Kitabı oku: «Ich rocke den Lake Viktoria!», sayfa 2

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Inzwischen habe ich das Hausfrauenrefugium arbeitstauglich ausgestattet sowie das Wasser-Kochen-Zum-Entkeimen angewöhnt. Nicht gewöhnen will ich mich an die bsssss-bssss-Mücken, welche die löchrigen Mückengitter durchdringen, Rain Season. Kaum gelandet, schon gestrandet: Nach der zweiten Nacht stehe ich in einem zentimeterhohen flächendeckenden Nass! Das bisher blockierte Badlavabo machte sich während der Dunkelheit rinnsalmässig tätig. Putz Putz, dieser Wasserverschleiss! Das Leck verlangt eine komplette (Rohr-)Sanierung im Bad, wobei die neugekachelte Wand rausgespitzt wird. Momentan ruht alles, wie gewünscht, trockengelegt.

Wie war überhaupt die Reise hierher? Schwerelos! Es war ein relaxter Flug nach Dar-es-Salam. Dort ein einfaches Prozedere fürs Touristenvisum, danach weniger einfach die Verhandlung mit dem organisierten Taxifahrer Husseny. Dieser weigert sich vehement. Ich bin die Diejenige, es kommt kein Anderer, du schaust verblüfft, ja, es ist so, ja, ich bin eine Frau, hier mein Passport. Andrea gehört, wie in einigen Ländern, auch in Tanzania zu den Männernamen. Husseny gibt auf und fährt durch dickste, stickigste Abend-Rushhour zum Hotel, mitten im lebhaften Warenmarktgebiet gelegen. Eiskaltblasende Aircondition in den Griff kriegen, eine heisse Dusche geniessen, kuschelnd einrollen. Eingeschlafen bin ich bei amüsantem internationalem Geräusch von der Strasse her: Bierkonsumierende, kommentierende Männerclique beim TV-Fussball.

Am Morgen spaziere ich in der lärmigen Grossstadt am Strand entlang, binde ein paar Sehenswürdigkeiten ein und erfreue mich an den geschäftig knallbunten Märkten. Husseny-Transfer zum Flughafen. Es gibt’s kein Zurück mehr. Oh, happy! Der Flug nach Mwanza präsentiert über dem wolkenlockeren Tanzania eindrückliche Landschaftsbilder. Grüsst da der Kilimanjaro? Laufen dort Tierherden? Ein witziger Artikel in der Flugzeitschrift 'Luckily Mashine interviews Banana Zorro'. Und als es durch Wolken rumpelt, macht es den Anschein, die im gezeigten Dokumentarfilm süssen Marienkäfer praktizieren einen draufgängerischen Paarungsrhythmus.

Flughafen Mwanza - 'The Rock-City'! Ich werde abgeholt. Wer wird es sein, wo werde ich logieren? In der Abenddämmerung wartet sie: Die strahlende Mary, eine Black-Power-Lady. Es funkt und plappert zwischen uns, als sind wir uns ewig vertraut. Sie staunt, dass ich für das Halbjahr einen einzigen Koffer mithabe. Auch Frau weiss sich manchmal bescheiden zu halten (wobei die Hälfte Mitbringsel&Co sind). Bevor wir losfahren, kauft Mary Prepay-Voucher von drei verschiedenen Konkurrenten. Finanziell sollte man den Erwünschten vom selbigen Anbieter aus anrufen. Manche Tanzanier besitzen deshalb zwei oder drei mobile Telefone – private Festtelefonie erfahre ich nirgends.

Wir fahren in dunkler Finsternis zum Christmas-Tree-Hotel (gelb, nicht grün gestrichen). Ich lerne William kennen, Geschäftsführer Kiroyeratours Bukoba, ein smilender, turbohintern eifriger Mann. Nsajigwa setzt sich zum Kennenlernen dazu. Er ist der erste Tourguide für Kiroyeratours in Mwanza - ausserdem der erste und wahrhaftig in meiner kompletten Zeit der einzige Mensch in Tanzania, der stinkt! Wir begleiten William zur Nachtfähre nach Bukoba. Dabei umfährt Mary im Citykern die einzige(!) Verkehrsampel. Geschäftiges Treiben am Pier. Vielleicht buche ich mal eine Kabine so à la Minikreuzfahrt. Beim Ablegen zeigen sich die Strassen um acht Uhr abends praktisch menschenleer. Ganzjährig stehen die Menschen bei Tagesanbruch auf und ruhen früh nach dem raschen Eindunkeln. Es ist angenehm, zeitlos entsprechend der Sonnenuhr zu leben.

Die ersten beiden Nächte soll ich im hellgetünchten Greenpark schlafen, dem Erstling von Guesthouse in Kiseke. Das Bett misst ausladend breit, das Bad blinkt sauber und an den Komfort von jederzeit-bereit-stehenden blauen oder roten Plastik-Flipflops (inklusive aller Alters- und Flickversionen) gewöhnt frau sich gerne. Die erste Nacht dauert allerdings kurz. Afrikaner kennen selten musikalische Sperrstunde, mit oder ohne Gäste. Geschlafen habe ich trotzdem erholsam. Am Morgen, draussen im Hof, schmeckt mein erstes Frühstück: Zwei vitaminlose öltriefende Chapati und ein heisser zuckriger Chai (Fladenbrot und gewürzter, milchgepulverter Tee).

Mary lädt ein und auf für die Monatssitzung der 'MTTF Mwanza Tourism Task Force'. Das Hotel Isamilo ist Gastgeber. Seltsamer Name, denke ich, heisst die Besitzerin Isa, ihr Kater Milo oder bedeutet es was in Suaheli? Weder noch, das Quartier heisst Isamilo. Von einem dieser steinbrockigen Hügel ‘entdeckte’ der Pionier Speke angeblich den Lake Victoria. Von welchem Fleck aus genau, das bleibt ein unwichtiges Rätsel. Hauptsache für die Mwanzaner, dass es bei ihnen geschah. John Hanning Speke (1827-1864) war Officer in der British Indian Army. Um die Nilquelle aufzuspüren, unternahm er drei Expeditionen in Afrika. 1856 stiess er an diesem Ort auf den Lake Victoria und war sich irrtümlicherweise des Zieles sicher. Enchanté, Mister Speke - die erste ‘Persönlichkeit’, der ich begegne.

Mit dem heutigen Monatsmeeting bin ich mitten drin und erlebe, wie die 'MTTF Mwanza Tourism Task Force' funktioniert. Hoteliers, Stadtverwaltung, Reiseveranstalter, private Personen, Künstler und Weitere bemühen sich, Mwanza touristentauglich zu kreieren. Es geschieht locker, die ersten Kontakte zu knüpfen. Zum Beispiel mit John Sombi. Der Schlangentänzer und Musiker hat nächste Woche eine Aufführung hier. Eva, Andy, Kathy, Fiona, James, Delphine, Joseph, Marianne, … (alle dreissig Namen zu wissen, darf warten). Zum heutigen Tagesschluss erlebe ich erfüllt den ersten Sonnenuntergang über dem Victoriasee - wunderfarbig warm golden!

Es ist spät. Neben ein paar Floskeln Suaheli lernte ich vorher ’Chipsi-Mayai’. Selbstbewusst bestelle ich folglich im Greenpark beim Freiluft-Kitchen-Corner eine Kartoffel-Omelett. Irgendwie will der junge Mann gar nicht verstehen, der strahlt mich nur unentwegt an. Haalloooo, meine Gesten sprechen Bände! Ich grinse. Chakula, Mahlzeit. Eine Big-Mama-auf-Chapati-Take-Away-Durchweg vermittelt. Er begegne zum erstem Mal life einer Mzungu … Danke, ich will trotzdem was Essen. Supu, Rice, Chipsi? Egal was, was Rasches, irgendwie vergassen wir zu Essen heute & ich bin müde. Ndjyo, ja, er werde mir kochen – endlich! Wartend, mache ich es mir mit Buch, Trinkwasser und Moskitospray bequem wie möglich auf dem roten Gartenplastikstuhl.

Ich warte, und warte, … und warte.

Ich warte. Himmelsfeld, müssen die Kartoffeln erst gepflanzt und die Eier gelegt werden? Eine halbe Stunde, eine Stunde, eineinhalb Stunden. Irgendwie mag ich nicht Nachhaken, möchte nur gerne ins Bett trollen. Die Lektüre lenkt vom Magenknurren und den Stechmücken ab. Auch Alisha leistet kurz Gesellschaft; hübsch, die junge Kellnerin mit dem pagengeschnittenen Kunsthaar. Mit ihrem einzigen englischen Vokabular umschmeichelt sie: „I love you“. Die Crew wird zusammengerufen - zum Essen! Wie bitte, die kriegen was, wo bleibt mein Diner? Der Kellner schlendert vergnügt in meine Richtung. Chipsi-Mayai, endlich. Oh, aber was ist das? 'Kuku'! Ein ganzes halbes Huhn! Alles klar, das musste zuerst geschlachtet und gerupft werden!

Tagsdarauf ziehe ich ein, ins Häuschen Nummer 255. Chapati wird es selten zum Frühstück geben, Lunch bleibt Tagesprogramm abhängig und das Abendessen bei Mary vorprogrammiert. Die frischen Lebensmittel ergattere ich zum fröhlichen Gelächter der Frauen an den kleinen Markständen im Village. Weder Kosten noch Zahlen sind mir in Suhaeli bekannt. Ich werde überraschend feststellen, dass sie die lokalen Preise verlangen. Auf Mzungu-Profitgedanken sind diese feinen Menschen in Kiseke (noch) nicht aus. Wir verständigen uns mit Gesten oder ‘schriftlich’. Dazu gebrauchen wir weder Stift noch Papier, sondern unsere Mobiles. Mein zukünftig Frühstück-Gebrutzeltes besteht lecker aus Kochbananen salzig oder süss, (Honig-)Bananen, Rührei oder einer Schoko-, Milchpulvershake-Bombe, dazu tiefrote Tomaten und saftiggelbe Ananas.


Mein Häuschen

Einfach nett & goldig ... Ende April

Einfach nett & goldig... Zurück zum nächtlichen Überraschungs-Swimmingpool. Mein Häuschen strahlt repariert blitzeblanke, dafür gib es zwei Tage lang keinen Strom. Am dritten Morgen stoppt wiederum das Wasser, wo ich mitten meiner Dusche bin! Himmel! Nein, es bleibt trocken von oben. Also vollständig aufgeschäumt eingeseift (please, nichts in die Augen), heisst es vorsichtig auf dem Fliessenboden in die Küche, wasserschnapp, tapptapp retour und mit der einzigen Petflasche Shampoo&Seife rausbringen, eine Meisterleistung! Ein wasserreicher Folgetag. Ich koche den Morgenkaffee, ehm, möchte diesen kochen… Ich drehe den Küchenhahn auf, sssspppffsschhhhh!, knallt‘s den weg! Eine filmreife Wasserfontaine lässt mächtig Dampf ab. Ich, eine Lachhundertselschreckenssekunde mit dem aufgefangenen Hahnenknopf in der Hand, versuche diesen an seinen Platz zu drücken – no chance – zu starker Wasserdruck! Was mache ich jetzt? Ohhooo. Stehe ich schwertropfend klitschnass breitbeinig da und klemme handlings das Wasser ab - bis vielleicht per-äxgüsi Irgendjemand vor meinem Küchenfenster vorbeiläuft? Dieser Wasserstrahl, ich entleere den Viktoriasee, Himmelgrummel! Grinsknurz, ich werde das doofe Teil draufkriegen… Erscheint wirklich Keiner da draussen? Gosh... Geistesgedankenblitz, der kleine rote Drehhahn in der Erde da draussen an der Wand könnte zur Wasserleitung gehören. Et voilà! Es schletzt mich ums Eck driftend auf dem Plättliboden knapp am Hintern vorbei, doch zumindest hört es auf! Wenigstens aus dem Hahnenteil. Rundum, von den Wänden, von der Diele tropft es unablässig. Nun bin ich ein begossener Pudel mit Lachanfall. Erneute Wasserpause. Es dauert zwei Tage, bis ein Fundi repariert. Dafür gibt’s ein - wenn auch knapp zu kurzes - Hähnchen in Gold!

Mary is back. Wir fahren in unsere City. Es steht eine Sitzung an für das erste öffentliche Büro ’Info Tourismus Office’ von Mwanza. Mary kämpfte eineinhalb Jahre für den Standort. Die behördliche Bewilligung flog ein. Das Gebäude liegt perfekt eingangs Stadt zwischen der bekannten Ghandi-Hall und der auch bekannten, jedoch mittelminderbeschäftigten Feuerwehr. Der Raum stand lange leer, bzw. wird als ‘Altpapierlager’ missbraucht. Der Standort wird uns für vorerst 18 Monate zugesprochen, ab März. Es ist Mitte April! Da müssen wir uns beeilen. Beziehungsweise die Stadt soll zügig all die alten, abgelaufenen Wahlzettel entsorgen (Kistengestapel an bis sechs Metern hohen Wänden hoch). Meine Neulingsfragen generieren Ideen, Ämtli werden verteilt, Kontakte geknüpft. Wir diskutieren, witzeln, hoffen, treffen uns in zwei Wochen erneut. Was machen wir jetzt? Zuerst Nichts, ein Lunch lockt. Die einzige Pizzeria der Stadt liegt neben der privaten öffentlichen Bibliothek. Auf diesem Grund wurde 1957 mit neun Staatsoberhäuptern (Kenya, Nyasaland, Tanganyika, Uganda, Zanzibar, Rhodesien) PanAfrican Freedom Movement of East and Central Africa (PAFMECA) gegründet. Das Pizzeriagelände wie die Bibliothek gehören Indern, sie gaben es zum Restaurant frei unter der Voraussetzung, dass dieses vegetarisch betrieben wird.

Mary hat dann einen Arzttermin. Ich bleibe allein in der Stadt – erstmalig komplett allein. Allein unter all den schönen schwarzen Menschen. Fühlt sich das gut an! Da ich nur Eines einpackte, will ich ein zweites langes Kleid kaufen. Ich schlendere den ungedeckten Marktständen entlang. Mir wird überall nachgerufen - kein Wunder, so wie Mzungu aus der Masse sticht. Ich lächle in bejahende Gesichter zurück. Von Rama, bei dem ich schliesslich was Nettes kaufe, erhalte ich obenauf ein selbstverständliches Affärenangebot. Wie meinst du? Erstens bist du bestimmt über zwei Handvoll jünger als ich; zweitens, lass mir Zeit die goldigen Angebote zu durchwühlen. „Hapana, nein, warum warten“, kontert er charmant ungezwungen: „Wir sind uns auf Anhieb sympathisch, das matcht ohne mehr Umschau - ausserdem gehört sich eine Affäre einfach. “Ha, na dann... ich lehne trotzdem dankend ab. Wo käme ich hin, Jeden zu nehmen, der mir gerade ‘sympathisch’ entgegenkommt!

Nett und doch ungewollt ist, dass ein junger Mann mir auf dem äusseren Marktareal nachrennt: „Mama, Mama, there’s a thief behind you!" Ich drehe mich um. Es stimmt, nett. Dieser Typ tat vorher, als wäre er beim Testen eines Autoreifens versehentlich an mich geraten. Wartend bleibe ich stehen, schaue ihn direkt an – er verlangsamt seinen Schritt... und senkt den Blick tief, als er an mir vorbeigeht. Einige Marktfrauen bekunden laut Beifall.

Sehr nette Geste im vollen Daladala (Bus), wenn du stehst und ein sitzender Herr unaufgefordert forsch dir die Einkaufstüte wegnimmt. Er hütet diese auf seinem Schoss bis zum eigenen Aussteigen. Nett misst in diesem Gedränge der wohlgeformt umfangreiche, feste, weiche Hinterteil der vor dir stehenden Big-Mama - er bohrt sich in deinen Bauch. Weniger nett, dass du selbst keinen Millimeter rückwärts rücken kannst, da sonst der sitzende junge Mann hinter dir deinen Allerwertesten in seinem Gesicht spürt. Äusserst nett ist wiederum, wenn ich bei der Sabasaba Kreuzung Kiseke für die Weiterfahrt ein Pikipiki (Mototaxi) auswählen will, dabei ein Fahrer um die Ecke prescht, „Andrea!“ rufend auflädt und ein Dutzend verdutzte Mofafahrer zurücklässt.

Tourentesten. Mit Nsajigwa besuche ich das traditionelle Museum in Bujora Richtung Kisese. Es ist befremdlich, wie Nsajigwa sich ungelenk nach den Bussen durchfragen muss. Was unternahm er bis anhin? Lohn bezieht er verhältnismässig keinen Schlechten... mmh, Marys Angelegenheit. Die Daladala-Fahrt zeigt neue Gesichter der Stone-Town, von Coke, Fanta&Co bemalte Reklamenfelsen und -hütten, neue Slums und Steinformationen. Plus die kurze Freiluftfahrt auf dem Fahrradtaxi vergnügt: Ich muss mich nicht in der brütenden Hitze abstrampeln.

Das Bujora Cultural Center existiert seit über sechzig Jahren. Sofort verliebe ich mich in die majestätischen Telefone: mächtig brachialisch vibrierende Buschtrommeln! Das Gelände setzt einem in ein früheres Jahrhundert zurück. Zu seinen Hochzeiten erreichte es der damalige kanadische Pfarrer Davide Clement, in Bujora die missionarische Mzungu-Religion mit den traditionellen Riten zu vereinbaren. Er unterstützte, dass die Lokalbevölkerung die eigenen Traditionen, Rituale parallel zum Christentum beibehält. Zwischen den mit Phytonleder und Fetisch ausgekleideten Lehmhütten, steht ein Vorzeigebeispiel einer Kirche, überall liegen traditionelle Ahnengräber, zwischendrin westliche Grabsteine. Die Kirche, wie auch das Taufbecken oder der Altar, sind in traditionellem Sukuma-Stil stammtypisch gemustert und königlich traditionell untermalt. Die Kirchenlieder wurden 1953 in Suaheli übersetzt. Die Messen sind seit Gründungszeiten sehr gut besucht. Die Sukuma gehören zum Volksstamm in Tanzania, sie stellen dreizehn Prozent der Gesamtbevölkerung dar. Die Krieger, des Stammes Sukuma führ(t)en seit Urgedenken keine handfesten Kämpfe (sagt man); weder mit anderen Ländern, mit anderen Tribes (Stämmen) oder innerhalb der Familien. Alle Ungereimtheiten wurden und werden mittels eines Brettspieles ausgefochten. Dieses wird heute gerne überall in Afrika zum Zeitvertreib gespielt. Die Tänzer der Sukuma(-Krieger) sind über die Landesgrenze aus bekannt: Die, mit den Schlangen tanzen. Heute Abend ist die Vorführung im Isamilo. Eine ebenfalls friedliche Tradition wird uns erklärt, ich taufe sie den Housewife-Contest: Abgenutzte Mahlsteine stehen in Reih und Glied in der Wiese. Die heiratsfähigen, heiratswilligen & heiratswütigen Frauen bearbeiten das Getreide. Die angehenden Familienväter stehen davor, beobachten, wählen ihre Braut anhand ihres Handlingsgeschickes aus. Ein Auf-sie-Zukommen, ein Hand-Reichen und bei Einschlag: Besiegelte Sache!

Das war ein schöner Besuch – twende, gehen wir zurück.

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Nsajigwa lebt seit zwei Monaten in Mwanza? Ich bin das dritte Mal in der City. Sein Orientierungssinn fehlt wahrlich. Auf dem Rückweg bestimmt Nsajigwa den Ausstieg. Was hier? Da sind wir ewig vom Zentrum entfernt, soviel erkenne ich. Nsajigwa interveniert. Naja, wir laufen kilometerweise in der sengenden Hitze dem Zentrum entgegen, von Busstop zu Busstop, nett. Für zur Isamilo-Lodge hinauf steigen wir in einen Daladala, der Herr wird langsam müde. Dieses kurze, sehr ruckige Stück zickzackholderdipolter, da wären wir zu Fuss längstens oben!

Im Hotel treffe ich auf John Sombi, welcher an der letzten MTTF-Sitzung mit dabei war. Ein hochgewachsener, stolzer, sehr charismatischer Mann, ich tippe auf homosexuell. Er übergibt mir eine Digicam für die folgenden Darbietungen. Als einzige Frau lasse ich mir die Riesenschlange umlegen. Wir erfuhren in Bujora, dass die Truppe je nach Schlangen, ein Gegengift mit dabei trägt. Zudem, mit annährend Beobachtungsgabe, realisiert man, dass der Tänzer dem Reptil während den Tänzen die Gurgel zuhält. Die Klänge, das Trommeln, das Trillern, die Mooves, das macht Spass! Nsajigwa sitzt wortkarg in einer Ecke zwischen Wazungus. Davon wimmelt es. Die Wazungu arbeiten neben in Schulen hauptsächlich im allgemeinen Spital Bugando (beispielsweise durch die Organisation Interteam verpflichtet von einer handvoll Wochen bis zu drei Jahren). Ich werde feststellen, dass Seinesgleichen, wie anderswo auf dem Globus, gerne unter sich bleibt. Sie besuchen öffentliche Veranstaltungen, wenn diese von Gleichfarbigen oder westlich geprägten Charakteren organisiert sind. Ebenso wenig trifft man sie am Markt an (ich jedenfalls nie), beim Eindunkeln huschen sie in ihre vier Wände. Dass alle seit Ewigkeiten - vom ältesten Doktor bis zum jüngsten Baby - wöchentliche Malariaprophylaxe schlucken und Desinfektionsmittelchen bei sich tragen, könnte unter ‘Berufskrankheit’ laufen. Apropos, ich entschloss, keine 180 Tage lang vorbeugenden Chemiepillen zu schlucken. Fühlt man sich ‘grippig’, kann man sich praktisch an jeder Strassenecke piksen lassen, um den Malariagehalt zu testen.

Für heute: Lala Salama, gute Nacht.

Ein weiterer Tag, eine weitere Entdeckungsreise, weitere Strecken im Bus, einmalig rockige Eindrücke. Eifrig bewegen sich in der Ferne kleine Tupfer auf den tiefgrünen Feldern. Was tragen die Menschen dort für knallfarbenes Orange? Ups, Insassen: Wir durchfahren Gefängnisareal.

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Das Teacher-College in Butimba steht als erstes auf dem Programm. Eingang Schulcampus schreitet Nsajigwa grossspurig vor und trägt wichtigtuerisch mich mit ins Gästebuch ein. Der Portier zieht die Augenbrauen hoch. Ich smile schulterzuckend über das No-Go und frage: Ja, Fotobewilligung erstattet! Nsajigwa ist eingeschnappt. Das Geknipse ist teils schlechthin unerwünscht. Die Lehrer-Universität für die 1200 Studenten liegt satt grün eingebettet in einer Seenische. Grossartige Baumformen ragen zwischen Felsen hervor, ein einladendes (Picknick-)Plätz-chen begrüsst uns am Ufer. Still, gluckernd, präsentiert es sich - wenn da gewisse unkalkulierbare Lake-Flies-Schwärme nicht stressig werden können. Mary veranstaltete mal einen wichtigen Anlass am See mit ausladendstem Buffet, bei prächtigstem Wetter. Just, als die geladenen partyfreudigen Gäste eintrafen, grossformierten sich diese Minimückchen für Stunden. Ich erhasche heute ein Hauch davon. Diese Schwärme können so dicht auftreten, dass sie in alle unsere Luftlöcher eindringen – mancher Fischer sei daran erstickt. Ich denke, ein Fliegenwolkenereignis muss man selbst erleben, um es nachvollziehen zu können – ich werde annährend in den Genuss kommen. Lieblicher, grösser studiere ich die gelben Webervögel. Das sind die kleinen Flinken, welche die kunstvollen, hängenden Nester basteln. Es fällt ein solch goldenes Kleines vor meine Füsse - asante sana, vielen Dank! Die Schulleitung zeigt uns ihr Künstleratelier. Das gibt mir die Idee, zusammen für die Touristen einen Workshop zu kreieren oder Diskussionsrunden zwischen Studenten und Reisenden zu organisieren. Das College stimmt dafür.

Zurück an der Hauptbusstation Mwanza City grübelt Nsajigwa unschlüssig, welche der beiden weiteren Ziele er anpeilen soll. Dann verrat doch endlich, wo die liegen! Ach, Kageye vierzig Kilometer links oder Nyegezi/Malimbe fünfzehn Minuten rechts. Von rechts kommen wir soeben, oder? Pardon, Mitte Retourweg hätten wir statt hierher nach dorthin umsteigen sollen. Für nach links scheint es Mitte Nachmittag zu spät, dafür weiss ich die afrikanischen Fortbewegungszeiten genug abzuschätzen. Meine logischen Folgerungen missfallen, doch als praktisch veranlagte Person, schliesse ich rasch Entscheidungen. Wir fahren Richtung rechts zurück, Richtung Malimbe, woher wir herkamen (unnötiger Busticket- wie Zeitverschleiss).

Die Anlage Lavenabeach: Nett, für mich langweilig perfekt herausgeputzt. Einzig speziell gefallen mir die Schaukeln: die Gummihosen an Seilen sind Pneus längs aufgeschlitzt. Am Beach markiert Nsajigwa den grossen Herrn, er spendiert Pikipiki-Drivern und Aufseher Limonade. Ich habe keine Lust, nicht auf das Getue, nicht auf Limo. Ich schlendere allein auf Entdeckungstour ausserhalb des eingezäunten Geländes. Hey, unerwartet mystisch lieblich: Ich werde eskortiert, eingehüllt in einer schwingenden himmelfiligranen Wolke aus lilanen Libellen!

Morgens darauf, kaum hell, nehmen wir uns das Zweite der gestrigen drei Ziele vor: Kageye. Ein historischer Platz, von welchem aus Sir Henry Stanley 1875 (neunzehn Jahre nach der ‘Entdeckung’ des Lake Victoria) diesen als Erster vollständig umrundete. Victa, ein Pikipikidriver offeriert uns einen guten Preis. Da staunt der Nsajigwa, dass ich im Gegensatz zu ihm (schon) persönliche Kontakte habe.

Wir tuckern Freiluft vierzig Kilometer am Lake entlang. Filmisch ziehen die bunten, sandstaubigen Kulissen der Dörfer und Reisfelder und Mango Plantagen und Felsen und Strände an uns vorbei. Prächtige Natur pur. Victa (richtig Victor, geklungen wie Victa und ich bleib dabei) hält mittig bei der Fischerstadt Kayenze. Bis zu fünfzehn Tonnen Frischgefischtes werden täglich den Fabriken für den Export geliefert. Wir erklären uns Eingangs Fischertor beim Pförtner und haben das Gästebuch vorliegen - ich bin diesmal flinker mit Stiftkrallen für meinen Namen. Leider heisst es trotzdem draussen bleiben, wir sind zu spät für heute. Es gibt auch keine Fotobewilligung. Kleine silbernen Minifischchen liegen am öffentlichen Strand ausgebreitet auf dem Sand zum Trocknen. Dahinter warten die Marabuts geduldig auf unbrauchbare Resten. Igitt, Marabut. In meiner Vorstellung waren dies stolze Vögel. Die hier, das sind die fliegenden Strassenreiniger; ich sehe sie fast ausschliesslich auf Abfallbergen rumstochern.

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