Kitabı oku: «Die Befragung», sayfa 5

Yazı tipi:

Vorteile der computerunterstützten Befragung

Den größten Anteil an der Entwicklung hat die CATI-Technik. Die Vorzüge beziehen sich aber prinzipiell auch auf die Techniken der anderen Verfahren (vgl. Frey / Kunz / Lüschen 1990; Saris 1991: 20ff.; Müller-Schroth 1995; Fuchs 1999: 120f.; Knobloch / Knobloch 1999: 67ff.):

 Die Computerunterstützung entlastet den Interviewer bei der Handhabung des Fragebogens. So können komplexe Filterführungen oder Gabelungen im Fragebogen automatisch verwaltet werden. Weiterhin können Konsistenzprüfungen programmiert werden, sodass der Interviewer nachfragen kann, wenn der Befragte widersprüchliche Angaben macht. Auf diese Weise widmet der Interviewer seine Aufmerksamkeit stärker der Interviewführung selbst.

 Wenn längere Listen mit Antwortvorgaben oder Statements verwendet werden, können diese zufällig rotiert und somit Reihenfolge- oder Präsentationseffekte verhindert werden. Im persönlichen Interview ersetzt diese Möglichkeit die etwas umständliche Verwendung von Karten, die der Interviewer vor jedem Interview neu mischen muss.

 [51]Die Schritte der Dateneingabe und der Datenübermittlung werden abgekürzt. Die Fragebogeneinträge müssen nicht mehr gesondert elektronisch erfasst werden, weil das Ausfüllen des Fragebogens und die Dateneingabe identisch sind. Dadurch entfällt ein fehleranfälliger Schritt, und die Daten können schneller ausgewertet werden. Durch die automatische Konsistenzüberprüfung verkürzt sich auch der Prozess der (inhaltlichen) Datenüberprüfung und der Datenbereinigung, die zum Teil schon während des Interviews erfolgen.

 Mit der computerunterstützten Datenerfassung ist als Nebenprodukt auch die Aufzeichnung weiterer Daten verbunden: So wird die Zeit, die für die Beantwortung einer Frage benötigt wird, automatisch protokolliert. Darüber hinaus kann das Interviewerverhalten dem Computer gegenüber mit »Keystroke-Files«, also mit Protokolldateien aller Tastenbetätigungen des Interviewers, inklusive der Reihenfolge und Kennung der dazugehörigen Frage, analysiert werden. Indirekt lässt sich mit dieser Technik auch die Handhabbarkeit der eingesetzten Computerprogramme evaluieren.

Speziell mit der CAPI-Technik sind zwei weitere Vorteile verbunden:

 Zum einen wird die Hoffnung geäußert, dass der Einfluss des Interviewers auf den Befragten geringer wird, weil mit dem Computer der Interaktion zwischen Interviewer und Befragtem ein Medium zwischengeschaltet ist. Die Interviewsituation ist neutraler und insofern weniger anfällig für Eindrucksmanipulationen seitens des Befragten oder für unwillkürliche Einflussnahmen durch den Interviewer.

 Es gibt mehr optisch-visuelle Möglichkeiten am Bildschirm als mit dem herkömmlichen Fragebogen. Bei Mediennutzungsabfragen können etwa aktuelle Titelblätter statt nur Titelkarten präsentiert werden und somit die Erinnerung der Befragten besser unterstützen. Außerdem können Bewegtbilder vorgeführt werden. Insgesamt finden die meisten Befragten die Interviewsituation mit dem Einsatz von Multimedia als attraktiver und abwechslungsreicher als das herkömmliche persönliche Interview.

 Im Unterschied zu anderen Techniken verwaltet die CATI-Technik zusätzlich die Stichprobe. Auf diese Weise können nicht nur automatisch Telefonnummern generiert werden (für das Random-Digit-Dialing), sondern auch die (Wieder-)Wählversuche gesteuert werden.

Insgesamt wird die Feldphase der Befragung kürzer, es fallen geringere Kosten an, die Datenqualität steigt und die Möglichkeit der Qualitätskontrolle verbessert sich (vgl. Dethlefsen 2000).


Nachteile der computerunterstützten Befragung

Da die Verfahren computerunterstützter Befragung bisher nur beim Telefoninterview etabliert sind, kann man kaum prinzipielle Nachteile ausmachen. Vielmehr gibt es derzeitig Probleme und Herausforderungen, die durch die technische Entwicklung zu lösen sind. Insofern betreffen die folgenden Problempunkte nur am Rand das computerunterstützte Telefoninterview (CATI), sondern eher die noch nicht flächendeckend eingesetzten anderen Verfahren (CAPI und CASI) (vgl. Frey / Kunz / Lüschen 1990: 182f.; Fuchs 1999: 120; Knobloch / Knobloch 1999: 70f.).

 Für persönliche Interviews erweist sich der technische Apparat insbesondere dann als ungünstig, wenn die Interviews auch als Haustürgespräche möglich wären, denn der Interviewer ist mit der Geräteausstattung darauf angewiesen, dass er in die Wohnung gebeten wird.

 Befragte mit geringer Computererfahrung empfinden den Einsatz eines Computers möglicherweise als bedrohlich und neigen deshalb eher zur Verweigerung des Interviews.

 Auch in der Interviewsituation selbst können die auf die technische Durchführung konzentrierte Aufmerksamkeit und die reduzierten Interaktionen des Interviewers vom Befragten als störend empfunden werden. Die Situation im computerunterstützten persönlichen Interview ist künstlicher als im konventionellen persönlichen Interview.

Im Telefoninterview fallen diese Nachteile weg, da der Befragte die Computerunterstützung des Interviews nicht bemerkt. Die nachfolgenden Nachteile beziehen sich allerdings eingeschränkt auf die CATI-Technik:

 Die Handhabung der Technik erfordert von den Interviewern Zusatzkompetenzen und macht eine gesonderte technische Schulung nötig.

 Die Vorbereitung auf und Vorarbeit für die Befragung muss intensiver sein als bei konventionellen Verfahren, weil alle Probleme bezüglich der Beantwortung der Fragen, der Konsistenzprüfung antizipiert werden müssen. Für die Erstellung des Fragebogens sind Programmierkenntnisse notwendig.

 In der konkreten Interaktion des Interviews ist eine computerunterstützte Befragung weniger flexibel, weil der Interviewer auf die logischen Vorgaben der Fragebogenkonstruktion angewiesen ist. Nicht vorhergesehene Antwortkombinationen, die trotzdem korrekt sind, müssen extra vermerkt werden. Korrekturen oder Anmerkungen sind auf Papier leichter durchzuführen.

 Die Handhabung der Technik erfordert zudem vom Interviewer eine sehr hohe Aufmerksamkeit, die zu Lasten der Interaktion mit dem Befragten geht. [53]Auf diese Weise dauern zumindest die computerunterstützten persönlichen Interviews etwas länger als die herkömmlichen persönlichen Interviews.

 Wie bei allen Computeranwendungen besteht prinzipiell die Gefahr des Systemabsturzes mit weitreichenden Folgen in Form von Datenverlust. Dies gilt insbesondere, wenn die Computer vernetzt sind wie in einem CATI-Studio.

 Während sich die Einrichtung eines mit CATI ausgestatteten Telefonstudios als mittel- und langfristig sinnvolle Investition erweist, ist die Anschaffung von Laptops für CAPI nach wie vor sehr teuer. Noch kostenintensiver ist die Ausstattung eines Befragtenpanels mit Hardware und Software, wenn die Befragten im Gegenzug bereit sind, regelmäßig an Umfragen teilzunehmen.

Die genannten gelegentlichen nachteiligen Auswirkungen schränken die Verwendung der Computerunterstützung etwas ein: Technische Verfahren eignen sich offenbar eher als Unterstützung für den Interviewer und weniger für die eigenständige Nutzung durch die Befragten. Außerdem lassen sie sich am besten bei (hoch) standardisierten Befragungen und Fragebögen einsetzen (vgl. Knobloch / Knobloch 1999: 75).


Die Online-Befragung


Beschreibung und Varianten

Online-Befragungen sind streng genommen computerunterstützte schriftliche Befragungen. Allerdings sind sie netzbasiert und finden im WWW statt. Die Fragebögen sind mit HTML oder anderen Techniken (wie Javascript oder Flash) programmiert; sie können interaktive und multimediale Elemente enthalten.

Das Internet ist als Technik und Organisationsform gleichzeitig Methode bzw. Instrument (Fragebogen), Kommunikationskanal (Vertrieb) und Forschungsgegenstand (Nutzung, Rezeption, Produktion von Internetinhalten). Online-Befragungen sind dann besonders sinnvoll, wenn alle drei Komponenten zusammenkommen, wenn also das Internet und seine Nutzer auch der Forschungsgegenstand selbst sind (vgl. Jackob / Schoen / Zerback 2009; Jackob et al. 2010). Demnach ist auch die Definition der Grundgesamtheit in der Regel auf die Internetnutzer bezogen, etwa alle Personen in deutschsprachigen Haushalten, die in den letzten drei Monaten mindestens einmal das Internet genutzt haben (vgl. Welker / Werner / Scholz 2005: 5, 34f.; → utb-shop.de, Kapitel 1.3).

 [54]Bei der netzbasierten oder Online-Befragung werden die Fragebögen im Internet verschickt. Diese Art der Befragung kann prinzipiell per E-Mail, per Newsgroup, Mailingliste oder Newsletter sowie im WWW stattfinden. Der erste Weg ist allerdings nur in geringem Maß erfolgreich, da viele Nutzer unerwünschte kommerzielle E-Mails abblocken. Zudem fallen die Telefonkosten zum Herunterladen beim Nutzer an. Auch die Variante per Newsgroup, Mailingliste oder Newsletter birgt weitere Probleme, denn der Empfänger bleibt unbekannt. Außerdem ist die Akzeptanz oft gering, weil viele Gruppen Netiquette-Regeln aufgestellt haben, die eine Weitergabe von externen Anfragen als unerwünscht betrachten. Vom Prinzip her gleicht diese Variante eher den TED-Umfragen im Fernsehen und hat deshalb nur begrenzten wissenschaftlichen Wert.In der Regel finden Online-Befragungen deshalb im WWW statt (vgl. Hauptmanns 1999: 22ff.; Starsetzki 2007: 78f.). Dabei wird der mit einer Befragungssoftware erstellte Fragebogen auf einem Webserver hinterlegt. Der Befragte ruft die betreffende Internetadresse auf und füllt den Fragebogen per Computer aus. Die eingegebenen Antworten werden auf dem Webserver gespeichert und verwaltet und können dann mit der Befragungssoftware oder einer anderen Statistiksoftware ausgewertet werden.

 Online-Interview: Obwohl die Online-Befragung hauptsächlich noch als textbasierte (schriftliche) Kommunikationsform durchgeführt wird, verschwimmen die Grenzen zukünftig, wenn sie audiovisuell gestützt wird. Dazu werden die Befragten mit Webcams und Headsets ausgestattet, sodass sie mit dem Interviewer eine Art Desktop-Konferenz durchführen können (vgl. Mühlenfeld 2002; zur technischen Ausrüstung und zur notwendigen Software vgl. Mühlenfeld 2004: 63ff.).Da die Interviewsituation keine direkte Interaktion mit räumlicher Nähe ist, stellt sie ein Hybridverfahren zwischen persönlichem Interview und Online-Befragung dar. Durch diese Variante der audiovisuell gestützten, webbasierten Telekommunikation können aber im Unterschied zu rein schriftlichen Versionen der Online-Befragung die nonverbale Kommunikation der Befragten zusätzlich berücksichtigt werden, sodass weitere Kontextinformationen zum Antwortprozess zur Verfügung stehen und etwaige Uneindeutigkeiten besser interpretierbar sind (vgl. Mühlenfeld 2004: 3ff.).


Stichprobe

Bei Online-Befragungen ist die Onlineziehung einer kontrollierten (oder gar bevölkerungsrepräsentativen) Stichprobe derzeit kaum möglich, weil die Teilnahme [55]weitgehend von der Selbstselektion der Befragten abhängt. Die im Jahr 2000 gemeinsam vom ADM, ASI und BVM herausgegebenen und 2007 aktualisierten »Richtlinien für Online-Befragungen« bleiben bei der Lösung dieses Problems sehr allgemein, formulieren aber einige ethische Regeln (vgl. auch www.adm-ev.de; noch skeptischer: Schnell 2012: 291ff.).

Für die Ziehung von Online-Stichproben bestehen mehrere Möglichkeiten (vgl. Welker / Werner / Scholz 2005: 39ff.; Starsetzki 2007: 78ff.):

 Der Fragebogen wird mit einem Link einer bestimmten Website beigefügt, und die Nutzer dieser Website werden aufgefordert, den Fragebogen auszufüllen. Dies kann mit einem Banner erfolgen, der auf den Fragebogen aufmerksam macht und den die Zielperson anklicken muss, um zu dem Fragebogen zu gelangen. Hier ist allerdings die Selbstselektion der Befragten hoch, sodass motivierte Personen deutlich überrepräsentiert sind.

 Alternativ kann ein Intercept-Auswahlverfahren gewählt werden, bei dem der Vorgang der Onlinenutzung durch ein Pop-up mit der Aufforderung zur Teilnahme an einer Studie unterbrochen wird. Um die Selbstselektion der Befragten zu mindern, kann diese Aufforderung zufallsgesteuert eingesetzt werden, sodass nur jede x-te Nutzung (»n’th visit«) durch das Pop-up unterbrochen wird. Solche Pop-ups sollten am besten am Anfang oder am Ende der Nutzung der betreffenden Website platziert werden und mindestens ein Viertel der Bildschirmseite ausfüllen.Die Zielpersonen können allerdings diese Pop-ups durch bestimmte Einstellungen ihres Browsers blockieren, sodass der Rücklauf unkontrollierbar geringer wird. Mit Hilfe einer HTML-Layer-Technologie kann dagegen wiederum ein grafisches Element über die Webseite gelegt werden, sodass die Blockierung wiederum umgangen wird.

Die genannten Auswahlverfahren stellen eine passive Rekrutierung dar, bei der die Befragten nach deren Gutdünken und Motivation ausgewählt werden. Einige Pseudozufallsverfahren ermöglichen eine seitens des Forschers aktivere Rekrutierung (vgl. Bandilla / Bosnjak / Altdorfer 2001: 9f., 15f.; Welker / Werner / Scholz 2005: 51ff.; Starsetzki 2007: 83f.):

 Aus verfügbaren Online-Verzeichnissen können Links von Webseiten oder E-Mail-Adressen von Nutzern gezogen werden. Wie diese Online-Verzeichnisse allerdings angelegt wurden, entzieht sich meist der Kenntnis des Forschers, sodass der erste Auswahlschritt dadurch unkontrollierbar ist.

 Mit Hilfe von Suchmaschinen können Listen nach bestimmten Suchbegriffen erstellt werden, aus denen wiederum Einträge per Zufall ausgewählt werden. Allerdings basieren diese Listen auf nicht nachvollziehbaren Sammelkriterien [56]oder Suchalgorithmen, sodass der Zufallsauswahl im zweiten Schritt eine willkürliche Auswahl im ersten Schritt vorgeschaltet ist.

 Auch für Online-Befragungen wurden bereits Access-Panels eingerichtet, bisher vor allem in den USA. Die per Zufallsstichprobe ausgewählten Personen bekommen kostenlos die nötige Hardware und Software zur Verfügung gestellt, müssen sich aber als Gegenleistung an Kurzbefragungen beteiligen. Dieser Ansatz verursacht allerdings sehr hohe Kosten, und die Repräsentativität der Stichprobe ist nicht gewährleistet oder muss an bekannte Strukturdaten, die offline ermittelt wurden (etwa mit dem ADM-Stichprobensystem → Kapitel 2.1.2), angeglichen werden. Mittlerweile gibt es Qualitätsstandards, die sogar als DIN/ISO-Norm überprüfbar sind (vgl. Smahlun 2007: 151f.).Eine besondere Variante ist das vom Berliner Markt- und Sozialforschungsinstitut Forsa entwickelte forsa.omninet, das noch nicht einmal am Computer durchgeführt wird, sondern per Telefon und Fernsehen, die durch eine Übertragungsbox (»Set-Top-Box«) miteinander verbunden werden, sodass über das Telefon eine Online-Schaltung ermöglicht wird. Die offline (mittels Telefoninterviews) rekrutierten Panel-Teilnehmer bekommen auf ihrem Fernsehgerät eine Nachricht mit der Bitte einen Fragebogen auszufüllen. Die Menüführung verläuft ähnlich wie beim Videotext (vgl. Güllner / Schmitt 2004: 17, 19). forsa.omninet umfasst etwa 10.000 bundesweit repräsentative Haushalte mit 20.000 Personen (vgl. www.forsa.de/).

Sieht man von den Online-Access-Panels ab, besteht das Hauptproblem von Online-Befragungen darin, dass Nutzer und Nutzung nicht kongruent sein müssen, da IP-Adressen nicht fest, sondern dynamisch durch den jeweiligen Provider zugewiesen werden. So können sich hinter einer IP-Adresse auch mehrere Nutzer verbergen, die gemeinsam auf einen Computer zugreifen (vgl. Welker / Werner / Scholz 2005: 34). Der Forscher hat mehrere Möglichkeiten, den Nutzer (als Person) zu identifizieren (vgl. Funke / Reips 2007: 54f.):

 Man kann Cookies beim zu befragenden Nutzer hinterlassen und so die betreffende Website, auf der der Fragebogen platziert ist personalisieren. Allerdings sind Cookies leicht zu deaktivieren oder zu löschen, sodass insbesondere versierte Computernutzer die Identifikation verhindern können.

 Eine andere Möglichkeit sind Session-IDs, also eindeutige Identifikationsvariablen für eine Sitzung. Mit beiden Maßnahmen kann nicht verhindert werden, dass der Fragebogen mehrfach beantwortet wird, was bei wissenschaftlichen Befragungen allerdings selten vorkommen dürfte.

 Die beste Vorgehensweise ist die Vergabe eines individuellen Login-Codes, weil sie den Nutzer und das Ausfüllen des Fragebogens identifiziert.


Vorteile der Online-Befragung

Die Online-Befragung bietet aufgrund ihrer technischen Möglichkeiten mehrere Vorteile in Bezug auf das Instrument (Fragebogen) und die Durchführung (Erhebung und Aufbereitung der Daten):

 Bei Online-Befragungen besteht zusätzlich die Möglichkeit multimedialer Präsentation, indem Audio- und Videosequenzen mit Text verknüpft werden können. Dies kann zwar prinzipiell auch in anderen computergestützten Befragungsformen realisiert werden, ist aber online am besten einsetzbar.Außerdem besteht zusätzlich die Möglichkeit des Feedback für den Befragten, der parallel zur Erhebung bereits die bis dahin vorliegenden Zwischenergebnisse einsehen kann. Solche erweiterten technischen Möglichkeiten machen die Teilnahme an der Befragung interessanter (vgl. Pötschke / Simonson 2001: 12f.).

 Während bei konventionellen schriftlichen Befragungen die Befragungssituation nicht kontrollierbar ist, kann dieser Nachteil bei Online-Befragungen etwas kompensiert werden, indem die automatisch anfallenden Server-Log-Protokolle, ausgewertet werden. Sie geben Hinweise auf den Prozess, wie die Frage bearbeitet wurde. Die übliche Typologie in Personen, die a) alle Fragen beantworten, b) einzelne Fragen nicht beantworten und c) den ganzen Fragebogen nicht ausfüllen, kann auf diese Weise differenziert und ergänzt werden, indem auch Personentypen berücksichtigt werden, die sich zwar den Fragebogen anschauen, ihn oder einzelne Fragen aber nicht ausfüllen (»Lurker«). Außerdem kann das Antwortverhalten von Abbrechern (»Dropouts)«, die zwar einen Teil des Fragebogens ausfüllen, aber ab einer bestimmten Frage aussteigen, detailliert erfasst werden (vgl. Bosnjak / Tuten / Bandilla 2001: 10ff.; Funke / Reips 2007: 62f.). Solche nicht-reaktiven »Paradaten« machen den Befragungsprozess transparenter und können für die Verbesserung der Qualität von Befragungen genutzt werden (vgl. Kaczmirek / Neubarth 2007: 294ff.).Durch automatische Plausibilitätschecks, die bei der Fragebogenprogrammierung eingebaut werden können, sind Fehlerkontrollen möglich. Die Filterführung ist ebenfalls automatisiert, sodass – ähnlich wie beim computerunterstützten Telefoninterview – keine Interviewerfehler mehr vorkommen können. Weiterhin können Items oder Statements zufällig rotiert werden (→ Kapitel 5.8), um Reihenfolgeeffekte (→ Kapitel 7.2.2) zu vermeiden (vgl. Welker / Werner / Scholz 2005: 70, 82).

 Online-Befragungen verursachen nur geringe Kosten. Dazu gehört auch die automatische Verwaltung der Durchführung oder der kostengünstige Einsatz [58]verschiedener Fragebogenvarianten, etwa bei Methodentests (»Split-Ballot-Experimente« → Kapitel 7.1) oder bei mehrsprachigen Umfragen (vgl. Welker / Werner / Scholz 2005: 80f.).

 Online-Befragungen führen tendenziell zu höherer Offenheit seitens der Befragten und erzeugen offenbar weniger häufig durch soziale Erwünschtheit verzerrte Antworten (→ Kapitel 7.3.1). Der Grad der Anonymität wird von den Befragten als noch höher als bei der herkömmlichen schriftlichen Befragung empfunden (vgl. Taddicken 2007: 98f.).


Nachteile der Online-Befragung

Neben den allgemeinen Nachteilen von schriftlichen Befragungen treten bei

Online-Befragungen zusätzliche Probleme auf:

 Ein nach wie vor ungelöstes Problem stellt die Repräsentativität der durch Online-Befragungen erzielten Ergebnisse dar, denn die Grundgesamtheit der Internet-Nutzer ist (bislang) undefiniert, sodass eine echte Zufallsstichprobe (noch) nicht möglich ist.Hinzu kommt das Problem der geringen Abdeckung, weil nach wie vor das Internet nicht von der gesamten Bevölkerung genutzt wird, auch wenn die Nutzerzahlen steigen (vgl. Bandilla / Bosnjak / Altdorfer 2001: 8). Dies ist insbesondere dann ein Problem, wenn nicht nur Internetnutzer zur Grundgesamtheit der betreffenden Studie zählen.

 Jede technische Neuerung bietet nicht nur Verbesserungspotenziale, sondern auch verursacht auch Folgeprobleme, insbesondere im Hinblick auf die Kompetenz, etwa bei der Fragebogenerstellung. Umgekehrt werden technisch versierte Forscher dazu verführt, Fragebögen durch Multimediaelemente zu überfrachten. Dies gilt analog auch für die Befragten, die durch den Online-Einsatz nach wie vor je nach eigener technischer Kompetenz bevorzugt oder benachteiligt werden, sodass bestimmte Bevölkerungsgruppen überrepräsentiert und andere unterrepräsentiert werden (vgl. Welker / Werner / Scholz 2005: 80f.).

 Der Vorteil der größeren Offenheit und höheren Anonymitätserfahrung kann aber auch in einen Nachteil umschlagen, wenn dadurch die Verbindlichkeit der Befragung sinkt. Im Internet ist das Spiel mit der Identität und die strategische Selbstdarstellung überdurchschnittlich verbreitet, sodass bei Online-Befragungen bei bestimmten Fragen mit erhöhten Verzerrungen zu rechnen ist (vgl. Taddicken 2007: 98).


Vergleich der Befragungsverfahren

Die bisherigen Ausführungen haben deutlich gemacht, dass der Einsatz der vorgestellten Verfahren von der Fragestellung abhängt. Jedes Verfahren hat seine Vorteile und Nachteile oder Stärken und Schwächen; das betrifft sowohl die Möglichkeiten der Stichprobenziehung als auch der Durchführung der Befragung selbst. Damit erübrigt sich eine Sichtweise, die von der wechselseitigen Substitution der Verfahren ausgeht. Eher können sich die Verfahren ergänzen.

Studien zur vergleichenden Methodenforschung belegen, dass sich die Ergebnisse der Verfahren bei gleicher Thematik (Fragestellung) und gleichem Instrument (Fragebogen) unterscheiden. Die Unterscheidungen betreffen die Struktur der Stichprobe, die prozentuale Verteilung und möglicherweise auch die Qualität der Antworten der Befragten (vgl. Ostermeyer / Meier 1994). Bei Telefonbefragungen werden das Vorkommen trivialer Ereignisse unterschätzt und höhere Zufriedenheitswerte auf betreffende Fragen erzielt. Die postalische Befragung begünstigt die Erinnerung an vergangene Ereignisse, und die Antworten sind »ehrlicher« (vgl. Reuband / Blasius 1996; Reuband 2000: 219). Das persönliche Interview erweist sich gegenüber dem Telefoninterview als empfindlicher und störanfälliger bei geringfügigen Veränderungen des Instruments (Frageformulierungen, Antwortvorgaben), dafür ist es differenzierter und variabler: Unbewusste, emotionale und moralisch-geladene Sachverhalte gehen beim Telefoninterview (etwas) verloren (vgl. Noelle-Neumann / Petersen 2000: 198).

Im persönlichen Interview ist die soziale Interaktion zwischen dem Interviewer und dem Befragten am intensivsten und die Möglichkeiten, das Instrument (den Fragebogen) inhaltlich komplex anzulegen, am größten, weil der Interviewer Nachfragen des Befragten klären kann. Außerdem ist der Kontakt zum Befragten am verbindlichsten, sodass die Ausschöpfung der Stichprobe höher ist als bei den anderen Verfahren. Allerdings ist es das aufwändigste und kostenintensivste Verfahren. Die Verbindlichkeit der Interviewsituation hat die Kehrseite der geringen Anonymität, sodass bei heiklen oder sensiblen Fragen das Risiko unehrlicher Antworten besteht.

Die schriftliche Befragung erfordert einen geringeren logistischen Aufwand, und sämtliche Möglichkeiten der Fragebogengestaltung können eingesetzt werden. Allerdings ist der Kontakt zwischen dem Forscher und dem Befragten am unverbindlichsten; das Hauptproblem besteht deshalb in der geringen Ausschöpfung der Stichproben. Durch den Wegfall des Interviewers ist die Befragung anonymer, was ehrliche Antworten bei heiklen Fragen begünstigt. Dafür hängt die Qualität der Beantwortung allein vom Befragten ab.

[60]Die Online-Befragung ähnelt von der Qualität her der schriftlichen Befragung. Bei ihr ist die Stichprobenproblematik noch gravierender, weil man die Ausschöpfung kaum ermitteln kann. Dafür kann sie andere Nachteile der schriftlichen Befragung ein wenig kompensieren, etwa deren mangelnde Kontrollierbarkeit der Befragungssituation.

Das Telefoninterview steht bei vielen Aspekten in der Mitte zwischen persönlichem Interview und schriftlicher Befragung. Es ist weniger leistungsfähig im Hinblick auf den vielfältigen Einsatz von Befragungsinstrumenten, aber dafür leichter zu organisieren und durchzuführen. Der Interviewer kann im Vergleich zur schriftlichen Befragung das Verständnis der Fragen beim Befragten verbessern; durch die flüchtigere und distanzierte Situation beeinflusst er aber das Befragtenverhalten weniger als im persönlichen Interview. Die geringere Verbindlichkeit des Kontaktes führt auch tendenziell zu etwas niedrigeren Ausschöpfungen der Stichprobe als beim persönlichen Interview (vgl. Schnell 2012: 308f.).

Abb. 1: Befragungsverfahren im Vergleich


Alle aufgeführten Vorteile und Nachteile sind nicht absolut, sondern relativ zu verstehen. Durch geeignete Maßnahmen können die jeweiligen Nachteile zumindest verringert werden. Zu diesen Maßnahmen gehört auch der kombinierte Einsatz unterschiedlicher Verfahren. Dieser will allerdings gut bedacht sein, weil sich die Verfahren nicht notwendigerweise gegenseitig validieren, sondern unter Umständen einfach unterschiedliche Ergebnisse hervorbringen.

16 Bei Telefoninterviews kommen weitere qualitätsneutrale Ausfälle hinzu: kein Anschluss unter dieser Nummer, kein ankommender Ruf, falsche Telefonnummer, (nur) Faxanschluss.

17 Bei Telefoninterviews kommen weitere systematische Ausfälle hinzu: automatischer Anrufbeantworter, ständig besetzt, trotz Freizeichen niemand erreicht, nach Abnahme des Telefonhörers sofort aufgelegt (vgl. Porst 1991: 61).

18 Dieser Aspekt ist nicht nur für persönliche Befragungen relevant und wird an dieser Stelle stellvertretend für die Beurteilung aller Zufallsstichproben in Befragungen behandelt.

19 Selbstverständlich können auch für Telefoninterviews andere Stichprobenverfahren verwendet werden, wie das Schneeball-Verfahren, wenn etwa seltene Populationen befragt werden sollen (vgl. Fuchs 1994: 137ff.).

20 Allerdings können auch mit diesem modifizierten Verfahren Geschäfts- und Privatnummern nicht unterschieden werden, wenn niemand antwortet. Nicht belegte Nummern können nur über einen entsprechenden Ansagetext identifiziert werden, und es kann keine vorherige Mitteilung über die geplante Befragung erfolgen, da die Adressen unbekannt sind.

21 Das Versprechen eines Geschenkes beruht auf der Hypothese der strikten Rationalität, wonach die Ankündigung der Belohnung einen zusätzlichen Anreiz bewirkt; für ein beigelegtes Geschenk wird dagegen die Reziprozitätsnorm unterstellt, weil das Geschenk als Vorleistung empfunden wird, die eine Gegenleistung erfordert. Experimentelle Untersuchungen sprechen eher für die Gültigkeit der Reziprozitätsnorm (vgl. Diekmann / Jann 2001).

₺746,27

Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
0+
Hacim:
450 s. 18 illüstrasyon
ISBN:
9783846340806
Yayıncı:
Telif hakkı:
Bookwire
İndirme biçimi:
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre