Kitabı oku: «Das Geschlechtsleben in der Deutschen Vergangenheit», sayfa 12
Eines der Hauptvergnügen für die mutwillige Jugend bestand, wie erwähnt, bei den Reigentänzen im Umwerfen oder Fallenlassen der Tänzerin, um dadurch ihre Kleider in Unordnung zu bringen. Ein Sittenschilderer aus der Zeit vor dem Dreissigjährigen Krieg klagt darüber, es sei nichts gewöhnlicher, »als dass man auf feierlichen Hochzeiten eine Menge von Kleidungsstücken abwarf und dann erst tanzte, und dass man das Frauenzimmer mit Fleiss in ganz unerhörter Weise fallen liess«.197 Dieses Umwerfen wurde auch als Gesellschaftsspiel geübt, bei dem es dem männlichen Spieler darauf ankam, seine Partnerin, die auf dem Rücken eines mit aufgestützten Händen knienden Pagen sass und ihre Fusssohle an die des Gegners gestemmt hielt, umzuwerfen und dadurch zu entblössen. Ein Teppich im Nürnberger Germanischen Museum enthält ein Bild dieses »über Füesselin«, dem drei Damen, darunter eine Fürstin mit der Krone auf dem Haupte, voll Interesse zusehen.
Ein Züricher Mandat von 1532 beschäftigt sich mit diesem Umwerfen, ebenso das Nimburger Stadtwesen, das das »bolderböhmische« Spiel rügt. Ein anderes Gesellschaftsspiel beschreibt Karlmeinet. Da tragen erst die Herren die Damen und dann diese die Herren. Der Kussraub, wie dies bei Karlmeinet Godyn der Orie thut, wird wohl ein wichtiges Moment dieses Spieles gewesen sein, denn Küssen als Spiel kommt gleichfalls in der langen Reihe von höfischen Gesellschaftsspielen vor, die der Verfasser des Gedichtes »Der tugenden schatz«198 wie folgt berührt:
»Zwei halsten mit luste,
Zwei einz daz ander kuste.«
Das von Murner erwähnte Spiel oder Lied »Der Schäfer von der neuen Stadt«199 endete mit einer allgemeinen Abküsserei, daher die von dem Dichter angeknüpfte Nutzanwendung.
Ein Bauernspiel erwähnt Nithart von Reuenthal als »wemplink bergen« in einem von gemeinstem Cynismus strotzenden, geradezu landsknechtsmässigem Gedicht. Da er dem »Wemplink« eine obscöne Nebendeutung gibt, ist aus dem Gedichte nicht ersichtlich, wie dieses Spiel in Wirklichkeit vor sich ging.
Wenn Hans Sebald Beham (ca. 1500 bis 1550) nicht übertreibt, was bei der photographischen Treue seiner geistvollen Bilder kaum anzunehmen ist, so war das Umwerfen besonders in den Spinnstuben der Dörfer gleich vielen anderen Rüdheiten heimisch.
Das bekannte Spinnstubenbild des Nürnberger Meisters gibt eine ganze Musterkarte von abstossenden Zuchtlosigkeiten in einer Spinnstube, die, wenn sie auch in ihrer Gesamtheit übertrieben oder einzelne von ihnen aufgebauscht sein mögen, doch noch immer das einmütige Verdammungsurteil gegen die Spinnstuben rechtfertigen. Es müssen wahre Lasterhöhlen gewesen sein, diese Bauernstuben, in denen sich die Dorfweiblichkeit an den langen Winterabenden zum gemeinsamen Spinnen versammelte. Wo die Mädchen waren, blieben natürlich auch die Burschen nicht aus, um die Schönen bei der Arbeit zu zerstreuen und ihnen beim Spinnen zu helfen. Namentlich das Abschütteln der Abfälle des Hanfs, des Agen, von den Kleidern, gab Anlass zu vielen zudringlichen Scherzen.
»Da bin ich all nacht gegangen zum rocken
Da kund man mir mit öpfeln locken,
Da wart ich den meiden die agen abschütteln
Und ward oft eine mit dem hindern rütteln
Und kund ihr wol unten warten zum leib«
heisst's in einem Fastnachtsspiele.
»Ich schatz wir gen zum rockenspinnen
Und schuten (schütteln) den meiden die agen ab«
schlägt in einer anderen Posse ein Dorfjüngling seinem Genossen vor.
Die Dirnen, die sich zum Spinnen einfanden, wussten ganz genau, worauf die Anwesenheit der Männer hinauslief, darum fanden diese auch nur zu williges Gehör. Zu wüsten Orgien wurden diese Versammlungen, wenn ein gefälliger Zufall oder ein loser Schelm den qualmenden Lichtspan zum Verlöschen brachte.
Die Weistümer gehen deshalb zuweilen gegen die Spinnstuben vor, unter anderen das Weistum von Nörfeld bei Darmstadt200, in dem es heisst:
Es solle auf die höchste Busse erkannt werden, wenn »wer spinnstuben in seinem hausse zu halten unterstehen würde«. In der Ehaltenordnung von Thierhaupten in Bayern 1475 heisst es von den Mägden: »sie sollen zu nachts nit ausgên mit dem rocken in ein dants hin, dann mit wissen und erlauben der milchfrawen (der Obermagd)«. Am unzweideutigsten spricht sich jedoch ein Nürnberger Erlass von 1572 aus: »… das mehrmalen in solchem zusammen den Eltern Töchter verfüret hinder den Vättern zu vnziemlichen Ehen vberredt, auch etwo geschwecht vnnd gar zu schannden bracht worden. Das auch die gesellen an einander darob verwartten, verwunden vnd todschlagen … etc.«201 Weitere Verordnungen, die ausser der Ausschweifung und den in den Spinnstuben gang und gäben Raufereien noch die durch das unvorsichtige Hantieren mit Feuer und Licht entstehenden Brände hervorheben, wiederholen sich bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts, ohne aber die Spinnstuben selbst und ihre unschöne Gefolgschaft ausrotten zu können.
Der Bauerntrotz wusste von jeher den Befehlen der ihm verhassten Behörde ein Erstrecht entgegenzusetzen, um so mehr, wo es sich bei ihm um altehrwürdige Institutionen handelte, die er innig verwachsen mit seinem Leben hielt. Der Vater verzieh dem Sohne gerne, was er selbst in der Jugend getrieben, und die Mutter, die sich vielleicht bei den Spinnstubenscherzen den Mann ergattert, hoffte von der Tochter dasselbe. Darum bestanden denn auch die Spinnstuben fort, bis sie die fortgeschrittene Industrie überflüssig gemacht; heute sind sie eine seltene Erscheinung geworden, die nur noch in entlegenen, vom Verkehre abgeschlossenen Wald- oder Gebirgsdörfern hier und da auftauchen. In den Spinnstuben erklangen viele der Volkslieder zum ersten Male, die von dort aus ihren Weg in das Dörfchen und in das weite Land fanden, jene naiv sentimentalen oder kernig derben Gesänge, die Tagesereignisse, lokale Vorkommnisse oder irgend eine der ungeschulten Phantasie entsprungene Erzählung in ungefügen Versen illustrieren. Um manche dieser Lieder, wahre Perlen unserer Volkslitteratur, sei den Spinnstuben die von ihnen geübte Unmoral herzlich gern verziehen.
Nur der Vollständigkeit halber will ich noch die Spielkarten erwähnen, in deren Bildern sich häufig die Freude unserer Vorfahren an unflätigen Scherzen ausdrückte. Derartige Karten, die z. B. Jost Amman verfertigte, sind aber kaum in alle Volksschichten gedrungen, ebensowenig wie die bodenlos schmutzigen Blätter, deren sich gewisse Potentätchen des 17. und 18. Jahrhunderts bedienten, die sich bemühten, die auf ihrer grossen Tour nach Frankreich aufgeschnappten Versailler Cochonnerien auf deutsche Erde zu verpflanzen und neben anderen »Desbauchen«, wie die grundehrliche, kernig-deutsche Elisabeth Charlotte von der Pfalz, Herzogin von Orleans, sagt, auch Spielkarten mit Scenen à la Marquis de Sade verwendeten. Diese Schweinereien blieben zum Glück nur auf die »feine Gesellschaft« beschränkt, ebenso wie jene den tollsten Ausschweifungen huldigenden »Vergnügungsvereine« der Feigenbrüder u. s. w.
Das Schönheitsideal
Die ganze rein sinnliche Denkungsart des Mittelalters drückt sich in dem Schönheitsideal aus, das die berufenen Vertreter der allgemein geltenden Anschauungen ihrer Zeit, die Dichter, der Nachwelt überlieferten. Nur rein körperliche Schönheiten heischen sie vom Weibe, denn wer bei ihnen schön ist, ist auch gut und edel, in einem hässlichen Körper wohnt nur eine schwarze Seele. Je weiter sich das Mittelalter der Neuzeit nähert, je mehr sich der Sittenverfall ausbreitet, um so gröber und materieller werden die Anforderungen, die man an den Frauenleib stellt, denn von seelischen Schönheiten ahnte man nichts.
In der Epoche des Werdens, in der noch einzelne Naturlaute aus dem germanischen Wald- und Jagdleben in das unter fremden Einflüssen zusehends fortschreitende Leben nachklingen, teilte man den der Germanin eigenen Rasseeigenschaften den Schönheitspreis zu. Ein bis ins Detail gehendes Bild einer wahrhaft schönen Frau setzt Alwin Schultz202 mosaikartig aus allen ihm zugänglichen frühmittelalterlichen Quellen wie folgt zusammen:
»Im Allgemeinen galt also damals für schön, was auch dem Römer und Griechen, was ebenso uns heute noch so erscheint, indessen ist man in jener Zeit etwas weniger tolerant. Wir finden zum Beispiel die Blondine, wie die Brünette schön; gab es doch vor Kurzem eine Zeit, die selbst das rote Haar für schön erklärte203: die Dichter des Mittelalters lassen nur das goldblonde Haar gelten. Eine mässig (ze mâzen) hohe Gestalt, blonde Haare, die glänzend, dem gesponnenen Golde gleich, in natürliche Locken gekräuselt, bei den Frauen zumal in Fülle lang herabwallen, ein weisser Scheitel, weisse, glatte, rundliche Stirn, schneeweisse Schläfe, dunkle, womöglich schwarze, schmale, gewölbte, nicht zusammenstossende Augenbrauen, leuchtende, bewegliche Augen, eine mässig lange, nicht zu sehr vorstehende, gerade, nicht gebogene Nase, weiche, rosig angehauchte Wangen, ein kleiner Mund mit vollen, weichen, rothen, feurigen Lippen (ein kleinoelhitzerôter munt, wie Ulrich von Lichtenstein sagt), kleine, weisse, gleiche und dichtgestellte Zähne, ein ziemlich kleines, rundliches, weisses Kinn mit einem Grübchen, kleine, weisse, rundliche Ohren galten bei Frauen wie bei Männern für schön.
Der Hals soll mässig lang und stark sein, weiss, glatt und weich, die Kehle weiss und voll mit glatter Haut. Von einer schönen Frau behauptete man, die Haut ihrer Kehle sei so zart, dass man, wenn die Dame roten Wein trinkt, ihn hinabfliessen sehe.204 Der Nacken ist weiss, die Schultern beim Manne breit, bei Frauen schmal. Feingebildete Achseln, runde, mässig lange Arme, weisse, lange und weiche Hände, lange, rundliche, innen rosige Finger, deren Gelenke nicht vorstehen, glänzende, gut gehaltene Nägel, wurden von einer wahrhaft schönen Erscheinung gleichfalls verlangt. Den Frauen steht wohl an ein weisser, voller Busen, rundliche, wie gedrechselte, kleine und dicht gestellte Brüste205; beim Manne schätzte man eine hohe und breite, wohlgewölbte Brust. Der Körper sollte schlank, mit feiner beweglicher Taille gebildet sein. Die übrigen Körperteile beschreiben die Dichter in der Regel nicht … Die Füsse beider Geschlechter wünschte man schmal und klein, mit gewölbter Fußsohle; endlich galt zur Schönheit unbedingt eine weiche, glatte Haut, ein wie aus Rosen und Lilien gemischter Teint.«206
Man muss ohne weiteres zugeben, dass sich in diesem Bilde ein geläuterter Geschmack offenbart, der dem moderner Dichter nicht nachsteht. Konrad Flecks Beschreibung der Blancheflur in seinem »Flore und Blancheflur« kann ohne Zusatz von einem neuzeitlichen Romantiker, um dessen Romane sich die Familienzeitschriften reissen, adoptiert werden. »Goldglänzende Haare umspielen die weisser als Schnee glänzenden Schläfen. Feine, gerade Brauen ziehen sich über die Augen, deren Gewalt sich Keiner zu erwehren vermochte; Wangen und Mund rot und weiss, die elfenbeinernen Zähne ohne Tadel. Hals und Nacken wie vom Schwan, die Brust voll, die Seiten lang, die Taille zart und fein207« – das dürfte ganz gut die Marlitt oder Nataly von Eschstruth geschrieben haben, wie der alte Konrad Fleck, den schon mehr als ein halbes Jahrtausend die kühle Erde deckt, ebenso wie der reizende Liebesbrief aus dem 14. Jahrhundert, namentlich folgende Stelle:
»So var nun hin, du verst mit ere,
Und grüsse mir die minnigliche, here,
Grüss mir irn rosen-varben mund
Grüss sie von mir zu tausend stund
Grüss mir ir' wänglein rosen-var
Grüss mir ir' spilden äuglein-klar
Grüss mir ir' hälslein harmin-weiss
Grüss die liebe mir mit fleiss
Grüss mir ir herz und ire sinne
Grüss mir meins herzens Königinne …«208
einen Romantiker aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts zum Verfasser haben könnte.
Kein Mensch wird es den Damen der Ritterzeit verdenken, wenn sie, als echte Evastöchter, Reize, die ihnen Mutter Natur versagte, durch kleine Nachhelfungen zur vollen Höhe jenes dichterischen Ideals zu heben suchten. Man strich sich das Gesicht mit roter und weisser Schminke an, trotzdem das Schminken nicht für anständig galt. Weisse Farbe, Firnis, Alaun, Quecksilber, Kampfer, Weizenmehl, Rotholz, pulverisierte Cyclamenwurzeln (panis porciuso) wurden zu Schminken verarbeitet. Wer die Fabrikation der Schminke scheute, der konnte sie von einem wandernden Krämer erstehen.
»Krämer gip die varwe mir,
Di min wengel röte«
bittet eine Ritterdame einen dieser Hausierer.209
Im Nibelungenlied wird rühmend hervorgehoben, dass sich am Hofe des Markgrafen Rüdigers in Bechelaren keine »gevelschet« Frauen fanden, woraus dieses Vorkommnis als Ausnahmefall, der besonderer Erwähnung verdient, erkannt wird. Wie allgemein die Unsitte des Schminkens verbreitet war, geht schon daraus hervor, dass sich selbst um 1170 die Bäuerinnen »vremde varwe« ins Gesicht schmierten, um den Töchtern vornehmer Leute zu gleichen.210 Auch die Herren der Schöpfung mögen bisweilen zum Schminktopfe gegriffen haben, was aber nicht zur Erhöhung ihres Ansehens beitrug.211
Bruder Berthold von Regensburg erklärt diesen »Färberinnen« und »Gilberinnen«, d. i. denen, die sich das Haar blond beizen, den Krieg, indem er ihnen von der Kanzel herab die Worte in das Gesicht schleudert: »Die Gemalten und Gefärbten schämen sich ihres Antlitzes, das Gott nach sich gebildet hat, und darum wird auch er sich ihrer schämen und sie werfen in den Abgrund der Hölle!« Der Augustinermönch Gottschalk Hallen zu Osnabrück († 1481) sagt sogar den Nonnen nach, dass sie sich die Gesichter anstreichen. Wie sich später die Damen Gesicht und Körper zu korrigieren wussten, soll noch mitgeteilt werden.
Je weiter das Mittelalter sich seinem Übergange zur Neuzeit nähert, desto derb-sinnlicher wird der Schönheitsbegriff, bis er endlich bei einem Punkte angelangt ist, wo das Weib nur nach seiner Tauglichkeit zur Sinnenlust beurteilt wird.
Wenn Eberhard von Cersne einst allen Ernstes die Frage erörterte und Zweifel darüber hegt, ob die obere oder die untere Hälfte der Geliebten der bessere Teil sei212, so entscheidet sich die unter dem Zeichen des heiligen Grobianus stehende Zeit für den unteren Teil.
Albrecht von Eyb, noch der Züchtigsten einer, citiert: »Es schreibt Plautus, dass eine hübsche nackende Frau sey hübscher, denn sie ist mit Purpur gekleidt.« Trotzdem weiss dieser gelehrte Humanist (1420-1475) die Sittsamkeit der Frauen zu schätzen, denn sein Schönheitsideal ist: »Ugolinus schreibt, dass die als eine hübsche Frau werd angesehen, die da hübsch ist und geziert, von Haupt wohlgestalt, eines fröhlichen Anblicks, von kleinen subtilen Gliedern und schmalen Leibs, weiss als Milch und mürb als ein Hühnle, dass du sie mit einem Nagel des Fingers schneiden magst, und ist züchtig und schimpflich (scherzhaft) und schämig, und ist eines sittigen Gangs und guter Sitten und ist mit Tugenden wohl geziert. Dieselbig Frau übertrifft weit die Hübsche der Venus und ist zu preisen.«213
In dieser Schilderung zeigt sich der von den Klassikern gebildete Geist. Wo dieser fehlt, setzte man sich aus den, den Schönen der verschiedensten Gegenden nachgerühmten Vollkommenheiten ein Ideal zusammen, bei dem man selbst die intimsten Intimitäten nicht übersah. Eine der zahmsten Beschreibungen dieser Art ist nachstehende Priamel:
»Ein Weib nach Hübschheit als ich sag,
Müsst haben eines Weibs Haupt von Prag
Ein Büschlein von einer aus Frankreich
Und zwei Brüstlein von Oesterreich,
Ein Kehl und Rücken von Brabant,
Von Kölner Weibern die weisse Hand,
Zwei Füsslein dort her vom Rhein
Von Baiern soll'n die Sitten sein
Und die Red dort her von Schwaben
So thäten sie die Frauen begaben.«214
In einem ähnlichen Verschen wird die Frauenschönheit in »fünfunddreissig Schönheitsstuck eines hübschen Jungfräuleins im Hochzeitswald« also zerlegt:
»Drei weiss, drei schwarz, drei rothe Stück
Drei lang, drei kurze und drei dick,
Drei lang, drei kleine und drei enge,
Und sonsten rechte Breit und Länge,
Den Kopf von Prag, die Füss vom Rhein,
Die Brüst aus Oesterreich von Krain (Chrein)
Aus Frankreich den gewölbten Bauch,
Aus Baierland das Büschlein rauch,
Rücken aus Brabant, Händ aus Cöln,
Den A … aus Schwaben küsst ihr Gselln.«
Weitere Schilderungen, so eine im Liederbuch der Hätzlerin und in den Facetien Bebels215 gehen noch mehr ins Detail, wie die angeführten, darum verzeiht man mir wohl, wenn ich sie mir schenke. Weniger drastisch ist die Schilderung einer Frankfurter Jungfrau, deren Lob in einem Ständchen erklang, das in der Johannisnacht 1471 von Adolph Knoblauch, Philipp Ratzmann, Heirt Egerheim, Arnold Schwarzenberg, Bernhard Rohrbach und Theobald Börlin vorgetragen wurde, »und hatten ein lauten darin und ging also«:
»Feil rosenblümelein.
Nun wach uf schöne Jungfrau fein!
Nun kommen wir gegangen † (zweimal)
Und werden schön empfangen †
In einer schönen Jungfrauen haus
Die hie züchtig geht ein und aus
Woltet ir uns nit kennen †
So woln wir uns euch nennen:
Wir nennen uns mit rechte †
Der schön jungfrauen knechte †
Ach schön jungfrau seit wohlgemut †
Und nembt den schimpf von uns vor gut.
Sie ist so gar on argelist †
An zucht und eren ir nit gebrist †
Sie ist auch aller tugend voll: †
Was sie tut, das ziembt ir wol: †
Sie ist so tugendlich und fein †
Und leucht recht als der sonnen schein.
Sie gleicht euch wol dem hellen Tag
Kein mensch ir lob, schön preisen mag
Man kann an leib, gut oder eren
Der immer zarten nit verberen (nicht von ihr lassen) †
Sie hat ein rosenfarben mund, †
Zwei wängelein fein zu aller stund, †
Sie hat ein schönes goltfarb haar, †
Zwei äugelein lauter und klar. †
Ir zähn sind weiss als helfen bein,
Zwei brüstlein die sind rund und klein,
Ir seiten die sind dünn und lang, †
Zwei händlein schmal und dazu blank,
Ir füsslein schlecht und nit zu breit. †
Der eren kron sie billich treit. †
Jungfrau geht wieder hin zu bett. †
Gott geb euch alls, das ir gern hätt; †
Dass euer glück und heil sich mere †
Das gonn euch gott in hohen eren…
Feil rosenblümelein!
Nun schlafet schöne jungfrau fein.216«
Um diesem Ideal möglichst nahe zu kommen, griff man schon um die Mitte des zwölften Jahrhunderts zu den Gewaltmassregeln des Einschnürens. Die heilige Elisabeth von Schönau (1156-57) liess dagegen schon strenge Ermahnungen ergehen217, die sich dann bis zum heutigen Tage wiederholten. Zu Ende des 14. Jahrhunderts klagt ein Dichter: »Vor Zeiten zwängte man Leib und Gewand nicht zusammen. Das hat sich jetzt ganz verändert: die Frauen binden sich nun selbst an Leib und Armen. Das möge Gott erbarmen, dass sich heute ein zartes Weib selbst den hübschen Leib bindet, so dass sie sich nicht rühren kann, gleich dem, als wäre sie in einen Sack gestossen und gebunden.«218
Der österreichische Sittendichter Peter Suchenwirt, wirft den eitlen Weibern vor, dass sie sich die Hüften mit Watte auspolsterten. Dasselbe rügt das Gedicht »Das Teufels Netz«; sie schnüren sich, »das sie enmitten werdind klain (schlank)«, und wenn sie hinten »als ain brett« sind, machen sie sich doch gross und dick, und des Nachts hängen sie dann derartige Turnüren zum Auslüften an die Stange. In Thüringen waren um 1400 ähnliche Polsterungen Mode.
Wo starke Brüste Mode waren, stopfte man sich die Brust aus, im Gegenteile suchte man durch das enge Obergewand den Busen thunlichst zu verkleinern.
Falsche Zähne, falsches Gelock219 und andere weibliche Falschheiten waren üppigen Frauen längst nichts Neues mehr, desgleichen die Schminke und ihre kunstvolle Verwendung:
»Habt ihr zu Haus auch dran gedacht,
Dass ihr das Kästchen mitgebracht,
Aus welchem ihr euch täglich putzt
Und zu dem Feiertag aufstutzt?
Das Büchslein liegt verschlossen drin,
Daraus ihr färbet euer Kinn
Und auch die Bäcklein farbig malt,
Auf dass ihr schön und zierlich strahlt;
Durch Schminke lasst die Haut ihr blitzen.«
fragt Murner.220 Und »er Angesichte vorwanschapen (verunstalten) se mit Düvels drecke vnde Sathans specke, dat ydt glentzet, alse eme gemalete Hilligen larwe« sagt der Rostocker Prediger Nikolaus Gryse in seiner Laienbibel.
»Sie värwend och ir blaichen wang,
Daz si dert her gat glitzen,
Als obs us aim badgang switzen«
steht im »Teufels Netz«.
Selbstverständlich ist die Dame ängstlich besorgt, ihre Toilettengeheimnisse nicht zu verraten:
»Wescht, malt doby das angesicht,
Daruff hab acht ein yedes wib:
Die kunst domit sy ziert den lyb,
Das die dem mann nit kum zu henden;
Sie möcht sich selber domit schenden.
Nit strel, nit zwag, nit richt dyn har,
Das solchs ein man sehe offenbar.
Du möchst im sunst missfallen gar.«221