wunder, dass Neverio sie aus dem Weg haben wollte..."
"So lange DiAngelo schweigt, können wir Neverio den Mordauftrag nicht beweisen", gab Mister McKee zu bedenken.
Damit hatte er leider Recht.
Unser Chef nippte an seinem Kaffeebecher, stellte ihn dann auf den Tisch. Er fuhr fort: "Wenn Evita Jackson über das Auftauchen des großen Alten aus Marokko informiert war, dann können wir davon ausgehen, dass die Ukrainer ebenfalls darüber Bescheid wussten..."
Eines der zahlreichen Telefone auf Mister McKees Schreibtisch klingelte.
Der Special Agent in Charge machte zwei Schritte, nahm den Hörer ab. Als er wenig später auflegte, wandte er sich an meinen Kollegen Milo Tucker.
"Das war das St. James Hospital, Milo. Oleg Shkoliov geht es sehr schlecht. Er liegt im Sterben."
"Verdammt", murmelte Milo.
"Oleg möchte allerdings unbedingt mit Ihnen reden Milo! Mit Ihnen persönlich - und mit niemand anderem! Sie müssen einen großen Eindruck auf ihn gemacht haben!"
"Bin mal gespannt, was er mir zu sagen hat", antwortete Milo.
Die Vernehmung des überlebenden Chauffeurs war mehr oder minder ohne Ergebnis verlaufen. Unser Verhörspezialist Dirk Baker hatte dadurch nur bestätigt gefunden, dass es sich bei den Männern, mit denen sich Oleg getroffen hatte, um ehemalige Söldner gehandelt hatte. In unseren über das Verbundsystem NYSIS zugänglichen Datenbanken waren ganze Dossiers über diese Leute zu finden. Offenbar hatte Oleg neue Leute gesucht, um den Krieg gegen Little Italy fortsetzen zu können.
"Reden Sie mit Oleg", wandte sich Mister McKee noch einmal an Milo. "Vielleicht erfahren Sie ja etwas, das uns weiter bringt."
Ich trank meinen Kaffee leer und wandte mich an Milo. "Wir sollten keine Zeit verlieren! Wenn Olegs Zustand wirklich derart kritisch ist..."
"Für Sie habe ich eine andere Aufgabe, Jesse!", unterbrach mich Mister McKee
Ich sah ihn fragend an.
"Sir?"
"Der Westernmantel dieses Roller-Skates-Fahrers ist aus dem Labor zurückgekommen. In Kniehöhe befand sich ein Blutfleck, aus dem testfähige DNA gewonnen werden konnte."
"Scheint, als wäre Rico Jarmaine nicht so hundertprozentig sicher auf den Blades, wie er uns gegenüber getan hat!", meinte ich.
Mister McKee schüttelte den Kopf.
"Die gesicherte DNA stammt nicht von Rico Jarmaine."
Ich hob erstaunt die Augenbrauen. "Dann hat er die Wahrheit gesagt und ihm gehörten die Sachen wirklich nicht?"
"Ja. Aber diese Spur ist trotzdem nicht kalt. Die Kollegen aus dem Labor sind überzeugt davon, dass die gefundene DNA von einem nahen Verwandten stammt..."
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