Kitabı oku: «Dismatched: View und Brachvogel», sayfa 9
Esther stand mitten auf dem PearSquare und ließ die Szenerie auf sich wirken. Links von ihr lagen Store und Showrooms, rechts die Verwaltung und vor ihr ragte ihr Ziel, die Entwicklungszentrale. Der dicht mit Citizens besetzte Platz wurde von der Projektion einer transparenten Filigrankuppel überspannt, – „Nur Pear hat die Kuppel unter dem Dome“ – auf deren Scheitelpunkt sich die riesige Birne drehte, deren ständig wechselnde Anzeigen stroboskopartig bunte Lichtsprengsel auf die Menge warfen. Die Fassade des Entwicklungsgebäudes konnte sie nicht erreichen, da es, wie eine der alten Burgen aus ihren Büchern, von einem breiten Gürtel aus Feuchtbiotopen umgeben war, die den üppigen Bewuchs aus GreenwallCrawlern, die die Wände überwucherten, mit Nährstoffen versorgten. Der einzige Zugang führte über zwei Viadukte, an deren Geländer sie ihre Geckos hätte platzieren können, wenn da nicht die Wachleute gewesen wären, die jeden, der sich den Übergängen auch nur näherte, argwöhnisch abcheckten.
Um im Falle einer Entdeckung den Schaden zu begrenzen, war das Netz der Oneironauten dezentral organisiert. Jeder Naut hatte lediglich einen einzigen Kontakt zu jemandem, von dem er Weisungen erhielt und mit Equipment ausgestattet wurde, agierte aber ansonsten isoliert und unabhängig von anderen Nauten auf der gleichen Ebene. Das Fehlen allgemeiner Regularien und Einsatzpläne gestaltete die Operationen für den Einzelnen zwar aufwändiger, hatte aber den immensen Vorteil, dass kein einheitliches Muster zu erkennen war. Schließlich war die Identifikation von Mustern der Schlüssel für Berechenbarkeit und Mittelung, Mustererkennung im Grunde Sinn und Zweck des Systems. Würden sich vor den Linsen und Sensoren seiner Agenten auf bestimmten Georastern innerhalb bestimmter Taktfenster Dinge abspielen, die signifikante und kohärente Verlaufsmuster aufweisen und aus den bekannten und als unbedenklich eingestuften Settings heraus stechen würden, wäre eine Entdeckung lediglich eine Frage des Taktes.
Esther war also völlig auf sich allein gestellt und musste sich etwas einfallen lassen. Obwohl morgen Abend schon wieder ein anderer Naut bereitstände, der es vielleicht besser wusste, durfte sie es auf gar keinen Fall darauf ankommen lassen, dass Pear auch nur eine einzige Nacht von der Traumfährte wich. Pear war Technologieführer, unvorstellbar, welche Möglichkeiten sich den Nauten erschließen würden, wenn es gelänge, auch nur einen einzigen der HighPotentials, die hier im Entwicklungszentrum arbeiteten – und hoffentlich auch in den NappingCells übernachteten – auf ihre Seite zu ziehen. Forschung und Entwicklung von Pear standen schon seit mehreren TeraTakten im Focus der Nauten und für alle Operationen galt Kassandras Leitsatz: „Nur steter Traum weitet und differenziert das Mittel.“ Esther musste ihre Disrupter auch unter diesen ungünstigen Umständen unbedingt positionieren, um die Kontinuität der Traumerlebnisse aufrecht zu erhalten. Wo aber sollte sie hier ihre letzten 5 Tierchen nur unterbringen?
Sie blickte über den Platz. Sie konnte ihre Geckos kaum am Rand des Feuchtbiotops aussetzen, das um das Entwicklungsgebäude herumlief. Aber halt, da gab es eine Reihe von WasteBoxen, die in regelmäßigen Abständen aufgestellt waren. Die würden erst am Morgen geleert und wenn sie jede dritte mit ihrer Traumsaat befrachtete, hätte sie genau die richtigen Distanzen, um die gesamte Front abzudecken. Langsam schlenderte sie auf die erste Box zu, griff in die Tasche und ließ mit einer gleitenden und selbstverständlichen Bewegung einen Disrupter hineinfallen. Sie ging wieder zurück in Richtung Platzmitte und näherte sich Kurven und Schleifen schlagend der nächsten Box, um auch hier eine Pille zu versenken. Da sie verhindern wollte, dass ihre Route nachverfolgt werden konnte, ging sie zunächst wieder über den Platz, schlenderte in einem der Showrooms herum und steuerte erst dann eine weitere Box an. Als sie hier den drittletzten Gecko hatte springen lassen, bemerkte sie die verwunderten Blicke eines Citizens, der sie offensichtlich beobachtet hatte. War ihre Maske verrutscht? Sie startete die Spiegelfunktion ihres AeroFlats. Nein, offensichtlich nicht. War es vielleicht ungewöhnlich, einen einzelnen EnergizerPop zu entsorgen? Würde jemand tatsächlich deswegen extra zu einer Waste-Box gehen? Vielleicht war es glaubwürdiger und realistischer, so etwas zusammen mit anderem Abfall wegzuschmeißen. Sie kramte in ihren Taschen. Was hatte sie dabei, das sie wegwerfen konnte? Einen abgelaufenen Chip fürs HoloCine. Einen angebissenen VulcanoBagel, den sie unterwegs gekauft und halb gegessen hatte, um sich den Anschein zu geben, ihre Freetime in vollen Zügen zu genießen. Extra scharf gewürztes Fingerfood war gerade gauß. Wer sich während des Verzehrs dieser Dinger am längsten dagegen wehren konnte, dass ihm der Schweiß auf die Stirn trat und das Wasser aus den Augen lief, hatte gewonnen. „Wein ihm keine Träne nach. Kauf gleich einen Neuen!“ Was ihr dagegen die Tränen in die Augen trieb, war der völlig unsinnige Aufwand, mit der das Merchandising rund um die „Produktwelten“ dieser VulcanoBurger betrieben wurde. Ein gebrauchtes Reinigungstuch. Ein defektes Multifunktionstool. Ein Stick für ... Sie hatte vergessen, wofür. Sie knüllte alles mit dem Gecko in einer Hand zusammen. Den fettigen Burger balancierte sie ganz oben.
Gerade als sie die Ladung in die Box werfen wollte, spürte sie mehr als dass sie es sah, wie der Strahl eines LaserPointers vor ihr die Luft zerschnitt und mitten auf ihrer Brust endete.
„Halt! Die Citizen da an der WasteBox mit dem angebissenen Bagel auf der Hand“, ertönte die elektronisch verstärkte Stimme eines SecCorp.
Esther erstarrte, die Hand mit dem Abfall direkt über der Box. Jetzt war alles vorbei. Sollte sie die Ladung einfach fallen lassen? Das hatte keinen Zweck. Sie war aufgeflogen. Durch eine Gasse von Citizens kam der SecCorp unaufhaltsam näher, wie das in ihren Büchern so oft beschworene Schicksal, und baute sich, zwei Köpfe größer als sie, in seinem Carbonharnisch vor ihr auf: „Zeig mal her!“
Vergaußt, er wusste genau, wonach er suchen musste. Sie war ihm nicht wegen ihres Verhaltens aufgefallen, als sie vielleicht doch zu unglaubwürdig um die WasteBoxen herumgestrichen war. Er musste von den Disruptern wissen. Man hatte sie schon auf ihrer gesamten Tour observiert und jetzt die Falle zuschnappen lassen. Nicht nur sie, sondern die gesamte Organisation der Oneironauten war gefährdet. Esther streckte ihre zitternde Hand aus. Der Corp zog eine Kugel Formschaum aus der Tasche, die sich zu einem Tablett dehnte und arrangierte die Dinge darauf, allen Blicken ausgeliefert den Gecko in der Mitte.
Jetzt lag es an ihr. Sie musste unter allen Umständen die anderen schützen und durfte selbst das Wenige, das sie wusste, nicht preisgeben. Bei dem Gedanken, schlimmstenfalls auf die LetheKapsel beißen zu müssen, die sie während eines Einsatzes unter ihrer Zunge trug, brach ihr der kalte Schweiß aus. Vor etlichen MajorTakten, als sie völlig niedergeschlagen im belanglosen Einerlei ihrer Tage unterzugehen drohte, hätte sie dergleichen wahrscheinlich phlegmatisch hingenommen. Aber jetzt, wo sie in den Reihen der Oneironauten aktiv an Veränderungen arbeitete und auf eine menschenwürdigere Zukunft hoffte, versetzte sie die Vorstellung, die Ebene wechseln zu müssen, in abgrundtiefe Panik. Sie wollte nicht ins völlig Ungewisse, sondern hier, exakt auf dieser Ebene dazu beitragen, eine bessere Zukunft zu verwirklichen, die ihr paradoxerweise jetzt, da sie vielleicht für sie nie eintreten würde, zum Greifen nahe schien. Esther brach der kalte Schweiß aus und obwohl die Membran ihrer Maske atmungsaktiv war, hatte sie das Gefühl, als würde sie auf ihrem Gesicht herumschwimmen und sämtliche Konturen verwischen. Sie schloss die Augen.
„Diese Mischfraktion wirst du doch wohl nicht in einer Box für organische Abfälle entsorgen wollen?“, dröhnte der Corp mit didaktischem Impetus, um für alle Umstehenden ein abschreckendes Beispiel zu inszenieren.
Gütiger Gauß, das hatte sie völlig übersehen. „Organic Waste only“ stand auf der Box. Irgendwie war das komisch. Tragikomisch. Tragödie, Komödie, Tragikomödie, memorierte sie, plötzlich völlig ruhig und unbeteiligt, die Theatergattungen, über die sie in einem der Bücher gelesen hatte. Bei dem Versuch, ein hysterisches Lachen zu unterdrücken, stieg ihr bittere Galle hoch. Wenn in der Urb auch alles Verhalten gemittelt wurde, so wurde doch der Abfall im Rahmen des ZeroWaste-Kreislaufs strengstens differenziert, um rückstandslos recycelt werden zu können.
„Natürlich nicht“, presste sie hervor. „Ich war wohl ganz in Gedanken. Danke für deinen Hinweis.“
„Dann achte darauf, dass du in Zukunft deinen Abfall richtig entsorgst“, mahnte der Corp, schüttete das Zeug in ihre Hand zurück und ballte das Formschaumtablett wieder zu einem Klumpen zusammen. „Es ist unerlässlich für die Rohstoffversorgung unserer Urb, dass alle Citizens verantwortlich mit ihrem Abfall umgehen.“
Schon halb abgewendet, warf er noch einen abschließenden Blick auf den angebissenen Bagel, den sie nun einzeln in der Linken hielt und grinste sie dann an: „Ist er zu scharf, bist du zu stumpf.“
Die Ansammlung von Citizens, die sich um die Szene gebildet hatte, zerstreute sich allmählich.
„Statt hier mittelungstreue Citizens wegen solcher Belanglosigkeiten zu belästigen, sollte die Administration lieber mal dafür sorgen, dass nicht sämtliche InfluenceBoards ständig mit diesem mindergaußen ,Dein Schlaf gehört dir‛ überflutet werden, von dem niemand weiß, wer oder was dahinter steckt“, sagte jemand.
„Vielleicht ist das ja eine groß angelegte Kampagne und irgendwann, Taataa, wird der Schleier gelüftet: ein neues RestBoard mit einer speziellen Abschottungsfunktion oder so was“, meinte ein anderer.
Esther war, als wäre etwas von ihr genommen, das sie niedergedrückt und begonnen hatte, jede ihrer Körperzellen einzeln zu zermalmen und in das Gefühl von Dankbarkeit und Erleichterung, noch einmal davongekommen zu sein, mischte sich nun auch Freude. Offensichtlich zog die Botschaft der Oneironauten allmählich immer weitere Kreise. Einen solch abrupten Stimmungswechsel von abgrundtiefer Verzweiflung zu freudiger Erregung hatte sie noch nie erlebt. Waren das die Gefühlsumschwünge, die sie im Traum gespürt und von denen sie gelesen hatte? War das das Leben in Freiheit, in dem man nie wissen konnte, was das Schicksal für einen im nächsten Moment bereithielt? In ihrer aktuellen Verfassung sah sie sich außerstande zu entscheiden, ob es nicht besser war, nur davon zu träumen, als es tatsächlich zu erleben.
Aber darüber konnte sie sich auch später noch Gedanken machen. Zunächst musste sie ihre Tour so gut wie möglich zu Ende bringen. Pflichtschuldigst verstaute sie ihren anorganischen Abfall wieder in der Tasche und behielt nur den Gecko in der hohlen Hand. Als wolle sie dem Vulcano doch noch eine Chance geben, nahm sie ihn wie zum Abbeißen in beide Hände, drückte den Gecko in die Teigmasse und ließ sie dann in die WasteBox fallen. War die trendige Backware also doch noch zu etwas gut gewesen.
Ein Disrupter war noch übrig. Sollte sie ihn noch platzieren? Besser nicht. Sie war auffällig geworden und unter diesen Umständen würde sie damit nur ein unnötiges Risiko eingehen. Außerdem fehlte ihr, wie sie jetzt auf einmal merkte, als sie mit weichen Knien über den PearSquare stakste, schlicht die Kraft für eine weitere Aktion. Sie würde zurück in ihr Hexagon fahren.
Als sie endlich in der Sicherheit des vertrauten Raumes angekommen war und ihre Anspannung langsam nachließ, fiel ihr Erlebnis noch einmal mit geballter Wucht über sie her. Anders als zu träumen und zu lesen fand die aktiv betriebene Traumzeit, in der die Oneironauten die Verhältnisse ändern wollten, nicht in einer entrückten Sphäre statt. Sie war real und jederzeit konnte etwas passieren, mit dem sie nicht gerechnet hatte. Hatte sie sich statt der sterilen Wahlmöglichkeiten, die ihr das System antrug und nur scheinbare Freiheit versprachen, nicht wirkliche Chancen gewünscht? Wollte sie nicht Routine, Berechenbarkeit und Absehbarkeit durchbrechen, um in ihrem Leben einen Sinn zu finden, der nicht vom System und dem Marketing der Anbieter vorkonfektioniert war? Heute hatte sie am eigenen Leib erfahren, dass Freiheit und Schicksal nicht nur die Enge in offene Horizonte weiten und neue Möglichkeiten erschließen, sondern offensichtlich auch zur Bedrohung werden konnten. Unvorhersehbares auszuhalten, war wohl der Preis der Freiheit, aus der Sinn und wahres Glück erwuchsen. Darauf musste sie sich jetzt einstellen. Wenn sie bei den Oneironauten bleiben wollte, und dass würde sie, wie ihr jetzt klar wurde, auch um diesen Preis, war zukünftig nichts mehr sicher für sie.
Mit diesen Gedanken arrangierte Esther schließlich ihr RestBoard entsprechend der Schlafsequenz, mit der sie ihre Fake-Schleife beenden würde – Farbe, Muster und Anordnung der Blankets mussten „anschlussfähig“ sein – positionierte sich ebenfalls in der Anschlussposition und wechselte mit einem Druck auf ihren DreamKey von der Traumzeit in die Taktzeit und überlagerte damit auch die Strahlung ihres Morpheustrons – „sich selbst den Gecko machen“, nannte sie das. Sie war neugierig, ob und wie sich ihr Erlebnis in ihren Träumen niederschlagen würde, lag dann aber noch so lange wach, dass sie bezweifelte, überhaupt einschlafen zu können.
Aus dem Manual der Agency of SocialTechnology
Nur für den internen Gebrauch bestimmt!
Seit die Urb ihren Nachwuchs in den UterusLabs entwickelt, begreifen wir das jeweils andere Geschlecht nicht länger unter dem Primat der Reproduktion. System und Administration verstehen alle Citizens – unabhängig, ob hetero- oder homosexuell orientiert – als unisex. Werden in diesem Manual also UnisexCitizens als der oder die Citizen bezeichnet, ist das jeweils andere Geschlecht immer impliziert.
Mission Statement
„Sicherheit ermöglicht Freiheit. ‒ Mittelung schafft Sicherheit.
Ohne Mittelung keine Freiheit. ‒ Abweichung erfordert Intervention.“
Wir glauben, dass Freiheit die Freiheit der Wahl ist: „Make your Choice!“
Wir glauben, dass Freiheit nur möglich ist, wenn alles berechenbar und damit kategorisierbar und sicher ist.
Wir sind überzeugt, dass die Mittelung allen Verhaltens der einzige Weg ist, diese Sicherheit zu erreichen.
Auf diesem Weg ist die Agency of SocialTechnology die Rechte Hand und die Stimme des Systems.
Wir implementieren die Anträge des Systems in die Realität und überprüfen deren Umsetzung.
Unser Vorbild und Logo ist die völlig ausgewogene, ebenmäßige gaußsche Glockenkurve.
Wir glauben, dass das Konstrukt dieser Glockenkurve weniger einen Wert an sich darstellt, sondern sich in Realität und Praxis einer entsprechend wohl geordneten und produktiven Citizenship widerspiegeln muss.
Wir glauben daher, dass der radikale Ausschluss extremen wie auch abweichenden Handelns und Verhaltens die unerlässliche Grundlage für ein produktives und friedliches Zusammenleben aller Citizens ist.
Wir glauben, dass allein über die Mittelung von als signifikant erfassten Variablen eine trennscharfe und eineindeutige Kategorisierung von Handeln und Verhalten erfolgen kann.
Wir glauben, dass nur die Kategorisierung sämtlichen Handelns und Verhaltens der Citizens auf der Abnehmerseite die Entwickler und Produzenten auf der Anbieterseite in die Lage versetzt, kontinuierlich und erfolgreich neue Produkte und Services zu erzeugen.
Wir glauben, dass sich die Leistungen und Bedürfnisse von Anbietern und Abnehmern sowie die von Abnehmern und Anbietern zum Wohle des Ganzen gegenseitig ergänzen.
Wir glauben, dass nur der Primat von Wirtschaft und Marketing auf der Basis einer quantifizierbaren und daher rationalen Wirtschafts-Sozialität unserer Urb das unerlässliche Wachstum bringen kann.
Wir glauben, dass unter diesem Primat aus der Quantitativen Betrachtung und Auswertung auch der scheinbar unbedeutendsten Variablen ständig neue Qualitäten erwachsen und dass für die lückenlose Erhebung dieser Variablen die gesamte Bandbreite der stationären und mobilen Agenten des Systems erforderlich ist.
Wir glauben, dass unsere Citizenship über die Mittelung und Kategorisierung von Verhalten sowie durch stetes Wachstum und kontinuierlichen Fortschritt eine belastbare, weil stromlinienförmige Aufwärtsdynamik entwickeln muss. Andernfalls diffundiert sie zu ihren Rändern hin aus, erleidet so Reibungsverluste und wird träge, kommt zum Stillstand und stürzt schließlich ab.
Wir glauben, dass gemäß dem Grundsatz, jeden in seinen Grundbedürfnissen zu unterstützen, den Einzelnen aber gemäß seinen Fähigkeiten agieren zu lassen, Konkurrenz und Wohlstandsstreben für die Aufrechterhaltung dieses Wachstums unerlässlich sind, soweit sie dem Prozess der Mittelung nicht zuwiderlaufen.
Wir glauben, dass die → ByuingGuards und die mit ihnen verbundenen Organisationen im Prozess von Wachstum und Konkurrenz das notwendige Korrektiv bilden, Friktionen zwischen Citizens mit höherer und niedrigerer Kaufkraft und somit abweichendes Verhalten zu verhindern.
Wir sind der festen Überzeugung, dass dabei letztlich alles Handeln und Verhalten berechenbar sein muss, um die Stromlinienförmigkeit dieser Aufwärtsdynamik sichern zu können, auf der substantiell Wohlergehen und Sicherheit unserer Citizenship beruhen.
Wir glauben, dass die Kohärenzkräfte der → SocialUnits und die Vergabe von → MatchingPoints durch Mates und Peers sowie die Weisungen der BuyingGuards allen Citizens eine klare und eindeutige Orientierung auf ihrem Weg in die Berechenbarkeit bieten.
Wir kooperieren eng mit der Authority of PoliticalIndoctrination, deren BadPastLessons mit ihren abschreckenden Beispielen aus der Zeit vor dem Finalen Kataklysmus das Bewusstsein dafür schaffen, dass ein total berechenbares Leben in absoluter Sicherheit ein hohes und unter allen Umständen zu schützendes Gut ist. So gelingt es, auch Dismatchte mit extrem abweichenden Verhalten zu motivieren, sich wieder Mitteln zu lassen.
In diesem Sinne die → Anträge des Systems umzusetzen und sowohl die SocialUnits als auch die einzelnen Citizens entsprechend anzuleiten, zu unterstützen und zu motivieren sehen wir unsere Aufgabe, der wir uns mit unserer ganzen Kraft und unserem ganzen Vermögen widmen.
Glossar
SocialUnit
Eine Gruppe von Citizens, die Kontakte zueinander unterhalten. Unterschieden werden unmittelbare Face to Face- oder 1st-step-Relations und elektronisch vermittelte 2nd-step-Relations, die sich in diesem Stadium der Mittelung noch in 3rd-, 4th- und 5th-step-Relations ausdifferenzieren.
Die maßgebenden bindungsstiftenden Variablen, die die Qualität eines Kontaktes ausmachen, sind Taktdauer und Intensität, mit der die jeweiligen Inhalte ausgetauscht werden. Die Erfassung der interpersonellen und semantischen Variablen, die die Intensität eines Kontaktes determinieren, wird kontinuierlich weiterentwickelt.
Die besondere Beachtung der Agency gilt den gleichaltrigen Peers unter den Mates einer SocialUnit, da deren interpersoneller Beeinflussungskoeffizient in der Regel besonders hoch liegt.
Für die Agency ist die aus 32 Mates bestehende idealtypische SocialUnit eine heuristische Größe, die es erlaubt, die 3 Mio. Citizens der Urb in 93.750 überschaubare, distinkte Einheiten zu unterteilen. Nach dem Henleyschen Gesetz nehmen die Kohärenzkräfte einer Citizenship von über 3 Mio. exponentiell ab, weshalb die Population konstant bei 3 Mio. plus/minus 1.024 Citizens gehalten wird.
Das Agieren der Mates 1st- und 2nd-step determiniert Klima und Ausrichtung einer SocialUnit. Im Sinne der Berechenbarkeit allen Handelns und Verhaltens ist es daher erklärtes Ziel der Agency, die Population der Urb noch im Laufe dieser Generation auf trennscharf voneinander abgegrenzte KernelUnits zu konzentrieren, in denen nur noch 1st-und 2nd-step-Relations unterhalten werden, deren Qualität und Inhalte eineindeutig erfassten Kategorien zugeordnet werden können.
Dimensionen der freien Wahl
Eine Wahl, die nicht auf der Basis quantifizierbarer Kriterien begründet werden kann, ist unsinnig und läuft dem Prozess der Mittelung und Berechenbarkeit zuwider. Citizens werden daher durch die → Anträge des Systems und die Interventionen der Agency angeleitet, begründete und eineindeutige Wahlen zu treffen.
Auswahl / Selection / Choice
Citizens wählen aus 5 inhaltlich vorgegebenen Kategorien, die ihnen das System anträgt, diejenige aus, von der sie meinen, dass sie ihr Psychogramm am ehesten optimiert. Betrifft die Selection einen Kauf, kann die Citizen zu jedem Takt ihren BuyingGuard konsultieren, um eine ihrem Einkaufsprofil entsprechend kongruente Entscheidung zu treffen.
Bewertung / Evaluation
Der Citizen bewertet Produkte und Services auf einer numerischen Skala von 1 bis 5 in Bezug auf Kategorien wie Funktionalität, Form, Usability, Nutzer- und Kundenfreundlichkeit, Markenzelebration etc.
Die Citizen bewertet fremdes und im Akt der Transparenzintrospektion im Rahmen eines → MatchingLoops auch eigenes Kauf- und Sozialverhalten auf einer numerischen Skala von 1 bis 5 in Bezug auf Kategorien wie Kontinuität und Berechenbarkeit, Gemitteltheit, Konformität und Abweichung; Beispielcharakter und OpinionLeadership etc.
Rangfolge / Ranking / Rating
Der Citizen bewertet Produkte, Services sowie fremdes und eigenes soziales Verhalten, indem er eine Rangfolge vergibt.
Kategorisierung / Klassifizierung / Categorizing / Classifying
Einem Produkt, einem Service, einem Verhalten, einer Meinung, einer Bewertung, einem Ranking wird eine aus einer Anzahl X vom System angetragenen Kategorien zugeordnet. An jede erfolgte Kategorisierung kann sich eine Bewertung anschließen.
Die Strategie der Agency zielt darauf ab, noch im Laufe dieser Generation für alle Phänomene des Marktes und des Sozialverhaltens eineindeutige Kategorien auszuweisen, die als objektives Raster der Berechenbarkeit über das Leben in der Urb gelegt werden können und deren Realität erschöpfend erfassen.
Selections, Evaluations, Rankings und Classifyings dienen der Markttransparenz sowie der Orientierung und Meinungsbildung innerhalb und zwischen den SocialUnits und befördern damit letztlich den Prozess der Mittelung.
MatchingPoint
Von den Peers und Mates einer SocialUnit wechselseitig vergebener Punktwert, mit dem sie den Erwerb eines Produktes, die Inanspruchnahme eines Service, eine Selection, eine Evaluation, ein Ranking und ein Classifying oder das sonstige Verhalten eines Peers oder Mates ihrer Unit bewerten. MatchingPoints können innerhalb einer Spannweite von 1 – „Mindergauß! das kann ich in keinster Weise nachvollziehen“ – bis 5 – „Megagauß! dem stimme ich vollstens zu“ – vergeben werden.
Das Prinzip „Jeder beurteilt und bewertet jeden“ bildet die Grundlage der Gruppenkohäsion innerhalb einer SocialUnit. Die Gruppenkohäsion ist der Garant dafür, dass sich letztlich jeder Citizen unter den Domes der Urb berechnen und mitteln lässt.
Aus der Summe der MatchingPoints ergibt sich der → SocialScore.
SocialScore
Index, der innerhalb eines Range von 0 bis 100 Prozent den Grad der Übereinstimmung des Verhaltens und der Merkmalsausprägungen einer einzelnen Citizen mit der gemittelten Tendenz der Auswahlen, Bewertungen, Rankings und Klassifizierungen der Mates ihrer SocialUnit abbildet.
Der SocialScore ist der maßgebliche Wert, an dem sich der einzelne Citizen im Verhältnis zu seiner SocialUnit messen lassen muss.
Sinkt der SocialScore eines Citizens unterhalb von 80 Prozent, ist die Agency gefordert, den Dismatchten zu recentern, ihn also zu Mitteln und wieder in den Bereich der Berechenbarkeit zu liften.
Der SocialScoreUrb ist ein Wert, der nur innerhalb der Agency erhoben wird, und im Zuge der Heuristik der fortschreitenden Mittelung und Berechenbarkeit die Vergleichbarkeit zwischen Clustern von SocialUnits und in naher Zukunft auch zwischen sämtlichen SocialUnits der gesamten Urb ermöglichen soll.
MatchingSession
Verhalten soll berechenbar sein und bleiben. Um abweichendes und extremes Verhalten auszumitteln und mögliche Friktionen zwischen Citizens zu vermeiden oder deren Eskalation zu verhindern, ist jeder Citizen gehalten, mindestens alle 3 MegaTakte eine MatchingSession durchzuführen. Hierzu screent er die seit der jeweils letzten Session in seinem MatchingEye gespeicherten DayStreams. Ist er nicht in der Lage, mittelungskritische Situationen zu identifizieren, weisen ihn entsprechende Marker darauf hin. Sind die entsprechenden Szenarien erkannt, versucht die Citizen jegliches Verhalten auszuräumen, das ihren SocialScore beeinträchtigt. Sie überprüft ihr wirtschafts-soziales Verhalten, vollzieht negative Bewertungen ihrer Peers und Mates nach und befragt sie dazu.
Die Gruppenkohärenz bildet die Gravitationskraft, die die Zentrifugalkräfte der Abweichung und Egozentrik bändigt und wieder ins Mittel überführt. Gelingt dies mittelfristig nicht, kann ein → MatchingLoop gestartet werden.
MatchingLoop
Weicht ein Citizen dauerhaft oder signifikant von den maßgebenden Tendenzen und Merkmalsausprägungen seiner SocialUnit ab, können ihn seine Mates und Peers einem MatchingLoop unterziehen. Der MatchingLoop wird auf → Antrag des Systems hin von den Mates einer SocialUnits gewählt. Durch spezifische Fragen und Auswahlen wird der Dismatchte im Rahmen einer Transparenzintrospektion angeregt, sein Verhalten zu hinterfragen und sich wieder zu mitteln.
Letztlich ist kein Citizen ohne die Leitfunktion von Markt und Marketing und die Unterstützung und Orientierung durch seine SocialUnit denkbar. Daher ist der Prozess der Wiedereingliederung ins Mittel der SocialUnit niemals mit Zwang verbunden. Dies würde auf mittlere und längere Sicht immer Widerstand provozieren. Widerstand aber macht die Dinge unberechenbar. Vielmehr beruht die mittelnde Wirkung des Loops auf Einsicht und kann daher durchaus mehrere TeraTakte in Anspruch nehmen.
Antrag des Systems
Die von den stationären und mobilen Agenten des Systems erhobenen Daten bilden die Grundlage für das Funktionieren der Urb. Mit den begrenzten Kapazitäten des menschlichen Geistes ist es unmöglich, die Komplexität der in den digitalen Archiven der MatchingAdministration aggregierten Daten zu durchdringen. Während sich die digitalen Arme des Systems unmittelbar in die rekursiven Schleifen der technischen Abläufe der Urb erstrecken, ist der einzelne Citizen (noch) kein derart zu steuernder Regelkreis.
Daher wertet das System rund um den Takt Verhalten, Auswahlen, Bewertungen, Rangfolgen und Klassifikationen jedes einzelnen Citizens aus, identifiziert Korrelationen zum Verhalten der Mates seiner SocialUnit und der gesamten Citizenship und stellt weiter führende formale und inhaltliche Anträge, die Mittelung und Berechenbarkeit befördern.
In diesem Prozess bildet die Agency die Clearingstelle zwischen den Anträgen des Systems und deren Umsetzung in die wirtschafts-soziale Sphäre der Urb. Das System trägt an, die Agency führt aus und überwacht.
BuyingGuards
Konkurrenz und Wohlstandsstreben liefern den Citizens die Motivation zu arbeiten und sich dafür einzusetzen, dass das Wachstum nicht zum Erliegen kommt. Die BuyingGuards begleiten sämtliche Einkäufe und Erwerbungen der ihnen zugeteilten Citizens, steuern deren Einkaufsmentalität und entwickeln entsprechend ihrer Einkaufsbiografie langfristig ein gemitteltes Psychogramm, dessen Charakteristika eineindeutigen Kategorien zugeordnet werden können.
Ein Guard wird immer nur einen Kauf coachen, der das Budget eines Citizens lediglich minimal fordert, nicht aber hoffnungslos überfordert. Die Guards sorgen dafür, dass die Differenz zwischen höherer und niedrigerer Kaufkraft in einer SocialUnit innerhalb eines bestimmten Ranges bleibt, der von den Mitgliedern nicht als negativ empfunden wird. So wird abweichendem Verhalten vorgebeugt und auch das Matching der Mitglieder mit unterschiedlicher Kaufkraft innerhalb eines SocialUnits bleibt gewahrt.