Kitabı oku: «Zauberer und Höllentore: Acht Fantasy Krimis», sayfa 5

Yazı tipi:

Kapitel 7: Gefrorene Gesichter

Robert und Brenda folgten dem Wolfswelpen und gelangten schließlich in eine Region des Waldes, die weniger vom Nebel betroffen war.

Der huskiegroße Albino-Wolf trottete vor ihnen her und wartete gegebenenfalls ab, wenn die beiden Jugendlichen ihm nicht schnell genug folgten.

Aber das war nicht oft der Fall, denn sowohl Robert als auch Brenda fühlten sich deutlich gekräftigt.

„Ich spüre die Kälte nicht mehr“, sagte Brenda. „Ist das jetzt nur ein Zeichen der zusätzlichen Lebenskraft, die uns die Hexe verabreicht hat?“

„Was sollte es sonst sein?“, erwiderte Robert.

„Vielleicht werden wir einfach immer mehr ein Teil dieser Welt. Lara Croft kämpft doch auch in einem hautengen, dünnen Suit in sibirischer Kälte, was normalerweise niemand auch nur eine halbe Stunde überleben würde.“

„Du meinst, dass wir uns nach und nach an die Welt von Hellgate anpassen?“

„Ja.“

„Ich fürchte, du könntest Recht haben.“

„Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass wir irgendwann – vorausgesetzt wir überleben lange genug –

vielleicht gar nicht in die Realität zurückkehren können?“ Dieser Gedanke war Robert durchaus schon gekommen, aber bislang hatte er ihn erfolgreich verdrängt. Schließlich war es in erster Linie darum gegangen, das nackte Überleben zu sichern. „Das ist doch alles Spekulation, Brenda!“

„Wir sollen der Wahrheit ins Gesicht sehen, Robert. In deinem Innersten spürst du doch auch, dass es so ist, wie ich sage. Gehen wir am besten davon aus, dass diese Welt mit ihren verqueren Regeln für uns so real ist wie unsere eigene Realität.“ Eine Pause entstand. Schließlich fragte sie vorsichtig: „Robert?“

„Ja?“

„Ich habe Angst.“

Es dauerte einen Augenblick, bis er antwortete.

„Ich auch.“ Robert sah sie an. „Aber wir schaffen es, Brenda. Auch wenn es im Moment vielleicht nicht gut aussieht.

Aber die Zuversicht sollten wir trotz all dem nicht verlieren, denn dann können wir uns gleich den Nachtkreaturen zum Fraß anbieten.“

Brenda schien weniger davon überzeugt zu sein, dass sie tatsächlich eine Chance hatten. Dennoch nickte sie.

„Wir haben wohl keine andere Wahl, als uns den Aufgaben zu stellen, die hier auf uns warten.“

„So sehe ich das auch.“

„Ich frage mich, was geschieht, wenn jetzt jemand in dein Zimmer kommt und uns da so vor dem Bildschirm sitzen sieht.“ Robert hob die Augenbrauen. „Bist du dir sicher, dass wir dort überhaupt noch sitzen?“

Sie zuckte die Schultern. „Als ich in die Zimmer kam und dich aus deinem tranceartigen Zustand herausgeholt habe, ist das Programm abgestürzt. Das wäre doch auch eine Hoffnung für uns. Deine Mutter wird doch sicher genau registrieren, dass ich euer Haus noch nicht verlassen habe und uns irgendwann mal was zu trinken anbieten, um zu kontrollieren, ob wir auch wirklich lernen…“ Sie grinste und Robert musste auch unwillkürlich schmunzeln.

„Aber das hätte doch längst geschehen müssen.“

„Die Zeit könnte in dieser Spielwelt in einem ganz anderen Tempo voranschreiten“, gab Brenda zu bedenken.

„Oder gar nicht!“ Robert deutete auf seine stehen gebliebene Uhr, deren Zeiger sich nicht bewegt hatten, seit sie das Tor zur Hölle passiert hatten.

*

Schließlich erreichten sie den Rand des Waldes.

Der Albino-Wolf wollte Robert und Brenda ganz offensichtlich nicht weiter begleiten. Er winselte und setzte sich. Eine grüne Wiese schloss sich an, auf der es nur vereinzelt noch Nebelschwaden gab. Am Himmel stand der bereits vertraute fahle Mond und in der Ferne war auf einer Anhöhe als dunkler Schattenriss die Silhouette des Schlosses zu sehen, in dem die Blutsaugenden Nachtkreaturen residierten.

Der Albino-Wolf zog sich in den Wald zurück. Nach wenigen Augenblicken war er verschwunden.

„Jetzt haben wir unser Ziel wieder klar vor Augen!“, stellte Robert fest.

„Ein einladender Ort scheint auch dieses Dorf nicht zu sein!“, glaubte Brenda mit Blick auf die düsteren Steinhäuser, die um eine verwitterte Kirche mit angrenzendem Friedhof gruppiert waren.

„Lass uns keine Zeit verlieren“, schlug Robert vor und wollte gerade losgehen, aber Brenda hielt ihn am Arm.

„Stehst du noch immer unter dem Einfluss der Hexe?“

„Brenda…“

„Ich habe Augen im Kopf. Sie hat dich auf irgendeine Weise verhext, damit du treu und brav diese Jarmila befreist! Das ist alles, worum es ihr geht.“

„Aber ich treffe meine eigenen Entscheidungen.“

„Dann sag mir, dass es dir gleichgültig ist, ob diese Jarmila im Verlies des Namenlosen Magiers verschimmelt!“

„Was soll das denn jetzt?“

„Sag es! Und versprich mir, dass wir die erste Gelegenheit nutzen, dieses Spiel zu verlassen!“

Ihre Blicke begegneten sich.

Er atmete tief durch und schluckte.

„Es ist so wie ich vermutet habe“, stellte sie fest. „Du kannst es nicht sagen, weil die Alte dich noch immer in ihrem Bann hat. Da brauchst du mir nichts zu erzählen, ein wenig habe ich schließlich auch ihre Kraft zu spüren bekommen!“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, es ist nicht so wie du denkst“, behauptete er. „Erstens wird es nach allem, was wir wissen für uns kein Zurück in die Realität geben, wenn wir nicht auf die Ebene des Namenlosen Magiers gelangen und ihn vernichten…“

„Was wir nur von der Hexe wissen! Du kannst dir sicher denken, dass sie uns die Informationen so zurechtgebogen hat, wie es ihr nützt! Meinst du nicht auch?“

„Und zweitens denke ich, sollten wir erst einmal zusehen, dass wir die nächste Herausforderung bestehen. Im Moment ist uns nicht kalt, aber das kann sich auch wieder ändern.“ Er weicht nur aus! , dachte Brenda. Ich werde ihn daher genau beobachten müssen…

*

Bevor sie das Dorf erreichten, mussten sie einen gefrorenen Bach überqueren, der das Tal durchzog.

Ein paar vereinzelte Bäume standen dort – starr und von einem Eispanzer überzogen, wie die Bäume im Wald. Die besonders eigenartigen Verwachsungen ließen auf einen wiederholten Blitzeinschlag schließen.

Nach ihren Erlebnissen mit dem Waldgeist hielten sie instinktiv Abstand von diesen Bäumen, obwohl ihnen klar war, dass es hier vermutlich keinen Waldgeist gab und ihre Furcht daher unbegründet war.

Vorsichtig tasteten sie sich über das Eis.

Es hielt.

Brenda blickte hinab und stieß einen Schrei aus.

Im nächsten Moment bemerkte es auch Robert.

Zahllose Gesichter blickten sie aus dem Eis heraus an. So als ob der Bach voller Leichen gewesen wäre, als er zufror.

Bleich und totenstarr waren sie, die Augen weit aufgerissen, die Züge verzerrt.

„Wir gehen ganz ruhig weiter“, bestimmte Robert. „Ich meine, was erwartest du? Wir haben schließlich das Tor zur Hölle passiert.“

„Trotzdem…“, murmelte Brenda und atmete tief durch.

Schließlich erreichten sie das andere Ufer und stiegen die hart gefrorene Böschung empor.

Brenda streckte die Hand aus und deutete in den Bach.

„Was meinst du – sind das die Leichen derjenigen, die es nicht geschafft haben?“

„Dieses Spiel war brandneu. Es kann vor uns niemand gespielt haben. Das Siegel war noch intakt.“ Sie schluckte. „Ich dachte nur…“

Eine Bewegung ließ beide herumfahren. Hinter dem nächsten Baum sprang eine Gestalt hervor. Es war der Gnom, der sich selbst einen dienenden Dämon genannt hatte. Seine Augen funkelten böse, das tierhafte Maul entblößte die Raubtierzähne.

„Halli, hallo, so schnell sieht man sich wieder.

Unerwarteterweise, wie ich gerne zugebe, und was mich selbst etwas Lebensenergie gekostet hat. Ich habe nämlich mit ein paar anderen Diener-Dämonen gewettet, wie lange ihr am Leben bleiben würdet und ich muss sagen – bislang habt ihr meine kühnsten Erwartungen in dieser Hinsicht übertroffen!“

„Wie wäre es dann mit warmer Kleidung und ein paar zusätzlichen Waffen? Ich denke, die hätten wir uns in der Zwischenzeit redlich verdient!“, glaubte Robert.

„Im Prinzip stimme ich dir in dieser Hinsicht sogar zu.

Und ich kann dir sagen, dass ich beauftragt wurde, dir dies hier zu zeigen!“

Eine Reihe warmer Kleidungstücke schwebten plötzlich in der Luft. Es handelte sich um dicke Wollmäntel, außerdem gab es verschiedene Kopfbedeckungen und Fell gefütterte Handschuhe. Und dazu ein Sortiment von altertümlich wirkenden Steinschlosspistolen und –gewehren.

„Unter Shopping Tour verstehe ich zwar eigentlich was anderes, aber ich schlage vor, wir nehmen uns, was wir kriegen können!“, schlug Brenda vor.

Sie wollte bereits nach einem der Mäntel greifen.

Aber das Kleidungsstück war plötzlich transparent. Ihre Hand glitt hindurch.

„Einen Moment!“, tönte der Gnom. „Ich habe gesagt, dass ich befugt bin, euch diese Gegenstände zu zeigen – nicht, sie euch auch zu geben.“

„Was soll das denn?“, entfuhr es Robert ärgerlich. „Willst du uns zum Narren halten?“

„Keineswegs. Nichts läge mir ferner – und was die Wetten mit meinen Mit-Dämonen betrifft, so trage ich euch nichts nach. Die Verluste gleichen sich schon noch wieder aus. Im Übrigen muss ich meine Fehleinschätzung, was euer Überleben angeht, mit selbst zuschreiben.“ Sein Kopf drehte sich ruckartig um etwa dreißig Grad. Er sah von einem zum anderen.

Ein böses, widerwärtiges Grinsen kennzeichnete seine Züge. Es schien ihm Freude zu machen, andere zu quälen. Schließlich fuhr er fort: „Ich habe nicht erwartet, dass ihr so zäh seid

– dumm, aber zäh. Bei der großen Anzahl von Fehlentscheidungen wären andere schon längst nicht mehr am Leben.“ Er streckte den Arm aus und deutete zum Bach. „Dort sind einige jener Verdammten, die vor euch ihr Glück auf dieser Ebene versucht haben und jämmerlich gescheitert sind.“

„Wir sind die ersten die dieses spielen!“, entfuhr es Robert.

Der Gnom lachte. „Wenn du glaubst, du und deine Begleiterin wären die Ersten, die das Tor zur Hölle hinter sich ließen und die Seele unwiderruflich den Mächten des Bösen überließen, so ist das schlicht und ergreifend falsch.

Der Beweis liegt vor euch unter dem Eis. Ihr könnt ja eure Zeit damit vertun, und das Eis aufbrechen, wenn ihr mir nicht glauben wollt.“ Der Gnom lachte gehässig. „Aber so töricht könnt nicht einmal ihr beide sein!“

„Wie ist das möglich?“, wandte sich Robert an Brenda. „Das Spiel war versiegelt, ich bin mir sicher!“

„Hier gelten die Gesetze der Magie!“, erwiderte Brenda.

„So fern man da tatsächlich von Gesetzen sprechen kann.

Anscheinend teilen all diejenigen, die jemals dieses Spiel gespielt haben, diese Welt.“

„Beziehungsweise teilten“, korrigierte Robert. „Die Vergangenheitsform dürfte nach allem, was wir wissen, wohl angemessener sein.“ Robert wandte sich an den Gnom. „Was ist jetzt mit dieser Kleidung und den Waffen?“

„Nicht so ungeduldig“, mahnte der Gnom. „Zunächst einmal möchte ich euch sagen, dass dieses Dorf da unten nun wahrlich auch kein paradiesischer Ort ist. Vielleicht nicht ganz so ungastlich, wie der Hexenwald, in dem ihr so lange und unnötig herumgeirrt seid, obwohl man mit etwas mehr Intelligenz... Aber lassen wir das! Es dürfte jetzt zu spät sein, noch etwas an eurem Auffassungsvermögen zu verbessern.

Ihr seid nun mal wie ihr seid und ich werde mein Wettverhalten gegenüber den anderen Dienerdämonen in Zukunft darauf einstellen müssen. Das ist das Beste. Akzeptiere immer die Gegebenheiten, hat mal jemand sehr Weises gesagt.“ Der Gnom verzog das Gesicht und kratzte sich an dem gewaltigen Kinn. „Wer war das noch? Der Namenlose Magier vielleicht oder...“

„Was weißt du über den Namenlosen Magier?“, fuhr Robert sofort dazwischen.

Der Gnom lachte triumphierend. „Dachte ich es mir doch.“

„Was?“

„Hast du dir diesen Auftrag aufschwatzen lassen, Jarmila zu befreien?“ Er schüttelte den Kopf. „Jedenfalls ist das der einzig vorstellbare Grund, weshalb du auf dieser Ebene erstens vom Namenlosen Magier wissen kannst und zweitens ihn für so wahnsinnig wichtig hältst, dass du unbedingt mehr über ihn erfahren willst.“ Er zwinkerte Robert zu. „Oder richtet sich dein Interesse vielleicht doch eher auf die schöne Jarmila?“ Der Gnom wandte sich Brenda zu. „Ich fürchte, du wirst dich damit abfinden müssen, dass dein Begleiter dieser Jarmila nun hoffnungslos verfallen ist und sich für dich höchstens noch am Rande interessiert. Aber so ist der Lauf der Dinge. Und leider darf ich nicht mehr darüber verraten.

Weder über Jarmila noch über den Namenlosen Magier.“

„Warum nicht?“, fragte Robert.

„Sie gehören zu einer anderen Ebene. Ich weiß, ich habe bereits ein paar unvorsichtige Bemerkungen zu dem Thema fallen lassen, aber damit soll's auch gut sein. Sonst bekomme ich nicht nur Ärger mit meinen Dienerdämonenkollegen, sondern auch noch mit den höheren Höllenmächten und werde am Ende noch degradiert. Ich könnte euch da Geschichten über Oberdämonen erzählen, die am Ende als Reiniger der Höllenöfen endeten...“ Er schüttelte den Kopf und für einen Augenblick hätte man ihm die Betroffenheit beinahe abnehmen können.

Der Gnom vollführte einen Satz, machte einen Salto und kam sicher wieder auf die Füße.

„Unser Sortiment an nützlichem Items!“, rief er. „Wozu man warme Kleidung braucht, muss wohl nicht erklärt werden, aber da ihr so dumm wart, die Gastfreundschaft und den Schutz der Hexe anzunehmen, anstatt das Schlangebiest zu erschlagen, wie es sich für Helden gehört hätte, habt ihr ja ein bisschen mehr Lebenskraft bekommen und euch etwas am Feuer dieser alten Vettel aufgewärmt!“ Er seufzte und verdrehte die Augen.

„Ein schwerer Fehler! Aber ihr seid nicht die ersten, die ihn begangen haben. Ja, ja, die Leichen unter dem Eis könnten einiges erzählen, wenn sie noch sprechen könnten und ihnen ein ungnädiges Schicksal nicht den Mund für immer verschlossen hätte! Und leider muss ich sagen, wird es euch letztendlich nicht viel besser ergehen, denn den dunklen Mächten, die es nicht auf dem Schloss und dem Wald, sondern genauso auch im Dorf gibt, habt ihr wenig entgegen zu setzen.“ Der Gnom nahm eine der langläufigen Steinschlosspistolen. Die Waffe hatte zwei Läufe, die jeweils mit einem gesonderten Abzugshahn ausgestattet waren, sodass man sie nacheinander abfeuern konnte. „Eine wunderbare Waffe.

Sie werden mit Kugeln aus geweihtem Silber geladen. Diese Kugeln werden natürlich mitgeliefert. Ich, als Geschöpf der Hölle, habe jedoch gewisse Probleme damit, sie anzufassen, doch das soll euch nicht weiter kümmern!“ Fast liebevoll strich der Gnom über den Lauf der Waffe. Dann warf er sie empor. Sie schwebte wieder in der Luft. „Diese Pistole wäre genau das Richtige für euch und sie würde vor allem eure Chance, den Aufenthalt im Dorf zu überleben erheblich verbessern, nur leider, leider darf ich euch keinen dieser Gegenstände übergeben!“

„Wie bitte?“, stutzte Robert fassungslos.

Der Gnom zuckte die breiten Schultern. „Ja, es tut mir leid, aber ich bin nun einmal an die Regeln der Hölle gebunden. Da beißt kein Teufelchen einen Faden ab.“

„Und welche Regel bitteschön würdest du brechen, wenn du uns ein paar von diesen Sachen überlässt?“, fragte Brenda –

ebenso aufgebracht wie Robert.

Der Gnom verzog das Gesicht.

„Ja, ja, das ist mal wieder ein ganz typischer Fall. Wie viele haben schon vor euch gedacht, dass sie das Handbuch nicht zu lesen brauchen. Zur Erinnerung: Es war als Booklet in der Verpackung und außerdem als Datei auf dem Datenträger.

Wie auch immer, ihr seid weder die Ersten, noch werdet ihr die Letzten sein, die es bitter bereuen, sich nicht genügend informiert zu haben. Hier, im Reich der Verdammten, kann das tödlich sein!“ Er kicherte wie irre. „Und glaubt mir, es gibt hier noch weit schlimmere Dinge als den Tod zu erleiden, aber das werdet ihr alles selbst merken.“

„Das ist doch alles nur dummes Geschwätz!“, konterte Robert.

„Nein, es ist die Wahrheit! Eine Wahrheit, die ihr nicht hören wollt. Also lernt aus euren Fehlern, dann bekommt ihr vielleicht auch irgendwann eine dieser hervorragenden Waffen und verbessert auf diese Weise eure Überlebenschance ganz erheblich. So etwas wie mit der Hexe sollte euch besser nicht wieder passieren. Ihr seid hier um die Wesen der Finsternis totzuschlagen, nicht um mit ihnen irgendwelche fragwürdigen Geschäfte zu machen, bei denen ihr sowieso den Kürzeren zieht!“

Roberts Hand ging zum Schwertgriff.

„Wir werden es in deinem Fall besser machen!“, drohte er.

„Für Diener-Dämonen gilt das nicht. Vergaß ich das vielleicht zu erwähnen?“ Der Gnom räusperte sich.

Anschließend schlug er erneut einen Salto.

Die Waffen und Kleider verschwanden.

Der Gnom machte mit seinen überlangen Armen, die auf dem Boden schlürten, wenn er sie nicht vor der Brust ineinander verschränkte, eine große, ausholende Geste. „Ihr haltet mich für garstig und böse – aber so bin ich gar nicht. Und auch wenn ihr denkt, dass ich euch jetzt vollkommen ohne ein Zusatz-Item dastehen lasse, so liegt ihr falsch!“ Er schnippste dreimal hintereinander mit dem Finger. Daraufhin erschienen drei angespitzte Holzpflöcke in der Luft. „Na, das ist doch auch etwas, oder? Schließlich müsst ihr noch bis zum Morgengrauen mit Angriffen der Blutsauger rechnen und da ist es doch besser, wenn die Munitionsvorräte nicht ganz so spärlich bestückt sind, oder?“

Die drei Pflöcke fielen zu Boden.

An Brenda gewandt, erklärte der Gnom: „Pfeile sind leider derzeit nicht im Angebot, aber wenn sich das kurzfristig ändern sollte, melde ich mich!“

Von einer Sekunde verwandelte sich der Gnom in eine Rauchwolke, die sich langsam verteilte.

Robert hob die Pflöcke auf und steckte sie in die Tasche.

„Besser als nichts!“, meinte er.

„Ich hätte dem Kerl am liebsten links und rechts ein Paar geklebt!“

„Ich auch, aber unglücklicherweise ist er der Herr des Zubehörs. Besser wir stellen uns gut mit ihm.“

„Wenn ich das richtig verstanden habe, hat er darauf gewettet, dass wir schnell sterben – also soweit es nach mir geht, habe ich nicht vor, ihm entgegenzukommen.“ Robert grinste. „Ich auch nicht.

Brendas Stirn umwölkte sich etwas. Ihr Tonfall wurde sehr ernst. „Robert?“

„Ja?“

„In einem Punkt teile ich die Meinung dieses Gnoms.“

„So?“

„Ich spreche von der Hexe!“

„Brenda!“

„Und von Jarmila!“

„Reden wir über näher liegende Dinge, okay? Schließlich haben wir diese Superpistole ja jetzt leider nicht zur Verfügung, die uns der Gnom so angepriesen hat!“

Kapitel 8: Das Dorf der lebenden Toten

Als sie das Dorf erreichten, konnte man in der Ferne, hoch über dem Schloss bereits die Schattenkreaturen mit ausgebreiteten Flügeln im Mondlicht dahinsegeln sehen. Jäger, die nach Beute Ausschau hielten. Ihre schrillen Schreie drangen ganz leise bis zu Brenda und Robert herüber.

Robert hielt die Armbrust mit den Holzpflöcken bereits schussbereit in den Händen. „Ich schätze, früher oder später werden wir noch ein paar von den Biestern niedermetzeln müssen!“

„Hoffen wir, dass sie uns erstmal nicht bemerken!“

„Glaubst du das?“

„Ich hoffe immer das Beste. Aber es geht mir wie dem Gnom - es kommt immer anders, als ich gedacht habe. Aber ehrlich gesagt gehörte Wahrsagerin bis jetzt auch nicht zu meinen Berufswünschen!“

*

Das erste, was Robert und Brenda in dem Dorf auffiel war, dass die Fenster und Türen der Häuser regelrecht verrammelt waren.

„Sieh nur – Kreuze und Knoblauchzehen an den jeder Tür und jedem Fenster“, stellte Brenda fest.

„Die Vampire sehen zwar ein bisschen ekeliger aus als im Kino, aber dafür scheinen sie auf dieselben Dinge zu reagieren, wie wir das aus unserer Realität gewohnt sind.“

„Aber endgültig besiegen ließen sich die Bestien dort auch nicht“, gab Brenda zu bedenken. „Denn sonst wären all diese Vorsichtsmaßnahmen gar nicht nötig…“

Die beiden blieben vor einem Haus stehen, das deutlich größer war als die anderen. „Shadow Inn“ stand über der Tür in verwitterten Lettern.

„Ein Gasthaus“, stellte Robert fest.

„Wir sollten uns dort vielleicht mal bemerkbar machen!“

„Du vergisst, dass wir keine zahlenden Gäste sind“, gab Robert zu bedenken. „Jedenfalls besitze ich keinerlei Geld in irgendeiner Währung, die hier Gültigkeit besitzen würde.“ Wie zum Beweis dieser Tatsache griff er sich in die Taschen seiner Cargo-Hose. Das Portemonnaie war immer noch dort. „Für meine letzten fünf Dollar habe ich dieses Spiel gekauft, wie du weißt. Aber als Zahlungsmittel dürften die hier wohl sehr unüblich sein!“

„Trotzdem“, beharrte Brenda. „Wenn es wirklich so ist, dass all diejenigen, die dieses Spiel schon gespielt haben, hier gewesen sind, sofern sie lange genug lebten, heißt das doch, dass es eine andere Möglichkeit geben muss, sich hier einzuquartieren.“

„Eine bestechende Logik, Brenda!“, erwiderte Robert ironisch.

Er hielt offenbar nichts von dem Gedanken.

Brenda glaubte auch zu wissen, warum das so war.

Er will möglichst schnell zur Burg, um den Schlossherrn zu besiegen, damit er in eine der höheren Ebenen gelangen kann.

Dorthin, wo der Namenlose Magier regiert und diese Jarmila gefangen hält…

Brenda wurde ganz schlecht, wenn sie nur daran dachte.

Widerwille kam unwillkürlich in ihr auf, wenn sie vor ihrem inneren Auge das Gesicht dieses Mädchens sah. Weshalb das so war, konnte sie nicht sagen. Aber sie wusste ganz genau, dass sie Jarmila nicht mochte.

Warum gibst du ihr nicht wenigstens eine Chance? , meldete sich eine Stimme in ihrem Hinterkopf. Bist du etwa eifersüchtig auf sie? Denkst du, dass sich Roberts Interesse vollkommen von dir abwendet und er nur noch diese Jarmila im Kopf hat – ein Phantom aus dem Computer?

Brenda spürte, wie ihr der Puls bis zum Hals schlug.

Eifersucht - genau das war der Grund! , musste sie zugeben, wenn sie wirklich ehrlich zu sich selbst war. Eifersucht auf ein Avatar – ein Geschöpf, das letztlich aus nichts anderem, als ein paar clever zusammen gefügten Datensätzen besteht –

das ist doch vollkommen absurd!

Aber diese Stimme der Vernunft hatte es schwer, in Brendas Kopf die Oberhand zu gewinnen.

Andererseits – waren in dieser computergenerierten magischen Welt nicht diese irrealen, der kranken Fantasie eines Story-Liners entsprungenen Geschöpfe ebenso real wie sie selbst? Real genug um zu töten sind sie jedenfalls! , rief sie sich ins Gedächtnis.

Robert trat an die Tür des Gasthauses.

„Okay, ich werde den Wirt mal aus den Federn klopfen. Aber ich prophezeie dir, dass das nicht gerade für einen warmen Empfang sorgen wird!“

„Trotzdem, wir sollten es versuchen. Es ist nämlich besser als…“ Sie stockte, riss plötzlich ihren Bogen empor, legte einen Pfeil ein und schoss ihn ab. Er surrte durch die Luft und etwas Großes, Schattenhaftes fiel wie ein Stein zu Boden.

„Ein Blutsauger!“, entfuhr es Robert.

Noch ehe das Mischwesen aus Mensch und Fledermaus den Boden erreicht hatte, war dessen Fleisch zu Staub zerfallen.

Die Knochen zerbröselten wenig später durch den Aufprall zu einer ascheartigen Substanz. Der Schädel war das Letzte, was noch greifbar war. Er rollte mehrere Umdrehungen über den Boden, ehe er zerfiel.

„Ein guter Schuss!“, staunte Robert. „Du wirst immer besser!“

„Ich bin selbst erstaunt.“

„Nein, das ist doch ganz logisch!“

„Wieso!“

„Jeder Spiel-Charakter wird besser, wenn man mit ihm übt.

Außerdem hast du von der Hexe zusätzliche Lebenskraft bekommen.“

„Logik nennst du so etwas?“

„Hier gilt sie. Und das ist das einzige, was uns interessieren sollte!“

„Wenn wir hier jemals herauskommen, sollte ich überlegen, ob ich das nicht als Leistungssport betreibe!“

„Ich fürchte, Bogenschießen in der Welt von Hellgate und in der Realität sind zwei verschiedene Paar Schuhe!“ In der Ferne tauchten jetzt weitere Nachtkreaturen auf.

Aber die Blutsauger sahen sich vor und griffen nicht so ungestüm an, wie jener, den Brenda bereits zur Strecke gebracht hatte. Sie hielten sich in einer Entfernung die es kaum möglich erscheinen ließ, mit Pfeil und Bogen etwas auszurichten.

„Das ist eher ein Fall für die Armbrust!“, glaubte Brenda.

„Nur fürchte ich, habe ich nicht genug Zielwasser getrunken, um auf die Entfernung einen der Blutsauger zu erwischen! Und dann noch im Flug!“

„Probier’ doch einfach! Wahrscheinlich haben sich ja auch deine Fähigkeiten verbessert!“

„Ich will die Pflöcke nicht verschwenden, also warte ich bis das Biest näher heran ist.“

Sie zuckte die Achseln.

„Wie du meinst.“

Auf jeden Fall war die die Frage, ob man den Wirt jetzt aus dem Schlaf klopfen sollte oder nicht, endgültig entschieden. Weder Robert noch Brenda stand der Sinn danach, den Rest der Nacht – wie lange auch immer sie dauern mochte –

draußen im Freien zu verbringen, wo sie zweifellos ständig den Angriffen der gierigen Blutsauger aus dem Schloss ausgesetzt waren.

Robert klopfte.

Es erfolgte keine Reaktion.

„Versuch es noch mal!“, forderte Brenda.

Robert klopfte diesmal etwas kräftiger. „Aufmachen! Wir brauchen Schutz vor den Blutsaugern!“, rief er.

In diesem Augenblick stürzte sich eine der Bestien förmlich vom Himmel.

Sie raste mit unglaublicher Geschwindigkeit geradewegs auf Robert zu.

Dieser riss seine geladene Armbrust empor und schoss den eingelegten Holzpflock ab. Allerdings verfehlte er sein Ziel in der Hast. Auch Brendas Pfeil ging daneben. Die Bestien schienen aus ihren Fehlern zu lernen – und zwar sehr schnell.

Durch die enorme Angriffsgeschwindigkeit boten sie kaum ein Ziel.

Robert spürte, wie ihn die Krallen bewehrten Hände des Monstrums am Oberkörper berührten und mit unglaublicher Wucht zu Boden stießen.

Der Blutsauger legte bereits die Vampirzähne an Roberts Kehle, als genau diese Zähne aus dem lemurenartigen Maul heraus fielen und zu Staub zerbröselten. Robert musste niesen. Innerhalb weniger Sekunden zerfiel der Körper des Angreifers vollständig.

Danach wurde auch Brenda ersichtlich, was geschehen war.

Robert hatte in die Tasche mit den Holzpflöcken gegriffen und der Bestie einen davon mit aller Gewalt in den Leib gerammt. Offenbar akzeptierte das Programm diese Aktion als Pfählung.

Robert stand auf und streifte sich den Staub von den Sachen.

Brenda hämmerte nun gegen die Tür.

„Aufmachen!“

Währenddessen griff bereits der nächste Blutsauger an.

Er verfolgte eine andere Strategie. Seine Flugbahn war ähnlich chaotisch wie die einer Motte, die ihre Feinde damit zu verwirren pflegte, sich zwischenzeitlich ein Stück fallen zu lassen – eine Kampftaktik, die auch moderne Kampfjets anwendeten, um gegnerischer Radarpeilung zu entgehen, wie Robert aus seiner Erfahrung als Pilot in verschiedenen Games wusste, die diesem Thema gewidmet waren.

Brenda legte einen Pfeil ein und schoss.

Aber der Pfeil verfehlte den chaotisch dahinsegelnden Blutsauger. Um einen neuen Bolzen in die Armbrust einzulegen, war es zu spät.

Robert griff zum Schwert und riss die zweischneidige Klinge heraus. Mit einem wuchtigen Hieb schlug er der Bestie im Moment des eigentlichen Angriffs den Kopf ab, woraufhin der Körper innerhalb von Sekunden in sich zusammenfiel.

„Das war knapp!“, meinte Brenda, die bereits den nächsten Pfeil eingelegt hatte und misstrauisch den Nachthimmel betrachtete.

Robert klopfte noch einmal gegen die Tür des Gasthauses, obwohl er eigentlich schon gar nicht mehr damit rechnete, dass er Antwort erhielt.

Die Menschen dieses Dorfes schlossen sich offenbar in der Nacht in ihre Häuser ein, was auch mehr als verständlich war, wenn man bedachte, dass dann offenbar die Jagdsaison der Schattenkreaturen war.

Aber diesmal gab es gegen alle Erwartung eine Reaktion.

In der Tür öffnete sich eine winzige Klappe.

Aber anstatt einer Antwort, wurde Robert etwas Glitschiges entgegen geworfen, das ihn voll im Gesicht traf.

Er fuhr sich abwehrend über das Gesicht.

Die Klappe wurde mit einer heftigen Bewegung geschlossen.

„Was war das?“, fragte Brenda.

„Zerriebener Knoblauch, würde ich sagen.“ Als sie sich ihm näherte und etwas schnupperte, fand sie Roberts Annahme bestätigt.

„Ja, das würde ich auch sagen, Robert.“

„Das bedeutet, die Leute hier glauben wohl, dass jeder, der sich jetzt noch draußen im Freien aufhält eine Nachtkreatur ist.“

„An deren Stelle wäre ich wahrscheinlich auch vorsichtig“, bekannte Brenda.

„Was machen wir jetzt?“

„Dass du mich das mal fragst!“

„Jedenfalls wäre es gut, wenn wir eine Strategie finden, die uns nicht dazu zwingt, unseren gesamten Vorrat an Pflöcken und Pfeilen bereits in diesen Scharmützeln aufzubrauchen, sodass wir dann nichts mehr übrig haben, wenn wir das Schloss erreichen…“

„Wenn Knoblauch wirkt, dann vielleicht ja auch Kreuze.“

„Worauf willst du hinaus, Brenda?“

Sie streckte ihren Arm in Richtung der Kirche aus.

„Na darauf! Vielleicht finden wir dort ja eine Zuflucht!“

„Gute Idee.“

*

Auf dem Weg zur Kirche pflückte Brenda ein paar Knoblauchzehen von den Fenstern der Häuser, an denen sie vorbeikamen.

„Sollte es hier jemals Tag werden, ist so ein Diebstahl sicherlich keine Basis für eine freundschaftliche Kontaktaufnahme!“, glaubte Robert.

„Erstens ist es fraglich, ob die Hausbewohner das überhaupt bemerken und zweitens habe ich immer noch genügend Zehen übrig gelassen, sodass der bestehende Schutz für die Häuser dadurch wohl kaum vermindert werden dürfte!“ Robert grinste.

„Es sprach Brenda Van Helsing, die Vampirexpertin erster Klasse und Professorin für Vampirpfählung im Flug!“

Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
0+
Litres'teki yayın tarihi:
22 aralık 2023
Hacim:
740 s. 1 illüstrasyon
ISBN:
9783956179044
Yayıncı:
Telif hakkı:
Автор
İndirme biçimi:
Metin
Ortalama puan 5, 1 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre