Kitabı oku: «Die Weisheit des Traumas», sayfa 5
In mancher Hinsicht sind diese Rückblenden das Schlimmste. Die Ereignisse liegen schon lange zurück, aber es lässt sich leider nicht vorhersagen, wann sie wieder zuschlagen, weil sie uns nicht bewusst sind. Das Unangenehme daran ist, dass die negativen Emotionen und die dazugehörigen Stresshormone sich umso tiefer in unser Gedächtnis graben, je öfter sich dieses innere Erleben abspielt. Die neuronalen Netze, die zusammenfunken und sich verbinden, stecken fest. Manche Verdrahtungen sind wie aus Stahl und ihre Spur schleift sich tiefer und tiefer ein.
Das Gefühl, dass wir dann noch für unser tägliches Leben übrig haben, nimmt ab. Das Konzentrationsvermögen lässt nach und meist fangen wir an, stark an uns zu zweifeln, weil wir die Emotionen intensiv erleben und das Gefühl haben, dass wir anders sind als die anderen. Traumatisierten Kindern fällt das Lernen oft schwer, sie brauchen länger und fühlen sich weniger mit der Welt um sie herum verbunden.
Viele Menschen in meiner Praxis haben mir dieses Entfremdungsgefühl beschrieben. Zur Einnahme von Drogen ist es schließlich nur noch ein relativ kleiner Schritt, denn damit fühlen wir immerhin etwas. Therapie hilft dann nur noch in gewissem Maße.
Chemie der Emotionen?
Wir gehen davon aus, dass eine Emotion das Endprodukt einer Erfahrung ist. Die Refraktärzeit sorgt dafür, dass bei unseren Reaktionen eine Lücke entsteht zwischen dem, wie die Dinge aussehen, und wie sie wirklich sind. In Moleküle der Gefühle arbeitet Pert die biomolekulare Basis der Emotionen heraus. So bietet sie Erkenntnisse an, mit denen wir uns selbst noch besser kennenlernen können.
Jeder Mensch hat Emotionen und Gefühle und erlebt diese in seinem Körper, unabhängig von Zeit, Kultur, Bildung oder gesellschaftlichem Status. Während Emotionen immer vorhanden sind, stellen überwältigende Erfahrungen diese in den Vordergrund.
Pert untersuchte die Chemiefabrik zwischen unseren Ohren, die unzählige Körperfunktionen ansteuert. Sie entdeckte die Rezeptoren, die Informationen von außen empfangen. Wenn die Chemie, die Frequenz und die elektrische Ladung zwischen einem Rezeptor und dem ankommenden Signal übereinstimmen – das kann ein Gedanke oder eine Überzeugung sein –, dann wird die Zelle angeregt, bestimmte Aufgaben zu erfüllen.
Bei jedem Gedanken findet also eine biochemische Reaktion in unserem Gehirn und unserem Herzen statt. Wir produzieren eine chemische Substanz. Wenn wir etwas denken, sendet das Gehirn chemische Signale an den Körper, wo sie als Botschafter der Gedanken auftreten. Wenn unser Körper die chemischen Botschaften empfängt, reagiert er sofort, indem er eine entsprechende Reihe von Reaktionen in Gang setzt, die mit dem übereinstimmt, was das Gehirn denkt. Daraufhin sendet unser Körper einen Bericht zurück an das Gehirn, sodass wir nun passend zu dem fühlen, was das Gehirn denkt.
Mit diesem Wissen als Grundlage könnte man also sagen, dass Emotionen in Wahrheit neuronale Aktivitäten in bestimmten Gehirnbereichen sind. Um dies noch besser zu verstehen, sollten wir noch mehr über die Stoffe erfahren, die für die Gehirnaktivität und bestimmte Körperfunktionen verantwortlich sind: Neurotransmitter, Neuropeptide und Hormone. Diese drei Arten von chemischen Substanzen dienen als Boten oder Verbindungen und werden daher ligantia genannt. Das lateinische Wort ›ligare‹ bedeutet ›verbinden mit‹.
Neurotransmitter sorgen als Botenstoffe dafür, dass das Gehirn und das Nervensystem miteinander kommunizieren. Sie senden Signale zwischen verschiedenen Nervenzellen. Es gibt verschiedene Arten von Neurotransmittern und jeder Typ ist für eine bestimmte Aktivität verantwortlich. Manche bremsen, manche regen an. Andere machen uns schläfrig und wieder andere wecken uns auf. Man denke an Melatonin und Serotonin. Die Neurotransmitter, die im Gehirn vorkommen, sind außerdem an zwei weiteren Stellen im Körper vorhanden: im Herzen und im Verdauungstrakt.
Das Herz hat eine Standleitung zum Gehirn und eine eigene Intelligenz, die der des Gehirns in nichts nachsteht. Alle internen und externen Eindrücke werden vom Herzen verarbeitet. Was wir vor allem bewusst registrieren, sind die vom Gehirn verarbeiteten Informationen. Deshalb sind wir uns unserer allerersten Eindrücke oft nicht gewahr, da sie vom Herzen verarbeitet und aufgenommen werden. Das körperliche Herz hat auch physiologisch besondere Eigenschaften: Es hat ein Gedächtnis!
Die Neuropeptide stellen die Mehrheit der Botenstoffe dar. Der Hypothalamus ist der Teil des Gehirns, der die meisten Neuropeptide produziert. Pert entdeckte, dass unser Immunsystem ebenfalls Neuropeptide herstellt und zudem eng mit dem Verdauungstrakt verbunden ist. Diese Substanzen senden dem Körper bestimmte Instruktionen, nachdem sie die Hypophyse passiert haben. Im Körper gelangen die Neuropeptide in die Blutbahn und heften sich anschließend an die Zellen verschiedener Gewebe, vor allem an Drüsen, die wiederum den dritten verbindenden Faktor ins Spiel bringen: die Hormone. Diese Hormone sind die Substanzen, die für unsere Gefühle und Emotionen verantwortlich sind und stehen ihrerseits in enger Verbindung mit dem Verdauungstrakt. Deshalb essen manche von uns bei Stress viel, während andere keinen Bissen hinunter bekommen.
Zusammenfassung
Neurotransmitter sind die chemischen Botenstoffe des Gehirns und des Geistes (des Denkens).
Neuropeptide sind die chemischen Signale zwischen dem Gehirn und dem Körper (Herz, Immunsystem, Verdauung), die uns fühlen lassen, was wir denken.
Hormone sind die Stoffe, die diese Gefühle für die Organe ›übersetzen‹.
Eine persönliche Erfahrung soll die Funktion dieser drei Arten von Botenstoffen illustrieren: Mein Gedanke »Er hätte nicht Selbstmord begehen und die Kinder ohne Vater zurücklassen dürfen.« Meine Neurotransmitter starten den Denkvorgang im Gehirn und erschaffen eine bestimmte Stimmung in meinem Geist. Meine Neuropeptide senden anschließend chemische Signale an meinen Körper und ich beginne, entsetzt, wütend oder traurig zu sein. Wenn die Peptide meine Nebennieren erreichen, werden diese dazu angeregt, das Hormon Adrenalin oder Cortisol auszuschütten, und jetzt werde ich so richtig wütend. Mein Körper bereitet sich auf einen Kampf vor. Es entsteht eine ›Denk-und-Fühlschleife‹, in der Therapie auch emotionale Blockade genannt.
Wenn dieses spezifische Netzwerk von Neuronen erst einmal aktiviert ist, produziert das Gehirn immer weiter Stoffe mit genau der Signatur, die zu dem passt, was ich gefühlt und gedacht habe. Ich bleibe also in diesen Gedanken hängen.
Bei liebevollen, frohen oder positiven Gedanken produzieren wir Stoffe, durch die wir uns froh und glücklich fühlen. Bei ängstlichen, wütenden, negativen Gedanken fühlen wir uns schneller ängstlich, wütend oder negativ. Es handelt sich hier um ein Zusammenspiel zwischen Herz, Gehirn und Körper, das synchron verläuft. Wenn wir uns so fühlen, wie wir denken, fangen wir an zu denken, wie wir uns fühlen.
Unser Körper, und damit auch das Herz, steht in stetigem Kontakt mit dem Gehirn, das wiederum ständig verfolgt, wie der Körper sich fühlt. Das Gehirn erhält eine chemische Rückkopplung, die dafür sorgt, dass es immer mehr Substanzen produziert, die ihrerseits bestätigen, wie der Körper sich fühlt. So wird die Schleife sichtbar, in der wir erst fühlen, wie wir denken, und anschließend denken, wie wir fühlen.
Gedanken gehören zum Verstand, das Fühlen zum Herzen und zum Körper. Körper und Geist arbeiten zusammen und bilden ein gemeinsames Ganzes. Wenn wir kohärent sind, ist das Ergebnis ein ruhiger Seinszustand. Im Stresszustand sind wir inkohärent. Nach einem heftigen Ereignis und dem daraus folgenden emotionalen Schmerz und Stress werden wir nach und nach vertraut mit diesem geistig-emotionalen Seinszustand.
Manchmal denken und fühlen wir jahrelang auf dieselbe Weise in Bezug auf solche Ereignisse. Das führt dann zu einem verinnerlichten Seinszustand, der schließlich zu unserer persönlichen Identität wird. Mentalität und Verhalten decken sich und werden dann zum Beispiel als geopfert, aggressiv, schuldig und beschämt oder sarkastisch definiert. Die Gedanken und Gefühle sind miteinander verschmolzen und ineinander übergegangen. Aus der Emotion wird eine Stimmung, aus der Stimmung ein Charakterzug.
Ist dann noch eine Veränderung möglich und wenn ja, wie? Man kann sagen: Veränderung bedeutet, größer zu denken als wir uns fühlen. Oder noch einfacher: »Was wir einmal gelernt haben, können wir auch wieder verlernen und stattdessen etwas Neues lernen.« Das geht nicht im Handumdrehen, aber die Neuroplastizität des Gehirns hilft uns dabei.
Obwohl manche Kreisläufe aus Denken und Fühlen fest eingegraben sind, ist das Gehirn so plastisch, dass es sich jederzeit verändern kann. Der Schlüssel liegt darin, neue Erfahrungen zu schaffen und andere Dinge zu fühlen. Dadurch erhalten wir wieder Kontrolle über unser Leben und entwickeln Resilienz. Wir konditionieren unseren Körper für eine neue, bessere Zukunft. Wahrzunehmen, was unser Herz fühlt, ist der erste Schritt in diesem Heilungsprozess.
Chemie und Energie
Mystiker, Philosophen, Yogis und verschiedenste mystische Strömungen innerhalb der großen Weltreligionen gehen noch einen Schritt über Herz, Gehirn und Körper hinaus. Sie lehren, dass der Mensch keine zufällige Ansammlung von Fleisch und Knochen darstellt, sondern viel komplexer aufgebaut ist. Sie sagen, dass wir auf einer elementaren Ebene eine Konzentration von Energie sind, keine Abfolge von chemischen Reaktionen.
Rohe Gefühle und überwältigende Erlebnisse verursachen tiefe energetische Störungen, die uns aus unserer Mitte vertreiben. Der natürliche Fluss der Dinge wird dadurch grob unterbrochen und die vertraute Wirklichkeit zerfällt von außen nach innen. In der Tat stellen die neuesten Forschungsergebnisse von Pert und der Psychoneuroimmunologie eine Bestätigung dieser Sichtweise dar.
Jeden Tag geraten Menschen in traumatische Situationen, Krisen und Konflikte, die ihr Leben von diesem Augenblick an durcheinanderwerfen. Nichts bleibt, wie es war, und im Inneren entsteht energetischer Schaden, zusätzlich zum Schaden an Psyche und Gehirn. Vor der darauffolgenden Phase gibt es kein Entkommen: wir müssen uns mit diesen Gefühlen auseinandersetzen. Dabei sind Schmerz, Wut, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Angst und vielleicht auch Ohnmacht in jedem Augenblick des Tages zu fühlen, ständig sind wir ängstlich und müde und wissen nicht, wie es weitergehen soll. Au!
Warum empfinden es viele Menschen als so kompliziert, sich aus dem Trauma zu befreien? Traumatische Erfahrungen, Verlust und andere Leiden rufen immer wieder eine emotionale Reaktion hervor, bei der das traumatische Ereignis im Mittelpunkt steht. Wir denken oft an die Vergangenheit und diese Erinnerungen lassen sich leicht aufrufen.
Wenn wir zehn Jahre lang traurig denken und fühlen, werden wir zu dieser Trauer und diesem Schmerz. Die logische Folge davon ist, dass wir nicht mehr anders sein können als traurig. Wir haben die Trauer so verinnerlicht, dass wir sie mit allem im Hier und Jetzt verknüpfen. Alle Gedanken an das Leben und an uns selbst werden durch diese Trauer gefärbt. Unser Körper verhält sich entsprechend und wir handeln danach.
Dass ich wiederholt zu den Gedanken von Wut, Trauer, Scham, Schuld und Angst zurückkehrte, sorgte dafür, dass mein Gehirn immer dieselben Sequenzen und Muster abspielte. Ich selbst schickte mein Gehirn immer wieder in die Vergangenheit und so wuchsen diese Kreisläufe zu programmierten Netzwerken heran. Immer wieder wurden dieselben Substanzen dupliziert, als ob ich den Verlust jedes Mal neu erlebte. Diese Stoffe trainierten meinen Körper, die Emotionen noch viel stärker zu verinnerlichen. Ich bekam Herzrhythmusstörungen und eine Nervenentzündung.
In der westlichen Psychologie heißt es, dass wir unsere Persönlichkeit und Identität etwa im Alter von 35 Jahren fertig ausgebildet haben. Wir haben dann eine Reihe von emotionalen Reaktionen, Überzeugungen und Verhaltensweisen ausgewählt und programmiert. Diese Programme liegen im Unterbewusstsein und laufen im Hintergrund. Daher geraten wir auf dieselbe Weise in dieselben Emotionen, wir denken dasselbe und reagieren identisch auf dieselben Dinge. Wir haben eine Reihe von unterbewussten Programmen, die zu Automatismen geworden sind. Sobald wir einen Gedanken oder ein Gefühl haben, schaltet der Körper den Autopiloten ein. Da wir durch viele Wiederholungen gegangen sind, brauchen wir nicht mehr darüber nachzudenken, denn alle Informationen stecken im Körper, im Herzen und im Gehirn. Denken → fühlen → handeln → sein.
An einem bestimmten Punkt entschied ich mich bewusst dafür, glücklich zu sein. Ich merkte allerdings, dass ich meinen Körper darauf konditioniert hatte, sich unglücklich, traurig und wütend zu fühlen.
Die Beziehung, die ich nach dem Selbstmord meines zweiten Mannes eingegangen war, half mir, dieses unglückliche Gefühl zu verstärken. Mit meinem neuen Partner war ich alles andere als glücklich. Die starke Konditionierung infolge von aufeinandergeschichteten traumatischen Erfahrungen machte es schwierig, mit diesem tief eingebrannten Muster zu brechen. Mein Körper hatte sich an diesen Zustand gewöhnt. Ich dachte, dass ich das Kommando hätte, aber das war keineswegs die Wahrheit.
Emotionen und Bewusstsein?
Emotionen sind keine Besonderheit des Menschen. Auch Tiere empfinden Emotionen. Sie haben allerdings kein Bewusstsein dafür und können daher nicht wie wir darüber nachdenken. Was uns von den nicht-menschlichen Lebewesen unterscheidet, ist die Verbindung unserer Emotionen mit der Komplexität unserer Gedanken, Urteile, Werte, Prinzipien und deren Wirkung auf unseren Körper. Wir werden von Emotionen, Gefühlen und mentalen Mustern gelebt.
Solange uns jedoch unsere Gedanken, Emotionen und Gefühle nicht bewusst sind, verhalten wir uns oft wie ein zielloses Projektil, das sich selbst und anderen schaden kann. Wir handeln unbewusst aus diesen Gedanken, Emotionen und Gefühlen heraus und rechtfertigen sie mit allerlei Geschichten und Überzeugungen. Wir neigen dazu, unseren Geist (das Denken) zu nutzen, um Tatsachen zu verbergen, anstatt sie zu enthüllen. Ein Teil unseres Geistes ist damit beschäftigt, einen Schutzschirm aufzustellen, um zu verschleiern, was vorgeht. In den verschiedenen Dimensionen des Geistes kann dabei jeweils etwas anderes vorgehen.
Nach einem schweren Trauma denken wir vielleicht das eine, fühlen etwas anderes und handeln noch einmal ganz anders. Das tun wir nicht mit Absicht. Alles hat eine Funktion im Prozess des Überlebens. Um zu überleben, tun wir manchmal Dinge, die sich schließlich als neuronale Pfade in unserem Gehirn verankern und Blockaden verursachen.
Emotionen lösen körperliche Veränderungen aus, die in verschiedenen Bereichen des Gehirns und im Herzen sichtbar werden. Bewusstsein ist der Schlüssel zur Verbindung zwischen Fühlen und Wissen. So können wir wissen, was wir fühlen, und das gibt uns ein Verständnis für die Beweggründe unserer Handlungen und daher auch für unser Denken und unsere Überzeugungen. Entscheidend ist deshalb der Unterschied zwischen drei Aspekten. Erstens, die Emotion selbst. Zweitens, das Gefühl dieser Emotion und das Wissen um dieses Gefühl. Drittens, das Erleben der Emotion im Körper.
Giovanni Frazzetto schreibt in seinem Buch Der Gefühlscode6, dass ein Gehirnscan mit dem Ausblick über eine Stadt vergleichbar ist. Wir sehen die Häuser und Straßen, sowie wo die Menschen wohnen und wie sie sich bewegen. Wir sehen jedoch nicht, was sie bewegt. Frazzetto schlägt vor, mehr Musik zu hören, mehr Kunst zu betrachten und Gedichte zu lesen, um dadurch zu erfahren, was dies über unsere Emotionen aussagt. Das ist natürlich eine Möglichkeit, aber mir erschien sie eher als Abkürzung und genügte mir nicht.
Was mich bei meiner Selbsterkundung und in meinem Heilungsprozess antrieb, war das Verlangen nach dem Verstehen meiner eigenen Gefühle und Emotionen. Ich wollte den Verlust von Kontinuität, Kohärenz, Verbindung und Vitalität, den Mangel an Autonomie und Energie verstehen. Es war eine schwierige und zugleich auch faszinierende Herausforderung. Der Verlauf meiner eigenen Erfahrungen im Zusammenhang mit dem selbstgewählten Tod meines Mannes gab den Ausschlag dafür, diesen Prozess zu beschreiben.
Mein Partner war ein intelligenter, freundlicher Mann und ständig auf der Suche nach dem Sinn der Welt und des Lebens gewesen. Er war nicht in der Lage, in seinem Inneren Fühlen und Wissen zusammenzubringen und lehnte sich immer wieder selbst ab. Damit war er nicht der Einzige. In meiner jahrelangen Praxiserfahrung habe ich viele Klienten erlebt, die im Alltag Mühe hatten, Fühlen und Wissen bewusst zusammenzubringen. Letzten Endes passierte das auch mir.
Ein Kind tut alles nach Gefühl. Es kann mit dem ganzen Körper in etwas aufgehen – es handelt unbefangen im Sinne von ›nicht gefangen‹. Als Erwachsene haben wir diese Unbefangenheit verloren, weil wir selbst eine Mauer gebaut haben, hinter der unsere Gefühle gefangen sitzen. Bis zu unserem siebten Lebensjahr haben wir keine bewusste Erinnerung, dennoch hat unser Körper im limbischen System alle Erfahrungen gespeichert – tief verborgen und gut aufgehoben im Unterbewussten.
Das Leben ist ein großes Geheimnis. In jedem Menschen wartet eine große Kammer des Bewusstseins, die uns einlädt, sie zu betreten und Ja zu uns selbst zu sagen. So öffnet sich ein neuer Weg, der mit dem Geheimnis unserer Existenz verbunden ist, und wir bleiben uns selbst nicht länger fremd. Für viele traumatisierte Menschen ist die Konfrontation mit dem ›Unbekannten‹ jedoch schmerzhaft.
In dem Wissen, dass ein viel größeres Potenzial in uns verborgen liegt, stellt sich die Frage: Wie können wir Zugang dazu bekommen? Sicher ist, dass wir uns durch viele verschiedene Schichten von Hindernissen durcharbeiten müssen, um zu erfahren, was sich ›auf der anderen Seite der Mauer‹ abspielt. Der Mensch ist seit Tausenden von Jahren damit beschäftigt, die Geheimnisse des Lebens zu erkunden. Die Suche beginnt bei der Ergründung unseres Selbst bis in die Tiefen unseres Wesens als Mensch.
Ja zu uns selbst zu sagen ist ein Weg, der in der Gegenwart beginnt, in der materiellen Wirklichkeit dessen, wer wir jetzt sind. Je länger wir damit beschäftigt sind, desto subtiler werden die Hindernisse. Die Mauer verwandelt sich zuerst in eine durchsichtige Glasplatte und zum Schluss in einen Schleier, der verschwindet. Ja zu uns selbst zu sagen bedeutet, Bereitschaft zu zeigen, ins Innere zu reisen und an die Arbeit zu gehen. Der Weg der Suche nach dieser starken, in uns schlummernden Energie kann lang oder kurz sein.
Bewusstsein als Quelle der Heilung
Für viele Menschen ist es ungewohnt, das Bewusstsein als Quelle der Heilung anzusehen. Für Heilung sind schließlich Haus- und Fachärzte oder Therapeuten zuständig. Selbstheilung zeigt uns einen anderen Zugang als den medizinisch-wissenschaftlichen.
Damit will ich nicht sagen, dass wir keine Ärzte, Spezialisten oder Therapeuten zu Rate ziehen sollten. Es ist allerdings kurzsichtig, andere Heilungsprozesse von vornherein zu verwerfen, nur weil sie nicht mit den üblichen wissenschaftlichen Methoden überprüft werden können.
Aus dem Materiellen heraus lässt sich die geistige Welt nicht wirklich begreifen. Und was wir nicht verstehen, können wir auch nicht beurteilen. Wir könnten kritische Fragen stellen, aber das ist etwas anderes, als so zu tun, als ob etwas nicht existierte. Niemand wird gezwungen, spirituelle Heilmethoden anzuwenden und niemand wird gezwungen, sie nicht anzuwenden. Wir sollten nicht zulassen, dass andere ihre Angst auf uns projizieren, wenn wir nach einem traumatischen Erlebnis oder anderen überwältigenden Erfahrungen, die uns tief verletzt haben, unseren eigenen Weg der Heilung einschlagen wollen.
Nassim Nicholas Taleb schreibt in seinem Buch Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen7:
Was ist ein Fragilist? Er verwechselt das Unbekannte mit dem Nicht-Existenten. Er glaubt, dass es das, was er nicht sieht, nicht gibt, beziehungsweise dass das, was er nicht versteht, nicht existiert. Ein naiver Rationalist vielleicht? Dank der Fragilisten ist die moderne Zivilisation immer blinder geworden für das Geheimnisvolle, das Undurchdringliche – für den Bereich des Lebens, den Nietzsche als das ›Dionysische‹ bezeichnete.
Posttraumatisches Wachstum anstatt posttraumatischem Stress: Menschen, die von Ereignissen in der Vergangenheit beschädigt wurden, übertreffen sich selbst. Im Volksmund: ›Charakterbildend‹.
Entscheidend ist für mich die Verbindung zwischen Herz, Gehirn und Körper. Diese Verbindung kommuniziert über das Nervensystem. Unser Gehirn setzt Signale um in Bilder, diese wiederum in ein Gefühl und das wird anschließend im Körper wahrgenommen.
Die Wissenschaft konnte inzwischen zeigen, dass das Herz Zugang zu hereinkommenden Informationen hat und schneller darauf reagiert, noch bevor das Gehirn diese registriert. Der Kardiologe Joel Kahn kommt in seinem Buch Das gesunde Herz 9 zu dem Schluss, dass das Herz ein elektrisches Feld mit einer 60 Mal höheren Amplitude als die Gehirnaktivität hat, und ein elektromagnetisches Feld, das 5000 Mal so stark ist wie das des Gehirns. Diese Felder können am Körper, aber auch noch aus mehreren Metern Entfernung gemessen werden.
Kahn schreibt, dass die Aktivität eines Herzens auch im Gehirn einer anderen Person gemessen werden kann! Die elektromagnetischen Felder von zwei Personen, die einander berühren oder die sich in wenigen Metern Abstand voneinander befinden, können eine Interaktion entwickeln, bei der die energetische Aktivität im Herzen des einen Individuums in den Gehirnströmen des anderen gemessen werden kann.
Die elektrische Aktivität des Herzens und des Gehirns kann so in einen synchronen elektrischen Rhythmus gelenkt werden. Dies lässt sich messen, wenn beide Personen sich auf Emotionen wie Dankbarkeit, Liebe und Vergebung konzen-trieren. Dieser Fokus gibt den Organen Kohärenz und ist zudem mit höheren ätherischen Funktionen der beiden Körper verbunden. Auf physischer Ebene sinken dadurch Blutdruck und Cortisolspiegel und das Immunsystem wird gestärkt. Die Liebesenergie und ihre Schwingungen spielen eine große Rolle dabei, Gesundheit, Vitalität, Kohärenz und Regeneration zu erhalten, ebenso beim Halten einer Verbindung mit dem anderen und dabei, kreative Energie und Lebensweisheit strömen zu lassen. Dies sind wichtige Hinweise für einen anderen Blick auf Heilung und für die Anwesenheit einer anderen Person in Heilungsprozessen.
Nach Aussagen der Wissenschaft ist insbesondere die erhöhte Ausschüttung des Stresshormons Cortisol die wichtigste Ursache für Krankheitserscheinungen. Cortisol sorgt dafür, dass mehr Zucker ins Blut gelangt, sodass mehr Energie verfügbar wird. Wenn der Cortisolspiegel langfristig hoch bleibt, kann das den Körper schädigen.
Etliche Frauen bekommen nach dem Tod ihres Partners durch den hohen Cortisolspiegel im Körper zeitweise Probleme mit Haarausfall. In meinem Fall blieb nach dem Tod meines Mannes meine Periode aus und ich kam direkt in die Wechseljahre. Manche Menschen sind eine Zeit lang besonders anfällig für Erkältungen, Grippe und Kopfschmerzen. Viele leiden nach dem Tod eines geliebten Menschen oder nach einem anderen traumatischen Zwischenfall unter hohem Blutdruck. Möglicherweise als Folge davon treten auch Schlaganfälle oder Herzinfarkte häufiger auf. Mitunter steigt das Risiko von Enteritis oder Diabetes.
Alle Nervenknotenpunkte liegen in der Nähe von Körperstellen, die ich Energiezentren nenne: hinter den Augen, beim Netzwerk in der Kehle, den Nerven in der Brust, der Lunge und dem Herzen. Diese Energiezentren befinden sich in der Nähe des Zentralnervensystems und der endokrinen Drüsen. Durch Hormone regeln diese Drüsen die Produktion aller chemischen Substanzen in unserem Körper. Die Energiezentren funktionieren wie Organe, die Lebensenergie aufnehmen und über den Körper verteilen.
Jedes Energiezentrum ist mit einer endokrinen Drüse und mit einem wichtigen Knotenpunkt im Körper verbunden. Die hereinkommende Energie fließt durch die Energiekanäle zum Nervensystem und von dort ins Blut, um den Körper zu nähren. Tritt in einem Energiezentrum eine Störung auf, sodass es nicht mehr richtig funktioniert, wird auch die Energieaufnahme gestört und eine Krankheit oder ein Symptom zeigen sich im damit verbundenen Körperbereich. Die Energie kann dann nicht mehr vollständig aufgenommen oder abtransportiert werden. Wenn unsere Lebensenergie ungehindert fließen kann, fühlen wir uns gesund, voller Energie und geistig im Gleichgewicht. Unverarbeitete Emotionen oder Traumata stören diesen Energiefluss.
Der Suizid meines zweiten Mannes rief bei mir die Emotion Entsetzen hervor. Meine Kernüberzeugung lautete lange Zeit: »Er hätte nicht Suizid begehen und die Kinder ohne Vater zurücklassen dürfen.« Alles war zu überwältigend, um es zu fühlen. Ich hatte außerdem in meiner Kindheit ein Programm gelernt, meine Gefühle nicht zu äußern.
Darüber hinaus verhält sich die Umwelt bei einem Suizid nicht wirklich kooperativ. Wir alle sind in unseren eigenen Programmen aus Emotionen und in Gefühlen von Entsetzen und Ohnmacht gefangen. Für eine gewisse Zeit ist das nicht schlimm. Es wird jedoch dann zum Problem, wenn wir davon nicht mehr loskommen und diesen emotionalen Zustand zu fest verinnerlichen.
Alles entsteht und vergeht. Also war auch mein Entsetzen irgendwo hergekommen. Diese Emotion wirkte bei mir in die Tiefe und wurde nach und nach zu einer Quelle von körperlichem Schmerz. Eine Überzeugung, die uns ein positives Gefühl gibt, möchten wir aufrechterhalten. Im Gegensatz dazu wollen wir eine Überzeugung, die Unwohlsein in uns verursacht, die uns traurig oder wütend macht, am liebsten ignorieren.
Als ich nicht mehr tiefer fallen konnte, begann ich mit einer profunden Selbsterforschung. Indem ich mir eindringliche Fragen stellte, konnte ich nach einer gewissen Zeit der Übung und der Reflexion die Aussage bestätigen: »Wo Bewusstsein entsteht, hört das Leid auf.«
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