Kitabı oku: «Läufig», sayfa 4

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„Spinnst du?“ Alicia wischte die Tränen weg, die ihre Sicht verwässerten. „Letzte Nacht dachte ich, dass du stirbst… und jetzt?“ Sie legte ihre Hand auf seine Wange, wollte ihn so gerne küssen. „Wie kannst du hier stehen, als wäre nichts gewesen?“

Die Haustür ging auf, und Micah sah über seine Schulter auf Michael und einen blonden Mann, die zu ihnen hoch starrten.

Alicia fragte sich, ob die Götter sich über sie lustig machten, als sie sich genau in diesem Augenblick daran erinnerte, dass sie halb nackt war. Formwandler machten sich normalerweise nicht so viele Gedanken über diese Dinge wie Menschen, aber sie konnte noch immer die Nachwirkung des Traums fühlen, den sie vor wenigen Minuten gehabt hatte.

Als sie Michaels Blick traf, konnte sie die Hitze in seinen Augen sehen, dann hielt sie die Luft an, als er seinen Blick auf ihre Brust senkte.

Micah schob seine Schwester zur Seite, sodass sie hinter seinem Körper vor dem Blick der Männer unten verborgen war. In diesem Moment schielte er über die Treppe hoch zu Damon. Er konnte ihn nun besser sehen als alle anderen. Zu seiner Überraschung starrte Damon nicht auf Alicia. Stattdessen hing sein wütender Blick fest an Micahs Händen, die sie noch immer festhielten.

Als er die stille Drohung spürte, blitzte Gold in Micahs Pupillen auf, während sie größer wurden. Er hatte das Gefühl, dass er wusste, von wem die Bissnarbe, die Alicia trug, stammte.

Es blieb an Kane hängen, zu erkennen, dass Michael wie angewurzelt dastand, während Damon überwog einen Mord zu begehen. Kane suchte schnell nach einer Möglichkeit, die Spannung zu brechen. „Alicia, Liebling… ich glaube, du hast etwas Wichtiges oben vergessen.“ Er grinste.

„Ich gehe nicht weg“, sagte Micah, wobei er Damon nicht aus den Augen ließ. „Zieh dich an, während ich mich mit Michael unterhalte.“

Alicia küsste ihn schnell auf die Wange und drehte sich dann um, um nach oben zu laufen. Sie wäre beinahe gestolpert, als sie Damon nur einen Meter von ihr entfernt sah, sein Hemd offen, ebenso wie sein Hosenknopf, wodurch die Jeans gefährlich tief an seiner Hüfte saßen. Sie fühlte, wie ihre Wangen nur noch mehr erröteten, als der Traum wie ein schmutziger Gedanke in einem braven Kopf wieder aufblitzte.

Der Blick in seinen Augen, als sich ihre Blicke trafen, war finster und gefährlich… und triefte vor sexueller Spannung. Sie hoffte, dass sie es sich nur einbildete, als sie fühlte, wie dieser Blick ihr die Treppe hoch folgte.

Micah war nicht der einzige, der die Interaktion von Alicia und Damon beobachtete. Erst ein Ellbogenstoß von Kane in Michaels Rücken, brachte diesen dazu, seine Aufmerksamkeit wieder auf den Mann, der nun die Treppe herunterkam, zu wenden. Während er die Hand des Pumas schüttelte, nickte er in Richtung des Wohnzimmers. „Ich nehme an, du hast Fragen.“

„Wenn er keine hat, habe ich welche“, erklärte Kane, um alles nur noch schlimmer zu machen. Er hatte sich schon öfters darüber beklagt, dass er die Gedanken anderer Leute hören konnte, aber in Momenten wie diesen hatte er seinen Spaß daran.

Das Lustigste daran war, dass Damon keine Ahnung hatte, dass Micah und Alicia Geschwister waren… obwohl er Damon dazu gratulieren musste, dass er erkannt hatte, dass sie nicht sehr schwesterlich in ihren ahnungslosen Bruder verliebt war. Aber wenn man nach dem Traum, den sie vorhin gehabt hatte, urteilen konnte, dann sollte es Michael oder Damon nicht schwerfallen, sie umzustimmen.

Michael blinzelte, um das Bild von Alicia mit nur einem Handtuch bekleidet aus seinem Kopf zu vertreiben, damit er sich konzentrieren konnte. Er wollte das Offensichtliche so schnell wie möglich aus dem Weg haben. „Ich hatte nicht erwartet, dich so schnell wieder auf den Beinen zu sehen.“

Kane hörte, wie Michaels Puls zunahm und wunderte sich darüber. Als er versuchte, seine Gedanken zu belauschen, wurde er enttäuscht, als er nur Stille hörte. Schön, sein kleiner Michael hatte Geheimnisse.

„Ich habe keine Ahnung“, antwortete Micah ehrlich, und wechselte dann das Thema. „Ich dachte, dass du alleine wohnst.“

Kane verdrehte die Augen, als er Michaels erleichtertes Aufatmen hörte.

Oben rannte Alicia ins Badezimmer, wo sie ihre Kleider gelassen hatte. Sie starrte müßig auf die Unterwäsche, die sie ohne nachzudenken ausgewählt hatte, und beschloss, dass sie nicht gut genug war. Micah hatte versprochen, dass er auf sie warten würde, und sie vertraute ihm, also ging sie wieder in ihr Zimmer, um etwas Hübscheres zu suchen. Dann föhnte sie auch noch ihr Haar und trug ein wenig Make-Up auf, ehe sie zufrieden mit sich war.

Als sie in den Spiegel sah, musste sie feststellen, dass ihre Wangen immer noch deutlich gefärbt waren, und dass ihre Augen übermäßig glänzten. Sie winkte mit ihrer Hand, als wollte sie diese Tatsachen weglöschen und versuchte sich einzureden, dass es nur war, weil sie so froh war, dass ihr Bruder wieder zurück und irgendwie sogar gesund war.

„Das sollte besser alles sein“, murmelte Alicia nervös, versuchte sich vorzumachen, dass ihre erste Diagnose falsch gewesen sein könnte. Das Allerletzte, was sie im Moment brauchen konnte, war in einem Haus voller attraktiver Männer zu sein, während sie läufig war. Es kam nicht oft vor, aber wenn eine Formwandlerin läufig wurde, ohne einen Partner zu haben, dann hatte die Frau zwei Optionen… sich selbst einzusperren, und zu leiden, bis es wieder wegging, oder ein paar One-Night-Stands zu haben, bis es vorbei war. Zumindest hatten die Mädchen, mit denen sie im Internat gewesen war, ihr das erzählt.

„So oder so.“ Alicia hob eine Augenbraue, als sie ihr Spiegelbild ansah. „Aus diesem Haus auszuziehen ist das Beste für alle Beteiligten.“

Nachdem sie all ihre Sachen wieder in den Koffer gepackt hatte, beschloss Alicia, dass sie ihn gleich mit hinunter nehmen konnte, denn sie würde mit ihrem Bruder gehen. Sie würde die Freiheit vermissen, aber sie lächelte liebevoll, wusste, dass sie wieder in Micahs Nähe sein würde. Noch immer in ihren Gedanken verloren verließ sie ihr Zimmer und ging zur Treppe, nur um, als sie um die Ecke bog, in etwas zu laufen, das sich wie eine Ziegelmauer anfühlte.

Damon streckte seine Hand aus, und schlang seinen Arm um Alicias Hüfte, zog sie fest an sich, um zu verhindern, dass sie über die Treppe flog. Nachdem er schlechter Laune war, hatte er diese kleine Begegnung geplant, und wenn es nur war, um sich selbst eine Sache zu beweisen… dass er nicht der einzige war, der das Prickeln fühlte. Er wollte, dass sie das wusste, bevor Micah sie aus seiner Reichweite entfernte.

In dem Moment, als er sie berührte, konnte er hören, wie ihr Herz zu rasen begann. Für ihn genügte das, um sich berechtigt zu fühlen, seine Hand unter den Saum ihres kurzen T-Shirts zu schieben, und ihre weiche Haut zu streicheln, als er sie wieder aufrichtete. Er musste zugeben, dass Micah recht hatte, mit dem Fieber.

Alicias Lippen öffneten sich und sie atmete zischend ein während sie in Damons Gesicht hochsah, als sie jeden Zentimeter von ihm an ihrem Körper fühlte, und es genoss. Er war wütend auf sie… sie konnte den Zorn in seinen Augen sehen. Und recht hatte er. Sie hatte versucht, ihn umzubringen… und als Dank dafür hatte er ihr das Leben gerettet. Sie schuldete Damon so viel, und es wäre nicht in Ordnung, einfach mit Micah wegzugehen, ohne ihm zu sagen, wie dankbar sie wirklich war.

Sie würde in wenigen Minuten verschwinden und alleine das gab ihr den Mut, den sie brauchte. Alicia stellte sich auf ihre Zehenspitzen, um einen weichen Kuss auf Damons Lippen zu setzen, wobei sie sich fragte, ob es sich für ihn ebenso anfühlte, wie für sie. Er roch wunderbar und seine Haut war weich und kühl an ihren überhitzten Lippen.

„Danke“, flüsterte sie, als sich ihre Lippen wieder entfernten.

„Wofür?“, fragte Damon, der völlig aus der Bahn geworfen worden war.

„Dass du mich wieder gerettet hast.“ Sie lächelte.

Einen Augenblick lang fühlte Damon, wie sich das schwere Gewicht, das auf seiner Brust gelastet hatte, sich hob… bis sie es wieder ruinieren musste.

„Und dafür, dass du mir geholfen hast, Micah wieder zurückzubringen.“ Alicia nahm ihren Koffer wieder in die Hand und wollte an ihm vorbeigehen, aber zu ihrer Überraschung ergriff Damon ihre Oberarme und drückte sie rückwärts gegen die Wand. Er lehnte sich tief über sie, und sie beobachtete seine dunklen Wimpern, als er seinen Blick auf ihre Lippen senkte.

„Wenn du Belohnungen austeilst, dann lass uns den Einsatz erhöhen.“ Damon drückte seine Lippen auf ihre, zeigte ihr den Unterschied zwischen dem Kuss, den sie ihm gegeben hatte, und dem, den er brauchte. Er stellte sicher, dass es einer war, an den sie sich nächtelang erinnern würde.

Damon erwartete, dass sie ihn wegstoßen würde, oder versuchen, sich loszureißen. Nachdem sie keines von beidem tat, vertiefte er den Kuss nur noch, fühlte, wie sich in seinem Kopf alles zu drehen begann. Zu seinem Erstaunen erwiderte sie plötzlich seinen Kuss, mit ebenso viel Leidenschaft.

Nachdem er das Gefühl bekam, dass sie seine Strafe gegen ihn verwendete, beendete er den Kuss ebenso schnell, wie er ihn begonnen hatte, und machte einen Schritt zurück… dieses Mal hob er den verdammten Koffer selbst hoch. Er drehte sich um und machte sich auf den Weg die Treppe hinunter, ließ sie wie benommen stehen.

Alicia brauchte ein paar Sekunden, um das Atmen wieder zu erlernen. Sie hatte sich nicht zurückhalten können, als er sie so fordernd geküsst hatte… sie hatte mehr gewollt. Sie wollte immer noch mehr. Verdammt. Was gab ihm das Recht, sie so zu erregen und sie dann einfach stehenzulassen? Sie rieb mit ihren Fingern über ihre Schläfen beschloss, im Zweifel für den Angeklagten zu sprechen. Wenn sie läufig war… würde ein Vampir das auch fühlen?

„Nein“, beantwortete sie ihre eigene Frage. Das war eine Sache unter Formwandlern. Dessen war sie sich sicher.

Damon war schon im Wohnzimmer und saß entspannt neben Michael auf dem Sofa, als Alicia endlich den Mut aufbrachte, nach unten zu gehen. Zumindest sah es so aus, als wäre er entspannt… aber sie wollte ihn ja nicht anstarren. Sie schaute schnell weg, als er ihr dieses verdammte Lächeln schenkte, und wandte ihre Aufmerksamkeit auf Micah, der auf einem riesigen Polstersessel saß. Er hatte sich nach vorne gebeugt, vertieft in eine Unterhaltung mit Michael.

Micah sah auf, als Alicia sich dem Sofa näherte. „Ich habe gehört, Selbstmordattentate sind dein neuestes Hobby. Weißt du, ich war nur zwei Wochen weg.“ Er klopfte auf den Sitz neben sich und legte einen Arm um Alicias Schultern, als sie sich hinsetzte. Nach dem, was Michael ihr gerade erzählt hatte, fragte er sich, wer in größerer Gefahr gewesen war… er oder Alicia.

Alicia nickte und versuchte, ihren Blick nicht auf Damon zu richten. Also schaute sie Michael an und fühlte, wie die Schmetterlinge in ihrem Bauch lostanzten. Sie entschied schließlich, dass von den Vampiren Kane der Sicherste war… obwohl sie bezweifelte, dass ihr dabei jemand zustimmen würde.

„Ich schulde ihnen allen dreien sehr viel.“ Sie versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen, als sie Damons scharfen Blick fühlte. Mit Sehnsucht nach Rache, schenkte sie ihm ein leises Lächeln, sodass er dachte, dass sie es tun würde. Sie fand schnell heraus, wer ein Blickduell gewinnen würde, und konzentrierte sich darauf, was Michael zu ihrem Bruder sagte.

„Die Stadt ist im Moment gefährlich“, bemerkte Damon. Er hatte sie dreimal gerettet, auch wenn sie nur von zwei Malen wusste. Wenn er Michaels und Kanes Rettungen dazuzählte, dann kam er auf fünf Tode, die in den letzten beiden Wochen knapp verhindert wurden. Plötzlich meinte er, dass es keine gute Idee war, wenn sie von ihnen wegging.

„Du hast Recht.“ Micah zuckte seine Schultern, fühlte Damons Beschützerinstinkt. Michael hatte ihm erzählt, dass Damon sein Bruder war, und gekommen war, um seine Hilfe anzubieten. Als er ihn über den Biss auf Alicias Hals befragt hatte, hatte Michael erklärt, dass sie ihn bei einem Angriff hinter dem Moon Dance erhalten hatte. Das bedeutete noch nicht, dass er Damon trauen konnte. Etwas in seinem Blut sagte ihm, dass der Vampir eine Bedrohung war.

Er zog Alicia leicht an sich, während er betete, dass er die richtige Entscheidung traf. Micah wandte sich wieder an den Besitzer des Hauses: „Und daher hoffe ich, dass Alicia noch eine Weile bei euch bleiben kann. Im Augenblick scheint mir das der sicherste Ort für sie zu sein.“

Es war beeindruckend, wie eine einfache Bitte die Atmosphäre in einem ganzen Raum verändern konnte.

„Was?“ Alicia zog sich vor ihm zurück. Wie sollte sie ihrem Bruder erklären, dass im Moment dieses Haus wohl der gefährlichste Platz der Welt für sie war?

Damon hob eine Augenbraue, hoffte, dass er gleich eine tränenreiche Trennung sehen würde. Er war sowieso ein Idiot. Welcher Mann, der noch bei Verstand war, würde seine Freundin in einem Haus voller Männer lassen? Ja, er würde den Idioten mit dem größten Vergnügen zur Tür hinauswerfen… oder zum Fenster. Was gerade am einfachsten war… oder am nächsten.

Als er fühlte, wie sie sich von ihm entfernte, ergriff Micah ihre Schultern und drehte sie zu sich herum. „Alicia, du weißt, dass ich dich von ganzem Herzen liebe, aber denk doch nach.“ Er ignorierte das Knurren, das vom Sofa kam. „Wir haben gerade die Werwölfe angegriffen und ihren Alpha umgebracht. Jeder, der dumm genug ist, nach Rache zu suchen, wird auf unsere Familie aus sein. Außerdem hat mir Michael erzählt, dass du schon von Monstern zerfleischt wurdest.“

Alicia warf Michael einen schnellen 'Vielen-Dank-Auch'-Blick zu, dann sah sie Kane an, als er sein großes Maul öffnete.

„Du scheinst eine große Anziehungskraft auf die Seelenlosen auszuüben“, fügte Kane hinzu, während er sich bemühte, nicht laut zu lachen, als er hörte, wie Damon in Gedanken alle Möglichkeiten durchging, wie er Micah umbringen könnte, ohne dass es jemand erfuhr. Der arme Puma hatte keine Ahnung, in welcher Gefahr er sich befand. Wissend, dass Damon es durchziehen würde, beschloss er, die Bombe platzen zu lassen. „Du solltest dieses Mal vielleicht wirklich auf deinen Bruder hören.“

Alicia knurrte Kane an, dann warf sie Damon einen warnenden Blick zu, der ihn zum Schweigen bringen sollte. Als Damon ihr ein langsames, fast gemeines Lächeln schenkte, wusste sie, dass er sie dem Erdboden gleichmachen konnte. Sie wandte sich schnell wieder an Micah, sodass Damon keine Chance bekam, sie zu verpfeifen. „Wenn wir in so großer Gefahr sind, dann sollten wir vielleicht alle gemeinsam weggehen, und niemandem sagen, wohin.“

Micah runzelte die Stirn, umklammerte ihre Arme einen Augenblick lang fester, wusste, dass er etwas verpasst hatte. Er betrachtete ihr Gesicht kritisch und bemerkte wieder ihre unwahrscheinlich glänzenden Augen. Er ließ ihre Arme los und drückte seinen Handrücken gegen ihre Stirn, seine Augen schmal.

Alicia schob seine Hand weg, fühlte sie geschlagen und tief in einem Sumpf aus Problemen. Sie hatte wirklich nicht andeuten wollen, dass er vor irgendetwas weglaufen würde. Das war das Allerletzte, was Micah je tun würde, und sie beide wussten das. Wenn er herausfand, wieso sie… überhitzt war, dann würde sie wohl monatelang kein Tageslicht mehr sehen.

„Ich werde bleiben, aber nur unter einer Bedingung“, gab sie nach.

„Und die wäre?“ Micah hob fragend eine Augenbraue.

„Im Night Light hat Quinn mich bewachen lassen, sodass ich mich verkleiden musste, um den Club überhaupt verlassen zu können, ohne verfolgt zu werden. Wenn ich hierbleibe, dann komme und gehe ich, wann es mir beliebt… ohne Babysitter.“ Mit strenger Stimme fügte sie hinzu: „Ich bin kein Baby.“

„Nein, bist du nicht.“ Micah grinste auf sie hinunter, dann sah er Michael an, um seine Zustimmung zu erhalten.

„Einverstanden“, nickte Michael. „Wenn es Freiheit ist, was sie will, dann soll sie sie haben, solange sie hier wohnt.“

Damon hielt lieber den Mund, denn er stimmte nicht zu, was den Grad ihrer Freiheit betraf, aber das brauchte niemand zu wissen. Er atmete langsam ein, ließ den Großteil seiner Anspannung von sich abgleiten, nachdem sie doch nicht gehen würde, und ein Mord keine Option mehr war. Bruder… Micah war ihr verdammter Bruder.

Michaels Handy vibrierte, als eine SMS ankam. Nachdem er sie gelesen hatte, sah er Micah an. „Es scheint, dass deine Schwester nicht der einzige Entfesselungskünstler unter uns ist.“

Kapitel 4

Die schmale Gasse wurde ein wenig dunkler als die restliche Stadt, als Misery dort auftauchte, um den Riss in der Dimensionswand zu begutachten, den sie mit Kanes Blut erzeugt hatte. Es gefiel ihr, dass die Menschen ihn nicht sehen konnten, obwohl sie sicher war, dass einige, deren sechster Sinn ein wenig stärker ausgeprägt war, die Straße nicht freiwillig betreten würden.

Sie ließ die Dunkelheit implodieren, als sie die Gestalt des kleinen Mädchens wählte, mit der sie aus den Schatten trat, um sich neben die Öffnung zu knien. Sie wagte es nicht, sie zu berühren, aus Angst, dass sie durch die Trennwand gezerrt werden könnte, aber sie konnte nun fühlen, wie sich Dämonen auf der anderen Seite versammelten. Diese Dämonen konnten den Riss sehen, und das war der Sinn der Sache. Misery ließ einen Teil ihrer eigenen Bösartigkeit in dunklen Rauchwolken an ihrem Körper nach unten gleiten, wo sie in dem Spalt verschwand.

Wenige Augenblicke später geschah dasselbe noch einmal, aber dann umgekehrt. Misery warf ihren Kopf in den Nacken und ihre Augen verfärbten sich blutrot, als die rauchige Dunkelheit sich aus dem Loch auf sie zu schlängelte, sich um ihren Körper schlang und sich mit ihrer Aura vereinigte. Die andere Seite würde warten, bis Misery ihnen ein Zeichen gab… dann würden sie mit aller Macht von der anderen Seite angreifen.

Miserys Gesichtsausdruck wurde hinterhältig. Sie war bisher sehr vorsichtig gewesen… hatte gefühlt, dass der reinblütige Gefallene Engel sie verfolgte. Es war noch nicht an der Zeit, sorglos zu werden, aber sie brauchte die Macht, um die Tür vollständig zu öffnen. Miserys Gesichtsausdruck veränderte sich langsam, wurde wütend, als sie jemanden hinter sich fühlte.

Unter einer Explosion der Dunkelheit verwandelte sie ihre Gestalt und die Leiche näherte sich dem Dämon, der ihr nachspioniert hatte. „Misery wird es dir zeigen.“

Zeb zeigte keinerlei Reaktion, als sich der verwesende Arm um seinen Hals legte, und er plötzlich hinunter in den Spalt sah. „Würdest du Zeb verbannen, dafür, dass er seine Hilfe anbieten möchte?“ Seine dicken Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. „So eine Lust fühlte ich von dir. Wonach hungert Misery?“

„Ich kann das, was ich brauche, von den Menschen bekommen… wieso sollte ich deine Hilfe brauchen?“ Misery strich mit ihrer Hand über den schwach behaarten Kopf des dicken Mannes und ließ ihn dann los, nur um seinen aufgedunsenen Körper zu umkreisen.

„Wieso siehst du es dir nicht selbst an?“ Zeb hatte noch kaum ausgesprochen, als sich Miserys knochige Finger durch das Fleisch boxten, unter dem er sich versteckte.

Misery konnte den Dämon darin fühlen und lächelte sadistisch, als sie seine Seele las. Dieser Dämon war schon seit sehr langer Zeit in der Stadt und war klug genug gewesen, sich im Hintergrund zu halten. Sie konnte seine Angst vor den Gefallenen Engeln fühlen, die hier lebten, ebenso wie Angst vor anderen Kreaturen, von denen sie nichts wusste.

Zeb war ein schwacher Dämon und war im Kampf nutzlos. Er wäre einfach zu töten, aber Misery konnte seine anderen Mächte fühlen… Mächte, die sie ausnutzen konnte, um ihre eigenen Ziele zu verfolgen.

Dieser Dämon konnte die Lust in einem Menschen erkennen und sie zu einem köstlich bösartigen Niveau erhöhen. Sie sah einige der Dinge, die Zeb in letzter Zeit getan hatte, als sie in seine Erinnerungen tauchte. Etwa den eifersüchtigen Ehemann, der seine Fassung verliert und seine Frau ermordet… einen wütenden Angestellten, der zur Rache seine Pistole mit in die Arbeit nimmt… den verzweifelten Mann, der eine Bank ausraubt und auf dem Weg nach draußen erschossen wird.

Zeb konnte einen hungrigen Menschen dazu bringen, so viel zu essen, dass sein Magen platzte, oder jemanden, der depressiv war, in den Selbstmord treiben. Er konnte auch einen Drogenabhängigen oder Alkoholiker dazu bringen, dass der an einer Überdosis starb… angetrieben bis er die Kontrolle verlor. Zeb brachte Menschen dazu, danach zu lechzen, was auch immer es war, wonach sie sich sehnten, und Misery konnte sich an dem Bösen, das daraus entstand, laben.

„Misery wird dich verwenden“, zischte sie, und zog ihre Hand aus seinem Fleisch.

„Ich weiß“, lächelte Zeb, als das Blut, das aus seiner Wunde floss, in einem umgekehrten Wasserfall wieder zurück in seinen Körper gelangte… die Wunde verschloss.

Wenn er ein Mensch gewesen wäre, hätte man ihn einen Geschäftsmann genannt. Indem er mit anderen Dämonen Vereinbarungen getroffen hatte, hatte er so lange überlebt. Wenn er sich Misery anschloss, und ihr die Macht schenkte, die sie wollte, um mehr Dämonen in diese Stadt zu bringen, dann würde er für die Gefallenen Engel nicht so leicht zu finden sein.

*****

Chad starrte auf den Tatort, Schrecken in seinen Augen und seine Pistole noch immer auf den Mann gerichtet, der schon in Handschellen aus dem Operationszimmer geführt worden war. Die Polizeistation hatte ihn gerufen, weil dies schon das dritte Mal an diesem Tag war, dass sie etwas derartig Entsetzliches fanden. Was, zur Hölle, könnte einen Mann dazu bringen, so etwas zu tun? Er war ein Arzt, verdammt… sollte Leben retten, nicht nehmen.

„Ich wollte nur wissen, wie es aussehen würde“, rief der Doktor, während er versuchte, noch einen letzten Blick zu erhaschen, bevor er abgeführt wurde. „Jetzt ist sie perfekt.“

Chad fühlte Übelkeit in ihm hochsteigen und musste wegsehen. Dort auf dem Operationstisch lag das Kunstwerk des Mannes. Er hatte eine ältere, bettlägerige Frau genommen, deren Körper langsam sein Ende fand, und ihr Inneres… inklusive dem Gehirn, mit Teilen einer jungen Frau ersetzt, die erst vor ein paar Stunden wegen einer Mittelohrentzündung in die Notaufnahme gekommen war.

Als er eine Frau hinter sich scharf einatmen hörte, drehte Chad seinen Kopf und erkannte Angelica, Zachary und Trevor, die gerade den Raum betraten. „Ich wollte euch gerade anrufen.“

Trevor schüttelte den Kopf. „Angelica hat unseren Dämon schon den ganzen Tag verfolgt und wir haben schon deine anderen Tatorte besucht.“

Angelica betrachtete die junge Frau, die auf den Fußboden geworfen worden war wie eine leere Puppe. Misery war ihnen immer einen Schritt voraus, und sie konnte fühlen, wie die Macht der Dämonin zunahm, aber das, was sie am meisten beunruhigte, war die Tatsache, dass, obwohl Misery sich von dem hier ernährte… sie es nicht verursachen konnte.

„Es ist schwer zu glauben, dass ein Dämon so ein Chaos anrichten kann.“ Trevor wandte dem Schlachtfeld den Rücken zu. Er hatte sich nie in Dämonenfälle eingemischt, und er wünschte sich, dass er es auch jetzt nicht tun müsste. Er hatte irgendwie Mitleid mit dem Arzt, der wahrscheinlich einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war.

„Es ist nicht nur ein Dämon.“ Angelica versuchte, die kalten Schauer zu ignorieren, die über ihren Rücken liefen. „Ich fürchte, das ist erst der Anfang.“

Zachary zog sein Handy heraus und verließ das Zimmer. Er wählte Storms Nummer und wartete, bis der Anruf zu dem Nachrichtensystem des TEP weitergeleitet wurde. Dies war nicht das erste Mal heute, dass er eine Nachricht für Storm hinterließ. Was ihn am meisten störte, war, dass ihr furchtloser Anführer meistens schon wusste, was er wollte, bevor er überhaupt anrief, und oft auftauchte, bevor er die Nummer in seinem Namensverzeichnis gefunden hatte, um anzurufen.

*****

Micah hatte die vergangenen Stunden in Warrens Büro verbracht, wo er alles erfuhr, was er verpasst hatte. Es war viel, das es zu verdauen gab, aber die Tatsache, dass die Familien wieder vereint waren, stimmte ihn dankbar. Sein Blick wanderte hinüber zu Quinn und Kat, wusste, dass sie eine dauerhafte Verbindung darstellen würden.

„Es ist schön, dass alle wieder zusammen sind“, durchbrach Quinn Micahs Schweigen.

Micah rieb seine Schläfen und fragte sich, ob die anderen einfach vergessen hatten, dass Alicia überhaupt existierte. Zu seiner Überraschung war es das neueste Familienmitglied, das sie erwähnte.

„Wo ist Alicia?“, fragte Jewel Steven, denn sie wollte wissen, wieso sie nicht hier war.

„Sie ist bei einer Schulfreundin auf Besuch“, erklärte Quinn und fügte dann hinzu, „es wäre wohl das Beste, wenn wir eine Uni für sie finden, wo sie eine Weile bleiben kann.“

Michael bemerkte, dass Micahs Fingerknöchel sich weiß verfärbten, weil er die Armstütze seines Stuhls so fest umklammerte. Um ehrlich zu sein, stimmte er Micahs Wut zu. Wenn sie sich nicht die ganze Zeit so sehr bemüht hätten, Alicia von allem fernzuhalten, dann würde sie vielleicht nicht so häufig in Schwierigkeiten geraten, wenn sie versuchte, alleine etwas zu erreichen.

„Ich habe schon mit Alicia geredet.“ Micah hielt seinen Bruder in einem tödlichen Blick fest. „Sie hat die letzten Jahre nur darauf gewartet, wieder nach Hause zu kommen, und das Allerletzte, was sie will, ist, zu hören, dass sie hier nicht willkommen ist. Sie hat das schon oft genug gehört, während Nathaniel noch am Leben war.“

„Du weißt, dass ich das nicht so gemeint habe“, knurrte Quinn zu seiner Verteidigung. „Sie ist gerade mal achtzehn geworden. Meinst du wirklich, dass das Night Light im Moment ein sicherer Ort für sie ist, nachdem du gehört hast, in welchem Schlamassel wir stecken?“

„Nein, und darum habe ich sie schon zu Michael geschickt, damit sie vorerst bei ihm wohnt.“ Micah lächelte, denn er wusste, dass niemand seinen Überlegungen widersprechen konnte. „So ist sie immer noch hier, und Teil der Familie, aber sie ist hoffentlich aus der Schusslinie.“

Envys Handy wählte genau diesen Moment, um zu singen zu beginnen, und die meisten Leute in dem überfüllten Zimmer waren froh darüber. Sie zog es schnell heraus, um das Lied zu unterbrechen, das ihr mitteilte, dass Chad anrief. Sie stieß Devon ihren Ellbogen in die Rippen, als er zu singen begann: „I fought the law and the law won.“

„Chad“, sagte sie grinsend. „Perfektes Timing, wie immer.“

„Das sagst du vielleicht nicht mehr, wenn ich dir erzähle, weshalb ich anrufe.“ Chad fuhr mit seinen Fingern durch sein Haar. „Es war ein ziemlich beschissener Tag.“

Envy hob ihre Hand, um Devons schreckliche Karaoke-Vorstellung zum Verstummen zu bringen. „Was ist passiert?“

„Ich höre Devon im Hintergrund. Schalte mich auf Lautsprecher.“ Chad seufzte.

Envy schaltete den Lautsprecher an ihrem Handy ein. „Okay, aber es ist nicht nur Devon, die ganze Bande ist hier.“

„Gut“, sagte Chad, und begann dann, ihnen knapp von den Vorfällen des Tages zu erzählen. Als er fertig war, fügte er hinzu: „Trevor hat eine Dämonenexpertin eingeflogen und sie möchte mit Dean über die Dämonin reden, vielleicht könnt ihr ihm das sagen. Ich dachte, dass es vielleicht auch klug wäre, Kriss einzuschalten.“

„Ich bin dran“, erklärte Envy. „Und Chad… sei vorsichtig.“

Chads Tonfall sank um einige Grade, als er dadurch wieder an etwas erinnert wurde. „He, Devon.“

„Ja?“ Devon runzelte die Stirn.

„Wenn du noch einmal zulässt, dass jemand auf meine Schwester schießt, dann schwöre, ich, dass ich d…“ Envys Augen wurden groß und sie klappte schnell ihr Telefon zu, womit sie ihrem Bruder das Wort abschnitt.

„O…kay.“ Devon brachte ein schwaches Lächeln auf seine Lippen, als er ein paar Leute kichern hörte.

„Ich will nicht von dem Thema, wie Devon der Hintern heiß gemacht wird, ablenken, aber“, Warren schüttelte den Kopf, „ich werde mehr Formwandler hier im Moon Dance anstellen, und Quinn hat dasselbe fürs Night Light vor. Jetzt, wo wir den Kopf des Alpha-Werwolfs… und der Mafia entfernt haben…“

„Müssen wir darauf vorbereitet sein, dass dort zwei neue Köpfe nachwachsen“, beendete Nick die Feststellung für ihn.

Quinns Handy läutete, und er grinste Devon zu. „Nun, zumindest sind alle von Kats Verwandten in Sichtweite.“ Als er auf das Display sah, stellte er fest, dass der Puma, dem er die Verantwortung über den Club übergeben hatte, anrief. Harley konnte während seiner Abwesenheit so ziemlich alles alleine erledigen, also wusste er, dass es wichtig war.

Er hob eine Hand, um die Menge zum Schweigen zu bringen und nahm ab. „Harley, was gibt’s?“

„Quinn, wenn du nicht einen toten Puma statt der Getränke, die wir normal ausschenken, bestellt hast, haben wir ein Problem.“

*****

Boris hatte den ganzen Vormittag mit Anthonys Anwalt verbracht, um den Papierkrieg zu beenden, der ihn nun zum Manager eines der größten Lokale in der Stadt machte… Love Bites. Über die Frage, wer der neue Besitzer sein sollte… waren sich beide einig, dass Anthonys nächster Verwandter die klügste Lösung war, sowohl rechtlich, wie auch logisch. Titus Valachi war einer der stärksten Wölfe, die Boris je getroffen hatte, und hatte einen sehr ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit. Er hatte seinen Onkel gehasst und weigerte sich, sich mit der Mafia einzulassen.

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