Kitabı oku: «Therapie in Aktion», sayfa 2
(siehe ab S. 131)
B | B | Biographie I |
1. | Einleitung |
Es ist Freitag, der 8. April 2011. Wir drei Freunde, Arno, Gertrud und Lothar, sitzen in einem typisch amerikanischen Frühstücksrestaurant. „Southern Kitchen“ in Los Gatos. Wir kämpfen mit der Speisekarte, dem schnellen, routinierten amerikanischen Englisch der Bedienung und den Anstrengungen der Reise. Ach ja, und ein bisschen aufgeregt sind wir auch. Um 10 Uhr sind wir mit Joop Krop verabredet. Als wir mit Joop am Telefon über dieses Projekt gesprochen hatten, erzählte er, dass er in einem Rollstuhl sitzt, kaum noch Kontrolle über seine Beine hat und seine Sprache nach einem Schlaganfall verlangsamt ist. Die Zeit drängte, wenn wir mit ihm sprechen wollten. Also Flüge gebucht, Technik klar gemacht und auf in die USA. Zehn Tage Kalifornien und die Geschichte eines ganzen Lebens erwarten uns. Deshalb sind wir aufgeregt. Wir hatten Joop schon vorab gebeten, uns sein Leben in groben Zügen zu schildern. Was wir da lesen, macht uns immer neugieriger. Wir verabreden, jeden Tag zwei Sitzungen mit ihm zu machen, wissen aber nicht, ob das überhaupt klappt, ob seine Kräfte das zulassen.
Das Frühstück, amerikanisch üppig, ist verzehrt. Jetzt geht es los. Wir suchen die Straße, in der Joop wohnt. Das ist in dem kleinen Ort Los Gatos, eine Autostunde von San Francisco entfernt, nicht sehr schwierig. Um 10 Uhr stehen wir vor einem Holzhaus in einer ruhigen Nebenstraße. Vor der Haustür steht ein älterer SUV mit dem Aufkleber „WAR is NOT the ANSWER“ vom Friends Commitee on National Legislation (FCNL). Wir ziehen am Stab, der eine Klinge betätigt. Sofort ertönt Joops Stimme: „Kommt mal rein“, ruft er auf Deutsch. Das tun wir.
Nach einer herzlichen Begrüßung mit Joop lernen wir Truus kennen, seine Frau. Hellwache Augen, gebeugte Gestalt und ein umwerfender Humor. Wir sind etwas geschockt, als sie gemeinsam mit der mexikanischen Haushaltshilfe den großen und immer noch kräftigen Joop aus seinem Rollstuhl in seinen Sessel hebt. Er hat einen breiten Riemen um seinen Bauch. An dem heben ihn die beiden Frauen hoch, so dass er mit schleifenden Beinen in seinen Sessel sinken kann. Seine Arme kann er kaum noch gebrauchen, sie zittern und sind sehr eingeschränkt in ihren Bewegungsmöglichkeiten. Lothar muss noch eine schwierige Klippe meistern. Joop hatte mit uns als Viererteam gerechnet. Lothars Frau Susanne, ebenfalls Gestalttherapeutin und seinerzeit Trainerin bei dem niederländischen Institut HEEL, ist im Oktober letzten Jahres an Bauchspeicheldrüsenkrebs verstorben. Das wollten wir Joop nicht am Telefon mitteilen. Jetzt sagt Lothar es ihm, und wir sehen, wie seine Gesichtszüge entgleisen. Das Schicksal von Susanne füllt für einige Augenblicke den Raum. Nur 14 Wochen nach der Diagnosestellung am 2. Juli stirbt sie am 17. Oktober. Hinter nüchternen Fakten scheint ein Leben auf, sie ist plötzlich ganz präsent. Wir spüren alle fünf, wie fragil menschliches Leben ist, und Joop spürt es besonders.
Dann beginnen wir mit unserer ,Sitzung‘. Das Aufnahmegerät und die Kamera laufen, und wir stellen die ersten Fragen.
2. | Joops Geburt und Kindheit im Amsterdam der zwanziger Jahre. |
„Ich wurde am 5. Januar 1924 geboren, und es war kalt“, sagt Joop. „Ich hätte zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt kommen können“, erzählt er weiter. Seine Mutter - Wilhelmina (Mien) van der Kruyf - ist erst 18 Jahre alt. Sie arbeitet in der Kantine einer Zigarettenfabrik. Sein Vater Marinus (Rinus) Krop arbeitet dort bis zu seiner Entlassung als Tischler. Die beiden jungen Leute lernen sich kennen und lieben. Als Rinus aufgrund der Wirtschaftskrise entlassen wird, bemerkt Mien, dass sie schwanger ist. Das ist ein Schock und in der damaligen Zeit eine Schande. Für die Vorhaltungen der zahlreichen Verwandtschaft hat Mien nur eine lakonische Bemerkung: „Wenn du so zusammen bist, bleibt es nicht beim Händchenhalten, und Rinus schien es zu mögen“. Ganz so leicht nehmen die beiden jungen Leute die Schwangerschaft aber nicht. Es ist Wirtschaftskrise. Mien arbeitet inzwischen als Putzfrau, um etwas Geld zu verdienen. Rinus ist arbeitslos. Mien ist verzweifelt und will das Kind abtreiben. Zunächst versucht sie es allein. „Aber schon damals war ich beharrlich und blieb drin“, sagt Joop. Dann gehen die beiden zu einem Mann, der Abtreibungen vornimmt. Doch weder der Mann noch sein schmutziges Haus flößen ihnen Vertrauen ein. Als sie wieder auf der Straße sind, sagen sie: „Nein, das nicht. Wir müssen heiraten“. So geschieht es, und das junge Paar bezieht eine Mansardenwohnung in der Simon Willem Straat 1. Die Verwandten helfen mit Möbeln. 1924 ist ein strenger Winter. Die einzige Heizmöglichkeit ist ein tragbarer Kerosinofen. Oft ist der Inhalt des Toiletteneimers morgens gefroren. Anfang Januar steht Mien auf einer Leiter, um die Fenster bei Juffrow Oud, der Besitzerin des Milchgeschäftes, zu putzen. Sie will „eben noch fertig machen“, als die Wehen einsetzen. Juffrow Oud schickt sie ins Krankenhaus. Eigentlich kommen Kinder damals meistens zu Hause mit Hilfe einer Hebamme zur Welt. Aber Mien und Rinus müssen ins Krankenhaus, weil sie kein Geld für die Hebamme haben. Doch als sie zu Fuß im Wilhelmina Ziekenhuis ankommen, schickt sie der Doktor wieder nach Hause. Joop will noch nicht das Licht der Welt erblicken. Nach zwei Tagen geht das junge Paar wieder ins Krankenhaus, weil die Wehen schlimmer werden. Der Arzt sagt: „Wir geben Ihnen eine Spritze, und wenn sie wach werden, ist das Kind da.“ So geschieht es. Joop wird mit einer Zange auf die Welt geholt. „Als Andenken habe ich einen platten Kopf“, meint er mit einem Lächeln. Jetzt lebt die junge Familie zu dritt in der Mansarde. Vater Rinus bemüht sich erfolglos um Arbeit. Rinus wird die Arbeitslosenunterstützung verweigert. Impulsiv wirft er einen Stein durch das Fenster des Arbeitsamtes. Er wird verhaftet und zu 9 Tagen Gefängnis verurteilt. Aber er bekommt seine Unterstützung und die Geschichte wird später in der Familie als kleine Heldentat erzählt, wie Joop sich erinnert.
Die Wirtschaftskrise in Europa wirft ihre Schatten voraus. In Holland gehen die Textilarbeiter in einen langen Streik. Sie wollen eine Lohnsenkung von 10 Prozent nicht kampflos hinnehmen. Es ist die zweite Kürzung in zwei Jahren. Sie sollen entweder die Kürzung akzeptieren oder anstatt 48 jetzt 53 Wochenstunden arbeiten.
Ein Textilarbeiter verdient zu der Zeit 20 Gulden pro Woche. Baron Van Heek, ein echter Baron, erklärt sein Jahreseinkommen auf 1.248.177 Gulden, so viel verdienen 1200 Arbeiter.
Die Textilarbeiter verlieren den Kampf.
Ein ähnliches Schicksal haben die Metallarbeiter. Die hohe Arbeitslosigkeit und die damit verbundene Hoffnungslosigkeit schaffen eine gedrückte Stimmung.
3. | Joop ordnet seine Geburt in das Jahr 1924 ein |
Lenin stirbt und wird nicht von Trotzki beerbt, wie er es gewünscht hat, sondern von Stalin, dem Mann aus Stahl.
Hitler wird zu 5 Jahren Festungshaft wegen eines geplanten Umsturzes verurteilt. In seinen Verteidigungsreden betreibt er seine Nazi-Propaganda. Bevor das Jahr 1924 zu Ende geht, ist er wieder frei.
In Italien bekommt Mussolini 65 Prozent der Stimmen. Sein sozialistischer Gegenspieler Matteotti wird von den Faschisten ermordet.
Nach einer schweren Operation, die sein Leben bedrohte, ist Ghandi wieder frei.
Carson City in den USA erwirbt den zweifelhaften Ruf, „die humanste und schnellste Art“ der Hinrichtung eines Gefangenen zu praktizieren.
Die Olympischen Sommerspiele finden in Paris statt und der Läufer Paavo Nurmi, der fliegende Finne, gewinnt 5 Goldmedaillen. Der Schwimmer Johnny Weißmüller (später der erste Tarzan-Darsteller) ist der Liebling des Publikums und vor allem der Frauen.
Genauso geht es Rudolf Valentino und Douglas Fairbanks. Die Welt lacht über die Komiker Buster Keaton, Charlie Chaplin und Felix the Cat.
1924 werden Männer wie Jimmy Carter, George Bush sen., Marlon Brando, Sidney Poitier, Marcello Mastroianni geboren. Der Sänger Johnny Jordaan begeistert und lässt die Herzen der Amsterdamer und besonders des Wohnviertels „Jordaan“ schmelzen.
4. | Leben im Jordaan |
Ein großer Teil der Familie von Joop lebt im „Jordaan“, einem Wohnviertel in Amsterdam. Er selbst lebt mit den Eltern am Rande des Jordaan. Aber er identifiziert sich in Kindheit und Jugend mit dieser eigenen Welt und spricht auch „Jordaans“. „Der Name Jordaan ist wahrscheinlich vom biblischen Fluss Jordan abgeleitet: So wie dieser die Grenze Israels markierte, bildete die Prinsengracht die Grenze zwischen dem Viertel der Reichen und der Armen. Der Jordaan wurde nicht völlig neu angelegt, vielmehr entsprach die Lage der Straßen und Grachten dem Verlauf schon bestehender Entwässerungskanäle. Die Straßen verlaufen dadurch eigenartig schräg zur Prinsengracht“. (Christoph Driessen S. 47) „Als wollten sie dadurch verdeutlichen, dass hier auch immer ein ganz besonderer Menschenschlag gelebt hat, meint der Schriftsteller Cees Nooteboom.“ (ebd.) Diese Schilderungen beziehen sich auf das 17. Jahrhundert. „In dem relativ kleinen Bezirk wohnte bald jeder vierte Amsterdamer. Auch luftverpestende Industriebetriebe wurden dort angesiedelt, zum Beispiel Brauereien, Färbereien, und Seifensiedereien, Zucker-, Salpeter- und Schwefelraffinerien.“ (ebd.) Auch ein Vergnügungspark fand dort seinen Platz. „Er ist bereits auf den ältesten Plänen des Jordaan von 1625 eingezeichnet.“ (ebd.)
Durch die Jahrhunderte hat der Jordaan seine besondere Rolle im Konzert der Amsterdamer Wohnviertel gespielt. Heute wohnen dort Künstler, Intellektuelle und andere Menschen, die das Flair im Herzen Amsterdams lieben. Zu der Zeit von Joops Geburt war es noch das Viertel der armen Leute, Paradiesvögel gab es aber auch damals schon. (s. u. „Tante Ka und Ome Huub“)
10 Blocks in der Länge und Breite bietet der Jordaan seinen Bewohnern einen Ort, ihren Zusammenhalt zu pflegen. Sie haben alle nicht viel an materiellen Möglichkeiten, aber ihre Solidarität ist groß. Man kennt sich im Jordaan. Man redet mit- und übereinander. Klatsch ist akzeptiert. „Besser eine schlechte als gar keine Geschichte“. Man spricht sogar einen eigenen Dialekt: Jordaans. Im Rest des Landes wird diese Sprache belächelt, aber wer im Viertel nicht Jordaans spricht, macht sich zum Außenseiter. Joops Mutter Mien und eine ihrer Schwestern weigern sich, Jordaans zu sprechen. Sie bezahlen den Preis, lächerlich gemacht und als Snobs bezeichnet zu werden. Manchmal schämte sich Mien für die Mitglieder ihrer Familie, die betrunken auf der Straße laut lachten und in ihrem Jordaans-Dialekt derbe Scherze machten.
C | C | Quellen der Aktionstherapie I |
1. | Gisela Konopka: Gruppenarbeit - eine Wurzel moderner Sozialarbeit |
Gisela Konopka gilt als die „Mutter der Gruppenarbeit“. 1910 als Gisela Peiper geboren, verbrachte sie ihre Kindheit und Jugend in Berlin. Obwohl die Eltern in bescheidenen Verhältnissen lebten und ihren Lebensunterhalt mit einem kleinen Gemüsegeschäft verdienten, durfte Gisela aufs Gymnasium gehen und ihr Abitur machen. Die Familie war jüdisch, der Vater Sozialdemokrat, und die junge Gisela hatte sich schon bald einer linken jüdischen Jugendgruppe angeschlossen. Nach dem Abitur ging sie nach Hamburg und arbeitete als Fabrikarbeiterin. Dort schloss sie sich dem Internationalen Sozialistischen Kampfbund an. Von 1929 - 1933 studierte sie an der Universität Hamburg Geschichte, Psychologie, Philosophie und Pädagogik/Sozialpädagogik. In ihrer Hamburger Zeit lernte sie den Facharbeiter Paul Konopka kennen. Da sie Kontakt zu Widerstandskämpfern hatte, wurde sie 1936 verhaftet und in das Konzentrationslager Hamburg-Fuhlsbüttel gebracht. In ihrer Autobiographie „Mit Mut und Liebe“ schreibt sie: „Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, in dem abgeschlossenen Raum zu ersticken. Plötzlich wurde ich von Hass überflutet. Ich bekämpfte die Nazis aus einer heftigen Reaktion heraus, weil mir die Achtung vor dem Menschen so wichtig war. Ihre Taten hatte ich verabscheut, aber so persönlich, so tief von innen heraus und so furchtbar wie in diesem Augenblick hatte ich noch nicht gehasst… Ich hasste, ich hatte Angst, ich war voller Zweifel“. (Gisela Konopka a.a.O. S. 147).
Nach einigen Wochen wird sie entlassen. Sie flieht über die Tschechoslowakei nach Österreich. Hier wird sie noch einmal verhaftet, wird wieder entlassen und kommt über Frankreich und Portugal schließlich 1941 in die USA. Zunächst verdient sie sich in New York den Lebensunterhalt durch Putzen. Sie beginnt ein Studium in „Social Group Work“ an der School of Social Work in Pittsburgh. Sie arbeitet dann als Social Group Worker in einer Klinik in Pittsburgh und bekommt schon 1947 einen Ruf als Professorin für Social Work an die Universität von Minnesota in Saint Paul. Gisela Konopka ist beeinflusst von dem Begründer der Gruppendynamik Kurt Lewin. Sie fühlt sich, wohl aufgrund des eigenen Schicksals, sozial benachteiligten Jugendlichen verpflichtet. Ihr Anliegen ist es, die Soziale Gruppenarbeit in der Sozialarbeit bekannt zu machen, aber vor allem auch Sozialarbeitern ein gutes Handwerkszeug zu vermitteln. Sie kommt nach dem Krieg noch einige Male zurück nach Deutschland, um Vorträge zu halten. Sie spricht vor Führungskräften sozialer Einrichtungen der Heimerziehung und vor Dozenten der Sozialen Gruppenarbeit an den Fachhochschulen für Sozialarbeit/-pädagogik.
Gisela Konopka schreibt das Buch „Soziale Gruppenarbeit: Ein helfender Prozess“. Es wird in den 60er Jahren in den USA und später auch in Deutschland zu einem Standardwerk für Gruppenarbeit. Für Gisela Konopka hat die Arbeit in der Gruppe eine heilende Wirkung. Sie arbeitet nicht konfrontativ, sondern nutzt die Kräfte, die in einer Gruppe wirksam sind für intensive Sozialisationsprozesse, besonders für junge Menschen, die aufgrund ihrer sozialen Situation besondere Schwierigkeiten haben. In der Gruppe gewinnen sie Selbstvertrauen, bauen ihre Defizite ab und werden so letztlich auch zu sozialen Wesen, die einander in Liebe begegnen können. In ihrem anderen Buch „Heime - Lückenbüßer oder Lebens-Chance?“ (Hausschwalbach Wiesbaden 1971) schildert sie die Methoden der Gruppenarbeit mit Kindern und Jugendlichen im institutionellen Rahmen.
Heute sind diese Methoden aus der Sozialarbeit und Therapie nicht mehr wegzudenken. Zu ihrer Zeit war Gisela Konopka eine Pionierin.
2. | Klientenzentrierte Gesprächsführung - Carl Rogers (1902 - 1987) |
Der Psychologe und Psychotherapeut Carl Rogers wurde mit der Entwicklung seines Klientenzentrierten Ansatzes in der Psychotherapie zu einem der Begründer der Humanistischen Psychologie, die den Menschen von seinem Potenzial her betrachtet und ihn nicht durch Diagnosen pathologisieren will. Rogers erkannte in seiner Arbeit mit sozialschwachen Kindern und Jugendlichen, dass die Lösung eines Problems immer im Klienten liegt. Zu Beginn der therapeutischen Beziehung versucht der Klient, dem Therapeuten die Lösungsverantwortung zuzuschieben. Je mehr durch die Gesprächsführung jedoch deutlich wird, dass der Klient und seine Lösungskompetenz gestärkt werden sollen, entsteht ein Klima des Vertrauens, der Sicherheit, der Geborgenheit. In diesem Klima wächst das Zutrauen des Klienten in seine eigenen Fähigkeiten. Rogers spricht von einer „Aktualisierungstendenz“, die jedem Menschen innewohnt. Er meint damit das Streben nach sinnhaftem Dasein und Selbstverwirklichung. Ziel der Klientenzentrierten Gesprächsführung ist die Unterstützung des Klienten bei der Entdeckung seiner Individualität und der Entwicklung seiner Ressourcen. Dabei sind die „Basisvariablen“ des Beraters im Beratungsprozess geprägt von Echtheit/Kongruenz, Akzeptanz und Empathie. Der Berater verzichtet auf jede Bewertung oder Interpretation des Klientenverhaltens. Er legt alle Vorstellungen vom äußeren Bezugssystem ab. Er taucht vielmehr in die Welt des Klienten ein, versucht die Welt mit den Augen des Klienten zu sehen. Dafür ist es entscheidend, das innere Bezugssystem des Klienten zu übernehmen, den Klienten so zu sehen, wie er sich selbst sieht. „Wenn wir Verständnis dafür aufbringen können, wie der Klient sich in diesem Augenblick selbst sieht, dann kann der Klient alles Übrige allein erledigen. (Carl Rogers, Die klientenzentrierte Gesprächsführung, Kindler Verlag, Regensburg 1972, S. 43) „Der Therapeut muss aufhören, sich mit der Diagnose zu beschäftigen, er muss seinen diagnostischen Scharfsinn ruhen lassen und den Wunsch aufgeben, professionelle Wertbestimmungen vorzunehmen; er muss aufhören, genaue Prognosen stellen zu wollen, und der Versuchung widerstehen, das Individuum insgeheim zu lenken.“ (ebd.) Es gibt drei Bezeichnungen für die von Rogers entwickelte Therapie. Zunächst nannte er sie „Non-direktive Gesprächsführung“. In seinen Anfängen nahm sich Rogers in der Gesprächsführung völlig zurück, wiederholte das vom Klienten Gesagte und konzentrierte sich beim „Spiegeln“ darauf, die emotionalen Anteile des Gesagten prägnant werden zu lassen. Weil viele seiner Schüler diese Methode sehr abstinent praktizierten und mit ihren eigenen Gefühlen außen vor blieben, entstand ein von Rogers gar nicht beabsichtigtes Gefälle im dialogischen Prozess. Aktives Zuhören wurde zum sog. „Rogern“. Im nächsten Schritt nannte Rogers seine Methode „Klientenzentrierte Gesprächsführung“. Der Begriff beschreibt den Fokus, der für Rogers immer beim Klienten ist (s.o.) Selbst der Begriff des „Klienten“ symbolisierte für den späten Rogers noch ein Gefälle in der Berater-Klienten Beziehung. Deshalb versuchte er den Namen „Personenzentrierte Gesprächsführung“ zu etablieren, was aber nicht gelang. Durchgesetzt hat sich die „Klientenzentrierte Gesprächsführung“ als Basis-Verfahren in der Schulung z. B. von Mitarbeitern in der Telefonseelsorge, in der Einzel- und Paarberatung sowie in der Hospizarbeit. Doch hören wir noch einmal Carl Rogers. Zur Rolle des Beraters sagt er: „Er darf sich nur auf ein Ziel konzentrieren: Zu tiefem Verstehen und zur Akzeptierung der Einstellung zu gelangen, die der Klient in dem Augenblick bewusst einnimmt, indem er Schritt für Schritt in das gefährliche Gebiet eindringt, das er bislang seinem Bewusstsein gegenüber geleugnet hat.“ (a.a.O.) In der klientbezogenen Therapie findet der Klient im Therapeuten ein echtes Alterego, das ihm hilft, das wahrzunehmen, was mit dem Selbst nicht vereinbar oder eine Bedrohung wäre. „Klientbezogene Beratung kann, wenn sie wirkungsvoll werden soll, weder ein Trick sein noch ein Werkzeug. Sie ist keine subtile Art von Leitung des Klienten, bei der vorgegeben wird, dass man den Klienten selbst die Leitung überlässt. Um wirkungsvoll zu sein, muss sie echt sein.“ (Rogers a.a.O.)
Rogers war von einer großen Liebe zu den Menschen und zur Welt geprägt. Er engagierte sich für den Frieden von Irland bis Südafrika.
Joop lernte die Methode der Klientenzentrierten Gesprächsführung durch eine Kollegin, Ella Goubitz, kennen, als er nach seiner Rückkehr aus den USA im Büro für Gruppentherapie in Holland arbeitete. Ella hatte bei Rogers selbst studiert und Rogers war Ende der 50er Jahre der Stern am Himmel der psychotherapeutischen Gesprächsführung. Hier war endlich jemand, der ihm zeigte, wie man mit Klienten in Kontakt kommen kann. „Ich sog diese Ausbildung richtig in mich auf“, schreibt Joop. „Das war’s endlich. Ich konzentrierte mich jetzt ganz auf das, was der Klient sagte und auf seine unausgedrückten Gefühle. Dabei konnte ich ganz bequem vermeiden, meine eigenen Gedanken und Gefühle zu äußern. In dieser Zeit waren wir alle nur der Resonanzboden für die Klienten. Später ging Rogers selbst zu einer Form der Begegnung über, in der der Therapeut dem Klienten seine Gefühle und Gedanken vorlegt, aber niemals überstülpt. Ich erinnere mich noch gut, wie aufregend es war, das Gespräch in dieser Weise zu öffnen. Jetzt war Gesprächsführung für mich endlich konkret. Großer Dank an Ella und an Carl Rogers. In meiner späteren therapeutischen Arbeit habe ich dieses Prinzip beibehalten. Ich lege meine Ideen dem Klienten vor, aber ich stülpe sie ihm nie über.“