Kitabı oku: «Heliosphere 2265 - Der komplette Fraktal-Zyklus», sayfa 9

Yazı tipi:

Raumdock Mars III, Interlink-Kreuzer HYPERION, Persönliches Quartier von Commander Noriko Ishida, 26. Dezember 2265, 07:30 Uhr

Entspannt stand Noriko in der Mitte ihres Quartiers. Sie hatte die Beleuchtung deaktiviert. Die einzige Lichtquelle war der Schimmer der Navigationsbeleuchtung von Raumwerft III, der von außen hereinsickerte. Die HYPERION war noch immer angedockt. Vermutlich würde Captain Cross während seines Treffens mit Admiral Sjöberg neue Befehle erhalten.

Während sie ihren Geist treiben ließ, führte ihr Körper die jahrelang eingeübten Bewegungen des Tai Chi Chuan durch. Die alte chinesische Kampfkunst war ein Hobby, das beides – Geist und Körper – stärkte.

Noriko hielt in ihren Bewegungen inne und atmete frustriert aus. Ihr Geist glich einem sturmgepeitschten Ozean. Sie konnte nicht loslassen, nicht entspannen.

Immer wieder wanderten ihre Gedanken zu Admiral Michalew. Sie hatte Captain Cross von den damaligen Ereignissen erzählt. Der geheimen Verbindung zwischen dem Admiral und den von ihm protegierten Offizieren, die Noriko vor Jahren aufgedeckt hatte. Michalew war der folgenden Untersuchung unbeschadet entgangen und machte ihr seitdem das Leben zur Hölle. Kurz nach den damaligen Ereignissen versetzte er sie auf die INCEPTION, wo seine Anhänger alles taten, um ihr den Dienst zu erschweren. Am Ende traf der Captain in einem Gefecht die falsche Entscheidung, was den Tod vieler Offiziere nach sich zog. Doch seine Crew deckte ihn, und so schob man das Debakel Noriko in die Schuhe.

Admiral Sjöberg war als Einziger auf ihrer Seite gewesen; ihm verdankte sie den Posten auf der HYPERION. Doch Noriko gab sich keinen Illusionen hin. Michalews Macht reichte weit. Er würde sich auch jetzt wieder etwas einfallen lassen, um ihr zuzusetzen. Die Gerüchte um den Verlust der INCEPTION und ihre vermeintliche Beteiligung daran machten längst die Runde an Bord. Sie konnte nichts dagegen tun.

Immerhin wusste Cross Bescheid, für ihn würde es also kein böses Erwachen geben. In naher Zukunft musste auch er sich dem Admiral stellen, denn wer zwischen Michalew und Noriko stand, wurde unweigerlich selbst zur Zielscheibe.

Sie versuchte erneut, ihren Geist zu entspannen – es misslang. Aufseufzend schüttelte sie den Kopf und gab auf. Ihr Dienst begann erst in einer Stunde, was konnte sie bis dahin tun, um sich abzulenken? Sie beschloss, schon jetzt die Kommandobrücke aufzusuchen. Anstatt weiter über Vergangenes nachzudenken, konnte sie sich auch den Berichten und Anfragen widmen, die ihren persönlichen Speicher zweifellos überschwemmten.

»Alpha 365 an Commander Ishida«, erklang die emotionslose Stimme des Sicherheitschefs aus dem Interkom.

»Ishida hier.«

»Commander, vor einer halben Stunde kam es zu einer tätlichen Auseinandersetzung an Bord. Ich habe die Verantwortlichen ins Sicherheitsbüro gebracht.«

»Ich bin unterwegs.«

Eine tätliche Auseinandersetzung? Eine schöne Umschreibung für eine Schlägerei. In der Regel fand so etwas höchstens auf dem Erholungsdeck statt und wurde nicht nach außen getragen.

Schnell legte sie ihre Trainingsrobe zur Seite und schlüpfte in die Uniform der Space Navy. Der multidirektionale Lift brachte sie innerhalb weniger Minuten zum Sicherheitsbüro von Alpha 365, dem genetisch designten Sicherheitschef der HYPERION.

»Commander«, begrüßte sie der breitschultrige Offizier mit den kurzen dunkelblonden Haaren. »Danke, dass Sie so schnell gekommen sind.«

»Eine tätliche Auseinandersetzung an Bord eines Schiffes der Space Navy ist nichts Alltägliches.« Zumindest wenn sie außerhalb des Erholungsdecks und im aktiven Dienst geschieht. »Was genau ist passiert?«

Der Alpha deutete auf eine Sitzbank. Auf ihr saßen ein junger Marine – Noriko schätzte ihn auf Anfang zwanzig – und ein Brückenoffizier.

Sie riss überrascht die Augen auf. »Lieutenant Walker!« Noriko fixierte Bruce Walker ungläubig. Dank seiner hervorragenden taktischen Fähigkeiten arbeitete er an der sekundären Taktikstation auf der Brücke und bereitete Daten für Lieutenant Commander Akoskin auf. »Meine Herren, ich bin sehr auf ihre Erklärung gespannt.«

Walker presste mit grimmigem Blick die Lippen zusammen. Der Marine – Private Burg, wie sie dem Bericht entnahm, den Alpha 365 ihr reichte – blickte voller Unbehagen zu ihr auf, senkte dann den Blick und schloss sich dem Schweigen von Lieutenant Walker an.

»Die beiden weigern sich, Details über das Geschehen preiszugeben«, sagte der Sicherheitschef. »Zeugen haben ausgesagt, dass Lieutenant Walker negative Aussagen über einen Senioroffizier machte, worauf Private Burg eine tätliche Auseinandersetzung begann.«

Noriko fing den bedeutungsschweren Blick des Alphas auf und verstand. Deswegen hatte er sie gerufen und nicht den diensthabenden Offizier. Lieutenant Walker hatte sich negativ über sie geäußert, und Private Burg hatte zu ihrer Ehrenrettung einen Kampf begonnen.

Noriko gab sich äußerlich emotionslos. Ein Spiegelbild von Alpha 365. Dabei wäre sie am liebsten davongelaufen. Warum führte sie diesen Kampf überhaupt noch? Das einzig Sinnvolle wäre es, um ihre Entlassung zu ersuchen und endlich nach Hause zurückzukehren, zu ihren Eltern und ihrer Schwester – in die Geborgenheit der Familie, die sie so sehr vermisste.

Andererseits, was würde ihre Mutter zu ihr sagen? Eine Ishida gibt nicht auf! Du hast ehrenhaft gehandelt und musst dich für nichts schämen!

»Private Burg, für einen Offizier der Space Navy ist es eine Schande, eine derartige Auseinandersetzung zu beginnen. Ich werde mit Corporal Pride über eine angemessene Strafe sprechen.« Wieso bist du nicht einfach zu mir gekommen, verdammt! Eine Schlägerei war unentschuldbar, aber zweifellos konnte die Strafe ein wenig gemildert werden. Immerhin hatte Burg sich für die Ehre eines anderen Offiziers eingesetzt.

»Wegtreten!« Sie wartete, bis der junge Private den Raum verlassen hatte, dann wandte sie sich an Alpha 365. »Würden Sie uns bitte für einen Moment alleinlassen?«

Der Sicherheitschef nickte in seiner typisch stoischen Art und verließ den Raum.

»Gibt es etwas, das Sie mir sagen möchten, Lieutenant?« Noriko trat auf Armeslänge an den Brückenoffizier heran. Dieser musste seinen Kopf in den Nacken legen, um den Blickkontakt weiter aufrechtzuerhalten.

»Ich würde Ihnen gerne eine Menge sagen, glauben Sie mir«, erwiderte Walker. In seinem Gesicht arbeitete es. Es fiel ihm sichtlich schwer, seine Abscheu zurückzuhalten.

»Wenn dem so ist, haben Sie die Erlaubnis, frei zu sprechen. Nichts von dem, was Sie hier sagen, wird in Ihrer Akte erscheinen.« Carte blanche.

»Also gut.« Der Lieutenant stand auf. Sein Gesicht war nur noch wenige Zentimeter von ihrem entfernt. »Sie sind eine Schande für diese Uniform. Zuerst verraten Sie den Admiral und dann fliehen Sie vor einem Kampf, nur weil es gefährlich wird, und lassen eine Kolonie zurück. Sie widern mich an. Genau wie Sjöberg und seine Waschlappen, die Leute wie Sie auf ein Schiff wie die HYPERION versetzen. Wenn… »

»Genug.« Noriko legte all ihre Autorität und jedes Quäntchen an Kälte in dieses Wort. Tatsächlich brachte sie Walker damit zum Verstummen. Vermutlich wurde ihm bewusst, dass er trotz ihrer Erlaubnis, frei zu sprechen, zu weit gegangen war. »Sie haben Ihren Standpunkt deutlich gemacht, Lieutenant. Nichtsdestotrotz werde ich es nicht dulden, dass Sie meine Autorität untergraben. Überlegen Sie sich Ihr weiteres Vorgehen also ganz genau.«

»Das werde ich.« Er schwieg gerade so lange, dass es nicht als direkte Beleidigung durchging. Erst dann fügte er hinzu: »Ma’am.« Seine Augen funkelten böse.

Noriko machte nicht einmal den Versuch, ihm die Wahrheit zu erklären. Lieutenant Walker hatte die Lügen von Michalew und seinen Anhängern verinnerlicht. »Wegtreten!«

Mit einem letzten Blick voll stillem Hass verließ Walker das Büro von Alpha 365, der kurz darauf zurückkehrte. Noriko gab ihm zu verstehen, den Vorfall aus beiden Akten herauszuhalten. Dieses Problem musste sie alleine klären, ohne Captain Cross.

Aber vorher benötigte sie weitere Informationen. Und sie wusste genau, wer ihr die liefern konnte.

*

Mars, Sektor 2 des Niemandslands, Forschungsstation des Wissenschaftsrates, 26. Dezember 2265, 08:00 Uhr

»Captain.« Die Stimme von Admiral Sjöberg klang besorgt.

Stöhnend öffnete Jayden seine Augen. Er hatte das Gefühl, sein Schädel müsse platzen und ihm war schwindelig.

Irgendjemand in einem weißen Kittel beugte sich über ihn und presste etwas gegen seinen Hals. Es zischte, dann ließ der Kopfschmerz schlagartig nach. »Verdammt, was ist passiert?«

»Eine Frage, deren Beantwortung mich ebenfalls brennend interessiert«, sagte Admiral Sjöberg und bedachte Doktor Florian von Ardenne bei diesen Worten mit einem durchdringenden Blick.

Während Jayden auf die Beine kam, sah er sich um. Überall um ihn herum standen oder lagen Menschen in weißen Kitteln. Einige waren noch immer bewusstlos, andere hielten sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Schädel. Das Fraktal schwebte wieder friedlich hinter den Fesselfeldern.

»Das kann ich Ihnen nicht sagen, Admiral«, entgegnete von Ardenne schnippisch. Eine große Beule, die weiter anschwoll, zierte seine Stirn. »Ich wurde von diesem Ausbruch genauso überrascht wie Sie. Die ersten Ergebnisse gehen gerade erst ein. So wie es aussieht, hat diese seltsame Schwärze den gesamten Mars geflutet.«

»Bisher gibt es keine Anzeichen für bleibende Schäden«, erklärte eine junge Frau mit aschblondem Haar. Auf ihrer blauen Uniform prangte das Emblem des medizinischen Dienstes der Space Navy. »Diese Explosion sorgte dafür, dass jeder innerhalb des Forschungskomplexes das Bewusstsein verlor. Weitere Folgen sind nicht feststellbar. Trotzdem möchte ich zusätzliche Untersuchungen durchführen.«

»Doktor Rosen …«

Zwischen dem Admiral und Doktor Abigail Rosen entbrannte ein Streit über das weitere Vorgehen. Jayden erkannte die junge Frau erst jetzt; er hatte einmal auf einem Landgang mit ihr geflirtet, ohne zu wissen, wer sie eigentlich war.

Jayden aber hatte nur Augen für das Fraktal. Irgendetwas hatte sich verändert. Er konnte nicht genau sagen was, aber er konnte es spüren. Er misstraute diesem Ding, begann sogar langsam, es zu fürchten. Wozu war es noch in der Lage?

Ein Ziehen hinter seiner Stirn ließ ihn aufkeuchen. Auf seiner Netzhaut öffnete sich das Interface des Kommandochips. »Was soll das!?«

»Captain?« Admiral Sjöberg wandte sich ihm zu, und auch die Doktoren Rosen und von Ardenne starrten ihn an.

Jayden blickte verwundert auf den Koordinatensatz, den nur er sehen konnte. »Auf meinem Kommandochip befinden sich Daten, die zuvor nicht da waren.«

Admiral Sjöberg sog scharf die Luft ein. Jayden war nicht weniger beunruhigt. Der Kommandochip enthielt alle sensiblen Alpha-Codes, um auf der HYPERION neuralgische Funktionen in Gang zu setzen. Die Selbstzerstörung war eine davon. Der Chip sollte von außen nicht zugänglich sein. Nur das fest installierte Incept-System des Schiffes konnte Daten und Updates überspielen. Jayden selbst musste jeden Zugriff bewusst gestatten.

»Aber das ist unmöglich«, sagte Doktor Rosen mit dem ihr eigenen britischen Akzent. »Hier im Labor gibt es kein Incept-System.«

Doktor von Ardenne schaltete schneller. »Das Artefakt! Mein Gott, die Daten, die über den Phasenraum ausgestrahlt wurden, müssen irgendwie auf Ihren Chip gelangt sein. Die Signaturen der Datenpakete sind identisch.«

Admiral Sjöberg blickte verwundert und zunehmend entsetzt auf den Monitor. »Ich hoffe sehr, dass Sie sich irren, Doktor von Ardenne. Andernfalls besteht hier ein immenses Sicherheitsrisiko. Bisher hielten wir die Kommandochips für sicher. Nicht umsonst wurden sie mehrere Jahre getestet. Ich selbst habe für ihre Einführung gekämpft.«

Die letzten Techniker erwachten. Einige wurden von Paramedics davongeführt, andere stürzten sich sofort auf ihre Pads und tippten eifrig darauf herum.

»Dann finden wir es doch einfach heraus«, sagte von Ardenne und wandte sich an Doktor Rosen. »Beschaffen Sie mir ein mobiles Incept-Aggregat. Mit der Zustimmung von Captain Cross können wir die Daten damit auslesen. Natürlich nur mit Ihrer Erlaubnis, Admiral Sjöberg.«

Jayden blickte fragend zu seinem Vorgesetzten, der nach kurzem Zögern nickte.

Doktor von Ardenne verfiel in hektische Betriebsamkeit. Kurz darauf saß Jayden auf einem Konturensessel, und ein mobiles Incept-Aggregat wurde in seinen Nacken gepresst.

»Auf etwas Derartiges waren wir nicht vorbereitet«, erklärte der Doktor. »Daher müssen wir improvisieren. In dieser mobilen Einheit befinden sich die Universalcodes zur Incept-Verschlüsselung. Wir können damit natürlich nur lesend auf die Daten zugreifen, aber das wird für unsere Zwecke ausreichend sein. Wundern Sie sich nicht, wenn es etwas kribbelt. Die mobilen Einheiten sind noch nicht ganz ausgereift.«

Admiral Sjöberg klopfte Jayden beruhigend auf die Schulter, während er Nachrichten über sein mobiles Pad verschickte. Doktor Rosen sprach mit ruhiger Stimme in ihren Hand-Kommunikator. Die dünne Display-Folie mit integrierter Kommunikationsfunktion klebte, wie bei fast allen Offizieren der Space Navy, auf ihrem linken Handrücken.

»Wir sind dann soweit.« Von Ardenne wirkte aufgeregt. Jayden hätte ihn liebend gerne an seiner Statt in diesen Stuhl gesetzt, doch heute musste er wohl selbst als Versuchskaninchen herhalten.

»Legen Sie los«, sagte er nur.

Zuerst geschah gar nichts, dann erschien die Daten-Zugriffsanfrage in Jaydens Gesichtsfeld. Mit einem geistigen Befehl bestätigte er den Zugriff, worauf die Daten abgerufen wurden. Nach einigen Sekunden war alles vorbei.

Eine Paramedic entfernte die mobile Incept-Einheit, worauf Jayden sich zu den Doktoren und Admiral Sjöberg gesellte, die gespannt auf eines der Panels starrten.

»Es war tatsächlich ein Koordinatenpaar«, sagte von Ardenne. »Ich vermute, das Artefakt hat es irgendwie in Ihren Speicher überspielt.«

»Vielleicht sollte die Admiralität den Kommandochip noch einmal überdenken«, sagte Jayden zu Sjöberg. »Um welche Koordinaten handelt es sich?«

Von Ardenne bedeutete Jayden, näherzutreten. »Um diese.« Er zoomte auf einer stellaren Karte einen Planeten heran. »Was immer die Reaktion des Fraktals auch ausgelöst hat, rechnete wohl nicht damit, dass die Daten auf Ihren Chip gelangen könnten, Captain Cross. Wir wissen nicht, an wen die Übertragung eigentlich adressiert war, ob es überhaupt einen Empfänger gibt. Aber wie sie sehen, ergeben die Koordinaten durchaus einen Sinn.«

»Oh verdammt!«, fluchte Jayden, als er das Gestirn erkannte. »Das bedeutet wohl Ärger.«

*

Raumdock Mars III, IL HYPERION, Maschinenraum, 26. Dezember 2265, 08:00 Uhr

Noriko hatte sich als diensthabender Offizier der Alpha-Schicht auf der Brücke gemeldet und das Kommando übernommen. Da es im Reparaturdock nicht viel zu tun gab, war alles ruhig. Sie beschloss, Lieutenant Commander Lorencia einen Besuch abzustatten.

Die Chefingenieurin des Schiffes blickte gerade konzentriert auf eine der Konsolen, die sternförmig um den zentralen Holotank in der Mitte des Raumes angeordnet waren, als Noriko den Maschinenraum betrat.

»Guten Morgen, L.I.«, grüßte sie Lieutenant Commander Giulia Lorencia.

Wie immer hatte die Chefingenieurin ihr aschblondes Haar zu einem kunstvollen Zopf geflochten, der ihr bis auf die Schultern fiel, und auch ihre Uniform saß makellos.

Bei Norikos Worten sah sie auf. »Ah, Commander. Was führt Sie zu einer so frühen Stunde hinab in die Tiefen der HYPERION?« Die L.I. trat von der Konsole zurück, griff nach einem Becher, den sie daneben abgestellt hatte, und nippte daran. Dem Geruch nach, der Noriko in die Nase stieg, handelte es sich bei dem Inhalt um die aktuelle Vitamin-Koffein-Drink-Mischung. »Widerlich, dieses ViKo-Zeug. Aber was würden wir ohne es machen?« Lorencia nahm einen weiteren Schluck.

Noriko schmunzelte. »Sie sollten mal einen guten alten Sencha Grüntee probieren. Der schmeckt und besitzt einen hohen Koffein-Gehalt.«

»Ach, bleiben Sie mir mit diesem altmodischen Zeug vom Leib.« Lorencia grinste. »Als Nächstes kommen Sie mir noch mit diesem Teufelszeug Kaffee. Nein, nein. Da lobe ich mir doch pures Koffein mit einem Schuss Taurin und vielen künstlichen Aromastoffen.«

Noriko lachte, wurde dann jedoch umgehend ernst. »Ich frage mich, ob Sie schon von dem Zwischenfall heute Morgen gehört haben?«

Lorencias Lächeln verschwand. »Deshalb sind Sie also hier, ich verstehe.« Sie winkte Noriko, ihr zu folgen. »Ich muss noch eine Diagnose am sekundären Helix-Konverter durchführen. Leisten Sie mir doch Gesellschaft.«

Noriko folgte ihr in den hinteren Teil des Maschinenraums, wo sie in einen der Lifts stiegen, der sie zur zweiten Ebene brachte. Hier war der Helix-Konverter verbaut, es gab einen direkten Zugang zum Hochenergie-Speicherring und eine Schleuse führte zur Antriebssektion.

Lorencia trat an das Geländer heran. »Walker hat ganz schön heftig über Sie hergezogen. Aber das wissen Sie zweifellos längst. Burg ist irgendwann ausgerastet und auf ihn losgegangen.«

»Sie sind gut informiert – wie immer.« Noriko trat neben die L.I. und lehnte sich ans Geländer. »Wie schlimm ist es?«

Lorencia warf ihr einen durchdringenden Blick zu, bevor sie schwer einatmete und den Kopf schüttelte. »Ich fürchte, es wird noch schlimmer werden. Überall in der Crew verbreiten sich Gerüchte über Ihren angeblichen Verrat gegenüber Michalew und die Katastrophe auf der INCEPTION. Sie werden als Nestbeschmutzer und Verräterin dargestellt. Walker ist nur die Spitze des Eisbergs.«

»Ich habe damals …«

Die L.I. fiel ihr ins Wort. »Zum einen müssen Sie sich ganz sicher nicht vor mir rechtfertigen. Zum anderen sollten Sie mich besser kennen. Ich kenne die meisten Gerüchte, aber im Gegensatz zu anderen hinterfrage ich sie und recherchiere. Ich denke, mir ist ziemlich genau bekannt, was damals wirklich vorgefallen ist.«

Noriko schluckte. »Danke. Aber wenn ich Sie richtig verstehe, entwickelt sich die Meinung der Crew in eine gefährliche Richtung?«

»Das tun sie«, bestätigte die L.I. »Noch teilt sich die Crew in jene, die auf Grundlage der Gerüchte gegen Sie eingestellt sind, und jene, die brav den Mund halten, weil sie auf harte Fakten warten wollen. Das wird aber nicht mehr lange so bleiben. Ihr momentanes Glück ist, dass Captain Cross sich die Loyalität der Crew durch sein Handeln bei Elnath verdient hat. Durch die Zerstörung des Parlidenkreuzers und den derart positiven Ausgang der Schlacht ist er auf der Beliebtheitsskala nach oben geschossen. Und da er Ihnen vertraut, stehen Sie bis jetzt noch nicht allzu schlecht da. Sie dürfen allerdings nicht darauf hoffen, dass es dauerhaft so bleibt.«

Noriko nickte. »Das werde ich nicht. Es einfach nur auszusitzen, wird dieses Mal nicht helfen.«

»Und war es nicht genau das, was zu dem Debakel auf der INCEPTION führte?«

»Sie sind tatsächlich ausgezeichnet informiert.« Noriko fixierte Lorencia. »Ich nehme nicht an, dass Sie mir Ihre Quellen nennen werden?«

Die L.I. lachte. »Auf keinen Fall.« Sie nippte noch einmal an ihrem Drink, bevor sie an die Wand trat und den leeren Becher in einen der Recycling-Schächte warf. »Ich verbringe einfach viel Zeit im Galaktischen Netz. Man hört Gerüchte, lernt Avatare kennen, stolpert hier und da über geheime Informationen.« Sie zwinkerte.

Noriko ließ das unkommentiert. Sie wusste um die Leidenschaft der L.I. für Technik, Software und das Web. Genau genommen war Giulia Lorencia ein waschechtes Genie, wenn es um Informationsbeschaffung und das Hacken ging. Eine Eigenschaft, die sie sympathisch machte. Doch wenn es um Regeln und Protokolle ging, wollte Noriko lieber nichts von möglichen Übertretungen wissen. Sie glaubte an Recht, Gesetz und Ordnung. Alles andere führte nur ins Chaos.

»Ich danke Ihnen für diese Informationen. Ich werde Sie einzusetzen wissen.« Sie nickte Lorencia noch einmal freundlich zu, dann trat sie in den Lift.

Die L.I. beugte sich über die Konsole. Ihre Finger huschten über die Oberfläche und gaben Daten ein. »Warten Sie nur nicht zu lange«, war das Letzte, was Noriko von ihr hörte, bevor der Lift sie außer Hörweite trug.

*

Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
0+
Hacim:
1494 s. 7 illüstrasyon
ISBN:
9783958344020
Yayıncı:
Telif hakkı:
Bookwire
İndirme biçimi:
Serideki Birinci kitap "Heliosphere 2265 - Der komplette ..."
Serinin tüm kitapları