Kitabı oku: «Gesellschaftliches Engagement von Benachteiligten fördern – Band 3», sayfa 2

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A | „Kooperativ in der Kommune: Demokratisches Engagement von Kindern und Jugendlichen fördern (KoKoDe)“ – Methodisches Konzept, Modellprojekt, Evaluation für Träger und Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe

Wie Kinder- und Jugendhilfe kooperativ in der Kommune demokratisches Engagement von Kindern und Jugendlichen fördern kann

Benedikt Sturzenhecker

In diesem Beitrag wird die Weiterentwicklung der Methoden zur Förderung gesellschaftlich-demokratischen Engagements von (benachteiligten) Kindern und Jugendlichen (GEBe-Methode) in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit entworfen und begründet. Dabei geht es darum, wie man nicht nur in den Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe demokratische Partizipation ermöglichen kann, sondern auch davon ausgehend Kinder und Jugendliche unterstützt werden können, ihre Themen und Anliegen öffentlich in der Kommune zu präsentieren, sie mit anderen zu debattieren und sich schließlich an demokratischen Entscheidungen und deren Umsetzung zu beteiligen. Dies sollte nicht nur bezogen auf einzelne Einrichtungen geschehen – indem etwa eine Kita oder ein Jugendzentrum ausschließlich mit ihren beziehungsweise seinen Teilnehmer*innen in die politische Öffentlichkeit gehen würde –, sondern die unterschiedlichen (sozial-) pädagogischen Einrichtungen sollten dabei auf der lokalen Ebene kooperieren. Dieser konzeptionelle Ansatz wurde in dem Modellprojekt „Kooperativ in der Kommune demokratisches Engagement von Kindern und Jugendlichen fördern“ (kurz KoKoDe) erprobt und weiterentwickelt. Das Projekt wurde von der Bertelsmann Stiftung im Rahmen des Projekts jungbewegt gefördert und vom Autor in Kooperation mit dem Nachbarschaftsheim Schöneberg e. V., einem großen Träger der Kinder- und Jugendhilfe in Berlin, durchgeführt.

Mit den hier verwendeten Begriffen einer lokalen Ebene und/oder Kommune sind zunächst die Orte gemeint, an und in denen die Kinder und Jugendlichen leben. Dazu gehören nicht nur die pädagogischen Institutionen, die Wohnhäuser, die Familien und die öffentlichen Aufenthaltsorte, an denen Menschen sozial interagieren und arbeiten, sondern auch deren Zusammenhang als ein „Ort aus Orten“ (Richter 2018) wird hier als Kommune bezeichnet. Kommune wird dabei verstanden als Netzwerk räumlicher, sozialer, wirtschaftlicher und politischer Strukturen und Handlungspraxen, in dem die Kinder und Jugendlichen, ebenso wie die Erwachsenen, lokal Mitglieder sind als demokratische Bürger*innen. Damit wird angenommen, dass sich die lebensweltlichen Handlungsorte mit den Orten und Handlungsformen einer politischen Öffentlichkeit und demokratischen Kommune überschneiden. Dort, wo Menschen leben und arbeiten, ihr Leben produzieren und reproduzieren, Erziehung und Bildung gestalten, dort sind sie auch beteiligungsberechtigte Bürger*innen der demokratischen Kommune.

Prinzipiell gilt es in einer demokratisch orientierten Sozialpädagogik, den Kindern und Jugendlichen nicht nur demokratische Beteiligung an ihren pädagogischen Orten zu eröffnen, sondern ihnen auch zu ermöglichen, als Mitglieder in der politischen Öffentlichkeit der Kommune mitzuhandeln und mitzuentscheiden und so die kommunale Demokratie mitzugestalten. Das Netz aus Orten, in dem Kinder und Jugendliche lokal beziehungsweise kommunal leben, soll für sie bewusst und begreifbar werden, indem sie sich selbst darin als berechtigte Mitglieder und Mithandelnde erkennen und verwirklichen können. Idealerweise sollten sie nicht als partikulare Gruppe („Jugend“) und Objekte pädagogischer Fürsorge und Betreuung behandelt werden, sondern sollten immer in Bezug zu anderen Institutionen und Gruppierungen mit Blick auf das Gemeinwesen selbst handeln können.

Ein ausgezeichneter Ansatz dafür bestünde darin, dass die lokalen (sozial-) pädagogischen und bürgerschaftlichen Einrichtungen – Kinder- und Jugendhilfe, Schule, Vereine, Kirchen und so weiter – so kooperierten, dass sie ihre Adressat*innen unterstützen, sodass diese ihre Themen, Interessen und Konflikte selbst in die gemeinsame lokale Öffentlichkeit bringen und sich an Diskussion, Entscheidung und Umsetzung beteiligen könnten. Es geht also in dem hier vorgeschlagenen Konzept darum, wie eine solche demokratische Engagementförderung durch Zusammenarbeit (sozial-)pädagogischer Organisationen in der Kommune gestaltet werden könnte.

Diese konzeptionelle Idee fußt auf Grundlagen, die in dem Konzept „Gesellschaftliches Engagement Benachteiligter in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit fördern (GEBe)“ seit 2012 im Projekt jungbewegt der Bertelsmann Stiftung entwickelt, erprobt und publiziert wurden (Sturzenhecker 2015b; Sturzenhecker und Schwerthelm 2015). Diese methodischen Orientierungen richten sich zunächst darauf, wie demokratisches Engagement, das Mitentscheiden und Mithandeln von Kindern und Jugendlichen in einer sozialpädagogischen Einrichtung – hier der Offenen Kinder- und Jugendarbeit – ermöglicht werden können. Das GEBe-Konzept bezieht sich auch auf parallel in jungbewegt entstandene Praxismodelle der Förderung von Demokratiebildung in der Kita (Knauer, Sturzenhecker und Hansen 2011; Hansen und Knauer 2015). Beide Konzepte weisen schon darauf hin, dass Demokratiebildung in Kita und Jugendarbeit sich nicht ausschließlich auf die eigenen Einrichtungen beschränken darf, sondern dass ein Übergang in die demokratische Kommune nötig ist. Dies war allerdings nicht der methodische Kern dieser Projekte, sondern der richtete sich auf die Demokratisierung der Binnenverhältnisse in den sozialpädagogischen Einrichtungen.

Als nächster Entwicklungsschritt wurde daher in einem Explorationsprojekt von jungbewegt in Kooperation mit dem Nachbarschaftsheim Schöneberg e. V. in Berlin erprobt, wie die Förderung gesellschaftlich-demokratischen Handelns von Kindern und Jugendlichen auch außerhalb der Einrichtung, nämlich in der Kommune, auf Basis der GEBe-Methode umgesetzt werden könnte. Dabei sollte der Fokus von der Offenen Jugendarbeit auf andere Felder der Kinder- und Jugendhilfe – besonders Kita, sozialpädagogische Arbeit an Ganztagsschulen, Jugendkulturarbeit, Familienbildung – erweitert und nicht mehr auf die Zielgruppe benachteiligte Kinder und Jugendliche begrenzt werden.

Im Folgenden gibt es noch einmal eine Kurzeinführung in die GEBe-Methode, da ihr Ausgangspunkt in der Wahrnehmung der alltäglichen beziehungsweise lebensweltlichen Themen und Interessen der Kinder und Jugendlichen liegt, auf die in der konzeptionellen Erweiterung zu KoKoDe aufgebaut wird. Danach werden die methodischen Grundideen von KoKoDe zunächst im Überblick erläutert und abschließend wird begründet, warum dieses Konzept für eine Demokratiebildung mit Kindern und Jugendlichen in der Jugendhilfe und in der Kommune relevant ist.

Von den lebensweltlichen Themen der Kinder und Jugendlichen ausgehen – Grundprinzipien der GEBe-Methode

Die methodischen GEBe-Vorschläge (Sturzenhecker 2015b; siehe zum Folgenden auch Sturzenhecker 2019) gehen von zwei wichtigen Annahmen aus: zum einen, dass menschliches Handeln immer gesellschaftliches Handeln ist, und zum anderen, dass pädagogische Einrichtungen als Gesellschaft im Kleinen (als „embryonic society“, Dewey 1907) angesehen werden können, in denen und von denen ausgehend gesellschaftlich-demokratisches Handeln angeeignet werden kann.

Die erste Annahme beruht auf theoretischen und empirischen Positionen, die Menschen als angewiesen auf Kooperation und Verständigung ansehen. Menschliche Lebensbewältigung funktioniert nur intersubjektiv, in Koordination und Kooperation zwischen den Beteiligten. Menschen können ihr Leben nur produzieren und reproduzieren, wenn sie zusammenarbeiten. Leben und Überleben von Menschen gestaltet sich somit in Gesellschaft. Menschen sind auf Kooperation (Tomasello 2010) angewiesen und müssen dazu kommunizieren. Solche Kommunikation erfolgt grundsätzlich als Verständigung über das, was gemeinsam gelten soll (Habermas 1981). Von Geburt an sind Menschen von den gesellschaftlichen und kulturellen Arten und Weisen der Gestaltung einer solchen Kooperation und Lebensbewältigung geprägt – und gleichzeitig doch auch fähig, diese wieder ihrerseits zu beeinflussen. Menschliches Handeln ist insofern immer gesellschaftliches Handeln, gekennzeichnet durch „Bestimmtsein“ und „Bestimmendsein“ (Seel 2014: 244), als beeinflusst werden und beeinflussend, geprägt werden und selbst prägend, als Teil-Sein (der passive Aspekt) und -nehmend (der aktive Aspekt).

Wenn aufeinander bezogenes Handeln so organisiert ist, dass die Einzelnen gleichrangig an öffentlichen Diskussionen und Entscheidungen zur Gestaltung des Gemeinsamen, des Politischen teilnehmen können, kann das als Demokratie bezeichnet werden (Richter et al. 2016: 121). Damit ist zunächst ein symbolisches Ideal von Demokratie formuliert, das in seinen Umsetzungsweisen weder festgelegt ist noch als Ideal je vollständig erreicht wird. Aktuell zeigt sich gerade, dass viele Menschen in demokratischen Staaten das Gefühl haben, nicht gleichrangig an öffentlichen Prozessen teilnehmen zu können, sondern ausgeschlossen zu sein. Das gilt besonders für Kinder und Jugendliche und unter ihnen noch einmal speziell für benachteiligte junge Menschen.

Man kann das als eine Entfremdung von Demokratie bezeichnen. Diese ist in der deutschen Bevölkerung weit verbreitet. Zwar stimmen laut der „Mitte-Studie“ (Decker, Kiess und Brähler 2016: 52) 94,2 Prozent der Bevölkerung „Demokratie als Idee“ zu, aber Brähler und Decker finden für 2010 (Brähler und Decker 2010: 98), dass etwa 94 Prozent der Befragten angeben; „Leute wie ich haben sowieso keinen Einfluss darauf, was die Regierung tut.“ Rund 90 Prozent sagen: „Ich halte es für sinnlos, mich politisch zu engagieren.“ Die Idee der Demokratie finden alle gut, aber Möglichkeiten, sich selbst daran zu beteiligen, sieht eine überwältigende Mehrheit nicht.

Die GEBe-Methode zielt nun darauf, dass das grundsätzliche Vermögen von Menschen, gesellschaftlich zu handeln und Konflikte auszuhandeln, auch für (benachteiligte) Kinder und Jugendliche konkret umsetzbar wird, diese also Möglichkeiten erhalten, sich aktiv mit ihren Positionen und Interessen in strittige gesellschaftliche Fragen einzumischen, mitzudiskutieren und Lösungen zu suchen, mitzuentscheiden und mit anderen Entscheidungsfolgen verantwortungsvoll zu tragen.

Die Bezeichnung von Kindern und Jugendlichen als Benachteiligte bezieht sich einerseits auf problematische Lebenslagen und begrenzte Ressourcen; andererseits nimmt sie damit aber auch eine generalisierende Zuschreibung vor, die riskant ist. Gerade aus Sicht des Demokratieideals gelten die Beteiligten nicht als defizitär, sondern als gleichberechtigt und fähig, sich gleichrangig in die demokratischen Debatten und Entscheidungen einzubringen. Auch von daher ist es problematisch, Kinder und Jugendliche auf die defizitorientierte Zuschreibung „benachteiligt“ zu reduzieren. Ziel des GEBe-Konzepts ist es allerdings zu ermöglichen, dass Kinder und Jugendliche trotz und jenseits ihrer Benachteiligung aktiv und fähig an Demokratie partizipieren können. Die Methode eignet sich in diesem Sinne für alle jungen Menschen, die gleichzeitig als different/ungleich und gleichberechtigt/gleich fähig thematisiert werden (zum Zusammenhang von Differenz und Demokratie siehe den Text von Plößer und Sturzenhecker im zweiten Teil dieses Bandes). Die GEBe-Methode als ausschließlich auf Benachteiligte zu reduzieren, wäre also nicht angemessen.

Die zweite Annahme des methodischen Ansatzes richtet sich darauf, wo und wie Menschen solche Erfahrungen der demokratischen Mitentscheidung und Mitverantwortung machen können. Das Konzept sieht zunächst die Möglichkeit, dass Kinder und Jugendliche schon ab frühestem Alter in ihren pädagogischen Einrichtungen als gleichrangige demokratische Mitentscheider*innen agieren können. Das ist der Fall, wenn man eine pädagogische Einrichtung als eine „embryonic society“ (Dewey 1907: 31 f.) versteht: als eine Gesellschaft im Kleinen, in der genau wie in der großen Gesellschaft die Ermöglichung und Bewältigung des gemeinsamen Lebens mit den Betroffenen zusammen entschieden und verantwortet werden kann. Wenn Kinder und Jugendliche in einem Jugendhaus, einer Kita oder in einer Ganztagsbetreuung handeln, tun sie das nicht privat, quasi isoliert von den anderen, sondern ihr Handeln erzeugt die Gesellschaft der pädagogischen Einrichtung mit, ebenso wie ihr Tun seinerseits davon beeinflusst wird. Daher setzt GEBe an diesem Handeln an und entdeckt darin die lebensweltlichen Themen der jungen Menschen, weil sich diese immer schon in ihrem Handeln in der „embryonic society“ ausdrücken.

Wenn Kinder und Jugendliche unterstützt werden, sich in diese kleine Gesellschaft bewusst öffentlich einzubringen, und sich als demokratische Subjekte, also als Selbst- und Mitbestimmer*innen der Gesellschaft der Einrichtung erfahren und erkennen können, beginnt gesellschaftliches Engagement. Die Kinder und Jugendlichen wollen und können das gemeinsame Leben in der Einrichtung mitgestalten und mitbestimmen. Ist solch ein gesellschaftliches Engagement durch die Prinzipien von Demokratie strukturiert, kann es als gesellschaftlich-demokratisches Engagement bezeichnet werden.1

Die methodischen Schritte von GEBe

Die GEBe-Methode geht davon aus, dass man die Themen und Handlungsweisen gesellschaftlich-demokratischen Engagements von Kindern und Jugendlichen nicht pädagogisch vorzugeben hat, sondern sie im alltäglichen Handeln der Kinder und Jugendlichen entdecken muss. Eine Vorgabe von Themen wäre schon ein Bruch mit der Vorstellung, dass Menschen sich selbsttätig durch ihr Handeln Gesellschaft aneignen und dabei als Subjekt entwickeln und Gesellschaft verändern, ebenso wie sie von Gesellschaft beeinflusst und verändert werden. Wenn sie aber die aktiv Handelnden sind und aus ihrer lebensweltlichen Perspektive ihre Gesellschaft auf ihre Weise herstellen, wäre es verfehlt, die Inhalte und Aneignungsweisen vorweg zu bestimmen – zumindest nicht, wenn man ihre Selbstbildung fördern will.

Der erste Schritt besteht somit darin, zu beobachten und zu dokumentieren, was die Kinder und Jugendlichen im Alltag einer Einrichtung tun. In diesem ohne einen genauen Blick oft als normal, trivial oder unbedeutend erscheinenden Handeln steckt schon die große Gesellschaft – ebenso wie die kleine Gesellschaft der Einrichtung thematisiert wird. Kinder und Jugendliche formulieren ihre gesellschaftlichen Themen, Interessen und Konflikte selten explizit, sondern zeigen diese durch ihre Handlungsweisen. Es braucht daher eine Art Übersetzung zwischen dem, was man pädagogisch sehen kann, und den darin erkennbaren Inhalten.

Daher widmen sich in einem zweiten Schritt die Fachkräfte ihren Beobachtungen und versuchen, darin die für die jungen Menschen wichtigen Themen ihres gesellschaftlichen Handelns in der Einrichtung und der sie umgebenden Gesellschaft zu erkennen. Sie wählen die Themen aus, die ihnen aus Sicht der Kinder und Jugendlichen besonders wichtig erscheinen – und nicht die, die sie für pädagogisch wertvoll halten.

Im dritten Schritt präsentieren die Fachkräfte den Kindern und Jugendlichen, was sie meinen, verstanden zu haben. Sie geben den Kids eine Rückmeldung zu den wichtigen Themen und Aneignungsweisen und gehen darüber mit ihnen in einen Dialog, in dem zunächst in einem gemeinsamen Verstehens- und Verständigungsprozess geklärt wird, um was es gehen kann und soll. Die Fachkräfte antworten auf das Handeln der Kinder und Jugendlichen mit einer Rückmeldung oder Resonanz. Erst eine solche Antwort eröffnet den Dialog, indem er den Kindern und Jugendlichen deren Eigenes spiegelt und sie doch auffordert, in Aushandlung mit den Fachkräften das Eigene und Gemeinsame genauer auszudrücken – kurz: gemeinsam herauszufinden, zu welchen Themen welcher Handlungsbedarf in der kleinen und großen Gesellschaft besteht. Solche Resonanzen sollen nicht nur sprachlich erfolgen, sondern medial möglichst vielfältig gestaltet werden.

Hat man gemeinsam herausgefunden, um was es den Kindern und Jugendlichen wirklich geht, welche Themen sie tatsächlich motivieren und für sie wichtig sind, kann man im vierten Schritt mit ihnen zusammen Handlungsschritte entwickeln, wie diese gesellschaftlichen Themen angegangen werden sollen. Es gilt dann, kleine und große Projekte zu gestalten, in denen die Kinder und Jugendlichen so viel eigenes Entscheiden, Handeln und Verantworten übernehmen wie nur irgend möglich. Solche Projektthemen zu unterschiedlichen Inhalten, Interessen und Konflikten können sich auf die kleine Gesellschaft der Einrichtung beziehen oder auch auf die umgebende Kommune beziehungsweise den Stadtteil, das Dorf oder Ähnliches. Wichtig ist dabei, die Kinder und Jugendlichen zu unterstützen, eigenaktiv gesellschaftlich zu handeln, also ihre lebensweltlichen Themen selbst in die Hand zu nehmen und das gemeinschaftliche Leben in der Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe und/oder Kommune zu gestalten.

Ein Beispiel: Beschreibt man solche Projekte abstrakt, mag der Eindruck entstehen, es gehe um große und grundsätzliche politische Themen und Interessen. In der Realität ist das jedoch ganz anders: Die Projekte beginnen mit ganz kleinen, alltäglichen und zunächst oft unauffälligen Themen und Handlungsweisen, bei denen es überhaupt darum geht, dass sich die Kinder und Jugendlichen als Mitbestimmende und Handelnde erfahren können. Im Modellprojekt des Nachbarschaftsheims Schöneberg zum Beispiel beobachteten Mitarbeitende von Kita, Grundschulganztagsbetreuung und Offener Kinder- und Jugendarbeit parallel, dass allen Kindern das Thema „Bauen“ besonders wichtig war. In der Kita und der Grundschule wurden mit Lego und besonders mit Kaplasteinen große, fantastische Bauwerke erstellt, im Jugendhaus spielten Kinder immer wieder das Computerspiel Minecraft, eine Art digitale Lego-Welt. Ohne die Beobachtungsaufgabe der Methode hätten alle Teams dieses Thema für nebensächlich gehalten. Durch die Methode aufgefordert, spiegelten sie den Kindern, dass „Bauen“ wohl ein Thema wäre, und die Kinder begannen sofort eine Diskussion darüber.

Zunächst schien es ihnen besonders wichtig zu sein, dass die Fachkräfte die Aktivität überhaupt erkannten, anerkannten, wertschätzten und unterstützten. Dabei wurden aber auch Probleme deutlich: Die Lego- und Kapla-Bauer kritisierten, dass ihre Bauwerke oft zerstört, nur von wenigen gesehen und wertgeschätzt würden und immer wieder abgebaut werden müssten. Im Gespräch stellte sich heraus, dass diese Kinder an einer Fotodokumentation ebenso interessiert waren wie an einer öffentlichen Ausstellung der Fotos und ihrer Bauwerke. Bei den Minecraft-Spielern wurde deutlich, dass sie, teils hoch engagiert und sehr kompetent, fantastische materielle und soziale Welten bauten, die aber von niemandem außerhalb der Mitspielergruppe überhaupt wahrgenommen wurden.

Die Fachkräfte erkannten, dass es starke thematische Parallelen in allen drei beteiligten Einrichtungen gab und dass die Kinder sich auf der Spielbeziehungsweise Symbolebene als kompetente Konstrukteure von sozialmateriellen Räumen zeigten. Und: Obwohl die Kinder in ihren sozialräumlichen Spielwelten sachlich und sozial fähig handelten, spielten diese Tätigkeiten in gesellschaftlichen Settings der Einrichtungen keine Rolle – das heißt, die Kinder waren zwar virtuelle Gestalter*innen von Sozialräumen, aber kaum reale Mitgestalter*innen am Sozialen. Im Sinne von KoKoDe ging es dann darum, wie die Einrichtungen kooperativ das Thema „Bauen“ in die Öffentlichkeit ihrer Einrichtungen und schließlich in den Stadtteil bringen könnten (zur ausführlichen Beschreibung des Projekts siehe den Beitrag von Nina Vormelchert in diesem Band).

Durch GEBe und KoKoDe sollen die Kinder und Jugendlichen erfahren können, dass in der Einrichtung ihre Themen gelten, ganz gleich, wie sonderbar oder gar abseitig diese den Fachkräften zunächst erscheinen mögen. Die Kinder und Jugendlichen müssen in die Lage versetzt werden, das soziale Leben in der Einrichtung selbst zu gestalten, ihre Interessen umzusetzen, sich gemeinsam Regeln zu geben und deren Umsetzung zu prüfen und zu verbessern. Sie müssen erfahren können, dass sie in der Einrichtung und im Stadtteil sichtbar und hörbar werden – dass sie also ihre Stimme erheben können und Resonanz erhalten. Nur wenn sie gleichrangig in die intersubjektive Verständigung über die öffentlichen Angelegenheiten der Community eingebunden sind, können sie sich als aktive und (gleich-)berechtigte Teilnehmer*innen an Demokratie erfahren.

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