Kitabı oku: «Nox Arcanum», sayfa 2

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Eine Steinkonstruktion in Form eines großen viereckigen Tisches nahm fast die ganze Höhle ein und ließ nur einen sehr schmalen Gang ringsum. Die Deckplatte dieses Tisches war ganz aus Eisen und von mehreren großen Löchern durchbrochen. Es konnte ein kunstloser, dem Berggenius oder irgendeinem Dämon geweihter Altar sein. Der Bön führte verschiedene Gebärden aus. Er ließ sein Gewand fallen und erschien nackt; ein Skelett, wie sein Gesicht mit einer dünnen, über die Knochen gespannten Haut bedeckt. Von einem Felsvorsprung nahm er einen kleinen runden hohlen Löffel, der mit einem langen Stiel versehen war, tauchte diesen dann in eines der offenen Löcher der Tischplatte und schien etwas zu schöpfen. Er wiederholte dies mehrmals, indem er den Gehalt des Löffels jeweils über verschiedene Teile seines Körpers goss und ihn dann einrieb. Währenddessen hörte sein gedämpfter Singsang nicht auf. (…)

‚Dies ist der wahre Trank der Unsterblichkeit‘, brachte er lehrhaft hervor. ‚Die Lebenskraft junger und kräftiger Männer ist darin aufgelöst. Für jeden anderen als einen Eingeweihten ist dieser Trank tödlich; für den auf seine Aufnahme vorbereiteten Eingeweihten wird er zur Quelle unvergänglicher Kraft. Schätzt Euch glücklich, mein Sohn, dass Ihr zum Unterhalt dieser Quelle habt beitragen können, die die oberen Meister zu wahren Göttern machen wird.‘2

Der Bön-Meister spricht hier zu seinem Opfer unterhalb des Altars, der, in der Grube eingeschlossen, bei lebendigem Leibe zwischen den Überresten seiner Vorgänger verwest und aus dessen Verwesungsdämpfen der Unsterblichkeitstrunk gebraut wird.

Der eben zitierte Passus soll nun keineswegs als symptomatisch für Praktiken des linkshändigen Pfades stehen; er soll lediglich verdeutlichen, dass der Vama Marg eben nicht nur eine Philosophie der Autonomie und Individuation darstellt, sondern sich mitunter tatsächlich in jene Gefilde begibt, die wir als unethisch betrachten. Wir müssen uns dabei vor Augen halten, dass der eigentlich relevante Part der zitierten Passage die Bindung an die Erde und an das Fleisch ist, und nicht der Weg, den wohl auch die meisten der heutigen Bön-Schamanen als unethisch betrachten würden. Über die Ngagpas berichtet David-Néel folgendermaßen:

Die Ngagpas, die „Leute der geheimen Worte“, sind Zauberer. Sie haben das Erbe der Bön-Schamanen angetreten, die, ehe der Buddhismus nach Tibet kam, dort als Priester herrschten. Der von den Hindusendboten seit dem 8. Jahrhundert in Tibet gepredigte Buddhismus war bereits weit von der Lehre des Buddha entfernt; er hatte dem Tantrismus allerlei abergläubische Bräuche entlehnt. Diese waren den Grundlehren der tibetischen Bön-Schamanen so ähnlich, dass einer teilweisen Verschmelzung der neuen und der alten Religion keine unüberwindlichen Hindernisse im Weg standen. So kommt es denn, dass unter dem Namen Ngagpas richtige Schamanen zur lamaistischen Geistlichkeit gehören, wenn auch „uneigentlich“. Ihre Aufgabe ist der Verkehr mit den Geistern. Dieser dienen sie auf verschiedene Weise, die einen zu unabhängigen Gruppen zusammengeschlossen, die sich zu bestimmten Zeiten in eigenen Tempeln vereinigen, im Übrigen aber bei ihrer Familie leben (sie dürfen heiraten), andere stehen ganz für sich und üben die von einem Meister ihrer Sekte erlernten Zauberkünste zu ihrem eigenen Nutzen aus oder, häufiger, gegen Vergütung, wenn Leute ein durch Geister erzeugtes Unheil von sich ablenken oder einen Mitmenschen auf solchem Wege schädigen wollen. Es gibt jedoch noch eine dritte Art. Einige große lamaistische Klöster der Gelbmützensekte, wie Labrang, haben sich außerhalb der Mauern eine Gruppe Ngagpas angegliedert, die als Stellvertreter der Mönche den Verkehr mit den bösen Geistern aufrechterhalten. Die Gelbmützen selbst dürfen den Geistern nicht die Ehre erweisen, nach der diese begierig sind, oder ihnen die Nahrung bieten, die sie fordern. Das tun die Ngagpas für sie gegen Entlohnung. Der Zaubertempel, den ich besichtigte, war geräumig und sehr gut erhalten. Die Fresken an den Wänden zeigten grausig-malerische Darstellungen, die man an all den „schrecklichen Gottheiten“ gewidmeten Orten findet. Die „schrecklichen Gottheiten“ sind in der Mehrzahl bekehrte oder mit Gewalt unterworfene böse Geister, die ein Zauberheiliger zwang, ihre Kraft der Verteidigung der lamaistischen Religion und ihrer Gläubigen zu widmen. Um die geheimnisvollen Götterfiguren herum hatte der Maler eine ganze Höllenwelt aufgebaut; scheußliche Teufel und Teufelinnen zogen unglückseligen Menschen die Haut ab, fraßen ihnen das Herz aus dem Leibe und was dergleichen schauerliche Beschäftigungen mehr sind. Die Tibeter sind übrigens gegen solche Bilder abgestumpft; es gibt sie in ihrem Lande in Unmassen und bis auf die Gelehrten, die ihre sinnbildliche Bedeutung kennen, schenkt ihnen niemand Beachtung.3

Alexandra David-Néel schließt ihre Ausführungen mit einer Bemerkung, die wir bedenkenlos auf heutige westliche Anhänger des Linken Pfades übernehmen können:

Die Ngagpas, in deren Tätigkeitsbereich auch die „schwarze Magie“ gehört, sind oft liebenswürdige Leute. Den Dünkel, den die Zauberkundigen aus der eigentlichen Geistlichkeit gern zur Schau tragen, kennen sie meist nicht, wahrscheinlich, weil sie eine niedrigere Stellung in der geistlichen Rangordnung einnehmen. Ich habe aber auch einige getroffen, die sich selbst und alles andere auf der Welt grundsätzlich nicht allzu ernst nehmen.4

Ein moderner Vertreter des linkshändigen Pfades ist der große britische Künstler und Visionär Austin Osman Spare (1886 – 1956), dessen Leben und Werk grenzüberschreitend und in jeder Hinsicht ein dramatisch-ekstatisches Bekenntnis an das Fleisch und die Erde darstellt. Seine kryptischen Schriften und mystischallegorischen Bilder wurzeln in einem von ihm erschaffenen Glaubenssystem, welches zuweilen mehr oder weniger treffend als Freistilschamanismus bezeichnet wird. Spare entwickelte aus dem klassischen Yoga heraus einige Ekstase- und Trancetechniken, die den psychischen Zensor des Menschen ausschalten sollen um die wahre und unbändige Kraft des Menschen zu entfesseln. Nach Spare lauert diese im Unbewussten und kann daher nur durch das Ausschalten des Bewusstseins aktiviert werden. Alle tatsächliche Macht schlummert in der Nachtseite und wird vom Bewusstsein und der alltäglichen Wirklichkeit lahm gelegt. Auch das Wissen darüber muss aus dem Wachzustand verschwinden, da das bewusste Wünschen jegliche Manifestation des Wünschens selbst verhindert. Es sind die vergessenen Träume, die zu Fleisch werden, nicht die Wünsche.

Tot ist mein Bestreben

Allzu früh verstorben,

Und mit ihm die Fürsorge der Liebe

Und das Juwel im Lotus

Die Zukunft hält nichts für mich bereit

Außer Sünde und Tod,

Abgeschnitten bin ich selbst

Von den von mir geschaffenen FREUDEN,

Nur die Einöde des Lebens verbleibt,

Doch in der Verzweiflung

Sehen wir das wahre Licht,

Und in der Schwäche werden wir stark.

AMEN.5

(Austin Osman Spare – Inferno Erde)

Spares ist ein Rausch- und Ekstasekünstler wie er in der Geschichte der westlichen Esoterik nur selten anzutreffen ist. Seine skurrile Persönlichkeit und seine konsequente Verachtung für die Gesellschaft lassen ihn den tibetischen Bön-Einsiedlern ebenbürtig werden: Ein moderner Eremit des Linkshändigen Pfades.

Oh Selbst, mein Gott! Fern ist Dein Name außer in der Blasphemie, denn ich bin Dein Ikonoklast. Dein Brot speie ich in die Fluten, denn ich selbst bin mir Fleisch genug. Verborgen im Labyrinth des Alphabets ist mein geheiligter Name, die SIGIL aller unbekannten Dinge. Auf Erden ist mein Königreich die Ewigkeit des Wünschens. Mein Wunsch inkarniert im Glauben und wird zu Fleisch, denn – ICH BIN DIE LEBENDE WAHRHEIT. Der Himmel ist Ekstase, die Verwandlung und Vereinigung meines Bewusstseins. Möge ich die Kraft haben, aus meiner eigenen Überfülle zu schöpfen. Lass mich Rechtschaffenheit vergessen. Befreie mich von Moral. Führe mich in die Versuchung meiner selbst, denn ich bin ein schwankendes Königreich aus Gut und Böse. Möge ich Reichtum durch alle Dinge erlangen, derer ich mich erfreute. Sei meiner Übertretung würdig. Gib mir den Tod meiner Seele. Berausche mich mit Selbstliebe. Lehre mich die Bewahrung ihrer Freiheit, denn Hölle bin ich zu genüge selbst. Lass mich gegen alle kleinlichen Bekenntnisse sündigen6

Diese Beispiele mögen nun genügen um einen Eindruck von der Natur des linken Pfades zu vermitteln. In Anbetracht der Materialfülle mag der Leser verzeihen, dass die Thematik des jeweiligen Kulturkreises nur angeschnitten wurde. Wer tiefer aus den Wassern des linken Pfades schöpfen möchte, der wird sich zweifellos zu helfen wissen. Denn der Linke Pfad ist für diejenigen, die gefunden haben, nicht für die, die suchen.


O siehe an dir mein beschwerliches Los,

Du, der du atmend aufsuchst hier die Toten!

Ist sonst wohl eine Strafe noch so groß?

– Dante Alighieri, Die (göttliche) Komödie


Erste Schritte zur Befreiung von der „Urschuld“ und deren Kompensationsstrategien

FRATER SDDB

A. Ziele und Grundlagen

1. Einführung

Der nachstehende Beitrag hat seinen Ursprung im „psychologisch-spirituellen Paradigma“ – das Ziel: Erste Schritte zur Befreiung von einer scheinbaren Urschuld-/​Sünde/​- einer persönlichen/​kollektiven Schuldfixierung und Entdeckung einer „freien, unkonditionierten Essenz“.

Der Autor dieses Beitrags ist „Chaosmagier“, d. h. nach seiner Überzeugung gibt es möglicherweise keine absolute Wahrheit – seine Magie schöpft aus der Vielzahl aller sich ihm bietenden Paradigmen – auch ohne eine Trennung vorzunehmen. Von daher geht es mehr um die Technik, als um ein spirituelles Paradigma – ob jetzt linker oder rechter Pfad. Jeder mag in dieser Essenz sehen, was er will, sie ist jedoch attributfrei und ohne spezifische Eigenschaften. Man kann sie also bezeichnen wie man mag, z. B. als das „reine Chaos“, die Leerheit, baphometische Kraft, reines Sein, das Selbst oder falls man sich ein klein wenig gruseln will, als Christusbewusstsein.

2. Grundlagen

Die psychologisch-spirituellen Ideen entstammen den Konzepten des Enneagramms und der Quantenpsychologie nach Stephen Wolinsky – ähnliche Ansätze finden sich aber auch in anderen psychologischen Modellen und Ideengebäuden z. B. in der RET nach Albert Ellis (s.u.).

Die angewandten Techniken sind schamanische Reisen, Meditationen, Invokation und Glaubenssatzarbeit/​-auflösung.

Die Ideen beruhen zwar eher auf dem „Gedankengut“ des sog. „Rechten Pfades“– was aber zählt, ist das Ergebnis und nicht die Grundlage der Technik.

So strotzt die Begrifflichkeit des Enneagramm zum Teil bei manchen Autoren nur so vor christlichem Gedankengut. Dieses System lässt sich aber gut verwenden, wenn es darum geht, die eigene Existenz von (meist kulturell bedingten) Schuldfixierungen zu befreien, um die eigene göttliche Essenz freizulegen und Veränderung vorzunehmen – in welcher Richtung auch immer.

3. Die Urschuld/​die Schuldfixierung

Was ist die „Urschuld“/​Schuldfixierung? Sie ist eine Idee, ein Konzept, ein Glaube, mit dem wir uns bewusst oder unbewusst identifizieren und die unser gesamtes Innenleben organisiert und antreibt – sei es, dass wir uns mit ihr identifizieren oder Kompensationsstrategien entwickeln, um ihr scheinbar zu entgehen.

Diese Urschuld – eine Art „kollektiver Sündenfall“ basiert auf dem Prinzip:

Ich bin schuldig/​schlecht/​falsch/​sündig – Dinge, die gerne von Vertretern des „Rechten Pfades“ herangezogen werden, um den Menschen glauben zu machen, er sei nicht das „Göttliche“ selbst – eine Art des menschlichen Denkens, das sich durch die gesamte Menschheitsgeschichte zieht.

Das Urschuldprinzip – ist ein „Irrglaube“ – den die Menschheit „selbst erschaffen“ hat, um sich selbst zu versklaven – um sich ihrer eigenen Göttlichkeit“ nicht bewusst sein zu müssen – also, – in Anlehnung an einen englischen Magier namens Fra. Perdurabo(der großen weißen Bruderschaft bekannt als A.A.) – aka A. Crowley – „eine Illusion, die man nur schwer los wird“.

Die „Urschuld“ ist, so gesehen, nicht unbedingt im christlichen Sinne zu verstehen (z. B. Ursünde), sie weist jedoch Parallelen dazu auf. So wurde z. B. durch einen „scheinbaren“ Abfall von „Gott“, also von sich selbst (bzw. dem Sein an sich), eine stark dualistische Sichtweise erschaffen, die es verhindert, dass der Mensch erkennt, dass er „Gott“ – oder was auch immer – ist. Ein starres Gut/​Böse-Denken, sowie eine widersinnige Moral haben dann ihr übriges getan, den Menschen in Angst/​Schuld und Selbstentfremdung zu halten.

Diese „Urschuld“/​Schuldfixierung findet bei jedem seine spezifische Ausprägung – diesbezüglich ist die Einteilung nach dem Enneagramm und der Quantenpsychologie ganz hilfreich, ohne allerdings deren Basis, den „Rechten Pfad“, übernehmen zu müssen. In versteckter Form treibt sie bei jedem einzelnen ihr Unwesen: z. B. als Schuldgefühle, Gewissensbisse, Angst vor Fehlern, einem starren Schwarz/​Weiß-Denken, etc.

4. Ziele/​Vorgehensweise

Bei den folgenden Techniken und Arbeiten geht es darum, die einzelnen Schuldfixierungen bei sich selbst kennenzulernen, sie anzunehmen und die Fixierung mit ihnen etwas zu lösen, um näher an seine eigene „Essenz“ zu kommen und sich der Dinge bewusst zu werden, die einem manchmal bei der Verwirklichung eigener Ziele im Wege stehen. Sie stellen somit zum einen ein Mittel der Selbst-/​Menschheitserkenntnis dar, und zum anderen bieten sie eine Möglichkeit, näher an seine „Essenz“ zu kommen – die eigene Göttlichkeit – welchem Paradigma sie auch entstammen mag.

Bei der Beschreibung der Schuldfixierungen – im „Enneagramm“ „Persönlichkeitstypen“ genannt – wird in der Literatur davon ausgegangen, dass jeder Mensch nur einem Typus in seinem Kern zuzuordnen ist, aber natürlich auch die Merkmale der anderen Typen in sich trägt. Die Entdeckung dieses spezifischen Typus ist dabei nicht immer leicht – hierbei sei auf die Literatur zum Enneagramm verwiesen. Es ist daher sinnvoll, sich mit allen Typen zu beschäftigen bzw. die Techniken mit allen neun Typen zu durchlaufen.

Zunächst werden die einzelnen Schuldfixierungen/​Persönlichkeitstypen dargestellt, dann folgen die Techniken zum Erkennen und Lösen dieser Fixierung in mehreren Einzelarbeiten und einer Gruppenarbeit.

B. Exemplarische Zuordnung der Schuldfixierungen/​Persönlichkeitstypen

Die Beschreibung der Schuldfixierungen und der Kompensationsstrategie stammt von Stephen Wolinsky1 die weiteren Beschreibungen sind mehreren Werken zur Enneagrammlehre2 entlehnt.

Die Schuldfixierungen/​Kompensationsstrategien bzw. die Grundängste/​unbewussten Kindheitsgebote stellen „Fixierungen“ dar, die es verhindern, die „Essenz“ wahrnehmen zu können bzw. führen zu einem erstarrten, eingeschränkten Verhaltensprogramm, das dem Erreichen so mancher Ziele im Wege steht. Im Folgenden kann mit diesen „Grundanahmen“ als Hilfsmittel gearbeitet werden – sie dienen aber hierbei nur als Anhaltspunkte – ein „Schauen in sich selbst“ ist dennoch weiterhin erforderlich.

Die „Exemplarischen Charakteristika“ sind für eine Arbeit mit den Schuldfixierungen nicht erforderlich, sie stellen jedoch eine kurze Übersicht zu den einzelnen Persönlichkeitstypen dar.






C. Irrationale Grundannahmen (nach Albert Ellis)

Die oben genannte Einteilung findet sich ähnlich auch in anderen psychologischen Systemen – als Beispiel seien hier deshalb die Grundannahmen nach der RET (Rational-Emotive-Therapy) genannt. Die jeweiligen Grundannahmen lassen sich mit den u. g. Techniken ebenfalls bearbeiten.

Die Vorstellung/​Grundannahme, dass

 es für einen erwachsenen Menschen unbedingt notwendig ist, von jeder Person in seiner sozialen Umwelt geliebt und akzeptiert zu werden, z. B. „Ich muss immer geliebt werden“,

 man vollständig kompetent und erfolgreich unter allen möglichen Bedingungen sein muss, damit man sich selbst als angemessen einschätzen kann, z. B. „Ich darf keine Fehler machen“,

 bestimmte Menschen schlecht, boshaft, schurkisch sind und dass sie streng verurteilt und bestraft werden müssten für ihre Schlechtigkeit,

 es eine Katastrophe ist, wenn die Dinge nicht so sind, wie man sie gern haben möchte,

 man über ein Geschehen, das gefährlich und furchterregend ist, sehr besorgt sein und ständig an die Möglichkeit denken muss, dass es tatsächlich eintritt,

 menschliches Unglück durch äußere Umstände bedingt ist und dass Menschen wenige oder gar keine Möglichkeiten haben, ihre Sorgen und ihr Unglücklichsein zu beeinflussen,

 es leichter ist, bestimmte Situationen, Schwierigkeiten im Leben, Dinge, für die man selbst verantwortlich ist, zu erleiden, als sich mit ihnen auseinanderzusetzen,

 die eigene Vergangenheit sehr wichtig und bestimmend für die gegenwärtige Situation ist und dass ein Einfluss, der einen früher einmal nachhaltig beeinträchtigt hat, unbedingt wieder denselben Effekt haben muss, wenn er erneut auftritt

 man sich große Sorgen über die Probleme und Schwierigkeiten anderer Leute machen muss,

 es eine bestimmte richtige, präzise und perfekte Lösung für jedes menschliche Problem gibt und dass es eine Katastrophe ist, wenn diese korrekte Lösung nicht gefunden wird,

 man von anderen abhängig ist und jemanden braucht, der stärker ist als man selbst, auf den man sich verlassen kann.

D. Einzelarbeiten

Auch wenn in den Theorien nur von einem/​einer „Persönlichkeitstyp/​“Schuldfixierung“ ausgegangen wird, ist es sinnvoll, den Prozess für alle Grundtypen zu durchlaufen, da erst alle Typen gemeinsam die menschliche „Urschuld“ in ihrer Gesamtheit repräsentieren.

Um es noch mal deutlich zu machen, es gibt so was wie eine Urschuld/​Sünde“ natürlich gar nicht – diese ist eine psychische Illusion – vom menschlichen Geist selbst erschaffen (eine insbesondere im christlichen Kulturkreis verbreitete Erfindung) – jeder Mensch ist „schuldfrei“.

Allerdings haben die daraus resultierenden „Muster“ zumindest psychisch gesehen eine starke Wirkung und sind hervorragende Mittel der Kontrolle.

Wichtig: Die entdeckten Grundannahmen/​Konzepte/​Strukturen sollten auch nicht abgelehnt werden. Es geht nicht darum diese Grundannahme zu heilen, zu transformieren, loszuwerden, wir sind OK so, wie wir sind. Sie sollten vielmehr als das gesehen werden, was sie ist sind - „Illusionen/​Konstrukte der Psyche“ – wenn auch äußerst hartnäckige – sodass es möglich wird, die Fixierungen zu lockern.

Im Folgenden werden unterschiedliche Methoden dargestellt, wie mit den Schuldfixierungen gearbeitet werden kann. Diese sind die Glaubenssatzarbeit, die schamanische Reise und die Meditation.

1.Glaubenssatzarbeit

a) „The Work“:

Die dargestellten Fragen stellen die Technik „The Work“3 vor, die sich so – oder in abgewandelter Form auf alle möglichen Glaubenssätze/​Situationen anwenden lässt. Bei dieser Technik geht es u. a. darum, Glaubenssätze/​Grundannahmen/​Situationen zu hinterfragen, aufzulösen und die Fixierungen mit ihnen zu lockern.

Die einzelnen Schritte 1) – 5) sollten alle durchlaufen werden – ein Reflektieren der Fragen und der eigenen Antworten ist hierbei unabdingbar – bei den Fragen 3) und 4) sollte zusätzlich noch in sich hineingespürt werden. Die sog. Umkehrung 5) dient als Hinweis und muss nicht angenommen oder gelebt werden – eine Reflektion über die „Gegenansicht“ hilft jedoch bei der Lockerung der Glaubensmuster. Die Antworten und Umkehrung stellen auch keine Wahrheit (die es nach Ansicht des Autors möglicherweise gar nicht gibt) im üblichen Sinne dar – es geht um den Prozess – nicht um das Finden von Lösungen.

Im Rahmen der „Urschuld-Befreiung“ sollten die Sätze der Grundannahmen (z. B. Schuldfixierung, Kompensation, Grundangst, unbewusstes Kindheitsgebot, etc.) mit Hilfe der Frage-Technik untersucht werden – natürlich können auch „persönliche“ Sätze verwendet werden – die o. g. Beispiele sind eben nur Beispiele – wenn auch recht verbreitete und treffende. Die einzelnen Fragen/​Erläuterungen der Punkte 1) – 5) sind der Vollständigkeit halber entsprechend komplett aufgeführt – für den jeweiligen Glaubenssatz ist natürlich das jeweils Passende auszuwählen.

Der kursive Text stellt exemplarisch ein Beispiel zum Thema „Urschuld“/​Persönlichkeitstyp dar.

b) Der Glaubenssatz

z. B. Nr. 2

  Ich bin wertlos. Ich habe keinerlei Bedeutung.

  Ich muss beweisen, dass ich nicht wertlos bin.

c) Die Fragen

1) Ist das wahr? – Ist das die Realität? (Wie ist die Wirklichkeit?)

Wie ist die Realität/​Wirklichkeit? Wie sind die Fakten? Ist es wahr im wörtlichen Sinne?

Welchen Beweis hast du? In wessen Macht steht das? Zu wessen Verantwortungsbereich gehört das?

 Ja, ich fühle mich häufig wertlos, also bin ich es auch. Ich habe für die Menschheit noch nichts Sinnvolles geleistet.

 Ja, denn ansonsten werde ich nicht gesehen. Ich muss mich anstrengen – sonst habe ich für die anderen und mich keinen Wert und sie lieben mich nicht.

2) Kannst du wirklich hundertprozentig wissen, dass dein Glaubenssatz wahr ist? Ist das wirklich die Realität? Kann ich wirklich wissen, dass es besser wäre, wenn meine Vorstellung wahr wäre?

Kannst du wissen, dass es besser für dich wäre, wenn die Realität so wäre, wie du es dir vorstellst? Auf lange Sicht? Kannst du wissen, dass es für andere besser wäre, wenn die Realität anders wäre? Kannst du es hundertprozentig wissen?

 Nein, hundertprozentig wissen kann ich das natürlich nicht – vielleicht ist doch etwas wertvoll an mir. Für meine Freunde und Familie habe ich anscheinend schon etwas Bedeutung und ich bin für sie wertvoll. Jedenfalls kann ich tatsächlich nicht hundertprozentig wissen, ob ich wertlos bin.

 Nein, wenn ich es mir recht überlege, so muss ich gar nichts beweisen. Ich bin – das reicht eigentlich aus und müssen muss ich gar nichts.

3) Wie reagierst du, was geht in dir vor, wenn du diesen Gedanken denkst? Was hast du davon, dass du denkst, deine Wunschvorstellung sollte wahr werden und dann siehst du die Wirklichkeit?/​Was hast du davon, wenn du erfolglos denkst, deine Vorstellung sollte sich verwirklichen? Wie behandelst du dich selbst? Wie fühlt sich das an? Wie behandelst du andere? Wie fühlt sich das an? a) Kannst du einen friedvollen Grund sehen, an diesem Gedanken festzuhalten, einen Grund, der keinen Stress verursacht? b) Kannst du einen Grund sehen, diesen Gedanken loszulassen? (Bitte versuche aber nicht, ihn loszulassen.)

 Ich fühle mich klein, unbedeutend. In mir entsteht ein Gefühl der Hilflosigkeit. Ich ziehe mich zurück.

 Ich setze mich selbst unter Druck- ich ackere und ackere, um anderen zu beweisen, dass ich ein wertvoller Mensch bin. Dieser Satz setzt mich innerlich unter Druck.

4) Wer oder wie wärst du ohne diesen Gedanken? Wie würdest du dich fühlen, wenn du nicht an dieser Vorstellung festhalten würdest?

Wie würdest du dich dann fühlen? Fühle es jetzt! Wie würdest du andere dann behandeln? Wie würde sich das anfühlen? Fühle es jetzt! Wer wärst du, wenn du ohne Einschränkung akzeptieren würdest was ist? Schließe die Augen, und sehe die Situation ohne dieses Denkmuster. Was tut er/​sie? Was für ein Gesicht macht er/​sie? Sieh es mit dem Objektiv einer Kamera, ohne jede Beurteilung oder Interpretation. Was nimmst du wahr? Wie würdest du dich fühlen, wenn dieser Hirnteil, der dich an diese Situation erinnert, herausoperiert würde? Wie würdest du dich fühlen, wenn du diese Sache als Katze betrachten würdest?

 Ich wäre einfach da. Es wäre mir egal ob ich jetzt nun wertvoll oder wertlos bin – ohne diesen Gedanken könnte ich einfach sein. Ich müsste nicht so um Liebe kämpfen.

 Ich könnte Mußestunden besser genießen- ich würde mich innerlich nicht so unter Druck setzen – ich könnte einfach sein.

5) Finde die Umkehrung(en)/​Gegenteilige Tätigkeit/​Wie muss ich meine Überzeugung umwandeln, damit sie mehr der „Realität“ entspricht oder damit ich einen Hinweis auf eine bessere Strategie erhalte?

Falls dein Denkmuster von dir selbst, einer Institution oder einer Situation handelt, setze dein Denken ein. Setze den Anderen ein – setze dich ein. Kehre die Aussage um.

Ich (mich, mit mir), Person, Sache, Situation (Vater, Chef, Gott, Welt, Arbeitslosigkeit etc.)/​sollte, sollte nicht; muss, muss nicht; hat getan, hat nicht getan; hätte sollen, hätte nicht sollen; Mein Denken

 Ich bin wertvoll – ich habe Bedeutung. Mein Denken hält mich für wertlos.

 Ich muss nicht beweisen, dass ich wertvoll bin. Mein Denken sollte mich für wertvoll halten.

2. Schamanische Reise4

Das Prinzip der Schuldfixierung/​Persönlichkeitstyp-Reise ähnelt einer normalen schamanischen Reise - jedoch wird nicht in eine bestimmte „Welt“ (Ober-, Unter-, Mittelwelt), ein Element, etc. gereist, sondern direkt in die entsprechende Schuldfixierung/​den Persönlichkeitstyp – um sich seiner bewusst zu werden, mit ihm zu verschmelzen, die Auswirkung zu spüren und sich von diesem Kern zu lösen.

Material:

 CD“ Schamanisches Trommeln“

 Papier, Stift

Ablauf

 IAO - jede andere Bannung

 Willensatz: z. B. Es ist mein Wille die Schuldfixierung Nr. 1 zu erkennen/​sich ihrer bewusst zu werden, mit ihr zu verschmelzen/​ihre Auswirkungen zu erspüren und die Fixierung mit ihr zu lösen.

 CD einlegen

 Durch den persönlichen Eingang in die „schamanische Welt“ reisen bzw. das Symbol des Enneagramms (oder ein anderes) als Eingang benutzen.

 Nach der Reise sollte das Erlebte kurz schriftlich wiedergegeben werden.

Beispiel zur Nr. 1 in Stichworten:

Eingang durch das Enneagramm-Symbol mit dem Auftrag zu Typ 1 zu kommen. Höre aus dem „Off“ Eckstein, Eckstein – alles muss perfekt sein; höre Stimmen die sagen: Das darfst du nicht, das sollst du nicht, das ist nicht moralisch, das ist verwerflich; sehe wie sich diese Sätze in Luft auflösen; sehe Bilder aus der Schulzeit; ein großer Mann mit Schwert steht vor dir, der sagt „Ich richte dich“ … … … … … …

Stehe in einer großen Halle; sehe einen Eiskristall – ich verschmelze mit diesem Eiskristall – es tauchen viele Bilder und Emotionen auf, die zum „Persönlichkeitstyp“ passen – ich trete auf der Reise mehrfach in diesen Kristall ein und wieder aus … etc.

Eine schamanische Reise ist natürlich eine sehr individuelle Angelegenheit – nach meinen Erfahrungen reicht es aber aus, mit dem/​der entsprechenden Ziel/​Willenssatz/​Arbeitsanweisung in die jeweilige Welt (Symbol/​Problem/​Schuldfixierung) zu reisen und zu schauen was passiert.

3. Meditation

a) Einzelne Schuldfixierung

Es ist auch durchaus hilfreich, über die entsprechenden Schuldfixierungen/​Persönlichkeitstypen zu meditieren – kontemplativ – aber die aufkommenden Bilder, Assoziationen, Gedanken, Emotionen eher fließen zu lassen und sich diese aus der Beobachterposition anzuschauen. Es geht nicht um eine intellektuelle Analyse oder eine Veränderung der Inhalte, sondern um das reine Betrachten, Erkennen und Annehmen – um so die Fixierungen zu lockern. Als Fragestellung hilfreich: Was erkenne ich an/​in mir in diesem Typus wieder?

b) Gesamte Schuldfixierungen5

In dieser Meditation geht es darum, in den „unkonditionierten, freien Zustand der Essenz“ zu gelangen. Während der Meditation sollten die Inhalte des Geistes (Gedanken, Erinnerungen, etc.) von der „Beobachterposition“ aus betrachtet werden – ohne sie zu steuern oder zu bewerten.

Lasse deine Gedanken, Erinnerungen, Emotionen, Assoziationen, Wahrnehmungen, Zielvorstellungen, Absichten beiseite und beantworte nacheinander folgende Fragen

(je Frage ca. 5 Min.)

 Bist du ein Mann oder eine Frau? Oder keines von beidem?

 Bin ich diese/​meine Persönlichkeit? Oder bin ich diese/​meine Persönlichkeit nicht? Oder keines von beidem? Was ist eine Persönlichkeit?

 Bist du begrenzt? Oder unbegrenzt oder keines von beidem?

 Bist du klar definiert? Bist du nicht klar definiert? Oder keines von beidem?

 Bin ich schuldig/​falsch oder schuldfrei/​richtig? Oder keines von beidem?

 Nr. 1: Bist du vollkommen, unvollkommen oder keines von beidem? Was heißt überhaupt Vollkommenheit oder Unvollkommenheit?

 Nr. 2: Bist du wertvoll? Oder wertlos? Oder keines von beidem? Was ist gemeint mit Wert und Wertlosigkeit, Bedeutung und Bedeutungslosigkeit?

 Nr. 3: Bist du unfähig, etwas zu tun? Oder bringst du etwas zu Stande? Oder keines von beidem? Was bedeutet es, etwas zu Wege zu bringen bzw. dies nicht zu können?

 Nr. 4: Bist du unzulänglich oder nicht oder keines von beidem? Was bedeutet Unzulänglichkeit, was hieße hier Angemessenheit?

 Nr. 5: Existierst du oder existierst du nicht oder keines von beidem? Was bedeutet überhaupt Existenz, was bedeutet Nichtexistenz?

 Nr. 6: Bist du allein oder mit anderen verbunden? Oder keines von beidem? Was bedeutet Alleinsein, Verbundensein oder Gemiedenwerden?

 Nr. 7: Bist du vollständig, unvollständig oder keines von beidem? Was bedeutet überhaupt „vollständig“ oder „unvollständig“?

 Nr. 8: Bist du machtlos? Oder mächtig? Oder keines von beidem? Was bedeutet überhaupt „machtlos“ oder „mächtig“?

 Nr. 9: Bist du liebenswert, ohne Liebe oder keines von beidem? Was ist Liebe? Oder gibt es Liebe nicht? Oder keines von beidem?

 Bist du verrückt, normal oder keines von beidem?

Lasse den zustandslosen Zustand der „freien, unkonditionierten Essenz“ aufsteigen. Deine Aufmerksamkeit sinkt dabei immer tiefer in diesen Zustand ein und dehnt sich mehr aus. Nehme die Essenz wahr, die immer weiter zu gehen scheint. Ruhe eine Zeitlang in diesem Zustand (ca. 10 Min.).