Kitabı oku: «Zauberer und Höllentore: Acht Fantasy Krimis», sayfa 11

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11

Ein paar Minuten später saß Carisi auf der Rückbank des Taxis, das ihn zum John F. Kennedy Airport bringen sollte. Die Fahrt zog sich hin.

Auf den Straßen des Big Apple war um diese Zeit der Teufel los und man brauchte schon einiges an Geduld.

"Schneller geht's leider nicht", meinte der Driver.

"Lassen Sie sich deswegen keine grauen Haare wachsen", meinte Carisi. "Bis zum Start meiner Maschine ist genug Zeit - selbst, wenn wir zwischendurch noch irgendwo steckenbleiben..."

"Schön, dass Sie das so gelassen sehen", erwiderte der Driver. "Die meisten Fahrgäste sind ziemlich ungeduldig..."

"Kann ich mir denken."

Es folgte eine Pause des Schweigens.

Schließlich nahm der Driver den Gesprächsfaden wieder auf. Er druckste erst etwas herum, bevor er schließlich auf das Thema zu sprechen kam, das ihm wohl schon die ganze Zeit über im Kopf herumspukte.

"Über Ihr Comeback-Konzert in der Met stand eine ganze Menge in den Zeitungen..."

"Ja, ja", murmelte Carisi.

"Nicht nur in der New York Times, sondern auch in den Revolverblättern, die normalerweise keine Konzertkritiken bringen... Haben Sie eine Ahnung, was nun genau die Ursache dafür ist, das zwei Menschen während des Konzertes starben?"

"Nein."

"Sie halten mich wahrscheinlich für schrecklich aufdringlich, aber wissen Sie, ich mache das hier..." - er schlug mit dem Handballen zweimal gegen das Lenkrad des Taxis - "...nur übergangsweise. Eigentlich bin ich Cellist, aber es ist nicht so leicht, irgendwo ein Engagement zu kriegen..."

"Was Sie nicht sagen..." Carisi verzog gelangweilt das Gesicht.

Und gleichzeitig spürte er erneut jenen grausamen Hunger in sich aufkeimen, der in der vergangenen Nacht Ted Barnes das Leben gekostet hatte. Und davor schon so vielen anderen...

Ein Cello spielender Taxi Driver...

Gab es davon nicht ohnehin viel zu viele auf der Welt?

"Wissen Sie, eigentlich wollte ich gestern gerne in ihr Konzert, Mr. Carisi", redete sich der Mann am Steuer in Fahrt. "Ein Freund von mir hatte versprochen, mir noch Karten besorgen zu können, aber leider wurde nichts daraus..."

Deine Seele gehört mir!, durchzuckte es Carisi.

Sein Gesicht verzog sich zu einer Maske blanker Gier.

Der Taxi Driver bemerkte das im Rückspiegel. Sein Redefluss verstummte augenblicklich.

Sie erreichten den Flughafen.

Das Taxi hielt am Straßenrand.

Der Fahrer nannte den Preis, drehte sich halb zu seinem Fahrgast herum und runzelte dann die Stirn, als er sah, dass Carisi keineswegs zu seiner Geldbörse griff.

Statt dessen öffnete er den Geigenkasten.

"Was tun Sie da, Sir?"

Carisi grinste zynisch.

"Muss ich Ihnen das wirklich erklären? Ich dachte, Sie sind Musiker..." Er kicherte irre in sich hinein, dann nahm er die Geige hervor.

Der Taxifahrer blickte Carisi verständnislos an, öffnete halb den Mund vergaß ihn wieder zu schließen.

Carisi ließ den Bogen über die Seiten streichen. Die traumwandlerische Leichtigkeit, mit der er seine virtuosen Tonkaskaden hervorbrachte, schlug den Mann am Steuer in den Bann.

Aber nur wenige Sekunden lang.

Dann begann er zu spüren, dass etwas nicht stimmte.

Während auf Carisis Gesicht ein dämonisch verzerrtes Lächeln stand, wurde das Gesicht des Taxifahrers zu einer Maske des blanken Entsetzens.

Die Augen traten aus den Höhlen heraus, die Haut wurde trocken, rissig und faltig wie eine ungeschützte, den Meteoritenschauern ausgesetzte Planetenoberfläche. Sie verlor die Farbe, legte sich dicht über die Knochen, die nun immer deutlicher hervortraten. Das blonde, kurzgeschorene Haar ergraute. dasselbe geschah mit den Augenbrauen.

"Was... Nein!“, stieß der Taxi Driver stammelnd hervor, starrte dabei seine Hände an und sah entsetzt zu, wie aus ihnen die Knochenhände eines uralten Greises wurden.

Carisi schloss die Augen.

Er spürte, wie die Lebenskraft seines Gegenübers ihn durchströmte.

Ja, das war es, wonach ihn so sehr gedürstet hatte.

Carisi atmete tief durch, während der Taxifahrer aufstöhnte. Ein schwächlicher, heiserer Laut. Der gewaltige muskelbepackte Mann schrumpfte in sich zusammen, sank auf das Lenkrad. Die Kleider hingen ihm schlaff vom Körper, der nur noch aus Haut und Knochen bestand.

Lass es gut sein!, erhob sich die warnende Stimme in Carisis Innerem.

Carisi verfluchte sich dafür, sie nicht zum Schweigen bringen zu können.

Gerade jetzt...

Im Augenblick des höchsten Glücks, in dem das Leben selbst wie ein Schauer prickelnder Energie in ihn einströmte.

Mach Schluss, bevor nur noch Staub vorhanden ist, warnte Carisi erneut die innere Stimme. Man darf nichts sehen, nichts, was zu schnell Aufmerksamkeit und Verdacht erregen könnte... Sonst gibt es nur Schwierigkeiten!

Carisi öffnete die Augen.

Die dünne pergamentartige Haut auf dem Schädel des in sich zusammengesackten Taxi Drivers begann bereits, sich aufzulösen. Sie erinnerte an gegerbtes Leder, das lange Zeit in einem feuchten Keller vor sich hin geschimmelt hatte und nun langsam zerfiel...

Nur das hier der Prozedd weitaus schneller vor sich ging.

Nein!, schrie die warnende Stimme in ihm.

Und diesmal behielt sie Oberhand. Carisi setzte die Geige ab. Seine Rechte hielt vor Erregung zitternd den Frosch des Bogens. Mit der Bogenspitze berührte er vorsichtig die Schulter des Taxi Drivers.

Der Stoff der Jacke gab nach.

Darunter schien nichts mehr zu sein, was noch irgendeine Form zu halten und dem leichten Druck der Bogenspitze Widerstand entgegenzusetzen vermochte.

Du bist ein Süchtiger geworden!, meldete sich wieder die innere Stimme, deren Worte er in diesem Augenblick als besonders quälend empfand.

Weil du spürst, dass es die Wahrheit ist!, kommentierte die Stimme gnadenlos. Du weißt, dass das, was du tust, nicht in SEINEM Sinn ist - oder?

"Ja, verdammt!“, rief Carisi laut aus.

Der Verwesungsgestank in dem engen Taxi raubte ihm den Atem. Er klemmte sich mit den drei Fingern, die er nicht brauchte, um den Frosch des Geigenbogens zu halten, den Griff des Violinkastens, stieg aus und schlug die Tür gleich wieder hinter sich zu.

Dann legte er den Kasten auf die Motorhaube und legte die Violine sorgfältig hinein. In seinen Bewegungen lag dieselbe Zärtlichkeit, mit der eine Mutter ihr Baby betten mochte.

Ein untersetzter Mann in Strickjacke, Jeans mit Bügelfalte und einer Baseballmütze mit der Aufschrift EXTREME FUN sprach ihn an.

"Heh, ist der Wagen da frei?"

"Nein!“, rief Carisi unwirsch zurück.

Der Mann mit der EXTREME FUN-Mütze blickte zum Fahrer hin.

Er runzelte die Stirn, näherte sich.

"Pennt der etwa?"

Carisi kochte innerlich.

Aber er ließ sich davon äußerlich nichts anmerken.

"Ruht sich nur ein bisschen aus", antwortete er.

"Ach, so."

Der Mann zog ab.

Ein paar Meter weiter wartete ein anderes Taxi. Dort strebte er hin.

Zweimal noch drehte er sich kurz um. Sein Blick ging immer wieder zu der für ihn nur schattenhaft sichtbaren, über das Steuer gebeugten Gestalt hin...

Nichts wie weg!, dachte Carisi.

12

"Heh, Sie! Wenn Sie besoffen sind, dann schlafen Sie Ihren Rausch gefälligst zu Hause aus!"

Jemand rüttelte mich an der Schulter.

Als ich die Augen öffnete, blickte ich in das braungebrannte Gesicht eines New Yorker Cops. Die obere Gesichtshälfte wurde durch den Mützenschirm und die Sonnenbrille verdeckt.

Seine Mundpartie wirkte ziemlich wuchtig und war dauernd in Bewegung. Er kaute auf einem Kaugummi herum und blickte auf mich herab.

"Es hat hier 'ne Beschwerde gegeben, Mister", sagte er. "Sie können hier nicht mitten auf dem Gehweg herumliegen. Das ist für die umliegenden Geschäfte umsatzschädigend. Außerdem gibt es da ein paar Paragraphen gegen Landstreicherei..."

Ich erhob mich.

Ein bohrender Kopfschmerz meldete sich und ließ mich kurz aufstöhnen.

Der Cop grinste.

"Ja, so eine durchzechte Nacht kann einem ganz schön ins Gehirn gehen..."

"Ha, ha, sehr witzig!"

Ich stand da und blickte mich um. "Wo bin ich hier?"

"112. Straße. Haben Sie einen Wagen?"

"Nein, jedenfalls nicht hier..." Dann sah ich auf der anderen Straßenseite meinen Golf. Das Nummernschild ließ keinen Zweifel daran, dass es sich tatsächlich um jenen Wagen handelte, mit dem ich zu den Brooklyn Heights hinausgefahren war.

"Was ist los?“, hakte der Cop nach.

Ich deutete hinüber. "Da hinten steht er."

"Na, sehen Sie! Lassen Sie ihn besser stehen. Mir scheint, Sie haben noch eine ganze Menge Alkohol im Blut..."

Der Polizist grüßte kurz, in dem er zwei Finger der rechten Hand an seinen Mützenschirm legte und ging dann zu seinem Wagen. Sein Partner wartete dort auf ihn und war damit beschäftigt, einen Hot Dog zu essen.

Wenige Augenblicke später war der Streifenwagen davongefahren.

Ich versuchte mich an das zu erinnern, was geschehen war und tastete dabei in meinen Hosentaschen. Der Schlüssel für den Wagen war an Ort und Stelle. Aber das Schulterholster mit der Automatik hatte man mir abgenommen.

Ich fand es später im Handschuhfach des Golfs wieder - inklusiv meiner Waffe.

Soweit ich das nach oberflächlicher Untersuchung sagen konnte, war mit der Automatik nicht geschossen worden. Das beruhigte mich etwas.

Als ich dann zur Agentur zurückkehrte, erlebte ich eine Überraschung.

Greg saß vor dem Computer und war gerade damit beschäftigt, eine Pizza aus einer Schachtel heraus zu essen, als ich eintrat.

"Na, wie waren die letzten drei Tage?“, begrüßte er mich. "Ich hoffe, du hast wenigstens was herausgekriegt!"

"Lass die Witze!"

"Welche Witze?"

Mein Blick fiel auf die zerlesene Ausgabe der New York Times, die zusammen mit einem Stapel Computerausdrucken auf einem der klobigen Ledersessel saß, die ich mal von einem Trödler in Greenwich Village gekauft hatte.

Das Datum sprang mir ins Auge.

Ich musste zweimal hinsehen, um es richtig zu begreifen.

"Heute ist Donnerstag", flüsterte ich.

"Ja - und seit Montag muss ich den ganzen Mist hier in der Agentur allein machen! Der hohe Herr ist ja nicht erreichbar! Das Handy war entweder abgestellt oder du hast dich absichtlich nur an Orten aufgehalten, an denen garantiert Funkstille herrscht!"

"Das kann nicht sein…", murmelte ich.

Aber Gregs Ärger war echt, die Zeitung sah auch wirklich aus und ich konnte mich kneifen so oft ich wollte. Es waren wirklich drei volle Tage vergangen, seit ich die Agentur verlassen hatte, um nach Rebecca zu fahnden.

Greg berichtete mir etwas von einem Anruf.

Angeblich hatte ich mich bei ihm gemeldet, um ihm mitzuteilen, dass ich ein paar Tage weg sei.

"Es war deine Stimme, Luke! Ganz bestimmt!"

"Naja, da gibt es ein paar Tricks, um so etwas hinzukriegen", erwiderte ich.

"Du meinst, jemand anderes wollte verhindern, dass ich auf die Suche nach dir gehe?"

Ich nickte.

"Ja, sieht ganz so aus."

Drei Tage, dachte ich. Drei Tage, von denen ich nicht wusste, was in dieser Zeit mit mir geschehen war. Vielleicht war es einfach nur Sinn und Zweck dieser Operation gewesen, mich für eine Weile aus dem Verkehr zu ziehen.

Aber warum?

War ich zu nah an etwas dran gewesen, was man unbedingt vor mir verbergen wollte?

Ich dachte an Rebecca Danby. Ihre Rolle in diesem Spiel wurde immer zwielichtiger. Ich sah ihr Gesicht vor meinem inneren Auge. Das letzte, was ich gesehen hatte, bevor ES geschehen war.

Was auch immer genau das sein mochte. Hypnose schien mir ausgeschlossen. Jedenfalls war mir keine Technik bekannt, die derart schnell wirkte und außerdem noch gegen den Willen des Betroffenen Anwendung finden konnte. Und da ich nichts zu mir genommen hatte, schloss ich auch eine Vergiftung aus.

"Diese Rebecca Danby wird mir jedenfalls einiges zu erklären haben...", murmelte ich.

"Hör zu, es kommt nicht in Frage, dass du noch mehr Zeit in diese Frau investierst!“, ermahnte mich Greg.

"Greg, ich muss wissen, was hier gespielt wird. Niemand zieht mich ungestraft drei Tage lang aus dem Verkehr..."

13

Ich duschte erst einmal. Seltsamerweise verspürte ich keinen Hunger - und das nach drei Tagen, in denen ich vermutlich nichts zu mir genommen hatte.

Während mir das Wasser über den Kopf perlte, versuchte ich meine Gedanken und Erinnerungen zu ordnen. Rebeccas Gesicht erschien wieder vor meinem inneren Auge. Dann das rote Etwas, das aus dem Stein an ihrer Silberkette herausgefahren war und mich wie ein Blitz oder Strahl getroffen und außer Gefecht gesetzt hatte.

Nachdem ich mir etwas Frisches angezogen hatte, versuchte ich Greg dazu zu überreden, etwas Computer-Recherche für mich zu betreiben.

Ich brauchte alles über den Mordfall Lester Danby.

Greg sah mich an, als hätte er einen Außerirdischen vor sich.

"Wie bitte? Habe ich das richtig verstanden? Wegen einer Sache, die uns wohl kaum Geld, aber vermutlich jede Menge Ärger einbringen wird, soll ich mich in die Computer der Justiz einloggen? Luke, ich glaube langsam drehst du völlig durch."

"Sind wir Freunde oder nicht?"

"Klar! Und ich werde dich auch regelmäßig im Sanatorium besuchen, wenn du ganz durchgeknallt bist!" Greg kratzte sich an seinem kahlen Schädel. Das tat er für gewöhnlich immer dann, wenn ihm etwas nicht passte.

"Notfalls tun es auch die gesammelten Artikel der Presse...", sagte ich dann.

Ich überprüfte die Ladung meiner Automatik, steckte sie mir ins Schulterholster und zog ein Jackett drüber, damit man sie nicht sehen konnte.

"Sieht nach Aufbruch aus. Was hast du vor?“, fragte Greg.

"Ich sehe mir die Villa noch mal an..."

"Ich weiß nicht, ob das wirklich eine gute Idee ist, Luke..."

Ich ließ mich durch Gregs Einwände nicht von meinem Vorhaben abbringen. Niemand hätte das geschafft, denn ich spürte, dass ich einem Geheimnis auf der Spur war, das weit über jene Dinge hinausging, mit denen ich mich sonst zu beschäftigen pflegte. Ein Geheimnis jenseits der menschlichen Vorstellungskraft.

So fuhr ich also noch einmal hinaus zu den Brooklyn Heights, um Rebecca Danby zur Rede zu stellen.

Als ich die Sprechanlage betätigte, meldete sich niemand.

Aus dem Briefkasten, der direkt darunter in den Stein der Umgrenzungsmauer eingelassen war, quollen einige Werbesendungen heraus. Ich trat an das gusseiserne Gittertor heran und blickte zu dem eigenartigen Haus hinüber. Ich suchte nach Zeichen dafür, dass vielleicht doch jemand anwesend war.

Ich versuchte es noch einmal mit der Sprechanlage, erwartete aber eigentlich nicht mehr ernsthaft, dass mein Knopfdruck irgendeine Reaktion hervorrufen würde.

Es gab zwei Möglichkeiten.

Entweder die Lady wollte schlicht und ergreifend nicht mehr mit mir zusammentreffen oder sie hatte sich aus dem Staub gemacht.

Ich setzte mich in meinen Golf, parkte ihn an einer Stelle, die ich für unauffällig hielt und von der ich gleichzeitig das Eingangstor des Danby-Anwesens gut sehen konnte. Es war nicht die erste Observation dieser Art, die ich durchführte. Es war Teil des Jobs, für den ich mich irgendwann einmal entschieden hatte. Manchmal saß man tagelang in seinem Wagen, fror oder schwitzte erbärmlich dabei, nur um irgendwann mit der Kamera den entscheidenden Schnappschuss machen zu können.

Im Handschuhfach des Golfs lag immer ein Gameboy parat. Die Zeit konnte sonst verflucht lang werden.

Die Stunden krochen dahin und es tat sich nicht das geringste bei der Ausfahrt des Danby-Anwesens. Zwischendurch erledigte ich per Handy einige Telefonate, erkundigte mich bei Greg, ob er inzwischen etwas herausgefunden hatte und ließ mir von einem Food Express eine Packung Chop Suy und ein paar Dosen Coca Cola vorbeibringen.

Ich wartete bis zum frühen Abend auf meinem Posten.

Dann rief mich Greg per Handy an.

Er hatte sich in den Computer des JFK-Airports eingeloggt und herausgefunden, dass Rebecca Danby einen Flug nach Miami gebucht hatte und am Morgen abgereist war.

Etwas in der Art hatte ich mir inzwischen beinahe gedacht.

"Sag jetzt nicht, dass du auch den nächsten Flieger nach Miami besteigst", hörte ich Gregs Stimme aus dem Handy heraus.

"Nein", erwiderte ich. "Noch nicht..."

"Na, Gott sei Dank!"

"Erst mal werde ich mir diese Villa etwas genauer ansehen!"

Ich hörte mir die Flut von Bedenken, die Greg äußerte nicht bis zu Ende an, sagte einfach "Bye!",und unterbrach die Verbindung. Dann stieg ich aus und überlegte mir, wie ich am besten in die Villa gelangen konnte. 'Niemals durch den Haupteingang!' lautete die Grundregel bei solchen Operationen. Der Haupteingang war im allgemeinen gut gesichert. Andere Schlupflöcher wurden darüber schon einmal vergessen...

Im Kofferraum hatte ich einen zehn Zoll langen Kanthaken, der sich zum Aushebeln von Fenstern und Türen hervorragend bewährt hatte.

Den nahm ich mit.

Zwischen dem Danby-Anwesen und dem Nachbargrundstück gab es einen schmalen gepflasterten Weg, eine Art Niemandsland, eingekeilt zwischen den hohen Mauern, die beide Villen umgaben.

Ich ging diesen Weg entlang, folgte ihm bis zu einer Biegung.

Schließlich erreichte ich ein zweites, kleineres Tor, das allerdings zugemauert worden war.

Schade, dachte ich. Es wäre auch zu schön gewesen...

Während ich weiterging, fielen mir immer wieder die seltsamen, mit schwarzer Farbe aufgetragenen Zeichen auf, die in regelmäßigen Abständen auf die Steine gesprüht waren. Sie waren etwa handgroß.

Man konnte sie zunächst für sogenannte 'Takes' von Graffiti-Sprayern halten.

Okkulte Takes, wenn man so wollte. Immer wieder tauchten umgedrehte Kreuze, Pentagramme und andere hinlänglich bekannte mystische Symbole in mannigfachen Abwandlungen auf.

Und wenn man den Hintergrund der Danbys kannte, dann lag eigentlich nahe, dass kein geltungssüchtiger Sprayer diese Zeichen aufgebracht hatte, sondern die Besitzerin selbst.

Magische Schutzzeichen oder etwas in der Art?, ging es mir durch den Kopf.

Es machte ganz den Eindruck.

Ich erreichte eine Stelle, an der die Äste eines Baumes über die Mauer hinüberwuchsen und tief hinabreichten. Beinahe bis zum Boden.

Ich nutzte das, prüfte die Belastbarkeit des Astes und zog mich dann mit seiner Hilfe die Mauer empor.

Auf der anderen Seite sprang ich hinunter.

Vor mir lag eine etwas verwildert wirkende Rasenfläche, auf der hier und dort seltsam knorrige und verwachsene Bäume standen.

Knollenförmige Ausbuchtungen an ihren Stämmen ließen an fratzenhafte Dämonengesichter denken.

Ich näherte mich in geduckter Haltung der Rückfront der Villa, nahm einige Augenblicke lang hinter einer der dicken Baumstämme Deckung und starrte auf die asymmetrischen Fenster. Die Tatsache, dass Rebecca Danby ausgeflogen war, hieß ja nicht, dass sich nun zwangsläufig niemand mehr in diesem eigenartigen Gemäuer aufhielt. Ich musste damit rechnen, dass der Butler hier während Rebeccas Abwesenheit die Stellung hielt.

In geduckter Haltung stürmte ich vorwärts, erreichte dann eines der Fenster.

Wenn ich Pech hatte, gab es eine Alarmanlage.

Aber an deren Existenz glaubte ich nicht.

Nach allem, was ich über Rebecca Danby bislang wusste, vertraute sie anderen Mitteln, um unliebsame Eindringlinge fernzuhalten.

Magischen Mitteln...

Dennoch blieb ich vorsichtig und hatte keineswegs vor, mich darauf zu verlassen. Ich suchte nach einem Kellerfenster, die zumeist am schlechtesten gesichert waren, hebelte es aus und stieg ein. Aus meiner Jacketttasche holte ich eine daumendicke Stabtaschenlampe hervor, die - neben Handy und Automatik - zu meiner Standardausrüstung gehörte.

Ich sah mich im Halbdunkel eines Kellerraums um. Der Lichtkegel meiner Lampe kreiste über die kahlen Wände aus grauem Beton.

Auch hier waren immer wieder Zeichen mit vermutlich magischer Bedeutung aufgemalt.

Ich ging einen Gang entlang, suchte nach Lichtschaltern, fand aber nirgends einen.

Ein feuchter, leicht modrig wirkender Geruch stieg mir in die Nase.

Ein Geruch, der langsam intensiver wurde und mich an jenen furchtbaren Augenblick erinnerte, als die Strahlen aus Rebeccas Stein mich erwischt hatten und ich ins Nichts gestürzt war...

Der Geruch des Todes, dachte ich.

Mein angeborener Instinkt für Gefahr meldete sich. Ich hatte das Gefühl, beobachtet zu werden und wusste doch auf der anderen Seite, dass das nicht der Fall sein konnte.

Ich passierte eine Tür, die sich mit einem Knarren öffnete. Dahinter erstreckte sich ein weiterer Flur. Rechts und links befanden sich Türen, die jedoch allesamt verschlossen waren. Schließlich fand ich eine Treppe, die hinauf in das Erdgeschoss führte.

Ich erreichte einen Raum, der von allen Seiten von Licht durchflutet wurde, das durch die asymmetrischen Fenster hereinfiel. Der Lichteinfall war offenbar genauestens kalkuliert. Die Sonnenstrahlen trafen sich in der Mitte des Raumes, wo sich ein Quader aus einem marmorähnlichen Stein befand.

Wie ein Altar wirkte er.

Auf diesem Steinquader befand sich ein gläserner Sarg.

Ich trat näher heran.

Das Licht spiegelte sich teilweise in der eigentlich durchsichtigen Außenhaut des Sarges.

Dennoch war auf den ersten Blick zu erkennen, dass ein Mann darin lag.

Er trug einen dunklen Anzug, hatte die Hände über dem Bauchnabel gefaltet und die Augen geschlossen.

Auf die Stirn war ein Hexagon aufgemalt worden.

Das Gesicht war aschgrau und faltig. Die Haut wirkte so pergamentartig und beinahe wächsern, wie man es von einer aufgebahrten Leiche erwarten konnte. Der Gesichtsausdruck war starr.

Ein eisiges Lächeln spielte um die Lippen des Mannes, die aussahen, als wären sie nachträglich mit Rouge geschminkt worden, um die Blässe zu verbergen.

Der Mann sah aus wie jene Untoten, denen ich nach dem Carisi-Konzert begegnet war.

Mir stockte der Atem.

Eine Bewegung in meinem Rücken ließ mich erstarren.

Dann...

...das Geräusch eines Revolverhahns, der gespannt wurde.

"Keine Bewegung!"

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Yaş sınırı:
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Litres'teki yayın tarihi:
22 aralık 2023
Hacim:
740 s. 1 illüstrasyon
ISBN:
9783956179044
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