Kitabı oku: «Die Ewigkeit ist jetzt», sayfa 2

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Meditation beeinflusst unser Leben

Der Reinigungs- und Läuterungsprozess, von dem ich gesprochen habe, findet im Geist statt. Dennoch werdet ihr feststellen, dass ihr manch alten Unrat beseitigen müsst, der sich aufgrund von psychischen Reaktionen im Körper angesammelt hat.

Stellt euch einen Menschen vor, der die letzten zwanzig, dreißig Jahre in einem Zimmer gelebt und es nie für nötig befunden hat, es sauberzumachen. All die Speisereste und die schmutzige Kleidung – der angesammelte Unrat reicht bis zur Decke. In diesem Müll zu leben ist äußerst unangenehm. Der Mensch in dem Zimmer nimmt das gar nicht wahr, bis eines Tages ein Freund zu Besuch kommt und sagt: «Warum machst du nicht mal sauber?» Gemeinsam machen sie eine kleine Ecke sauber. Jetzt findet diese imaginäre Person heraus, dass es sich in dieser sauberen Ecke wesentlich angenehmer leben lässt. Daraufhin beginnen die beiden den ganzen Raum zu reinigen, bis man schließlich aus dem Fenster schauen und sich im Zimmer bewegen kann. Da er sich nun behaglicher fühlt, kann dieser Mensch ungehindert über seinen Geist verfügen, ohne sich mit körperlichen Unannehmlichkeiten abgeben zu müssen.

Das Haus, in dem wir leben, ist unser Körper. Es spielt keine Rolle, wohin wir uns begeben, unseren Körper nehmen wir überallhin mit, bis er zerfällt und zu Staub wird. In diesem Haus benötigen wir etwas mehr Platz und Behaglichkeit.

Bei unseren psychischen Hindernissen und Blockaden handelt es sich um Ablagerungen unserer emotionalen Reaktionen. Der Geist hat sie angenommen, und darum kann der Geist sie auch wieder loslassen. Für unsere Meditationspraxis bedeutet das: Die Empfindung erkennen, nicht reagieren, dann loslassen!

Das zweite Merkmal unserer Meditationspraxis ist das Nicht-Reagieren: Ein überaus wichtiger Aspekt, wenn wir inneren Frieden und Harmonie erreichen wollen. Ohne dieses Nicht-Reagieren werden unsere Reaktionen uns in Wellenbewegungen mit sich reißen, und wir können den Weg nicht klar erkennen. Er wird uns schleierhaft bleiben. Wir mögen von ihm hören. Wir mögen sogar ahnen, was gemeint ist, aber wir werden ihn nie sehen, weil sehen hier Einsicht bedeutet, inneres Sehen also. Diese innere Sicht wird von unseren psychischen Reaktionen behindert.

Beobachten wir Gefühle und Empfindungen während der Meditation, dann ist es selten notwendig, darauf zu reagieren. Sich einer Reaktion zu enthalten ist also möglich: Genau daran arbeiten wir! Wir können dieses Nicht-Reagieren in unseren Alltag übernehmen, indem wir lernen, alle auftauchenden Gefühle als das zu betrachten, was sie sind: Emotionen, die zum Vorschein gekommen sind und wieder verschwinden. Wenn wir das in unserer Meditationspraxis lernen, so lernen wir etwas ganz Wertvolles über den Umgang mit uns selbst.

Zu den Absurditäten des menschlichen Daseins gehört das weitverbreitete Missverständnis, zu glauben, da wir Lebewesen sind, wüssten wir auch, wie man lebt. Das Leben zu leben ist eine Kunst, und die meisten Menschen erleben im Laufe ihres Daseins manchen Reinfall. Das nennen sie dann eine Tragödie oder ein individuelles Problem. Dabei haben sie lediglich die Kunst zu leben nicht vervollkommnet.

Der dritte, doch nicht minder wichtige Aspekt der Meditation ist die persönliche Erfahrung der Vergänglichkeit. Bevor wir nicht selbst diese Erfahrung gemacht haben, wird sie nur ein Wort bleiben. Worte können niemals befreiend wirken, dazu ist Erfahrung nötig. Den Weg des Buddha gehen heißt nach Befreiung streben, vollkommene und absolute Freiheit, und die kann man nur erfahren. In der Meditation ist die Erfahrung der Vergänglichkeit sehr direkt. Wenn ihr den eigenen Atem beobachtet, merkt ihr, dass der hereinfließende Atem nicht derselbe ist wie der ausströmende. Empfindungen kommen und gehen. Ein Schmerz im Bein: Man bewegt es, und schon ist er fort. Empfindungen kommen und gehen!

Mit ein bisschen mehr Übung in der Meditation ist die Vergänglichkeit der Gefühle und Empfindungen leicht zu erkennen. Gleichzeitig gewinnen wir aber auch Einsicht in die Vergänglichkeit unseres Körpers. Jeder weiß darüber Bescheid. Auf der ganzen Welt gibt es keinen einzigen Menschen, der nicht über die Vergänglichkeit des Körpers Bescheid weiß. Trotzdem leben wir alle so, als beträfe die Vergänglichkeit uns nicht und grämen uns um jene, deren Körper bereits dem gesetzmäßigen Walten der Natur ihren Tribut zollen musste, als ob das etwas ganz und gar Unerwartetes sei.

Offenkundig hegen wir da trügerische und wenig sinnvolle Vorstellungen. Das liegt daran, dass wir vor der Wirklichkeit unsere Augen schließen. Wir wollen nur sehen, was uns gefällt. Dass wir trotzdem unentwegt auch mit Unannehmlichkeiten konfrontiert werden, ist ein Umstand, für den wir ständig jemand anderem die Schuld zu geben versuchen. Viele Menschen gehen so weit, alle Schuld dem Teufel zuzuschieben. Es ist gleichgültig, wen man beschuldigt – den Nachbarn oder den Teufel. In Wirklichkeit ist das Leben totale Vergänglichkeit. Das müssen wir erfahren und akzeptieren. Dann können wir dementsprechend leben.

Wenn wir lernen, in tiefere Bereiche vorzudringen, werden wir feststellen, dass in jeder Zelle unseres Körpers ständig Bewegung herrscht. Dieses Naturgesetz haben wir alle in der Schule gelernt. Wir waren vielleicht elf oder zwölf Jahre alt, als man uns beigebracht hat, dass sich die Körperzellen alle sieben Jahre erneuern. Ich erinnere mich noch genau daran, dass ich überlegt habe, ob der Körper wohl all seine Zellen verliert und diese durch neue ersetzt werden. Da mir das unmöglich schien, gab ich auf. Ich konnte es mir einfach nicht vorstellen. Jetzt können wir verstehen, was wirklich geschieht: Im Verlauf von sieben Jahren haben sämtliche Körperzellen einen Verfallsprozess durchlaufen und sind erneuert worden – ständige Bewegung.

Es muss doch einen Weg geben, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln. In meditativer Sammlung können wir uns die Bewegung auf der Haut und unter der Haut bewusst machen. Danach werden wir uns selbst und die Welt um uns herum mit anderen Augen betrachten, weil wir aus persönlicher Erfahrung wissen, dass es nichts Festes und Statisches gibt. Am allerwenigsten in unserem Körper.

Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass es im ganzen Universum nicht einen einzigen stabilen Baustein gibt. Alles Existierende besteht aus Energiepartikeln. Sie bewegen sich mit solcher Geschwindigkeit – treffen aufeinander und entfernen sich wieder –, dass die Illusion von Stabilität entsteht. Ebendies sagte der Buddha, als er vor zweieinhalbtausend Jahren von solchen Partikeln sprach. Er benötigte allerdings kein Labor, um dies herauszufinden und zu beweisen. Er selbst machte diese Erfahrung. Daraus erwuchs seine Erleuchtung. Unsere Wissenschaftler wissen alles darüber. Dennoch kann man sie kaum als erleuchtet bezeichnen. Was ihnen fehlt, ist die persönliche Erfahrung.

Wir können selbst erkennen, dass es nirgendwo etwas Festes gibt. Sogar die verstandesmäßige Logik zeigt uns, dass es nichts Statisches geben kann, sonst wären wir keine menschlichen Wesen, sondern nur leblose Körper. Das verstandesmäßige Wissen genügt aber nicht, diese Tatsachen müssen erfahren werden. Erst wenn wir dies in der Meditation empfinden, wissen wir Bescheid. Was man aus persönlicher Erfahrung weiß, lässt sich nicht wegdiskutieren. Würde euch auch alle Welt von der Beständigkeit des Körpers zu überzeugen versuchen, ihr würdet euch nicht überzeugen lassen, denn ihr habt eure eigenen Erfahrungen gemacht. Als die Menschen über die Lehren des Buddha diskutierten, widersprach er niemals. Er hatte keinen Standpunkt zu verteidigen, denn er sprach über seine eigene Erfahrung.

Wenn wir uns besser sammeln und in tiefere Schichten vordringen können, werden wir diese unablässige Bewegung in uns erkennen. Für den Geist ist klar, dass diese Bewegung, wenn sie denn innen ständig vorhanden ist, auch außen stattfinden muss. Wo also ist etwas Festes zu finden? Der Geist mag fragen: «Wenn alles ständig in Bewegung ist, wo bleibt dann das Ich? Empfindungen ändern sich andauernd, von Augenblick zu Augenblick. Der Körper ist in Bewegung. An nichts kann ich mich halten. Die Gedanken sind unablässig in Bewegung. Wo also bin ich?» Um sich selbst «finden» zu können, ersinnen die Menschen etwas Imaginäres wie zum Beispiel ein höheres Selbst, einen festen Wesenskern oder eine Seele. Bei genauerer Nachforschung stellt sich allerdings heraus, dass es sich hierbei wiederum nur um Illusionen handelt. Vergänglichkeit muss erfahren werden.

Einen anderen Aspekt unserer Meditationspraxis hat der Buddha in den Lehrreden über die Grundlagen der Achtsamkeit erwähnt: Die Meditation über die vier Elemente – Erde, Wasser, Feuer und Luft. Die Empfindung von Festigkeit im Körper entspricht dem Erdelement. Ebenso die Festigkeit des Sitzkissens, das wir spüren. Das Erdelement ist überall gegenwärtig, auch im Wasser, sonst könnten wir nicht schwimmen; auch in der Luft, sonst könnten weder Vögel noch Flugzeuge fliegen.

Das Feuerelement ist gleichfalls überall gegenwärtig. Innerlich wird es für uns spürbar, wenn wir unsere Aufmerksamkeit darauf lenken. Normalerweise nehmen wir es nur wahr, wenn uns eiskalt oder glühend heiß ist oder wenn wir Fieber haben. Aber Temperatur (die Ausdrucksform des Feuerelements) ist stets und überall vorhanden – in allem, was lebt.

Das Wasserelement können wir in unserem Blut, im Speichel und im Urin wahrnehmen. Das Wasserelement ist die verbindende Kraft. Um einen Teig herzustellen, muss man dem Mehl etwas Wasser hinzufügen. Wasser ist das überall anzutreffende Verbindungselement. Ohne Wasser würden all die sich ständig bewegenden Zellen auseinanderfallen. Ohne die haltgebende Kraft dieses Verbindungselements würde niemand von uns hier sitzen.

Das alles klingt sehr interessant, hilft uns jedoch nicht weiter, solange wir es nicht selbst erfahren haben. Erst durch die persönliche Erfahrung entwickelt sich die Einsicht, wie die Dinge wirklich sind: Die Dinge so erkennen und sehen, «wie sie wirklich sind» – dieser Worte bedient sich der Buddha häufig.

Wir können als fünftes Element den Raum hinzufügen. In uns ist Raum im Sinne von Öffnungen vorhanden, Mund und Nase beispielsweise. Entsprechendes gilt für das Körperinnere. Das Universum ist Raum. Wenn wir uns dies klarmachen und uns mit der Tatsache anfreunden können, dass diese Elemente überall gleichermaßen zu finden sind, werden wir etwas von unserer Gewohnheit, alles zu trennen, aufgeben können – dieses: «Das bin ich – mag der Rest der Welt in Frieden leben, aber ich sorge zuerst mal für mich selbst. Die anderen sollen mir bloß nicht zu nahe kommen.»

Begreifen wir, dass wir lediglich aus Energiepartikel bestehen, die zusammentreffen und sich wieder trennen, nichts weiter als die fünf Elemente – was ist dann jenes «Ich», das wir so eifrig schützen? Und was ist der Rest der Welt, der so bedrohlich scheint?

Meditation bedeutet nach Einsicht streben. Einsicht ist das Ziel der buddhistischen Meditation. Die Techniken dienen dabei als Werkzeug. Ihr nutzt sie, so gut ihr eben könnt. Jeder geht mit Werkzeug ein wenig anders um. Je geschickter wir damit umzugehen lernen, desto einfacher und schneller erzielen wir Resultate. Die volle Aufmerksamkeit muss jedoch auf das Werkzeug gerichtet sein und nicht auf das eventuelle Resultat. Erst dann können sich Geschicklichkeit und Leichtigkeit entwickeln.

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Ruhe und Einsicht

Es gibt viele verschiedene Meditationstechniken. Im «Weg zur Reinheit» sind vierzig erwähnt. Diese Techniken richten sich aber nur auf zwei Ziele: Ruhe und Einsicht. Diese beiden gehen Hand in Hand. Wissen wir nicht, in welche Richtung wir gehen, ist es höchst unwahrscheinlich, dass wir unser Ziel erreichen. Wir müssen unseren Weg kennen, um ihn gehen zu können.

In beidem – Ruhe und Einsicht – müssen wir uns üben, um tatsächlich die Resultate zu erzielen, die in der Meditation möglich sind. Jeder sucht nach innerem Frieden, nach dieser Empfindung glücklicher Zufriedenheit. Wer in der Meditation auch nur ein Zipfelchen davon erhascht, fühlt sich richtig glücklich und will mehr davon haben. Mit einem hübschen Anteil daran wären die meisten schon zufrieden. Doch dazu ist die Meditation nicht da.

Die Ruhe, der innere Frieden, ist ein Hilfsmittel und dient einem Zweck: Ruhe ist das Mittel – Einsicht das Ziel. Hilfsmittel sind wichtig und notwendig, dürfen aber nie mit dem eigentlichen Ziel verwechselt werden. Weil es hier aber um eine so ganz und gar angenehme Erfahrung geht, erwächst daraus eine neue Anhaftung.

Unser ständiges Problem ist, dass wir festhalten wollen, was uns angenehm ist, und zurückweisen, was uns nicht gefällt. Weil wir das zu unserem Lebenszweck machen, hat unser Leben keinen wirklichen Zweck. Es ist unmöglich, alles Unangenehme auszuschalten und nur das Angenehme zu behalten. Solange wir das als Ziel betrachten, haben wir kein Ziel. Das Gleiche gilt für die Meditation.

Wie können wir also zu etwas Ruhe finden, und was haben wir davon? Halten wir unsere Aufmerksamkeit auf den Atem gerichtet, wird irgendwann Ruhe einkehren. Der Geist wird einen Moment aufhören zu denken und sich entspannen. Ein denkender Geist wird nie zur Ruhe kommen, weil der Denkprozess an sich Bewegung ist und Bewegung immer ablenkend wirkt. Dennoch kann für einen Augenblick Ruhe einkehren, und wir können ihn vielleicht sogar verlängern. Je länger wir üben, umso mehr sind wir dazu imstande. So schwer ist es gar nicht. Anfangs mag es schwierig scheinen, aber alles, was wir brauchen, ist Geduld und Entschlossenheit, ein wenig gutes Karma1 und einen ruhigen Platz.

Wir alle verfügen über ein wenig gutes Karma, sonst säßen wir nicht hier. Menschen, die viel schlechtes Karma geschaffen haben, kommen in der Regel nicht zu einem Meditationsseminar. Kommen sie trotzdem, dann bleiben sie nicht. So muss also das gute Karma bereits vorhanden sein.

Was die Geduld anbelangt – allein schon damit wir hierbleiben, müssen wir Geduld haben. Hinzu kommt ferner Entschlossenheit. Wenn ihr euch zum ersten Mal hinsetzt, fasst einen Entschluss: «Ich will wirklich bei meinem Atem bleiben, und jedes Mal, wenn ich abschweife, fange ich wieder von vorn an.» Das ist eine regelrechte Gratwanderung. Jedes Mal, wenn ihr abschweift, müsst ihr euch erneut dem Atem zuwenden. Dazu braucht man Entschlusskraft.

Tritt jenes ruhige und angenehme Empfinden ein, das der Buddha als wohltuendes Verweilen bezeichnet hat, so wird es wieder verschwinden, weil alles, was entsteht, keine Dauer hat. Unsere erste Reaktion darauf sollte der Gedanke an die Vergänglichkeit sein. Wir sollten nicht denken: «Oje, jetzt ist es fort.» Oder: «Das war gut. Wie kann ich es bloß von neuem hervorrufen?» Denn dies entspräche dem gängigen Reaktionsmuster.

Dem Dhamma gemäß zu leben und die entsprechenden Erfahrungen zu machen ist ungewöhnlich. Es ist die Umkehrung dessen, was die große Mehrheit der Menschen tut und eine eigene Sicht der Dinge. Als der Buddha vor seiner Erleuchtung unter dem Bodhi-Baum saß, brachte Sujata ihm Milchreis in einer goldenen Schale, die sie ihm schenken wollte. Buddha warf die leere Schale hinter sich in den Fluss und erklärte, falls die Schale stromaufwärts schwimme, werde er erleuchtet werden. Natürlich schwamm die Schale stromaufwärts. Kann denn irgendetwas stromaufwärts schwimmen? Diese Geschichte besagt, dass wir gegen den Strom schwimmen müssen, unseren natürlichen Instinkten und Neigungen entgegengesetzt, wenn wir uns auf den Weg des Dhamma begeben. Wir müssen uns gegen das wenden, was so einfach und angenehm ist, dass jedermann es tut. Es ist viel schwieriger, gegen den Strom zu schwimmen, als sich von der Strömung treiben zu lassen.

Das wohltuende Verweilen, das angenehme Empfinden, das man zuerst im Körper und dann auch im Geist wahrnimmt und schließlich als ganz und gar friedvoll empfindet, muss ebenfalls vorübergehen. Wir müssen seine Vergänglichkeit anerkennen. Erst dann können wir es einem bestimmten Zweck nutzbar machen. Erkennen wir seine Vergänglichkeit nicht an, dann wollen wir es bloß zum eigenen Nutzen verwenden. Doch alles, was wir nur für uns allein besitzen, stärkt unser Ego, und wir lösen uns nicht von ihm, wie es den grundlegenden Lehren des Buddha entspräche.

Alles in den Lehren des Buddha ist darauf ausgerichtet, dieses Ego aufzugeben. Er hat gesagt: «Nur eins lehre ich: Das Vorhandensein von Leid und wie ihr ihm ein Ende setzen könnt.» Das heißt allerdings nicht, dass alles Leid auf der Welt ein Ende erreicht. Es bedeutet, wenn kein Ich da ist, das auf Leid reagiert, wird es kein Leid mehr geben. Wenn niemand ein Problem hat, wie können dann Probleme existieren? Setzen wir allerdings das wohltuende Verweilen als Mittel für das eigene Wohlbefinden ein, so ist dies der falsche Weg.

Kehren wir immer wieder zur Beobachtung des Atems zurück, so führt dies dazu, dass wir zur Ruhe kommen. Der achte Schritt auf dem Edlen Achtfachen Pfad – die Rechte Sammlung – bedeutet meditative Vertiefung. Der Versuch, beim Atem zu verweilen, weist in diese Richtung. Doch in diese meditative Vertiefung kann man nicht dadurch eintreten, dass man sich mit der Absicht, sie zu erreichen, ein- oder zweimal zum Meditieren hinsetzt. Das braucht Zeit. Alles das, was während der Konzentration auf den Atem auftaucht, sollte zur Einsicht genutzt werden. Gedanken, die in der Meditation auftauchen, sind weder ein Störfaktor noch ein Hinweis darauf, dass man nicht zum Meditieren taugt; oder dass es zu heiß oder zu kalt, zu unbequem, zu spät oder zu früh ist – nichts von alldem trifft zu. Gedanken wollen uns nicht stören. Sie sind Lehrer, die uns etwas beibringen wollen. Letzten Endes sind wir alle selbst unser Lehrer und unser Schüler, und das ist gut so. Wir müssen allerdings wissen, worauf wir zu achten haben, damit wir etwas lernen können.

Jeder Gedanke ist ein Lehrer. Zuallererst lernen wir etwas über die Unlenkbarkeit der Gedanken. Wir merken, dass unser Geist unzuverlässig ist. Gedanken tauchen auf, die wir überhaupt nicht denken wollen, weil wir viel lieber ruhig und gesammelt wären. Als Erstes können wir lernen, dass unser Geist nicht so wunderbar ist, wie wir immer angenommen haben – bloß weil wir etwas gelernt und ein Gedächtnis haben und bestimmte Fakten und Begriffe verstehen. In Wirklichkeit ist der Geist schwer in den Griff zu kriegen und unzuverlässig, weil er absolut nicht das tut, was wir von ihm erwarten.

Als Zweites müssen wir verstehen, dass wir unserem Geist nicht alles glauben sollten. Wir müssen nicht an alle Gedanken glauben, die da auftauchen. Sie sind ohne unser Zutun aufgetaucht, und so werden sie auch wieder verschwinden. Sie haben wenig Sinn – erst recht in der Meditation. Einige davon sind mehr als zwanzig Jahre alt. Einige sind reine Fantasie. Andere können ganz und gar unangenehm sein, und wieder andere sind Träume. Und manche sind so flüchtig, dass wir sie gar nicht richtig wahrnehmen. Aber alle tauchen so schnell auf, dass wir sie kaum etikettieren können. Warum also an all dies Zeug glauben, das uns gewöhnlich durch den Kopf geht?

In der Meditation haben wir Gelegenheit, den Geist – die dauernde gedankliche Aktivität – kennenzulernen, und vor allem können wir lernen, uns nicht mehr auf jeden Gedanken, der da kommt und geht, einzulassen. Entsprechendes gilt für unsere Gedanken im Alltag: Sollten wir all diesen Gedanken Glauben schenken und uns auf sie einlassen? Wir glauben unserem Geist, wenn er behauptet: «Dieser Mann ist entsetzlich.» – «Diese Frau lügt.» – «Davon bin ich so enttäuscht.» – «Das langweilt mich unendlich.» – «Das da muss ich unbedingt haben.» – «Da muss ich unbedingt dabei sein.» All das glauben wir einfach. Warum eigentlich? Um genau den gleichen Prozess handelt es sich bei der Meditation. Gedanken tauchen auf, verharren für kurze Zeit und verflüchtigen sich wieder – ohne Sinn und Verstand.

Haben wir dies erst einmal wirklich begriffen, so können wir diese ungebetenen Gedanken in solche umwandeln, die wir tatsächlich denken wollen. Genau das wird geschehen, wenn wir nicht mehr unbedarft alles glauben, was unser Geist uns weismachen will, sondern nur noch die Denkprozesse beobachten. Es ist genau das Gleiche mit der Luft um uns herum. Wir können sie uns nicht aneignen und behaupten, sie gehöre uns. Dennoch – gäbe es sie nicht, könnten wir nicht leben. Sie ist da. Genauso verhält es sich mit den Gedanken. Der Denkprozess ist für den Geist vollkommen natürlich, und er dauert an, solange wir leben. Aber er ist nicht zuverlässig und nicht glaubwürdig. Ganz im Gegenteil: Es wäre weit besser, den größten Teil der Gedanken aufzugeben.

Noch etwas können wir über den Geist lernen. Wenn sich in der Meditationssitzung keine Sammlung einstellt, sondern nur Gedanken, wenn wir uns träge fühlen und es an Aufmerksamkeit mangelt, dann könnten wir daraus lernen: Fehlt es dem Geist an Unterhaltung, dann schlafen wir ein. Der Geist will unterhalten werden. Er will lesen, fernsehen, arbeiten – irgendetwas tun, um beschäftigt zu sein und Unterhaltung zu haben. Ganz auf sich allein gestellt, ist er nicht glücklich und zufrieden: Eine interessante neue Einsicht, die sich einstellt, wenn wir meditieren.

Stellt euch vor, ihr wäret eine Woche lang in einem leeren Zimmer, ganz allein. Die Menschen halten das für eine furchtbare Zumutung – zu Recht, denn der Geist weiß damit nicht umzugehen. Genau wie der Körper verlangt er dauernd nach Nahrung. Er braucht Anregung, weil er sich selbst nicht genug ist. Das ist eine weitere Entdeckung, die wir in der Meditationssitzung machen können.

Gedanken sind unbeständig. Sie kommen und gehen. Sie bleiben nicht da – genau wie der Atem. Wenn ihr ganz aufmerksam seid, könnt ihr feststellen, wie sie auftauchen. Ihr könnt sicher ihr Verschwinden beobachten, denn das ist einfach. Das Auftauchen dagegen ist etwas schwerer zu erkennen. Aber ihr könnt keinen dieser Gedanken festhalten.

Unbeständigkeit und Besitzlosigkeit: Aber eigentlich wollt ihr all diese Gedanken gar nicht behalten, weil sie es nicht wert sind. Nur ganz wenige Gedanken sind etwas wert, weshalb soll man sie alle also festhalten? Warum soll man versuchen zu denken: «Das bin ich»? Warum nicht einsehen, dass es da nur ein natürliches Kommen und Gehen gibt? Und wie ist es mit dem Körper? Bin das wirklich ich? Zugrunde liegt ein natürliches Entstehen (durch Empfängnis) und ein natürliches Vergehen (durch den Tod). Ein Naturgesetz und eine universelle Tatsache, die unser Ego nicht wahrhaben will.

Ich-Bezogenheit oder Hochmut bedeutet nicht, dass wir allesamt eingebildete Menschen sind. Hochmut heißt lediglich, dass wir nicht erleuchtet sind. Nur Arahants sind frei von Ich-Bezogenheit. Wir betrachten uns selbst und die Welt von einem Ich-Standpunkt aus, und darum erscheinen andere Menschen und die Welt oft als so bedrohlich. Dieses Ich ist zerbrechlich und sehr verletzlich.

Alle jene Gedanken, die in unserer Meditation auftauchen, schenken uns Einsicht in uns selbst, in die Vergänglichkeit dieser Erscheinung von Körper und Geist. Wir sehen, dass wir nicht ihr Eigentümer sind. Wären wir wirklich die Besitzer unserer Gedanken, wären wir dann nicht lieber Besitzer von etwas Wertvollerem? Niemand legt Wert darauf, alten Krempel zu besitzen. Wir alle versuchen wertvolle Dinge zu besitzen. In der Meditation findet man heraus, dass Gedanken nichts Wertvolles sind.

Drittens können wir aus dieser Gedankenaktivität lernen, dass es sich hier um Dukkha handelt, um Unerfülltheit. Dukkha bedeutet nicht nur Leiden. Dukkha bedeutet auch Unbefriedigtsein, Unerfülltheit. Dieser viel umfassendere Begriff charakterisiert alles, was uns widerfahrt, sogar das Allerangenehmste – denn alles ist vergänglich. Das Unbefriedigende unseres Denkprozesses wird im Lauf der Meditation ganz deutlich, weil wir uns ja eigentlich sammeln wollen. Und dennoch sitzen wir da und denken.

Durch persönliche Erfahrung gewinnen wir Einsicht in die Vergänglichkeit, die Unerfülltheit und das Nicht-Selbst. Niemand kennt diese drei, solange er sie nicht selbst erfahren hat. Diese drei Wörter werden den meisten von euch geläufig sein. Doch wahrhaft begreifen könnt ihr sie nur durch direkte innere Erkenntnis. Obwohl wir sie in jedem einzelnen Moment erleben, schenken wir ihnen im Allgemeinen viel zu wenig Aufmerksamkeit.

Wir sterben ja auch in jedem Augenblick, aber wir merken auch das nicht. Dazu ist große Achtsamkeit erforderlich, die wir durch den Meditationsprozess erlernen können. Schaut genau hin und entdeckt, welche Qualität der Unzulänglichkeit dem Denkprozesses innewohnt.

Wir alle können die Realität erfahren – können erfahren, wie die Dinge wirklich sind –, wenn wir unsere Achtsamkeit bis zu dem Punkt ausweiten, an dem wir sie tatsächlich zu erkennen vermögen. Wir können genau das erfahren, worüber der Buddha gesprochen hat, aber wir müssen voll und ganz erfassen, was es bedeutet. Es bringt nichts, dazusitzen und zu denken: «Hätte ich doch bloß keine Gedanken.» Oder: «Wie gern wäre ich gesammelt.» Oder: «Wenn es doch nicht so schwer wäre.» Oder: «Wenn doch mein rechtes Bein nicht so schmerzen würde.» Das sind Träume und Hoffnungen. Wenn wir den Dingen auf den Grund gehen wollen, können wir es uns nicht leisten, zu wünschen und zu hoffen.

Der Buddha hat gesagt, wir alle seien krank und das Dhamma sei das Heilmittel. Manchmal wurde er als der «Große Arzt» bezeichnet. Wie bei jeder anderen Arznei genügt es allerdings nicht, von ihr zu wissen oder nur den Beipackzettel zu lesen. Letzteres haben die Menschen nun schon viele tausend Jahre lang getan. Jetzt müssen wir aufhören, nur die Aufschrift zu lesen, und die Pille zu schlucken. Das fällt gar nicht so schwer, sobald uns klar ist, welchen Unterschied dies macht.

Wenn das Sitzen in ein und derselben Position unangenehme Empfindungen hervorruft, wird der Geist sofort Widerstand dagegensetzen. Sogleich sagt er: «Das mag ich nicht. So etwas Unangenehmes. Das schaff ich keine zehn Tage. Ich brauche einen Stuhl.» Oder: «Wie töricht, so zu sitzen.» Oder: «Das ist es doch gar nicht wert. Die ganze Meditation kann doch diese Mühsal nicht aufwiegen.» Oder was auch immer sonst uns der Geist zu erzählen versucht. Er kann uns viel erzählen. Er kann uns von jedem erdenklichen Gegenstand erzählen und diesen von allen Seiten betrachten. Eine beliebte Technik beleuchtet zuerst die Vorzüge einer Sache und dann ihre Nachteile. Jeder Geist kann das. Unser Geist kann alles mögliche plappern.

Sitzt nicht da und denkt: «Ich mag das nicht, in meinem rechten Bein, meinem Rücken, meinem Nacken» – oder wo auch immer – «spüre ich solch ein Unbehagen.» Nein. Nutzt jede aufkommende Empfindung als Mittel zur Einsicht. Empfinden ist die Grundlage unseres Lebens. Die Art, wie wir reagieren, entsteht durch den Kontakt, den unsere Sinne herstellen. Wir sehen, hören, riechen, schmecken und berühren; und natürlich denken wir auch. Der Buddha hat das Denken als den sechsten Sinn bezeichnet, und auch wir reden manchmal bei bestimmten Gedanken vom sechsten Sinn. Wären wir etwa blind, würden wir die Welt auf eine andere Art erfahren. Wären wir taub, so wäre sie wiederum anders. Das Gleiche gilt für alle übrigen Sinne. Wenn aber all unsere Sinne in Ordnung sind, treten wir durch sie zur Welt in Kontakt, und daraus erwachsen Empfindungen. Daran ist nichts zu ändern. Diese Sinneskontakte finden unweigerlich statt. Auch ein Arahant hat Empfindungen, und zwar drei Arten: angenehme, unangenehme oder neutrale. Wir alle haben sie. Die neutralen werden uns nicht bewusst, weil wir nicht aufmerksam genug sind. Wir verfügen noch nicht über genügend Achtsamkeit. Ganz sicher nehmen wir aber die angenehmen Empfindungen und Gefühle wahr, schwelgen in ihnen und suchen nach Mitteln und Wegen, sie aufrechtzuerhalten. Die gesamte Weltwirtschaft ist darauf angelegt, angenehme Empfindungen zu wecken und die Menschen dahin zu bringen, dass sie mehr davon haben wollen. Würden alle dies ablehnen, wäre dies gleichbedeutend mit dem Zusammenbruch weiter Teile der Wirtschaft. Angenehme Empfindungen werden durch warmes Wasser, Kühlschränke, Ventilatoren, verschiedenerlei Nahrungsmittel, bessere Matratzen und vieles mehr ausgelöst.

Jeder hat Empfindungen – angenehme, unangenehme und neutrale. Sie treten in rascher Folge auf. Die meisten Menschen versuchen ihr ganzes Leben lang, angenehme Empfindungen festzuhalten und die unangenehmen zu vermeiden. Sie kämpfen einen aussichtslosen Kampf. Niemand kann die angenehmen Gefühle festhalten. Niemand kann auf Dauer den unangenehmen entgehen. Mit fortschreitendem Alter nehmen die unangenehmen körperlichen Empfindungen zu, wie manche schon feststellen konnten. Niemand ist davon ausgenommen. Das ist ein Naturgesetz. Der Tod ist eine Gewissheit und sehr oft mit außerordentlich unangenehmen Empfindungen verknüpft. Aber diese unangenehmen Empfindungen beschränken sich keineswegs auf Alter und Tod. Selbst junge, kräftige Menschen haben unangenehme körperliche und emotionale Empfindungen.

Wenn es uns gelingt – und sei es auch nur für eine Meditationssitzung –, einmal stillzuhalten und hinzusehen, vor dem Unangenehmen nicht wegzulaufen und nicht nach dem Angenehmen zu trachten, werden wir sehr viel über uns selbst in Erfahrung bringen. Betrachten wir die unangenehmen Empfindungen, die bei den meisten Menschen während der Sitzungen auftreten, so ist dies eine Möglichkeit zu sehen, wie wir reagieren. Man möchte sich dieser unangenehmen Empfindungen entledigen. So kommt es zu einer spontanen, impulsiven Reaktion, und man bewegt sich, um sie möglichst schnell loszuwerden.

Im Alltag versuchen wir, uns solch unangenehmer Empfindungen dadurch zu entledigen, dass wir uns jene Menschen vom Leib halten, die sie in uns auslösen. Damit geben wir andern die Schuld, statt die Empfindung zu beobachten und uns zu sagen: «Nun ist sie also aufgetreten, sie wird kurz da sein und dann wieder verschwinden. Nichts bleibt, wie es war. Wenn ich sie genau genug beobachte, dann lasse ich Achtsamkeit walten, statt zu reagieren.»

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