Kitabı oku: «Heliosphere 2265 - Der komplette Fraktal-Zyklus», sayfa 10
IL HYPERION, Konferenzraum I, 27. Dezember 2265, 09:00 Uhr
»Nehmen Sie Platz«, bat Captain Cross, während sich das Schott hinter ihm schloss. Bei seinem Eintreten hatten die Offiziere sich erhoben. Ein altmodischer Brauch, auf den er ebenso wenig Wert legte wie auf ein gebrülltes »Captain an Deck«.
Wie üblich nahm er an dem einen Ende des ovalen Konferenztisches Platz, Commander Ishida ihm gegenüber. An den Seiten saßen die Brückenoffiziere, die Chefingenieurin, Doktor Petrova und Doktor Tauser.
»Wie Sie alle zweifellos bereits vermuten«, begann er, »gab uns die Admiralität neue Befehle. Die Wissenschaftler auf dem Mars konnten durch die Auswertung eines Phasenimpulses, der vom Artefakt ausging, einen zugehörigen Planeten lokalisieren.« Er verzichtete darauf, von dem Zugriff auf seinen Kommando-Chip zu berichten. Es reichte schon, dass die Nachrichten über den in Schwärze gehüllten Mars im Galaktischen Netz die Runde machten. Die Presse stürzte sich auf das Mysterium, und Admiral Sjöberg war zu Präsidentin Kartess zitiert worden, die umgehend eine Aufklärung der Ereignisse forderte.
Allerdings würde Jayden mit Doktor Petrova ein ernstes Gespräch über die erfolgte Chip-Manipulation führen.
»Eine weitere Welt, deren Bewohner von der Strahlung dieses Dings ausgelöscht wurden?«, fragte Lieutenant Commander Akoskin. Der schwarzhaarige Sunnyboy entstammte der Kolonie Comienzo I. Er besaß eine überragende Begabung für Taktik und Waffensysteme. Darüber hinaus bestand seine Hauptbeschäftigung aus flirten, wie Jayden zu Ohren gekommen war.
»Es bleibt zu hoffen, dass dem nicht so ist.« Jayden aktivierte den Holo-Projektor. Zwischen der Deckenplatte und dem Tisch entstand das charakteristische Wabern, bevor das holografische Abbild eines Planetensystems materialisierte. »Es ist davon auszugehen, dass wir andernfalls davon erfahren hätten.« Er zoomte den vierten Planeten des Systems heran.
»Das ist Rental IV«, sagte seine I.O. »Die Hauptwelt des rentalianischen Volkes. Wie kann das sein?«
»Wir wissen es nicht«, erwiderte Jayden. Er wandte sich an den Schiffspsychologen, der neben seiner normalen Tätigkeit auch im Fachbereich Xenopsychologie promoviert hatte und als Spezialist in Inter-Spezies-Kommunikation galt. »Doktor Tauser, bringen Sie uns auf den aktuellen Stand über die Rentalianer.«
Janis Tauser richtete sich in seinem Sessel auf. Das schlohweiße Haar von Jaydens Freund aus Akademietagen verlieh ihm das Aussehen eines distinguierten älteren Herrn, womit Jayden ihn ab und an neckte. Doch selbst in Zeiten von Gen-Re-Skulpturierung und Dermalverjüngung wollte Janis nicht auf seine natürliche Alterung verzichten. Das verleihe ihm einen besonderen Charme, sagte er immer.
»Die Rentalianer sind das erste Volk, auf das die frühen terranischen Erkundungsschiffe stießen. Sie sind durchschnittlich einen Meter sechzig groß und flink. Ihr Körper ist komplett mit Fell bedeckt und ihre Gesichter ähneln entfernt jenen von Hunden.« Janis berührte ein Icon auf seiner Konsole, worauf das Abbild eines Rentalianers auf dem Holoschirm entstand. »Machen Sie jedoch niemals den Fehler, einem Rentalianer gegenüber diesen Vergleich zu erwähnen. Etwas Derartiges führte bereits zu einem schweren diplomatischen Zwischenfall. Die Rentalianer sind in ihrer Art eine sehr direkte Rasse. Meist sprechen sie interindividuelle Probleme sofort an und besitzen wenig Sensibilität. Sie sind treue Freunde und waren in den Jahrzehnten seit dem Erstkontakt immer loyal gegenüber der Menschheit.«
Jayden erinnerte sich noch an die Euphorie auf der Erde, als die SCOUT I – eines der ersten Erkundungsschiffe der damals noch jungen Solaren Union – die hundeähnlichen Rentalianer entdeckte.
»Das Wichtigste im Leben eines Rentalianers ist sein Rudel, das sich aus vier bis zwölf Individuen zusammensetzt. Es gibt drei Geschlechter, die für einen Fortpflanzungsprozess zusammenkommen müssen. Da die Rentalianer sehr«, Janis verhaspelte sich, fand den Faden aber schnell wieder, »ungezwungen sind, genießt der Sex bei ihnen – auch außerhalb des Fortpflanzungsprozesses – einen hohen Stellenwert. Wundern Sie sich also nicht, wenn ein Rentalianer Sie auf Ihre eigenen Vorlieben und dergleichen anspricht. Wie bereits gesagt: Sie kennen da keine Scheu.«
»Sympathisches Völkchen«, murmelte Lieutenant Commander Akoskin.
»Im Verlauf des Parlidenkrieges ergriffen die Rentalianer Partei für uns, obwohl die Parliden ihre direkten Nachbarn sind. Im Zuge dessen kam es zu einem Großangriff auf ihre Systeme. Die Parliden fielen in zwei komplette Sonnensysteme ein und hinterließen nur entvölkerte Welten, vernichtete Habitate und von Antimateriebomben ausgelöschte Raumbasen. Die Rentalianer zogen sich in ihr Hauptsystem zurück.«
»Und begannen mit ihrer Politik der Isolation«, warf Sarah McCall gedankenverloren ein. Als sie bemerkte, dass sie laut gesprochen hatte, räusperte sie sich und versuchte, tiefer in ihren Konturensessel zu rutschen.
»In der Tat.« Janis nickte väterlich. »Die Rentalianer lassen nur noch sehr ungern Außenweltler in ihr System und haben sich vollständig eingeigelt. Eine nachvollziehbare Reaktion bei einem solchen Trauma. Ich nehme an, in ein bis zwei Generationen wird sich das wieder ändern, aber bis dahin müssen wir damit leben. Glücklicherweise besteht noch immer ein gutes Verhältnis zwischen der Solaren Union und den Rentalianern. Unsere Hilfe beim Wiederaufbau und die Unterstützung durch Technologie und Nahrung wurden nicht vergessen. Zudem ist Rental an die Phasenfunk-Relaiskette angeschlossen.« Mit einem Nicken beendete Janis seine Ausführungen.
Jayden nickte seinem Taktikoffizier ebenfalls zu.
Lukas Akoskin ließ die Holografie des Rentalianers verschwinden und sagte: »In den vergangenen Jahrzehnten besiedelten die Rentalianer alle acht Welten ihres Heimatsystems und errichteten zahlreiche Atmosphären- und Raumhabitate. Das gesamte System wurde mit Phasenstörern zugepflastert, die jeden festen Körper aus dem Phasenraum holen, der versucht, außerhalb der Einflugvektoren in das System zu gelangen – nur Phasenfunkwellen auf dem unteren Band können übertragen werden. Zudem gibt es ein Netz aus Torpedowerfern und Raumminen. Ohne eine offizielle Erlaubnis ist es Selbstmord, in das System einzudringen. Da die Minen immer wieder ihren Standort ändern, wechseln die möglichen Einflugkorridore ständig. Hinzu kommt der einmalige Vorteil, den die Rentalianer gegenüber allen anderen Völkern besitzen.«
»Die Transmittertechnik.« Jayden nickte Akoskin dankend zu und übernahm wieder das Wort. »Obwohl unsere Diplomaten alles versucht haben, die Technik von den Rentalianern zu erhalten, sind diese bei ihrem Nein geblieben. In verschiedenen Fällen konnten wir nun bereits miterleben, wie sie ihre Transmittertore einsetzten. Eine beeindruckende und von uns bisher nicht kopierbare Technik.«
»Angeblich sollen die Parliden mal eines davon gestohlen haben«, sagte Akoskin. »Sie traten hindurch, um die Heimatwelt der Rentalianer anzugreifen. Man hat nie wieder etwas von ihnen gesehen.«
»Eine Geschichte, die wir auf der Akademie alle schon mal gehört haben«, sagte Noriko Ishida. »Aber für unseren aktuellen Auftrag ist sie nicht von Bedeutung. Wir müssen herausfinden, weshalb das Artefakt über den Phasenraum einen Datensatz mit den Koordinaten des rentalianischen Systems versendete.«
»Ich werde mich mit dem Obersten Rudelführer treffen«, sagte Jayden. »Wir werden ihm alle Informationen über das von uns entdeckte Artefakt übergeben.«
»Das wird die Rentalianer zweifellos in weitere Panik versetzen«, entgegnete Janis. »Sie werden befürchten, auch ihr System könnte ein Opfer des Fraktals werden.«
»Die Admiralität teilt Ihre Bedenken, hat mich jedoch angewiesen, trotzdem direkt vorzugehen.« Jayden ignorierte die hochgezogenen Augenbrauen und jede gerunzelte Stirn. »Die Rentalianer sind unsere Freunde und müssen die Wahrheit erfahren – auch, wenn ihnen diese nicht gefällt. Falls wir durch diesen Informationsaustausch ihre Ängste schüren, haben wir keine Wahl. Zudem ist ihre Angst ja nicht unbegründet.«
Ishidas Gesicht blieb eine starre Maske, doch ihre Augen funkelten wütend. Zweifellos fühlte sie sich genauso wie er, als er von den Befehlen der Space Navy und der dahintersteckenden Intention erfahren hatte.
»Sie alle finden in Ihren persönlichen Speichern ein von Doktor Tauser verfasstes Dossier über die Rentalianer«, erklärte Jayden. »Ich schlage vor, dass jeder von Ihnen seine Freizeit mit der Lektüre dieser Dateien verbringt. Wir erreichen das Rental-System in wenigen Tagen. Irgendwelche Fragen?« Einheitliches Kopfschütteln antwortete Jayden.
»Wegtreten.«
*
IL HYPERION, Im Interlink-Flug ins Rental-System, 03. Januar 2266, 19:00 Uhr
Noriko war auf dem Weg zu einem der Terminals in den freien Büroräumen, als sie innehielt. Der Gang lag ausgestorben vor ihr. Sie aktivierte eines der Wandpanels und berührte das Icon zur Umgebungssteuerung. Sofort wurde ein kreisrunder Bereich des Stahls transparent und gewährte einen Blick auf die vorbeiziehenden Sterne. Anstelle des einheitlich rötlichen Waberns des Phasenraums zogen die Sterne wie aufblitzende Lichtkäfer am Schiff vorbei.
Die HYPERION flog, eingehüllt in die Interlink-Blase, mit 6200-facher Lichtgeschwindigkeit durch den normalen Raum. Die Blase neutralisierte das Higgs-Boson-Feld, wodurch der Raumer nicht länger den Massebeschränkungen des Normalraums unterlag. Das Melnikow-Schild sorgte dafür, dass die physikalischen Gesetze innerhalb der Blase trotzdem noch Wirkung hatten. Ebenso wie ein Schiff im Phasenraum konnte auch der Interlink-Raumer seinen Vektor nicht ändern, bis es wieder unter Lichtgeschwindigkeit ging. Doch die Astrogation hatte den linearen Kurs zweifellos wie immer korrekt berechnet.
Theoretisch konnten sie sogar direkt in das System der Rentalianer einfliegen. Der halbmaterielle Zustand machte sie unempfindlich für Gegenstände auf ihrem Weg. Eine machtvolle Technik, die dem Kommandanten dieses Schiffes zur Verfügung stand. Noriko war froh, dass Captain Cross das Ruder in der Hand hielt und nicht irgendein hirnloser Hardliner.
Sie deaktivierte die Transparenz und ging in Richtung des technischen Labors. Im Zuge der ersten Mission des Schiffes hatten sie allerlei Erfahrungen gesammelt. Noriko wollte die Zeit des Interlink-Fluges dazu nutzen, einige Taktikprotokolle zu überarbeiten. Da die Arbeit für sie alleine zu umfangreich war, hatte sie das Projekt unter der Rubrik »Freiwillige Zusatzleistung« im Schiffsnetz veröffentlicht. Sie hoffte auf die Beteiligung einiger motivierter Offiziere, die sich besonders hervortun wollten. In der Regel stürzten sich die Karrierebewussten regelrecht auf eine solche Chance.
Das Schott fuhr zur Seite. Noriko betrat das Technische Labor und blickte sich um. Sie war alleine. Verblüfft runzelte sie die Stirn. Hatte sie die Zeit oder den Ort falsch eingetragen oder die Projektdaten fehlerhaft veröffentlicht? Schnell aktivierte sie ihr Pad und überprüfte ihren persönlichen Speicher. Die Angaben waren korrekt.
»Etwas in der Art habe ich mir schon gedacht«, sagte Lieutenant Commander Lorencia. Die Chefingenieurin betrat hinter Noriko das Labor. »Ich denke, Sie wissen, wem Sie das zu verdanken haben.«
Erst jetzt begriff Noriko, wie weit die Mobbing-Attacken von Michalews Männern – Lieutenant Walker im Besonderen – schon gediehen waren. »Es kann doch nicht sein, dass er innerhalb weniger Tage alle gegen mich aufbringt.«
»Aufbringen ist das falsche Wort.« Lorencia trat neben sie. »Die Abneigung dagegen, etwas mit Ihnen außerhalb des Notwendigen zu tun zu haben, steigt kontinuierlich an. Gerüchte, Andeutungen, Halbwahrheiten – mehr ist nicht nötig. Einige der Offiziere glauben mittlerweile, es wäre karriereschädigend, Ihnen zu nahe zu sein.«
Noriko verzog verbittert die Mundwinkel. »So einfach ist es also.« In ihrem Inneren kämpften Wut und Traurigkeit um die Vorherrschaft. Sie wollte Bruce Walker aus der nächsten Luftschleuse werfen und sich gleichzeitig in ihrem Quartier verkriechen.
Sie trieb ihre Emotionen zurück in den hintersten Winkel ihres Bewusstseins und straffte die Schultern. »Captain Cross erwartet eine Überarbeitung der Protokolle, und die wird er auch bekommen.«
»Das ist keine Arbeit, die Sie alleine durchführen können.« Lorencia schüttelte den Kopf. »Daran sitzen drei Offiziere mehrere Tage.«
»Dann sollte ich wohl anfangen.« Noriko trat an die Konsole und öffnete die erforderlichen Dateien. »Schlaf wird überbewertet.«
Die L.I. lachte auf. »Wie es der Zufall so will, habe ich gerade nichts zu tun. Und da Schlaf ja überbewertet wird, gehe ich jetzt in den Speisesaal und hole uns eine große Kanne ViKo. Bevorzugen Sie eine Geschmacksrichtung?«
Noriko wollte schon widersprechen, dann besann sie sich jedoch eines Besseren. Selbst mit einer Nachtschicht konnte sie die Überarbeitung nicht alleine durchführen. Und wenn sie Captain Cross morgen erste Ergebnisse vorlegen wollte, benötigte sie Hilfe. Sie nickte der L.I. bestätigend zu. »Passionsfrucht.«
»Eine gute Wahl.« Lorencia ging auf das Schott zu. »Da wir uns nicht im Dienst befinden: Ich bin Giulia.«
»Noriko«, konnte sie gerade noch antworten, dann war die L.I. bereits verschwunden. Und danke.
*
IL HYPERION, Rental-System, 12. Januar 2266, 10:15 Uhr
»Sir, ich beende den Interlink-Flug in einer halben Minute«, meldete Lieutenant Peter Task. Der Navigationsoffizier mit den roten Haaren strahlte in seiner bedächtigen Art etwas Beruhigendes aus.
Jayden nickte bestätigend. Auf seiner Konsole betrachtete er den Countdown. Ab der fünften Sekunde zählte Task laut rückwärts bis null, dann leitete er den Abbruch des Interlink-Fluges ein.
Das Schiff ging am Rande des rentalianischen Systems auf Unterlichtgeschwindigkeit. Mit 0,45 LG raste die HYPERION auf die inneren Planeten zu, während sie mit 3700 m/s² abbremste.
»Lieutenant McCall, stellen Sie eine Phasenverbindung zum Obersten Rudelführer her. Lieutenant Task, halten Sie uns auf dem Einflugvektor, den uns die Admiralität übermittelt hat.« Jayden lehnte sich in seinem Sessel zurück und betrachtete die stellaren Daten auf seiner Konsole. Dank der Anbindung der Rentalianer an die Phasenfunk-Relaiskette war es der Admiralität möglich gewesen, ihr Kommen anzukündigen.
»Sir«, meldete sich Lieutenant Kensington. »Ich habe hier etwas entdeckt.«
Jayden runzelte die Stirn. »Was haben Sie für mich, Lieutenant? Etwas genauer, bitte.«
»Entschuldigung, Sir. Die Sensoren lieferten widersprüchliche Daten. Ich muss sie erst rekalibrieren und wechsle den Modus.« Sie blickte einige Sekunden konzentriert auf ihre Konsole. »Es sieht so aus, als hätte es in einer Entfernung von 0,1 AE auf einem Vektor ins Systeminnere eine Raumschlacht gegeben. Ich lege die Daten auf den Holotank.«
Es waberte kurz zwischen den beiden horizontalen Platten, dann erschien eine dreidimensionale astrografische Karte dazwischen. Da alle Primärkonsolen im Kreis um den mittigen Tank angeordnet waren, konnte jeder Offizier sehen, wovon Lieutenant Kensington sprach. Jayden erhob sich und trat an den Rand des Kommandopodests, von dem aus Commander Ishida und er alles überblickten.
Das System der Rentalianer war beeindruckend. Das Doppelsternsystem bot einen wunderbaren Anblick. Ein glühend-orangeroter Riese schwebte im Zentrum des Displays. Dicht neben ihm befand sich die kleinere Sonne. Den eingeblendeten Daten zufolge handelte es sich bei dem größeren Stern um einen orangefarbenen Zwerg von 0,7295 Sonnenmassen, der zur Spektralklasse K5 V gehörte. Der kleinere Stern besaß nur 0,2157 Sonnenmassen und gehörte zur Spektralklasse M5 V. Der Abstand zwischen beiden betrug 0,35 AE.
Überall im System gab es größere Asteroiden, die von den Rentalianern zu Geschützstellungen ausgebaut worden waren, sowie kleinere Zwergplaneten. In der habitablen Zone gab es fünf Welten: Zwei Gasriesen, die mit Atmosphärenhabitaten zugepflastert waren, und drei erdähnliche Welten.
Die Heimatwelt der Rentalianer war der vierte Planet.
Ein Bereich des Holotanks wurde nun von einer roten Kugel hervorgehoben und herangezoomt.
»Die Sensoren melden Rückstände von Eisen, Stahl und Keranit. Hinzu kommen Rückstände von Gamma- und … Sivor-Strahlung.«
Jayden nickte. Das war nicht ungewöhnlich. Aller Wahrscheinlichkeit nach waren einige Rentalianer per Transmitter von ihrem Schiff geflohen, kurz bevor es explodierte. Charles Sivor hatte den Namen jener Strahlung geprägt, die beim Einsatz von Transmittern unweigerlich entstand und noch lange danach angemessen werden konnte. Sie war nicht schädlich, strahlte jedoch wie ein Leuchtfeuer weithin sichtbar für alle Sensoren.
»Deutet irgendetwas auf einen Angriff der Parliden hin?«, fragte Commander Ishida. »Metallurgische Rückstände, Strahlenwerte, Biosignaturen?«
Kensington schüttelte den Kopf. »Nein, Ma’am. Keinerlei Hinweise auf Nicht-Rentalianer.«
»Sir, ich erhalte keine Antwort auf unsere Phasenfunk-Anfrage«, sagte Lieutenant McCall. Mit großen Augen sah sie zu ihm auf, unschlüssig, was zu tun war.
»Versuchen Sie es weiter, Lieutenant«, befahl Jayden. »Wenn Sie keine Verbindung zum obersten Rudelführer herstellen können, versuchen sie es bei einem der Habitate oder Schiffe.«
»Ich orte multiple Signaturen!«, rief Tess Kensington. »Insgesamt sieben rentalianische Schiffe halten auf uns zu – sie haben ihre Stealth-Systeme eindeutig verbessert. Ihr Vektor und die Geschwindigkeit deuten auf einen Abfangkurs zur HYPERION.«
Kein Wunder. Sie wussten ja auch, wo wir in das System einfliegen, dachte Jayden. »Rufen Sie die Schiffe.«
»Verbindung wird hergestellt«, sagte McCall. »Ich habe den Kommandanten der Lu-Men-Ta-Rau.«
Jayden nickte. Die Verbindung wurde freigeschaltet. Im Holotank erschien das Gesicht eines hundeähnlichen Humanoiden.
»Ich grüße Sie, Cross. Ihr Kommen wurde angekündigt. Ich bin Kommandant Ti-So-Ma-Ro-Lu.«
Jayden erinnerte sich an das Dossier. Jeder Rentalianer lebte in einem Rudel und der eigene Name setzte sich aus den beiden Anfangssilben der Namen aller Rudelmitglieder zusammen. Der Name des Rudelführers machte den Anfang, der Name des jeweiligen Rentalianers selbst bildete den Abschluss. Durch den Rudelnamen ließ sich also die Größe des Rudels ablesen. Den spezifischen Eigennamen eines Rentalianers erfuhr kein Fremdweltler.
Mit Raumschiffen war es ähnlich. Der Name des Captains bildete hier den Anfang der Schiffsbezeichnung. Dahinter folgten die Kürzel der Brückenoffiziere. Jayden wollte nicht darüber nachdenken, wie oft die Namen der Schiffe aufgrund von Wechseln innerhalb der Brückenbesatzung geändert wurden.
Glücklicherweise war es Außenweltlern gestattet, den Rudelnamen abzukürzen und das Gegenüber mit seinem eigenen Rudelkürzel anzusprechen.
»Ich grüße Sie, Lu aus dem Rudel des Ti.« Jayden erhob sich von seinem Konturensessel. »Warum wurde mein Schiff eingekreist? Unser Kommen ist mit Al-Re-Al abgesprochen.«
Der Große Rudelführer des gesamten rentalianischen Volkes wurde als Rudel für sich gesehen. Sein Name begann und endete mit der eigenen Bezeichnung, unterbrochen vom Synonym »Re« für das gesamte Volk.
Jayden hatte ewig gebraucht, sich die komplizierten Namen der führenden Rentalianer einzuprägen und die dahinterliegenden Schemata zu begreifen.
»Das ist uns bekannt. Betrachten Sie uns als Eskorte. Wir bringen Ihr Schiff sicher nach Rental IV. Dort erwartet Sie der Herrscher für ein persönliches Gespräch.«
Bevor Jayden etwas erwidern konnte, hatte Lu die Verbindung unterbrochen. Von Höflichkeitsfloskeln hielten die Rentalianer nicht allzu viel, was er jedoch nicht als persönlichen Angriff auffasste – es war eben einfach ihre Art. Als Jayden an all die diplomatischen Stolperfallen dachte, die auf ihn warteten, verspürte er eine bleierne Müdigkeit.
»Ich beneide Sie«, sagte Commander Ishida. »Wie gerne würde ich den Rudelführer der Rentalianer kennenlernen. Ich habe gehört, die Rentalianer sind uns technisch mittlerweile einige Jahre voraus.«
»Angeblich sind sie das. Natürlich kennen wir nur Gerüchte. Es ist schade, dass sie so isolationistisch geworden sind. Eine stärkere Zusammenarbeit würde beiden Völkern zugutekommen. Ich bin jedenfalls sehr gespannt.« Jayden streckte die Beine aus. »Aber ich fürchte, Sie werden mich an Bord vertreten müssen, während ich mich als Diplomat versuche. Der Oberste Rudelführer möchte sich alleine mit mir treffen. Eine der wenigen Regeln, auf denen sie bestehen. Der Erstkontakt zum Captain eines Schiffes erfolgt alleine.« Er wandte sich an Tess Kensington. »Lieutenant, bitte setzen Sie unsere passiven Sensoren ein, um weiter nach dem Artefakt zu suchen.«
»Sie glauben, so finden wir es?«, fragte Ishida.
»Manchmal wurde schon eine Nadel in einem Heuhaufen gefunden. Bedauerlicherweise meistens, in dem man sich draufsetzte.«
»Ich hoffe sehr, Ihre Metapher erfüllt sich in diesem Fall nicht.«
»Das hoffe ich auch, I.O. Das hoffe ich auch.«
*