Kitabı oku: «Die Ewigkeit ist jetzt», sayfa 4

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«Man stirbt nicht in Verwirrung.» Wir alle werden sterben. Der Augenblick des Todes ist bedeutsam, weil er der Moment der Wiedergeburt ist. Eigentlich ist er unser Geburtstag. Alle reden vom Tod als von etwas Traurigem, das von Kummer erfüllt ist. Wird der Tod bewusst erfahren, mit Gewahrsein und voller Herzensgüte, dann ist er ein guter Geburtstag. So ist das, falls man kein Arahant ist. Unsere gewohnheitsmäßige Art zu denken und zu fühlen wird uns bis ans Lebensende, bis zum Augenblick des Todes begleiten. Das gewohnte Denkmuster kann nicht plötzlich verändert werden. War es von Liebender Güte geprägt, dann werden Gewahrsein, keine Angst, Frieden und Sicherheit im Herzen sein. Der Augenblick des Todes muss ein gewinnbringender Moment sein, weil er der Beginn eines ganz neuen Lebens ist.

Entwickeln wir diese Herzensgüte, dann ist das von großem Nutzen. Jemand hat mal – völlig zu Recht – gesagt: «Das ist ein Egotrip.» Stimmt. Solange wir über ein Ich verfügen, ist jeder Trip ein Egotrip. Zumindest führt dieser Trip aber in die richtige Richtung. Diese Reise bringt uns zum letztlichen Ziel – der Ego-Losigkeit. Denn je mehr Liebende Güte im Herzen ist, desto weniger Ich. Nimmt man andere Menschen in sein Herz auf, dann muss das Ich Platz machen. Natürlich profitieren die anderen davon, aber das ist eine sekundäre Überlegung. Der Einzige, den wir zur Befreiung führen können, sind wir selbst. Jeder muss diesen Weg allein gehen. Aber jeder, der mitgehen will, ist willkommen.

Mitgefühl

Unser zweiter Freund ist das Mitgefühl (Karuna). Dessen Widersacher ist die Grausamkeit. Sein naher Feind ist das Mitleid. Mitleid wird als naher Feind bezeichnet, weil es dem Mitgefühl so ähnlich zu sein scheint. Es kommt ihm sehr nahe, und dennoch ist Mitleid ein Feind. Mitleid empfinden wir für jemanden, Mitgefühl empfinden wir mit jemandem. Mitgefühl bezeichnet ein Sich-Einfühlen, mit einem anderen Wesen empfinden.

Mitgefühl entsteht, wenn wir das Leid, die Unzulänglichkeit in uns erkennen. Erst das befähigt uns, mit anderen zu fühlen. Andernfalls ist man noch immer der Illusion erlegen, mit einem selbst sei alles in Ordnung und nur den anderen Menschen ergehe es schlecht. Sieht man jedoch ganz klar all die Unzulänglichkeiten immer wieder bei sich selbst auftreten – Zu- und Abneigung, Bedauern und Groll, Angst und Sorgen, Spannungen –, dann weiß man, dass wir alle denselben Dingen ausgesetzt sind. Hat dann jemand eine schwere Zeit, kann man mitfühlen, weil man um die eigenen Probleme weiß.

Mitgefühl ist ein wunderbarer Ausgangspunkt für die Liebe. Können wir echtes Gefühl für einen anderen entwickeln und spüren, wie schwierig seine momentane Lage sein muss, dann ist es nicht mehr weit bis zur Herzensgüte.

Wiederum aber dürfen wir keinen Unterschied zwischen den Menschen machen, was wir zumeist tun. Normalerweise können wir für jene Menschen Mitgefühl aufbringen, denen wir uns durch Gemeinsamkeiten verbunden fühlen. Sie mögen zur gleichen Gruppe, zur gleichen Region, zum gleichen Land, zur gleichen Nachbarschaft oder zum gleichen Club gehören – etwas, woran uns gelegen ist, etwas, das wir «mein» nennen, das also unserer Wahl entspricht. Diese Wahl, die wir treffen, trennt uns voneinander, und wo immer wir hingehen, wird diese Trennung vorhanden sein. Das ruft all die Zwietracht zwischen den Menschen hervor.

Unser Getrenntsein voneinander beruht auf unserer Vorstellung von einem Ich. Das bin ich, und ich muss mich schützen und verteidigen. Das Ich fühlt sich so oft bedroht, dass man dieses Ich gar nicht richtig kennt. Wir wissen nicht, was dieses Ich eigentlich ist. Wir nehmen bloß seine Bedrohung und die damit verbundene Angst wahr. Wenn Angst da ist, gibt es kein Mitgefühl, denn Angst gründet auf Hass. Wir fürchten nur, was wir nicht mögen. Was wir lieben, das fürchten wir nicht. Je mehr Angst im Herzen ist, desto weniger Mitgefühl gibt es dort. Angst basiert immer auf der Vorstellung von einem Ich. Ein Arahant ist vollkommen frei von Angst. Ein Erleuchteter hat keine Angst. Es gibt nichts zu fürchten, weil es nichts zu gewinnen und nichts zu verlieren gibt. All dies wird bedeutungslos. Je größer das Ego, desto größer die Angst. Angst vor Dunkelheit, Angst vor Dieben, Angst vor schlechtem Wetter, Angst vor der Zukunft – jegliche Angst. Angst beruht stets darauf, dass wir dieses illusorische «Ich» zu schützen versuchen. Je mehr wir dieses Ich beschützen wollen, desto weniger Mitgefühl können wir empfinden.

Mitgefühl kann natürlich auch nur ein Lippenbekenntnis sein. Wir können so tun als ob, die meisten von uns sind darin sehr gut. Eines Tages kam Pessa, der Sohn eines Elefantenführers, zu dem Buddha und sagte zu ihm: «Ich habe kein Problem mit Elefanten. Sie tun genau das, was sie anscheinend tun wollen. Sie haben eine Absicht, die ich erkennen kann, und folgen dann dieser Absicht. Mit Menschen habe ich dagegen viele Probleme. Sie sagen das eine und tun dann etwas anderes.» Der Buddha antwortete: «Das stimmt. Der Elefant lebt im Dschungel, aber der Mensch lebt in einem geistigen Dschungel.» Menschen sagen etwas und meinen oder tun etwas anderes. Das Schlimmste daran ist, dass wir uns dessen noch nicht einmal bewusst werden. Wir denken, das müsse so sein. Für uns beruht dieses Verhalten auf Konventionen, Brauch oder Tradition, sodass wir unsere Gedanken, Worte und Handlungen nicht gründlich hinterfragen.

Nur wenn wir uns selbst mit schonungsloser Ehrlichkeit betrachten, werden wir je verstehen, was der Buddha gelehrt hat. Er hat über das gesprochen, was mit jedem von uns passiert. Oberflächlich gesehen scheinen sich die Menschen sehr voneinander zu unterscheiden, und doch verbindet alle eine Einheit. Wir haben alle den gleichen Ursprung, und wir suchen alle dasselbe und gehen in dieselbe Richtung. Die Unterschiede, die wir finden, sind beliebig. Sie alle beruhen auf dem Ich-Konzept.

Jeder denkende Mensch beklagt die Tatsache, dass es keinen Frieden zwischen den Nationen gibt. Wir alle würden gerne Frieden auf der Erde sehen. Offensichtlich gibt es diesen Frieden nicht. In unserem Jahrhundert herrschte fast die ganze Zeit über irgendwo Krieg. Jedes Land hat ein enormes Verteidigungssystem, wofür eine Menge an Energie, Geld und Arbeitskräften benötigt wird. In dem Moment, in dem jemand auch nur die geringste unfreundliche Bemerkung macht oder sich in Richtung einer territorialen Überschreitung bewegt, verwandelt sich dieses Verteidigungssystem in ein Angriffssystem. «Wir müssen unsere Landesgrenzen verteidigen, um die Bewohner zu schützen», lautet die Rationalisierung und Rechtfertigung. Abrüstung ist eine Hoffnung und ein Gebet, aber nicht die Wirklichkeit. Warum das so ist? Abrüstung muss im Herzen jedes einzelnen Menschen beginnen, sonst wird es im Großen nie zu einer Abrüstung kommen.

Angriff und Verteidigung finden nicht nur ständig im Großen statt, sondern auch unaufhörlich in uns. Wir verteidigen dauernd unser Selbstbild. Sobald uns jemand schief ansieht oder uns nicht genug Wertschätzung und Liebe entgegenbringt, wird diese Verteidigung zum Angriff. Wir begründen das damit, diese «Person», dieses «Land», das «Ich», verteidigen zu müssen, um den Bewohner, das «Selbst», zu schützen. Weil das fast jeder Mensch auf dieser Erde tut, verhalten sich auch sämtliche Nationen so. Dies wird sich niemals ändern, wenn sich nicht jeder einzelne Mensch ändert. Also muss jeder einzelne von uns den Frieden in seinem Inneren erarbeiten. Dies kann geschehen, wenn das Ich etwas reduziert wird. Das Ich nimmt aber nur dann ab, wenn wir mit schonungsloser Klarheit sehen, was in uns vorgeht.

Wir können das beispielsweise tun, indem wir unseren Gedanken Etiketten geben. Dabei findet man endlich heraus, was für einen Gedankenmüll man produziert, und hat weniger großartige Vorstellungen von der eigenen Person und den eigenen gedanklichen Fähigkeiten. Dies ist ein Aspekt der Meditation.

Eine andere Gelegenheit, schonungslos ehrlich mit sich selbst zu sein, ist es, sich selbst zuzugestehen, dass man unangenehme Gefühle hat und damit nicht umgehen kann. Man erkennt, dass man ständig nach Befriedigung der sinnlichen Wünsche strebt. Diese klare Ehrlichkeit bewirkt, dass das Ich etwas reduziert wird. Wenn man das tut, wird Mitgefühl möglich – echtes Mitgefühl, statt des bloßen Wortes. Worte sind oberflächlich. Sie stehen jedem zur Verfügung, der sprechen kann. Kleine Kinder ab sechs Jahren sind beispielsweise in der Lage, die Lehrrede über die Liebende Güte zu wiederholen. Das klingt alles ganz hübsch, aber was bewirkt es? Die Wiederholung dieser Worte kann kein Gefühl erschaffen, und doch leben wir nach unseren Gefühlen. Deshalb ist es so wichtig, dass wir unsere Gefühle kennen. Wir glauben, dass wir gemäß unseren Gedanken leben, aber das stimmt nicht. Erst kommt das Gefühl, dann die Reaktion. Danach folgt der gedankliche Prozess, der die Reaktion rechtfertigt.

Es ist von allerhöchster Wichtigkeit, dass wir unsere Gefühle verstehen. Es ist wesentlich. Wie können wir jemals wissen, was es bedeutet, zu lieben oder Mitgefühl zu empfinden, wenn wir es nicht fühlen? Wir wissen vielleicht etwas davon, aber wie können wir es in die Tat umsetzen, wenn wir es nicht fühlen? Befreiung liegt nicht im «Wissen», sondern im «Fühlen». Jeder Mensch kennt seinen Namen, aber gleichzeitig fühlt auch jeder, dass der Name dieses besondere «Ich» beschreibt. Wir können das Selbst fühlen. Um das Nicht-Selbst zu erreichen, müssen wir auch das fühlen. Mitgefühl entspringt dem Herzen und erfordert keinen besonderen Grund, keine besondere Bedingung. Es kann ganz bedingungslos sein. Wir brauchen also nicht auf bestimmte Anlässe zu warten, etwa dass jemandem ein Unglück zustößt oder dass er oder sie krank wird. Müssten wir darauf warten, um Mitgefühl entwickeln zu können, so gliche das einem An- und Ausschalten – wahrscheinlich wären wir mehr aus- als eingeschaltet. So reagiert kein mitfühlendes Herz. Es empfindet jederzeit Mitgefühl in dem Bewusstsein, dass wirklich jeder leidet. Es ist in der ersten Edlen Wahrheit, die der Buddha gelehrt hat, enthalten: Niemand ist frei von Leid, denn Leben – Dasein – ist Leid. Das muss nicht unbedingt tragische Dimensionen annehmen. Es bedeutet einfach, dass alles, was geschieht, Schwierigkeit und Irritation beinhaltet, dass wir ständig den Wunsch haben, mehr von etwas zu bekommen oder dass es so bleibt, wie es ist; oder dass es anders wird. Außer den Arahants verfügt kein Mensch über Gleichmut. Darum ist Mitgefühl jederzeit notwendig, nicht nur wenn große Tragödien stattfinden.

Mit anderen mitfühlen können wir nur, wenn unser Ego kleiner wird. Die Wurzel der Schwierigkeiten, die wir Menschen miteinander haben, ist die Besorgnis um das Ich. Weil jeder damit beschäftigt ist, kann niemand sich wirklich in einen anderen Menschen einfühlen. Wer dies vermag, hebt sich deutlich von allen anderen ab. Dass sich dies so verhält, ist traurig und absurd, weil eben nur dieses Mitgefühl und diese Herzensgüte denjenigen, der sie hat, glücklich machen. Aber den meisten Menschen fehlt es daran. Wirkliches Glück findet man ganz selten irgendwo vor. Doch sind diese beiden Empfindungen im Herzen der Menschen ein Quell der Freude, weil sie das Ego verkleinern. Wer nur ichbezogen ist, findet wenig Freude. Denn daraus, dass man sich seine ichbezogenen Wünsche erfüllt, gewinnt man keine Zufriedenheit. Dies führt niemals zur Beendigung unserer Probleme, weil andauernd neue auftauchen. Wer aber loslässt und seine Aufmerksamkeit auf die allgegenwärtige Unerfülltheit richtet, der jedes Lebewesen unterliegt, kann nicht nur deren allumfassenden Charakter erkennen, sondern auch, dass dem eigenen Leid wirklich keinerlei Wichtigkeit zukommt. Es gehört zur Gesamtheit des Daseins. So entsteht Mitgefühl für uns selbst und für alle Wesen. Und die Entschlossenheit, allem Leid ein Ende zu bereiten, gewinnt die Kraft, die wir benötigen, um dies in die Tat umzusetzen.

Mitfreude

Der nächste unserer vier Freunde ist die Mitfreude (Muditā), das heißt die Freude über andere, die freudige Anteilnahme. Der Widersacher dieses Gefühls ist, wie leicht ersichtlich wird, der Neid. Sein naher Feind ist Heuchelei oder Scheinheiligkeit, wenn man das eine sagt und etwas ganz anderes meint. Wenn beispielsweise jemand Glück gehabt hat, fühlt man sich bemüßigt zu gratulieren, ohne Freude zu empfinden, oder, noch schlimmer, man sagt freundliche Worte und fühlt im Inneren Neid, indem man denkt: «Warum passiert mir nie so was – warum immer nur den anderen?»

Freude mit anderen zu empfinden ist das beste Gegenmittel bei Depression. Jedem, der unter Depressionen leidet, fehlt die Mitfreude, das Gefühl der freudigen Anteilnahme. Man kann nicht ständig Gelegenheit haben, sich am eigenen Leben zu erfreuen. Derjenige, dem es gelingt, die Freude anderer mitzuempfinden, findet stets ein Stück vom Glück – auch für sich selbst.

Man kann sich ebenso an den Fähigkeiten anderer erfreuen. Den meisten Menschen fällt es ungeheuer schwer zuzugeben, dass ein anderer vielleicht talentierter ist. Widerwillig wird eventuell zugestanden: «Na ja, das schafft der ja ganz ordentlich, aber …», unmittelbar gefolgt von einer Herabsetzung. Dabei könnten wir Freude darüber empfinden, dass ein anderer etwas zustande bringt, das wir selbst nicht können. Es gibt so vieles, was andere besser können als wir selbst. Manche können singen, andere malen, wieder andere tanzen wunderbar. Dann gibt es Menschen, die Sprachen beherrschen, andere, die es zu Geld bringen, und wieder andere, die es schaffen, ganz ohne Geld glücklich zu sein. Jeder hat Fähigkeiten. Das gibt uns unzählige Anlässe, uns daran zu erfreuen.

Die Freude mit anderen zu empfinden ist auch eine Möglichkeit, sich selbst gutes Karma zu schaffen. Ich war einmal in einem Dorf, in welchem es eine besondere Glocke vor dem Tempel gab. Wer immer in diesem Dorf ein bisschen Glück hatte, ging hin und ließ diese Glocke erklingen. Wenn beispielsweise eine gute Ernte eingebracht wurde, wenn die Tochter heiratete, wenn jemand geheilt aus dem Krankenhaus heimkam oder ein gutes Geschäft abgeschlossen worden war, wenn das Dach neu gedeckt war: Alles, was Freude bereitete, wurde mittels der Glocke dem ganzen Dorf verkündet. Und wann immer diese Glocke erklang, eilten die Menschen herbei, freuten sich für den Betreffenden und sagten: «Gut gemacht!» Und derjenige, der die Glocke geläutet hatte, schuf sich selbst gutes Karma, indem er alle an seiner Freude teilhaben ließ. Und die anderen erzeugten gutes Karma, indem sie sich selbstlos mit dem Glücklichen freuten.

Leider haben die meisten Dörfer und Städte keine solchen Glocken. Wir müssen schon unsere eigene Glocke läuten. Das ist etwas ganz Wichtiges, woran wir uns immer wieder erinnern müssen: Wir sollten uns unablässig und unter allen Umständen daran erinnern, was Buddha lehrte, und dieser Lehre folgen. Wir dürfen nicht nur bei besonderen Anlässen daran denken oder wenn sich ein Unglück ereignet. Wir sollten zu allen Zeiten an diese Lehren denken, denn nur sie sind das Rezept für ein glückliches und friedvolles Dasein. Der Buddha sagte: «Ich lehre nur eines, und das ist das Leiden und der Weg zu seiner Beendigung.» Er hat uns ein gigantisches Versprechen gegeben – und er hat es eingehalten. Das, was er lehrt, bedeutet das Ende des Leidens. Erinnern wir uns nicht daran, dass er sagte, nur das Ego sei die Wurzel allen Übels, dann haben wir seine Lehre vergessen. Anstatt nur gelegentlich daran zu denken, sollten wir seine Lehre ständig im Herzen und im Geist mit uns tragen.

Gleichmut

Der letzte unserer vier Freunde ist die Krönung aller Emotionen, der Gleichmut (Upekkhā), ein Zustand ausgeglichenen Geistes. Sein Widersacher ist die Ängstlichkeit und die Unruhe, aber sein naher Feind, die Gleichgültigkeit, kann leicht mit dem Gleichmut verwechselt werden. Die Gleichgültigkeit ist ein Zustand des Geistes, der behauptet: «Mir ist alles egal, solange es nicht mich persönlich oder meine Familie betrifft. Weder möchte ich mich damit befassen noch mich darauf einlassen.» Gleichgültigkeit ist kalt und zurückweisend. In ihr gibt es weder Mitgefühl noch liebende Güte. Wir wollen uns einfach selbst schützen, indem wir gleichgültig werden.

Gleichmut dagegen gründet auf Weisheit und der Einsicht, dass sich alles ununterbrochen verändert, in dem Verstehen der Vergänglichkeit. Was auch immer geschieht: Es wird zu einem Ende kommen. Was auch immer sein mag – es hat keinerlei Bedeutung. Das «Tor zur Todlosigkeit» führt durch die Vergänglichkeit, die auch die Bedeutungslosigkeit beinhaltet. Im ganzen Universum gibt es absolut nichts, das wirklich bedeutend ist, außer der Befreiung. Darum entsteht Gleichmut durch die Einsicht, dass alles sich ununterbrochen wandelt. Ob uns etwas Gutes oder etwas Schlechtes widerfährt – es gibt weder Grund zum Glücklichsein noch zum Traurigsein. Es geschieht einfach nur etwas. Wir leben als die Menschen, die wir nun einmal sind, für sechzig, siebzig oder auch achtzig Jahre. Was soll denn dies Gehabe darum? Was können wir gewinnen? Wohin wollen wir gelangen? Alles geschieht einfach.

Unser Bestreben, unser Ego zu schützen, ist der einzige Grund, weshalb wir nicht wirklich gleichmütig sind. Wir befürchten, dass das «Ich» bedroht sein könnte. Dass ein Angriff auf dieses so wertvolle Selbst erfolgen könnte – und das könnte womöglich unser Leben bedrohen. Diese Sicherheit, nach der jeder Mensch strebt, ist ohnehin nur ein Mythos, eine Illusion. Es gibt keine Sicherheit. Jeder unterliegt dem Tod. Alles, was wir besitzen, ist der Vergänglichkeit geweiht. Jeder, den wir lieben, wird Opfer des Todes, des Verfalls, der Krankheit, des Vergehens. In alldem ist keine Sicherheit zu finden. Gleichmut fehlt uns immer dann, wenn Dinge geschehen, die wir ablehnen, und das wiederum basiert auf der Illusion, dass wir etwas hergeben mussten, das wir zu unserem Wohlbefinden unbedingt benötigten. Das ist unser Ego-Schutzverhalten. Aber sogar unser Wohlbefinden ist nur Einbildung, weil es gar nichts gibt, das uns für immer glücklich machen und diesen Zustand auch erhalten könnte.

Gleichmut bedarf mehr als den bloßen Entschluss. Entschlossenheit ist hilfreich, aber allzu leicht kann sie auf Unterdrückung gründen. Wir neigen dazu, unsere starken Gefühle zu verdrängen. Das hilft uns in keiner Weise, weil sie immer wieder durchbrechen. Was wir auf eine Weise unterdrücken, sucht andere Auswege. Dies kann in Krankheit und Depression münden. Die Unterdrückung kann sich auf viele Arten zeigen: Wir können eine Situation wunderbar bewältigen, und in einer anderen versagen wir.

Gleichmut benötigt Einsicht, ist diese vervollkommnet, dann ist er einer der sieben Schritte zur Erleuchtung. Vollkommener Gleichmut ist ein Privileg der Erleuchteten. Wenn wir uns jedoch jetzt nicht darin üben, wie wollen wir dann weiterkommen und wachsen?

Durch Meditation können wir beginnen, Ebbe und Flut zu erkennen – zu bemerken, wie der Geist ununterbrochen fließt. Kann sich irgendjemand daran erinnern, was er vor zehn Minuten gedacht hat? Oder in der letzten Meditation? Keiner kann das. Wir können keinen Gedanken festhalten – wir können nichts behalten. Wenn wir beispielsweise in den vergangenen dreißig Jahren in einem bestimmten Haus gewohnt oder mit einem bestimmten Menschen zusammengelebt haben, bedeutet das noch lange nicht, dass das immer so sein wird. Weil diese Dinge eine lange Zeit über zu uns gehörten, scheinen sie Beständigkeit zu besitzen. In unserer Meditation aber können wir leicht feststellen, wie die Gedanken kommen und gehen, aber niemals bei uns bleiben. Weshalb sorgen wir uns also, wenn alles wieder verschwindet? Es gibt nur immerwährendes Fließen, immerwährende Veränderung.

Solange all dies geschieht, gibt es Menschen. Solange der Atem sich bewegt, das Blut pulsiert, die Zellen zerfallen und sich wieder neu bilden – genauso lange wird es Menschen geben. Hört das alles auf, bleibt nur ein lebloser Körper. Ohne dieses Fließen, das Hin- und Herbewegen würde es uns nicht geben.

Deshalb versuchen wir mit allen Mitteln, alles festzuhalten. «Das bin ich und ich will, dass es jeder weiß! Ich habe einen Namen und gewisse Menschen und Besitztümer gehören mir. Ich habe Meinungen und Ansichten und will sichergehen, dass jeder sie kennt.» Das ist der Versuch, eine konstante Persönlichkeit zu konstruieren. Dennoch kann ein Mensch nur durch ständige Veränderung existieren. Irgendwann wird sich diese Veränderung darin zeigen, dass nur noch ein Leichnam da ist. Und dann beginnt alles von vorn. Gleichmut muss auf Einsicht gründen und Akzeptanz beinhalten. Solange diese annehmende Haltung nicht vorhanden ist, existiert Leiden, ausgelöst durch Widerstand. Das Gegenteil der Annahme ist Ablehnung und Widerstand – und Widerstand tut weh. Wenn wir mit der Hand gegen ein Hindernis stoßen, dann schmerzt das. Berühren wir es dagegen sanft, dann gibt es keinen Schmerz. Die Annahme der Dinge, so wie sie sind, schafft Ausgeglichenheit, und diese wiederum schafft Sicherheit im Herzen.

Diese vier emotionalen Ebenen – die vier Göttlichen Verweilungszustände – erschaffen Sicherheit im Herzen. Wer diese vier Freunde in seinem Herzen fördert, wird Sicherheit und Frieden erfahren, weil er erkennt, dass die Welt verdammen und bezichtigen kann, aber man keine Reaktion darauf zeigen muss. Der Buddha sagt: «Ich hadere nicht mit der Welt. Die Welt hadert mit mir – aber das geht mich nichts an.» Das ist die Sicherheit, die Gleichmut schenkt.

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