Kitabı oku: «Was dem Killer heilig ist: Krimi Großband 4 Romane», sayfa 3

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Arthur Jennings hatte seiner Mutter die schlimme Nachricht wohl schon überbracht, als Bount und Kathleen dort eintrafen.

"Wer hat Sie denn gerufen?", fragte Liz Jennings ziemlich gereizt, als sie Bount sah. Sie schien nicht besonders begeistert zu sein, ihn hier zu sehen. "Ich dachte, Sie sind auf der Jagd nach diesen Brandstiftern."

"Ich habe ihn angerufen", stellte Kathleen selbstbewusst fest. Bount ging gleich in die Offensive. "Haben Sie eine Ahnung, was Ihr Mann mitten in der Nacht auf dem Fabrikgelände gesucht hat?"

"Nein. Ich kümmere mich nicht um geschäftliche Dinge, Mister Reiniger. Und ich verstehe auch gar nichts davon." Sie zuckte mit den Achseln. "Ich war am Abend im Theater. Als ich zurückkam, war Anthonys Ferrari nicht vor der Tür. Ich dachte, er hätte ihn vielleicht in die Garage gefahren und bin ins Bett gegangen."

"Hat er das öfter gemacht? Ich meine, die Nächte in der Firma verbracht?"

"Die Firma war Anthonys Leben."

"Verstehe...", murmelte Bount.

"Nein, das glaube ich nicht." Sie seufzte. "Das hat außer ihm wohl niemand wirklich verstanden", setzte sie dann noch mit einem merkwürdigen Unterton hinzu. "Es war eine Art Besessenheit. Die Firma war wichtiger als alles andere. Und jeder, der in Anthonys Leben eine Rolle spielte, musste sich damit abfinden, dass der Part der ersten Geige schon besetzt war." Sie holte tief Luft. "Aber ich habe ihn dennoch geliebt!" Als Bount Liz Jennings so da stehen sah, stellte er fest, dass ihr Gesicht fast unbewegt geblieben war. Man konnte ihr nicht ansehen, wie es in ihr aussah. Aber so war sie eben. Eine Frau, die sich nicht in die Karten blicken ließ.

"Wo ist Warren?", fragte Bount. "War er die ganze Nacht hier?"

"Er wohnt hier im Haus. Vielleicht hat er etwas bemerkt. Soll ich ihn rufen?"

"Ja, bitte. Und wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich mir gerne seinen Schreibtisch anschauen. Sein Telefonregister, na eben seine Privatsachen."

"Finden Sie das nicht etwas übertrieben, Mister Reiniger?"

"Sie sollten meiner Mutter erst etwas Zeit lassen, um mit der Situation fertig zu werden", meinte Arthur, der sich neben Liz Jennings gestellt hatte.

Bount runzelte die Stirn und zuckte mit den Schultern.

"Wenn man einer Spur nicht gleich nachgeht, besteht die Gefahr, dass sie kalt wird", meinte er. "Ich weiß, dass Sie alle jetzt anderes im Kopf haben. Aber ich glaube nicht, dass jemand von Ihnen möchte, dass derjenige ungeschoren davonkommt, der den Brand gelegt hat..."

Arthur Jennings verzog das Gesicht. "Natürlich nicht", beeilte er sich, rieb sich die Nase und wandte sich dann an seine Mutter. "Lass ihn doch nachschauen, wenn er will. Vielleicht kommt ja etwas dabei heraus."

"Na gut...", nickte Liz schließlich. "Sie werden mich jetzt bitte entschuldigen. Ich kann einfach nicht mehr..." Kathleen brachte Bount in das Arbeitszimmer des toten Anthony Jennings. Der Schreibtisch war vom Feinsten, aber fast begraben unter einem Berg von Zetteln und Mappen. "Er hat gerne zu Hause gearbeitet", meinte Kathleen dazu. "Und er hat nie irgendjemandem gestattet, Ordnung zu machen. Da war er sehr eigen."

Bount nahm sich das Telefonregister und blätterte darin herum. Indessen betrat Warren, der Majordomus den Raum.

"Mrs. Jennings sagte, Sie wollten mich sprechen", murmelte er auf seine steife Art und Weise.

"Ja, das ist richtig. Wann ist Mister Jennings zur Fabrik gefahren?"

"Gegen halb zwölf."

"Sind Sie sicher?"

"Ich nehme es an, weil ich den Ferrari-Motor gehört habe. Und mit dem Ferrari ist er immer nur selbst gefahren, also nehme ich an, dass er es war."

"Gesehen haben Sie ihn nicht?"

"Nein, das wäre von meinem Fenster aus auch schlecht möglich gewesen." Er hob ein wenig die Schultern und schien einen Moment lang nachzudenken. "Merkwürdig", überlegte er. Bount zog die Augenbrauen in die Höhe und horchte auf.

"Was ist merkwürdig?"

"Wahrscheinlich hat es keine Bedeutung, aber es ist mir aufgefallen. Mister Jennings hat den Wagen gestartet und dann den Motor abgewürgt. Wie ein Anfänger beim Fahrunterricht. Das hat mich schon etwas gewundert. Schließlich ist ihm das sonst nie passiert..."

"Könnte es sein, dass jemand anderes gefahren ist?"

"Wer sollte das gewesen sein? Mister Jennings hätte nie jemanden ans Steuer gelassen! Der Wagen gehörte zu den Dingen, die ihm gewissermaßen heilig waren."

"Mochten Sie ihn?"

"Er war ein komplizierter Mensch, wenn Sie verstehen, was ich meine! Wollen Sie noch irgendetwas wissen?" Der Privatdetektiv schüttelte den Kopf und legte das Telefonregister zur Seite. "Nein, im Augenblick nicht... Bount sah den misstrauischen Blick in Warrens Gesicht. Es schien ihm nicht zu passen, dass hier ein Fremder herumwühlte. Etwas zögernd verließ er dann den Raum.

"Wenn Ihr Vater die Firma von hier aus geleitet hat - hatte er dann nicht auch so etwas wie einen Privatsekretär?", erkundigte sich Bount.

Kathleen nickte.

"Natürlich hatte er das! Mich!"

Bount hob die Augenbrauen. "Die ganze Familie steckt also in der Firma drin."

"Ja. Mit Ausnahme meiner Mutter. Arthur ist für die technische Seite zuständig, ich habe dafür gesorgt, dass Dad nicht in seinem eigenen Chaos versank und Ray hat für das Marketing unserer Produkte die Verantwortung getragen."

"Ray?"

"Mein zweiter Bruder. Er ist zur Zeit auf Geschäftsreise." Kathleen seufzte. "Ich habe keine Ahnung, ob man ihn die furchtbare Nachricht schon erreicht hat."

Bount wühlte noch etwas auf dem Schreibtisch herum. Notizen oder ähnliches fand er nicht, jedenfalls nichts, was irgendwie aufschlussreich gewesen wäre. Dafür aber etwas anderes. Die Hülle eines vergoldeten Füllfederhalters mit dem Monogramm A.J.

Bount hob die Hülle hoch und hielt sie Kathleen hin.

"Kennen Sie das?"

"Ja, sicher. Es war irgendein Geburtsgeschenk. Ich glaube von Ray."

"Wissen Sie, wo der passende Füller ist?"

"Er muss hier irgendwo liegen..." Sie wollte schon anfangen zu suchen, aber Bount schüttelte den Kopf. "Lassen Sie es sein, er ist hier nicht."

Sie stutzte.

"Woher wollen Sie das wissen?"

"Ich habe ihn im Ferrari Ihres Vaters gesehen. Vorne, vor dem Beifahrersitz. Seltsam, nicht wahr? Wenn jemand einen Füller mitnimmt, dann doch wohl kaum ohne Hülle - schon um sich die Jacke nicht zu beschmieren."

Sie nickte. "Sie haben recht, Mister Reiniger. Haben Sie eine Erklärung?"

"Die muss noch etwas warten."

Bount wandte sich dann dem Telefon zu, nahm den Hörer ab und drückte die Wiederholungstaste, mit deren Hilfe die zuletzt angewählte Nummer noch einmal gewählt wurde.

Das Ergebnis war eine Überraschung. Nachdem Bount schon fast den Hörer auflegen wollte, meldete sich eine genervt klingende Stimme.

"Hallo?"

"Mit wem spreche ich?"

"Mit Jeffrey Kramer. Was wollen Sie?"

"Ich habe mich verwählt", murmelte Bount und legte auf. Er wandte sich an Kathleen. "Was kann Ihr Vater von Kramer gewollt haben?"

"Dads Ex-Partner? Keine Ahnung."

"Aber er war unzweifelhaft der Mann, mit dem er zuletzt telefoniert hat. Oder benutzt noch jemand diesen Apparat?"

"Nein."

Bount zuckte mit den Schultern. "Naja, wenigstens weiß ich nun, dass er heute mit Sicherheit zu Hause ist."

11

Bount schlug die Gelegenheit aus, sich von Warren ein Frühstück servieren zu lassen und nahm statt dessen nur eine Tasse Kaffee, um sich dann so schnell, wie möglich hinter das Steuer seines champagnerfarbenen 500 SL zu klemmen. Er wollte auf keinen Fall, dass ihm Jeffrey Kramer diesmal durch die Lappen ging.

Kathleen wollte ihn gerne begleiten, aber Bount brachte ihr so schonend wie möglich bei, dass er diesmal lieber allein unterwegs war. Ihre Gesellschaft war ihm angenehm und er mochte diese attraktive, selbstbewusste junge Frau, die genau zu wissen schien, was sie wollte. Aber bei dem was er vorhatte, war es vielleicht besser, wenn sie ihm nicht über die Schulter sah.

Jeffrey Kramer bewohnte ein Apartment in Paterson, dass sich wahrscheinlich vor allem dadurch auszeichnete, dass es nicht allzu teuer war.

Bount klopfte, aber es kam keine Reaktion.

"Mister Kramer? Ich weiß, dass Sie zu Hause sind! Machen sie bitte auf!"

Auf der anderen Seite der Tür tat sich noch immer nichts. Bount wartete kurz ab, versuchte es dann noch einmal und griff schließlich zu anderen Mitteln. Er holte ein Stück Draht aus seinem Zigarettenetui und öffnete damit die Tür. Es war ein preiswertes Schloss, ohne besondere Sicherheitsvorkehrungen. Dutzendware, also. Für Bount kein besonderes Hindernis. Als er die Tür vorsichtig öffnete, blickte er in ein leeres, unaufgeräumtes Zimmer. Zwei Koffer lagen auf der Couch. Einer war geöffnet und enthielt Kleidung, die nicht gerade schonend zusammengelegt war. Bount schloss die Tür hinter sich. Sein Blick ging zu den beiden Türen, von denen eine vermutlich ins Schlafzimmer, die andere ins Bad führte. Neben dem schon ziemlich angejahrten Fernseher stand ein Aschenbecher. Die Zigarette, die dort in der Kerbe steckte, rauchte noch und das hieß, dass jemand hier war. Bount wandte den Blick herum und blickte direkt in die Mündung eines kurzläufigen Revolvers.

Vor ihm stand ein Mann von schwer zu schätzendem Alter. Irgendetwas zwischen 45 und 55 schätzte Bount. Er war hager und schmalbrüstig. Sein Gesicht hatte die ungesunde Farbe eines Kettenrauchers und seine mattblauen Augen mit den schweren Tränensäcken verrieten Angst.

"Ich würde Ihnen nicht empfehlen, auch nur die geringste Bewegung zu machen!", zischte er drohend.

Bount blieb gelassen.

"Legen Sie das Ding weg! Ich will nur mit Ihnen reden, Kramer!"

Jeffrey Kramer verzog das Gesicht zu einer bitteren Grimasse.

"Ja, das kann ich mir denken, wie dieses reden bei euch Schweinehunden aussieht! Nach der letzten Unterhaltung lag ich zwei Wochen im Krankenhaus!"

"Sie verwechseln mich, Kramer. Mein Name ist Bount Reiniger und ich habe Sie noch nie zuvor gesehen!"

"Ja, sie schicken immer wieder andere Gorillas..."

"Ich bin Privatdetektiv. Wollen Sie meine New Yorker Lizenz sehen?"

Bount wollte in die Manteltasche greifen, aber da spannte sein Gegenüber den Hahn des Revolvers und fuchtelte in bedenklicher Weise damit herum. Bount erstarrte mitten in der Bewegung und meinte: "Passen Sie auf, dass Ihr Ding da nicht losgeht. Sie machen mir einen ziemlich nervösen Eindruck..." Kramer kam etwas näher heran und atmete tief durch. "Sie täuschen sich", meinte er. "Ich bin ganz ruhig. Jedenfalls solange Sie tun, was ich Ihnen sage." Er streckte die offene Linke aus, während seine Augen Bount fixierten. "Zuerst geben Sie mir mal Ihr Schießeisen. Ihr Brüder habt doch alle eins unter der Jacke! Also los! Und keine Tricks, verstanden? Sonst blase ich Ihnen den Kopf weg!"

Bount tat, als hätte er die Aufforderung nicht zur Kenntnis genommen und meinte ungerührt: "Wussten Sie schon, dass Anthony Jennings' Papierfabrik heute Nacht ausgebrannt ist? Man wird sehen, wie viel am Ende noch davon übriggeblieben ist."

"Ihre Waffe, verdammt noch mal!"

"Jennings selbst hat es auch erwischt. Ich nehme an, dass Ihnen das nicht allzu sehr leid tut, schließlich soll er Sie in grauer Vorzeit mal übel über den Tisch gezogen haben!" Für eine Sekunde schien er baff zu sein. Bounts Worte hatten wie ein Schlag vor den Kopf gewirkt und schienen Kramer für den Bruchteil einer Sekunde zu lähmen. Das nutzte Bount, packte den Revolverarm seines Kontrahenten mit der Rechten und bog ihn nach oben, während die Linke als wuchtiger Haken kam, der Kramer rückwärts gegen die Wand taumeln ließ. Bevor er wieder beieinander war und seinen Revolver hochreißen konnte, hatte Bount längst die Automatic aus dem Schulterholster geholt und sie auf den am Boden Liegenden gerichtet. Jeffrey Kramer ließ sofort seine Waffe fallen. Bount trat hinzu und hob sie auf. Mit der Linken öffnete er die Trommel und ließ die Patronen auf den Boden klackern.

"Und was geschieht jetzt?", fragte Kramer matt. Bount zuckte mit den Schultern und steckte als Zeichen des guten Willens erst einmal seine Pistole weg. "Wer ist hinter Ihnen her? Die Schuldeneintreiber eines Buchmachers oder mit wem haben Sie sich angelegt?"

"Erraten."

"Ich bin an Ihrem Geld nicht interessiert", meinte Bount.

"Ich habe auch keines. Das ist mein Problem, wissen Sie!" Kramer seufzte und kam dann ächzend wieder auf die Beine.

"Was wollen Sie also dann, wenn Sie nicht hinter meinem Geld her sind?"

"Ich bin wegen dem Tod von Anthony Jennings hier."

Er zuckte mit den Schultern. "Soll ich Trauer heucheln?"

"Nein, es genügt mir schon, wenn Sie mir ein Alibi liefern können, das ich Ihnen abnehmen kann!"

In seinen Augen blitzte es. Bount sah, wie die große Ader an Kramers Hals pulsierte. "Einen Dreck werde ich! Was geht Sie das an, wann ich wo gewesen bin! Was wollen Sie tun? Mich über den Haufen schießen, wenn ich nicht mit Ihnen reden will!"

Bount zuckte mit den Schultern.

"Vielleicht können Sie sich bei mir noch auf die sture Art herauswinden, Mister Kramer. Wie gesagt, ich bin nur Privatermittler. Aber es wird nicht lange dauern, dann wird auch die Polizei Ihnen die Türen einrennen und spätestens dann werden Sie sich ein Alibi ausgedacht haben müssen." Bount ging ein paar Schritte und postierte sich so, dass Kramer das Apartment nicht verlassen konnte, ohne an ihm vorbei zu müssen.

"Wieso sollte die Polizei denken, dass ich die verdammte Fabrik angezündet habe?"

"Grund eins: die alte Geschichte."

Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse und zeugte dabei zwei Reihen gelber Zähne. Dann suchten seine nervösen Finger nach irgendetwas in seinen Jackentaschen und fanden es schließlich auch. Eine Packung Zigaretten. Er nahm sich eine, zündete sie sich an und sog daran, als hinge sein Leben davon ab.

"Eine miese Geschichte war das", murmelte er. "Die halbe Stadt weiß es! Jennings hat mich zu einer Spekulation verleitet, die in die Hose gegangen ist. Er hat von Anfang an gewusst, dass die Sache faul war. Wahrscheinlich hat er sie mir auch nur deswegen schmackhaft gemacht und so getan, als würde er selbst auch in diese todsichere Sache investieren!" Er zuckte die Achseln. "Ich war immer schon ein Spieler, Mister..."

"Reiniger."

"Hören Sie, diese Sache ist lange her..."

"Sie haben sie aber immer noch nicht verwunden. Das wäre ein Motiv. Warum hat Jennings Sie eigentlich kurz vor seinem Tod noch angerufen?"

"Was?"

"Ihre Nummer war in der Wiederholungstaste gespeichert."

"Na und? Was besagt das schon!"

"Ich frage mich, welche Veranlassung Jennings hatte, Sie anzurufen. Gute Freunde waren Sie beide seit damals ja wohl kaum noch!"

Jeffrey Kramer lachte heiser.

"Das ist absurd", meinte er. "Ich war die letzten zwei Tage gar nicht in Paterson!"

Bount hob die Augenbrauen. "Sie haben sich bei Ihrem Arbeitgeber zwei Tage freigenommen, ich weiß..." Kramer hob seufzend die Arme. "Ich bin zwei Tage lang untergetaucht, weil mich Freunde aus Baltimore gewarnt haben."

"Kommen daher die Leute, die Ihnen auf den Fersen sind?"

"Ja. Deswegen bin ich auch von dort weggezogen und habe versucht, hier wieder fußzufassen."

"Trotzdem: Wo waren Sie?"

"Lassen wir das", erwiderte Kramer. "Jedenfalls habe ich dafür gesorgt, dass mich niemand gesehen hat. Also kein Alibi! Aber das heißt nicht, dass ich die Fabrik angezündet habe!"

"Was kann Jennings von Ihnen gewollt haben?"

"Keine Ahnung. Er hat mich doch offensichtlich nicht erreicht!"

"Aus heiterem Himmel ruft er Sie aber auch nicht an!"

"Also gut. Reiniger. Ich wollte Geld."

"Von Jennings?"

"Von seiner Frau."

"Das müssen Sie mir schon erklären, Kramer!" Seine Nasenflügel bebten ein wenig. Er streckte sich die Zigarette in den Mund, ließ sie kurz aufglimmen und brummte dann unwirsch: "So, muss ich das?"

"Sie sitzen ganz schön drin, Kramer. Lieutenant Blanfield bearbeitet den Fall und ich hatte bereits das zweifelhafte Vergnügen, mit ihm zusammenzustoßen. Er scheint mir nicht besonders kreativ zu sein und ist außerdem wohl noch hoffnungslos mit Arbeit überlastet."

"Was wollen Sie mir damit sagen?"

"Ganz einfach, Mister Kramer: Blanfield wird sich an den ersten besten halten, der sich als Verdächtiger anbietet. Und das sind Sie! Vielleicht ist es also besser, wenn Sie mir sagen, was Sie wissen und mit mir zusammenarbeiten!"

"Glauben Sie mir denn, dass ich unschuldig bin?"

Bount zuckte mit den Achseln. "Ich glaube noch gar nichts." Kramer überlegte einen Moment. In seinem Kopf schien es zu arbeiten. Schließlich hatte er sich entschieden und meinte:

"Okay, Reiniger. Ich gebe zu, dass ich ein Motiv gehabt hätte, Jennings' Fabrik anzuzünden..."

"...und ihn vielleicht auch umzubringen!"

"Wieso das? Ich dachte wir sprechen über einen Brand, bei dem jemand ums Leben gekommen ist!"

"Ja, das ist die eine Möglichkeit. Es könnte aber auch sein, dass Jennings zur Fabrik gelockt wurde oder dass er nicht freiwillig dorthin gefahren ist. Und dann könnte das ganze auch ein Mord sein!"

Kramer pfiff erstaunt. Das war ein Schlag, der gesessen hatte. Er ging zum Aschenbecher und drückte seine Zigarette aus.

"Sehen Sie, ich habe Mrs. Jennings erpresst. Oder besser: Ich habe es versucht."

"Womit?"

"Ich kann es ihnen ja jetzt, da Anthony tot ist, ruhig sagen. Sie hat einen Liebhaber. Ich bin in einer fürchterlichen finanziellen Klemme und wollte mich an Anthony Jennings wenden. Es war ein Akt der Verzweiflung, aber ich hatte praktisch keine Wahl. Es war ein Strohhalm - doch dann fand ich heraus, dass Liz Jennings einen Liebhaber hat... Es war Zufall, ich sah die beiden im Wagen sitzen, bin der Sache nachgegangen und machte ein paar Fotos. Sie sehen also, Reiniger: Wenn das Mord war, dann hat auch Mrs. Jennings ein Motiv."

Bount lächelte nachsichtig.

"Wenn Sie der Tote wären, ja. Aber es geht um Liz Jennings' Mann!"

"Reiniger, ich war damals Trauzeuge bei den beiden. Und ich weiß auch, mit welchen juristischen Tricks Anthony immer versucht hat, sich gegen alles nur Denkbare abzusichern. Zum Beispiel dagegen, dass seine Frau sich scheiden lässt und die Hälfte seines Vermögens einfordern kann!"

"Ein Ehevertrag also", schloss Bount.

Kramer nickte. "Richtig. Bei einer Scheidung bekommt sie so gut wie nichts. Wenn Anthony stirbt, gehört ihr ein Vermögen."

"Aber sie würde dann doch wohl kaum die Fabrik in Brand stecken, die sie nachher erben möchte, oder?"

"Was weiß ich! Jedenfalls bin ich nun wirklich nicht der Einzige, der etwas gegen ihn hatte."

"Wie ist denn Ihr Erpressungsversuch ausgelaufen?"

"Es war noch alles drin. Dachte ich jedenfalls, denn Liz musste auf jeden Fall verhindern, dass ihr Mann davon erfuhr. Aber wenn Anthony versucht hat, mich zu erreichen, dann hat er vielleicht von der Sache Wind bekommen."

"Was wieder für Sie als Brandstifter - und vielleicht auch Mörder - sprechen würde, Mister Kramer!"

"Herrgott nochmal!" Er feuerte wütend den Aschenbecher zu Boden, der aber ziemlich robust war und diese Behandlung schadlos überstand. "Was wollen Sie eigentlich? Mir mit aller Gewalt einen Strick um den Hals legen?"

"Nur, wenn Sie es auch verdient haben, Kramer! Nur dann! Hat Liz Jennings' Verhältnis auch Name und Adresse?"

"An seiner Tür steht Colin Rigg", murmelte er und nannte dann die Adresse. "Er ist Tierarzt."

Bount wandte sich Gehen. Er hatte den Eindruck, hier nichts mehr erfahren zu können, was ihn in dieser Sache weiterbrachte. Vielleicht war Kramer wirklich unschuldig, aber der Privatdetektiv konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sein Gegenüber ihm noch nicht alles gesagt hatte.