Kitabı oku: «Reise Know-How Reiseführer Marokko», sayfa 22
Geschichte
Fès wurde bereits im Jahr 789 von Idris I. (Ibn Abdellah) kurz vor seinem Tod gegründet. Sein Sohn Idris II. errichtete 809 eine „Zwillingsstadt“, El-Aliya, auf der anderen Flussseite. In El-Aliya siedelten sich mehr und mehr arabische Händler aus Kairouan an, der Ort wurde zum blühendsten Handelszentrum Nordmarokkos. Beide Städte standen in ständiger Rivalität miteinander, bis sie 1069 durch die Eroberung von Yussuf ibn Tashfin zu Fès vereinigt wurden.
Im kulturellen Umfeld der Freitagsmoschee Karaouyine, die von Fatima bint Mohamed el Feheri 857 gestiftet, von den Fatimiden ausgebaut und unter den weiteren Dynastien prunkvoll ausgestattet wurde, entstand ein religiöses und geistiges Zentrum und nach Kairo die zweite Universität der Welt.
Ursprünglich aus zwei Ortschaften bestehend, wurde Fès im 11. Jh. unter der Dynastie der Almoraviden zu einer Stadt vereinigt (s.o.). Die Hauptereignisse der Geschichte Marokkos haben sich dort abgespielt. Die Almoraviden vergrößerten die Stadt unablässig und unter den Almohaden, den größten Bauherren, wurde Fès eine der modernsten Städte ihrer Zeit, in der sich das geistige, religiöse, politische und künstlerische Leben besonders reich entfaltete.
Den Almohaden folgten 1248 mit der Besetzung von Fès die Meriniden (13./14. Jh.). Unter den Merinidenherrschern entstanden die schönsten Bauwerke der Stadt, es war der Höhepunkt der Medresen-Baukunst (Koranschulen).
Unter Abu Yussuf Yaqub (1258–86) wurde Fès el-Djedid 1276 als Residenz und Verwaltungszentrum errichtet und zur militärischen Sicherung das Bordj Nord und das Bordj Est. Bald erreichte das künstlerische und geistige Leben der Stadt seinen Höhepunkt. Die letzten Merinidenkönige sind auf dem Hügel von El Kolla im Norden der Stadt begraben.
Fès verlor seinen Rang als Hauptstadt während der Herrschaft der Saadier im 16. Jh. Erst unter den auch heute noch regierenden Alawiden erlangte sie wieder ihren alten Rang, als Moulay Rashid 1667 die Stadt eroberte.
Da Fès wie ganz Marokko von aufständischen Berberstämmen bedroht wurde, rief Sultan Moulay Abd el-Hafizh 1911 die Franzosen zu Hilfe, die dann unter General Moinier in die Stadt einmarschierten. 1912 wurde die „Konvention von Fès“ unterschrieben, die den Franzosen den größten Teil Marokkos als Protektorat übertrug. Der Königssitz wurde nach Rabat verlegt, Fès entwickelte sich zu einem Zentrum der Widerstandsbewegung.
Fès war bis ins 20. Jh. die geistige Hauptstadt des Königreiches. Auch wenn der Glanz etwas verblasst ist: Die Fassis, wie sich die Bewohner von Fès nennen, begreifen sich immer noch als Elite des Landes.
Sehenswertes
Rund um die Mauern von Fès
Zur optimalen Orientierung beginnt man die Besichtigung am besten mit der „Tour de Fès“ auf der 16 km langen Ringstraße um die alten Stadtmauern (vgl. „Orientierung“). Die Medina ist, außer über Stichstraßen an den Rand nach R’sif, Batha und Aïn Azleten, nicht mit dem Auto befahrbar.
Beginnend in der Neustadt geht es über den Prachtboulevard Hassan II. und weiter über den Boulevard Moulay Yussuf nach Fès el-Djedid. Vorbei an der Kasbah Cherarda (jetzt Universitätsgelände) und am Stadttor Bab Segma führt die Ringstraße (Route Principale No. 1) weiter zum Bordj Nord aus dem 16. Jh. (Musée des Armes mit historischen marokkanischen Waffen, tägl. außer Di 9–12 und 14–17 Uhr, N 34°04,013’, W 04°59,088’). Dort bzw. von der Aussichtsplattform des Hotels Les Merinides hat man besonders in den Abendstunden (z.B. zum Sonnenuntergang) eine herrliche Aussicht auf die Stadt und das Sebou-Tal. Nicht weit entfernt liegen die spärlichen Ruinen der Merinidengräber auf dem Hügel El Kolla. Neben den Merinidengräbern stehen die Mauerreste des Fort Chardonnet; hier legen die Gerber und die Schlächter ihre Häute zum Trocknen aus.
Die kurvige Straße führt nun bergab, vorbei am Bab Guissa (unter den Almohaden im 13. Jh. erbaut), dem Nordtor der Medina. Zwischen den Gräbern am dortigen Friedhof trocknen die Gerber ihr Schafsleder. Durch Hügelland führt die Umgehungsstraße weiter stadtauswärts, an Olivenhainen und Gärten entlang zum Bab Choukha und Bab Ftouh. Hier stößt man auf die Straße nach Taza.
Entlang dieser Straße 1 km in Richtung Taza liegt das Töpferviertel Aïn Nokhbi, wo man den Töpfern, Keramikmalern und Mosaikkünstlern bei der Arbeit zusehen und in großer Auswahl direkt beim Hersteller Keramik kaufen kann (vgl. „Einkaufen“). Fès ist neben Safi das Töpferzentrum des Landes, die Fès-Keramik ist jedoch qualitativ hochwertiger. Die typische Fèser Keramik wird aus dem sehr robusten grauen Fèser Ton doppelt gebrannt und filigran in Blau-Weiß bemalt.
Weiter entlang der Stadtmauern befindet sich gegenüber dem Bab Ftouh, dem ältesten Stadttor von Fès aus der Almoraviden-Zeit, der große Friedhof mit der Qubba (Heiligengrab und Gedenkstätte) des Sidi Harazem.
Kurz nach dem Bab Ftouh zweigt eine Straße links zum Bordj Sud (mit Parkplatz) ab, das 1582 der saadische Sultan Ahmed El Mansour errichten ließ. Von hier hat man eine besonders schöne Sicht über die Altstadt. Tipp: Biegt man an der Auffahrt zum Bordj Sud nach links ab (statt zur Festung nach rechts), erreicht man einen großen Parkplatz direkt oberhalb des riesigen Friedhofs. Hier ist weniger Touristenbetrieb und es bietet sich ein noch besseres Stadtpanorama. Im Ramadan und zum Hammelfest finden auf dem Platz Gebete statt, dann sollte man ihn meiden.
Am Südrand von Fès el-Djedid entlang gelangt man wieder zum Ausgangspunkt.
Fès el-Djedid
An der Grenze zwischen Fès el-Djedid und Fès el-Bali befindet sich das Dar Batha (am Place de l’Istiqlal), ein Wesirspalast vom Ende des 19. Jh. In dem 4400 m2 großen Hofhaus mit herrlichem Garten (Palmen, Zypressen, Rosen etc.) sind seit 1906 eine archäologische Sammlung und ein sehr interessantes, umfangreiches Museum marokkanischer Kunst untergebracht. Hier findet man Teppiche aus dem Atlas, eine Waffensammlung, Trachten und Schmuck der verschiedenen Stämme, Stickereien, Stoffe, Keramik, Holzschnitzereien u.v.m. (tägl. außer Di 8.30–12 und 14.30–17 Uhr, N 34°03,608’, W 04°58,981’). Vom Place de l’Istiqlal beim Museum kann man entweder durch das Bab Boujeloud einen Medinabummel beginnen oder vorher Fès el-Djedid besichtigen.
Übernachtung
1Jnane Sbile
2Ibis
8Jugendherberge (Auberge de Jeunesse)
13Dar Ziryab
17Camping Diamant Vert
21Camping International
Essen und Trinken
3Patisserie La Villa
6Pizzeria Mamia
12Pizzeria Chez Vittorio
13Dar Ziryab
14Café Assouan
Einkaufen/Sonstiges
3Borj Fès Mall, Carrefour-Supermarkt
4Royal Air Maroc
5Hertz
7Europcar
9Arabic Language Institute
10Tourvilles Euro Maroc
15Centre Artisanal
16Arabophon
19Maroc Rando Cheval
20Marjane-Supermarkt
22Marjane-Supermarkt (ex Acima)
Nachtleben
18Ô Club
Übernachtung
5Cascade
8Riad Fès
9Riad Idrissy
12Medina Social Club
13Ryad Mabrouka
14Riad Maison Bleue
15Riad Ahlam
16Dar Attajalli
22Riad La Maison Verte
23Dar Gnaoua
24Riad el Ghalia
25Funky Fès
26Riad Alkantara
27La Perle de la Medina
28Lune et Soleil
29Riad Fès Baraka
30Dar Al Andalous
31Riad Anata
32Riad al Bartal
33Palais de Fès/Dar Tazi
Nachtleben
1Lounge im Restaurant Mezzanine
8Dachterrassenbar im Riad Fès
Einkaufen/Sonstiges
7L'Art du Bronze
11La Maison du Bronze
17La Maison Bleue
19Palais Ibn Khaldoun
20Dar el Mansour
21Töpferviertel Aïn Nokh
33Palais de Fès/Dar Tazi (Teppiche)
Essen und Trinken
2Kasbah
3Café Clock
4Jawharat
5Chez Rachid
6La Maison Bleue
8L’Ambre
9The Ruined Garden
10Barcelona Café
18Asmae
26Dar el Ghalia
33Palais de Fès/Dar Tazi
Um Fès el-Djedid zu besuchen, folgt man vom Dar Batha den grünen Wegweisern zum Jardin Jnane Sbil. Vorbei am Dar el Baida, einem Gartenpalast und im 19. Jh. Sitz des französischen Generalkonsuls (nicht zugänglich), geht es zur Avenue de l’UNESCO am Bab Riafa. Etwas nach rechts versetzt befindet sich der Eingang in den herrlich ruhigen Jardin Jnane Sbil mit einem alten Wasserrad (Noria), einem kleinen See, Springbrunnen, Orangenbäumen, Palmen und Bambushainen. Den Garten umgibt ein hoher Gitterzaun, er ist nur von den ausgewiesenen Eingängen zugänglich (Mo geschlossen). Die idyllische Kulisse steht im Kontrast zu den dahinter thronenden Gebäuden von Fès el-Djedid und der Befestigungsanlage Borj Cheikh Ahmed.
Links weiter gelangt man durch ein Stadttor zu dem von gewaltigen Mauern umgebenen Place Moulay Hassan. Vom Platz kommt man durch weitere Tore zum Vieux Méchouar (Bab es Seba, nicht immer zugänglich, Veranstaltungsplatz beim Festival des Musiques Sacrées du Monde), in den Bezirk des Königspalasts (Bab Dekaken, nicht zugänglich), in das Viertel Moulay Abdallah und links nach Fès el-Djedid, wo die quirlige Hauptstraße des Viertels beginnt, die zum prächtigen Bab Semmarine mit einer kleinen Markthalle und zur Mellah führt.
Die Mellah, das alte Judenviertel, war in der Kolonialzeit Wohnort vieler Franzosen. Es liegt in der Nähe des Königspalastes Dar el Makhzen, da die Juden als Gold- und Geldhändler unter dem Schutz des Sultans standen. Dieser verlangte dafür hohe Steuern, häufig waren aber auch Juden Finanzberater des Königs. In der Mellah befinden sich noch einige Silber- und Goldschmiedeläden und zwei Synagogen. Die Häuser der Mellah sind etwas höher als die arabischen Häuser und haben Fenster und Balkone, die der Straße zugewandt sind. Die Mellah verfiel lange Zeit, da kaum mehr Juden in Fès wohnen und die reiche Bevölkerung in die Neustadt abwanderte. Inzwischen sind viele Häuser wieder sehr schön renoviert. Es gibt einen jüdischen Friedhof, den man von der Ville Nouvelle kommend am Eingang von Fès el-Djedid rechter Hand durch eine schwarze Metalltür betreten kann. Interessierte können auch einen Blick in die renovierte Synagoge Ibn Danan (17. Jh.) werfen. Für den Friedhof und die Synagoge erwartet der Wächter jeweils ein Trinkgeld.
Der prächtige Dar el Makhzen (Königspalast) ist von Häusern und Mauern umgeben – innen kann der Palast nicht besichtigt werden. Mit 80 ha bedeckt er den größten Teil von Fès el-Djedid. Vom grünen Place du Commerce kann man jedoch die sieben goldenen Eingangsportale des Palastes bewundern.
Nach dem Besuch der Mellah kann man sich durch die Gassen wieder zur Befestigungsanlage am Jardin Jnane Sbil durcharbeiten und dann zurück zum Dar Batha spazieren. Ansonsten setzt man die Besichtigung am Bab es Seba fort. Von dort sind es nur wenige Schritte zum Bab Segma mit einem weiteren Eingang zum Vieux Méchouar (s.o.). Vom Bab Seghma kann man der Stadtmauer bis zum Bab Mahrouk und zum Bab Chorfa folgen. Auf dem innerhalb der Stadtmauer gelegenen Platz gastieren gelegentlich Glücksspieler, Geschichtenerzähler und ein Flohmarkt. Von hier sind es nur noch wenige Schritte zurück zum Dar Batha, wo die Erkundung der Medina beginnen kann.
Fès el-Djedid ist für den Touristen insgesamt nicht so interessant wie Fès el-Bali. Hier liegen, außer den oben genannten Sehenswürdigkeiten, viele große Moscheen, wie die Djamaa el Hamra und die Moschee el Azhar mit einem schön verzierten Tor (kein Zutritt für Nicht-Muslime).
Die Medina (Fès el-Bali)
Im ältesten Teil von Fès heißt es Bummeln, Staunen und sich verzaubern lassen von einer der schönsten Altstädte der islamischen Welt. Hier sind die Gassen so schmal, dass kein Auto hindurch passt, einige Seitengassen sind kaum einen Meter breit. In der Medina übernehmen deshalb Esel, Mulis und Handkarren den gesamten Warentransport in die Suqs und zu den Häusern. Nähert sich ein beladenes Maultier von hinten, heißt es rechtzeitig ausweichen – die Treiber machen durch lautes Rufen („Balak, balak“ – Vorsicht) auf sich aufmerksam. Im Gegensatz zu Marrakesch drängeln sich in Fès keine lauten und lästigen Mopedfahrer durch die Fußgängerströme.
Startpunkt des hier beschriebenen Medina-Rundgangs ist der Place de l’Istiqlal mit dem Dar-Batha-Museum (vgl. Fès el-Djedid). Den Platz mit Kreisverkehr und Springbrunnen verschandeln zwei große Bauruinen. Wer mit dem Auto unterwegs ist, findet in der Umgebung Parkplätze und eine Tiefgarage. Man kann den Stadtrundgang aber auch am Place R’sif beginnen, wo eine Tafel über die markierten Touristenrundgänge informiert (siehe Ende dieser Beschreibung; erreichbar mit dem Bus aus der Neustadt). Ein weiterer günstiger Ausgangspunkt zur Besichtigung von Fès el-Bali ist das Bab Guissa im Norden der Medina. Vom Guissa-Tor erreicht man am direktesten die Handwerker-Suqs und die Kissaria sowie die wichtigsten Kulturdenkmäler rund um die Karaouyine.
Vom Place de l’Istiqlal (beim Hotel Batha) geht es geradeaus, vorbei an der Post und durch eine Gasse mit vielen Straßenrestaurants in Richtung Medina. Hier marschiert man weiter rechts durch ein kleines Tor in die Talaa Seghira. Läuft man links weiter (nicht in die Talaa Seghira), folgt das 1912 errichtete Bab Boujeloud, eines der beliebtesten Fotomotive der Stadt. Es ist auf der der Medina abgewandten Seite mit blauen (Farbe von Fès) und auf der der Medina zugewandten Seite mit grünen (die Farbe des Islam) Fayencen verziert. Am Tor laden Cafés und Restaurants mit schönem Blick von den Terrassen zu einer Teepause ein. Vor dem Restaurant Kasbah (hinter dem Bab Boujeloud) geht es links in eine kleine Gasse durch den Lebensmittelsuq weiter zur Talaa Kebira. Talaa Seghira und Talaa Kebira sind die beiden Hauptachsen der Medina, sie führen beide durch die Suqs und zur Karaouyine-Moschee.
Nur wenige Meter entlang der Talaa Kebira folgt das Haus des Glockenspiels auf der linken Seite. An seinen 13 Fenstern schlugen einst 13 Bronzeklöppel auf 13 Bronzeschalen die Stunden. Die Wasseruhr der 1357 erbauten Anlage sollte die Studenten der gegenüberliegenden Medersa Bou Inania wecken. Im Café Clock (vgl. „Essen und Trinken“) in einer winzigen Gasse neben dem Gebäude kann man einen Tee auf der Dachterrasse trinken oder an einem Workshop teilnehmen.
Direkt gegenüber auf der rechten Seite liegt die in den letzten Jahren renovierte Medersa Bou Inania (N 34°03,737’, W 04°58,963’, tägl. 8.30–17 Uhr, zu den Gebetszeiten z.B. freitags geschlossen). Die 1350–57 erbaute theologische Hochschule des Abu Inan hat einen quadratischen Innenhof mit Waschbrunnen, der von zwei Betsälen umgeben ist. Im ersten und zweiten Stock liegen die kleinen Wohnzellen der Studenten. Wie bei allen Koranschulen im Maghreb, sind auch bei der Bou Inania die Ziegelmauern im Sockelbereich mit Kacheln verkleidet, der Hof ist mit Marmor- und Onyxfliesen ausgelegt, die Wände sind mit Mosaiken und Stuckarabesken verziert, das Vordach und die Holztragebalken aus reich verziertem Zedernholz gearbeitet. Das Dach ist wie bei allen sakralen Bauten mit grünen Ziegeln gedeckt.
An der Talaa Kebira liegt linker Hand ein alter Funduq (Karawanserei) und kurz darauf rechts das Palais des Merinides. Das herrliche alte Stadthaus mit Zedernholzschnitzereien, Zelliges- und Stuckarbeiten beherbergt ein marokkanisches Restaurant mit Dachterrasse (Besichtigung auch ohne Einkehr möglich).
Heilige Klänge aus aller Welt – das Festival des Musiques Sacrées du Monde
von Stefan Franzen
Mitten in einem der wichtigsten Zentren des Islam, im religiösen Herzen Marokkos, treffen sich Klänge aus den heiligen Traditionen der ganzen Welt. Mit dieser besonderen Ausrichtung zählen die Musiques Sacrées du Monde zu den bekanntesten Festivals des arabischen Kulturraums. Als das Musikfestival Mitte der 1990er Jahre startete, hatte es Signalwirkung vor allem für die arabischen Länder. „Bis tief in den Nahen Osten hinein, der damals nicht viele Veranstaltungen dieser Art hatte, hat man verstanden, dass man das Heilige auch auf die Bühne holen kann“, so der künstlerische Leiter Alain Weber. „So lässt sich Spiritualität in einem anderen Licht darstellen – und wir hatten anfangs die Rolle, diesen spirituellen Dialog zu öffnen.“
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Musiker aus der ganzen Welt treten beim „Festival der heiligen Musik“ auf
In zwei Jahrzehnten haben die Musiques Sacrées diese Klänge, vom Islam ausgehend, global zugänglich gemacht. Aus den arabischen Ländern mit ihren verschiedensten Ausprägungen von Sufi-Musik ging der Brückenschlag über alle Erdteile. Der Begriff „heilige Musik“ wird dann auch schon mal weit ausgelegt, wenn etwa westliche Popstars wie Björk, Patti Smith oder die Temptations auftreten. Genauso vielfältig wie die Stile sind auch die Bühnen, und mit ihnen die Hörertypen.
In der mächtigen Arena zwischen den Türmen der Bab-Makina-Festung mischt sich das eher betuchte einheimische Publikum mit den Touristen: Hier präsentieren sich nicht nur nationale und internationale Stars, hier beginnt das Festival auch mit einem künstlerisch ehrgeizigen Themenabend. In einem farbenprächtigen Spektakel konnte man etwa schon erleben, wie die Reiseroute von Leo Africanus, dem berühmten Händler und Botschafter aus dem 15. Jh., musikalisch von Fès bis nach Schwarzafrika nachgezeichnet wurde. Oder wie sich die Geschichte der Stadt Konstantinopel und ihre Verwandlung hin zum heutigen Istanbul in Töne und Szenen fassen lässt. Zur Eröffnung des Festivals kommen traditionsgemäß Mitglieder des Königshauses aus dem benachbarten Palast herüber. Schließlich stehen – wie auch das Gnawa-Festival in Essaouira – die Musiques Sacrées unter der Schirmherrschaft von Mohamed VI.
Auf dem Place Boujeloud vor dem berühmten gleichnamigen blauen Tor feiert dagegen bei freiem Eintritt die Jugend von Fès die neuen Stars der marokkanischen Popmusik, vom mitreißenden Chaâbi bis zum hartkantigen HipHop. In die Gärten und prächtigen Innenhöfe der Medina, wo sich Weltmusikstars von Bhutan bis Ägypten, von Portugal bis Indien treffen, zieht es französische und amerikanische Akademiker gesetzteren Alters. Man sollte hier schon ein wenig Geduld und Orientierungsvermögen mitbringen: Gerade während dieser „Nuits de la Medina“ muss man schon einmal tief ins Labyrinth der Altstadt eintauchen, bis unvermutet ein wunderschöner Patio mit Springbrunnen und tiefblauer Beleuchtung als Konzertschauplatz seine schweren Türen öffnet.
Und es gibt auch die ganz lokal verankerte Seite des Festivals, die nur kleingedruckt im Programmheft erwähnt wird: Es sind die „Nuits Soufies“ im magischen Garten des Dar Tazi, bei denen zu mitternächtlicher Stunde Zeremonien der lokalen Bruderschaften wie die des Tajaniyya-Ordens gezeigt werden. Hier, wo der Besucher unter lokalen Zuhörern auf Teppichen sitzt, lässt sich Spiritualität ganz unmittelbar erfahren. Die Stimmung ist fast volkstümlich: Die Frauen lachen und klatschen beseelt, und junge Männer, ausgestattet mit allen Insignien der westlichen MTV-Kultur, hüpfen fast wie in Trance zu den Lobgesängen auf und ab.
Nicht zuletzt sind die Musiques Sacrées auch ein Ort des kulturwissenschaftlichen Dialogs: Umrahmt von der prächtigen Vegetation des Musée Batha treffen sich Philosophen, Buchautoren, Musiker und Politiker zum Gedankenaustausch vor interessiertem Publikum.
„Ich will mir nicht anmaßen, dass ein Festival wie dieses spürbare Auswirkungen auf die ganze muslimische Welt haben kann. Dazu ist sie viel zu groß und unüberschaubar“, sagt Alain Weber in aller Bescheidenheit. Doch ohne Zweifel senden die Musiques Sacrées eine ichtige Botschaft der Toleranz aus einem Kulturraum der Umwälzungen und Unsicherheiten.
Weiter gelangt man zum Nejjarine-Platz mit den Tischler-Suqs und dem Nejjarine-Brunnen (19. Jh.). Der mit filigranen Mosaiken und einem Vordach aus geschnitztem Zedernholz ausgestattete öffentliche Brunnen ist sicherlich der schönste in Fès. Am Platz befindet sich auch der Eingang zum Funduq Nejjarine aus dem 18. Jh. Nach der Renovierung mit UNESCO-Geldern beherbergt das frühere Waren- und Handelshaus nun das Holzmuseum Nejjarine, das verschiedene Baumarten, kunstvolle Holzschnitzereien, Musikinstrumente, Möbel und Gebrauchsgegenstände, eine Bibliothek und alles Mögliche rund ums Holz zeigt (tägl. 10–17 Uhr, Eintritt: 20 DH). Im Museumscafé auf der Dachterrasse kann man den Ausblick genießen. Beim Nejjarine-Platz gibt es im Maison Bleue (vgl. „Einkaufen“) schöne blau-weiße Fès-Keramik zu kaufen. In der Gasse direkt links vom Eingang zum Museum kann man auf die Dachterrasse eines Lederladens steigen, um einen Blick hinunter in den Hof der Gerbereien Sidi Moussa (s.u.) zu werfen.
Die folgenden Suqs Attarine (Gewürze) und Kissaria (gedeckter Markt) bilden den Mittelpunkt von Handwerk und Handel. In der Kissaria bieten Seiden- und Brokathändler edle Stoffe, Kaftans und Babuschen in allen Designs und Farben an. Der Marktbereich mit rechtwinklig angeordneten Gassen erstrahlt seit 2018 in neuem Glanz mit Marmorböden und Mosaiken. Das Holzdach und Fensterreihen sorgen für eine gute Ventilation.
In der Medina von Fès sind – wie in allen orientalischen Suqs – die jeweiligen Handwerkszweige zusammen in einem Viertel angesiedelt. Vorbei an den Kupfer- und Messingschmieden, Goldschmieden, Lederwerkstätten und -Ladenzeilen, an den Teppichhändlern, Schneidern, Garnhändlern, Tischlern, Drechslern, Gewürzhändlern, Fisch- und Gemüsehändlern geht es durch die Gassen bis zur Attarine-Moschee und -Medersa.
Essen und Trinken
1Dar Saada
Neben dem Attarine-Suq und östlich der Kissaria liegt das größte Heiligtum der Stadt, die Zaouia des Moulay Idris II., das Mausoleum des Stadtgründers. Die Zaouia ist Grabmal und Wallfahrtsort und zugleich Zufluchtsstätte für verfolgte Gesetzesbrecher. Nichtgläubige haben keinen Zutritt, man kann aber durch den Eingang einen kurzen Blick nach Innen werfen. Das grüne Dach der Zaouia erkennt bei einem Blick über die Stadt (z.B. vom Borj Sud) schon von Weitem. Hinter dem Fraueneingang befindet sich in einer kachelverzierten Wand eine sternförmige Kupferplatte mit einem Loch, in das die Gläubigen im Vorbeigehen die Finger stecken, um dadurch baraka (Lebenskraft und göttlichen Segen) zu erlangen. Im September findet hier ein großer Moussem (Mausim) statt. Alle Handwerkerzünfte kommen zusammen, um kostbare Spenden und Opfer zu bringen und ein Fest zu Ehren des Heiligen zu feiern. Rund um die Zaouia werden bunte lange Kerzen, alle möglichen anderen Devotionalien und leckerer Nougat, Datteln und Nüsse verkauft.
Südlich der Kissaria befindet sich der Place Chemmaine, wo Händler Kerzen, Datteln und Trockenfrüchte verkaufen. Der dreigeschossige Funduq Chemmaine (13. Jh.) war jahrzehntelang dem Verfall preisgegeben und ist seit 2018 komplett renoviert. In der (bisher noch wenig belebten) historischen Karawanserai sollen sich in Zukunft Handwerksbetriebe und Cafés ansiedeln. Von der Dachterrasse bietet sich ein toller Ausblick auf das heilige Viertel und das Minarett der Karaouyine.
Das wichtigste Bauwerk in Fès, auf der Ostseite der Kissaria gelegen, ist die Karaouyine-Moschee, die inzwischen nur noch zwei Fakultäten der im 9. Jh. gegründeten Universität beherbergt und bis zum Bau der Moschee Hassan II. in Casablanca die größte Moschee im Maghreb war. Sie fasst 20.000 Gläubige auf einer Fläche von 16.000 m2. Die Gebetshalle wird von 270 Säulen getragen, 14 Tore führen in ihr Inneres. Sie ist in der typisch maurischen Architektur mit Hufeisenbögen, schlanken Stützsäulen, Stalaktiten-Deckengewölben, geschnitzten Ornamenten, Majolikaböden und kunstvoller Ausstattung gebaut. Dem Hochschulstudium an der Karaouyine (Theologie und islamisches Recht), das oft 10 bis 15 Jahre dauert, geht ein mehrjähriger Besuch der Koranschule voraus, in der die Jungen Lesen, Schreiben und Rechnen und natürlich die Lehren des Koran beigebracht bekommen. Der Universitätsbetrieb findet aber heute hauptsächlich in neuen Gebäuden außerhalb von Fès statt. Der berühmteste hiesige Gelehrte war Ibn Khaldoun (1332–1406) mit seinem Hauptwerk „Muqqaddima“ – er gilt als der größte Historiker des Islam. Die Karaouyine-Moschee wurde in den letzten Jahren innen und außen aufwendig renoviert. Man kann sie einmal umrunden und einen Blick durch das Eingangsportal ins prachtvolle Innere werfen (Zutritt nur für Muslime).
Die benachbarte Medersa Attarine (1323–1325 vom Meriniden-Sultan Abou Said errichtet) zählt zu den schönsten Koranschulen in Fès. Hier bewundert man almohadisches Dekor mit Mosaiken, Stuckornamenten und Zedernholzarbeiten in kunsthandwerklicher Perfektion (war 2019 wegen Renovierung geschlossen).
Weiter von der Medersa Attarine erreicht man die Medersa Misbahiya, eine Koranschule, die 1331 unter der Regentschaft von Sultan Abu el Hassan el Merini erbaut wurde und teilweise zerstört ist. Kurz nach der Medersa bietet sich ein Blick in den schönen alten Funduq Tattawine nahe der Karaouyine-Moschee.
Läuft man von der Karaouyine nordwärts in Richtung Bab Guissa (nördliches Stadttor), kommt man am hübschen Place Sagha mit alten Platanen vorbei. Hier befindet sich der Funduq Sagha aus der ersten Hälfte des 18. Jh. mit prächtigem Eingangsportal. Das sehenswerte Innere wurde vor wenigen Jahren renoviert. Nördlich der Karaouyine lohnt sich auch ein Blick auf die Zaouia Sidi Ahmed Tijani. Tijani war im 18. Jh. der Gründer des gleichnamigen Ordens, einer Sufi-Bruderschaft. Seine mystischen Lehren sind heute vor allem in Westafrika verbreitet. Die renovierte Fassade ist ein echter Hingucker mit unglaublich filigranen Stuckornamenten und Zedernholzschnitzereien.
Südlich der Karaouyine liegt eine weitere bedeutende Koranschule, die Medersa Cherratine, die größte der Koranschulen, die von der Zaouia des Moulay Idris in Richtung Karaouyine über die rechte Seitenstraße in Richtung Messingschmiede erreichbar ist. Teilweise renoviert, ist die Medersa sehr sehenswert, doch viele Mosaike, Stuck- und Zedernholzarbeiten sind immer noch recht stark verwittert (Eintritt: 20 DH, tägl. 8.30 und 17 Uhr).
Hinter der Karaouyine in Richtung Gerberviertel liegt die Medersa Seffarine aus der Merinidenzeit (gegründet von Abou Youssef Yakoub Ende des 13. Jh.). In der Medersa leben und lernen immer noch 100 Theologiestudenten in winzigen Kammern. Eine Besichtigung ist wegen des laufenden Betriebs meist nicht möglich. Auf dem Place Seffarine (N 34°03,857’, W 04°58,355’) fertigen die Kesselmacher und -flicker mit lautem Gehämmer riesige Bottiche und Kupferkessel, die in erster Linie bei großen Festen und Hochzeiten Verwendung finden. Lokale Berühmtheit erlangte der Kupferschmied Hamid Felah, der seine Künste sogar einmal auf der Internationalen Handwerksmesse in München zeigen durfte (Werkstatt mit Süddeutsche-Zeitung-Artikel an der Tür). Am Platz weist eine kleine Tafel auf das Eingangsportal zur Bibliothek Karaouyine (gegründet im 14. Jh.) hin: Dort lagern 30.000 jahrhundertealte Schriften, darunter auch Manuskripte von Ibn Khaldoun.
Das Wollfärberviertel nahe dem Seffarine-Platz ist etwas kleiner als dasjenige in Marrakesch. Gefärbte Tücher und bunte Wollbündel hängen dekorativ über den Gassen und neben den Verkaufsläden.
Im Viertel Sidi Moussa, nahe der Gerberei Moussa (s.u.), versteckt sich das Privatmuseum Musée Belghazi in einem alten Stadtpalais (Riad) mit prachtvollem Innenhof. Der Weg durch mehrere enge Gassen ist von der Talaa Seghira bzw. Kebira und vom Place Seffarine ausgeschildert, aber trotzdem nicht einfach zu finden. Hier werden Kunsthandwerk und kostbare marokkanische Antiquitäten ausgestellt (tägl. 9–18 Uhr, Eintritt: 40 DH, Tel. 0535 74 11 78). Von der Dachterrasse bietet sich ein herrlicher Blick, auf Vorbestellung gibt es auch Essen.
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Ein Besuch bei den Gerbern gehört zu einer Stadtführung dazu
Höhepunkt der Fès-Stadtführungen ist ein Besuch bei den Gerbern. Hier werden in schwerer Handarbeit Leder und Felle gegerbt und gefärbt. Zuerst müssen die Felle enthaart, gereinigt und dann gekalkt werden. Danach folgt das Beizen und eine erneute Reinigung. Es gibt Betonbottiche, die zum Kalken verwendet werden, und andere, in denen die Felle gefärbt werden. Anschließend legen die Gerber die Felle zum Trocknen aus. Lederwaren aus Fès wurden wegen ihrer guten Qualität schon im 12. Jh. bis nach Bagdad transportiert. Wegen des Gestanks der Gerb- und Beiztröge und des hohen Wasserbedarfs liegen die noch bestehenden Viertel alle an der Westseite des Oued Fès.
Sidi Moussa im Viertel Guerniz ist das älteste Gerberviertel von Fès – hier arbeiteten die Gerber schon im Mittelalter, und an der Arbeitstechnik (Enthaaren, Gerben, Färben der Felle) scheint sich nicht viel geändert zu haben. Ausblick auf den Gerberhof hat man z.B. von der Terrasse eines Shops direkt links neben dem Eingang zum Nejjarine-Museum (vgl. oben). Das größte und bekannteste Gerberviertel ist Chouwara (sprich: Schuwara, N 34°03,955’, W 04°58,277’) direkt am Oued Fès (Oued Bou Khrareb) nördlich des Medina-Zentrums zwischen Karaouyine und dem Fluss. Von den hohen Terrassen der umliegenden Lederwarenläden eröffnet sich ein guter Blick in die Gerberhöfe (Besichtigung von unten nicht mehr möglich). Besucher mit empfindlicher Nase bekommen ein Minzblatt gereicht … Für den Service wird ein Trinkgeld erwartet, bzw. man freut sich, wenn mal jemand etwas kauft. Beide Gerberviertel wurden in den letzten Jahren komplett renoviert. Die Felle können nun auch innen getrocknet werden, die Gebäude der Gerber sind beheizt und es gibt Duschen. Die Gerbarbeit ist zwar immer noch ein Knochenjob, die (meist jungen) Männer verdienen jedoch weit überdurchschnittlich, zudem erhalten sie von den umliegenden Lederläden eine Art Provision für die von ihnen geschossenen Touristenfotos. Die Läden müssen das entsprechend mit Verkäufen wieder erwirtschaften …